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Ein Foto kommt selten allein - Das Tenogeki

Isuzu Himeko

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CF: Plattform 4 - Der Park

Dieses Etablissement kannte einfach jeder, aber nur ganz wenige Leute sahen dieses Theater jemals von innen. Dass Himeko zu diesen Leuten gehören durfte, war in ihrem runden Köpfchen irgendwie ganz weit weg, als sie völlig außer Puste ankam. Hier würde Tetsu-san bald mit ihrem Begleiter eintreffen und bis dahin musste sie den Eingangsbereich gesäubert haben und die ersten Teile des Innenraums unter die Lupe genommen haben. Zu ihrem Unglück beherrschte Hime keine brauchbaren Bunshin-Jutsu, die ihre Suche beschleunigen konnten. Aber wenigstens war das Theater nicht abgesperrt worden, sodass die obligatorischen Paparazzo nichts von der wundervollen Künstlerin wussten und sich hier nicht versammeln konnten. Ganze zwei Fotografen standen offen neben dem Eingang herum und hofften, dass heute irgendjemand wichtiges Lust auf eine Theaterdarbietung hatte. Diese beiden konnte Himeko mit einer kleinen Rauchwolke davonjagen, als die Sänfte mit ihrer Klientin in Sicht geriet. Wie es drinnen aussah, konnte sich die Brünette nicht vorstellen – mit Pech bekäme sie es mit Logen zu tun, die verdammt schwer zu überwachen werden dürften. Geschwind vergewisserte sich das Mädchen, dass hier keiner mit Kamera mehr herumstand, ehe sie schnell und unauffällig im Tennogeki verschwand.
 

Fukazawa Akio

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Eigentlich war es nicht so schwer, einen kleinen Jungen zurück zu seiner Mama zu bringen, ganz besonders, wenn man ein geprüfter Chuunin war und nicht unbedingt langsam unterwegs war. Eigentlich. Aber eigentlich wussten kleine Jungen auch ziemlich genau, wo sie Zuhause waren und wie man dort am besten hinkam. Akios kleines Begleiterchen schien sich dessen allerdings nicht besonders sicher zu sein, zumindest wenn man seinen Richtungsangaben glauben mochte. Sicherlich war Soragakure auch nicht besonders übersichtlich oder Einwohnerfreundlich gestaltet, da die Reihenhäuser mancher Ebenen einander bis auf den Ziegelstein ähnelten, aber zumindest Akio hatte immer gewusst, wo er nach der Akademie hinmusste. Hinweise wie "Mein Haus hat eine rote Eingangstür" oder "Die Hausnummer fängt mit einer eins an, glaube ich..." waren eben auch nur wenig hilfreich, wenn alle Türen diese Farbe hatten und es sich um die Hausnummern 100 bis 199 handelte - a bis h. Auf halbem Wege dämmerte dem Puppenspieler, dass er wohl niemals siegreich aus dieser Odysee hervorkommen würde, wenn er wie gehabt mit dem Jungen an der Hand herummarschierte, also lud er sich ihn auf den Rücken und sprintete los. Die sechste Tür, an der er schließlich auf Anraten des jungen Mannes klopfte, war endlich die richtige... doch anstatt sich dann sofort losmachen zu können, musste er sich erst einmal die Dankesreden der besorgten Eltern anhören. Er kürzte sie damit ab, dass er auf seinen laufenden Job und seine wartende Partnerin verwies, sodass er immerhin nur zehn Minuten nach Himeko im Theater ankam - allerdings vollkommen aus der Puste und endlos verschwitzt. Er, der Theaterliebhaber, Schauspieler und genereller Anbeter dieser Kunst, musste sich natürlich vollkommen unangemessen in DEM Theater Soragakures zeigen. Er hätte sich dafür schlagen mögen, aber das würde ihn dann am Ende nur noch ausknocken und Himeko vollkommen dem Schicksal überlassen, was ja auch nicht sein dürfte.
"Dieser... Dieser Bengel hatte keine... uh...", keuchte er, als er bei seiner Partnerin ankam und sich schwer atmend auf seine Knie lehnte, "...keine Ahnung, wo er überhaupt wohnt... habichwasverpasst?" Die letzten Worte kamen gepresst, als er langsam bemerkte, dass er Seitenstechen bekommen hatte. Das hatte man davon, wenn man als nicht nahkampforientierter Kerl auf einmal herumsprintete, wie ein besessener. Normalerweise überließ er derartige Arbeiten anderen Leuten, die dafür besser geeignet waren. Sein Lebensrhythmus war weniger hektisch, dafür aber feiner moduliert, wie ein technisch anspruchsvolles Musikstück eben nicht unbedingt dahinrasen musste. Er brauchte keine derart plumpe Action und wenn es dazu kam, versagte er eben kläglich. Zu seinem Glück hatte sich ihre Zielperson allerdings bisher nur in eine der Logen begeben, die sie leer vorgefunden hatte. Inzwischen schienen sich die beiden Theaterliebhaber weniger mit dem gefüllten Besucherraum, als miteinander zu beschäftigen, was Akio, der zu ihnen heraufblickte, bemerkte, um dann schnell woanders hinzusehen. Es ging ihn nichts an, was seine Klientin tat, solange es nicht in der Presse landete.
Der Puppenspieler atmete einmal tief durch, fasste sich wieder und räusperte sich danach. Er richtete seine Krawatte und blickte Himeko an. "Nun gut. Wir sollten zuerst alle anderen Logen kontrollieren, vor allem die auf der anderen Seite des Theaters. Von dort sollte man einen tollen Blick zu den Beiden haben. Außerdem sollte mindestens eine Person auch dort während der Vorführung verweilen, weil man auch den Besucherraum gut überwachen können sollte. Ich würde dich dafür vorschlagen, ist dir das Recht?" Er selbst würde sich einmal hinter der Bühne umschauen und sich dann nach unten in die Reihen begeben. Himeko war wahrscheinlich noch nie in diesem Teil eines Theaters gewesen, sodass es für sie reichlich verwirrend sein würde, doch er war dort praktisch Zuhause. Vielleicht sollte er die Genin mal zu sich ins Theater einladen - schüchterne Menschen gingen auf Bühnen manches Mal auf geradezu unheimliche Weise aus sich heraus und das würde gerade Himeko sicherlich gut tun.
 

