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E4 - Ein ganzes Stück Nichts

Yuudari Umiko

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Na Prima. Da stand sie nun mit beiden Füßen fest auf dem trockenen Boden und einem Ausblick der ringsherum offen war und nach einer absolut langweiligen Ödnis aussah. Es war ja nicht einmal nur schrecklich fad hier. Die Yuudari stand in ihren schwarzen Klamotten komplett eingekleidet mit dem Ansô oben drüber und der Kapuze auf den Kopf… und sie kam nicht umher festzustellen, dass sie für dieses Gebiet nicht geschaffen war. Die Kunoichi hatte ein Händchen dafür in lebensfeindlicher Umgebung zu landen, glaubte sie allmählich. Seufzend zog sie die Kapuze vom Kopf und sah sich erneut einmal komplett um sich herum um. Doch da war nichts… wirklich gar nichts. Trockene Erde, Staub, mit etwas Glück mal einige Felsen, eine brennende Hitze, die auf ihr schwarzhaariges Köpfchen knallte und ein klarer, blauer Himmel. Für eine Genjutsuka gab es wohl kaum Schlimmeres. Vielleicht hatte es sein Gutes, denn hier konnte sich niemand an sie heranschleichen, aber das Terrain konnte sie auch nicht sonderlich nutzen. So oder so gab es sicher bessere Orte, an denen man sich gerade befinden konnte. Wieso trugen die Yuudari noch gleich diese schwarzen Mäntel? Es hätte sicher für eine so trockene Steppe eine angenehmere Alternative geben können… Wie hatte das alles eigentlich gleich angefangen? Darüber konnte man sich doch noch einmal in Ruhe Gedanken machen, während man langsamen, gleichmütigen Schrittes durch das weitläufige Gebiet lief, auf der Suche nach einer besseren Alternative…

Umiko erinnerte sich daran, dass ihr Vater höchst persönlich zu ihrem momentanen Wohnort gekommen war, um sie darüber zu informieren, dass sie einen wichtigen Auftrag hatte. Man hatte sich sogar fast einbilden können etwas Freude in seinem Gesicht zu sehen, als er davon berichtete, dass der Auftrag seiner jüngsten Tochter darin bestand an einem Chuuninexamen teilzunehmen. Von Anfang an hatte Umiko nicht so recht gewusst was sie davon halten sollte. Das sollte man nun nicht falsch verstehen. Die Yuudari wollte gern eine gute Kunoichi werden und ihren Vater stolz machen, doch wenn sie sich selbst so betrachtete, war sie sich noch nicht sicher, ob sie so fähig wie die wenigen Chuunin war, die sie mal gesehen oder kennengelernt hatte. Ihr Vater schien jedoch große Hoffnungen in sie zu setzen, also konnte es kaum so unwahrscheinlich sein, oder? Der darauf folgende Gedanke war, was wohl die Strafe dafür werden würde, wenn sie es nicht schaffte, aber sobald dieser eingetreten war, schlug zeitgleich mit ihm etwas mehr Motivation ein. Sie musste das hier schaffen, sonst müsste sie sicher wieder mit ihm trainieren und sie war froh zumindest wieder etwas Freiheit gewonnen zu haben…
Dann kamen sie an… Hier, auf dieser Insel. An den Gedanken, dass rund um das Feld herum Wasser war, war sie ja von Soragakure schon gewöhnt. Allerdings schien diese Insel laut Erklärungen des ersten Prüfers, dem sie begegnet waren, schon ein etwas anders Kaliber zu sein. Er hatte von unterschiedlichem Klima und Herausforderungen gesprochen. Das sprach doch jetzt schon nicht sonderlich für Umiko, deren Körpermasse zu siebzig Prozent auf Pudding und nicht aus Muskeln bestand… Die Regeln waren simpel formuliert und ziemlich verständlich. Umiko hatte sich alles schnell eingeprägt und die ihr überreichte Plakette mit großen Augen angestarrt. Das war es, was es zu schützen galt… Ein Button, wie er simpler kaum sein konnte… Die Nummer, die sie darauf ziehen durfte, war genauso wenig aussagekräftig, aber hatte dennoch etwas an sich, was Umiko nicht gefiel. Sie waren alle nur mit demselben Ziel hier und dass man sie dagegen einander anstachelte, war schon irgendwie herzlos. Aber wer war sie schon, dass sie darüber urteilen konnte? Kaum war das erledigt, ging es schon weiter… Ob sie das schaffen konnte? Der Wille war sicher da und bisher glaubte sie daran, dass sie alles tun würde, um an dieses Ziel zu kommen. Aber obwohl sie meist so aussah, war die Yuudari keine Puppe…

Apropos Aussehen… Ihr Vater hatte sie in einen Aufzug gequetscht für diese Aktion, der ihr unangenehmer nicht sein könnte. Dass er sie stets zwang sich so schick zurecht zu machen, um den Clan bestmöglich zu präsentieren, hatte sie ja schon langsam akzeptiert, aber das heute war eine ganz andere Geschichte. Wenn es nicht lebensnotwendig war, würde sie ihren Ansô nicht ausziehen. Wirklich NIEMAND wollte wissen, was sie darunter hatte anziehen müssen. Kein Mensch sollte sie so sehen. Deswegen zog sie es auch in dieser Umgebung vor den Mantel nicht abzulegen. Immerhin musste sie das schwere Kunsthaar nicht tragen…
Aber wie es schien, hatte die Yuudari noch Glück im Unglück. Einige Male blinzelte sie, rieb sich die Augen und ein erleichtertes Seufzen brach aus ihr heraus. Sie hatte zwar das Zeitgefühl verloren, aber sie war sich sicher, nicht allzu lang bis zu diesem Punkt gebraucht zu haben. Offenbar hatte Umiko diese Hürde überwunden. In noch recht weiter Ferne entdeckte etwas höheres Gelände. Sie kam hier wieder raus… Allerdings waren es noch recht zögerliche Schritte. Hier war sie allein, konnte alles sehen… Dort lauerte vielleicht jemand, der ihr diese Nummer abnehmen wollte. Vielleicht dachte jemand gerade genau daran diese eine Nummer von ihr zu bekommen. Aber man wusste ja nicht, dass sie diese hatte, nicht wahr? Also auf in bessere Gefilde… Ein Schritt zurück konnte sie immerhin nicht nach vorn bringen.

