Mit der schnellen Hilfe, die er von Airika beim Holzhacken erhielt, hatten die beiden schon bald einen ansehnlichen Stapel an Brennholz gehackt. Das war insofern gut, da es hierzulande in der Nacht, vor allem zu dieser Jahreszeit, ziemlich kalt werden konnte – und schließlich hatte nicht jeder so einen tollen Mantel wie Rai! Zudem fiel Rai auf, wie sehr sich Airika doch in die Gruppe integrierte. Als er sie das erste Mal kennenlernen durfte, damals bei diesem Job auf der Rübenfarm, war sie noch etwas schüchtern und ängstlich gewesen. Aber wer konnte ihr das denn verübeln? Wenn Rai an die Zeit zurückdachte, als er noch frisch aus der Akademie kam, da war er genauso schüchtern gewesen. Man wächst schließlich an den Herausforderungen, die einem in den Weg gelegt werden. Schließlich war das das Ziel eines jeden Ninjas: stärker zu werden. Später würde Rai ebendiese Worte am Lagerfeuer aussprechen, wenn sie sich alle zusammen an der Hitze des Feuers erfreuten. Aber zuerst sollte es ums Essen gehen, denn schließlich hatten Airika und Yakumo ein totes Wildschwein ans Camp gezerrt. Nun, Rai war froh, dass für Essen gesorgt war, aber das hieß noch lange nicht, dass er die Jagd befürwortete. Aber wie dem auch sei, als die beiden Holzfäller mit der Arbeit fertig waren und das gehackte Holz in ein Lagerfeuer verwandelt hatten, fragte sich die ganze Runde, wie sie denn das Wildschwein überhaupt verwerten sollten. Der Blauschopf hatte keine Ahnung davon und er ging mal davon aus, dass die anderen die auch nicht hatten, da sich die fragenden Blicke in der Runde anhäuften. Die Frage war daher also, wie… warte mal. Was machte der Kurier-Ninja jetzt hier? Gerade als sich der Takeshi an die Verarbeitung des Wildschweins machen wollte, mehr schlecht als recht, erschien wie aus dem Nichts ein Kurier-Ninja, der seine Augen sofort auf die Nara fixiert hatte. Zunächst kramte er wortlos in seinen Taschen herum, bis er mit einem euphorischen „Ah!“ einen etwas zerknitterten Briefumschlag aus seiner Brusttasche hervorzog. Der Takeshi ahnte schon, was passieren würde, ehe der Kurier-Ninja den Briefumschlag der Nara übergab. Dabei verlor er wenige Worte: „Nara Akiko? Du sollst umgehend ins Dorf zurückkommen. Mit der Dorfverwaltung ist alles besprochen, macht euch keine Sorgen um die Mission.“ Und mit diesen Worten verschwand er so plötzlich, wie er gekommen war; er hinterließ bloß eine kleine, aufgewirbelte Staubwolke. Mit fragendem Blick und verschränkten Armen, wandte sich Rai an Akiko, die gerade den Brief geöffnet, gelesen und in ihrer Tasche versteckt hatte. „E-es ist wegen meiner Familie. Irgendwas ist passiert und da muss ich schnell hin. Hoffentlich macht das keine Probleme?“, meinte sie, sichtlich verunsichert über die Nachrichten, die sie gerade ereilt hatten. Mit einer winkenden Handbewegung antwortete er ihr: „Ja, kein Problem. Pass aber beim Heimweg auf!“ Und mit einer tiefen Verbeugung verabschiedete sie sich, um daraufhin in der finsteren Nacht zu verschwinden.
„Hm, da waren’s nur noch drei. Hatte ich schon öfters, kann man nichts machen. So, wie mache ich das jetzt am besten…“, sagte er nachdenklich und kratzte sich dabei an seinem nicht vorhandenen Bart. Eigentlich wollte man ja nicht, dass die Innereien des Tiers beschädigt werden, denn dann war der ganze Rest versaut. Also war es eher eine Frage des Glücks, ob sie heute das Wildschwein essen würden oder nicht, denn von Anatomie hatte der Takeshi keine Ahnung. Nun, zumindest bei Tieren nicht. Aber immerhin wollte er es versuchen. Demnach fokussierte er ein wenig an Raiton-Chakra in seinem rechten Zeigefinger, damit er mithilfe des Raiton: Naifus das tote Wildschwein Stück für Stück auseinandernehmen konnte. Einiges wurde beim Zerteilen bereits gekocht, das waren aber eher kleine Teile, während die größeren Stücke aufm Lagerfeuer landeten. Aber gut sah anders aus. Die Steaks, die er notdürftig herausschneiden konnte, hatten keine ästhetische Form und sahen auch nicht besonders appetitlich aus. Beim Abziehen des Fells gingen auch große Teile verloren, da er es anfänglich sehr unsicher war, wo er denn überhaupt richtig reinschneiden konnte und wo nicht. Aber das, was er verwerten konnte, sollte für diese Nacht erstmal reichen. Während die drei auf die Steaks warteten, die gerade knusprig auf dem Lagerfeuer dahinbrutzelten, erzählten sie sich Anekdoten aus vergangenen Tagen und quatschten über den Shinobi-Weg, der einen seit der Akademie begleitete. Als die drei Ninjas schließlich mit dem Essen fertig waren, erhob sich Rai von seinem Sitzplatz – ein kleiner Baumstumpf, der just zu einem Sitzplatz umfunktioniert wurde –, streckte sich und fragte in die Runde: „Ich denke, es ist Zeit zum Schlafgehen. Morgen haben wir eine weite und harte Reise vor uns, da sollten wir schließlich ausgeruht sein, oder nicht?“