Isuzu Himeko

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Fukazawa-san ließ noch eine Weile auf sich warten, sodass die Brünette – pflichtbewusst, wie sie eben war – sich schon einmal daran machte, das hauseigene Personal über ihre Anwesenheit und deren Zweck aufzuklären, damit sie nicht noch hinausgeworfen wurden. Dass die Kooperationsbereitschaft der werten Herren von ihren unschuldigen, tiefen Verbeugungen und der Bestechung mittels selbst gebackener Kekse herrührte, bemerkte Himeko natürlich nicht, schließlich hatte sie es nur mit netten, hilfsbereiten Menschen um sich herum zu tun, wenn sie sich mal etwas tiefer verbeugte, oder freundlich lächelte. Woran das wohl immer lag? Der Gedanke beschäftigte Himeko einige wenige Sekunden, aber schnell übernahm wieder das gute alte Pflichtbewusstsein, das sie dazu antrieb, die ersten Räume nach Reportern zu durchkämmen, die sich eventuell bereits hier versteckten. Die Toilettenräume, und den Flur hatte sie schon hinter sich, als ihr Partner völlig außer Puste wieder bei ihr aufschlug und sie darüber in Kenntnis setzte, dass es wohl Probleme gab, den Kleinen nach Hause zu bringen. Scheinbar hatte er keine Ahnung, wie der Weg nach Hause aussah und deshalb hatte Akio mit ihm eine längere Reise hinter sich, als eigentlich geplant. Dass er den Bengel, wie er ihn nannte, abgeliefert hatte, wusste Himeko natürlich nicht sofort und blickte sich sofort besorgt suchend nach dem Jungen um, um doch nicht wenig erleichtert festzustellen, dass scheinbar doch alles gut und in bester Ordnung war.