Tbc: F3 – Gebirgiges Gebirge
 

Kiyama Mura

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Von D4 kommend

Die brennende Sonne knallte mit aller Unbarmherzigkeit auf den jungen Kiyama nieder. Mura erinnerte sich wieder daran, dass der Shinobi, der ihn zu seinem Startpunkt geleitet hatte, mit ihm einen Umweg über die Berge im Norden genommen hatte. Die Erinnerung war ihm aber erst jetzt wieder gekommen, denn an die vor ihm liegende Ebene konnte er sich so gar nicht erinnern. Dafür wusste er nun, warum sein Begleiter diesen Weg gewählt hatte. Die Sonne brannte auf seinem Schädel und nirgendwo auch nur ein Hauch einer schattenspendenden Pflanze oder gar eines kleinen Bächleins. Ein weiteres Mal griff Mura hinter sich, fischte dieses Mal aber nach einer Schriftrolle. Vorsichtig entfernte er die Wachsversiegelung und entrollte sie soweit, bis er die Schriftzeichen und Symbole fand, die er suchte. Ein wenig Chakra und zwei, drei Handgriffe später hatte er ein Ersatzhemd, das er auf diese Weise aufbewahrt hatte, um seinen Kopf geschlungen. Als Kumonin war er ohnehin nicht die extremsten Temperaturen gewohnt und dementsprechend anfällig, während eines Examens konnte aber jeder Hauch von Schwäche, von Schwindel bis Unkonzentration, furchtbare Folgen haben. Wäre er sich über den Aufbau der Insel bewusst gewesen, er hätte es wohl dem Prüfer gleichgetan und den Umweg genommen.
Nun aber stand er hier und verfluchte sich und seine Entscheidung. Als er sich zunehmend von der Bergregion entfernt hatte, hatte er schnell feststellen dürfen, dass er nur zwei Möglichkeiten hatte: weiter in den Süden in eine stark bewaldete Region oder aber in den Osten, wo sich schnell abzeichnete, dass er auf eine gering bewaldete Gegend stoßen würde. Zugegeben, es hatte noch die Möglichkeit gegeben, einen weiteren Berg zu besteigen, doch das schien ihm, der gerade erst von solchen Höhen herabgestiegen war, alles andere als reizvol. Dennoch war ihm die Wahl nicht leicht gefallen.
In einem Wald konnte er am ehesten seine breitgefächerte Ausbildung in Tai-, Nin- und Genjutsu zur Geltung bringen. Außerdem war auch sein gesamter Kampfstil darauf ausgelegt, langsam und schrittweise eine Lücke in der Verteidigung des Gegners zu suchen und diese dann erbarmungslos zu nutzen. Auf einer offenen Ebene drohte er dagegen von einem ausreichend schnellen oder auf einen Bereich spezialisierten Kontrahenten überlaufen zu werden.
Auf der anderen Seite hatte eine Ebene in vielfacher Hinsicht auch ihre Reize. Mura, der durch den Aufbau seiner Falle und das Überqueren der alpinen Passagen erheblich Zeit eingebüßt hatte, hoffte, durch die gerade und hindernisarme Strecke und einem ausreichend hohen Tempo endlich Anschluss an seine Kontrahenten zu bekommen. Zudem war die Wahrscheinlichkeit, dass im Wald andere Shinobi nur auf einen Narren warteten, der in ihren Hinterhalt geriet, viel zu hoch. Wie es hinter der Ebene aussah, war eine andere Frage, mit der er sich beschäftigen würde, wenn es soweit war. Zuletzt und damit maßgeblich für seine Entscheidung war aber, dass er sich gut vorstellen konnte, dass sich ein nicht unerheblicher Teil seiner Kontrahenten dazu tendieren würde, wieder zur Kathedrale zurückzukehren. Gerade dieser Punkt gab am Ende den Ausschlag und so fand sich Mura nun in dieser trostlosen Gegend wieder.
In gewisser Weise hatte sich ja sein Wunsch erfüllt. Er lief nun schon fast eine Viertelstunde durch diese Ebene, ohne Opfer eines Hinterhaltes geworden zu sein. Obwohl... Wenn er ehrlich war, sehnte er sich sogar ein bisschen nach ein bisschen Abwechslung. Ja, er war sogar fast ein wenig enttäuscht, dass wieder nichts passierte. Bei seinem letzten Examen hatte er versucht, die Spitze eines riesigen, dennoch räumlich begrenzten Turmes zu erklimmen, und somit durchgängig Kontakt mit anderen Shinobis gehabt. Und hier... Ein Seufzen entfloh seinen Lippen.
Nun gut, was erwartete er denn auch? Auf dieser riesigen Insel jagten sich acht Anwärter. Die Tatsache, dass er nun in der zweiten Stunde auf niemanden getroffen war, sollte ihn also nicht verwundern. Mura versuchte sich ein bisschen aufzuheitern. Er musste es einfach als Chance sehen, seine Kräfte zu schonen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er auf jemanden treffen würde und dann konnte er jede aufgesparte Kraftreserve gut gebrauchen. Außerdem… Er war zwar furchtbar aufgeregt gewesen, als ihm die Regeln des Examens mitgeteilt worden waren, aber er meinte, dass der Leiter des Examens, ein bleicher, etwas hagerer Typ, über Maßnahmen gesprochen hätte, sollten Teilnehmer nicht wie nach Wunsch zu einander finden. Was damit wohl gemeint war? Entsetzt blieb Mura stehen, als ihn eine schreckliche Befürchtung überkam. Er hatte bis dahin diese Maßnahmen immer als positives Element verstanden. Wenn nun aber dieser Eingriff das Ende seines Examens wegen, sagen wir mal, Ineffektivität bedeutete…
Gott, wäre das peinlich. Missmutig trat er gegen einen Stein, der einige Meter weiter kullerte. Sein Lächeln, Muras absolutes Erkennungszeichen, war erloschen, an seine Stelle war ein Zucken des Mundwinkels zu sehen, sein zweites, nicht ganz so prägnantes Merkmal. Es bedeutete, dass er gerade intensiv nachdachte. Grummelnd schaute er sich um, nichts als Sträucher, Steine und Sand oder wie eine kluge Kunoichi vor ihm sagte: Ein ganzes Stück Nichts...
Seine Kopfdeckung richtend setzte er seinen Weg fort. Hoffentlich würde er bald das Ende dieser Ödnis erreichen.
 

Sakaida Mai

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Wie wäre es jetzt, das Rauschen des Meeres hören zu können? Dazu noch der ein oder andere Laut einer Möwe.. Tja. Doch alles, was Mai hatte, war die Hitze und der Sand. Wie gerne hätte sie sich die Zeit an der Lagune vertrieben! Bestimmt würde da auch eine sanfte Brise wehen.. „Schluss damit!“, schimpfte sie sich gedanklich, um endlich davon abzulassen. Die Träumerei machte diese Wüste auch nicht angenehmer! Und mal ganz abgesehen davon, Mai war ja auch nicht zum Faulenzen hier! Nein. Sie war hier, um das bereits laufende Chuunin-Examen bei Bedarf in die richtigen Bahnen zu lenken oder um Genin ein kostbares Geheimnis preiszugeben, sollten sie es verdient haben. Und das war eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, ja. Würde Mai nämlich ihre Zeit am Strand verbringen, würde das nur ihre Konzentration stören, genau. Dennoch, so eine sanfte Brise wäre doch nun wirklich..

