Seit er sich nach Konoha verirrt hatte, war es Daisuke schwer gefallen im Angesicht des „Feindes“ locker zu bleiben. Zuvor war er unbeschwert in diese Situationen gegangen. Er hatte da stets Yutos Einschätzung vertraut, Freunde gewonnen und alles auf sich zukommen lassen. Doch was ihm bei dieser verheerenden Mission zugestoßen war, hatte ihn nicht nur wachgerüttelt, sondern auch sehr vor den Kopf gestoßen. Vor allem weil eine Dame, der er vertraut hatte, ihm einmal mehr das Messer in den Rücken gestoßen hatte. Diese Hexe… Der Gedanke an sie verursachte einen unangenehmen Schmerz in seinem Kopf, der dem sehr ähnlich war, den man verspürte, wenn man zu schnell Eis verspeiste. Doch nun war ein Abend, der nicht für solch unangenehme Gedanken gemacht war. Hier gab es keinen Feind und das musste Daisuke immer wieder in sich wachrufen.
Ein interessanterer Gedanke wäre doch: Wie lange würde es für den Chuunin wohl dauern Kayros unter den Tisch zu trinken? Ja, seine Laune wurde deutlich besser, je mehr er sich auf die Situation einlassen konnte. Er setzte sich mit dem Sunanin an einen Tisch, um sie herum waren viele laute, trinkende Menschen. Hin und wieder sah man auch jemanden umhertanzen, hörte ein wenig Gebrüll… Aber das schönste Geräusch war das viele Gelächter um sie herum. Glückliche Menschen, die sangen, alberten und einfach Freude hatten. Er hatte einen unglaublich erfüllenden Beruf, tolle Freunde und eine Familie, aber irgendwie hatte er das hier völlig vergessen. Der Alltag ließ die Sicht auf diese einfachen Dinge völlig verschwimmen… Daisuke freute sich über die nette Geste des jungen Mannes etwas für ihn zu bestellen. Da sie sich schon eine Weile kannten, wusste der Blonde durchaus, dass sich Daisuke locker hätte leisten können ihn einzuladen, aber hier ging es bestimmt nicht ums Geld, sondern eine freundschaftliche Geste. Daisuke wäre wohl nicht er selbst, wenn er nicht rasch und unauffällig, wie ein Ninja das eben tat, auf die besonderen Schätze der Kellnerin blickte. Ein schelmisches Grinsen zeigte sich kurz auf seinen Lippen, dann war er aber auch wieder bei der Sache. Man musste doch seine Jugend ein wenig genießen… Wieder zurück bei Kayros lauschte er dessen Frage und grinste befreit. „Ich versuche so viel wie möglich von dieser Reise mitzunehmen und diese Freizeit zu genießen. Wann kommt man schon mal in ein fremdes Land mit solch guten und einfachen Absichten? Und hier gibt es durchaus einige Schönheiten zu betrachten!“, erklärte er ein wenig euphorisch. Hoffentlich dachte Kayros nun nicht, dass Daisuke mit den Schönheiten nur die üppig bestückte Kellnerin meinte. „Eine Reise, auf der man mal nicht auf die Arbeit konzentriert ist, ist wirklich eine willkommene Abwechslung… und es fühlt sich auch ganz anders an. Und es ist schön bekannte Gesichter zu treffen.“ Ganz so direkt wie Kayros war der Chuunin da nicht. Obwohl er das Herz auf der Zunge trug, war er doch ein wenig unbeholfen so manches Gefühl auszudrücken. Selbstverständlich war Daisuke der typische Heimwehtyp, der jede Chance nutzte mit seiner Familie in Kontakt zu kommen, aber mal abzuschalten, wenn auch nur für einen Moment, war sehr angenehm. Aber bevor er die Frage zurückgeben konnte, stand die hübsche Kellnerin schon neben ihnen und stellte ihnen immerhin schon einmal ein wenig Alkohol vor die Nase… Und davon nicht wenig, wenn man bedachte, dass es Sake war. Die Kellnerin erklärte ihnen, dass man dieses Getränk am besten ganz heiß genießen sollte, aber darauf achten musste, sich nicht die Zunge zu verbrennen. Hah, sie sprach doch hier nicht mit einem Anfänger! Der Chuunin hob sein Glas und streckte es Kayros entgegen: „Auf eine von vielen Begegnungen, die zum Feiern geschaffen wurden!“ Der Chuunin strahlte. Man traf viele unterschiedliche Persönlichkeiten bei ihrer Arbeit, lernte mit jeder Aufgabe neue Shinobi und Kunoichi kennen… Aber die, die man wiedertraf, waren diejenigen, die wirklich im Gedächtnis blieben.