Seine Frage beantwortete sie allerdings gütig lächelnd mit einem Kopfschütteln, dass ihre Haarpracht nur so wehen ließ: »N-nh! E-es ist alles in Ordnung. I-ich habe … h-habe mir die Freiheit genommen den Sicherheitsleuten Bescheid zu … ähm, geben. Damit die Wissen, dass wir beruflich hier sind, u-und uns nicht hinauswerfen.« Dann ließ das Mädchen eine längere Stille entstehen, um Akio zu erlauben, seinen Atem zu fassen, bevor er wieder etwas zu antworten hatte: »I-ich fand das wirklich lieb von dir, dass du den Jungen bis nach Hause gebracht hast.« Das fand sie wirklich. Himeko hatte bereits vorher eine hohe Meinung von ihrem Partner bei dieser Aufgabe gehabt, aber jetzt kam da noch eine gute Schaufel oben drauf – er war einfach total nett, daran gab es für die Brünette im Augenblick keinen Zweifel. Ihre Klienten kuschelten indessen lieb miteinander – obszöne Sachen machten solche Leute doch nicht, das machten nur seltsame, schmutzige Gestalten. Wichtiger war, dass Akio vorschlug, dass sie sich aufteilten, um getrennt auch während der Vorstellung besser zu suchen. Himeko war von dem Vorschlag wenig begeistert. In ihrem Kopf geisterte postwendend die Vorstellung herum, was für gruselige Gestalten im Halbdunkel der Backstage auf sie warten könnten. Auf der anderen Seite lief das emotionale junge Ding Gefahr, sich von der Aufführung ablenken und mitreißen zu lassen.

»Ha-hai, Fukazawa-san.« Letztendlich wäre es sicher angenehmer, als sich in einem gruseligen Requisitenkabinett zurechtzufinden – dafür war der Andere sicherlich viel geeigneter, daher stimmte Himeko dem Vorschlag dennoch zu. Ganz ausweichen konnte sie ihrer Aufgabe sowieso nicht, daher entschied sie sich einfach dafür, das ihr zugeteilte Los zu ertragen und sich auf den Weg zu machen. Das Theater war eine Umgebung, die den Ninjas einen kleinen Vorteil bot, denn wenn die großen Scheinwerfer die Bühne erhellten, war auf den Rängen nicht mehr viel zu erkennen – es war beinahe stockfinster für alle in diesem Raum. Das Risiko, dass die neugierigen Presseleute über entsprechende Ausrüstung verfügten, wollte Hime aber dennoch nicht eingehen und postierte sich oberhalb der Logen auf der Seite gegenüber ihrer Klientin. Unterdessen bezog ein Paparazzo oben auf dem Metallgerüst Stellung, das die besagten, großen Scheinwerfer trug. Zwar würde er hier ohne Hilfsmittel keine brauchbaren Bilder schießen, aber irgendwann würden die Theaterbetreiber das Licht bestimmt auch wieder anschalten.
 