Aufmerksam ging ihr Blick nach oben. Das diente nicht unbedingt einer besseren Sicht, denn Mai saß versteckt in einer Gruppierung mehrerer großer Steine. Doch sie musste sich konzentrieren, um eventuell ein weiteres Geräusch zu vernehmen, welches die Anwesenheit eines Zweiten verriet. „Als hätte jemand einen Stein weggekickt.“, ging es Mai durch den Kopf. Während sie sich lautlos von ihrem Versteck aus umsah, fiel ihr auf, wie froh sie eigentlich war, nicht mehr in der Rolle des Prüflings zu befinden. All der Stress! Und das oft schon Wochen zuvor. Gut, dass sie das schon hinter sich hatte. „Bleib bei der Sache!“, mahnte Mai sich erneut, hob die dünne Kapuze ihres leichten Stoffkleides ein wenig vom Gesicht und sah sich erneut angestrengt um. Und endlich! Da kam tatsächlich jemand in ihre Richtung angetrottet. Mai ballte die Hände zu Fäusten und erfreute sich, endlich zur Tat schreiten zu können. Zu lange hockte sie schon in dieser Ödnis. Doch als ihr Zielobjekt näher kam und der Blauschopf den jungen Mann erkannte, welcher auf sie zukam, fror ihr Lächeln ein. „Mura?!

Natürlich. Er hat ja bereits am letzten Examen teilgenommen. Aber dass er sich nach all dem, was erst vor kurzem geschah, in der Lage sah erneut mitzumischen, überraschte Mai. Ihre blauen Augen schlossen sich einen Moment lang, sie atmete tief durch und versuchte, den angestiegenen Puls wieder zu senken. Es kam eben, wie es kommen musste. Und obwohl es Mai ein wenig gegen den Strich ging, so hatte sie versichert, ihre Aufgabe in diesem Examen ernst zu nehmen. Aber man musste stets das Positive an einer Situation finden! Und immerhin: Da die junge Dame Mura ja schon lange kannte und auch über seine derzeitige Lage Bescheid wusste, konnte sie sich schnell einen Plan zurechtlegen. Es würde Mai’s schauspielerisches Talent und ihre Standhaftigkeit auf die Probe stellen, aber vielleicht konnte sie Mura damit auf lange Sicht helfen. Ein letztes Mal atmete Mai durch, ehe sie die Fingerzeichen des Henge no Jutsu formte. Es wurde Zeit, ihren Freund zu überrumpeln. Und zwar so, wie Yuriko Nanami es tun würde.

Blitzschnell schoss Mai in Gestalt von Nanami, Mura’s ehemaliger Lehrmeisterin, aus ihrem Versteck. Und genauso schnell hatte sie Mura die Beine weggezogen, sodass er kurz Bekanntschaft mit dem Boden machte. „Tut mir Leid, tut mir leid, tut mir leid!!“, schoss es Mai durch den Kopf, während der Kumo-Nin wieder aufstand. Und sie ließ nicht lange auf sich warten. Denn als Mura sah, wem er das zu verdanken hatte, machte Mai gleich weiter: „Ich dachte, ich hätte mich verhört, als sie sagten, du seist zum Examen angetreten! Was zum Teufel hat dich geritten, hieran teilzunehmen?!“, maulte sie. „Ich finde es ehrlich gut, dass du das machst!“, hing Mai jedoch gedanklich an. Ein wenig überrascht war der Blauschopf schon, wie gekonnt ihr der erste Satz als Nanami über die Lippen ging. Am besten, sie legt noch schnell was nach: „Glaubst du denn wirklich, du bist bereit dazu? Vielleicht habe ich dein letztes Dilemma falsch in Erinnerung, aber mit Ruhm hast du dich ja nicht gerade bekleckert.“ Energisch stemmte Nanami alias Mai die Hände in die Hüften. „Da du dich soeben von einer Greisin hast überrollen lassen, gehe ich kaum von Fortschritten aus.“ Innerlich bebte Mai bereits. „Ich hab’s ja gesehen, du bist wirklich gut geworden!“ Das war aber auch ein Konflikt! Aber sie machte es gut, nicht aufgeben, Mai! „Wie ging die Mission eigentlich aus? Starben außer mir auch noch andere?! Was ist denn mit der Hyuuga, Kayros und Mai?“ Seufzend schüttelte Nanami den Kopf. „Will ich das überhaupt wissen, ohne vor Scham im Boden zu versinken?
 