Fukazawa Akio

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Es stimmte, dass Kulissen von hinten und ganz ohne Licht sicherlich ein unheimlicher Ort sein konnten, aber Akio kannte sich an solchen Orten einfach zu sehr aus, um ähnlich zu empfinden. Da er außerdem vor allem positive Emotionen mit Theatern verband, gefiel ihm seine jetzige Umgebung wirklich sehr gut, auch wenn sie in strahlendes Licht gehüllt sicherlich noch reizender wäre. Er wusste nicht genau, worum es in dem Theaterstück überhaupt ging, was das Thema war oder wie es inszeniert werden würde, aber die reiche Ausstattung des Orchesters ließ ihn darauf tippen, dass es wohl die eine oder andere musikalische Einlage geben würde. Akios Absätze klackerten leicht, als er ansonsten vollkommen still durch die abgestellten und auf ihren Auftritt wartenden Kulissen schlenderte, ein wachsames Auge in jede Richtung werfend. Wenn sich hier irgendwo Fotografen versteckten, waren sie entweder lebensmüde oder ihrem Job wirklich vollends verfallen - man stelle sich nur vor, was passieren würde, wenn eine dieser Kulissen umkippte oder sich einer der Scheinwerfer plötzlich selbstständig machte... der Puppenspieler strich über die faserige Oberfläche eines falschen Busches und versuchte sich vorzustellen, wie er vorgehen würde, wenn er ein Foto von ihrer Zielperson schießen sollte. Wahrscheinlich würde er die Loge, in der die Zielperson sitzen würde, mit kleinen Kameras verwanzen, sodass er sich nicht selbst darum kümmern musste und gar nicht erst in die Gefahr kam, geschnappt zu werden. Soweit er wusste, war die Loge allerdings genau kontrolliert worden und das ohne Fund, sodass er wohl umdenken musste. Eine erhöhte Position war unabdingbar, also konnte niemand aus den unteren Tribünen in Frage kommen. Die Logen gegenüber der Dame wurden von Himeko bewacht - noch weiter oben waren nur Stäbe und Scheinwerfer, zumindest, was die Bühne anging. Wie er wusste, besaß das Tennogeki auch im Zuschauerraum einige Scheinwerfer, die als Spots verwendet werden konnten, um einen flacheren Winkel und damit dramatischere Schatten zu erreichen. Dort oben könnte man sich natürlich verstecken, wenn man schwindelfrei war - aber ob das wirklich jemand wagen würde? Die Finger des Puppenspielers verhakten sich einige Male ineinander und seine Silhouette begann sich aufzulösen, bis er selbst bei hellstem Licht nichtmehr sichtbar sein würde. Seine Füße schlüpften aus den Schuhen heraus, sodass er nun auf baren Sohlen am Rand des Vorgangs vorbei schlüpfte und sich mitten auf die Bühne stellte.

Fürwahr, an dieses Gefühl könnte er sich wirklich gewöhnen. Das Theater, in dem seine Gruppe normalerweise auftrat, war kleiner und auch nicht ganz so gut ausgestattet, der Zuschauerraum kleiner und weniger pompös. Derjenige des Tennogeki war leicht gekrümmt, mit gerippten Wänden aus blauem Metall, an dem alle Töne sicherlich wunderbar widerhallten. Es gab an der linken und der rechten Seite jeweils vier Logen auf zwei Höhen und natürlich hatte ihre Zielperson sich die beste davon reservieren lassen. Die Kaiserloge nämlich, direkt gegenüber der Bühne. Akio konnte sehen, wie sie mit ihrem Date zusammen Platz nahm, der junge Mann nach wie vor in einem fort schmachtend. Akio könnte ihn von hier aus mit einem Kunai treffen, ohne sich anzustrengen... nun gut. Er verkniff sich, etwas zu rezitieren und suchte stattdessen das Dunkel des Saals ab. Noch konnte er niemanden erkennen, aber noch war ja auch das Licht nicht an...

Wenn sich Himeko leicht mitreißen ließ, würde dieses Theaterstück sicherlich ihre ganze Konzentration fordern. Zu allem Unglück handelte es sich bei "Blatt und Segen", das heute auf dem Programm stand, nämlich um eine dramatische Liebestragödie zwischen einem Samurai und einer Kunoichi aus dem Reich der Rose. Tradition und uralte Feindschaft mussten überwunden werden, um zueinander zu finden - wenn das nicht für Ablenkung sorgen würde... Im Tennogeki durften die Zuschauer natürlich keine Fotos schießen, doch dennoch hatten eine Dame und ein Herr in einer der vorderen Logen jeweils einen Fotoapparat dabei. Gut versteckt natürlich... noch. Ob sie wohl am Geschehen interessiert waren, was sich bald auf der Bühne abspielen würde oder eher an den anderen Logen?
 