Kiyama Mura

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Mancherlei Erkenntnisse und Gedanken schossen durch Muras Gehirn, als sich sein Hinterteil mit großer Geschwindigkeit dem harten, staubigen Boden näherte. Erstens: Die Vorstellung, in dieser Ödnis vor jedem Hinterhalt sicher zu sein, hatte sich gerade als ein fataler Irrtum erwiesen. Denn ein Schemen war zwischen einigen Felsen hervorgesprungen und war so schnell über ihn hergefallen, dass er gar nicht so recht wusste, wie ihm geschah. Zweitens: Scheinbar machte ihm die Sonne doch mehr zu schaffen als bisher geglaubt. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, des gut überschaubaren Geländes und seiner Erfahrung war es seinem Kontrahenten ein Leichtes gewesen, ihn in einen Hinterhalt zu locken. Der einzige plausible Grund für so ein Missgeschick war die Tatsache, dass sein Hirn aufgrund der enormen Hitze einen Teil seines Scharfsinnes eingebüßt hatte. Außerdem hätte er sich auch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte denken können, dass diese kleine Felsformation ein gutes Versteck bieten würde. Zu allem Überfluss war er auch noch so pfiffig gewesen, gegen einen Stein zu treten, der klackernd gegen eben jene Felsformation gekracht war. Kurz: Er hatte wirklich alles getan, um ja auf sich aufmerksam zu machen.
Doch genug der Gedanken, denn mehr Zeit hatte Mura nicht für seine Überlegungen, als sein Hinterteil bereits eine unangenehme Bekanntschaft mit dem harten Boden machte. Der Schmerz entlockte ihm ein Aufstöhnen. Das würde einen blauen Fleck geben. Viel schlimmer war aber, der Kumonin mit dem sprichwörtlichen Rücken zur Wand stand. Sein Gegner hatte ihn überlistet, befand sich im Gegensatz zu dem auf dem Arsch sitzenden Kiyama in einer erhöhten Position und hatte sich klugerweise direkt in den Schein der Sonne gestellt, um den Chuuninanwärter zu blenden. Trotz dieser prekären Lage wollte sich der Kiyama nicht geschlagen geben. Mit einer raschen Rolle rückwärts versuchte er ein bisschen Platz zwischen sich und seinem Angreifer zu schaffen.
Mal sehen, wie ihm mein Gegenangriff gefällt.
Noch in der Drehung griff Mura nach seiner Beintasche und zog einen Kunai hervor. Kurz nach der dritten Rolle des Jun ni Tekkai brach er mitten in der Bewegung ab und schoss stattdessen mit gezückter Waffe nach vorne. Er wusste nur zu gut, wie überraschend dieses Element des Garuda-Kampfstils für den Unwissenden war. Michiyo Kumiko war die einzige Person dieses Examens, die seiner Meinung nach diese Technik kennen oder gar beherrschen konnte. Schließlich hatte er doch damals, bei einem Trainingskampf, auf leidvolle Art und Weise erfahren müssen, über welch enormes Potential die Taijutsuka seines Dorfes verfügte. Mit Schrecken hatte er schon auf der Hinfahrt registriert, dass das Mädchen, das ihm schon als frischgebackene Genin beinahe eine empfindliche Niederlage zugefügt hatte, nun gereift und erfahren an diesem Examen teilnehmen würde. Zu spät wurde ihm bewusst, dass, wenn nun eben diese Kumiko ihm aufgelauert hatte, sie auch entsprechende Gegenmaßnahmen gegen seine Technik würde ergreifen können. Doch da hatte Mura schon einen Satz nach vorne gemacht, die Waffe in seiner Rechten zum Schlag bereit würde er seinem Kont…
Fassunglos starrte der Kiyama auf das Antlitz der Person vor ihm und blieb so rüde stehen, dass eine dichte Wolke aus Gestein, Dreck und Sand seine Beine verhüllte. Dieses…Dieses Gesicht. Das konnte doch gar nicht sein. Der Kumonin schüttelte seinen Kopf in der Hoffnung, in Wirklichkeit einem Trugbild und damit irgendeinem Hirngespinst seiner übersteigerten und durch Hitze noch weiter angereicherten Phantasie auf den Leim zu gehen.
Na…Nanami? Was? Warum? Wie? … Bald hätte Muras Kopf alle potentiellen Fragepronomen durchgearbeitet. Doch stattdessen entschied sich sein Hirn dafür, komplett auszusetzen. Vollkommen paralysiert und stumm stand er da und war fassungslos. Die These, dass sich hinter der Maske seiner alten Lehrmeisterin in Wirklichkeit eine gute Bekannte und enge Freundin verbarg, die genau wusste, welche Missgeschicke und Schrecken die letzten Monate seines Lebens gezeichnet hatten, eben diese These hatte gar keine Gelegenheit, sich in seinem Kopf zu formen. Denn mit einer Miene voller Enttäuschung, Strenge und Unwillen betrachtete die als seine Lehrmeisterin getarnte Kunoichi den Kiyama, als sie anfing zu sprechen. Jede Aussage, ja jedes Wort, das er daraufhin vernahm, traf ihn wie der Stich eines Dolches. Nanami hatte doch Recht. Was hatte er hier auf dieser Insel zu suchen? Er war schlecht trainiert, hatte viele, geradezu tödliche Fehler begangen und Freunde in Gefahr gebracht. Er war ein Idiot. War es denn nicht so, dass Nanami das Anmeldegesuch zu der diesjährigen Prüfung unterschrieben hatte, als sie noch gar nicht wissen konnte, welchen Mist ihr Schützling in näherer Zukunft verzapfen würde. Auch in anderer Hinsicht hatte die Greisin Recht: Er war schlecht. Nachdem man ihn aus den Stollen in der Nähe Yugakures gerettet hatte, folgte eine lange Phase der Krankenhausaufenthalte und psychologischen Tests. Als der Kumonin schließlich wieder einen Kunai in Händen gehalten hatte, war das Gefühl so seltsam und so ungewohnt gewesen, dass er die ersten Tage nur mit dem Einüben von Grundtechniken beschäftigt gewesen war. Leider war der Erfolg ausgeblieben. Während er schnell wieder im Nin- und Genjutsubereich an die alte Form hatte herankommen können, hatte er viele Defizite im Nahkampf feststellen müssen. Mit Wut, Zorn, ja schließlich mit Verzweiflung hatte er auf diese Erkenntnis reagiert, da jedes Bemühen wirkungslos verpuffte.
Dementsprechend geknickt und nur ein Schatten seiner selbst stand er da vor seiner Lehrmeisterin und rang um Worte…
Ich wol…Es…s…Mura brach ab, atmete hörbar durch und versuchte sich zu beruhigen. Unverwandt schaute er mit seinen blauen Augen seine Gegenüber an.
Ja, ich habe versagt. Versagt, enttäuscht und betrogen. Ich habe jedes Vertrauen verspielt, meine Freunde hintergangen und…oh Gott, ich dachte, ich hätte dich verloren. Du? Ja, Mura, der so viel Wert auf gutes Benehmen legte, hatte Nanami geduzt. Wer aber in Muras Gesicht blickte, wusste auch warum: Tränen stiegen in Mura auf. Tränen, die er Wochen und Monaten mühsam zurückgedrängt hatte, liefen nun seine Wangen herab. Seine Beine versagten ihm den Dienst, sodass er sich auf seinen Beinen sitzend vor der Greisin wiederfand. Mit stockender und gebrochener Stimme fuhr er fort: Ich habe alles verloren, alles, was mir wichtig war. Was bin ich noch? Sensei, ich habe vielleicht nie so sehr wie jetzt deine Hilfe gebraucht. Ich weiß nicht, ob mir die drei jemals verzeihen können.
 
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Sakaida Mai

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Es war eine wahre Herausforderung für einen Menschen, wie Mai es war, einen Menschen zu spielen, wie wiederum Nanami es war. Bereits wenige Worte von Mura genügten, um ihre überzeugende Fassade bereits bröckeln zu lassen. Wahrscheinlich war es Glück im Unglück, als der junge Mann vor Mai zusammenbrach und seinen Gefühlen freien Lauf ließ, denn so konnte er sie nicht mehr ansehen. Er konnte nicht sehen, wie sich Nanami einen Moment lang auf die Unterlippe biss und den Blick kurz abwandte, um eigene Tränen schnell wieder zu verdrängen. Auch musste Mai ihre Hand zurückhalten, welche kurz Anstalten machte, in ihre Haare zu greifen. So, wie sie es immer machte, wenn sie Stress hatte oder nervös war. Es tat unglaublich weh, Mura so zu sehen. Mai versuchte sich zu erinnern, wann sie zuletzt einen Mann weinen gesehen hatte, doch ihr fiel kein Moment ein. „Was hast du getan? Das war zu unüberlegt..“, schoss es ihr durch den Kopf, während ihr Gewissen sie zu erdrücken drohte. Mai musste nun versuchen, sachlich zu bleiben. Wie würde sie reagieren, wenn sie den Genin vor sich und dessen Geschichte nicht kennen würde? So hart es auch war, ihre Aufgabe war es, weiterzumachen.

Wollte Mai nicht genau das erreichen? Mura schleppte diese Bürde schon zu lange mit sich herum. Es wurde Zeit für ihn, wieder mit sich selbst in Einklang zu kommen. Nanami alias Mai atmete tief durch, sammelte sich erneut und sprach schließlich weiter, um auf Mura einzugehen. „So ein Unsinn. Keiner deiner Freunde wird dir verzeihen.“ Bamm! „Wie können sie auch, wenn sie dir keine Vorwürfe machen oder gar verärgert sind?“ Am liebsten hätte Mai noch angehängt, dass sie (also Nanami) auch nicht enttäuscht sei, doch der Blauschopf entschied, dass ihr dies nicht zustand. Langsamen Schrittes ging sie auf Mura zu, knapp ein Meter trennte sie beiden. „Ich werde dir nun etwas sagen, was für dich noch viele Jahre von Bedeutung sein wird. Hör zu, Junge.“ Einen Moment lang blieb Mai noch still, um nach den richtigen Worten zu suchen. Als sie sich gefasst genug fühlte, begann sie zu sprechen: „Deine Freunde Itoe, Kayros und Mai haben sich für ein Leben als Ninja entschieden, so wie auch du es getan hast. Euer Leben wird niemals ungefährlich sein. Durchschnittsbürger können sich nicht ausmalen, was ihr erlebt. Unglücke, mit welchen diese Leute konfrontiert werden, scheinen uns hingegen wenig belasten zu können. Sie haben es sich so ausgesucht, Mura. Wenn einer der ihren in Gefahr ist, dann heißt es auch Gefahr. Sieh mich schon an.

Durch schmale Augen sah Nanami hinab zu Mura, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. „Deine Freunde sind dir gefolgt, weil sie dich nicht verlieren wollten. Sie haben ihr großes Ziel allen Anschein nach erreicht, denn du bist wohlauf. So ist das nun einmal, wenn man verbunden ist. Würde einer von ihnen einen Fehler machen, so würdest du das Gleiche tun. Und egal was es wäre, du würdest hinter ihnen stehen. Nicht wahr?“ Sie wartete seine Antwort ab, es war vorauszusehen, wie diese lautete. „So ergeht es auch Itoe, Kayros und Mai. Lass dieses Thema ruhen oder sprich sie bei Bedarf noch einmal an. Doch enttäuschen würdest du deine Freunde dann, wenn du sie vor Scham meiden würdest.“ Der strenge, aber entschlossene Gesichtsausdruck Nanamis sollte ihre Aussage nur noch überzeugender machen. Auch wenn es letztendlich an Mura läge, ob er es annehmen würde.

Steh schon auf, Lümmel.“, forderte sie trocken. „Du sagst, du hast alles verloren? Deinen Verstand vielleicht, ja.“ Verständnislos schüttelte der eigentliche Blauschopf den Kopf. „Verloren hast du erst, wenn du dich aufgibst. Verloren, nein. Du hast gewonnen. Nämlich an Erfahrungen, welche nicht alle Shinobi machen. Du sagst, du hast einen Fehler gemacht. Richtig, einen gewaltigen Fehler. Doch du siehst es ein, erkennst deine Schwächen. Ich sehe auch darin einen Gewinn.
Hör mir gut zu, Mura. Unser Leben hält so Vieles für uns bereit, jeder neue Tag lässt uns dazulernen. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht und dass du viel durchgestanden hast. Aber du warst nicht allein und bist es auch jetzt nicht. Lerne, mit deinen Erfahrungen umzugehen und komm mit dir ins Reine, um wieder glücklich zu werden. Lass nicht zu, dass es dich blockiert.
“, sprach sie und merkte, dass ihre Stimme aus Versehen immer sanfter wurde und ihre Wortwahl so gar nicht mehr Nanami war. Mist! „Ich bin einfach nicht wie sie!“, jammerte Mai gedanklich, während sie nach Außen hin die Fassung bewahrte. Eine Weile sahen Lehrmeisterin und Schüler sich nur an. Der Blauschopf überlegte, wie sie weiter verfahren sollte, wartete ab, ob Mura dazu etwas sagen wollte. Vielleicht war der Moment günstig, diese Szenerie zu beenden.

Fass wieder Vertrauen zu dir.“, sagte Nanami mit einer Sanftheit in der Stimme und einer Herzlichkeit im Gesicht, wie man es wohl nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Mit diesen abschließenden Worten löste Mai das einfache Jutsu und stand in ihrer wahren Gestalt vor Mura. Unsicher sah das Mädchen zu ihm hoch und versuchte, etwas aus seinem Gesicht herauszulesen. Langsam griff Mai nach seiner Hand und zog ihn leicht zu sich, überwand somit den letzten Abstand zwischen ihnen und legte schließlich die Arme um Mura. „Sei bitte nicht sauer, dass ich das getan habe. Aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“, murmelte der Blauschopf, ehe sie wieder von dem Jungen abließ und einen kleinen Schritt zurücktrat.
 