Isuzu Himeko

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Hätte sie an Akios Statt den Bereich hinter den Kulissen kontrollieren müssen, hätte sie sich vermutlich nach bereits einer halben Minute irgendwo in der Ecke zusammengerollt und darauf gewartet, dass sie jemand fand. Im Dunkel der Requisiten nahm jedes Ding gruselige und übermäßige Formen an, die durchaus zu verstören wussten, wenn man diesen Anblick nicht gewohnt war. Aber zum Glück durfte sie sich um den Logenbereich kümmern, denn obwohl sich jeder gerne für mutig und heroisch hielt: Himeko wusste sehr genau, dass sie ein kleines Angsthäschen sein konnte, und hatte es nicht besonders eilig damit, irgendjemandem das Gegenteil zu beweisen, wenn sie es nicht musste. So postierte sie sich zunächst mittels Kinobori oberhalb der obersten Logen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Von dort aus ließen sich die anderen Logen wunderbar einsehen, solange es halbwegs hell in diesem Saal war; aber ihr fiel nichts auf. Die Logen füllten sich nur zögerlich und all jene, die sich unterhalb derjenigen befanden, die für Tetsu-san und ihre Begleitung reserviert waren, schieden für Fotografen sowieso aus. Die Brüstungen der einzelnen Logen waren blickdicht und damit völlig unbrauchbar, um gute Fotos zu schießen. Das bedeutete zwangsläufig, dass in ihrem Bereich – sofern sich die Reporter das Eintrittsgeld irgendwie aus den Rippen schneiden konnten – nur Gefahr von oben lauern konnte.
Natürlich war es auch möglich, auch Fotos von weiter unten zu schießen, aber das müsste in einem extrem flachen Winkel passieren und das fiele aufgrund der nötigen Entfernung zwangsläufig in den Aufgabenbereich ihres Partners. So konzentrierte sich ihre eigene Suche auf den oberen Bereich der gehobenen Ränge, während sich der Saal langsam verdunkelte und die Bühne ins Zentrum aller Aufmerksamkeit rückte. Zu sehen war nur noch die Kulisse, die in schwaches Licht getaucht wurde, als fern hallend die Stimme des Haupterzählers erklang, der die Umstände erläuterte, die dieses Stück behandeln sollte. Aber lag wirklich alle Aufmerksamkeit auf der spärlich beleuchteten Bühne? Nein. In einem kleinen Dorf mitten in Gallien, starrte eine Brünette, die an der Decke hing, angestrengt in die Logen, um ihrerseits zu sehen, worauf die Aufmerksamkeit in den einzelnen Logen lag. Bei den meisten konnte sie zweifelsfrei feststellen, dass sie darauf warteten, dass die ersten Kunsttränen auf der Bühne flossen, aber bei einer war sie nicht ganz sicher? Hatte die junge Frau vielleicht einen ihrer Ohrringe über das Geländer fallen lassen, oder weshalb sah sie sich suchend um? Die Erkenntnis reifte erst, als der Blick der Fremden auf ihrer Klientin einrastete und sich postwendend merklich beruhigte. Weitere Verdächtige bemerkte sie zunächst nicht, aber das musste nichts heißen.