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Kiyama Mura

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Von dem inneren Kampf, ob er sich auf den Gesichtszügen der Greisin abzeichnete oder nicht, bekam der Kiyama nichts mit. Vollkommen verloren, umfangen von seiner eigenen Finsternis hockte er auf der staubigen Erde. Mura schaute teilnahmslos geradeaus, sah die Geta seiner Lehrmeisterin und nahm sie doch nicht bewusst wahr. Was erwartete er nun von Nanami zu hören? Dass sie ihm vergab, eine Art Absolution erteilte und alles war vergessen? Die Aufgabe, die Insel, das Examen, all das spielte keine Rolle mehr. Denn warum war er denn hier? Er war hier, weil ihm eine innere Stimme gesagt hatte, dass es richtig war. Die innere Stimme, die ihn seit seiner Rückkehr aus Yugakure immer weiter angeleitet hatte. Sie hatte ihn handeln und planen lassen. Die Beerdigungen und Umzüge, die Verhöre und Untersuchungen, die Umzüge und all die täglichen Geschäfte, ganz von selbst hatte er diese Aufgaben erledigt. Warum? Weil sie getan werden mussten. Es hatte nie eine Zeit der Trauer oder Selbstreflexion gegeben. Natürlich, er hatte an den Gräbern seiner Familie und an der kleinen Grabstele seine Lehrmeisterin getrauert. Doch mit seinem Kummer und Selbstvorwürfen hatte er sich nicht länger als nötig auseinandergesetzt. Das hatte die innere Stimme zu verhindern gewusst. Vielleicht war sie dieser Teil, der einen Shinobi von anderen Menschen unterschied. Als Shinobi war man immer unter Strom, es gab Aufgaben, Probleme und Trainingseinheiten. Am Ende eines Tages blieb nie genug Zeit, sich über seine eigene Lebenswelt wirklich Gedanken zu machen. Wenn Mura wirklich ehrlich war, war auch seine Teilnahme an dem diesjährigen Examen nichts anderes. Obwohl er sich selbst eingeredet hatte, dass er damit allein das Andenken an Nanami hatte bewahren wollen, war doch auch einem kleinen Teil in seinem Inneren mehr als bewusst, dass er sich so auch nicht seinen persönlichen Problemen stellen musste.
War das feige? Bestimmt.
Aber es war nicht das erste Mal, dass der Kumonin auf solche Weise seinen Schmerz besiegte. Als seine Familie an einem Julitag zerrissen, sein Vater getötet und sein Bruder verschleppt wurde, hatte er sich der Trauer beinahe schon verwehrt. In dem Glauben, seinen Vater rächen und den Bruder retten zu können, hatte die Akademie, schließlich den Dienst als Genin aufgenommen. Er hatte sich damals auch eingeredet, so das Andenken an seinen Vater hochzuhalten und seiner Familie so am besten helfen zu können. Doch irgendwann war der Vater schon fast vergessen und die Hoffnung, seinen Bruder je wiederzusehen, verloren. Der Rest seiner Familie hatte währenddessen ein kärgliches Leben in dem Dörfchen Shinoha gefristet und hatte als Ersatz für den letzten verbliebenen Sohn nur regelmäßig kleine Geldgeschenke aus Kumogakure erhalten. Mit diesen monetären Zuwendungen hatte sich der junge Shinobi eingeredet, seiner Familie am ehesten von Nutzen zu sein. Doch dann kamen diese jüngsten Ereignisse. Buntaro, der sich von seinem eigenen Bruder verraten fühlte, hatte seine Mutter, die von ihrem eigenen Sohn nicht beschützt wurde, getötet. Die Blase, die er sich geschaffen hatte, war mit einem Mal geplatzt. Mura, der bis dahin die Tragödie um seine Familie gekonnt aus seinem Bewusstsein gestrichen hatte, musste sich plötzlich den Geistern seiner Vergangenheit stellen, die mit aller Brutalität sein Leben durcheinanderwirbelten.
Und nun drohte der Kiyama den gleichen Fehler zu wiederholen. Denn mit den beschriebenen Alltagsaufgaben und eben diesem Examen fing er wieder an, die Auseinandersetzung mit seinen Problemen zu meiden. Auch seine Freunde Itoe, Mai und Kayros hatte er seit dieser schicksalshaften Rettungsmission nicht mehr gesehen. Auch hier hatte er sich wieder eingeredet, nur im Sinne seiner Freunde zu handeln, wenn er sie vorerst mied. Schließlich zog seine unerlaubte Abwesenheit, ebenso wie seine Verwicklung in einem außenpolitisch unangehmen Vorfall einen Rattenschwanz von Untersuchungen und Repressionen nach sich. Auch hatte er vermutet, dass einige von ihnen erst einmal schlecht auf ihn zu sprechen waren, waren sie doch nur wegen ihm in eine prekäre, beinahe schon aussichtslose Lage geraten. Doch auch hier hatte es einen inneren Kiyama gegeben, der ganz genau gewusst hatte, dass da noch mehr war. Mura hatte sich nämlich davor gefürchtet, den drei Chuunin vor die Augen zu treten und ihre Abneigung und Enttäuschung zu sehen. Ein guter Freund brachte die, die ihm am nächsten standen, nicht in Gefahr. Wie sollte das ihm je jemand verzeihen?

Solcherlei Gedanken spukten in Muras Kopf herum, ließen ihn innerlich den schwersten Kampf seines Lebens ausfechten, während Mai in Gestalt der Greisin mit ihren eigenen, nicht viel kleineren Problemen zu kämpfen hatte. Lange Zeit herrschte so Stille zwischen den beiden Shinobi. Als doch endlich wieder ein Ruck durch die Chuunin ging, schaute der vollkommen desillusionierte Kiyama sie mit großen Augen an und gierte geradezu nach jedem einzelnen Wort. Doch als Nanami ihn darauf hinwies, das Gefahr zu dem Leben eines Shinobi gehörte, konnte er nicht an sich halten.
Das mag ja sein, aber…aber Menschen sollten für mich nicht leiden. Was bin ich denn für ein Mensch, der seine engsten Freunde in Gefahr bringt. Jede Wunde… Jede Schramme, die sie sich dabei zugezogen haben, habe ich ihnen im Prinzip selbst geschlagen. Ich…
Als Mura schließlich in die schmalen Augen Nanamis blickte, verstummte er. Wortlos stand er auf und schaute beschämt zu der alten Frau, die ihn weiterhin musterte. Der Gedanke, dass er hier nicht seiner alten Lehrmeisterin gegenüberstand, kam dem jungen Shinobi gar nicht in den Sinn. Im Gegenteil passte es eher zu seinem Weltbild, hatte er doch nie glauben können, dass die so unverwüstliche Nanami auf klägliche Art und Weise im Schlaf ermordet aus dem Leben geschieden war. Ihre Hände zu Fäusten geballt starrte dieses Urgestein ihn nur stumm an. Der Kiyama wusste nicht so recht, was das zu bedeuten hatte oder nun passieren würde. Würde sie ihn nun schlagen, weil er sie so rüde unterbrochen hatte? Seiner Meinung nach hatte er es ohnehin mehr als verdient. Denn auch gegenüber Nanami befand er sich noch in der Schuld. Schließlich mussten die Ereignisse rund um Yugakure irgendwie dafür gesorgt haben, dass die Alte ihr gesamtes Leben hatte umkrempeln müssen. Was war…
Die Fäuste immer noch geballt sprach die alte Kunoichi weiter. Ihre Worte überraschten ihn genauso wie das Einfühlungsvermögen, das sie nun an den Tag legte. Dass ihr die Bemerkungen, die sie nun vorbrachte, nicht leicht fielen, konnte sich der Kiyama gut vorstellen. Denn solch aufbauenden Worte hatte er nur ein einziges Mal aus dem Mund der Alten vernommen. Damals war er schwer verletzt aus dem Chuuninexamen ausgeschieden und hatte kläglich aussehend seinem Sensei sein Versagen zugeben müssen. Was aber wichtiger war, Mura fing langsam an, sich wieder zu fassen. Der erste Schock verflog allmählich und seine Gedanken wurden wieder geordneter.

Nanami verstummte und eine Weile legte sich eine bedrückende Stille über die beiden Gesprächspartner. Mura dachte nach, dachte viel nach. So sehr war er darauf ausgerichtet gewesen, sich selbst ein Versagen zu bescheinigen, dass er nie aus dem Blickwinkel seiner Freunde dem ganzen Vorfall gegenübergestanden hatte. Natürlich war die Rettungsmission gefährlich gewesen. Doch niemals hätte er selbst Mai, Kayros und Itoe in so einer Lage im Stich gelassen. Er hätte nicht einmal gezögert und sollte er sich auch nicht selbst wundern. Da hätte er noch so viel verschweigen und verheimlich können. Wog es da nicht schwerer, dass er diesen Menschen, denen er ja anscheinend so ans Herz gewachsen war, nicht vertraut hatte?
Und als hätte Nanami seinen Gedankengänge geahnt, sagte sie etwas, das Mura wirklich traf:
Aber du warst nicht allein und bist es auch jetzt nicht.
Es war nur ein kleiner Nebensatz, eine Randbemerkung und von Nanami vielleicht nicht so gedacht, aber ihre Worte lösten bei Mura ein Umdenken aus. Denn sie hatte Recht. Mura hatte ein Stück Familie verloren, doch er hatte auch kennenlernen dürfen, wie wichtig er anderen Menschen war. Mai…Kayros…Itoe…und all die anderen… Sie waren seine Familie geworden und sorgten sich um ihn. Zeig mir deine Freunde und ich sag dir, wer du bist. Sprach das nicht mehr als tausend Bände?
Natürlich konnte die wenigen Worte, die zwischen den beiden Shinobis gefallen waren, nicht jeden Zweifel, jedes Problem und jede Sorge einfach so beiseite wischen. Zu tief verwurzelt waren sie in dem Leben des jungen Kiyamas. Aber sein Sensei hatte ihm erneut einen Weg gewiesen. Er musste anfangen an sich selbst, vielmehr aber noch an seine Freunde zu glauben. Sie waren für ihn da, sie waren er.
Kurz atmete er auf und schaute Nanami unverwandt an.
Danke. Ich…
Mehr brachte er nicht hervor, denn im gleichen Moment verschwand die Gestalt seiner Lehrmeisterin in dichtem Nebel. Als er die blauen Haare, die bezaubernden Augen und die schlanke Figur Mais sah, sackte das gesamte Kinn des Kiyamas herab. Sprach- und hirnlos glotzte er das Mädchen an. Die Handberührung durch die Kunoichi genauso wie die anschließende Umarmung nahm er wie in Trance wahr. Für einen Augenblick waren Nanami und die Tatsache, dass sie doch nicht von den Toten auferstanden war, vergessen.
Du hast… Du warst…
Mura schüttelte den Kopf, als versuche er, durch das regelmäßige Hin- und Herwippen seinen Kopf wieder ans Arbeiten zu bekommen. Dann bemerkte er die Tränen in seinem Gesicht.
Oh, du hast mich weinen sehen.
Mura fasste sich erschrocken mit beiden Händen an die Wange, um gleichsam die Tränen und die (garantiert nicht durch Sonneneinstrahlung bewirkte) Rötung seines Gesichts zu verdecken. Doch inmitten der Bewegung stockte er.
Nein…Vielleicht ist es ganz gut, dass du mich so gesehen hast. Denn ich will immer alles alleine bewältigen, aber das schaffe ich nicht. Ich brauche dich…dich und die beiden Streithähne.
Ein recht freudloses Lächeln huschte über seine Miene. Als er sich dann doch mit den Händen über das Gesicht fuhr.
Es geht mir nicht gut. Gar nicht gut. Ich bin es nicht gewohnt, mich anderen Menschen zu öffnen, aber ich will es versuchen. Denn ich sollte mir vertrauen, mir und damit meinen Freunden…jetzt ist vielleicht nur nicht der richtige Zeitpunkt, denke ich mal…
Als er schließlich wieder die Hände aus dem Gesicht nahm, war wieder das typische Mura-Lächeln zu sehen. So bekam Mai zum ersten Mal als außenstehende Person zu sehen, wie fragil und wie künstlich das Grinsen des Kiyamas häufig war. Doch ehe die Sakaida etwas Umfangreicheres sagen konnte, fügte Mura seiner kleinen Rede eine kleine Bemerkung hinzu:
Es gibt aber bestimmt einen Grund, warum du hier bist, oder?
Ein Stirnrunzeln war auf seiner Stirn zu erkennen. Muras Vorsätze hin oder her, das Anlegen dieser Guten-Laune-Maske hatte er so sehr verinnerlicht, dass es schon ganz automatisch passierte.
 

Sakaida Mai

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Ein unsicheres Lächeln zierte die Lippen des Blauschopfs, während Mura noch immer überrascht schien, dass sie hinter Nanamis Fassade gesteckt hatte. Es war vielleicht auch ein wenig gemein gewesen, dass Mai den Wunsch Mura’s, Nanami noch einmal sehen zu können, ausgenutzt hatte. Doch die Absichten des Mädchens waren durch und durch gut gewesen. Und es war schön zu sehen, dass es nicht umsonst gewesen zu sein schien. Dennoch wunderte es Mai, dass die ersten wirklichen Worte von Mura davon handelten, dass sie ihn weinen gesehen hatte. War das ein Problem? Irgendwie vielleicht schon, ja. Aber in Relation zu dem, was den Jungen ansonsten so belastete: War dies das Problem? Kopfschüttelnd holte Mai bereits Luft, um ihn versichern zu können, dass er sich deswegen nicht schämen bräuchte (als würden solche Worte nicht noch Salz in die Wunde streuen), doch Mura kam ihr zuvor. Eine erste Erkenntnis seinerseits?

Es wurde auch Zeit, dass ihr Gegenüber mal etwas greifbarer wurde. Vielleicht hätte Mai von nun an die Chance, ihn viel besser kennenzulernen, mehr zu erfahren. Schließlich- Aufmerksam sah Mai zu Mura auf. Er braucht sie? Wie meinte er das? Wie hatte Mai das zu verstehen? War das etwa eine Anspielung darauf, dass.. „Oh. Klar.“ Mura braucht sie und die anderen. Ertappt griff eine Hand Mai’s in ihre blauen Haare, während sie hilflos auflachte: „Jaa, die Streithähne!“ Seufzend ließ sie ihre schmale Hand wieder sinken, während sie Mura zuhörte. Es war einfach schön zu sehen, dass Mai es vielleicht geschafft hatte, etwas in ihm zu bewegen. Einige Male hatte die junge Dame versucht, ihn zu sehen. Sie suchte Mura’s Namen auf dem schwarzen Brett für Jobs ab, um eventuell mal an ihn heranzukommen. Immer wieder war sie vor seiner Tür gestanden, doch er war nie zuhause. Auch Kayros und Itoe hatten Mura nicht mehr gesehen, seit sie das Reich des heißen Wassers gemeinsam verlassen hatten, um wieder in ihre gemeinsame Heimat zurückzukehren. Mai hatte es mehr als deutlich im Gefühl, dass es Mura nicht gut ging. Aber welche Chance bestand schon, etwas daran zu ändern? Er war eben nicht zu erreichen. Hoffentlich würde das nun anders werden.