Himeko musste handeln und schwang sich gleich im Zickzack an der rauen, im dunklen ziemlich grau aussehenden Wand entlang. So leise es ihr möglich war, näherte sie sich der Zielperson von oben und wartete auf einen Fehler. Still und bewegungslos harrte sie darauf, dass ihr Opfer einen Fehler machte. Und tatsächlich vergingen fast zehn Minuten, ehe sie eine brauchbare Information hatte: Die Hand der jungen Dame wanderte vorsichtig in die auffällig lackierte Tasche, die auf dem Sitzplatz neben ihr lag, und zog sich wieder zurück. Und sie tat dies nicht nur einmal, sondern drei- oder viermal, als müsse sie sich versichern, dass irgendwas Wichtiges noch da sei. So unangenehm es ihr war, in fremder Leute Taschen herum zu wühlen, hatte sie leider keine wirkliche Wahl, wenn nicht morgen alle Zeitungen von großformatigen Bildern der hinreißenden Tetsu-san vollgekleistert sein sollten. Dieses Charisma war viel zu schade, um es für Schmierblätter zu verschwenden – außerdem war das Verhindern dieses Ergebnisses sowieso ihre Aufgabe. So ließ Himeko sich zwischen zweien der Kontrollen hinter die Verdächtige fallen, als es gerade besonders laut auf der Bühne zuging. Sie war in der perfekten Position und doch zögerte das Mädchen: War das wirklich richtig? Sich einfach so durch die Habe nichts ahnender Menschen zu wühlen, war etwas ganz anderes, als jemanden in flagranti zu erwischen und ihm die Kamera abzunehmen – und selbst damit hatte die Brünette bereits ihre Probleme gehabt. So zögerte sie doch noch eine ganze Weile vor sich hin, ehe sie mit geschlossenen Augen in die Tasche griff und etwas Eckiges, Schweres herauszog. Im Dunklen konnte Himeko nicht genau erkennen, worum es sich handelte, aber es fühlte sich immerhin so an, als wäre eine ganze Menge Knöpfe daran, die für alle möglichen komplizierten Funktionen da waren. Doch bevor sie ertasten konnte, dass sie wirklich die Kamera erwischt hatte, deren Vorhandensein sie befürchtet hatte, erfolgte der nächste Kontrollgriff ihres Opfers. Einen Moment erstarrte Hime, ehe ihr der Gedanke kam, dass sie vielleicht besser verschwinden sollte.
So leise, wie sie schon gelandet war, heftete sie sich auch wieder an die Decke und suchte ihre erhöhte Position auf, während die junge Reporterin schockiert nach der fehlenden Kamera tastete und nach einer kurzen Weile kriechend den Boden danach absuchte. Himeko fuchtelte, wieder sicher an der Decke hängend an dem Gerät herum, bis sie den Schieberegler gefunden hatte, der die Klappe mit dem Film geschlossen hielt; diesen nahm das Mädchen heraus und verstaute die beiden Teile dann in ihrer Ausrüstungstasche – sie würde die Kamera ohne den Film später am Eingang abgeben, schließlich lag es ihr fern, einfach eine teure Kamera zu entwenden. Ihre Freude ob des Erfolges hatte sich noch nicht ganz gelegt, als es auf der Bühne heiß her ging. Der Protagonist war umringt von finsteren, verhüllten Gestalten, die vermutlich Ninjas darstellen sollten, und suchte, seine geliebte – eindeutig eine Kunoichi – vor ihnen zu schützen. Irgendwie fing dieses Schauspiel sie ein, sodass eine Katastrophe hätte entstehen können, hätte der zweite Reporter nicht beschlossen, auf die Pause zu warten, während der die Lichter wieder angeschaltet wurden und damit auch die Lichtverhältnisse brauchbarer waren.

Und was passierte vorne im Bühnen Bereich? Unter einer der Planen im Requisitenraum regte sich etwas: Yamamoto Shin, der selbst ernannte beste zukünftige Fotograf, der es eines Tages allen zeigen, und bis ganz nach oben kommen würde, trat auf den Plan! Sein heutiges Zielobjekt war die begehrte Tetsu, die als Medienscheu bekannt war und gerüchteweise heute Abend im Publikum sein sollte! Und ER(!) würde ganz sicher derjenige sein, der die besten Fotos von ihr mitbringen würde, die besten Szenen einfangen und sich absolut sicher war, dass er natürlich sowieso die aller gewagtesten Nahaufnahmen knipste! Vorsichtig ließ er die Plane hinter sich und zog schmunzelnd an den Absatzschuhen vorbei: Dies war der Abend seines großen Durchbruchs! Und nichts konnte ihn aufhalten! Wenigstens hatte der nette Herr auf der Scheinwerfertrasse auch inzwischen bemerkt, dass er wegen dem starken Kontrast dort oben absolut nichts sah und deshalb bis nach der Vorstellung warten musste.
 