Glücklich über den Verlauf der Geschichte konnte Mai nicht anders, als den jungen Mann vor sich anzulächeln. Es tat gut, wenn neue Hoffnung aufkeimte und vielleicht verspürte Mura gerade dasselbe Gefühl. Auf seine Frage hin, ob es einen Grund gäbe, warum Mai überhaupt hier war, sah sie einen Augenblick zur Seite, ehe sie ihn angrinste. „Ich wollte lieber an den Strand, aber stattdessen.. Ach, das ist eigentlich nicht so wichtig! Aber ja, es gibt einen Grund.“ Lächelnd verschränkte Mai die Arme hinter dem Rücken, ließ den Oberkörper leicht vor- und zurückwanken und zwinkerte Mura schließlich zu. „Du hast großes Glück, mich zu treffen. Weißt du das?“ Vielleicht war es ein großes bisschen Absicht, dass Mai nun ernsthaft lange genug wartete, um ihm eine Antwort zu entlocken. Doch bald darauf wurde ihre Miene ernst, schließlich gab es noch etwas zu klären. „Ich bin dienstlich hier und du hast die Qual der Wahl, Mura. Was ist bedeutsamer für dich: Zu wissen, wer dich verfolgt oder dein Ziel zu kennen?“ Gute Frage. Wenn Mai sich die nächste Zeit hier langweilen sollte, könnte sie sich damit auseinandersetzen. Nach kurzem Überlegen stand Mura’s Entscheidung fest. Es war schon fast symbolisch, dass er nach ihrem Gespräch sein Ziel kennen wollte. „Alles klar. Dann halte die Augen offen!“, lachte Mai kurz auf, ehe sie dem Jungen ein Foto zeigte. Ob außer dem Kumo-Nin noch jemand wusste, wen er verfolgen musste? Das war ein unglaublicher Vorteil.. „Pass auf dich auf, ich denke an dich! Viel Glück!
 

Kiyama Mura

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Aufmerksam betrachtete Mura seine Gegenüber und versuchte sich ganz auf die Worte der Chuunin zu konzentrieren. Dennoch schweifte er gedanklich wieder ein bisschen ab. Schließlich war es doch für den jungen Kiyama, der sich ohnehin eigentlich nie seinen Mitmenschen öffnete, eine einschneidende Erfahrung gewesen, dermaßen seine Nöte und Defizite einer anderen Person zu gestehen. Gleichzeitig wurde ihm auch bewusst, wie schnell und wie verzweifelt er sich doch an die Hoffnung geklammert hatte, dass seine Lehrmeisterin noch lebte. Verdammt, er hatte ihr doch noch eine weiße Blume auf die Brust gelegt, ehe der Scheiterhaufen entzündet worden war. Wie konnte man sich nur solchen Illusionen hingeben? Nanami war tot und das nur wegen ihm. Mais Worte hatten zwar in dem Kiyama ein Umdenken eingeleitet, aber da war noch immer ein flaues von Schuld verursachtes Gefühl in seiner Magengegend. Es war also nicht verwunderlich, dass das sich gerade erst wieder regenerierende Selbstvertrauen des jungen Shinobis prompt wieder ins Wanken geriet. Schon drohte gar sein Lächeln ein weiteres Mal zu erlöschen, als sein Blick auf Mais Gestalt fiel und die aufkommende Trübsal vertrieb.
Wie die Kunoichi vollkommen unbeschwert vor sich hin plapperte und dabei vor und zurück wippte, sorgte dafür, dass sich die Miene des jungen Mannes wieder aufhellte. Mura brauchte wirklich seine Freunde. Freunde, die mit ihrer Anwesenheit, ihrer Art und ihren Worten dem Kiyama ein Stück seiner Unbeschwertheit zurückgaben. Er merkte plötzlich, wie schmerzlich er seine Gegenüber vermisst hatte. Worte konnten dieses Gefühl der Leere und Sehnsucht nicht beschreiben, das ihn ohne Mai erfüllt hatte. In der trübsinnigen Welt, die er sich in den letzten Wochen aufgebaut hatte, war kein Platz für Frohsinn gewesen. So viel Zeit hatte er damit verschwendet, um sich selbst für seine vermeintlichen Fehler zu bestrafen. Und so hatte er Mai schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ihr Lächeln, ihre Augen, ja se…
Mura rief sich selbst zur Ordnung. Dafür war nun wirklich gerade keine Zeit. So viel er noch der Kunoichi sagen wollte, er hatte hier eine Aufgabe und er sollte anfangen, sich auf diese konzentrieren. Als wäre Mai zu demselben Schluss gekommen, wechselte auch sie das Thema und kam zu dem eigentlichen Grund für ihre Anwesenheit auf dieser Insel. Und damit erläuterte sieh ihm, dass er nun eine Wahl treffen wollte.
Wollte er wissen, welcher Shinobi seine Nummer trug? Oder wollte er wissen, welcher seiner Kontrahenten ihm selbst nachstellte? Lange musste Mura da nicht überlegen. In stetiger Angst vor seinen Gegnern zu leben, war eine Sache, mit der er leben konnte. Viel wichtiger war ihm da, ein direktes Ziel vor Augen zu haben. Und was noch viel wichtiger war: Er konnte auch ohne schlechtes Gewissen Bündnisse eingehen. Denn waren wir mal ehrlich. Mura war in vielerlei Hinsicht als Shinobi echt ein wenig ungeeignet. Hier ist nicht der Ort, alle Defizite und Schwächen aufzuzeigen, aber sein guter Charakter, der an Naivität grenzte, tat sich doch immer recht schwer, zu verraten oder andere verschlagene Dinge zu tun. Manchmal hatte er einfach keine andere Wahl.

Mit einem Nicken und einem breiten Lächeln bedankte sich Mura artig bei der Kunoichi.
Danke, das ist lieb von dir. Deine Hilfe und der Hinweis werden mir bestimmt helfen. Aber egal was passiert, ich werde mich nach dem Examen so schnell wie möglich bei dir melden, wenn ich darf. Und dann reden wir in Ruhe, ja?
Da gibt es nämlich noch eine andere Sache, die ich dir gerne gestehen würde.
Dann wandte sich Mura aber ab und setzte den Weg zu seinem ursprünglichen Ziel, der Kathedrale, fort. Nachdem er ein paar Meter gelaufen war, drehte er sich aber nochmal um und wollte der jungen Frau zum Abschied zu winken. Doch da war die Sakaida schon verschwunden und hatte den Kiyama wieder allein auf der Ebene zurückgelassen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Er war jetzt wieder auf sich allein gestellt. Nun galt es wieder nach vorne zu blicken. In allen Belangen.

Hier geht´s zur Kathedrale!
 
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