Fukazawa Akio

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Shinobi waren normalerweise Kreaturen der Dunkelheit - im Schatten kauernd fühlten sie sich allgemein am wohlsten, weil sie dort schwerer gesehen werden konnten. Nicht so Akio: Der Iwanin war fürs Lampenlicht geboren, das Feuer des Tages, der Leidenschaft, der geballten Emotionen eines prall gefüllten Zuschauerraums. Als die Scheinwerfer erstrahlten und damit die Bühne in blau-grün geflecktes, aber von seiner Position aus dennoch grelles Licht tauchten, fühlte er nicht nur die Wärme der Strahlen auf seiner Haut, sondern auch den Blick der gespannten Menschen. Sie konnten ihn nicht sehen, das wusste er, aber im Moment stand er noch dort, wo in wenigen Sekunden wahrscheinlich ein unvergleichliches Theaterstück beginnen würde. Es war nicht seine Freude, dieses den Sitzenden darzubieten, so gerne er das getan hätte... doch für den Moment holte er tief Luft, atmete die dichte, aufregende Atmosphäre ein. So leid es ihm tat, er durfte hier nicht verweilen... die dunkelroten Augen öffneten sich und blickten dem Licht entgegen, abgeschirmt von einer feingliedrigen Hand. Es war zwar unwahrscheinlich, dass er von hier aus einen Paparazzi erspähte, aber man durfte immerhin auch keine Möglichkeit vertun. Selbst die Zuschauer in den ersten Reihen konnten seinen Seufzer nicht hören, denn in diesem Moment brandete der Applaus auf, als der Vorhang sich langsam zu heben begann.

Der Marionettenspieler machte einen eleganten Schritt nach vorne, um nicht mit dem in weite Roben gekleideten Mann zusammen zu stoßen, der die Bühne betreten hatte und verengte die Augen zu Schlitzen. Was war das dort bei den Scheinwerfern? Es mochte nur eine Einbildung gewesen sein oder vielleicht doch die Gestalt eines Todesmutigen, doch er musste so oder so seinen Standort wechseln, wenn er kein unsichtbares Ballett zwischen den Schauspielern tanzen wollte. Zwei tappsende Schritte nach rechts, ein Sprung und der Blonde klebte an der Seitenwand des Theaters, bevor er sich in schnellen Schritten in Richtung Decke bewegte. Yamamoto Shin sucht unterdessen bereits nach den perfekten Kameraeinstellungen. Es war wohl wahr, dass er aufgrund des Kontrastes noch nicht losschießen konnte, aber er wusste ja auch noch nicht, wie sich die Lichtsituation auf der Bühne ändern würde. Vielleicht würde sich irgendwann der Moment ergeben und in seinem Beruf konnte man sich nun einmal nicht den Hauch eines Zögerns leisten, wenn man nicht weit abgeschlagen werden wollte. Und er wollte berühmt werden, reich und berüchtigt für seine Spürnase und seine Fähigkeit, die Lieblinge der Menge in Situationen zu erwischen, in denen man sie nicht erwartet hatte. Am liebsten wäre es ihm wohl, wenn er Tetsu-san bei unschicklichen Dingen erwischen würde, doch er kannte sein Ziel zu gut, um wirklich darauf zu hoffen: Alles an dieser Frau wirkte so präzise geplant, beinahe gemalt wie ein Kunstwerk, dass sie sich wohl kaum zu solchen Dingen herablassen würde. Schon alleine die Länge ihrer Röcke machte manche Fotos so gut wie unmöglich, was war das ärgerlich... seine Gedanken wurden allerdings brutal in die Realität zurückgerissen, als seine Kamera plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln schien, aus seiner Hand ruckte und in einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit zur Seite wegflutschte. Überrumpelt beobachtete er, wie sein teures Eigentum knapp unter der Decke levitierte und danach langsam verschwand.

Reporter Nummer zwei gefiel das Schauspiel sichtlich. Die Aufgabe, die er sich selbst gesetzt hatte, musste sowieso noch etwas warten, wenn er nicht allzu sehr auffallen wollte, also konnte er das Stück noch ein wenig genießen. Nach der anfänglichen Actionszene folgte eine wagemutige Flucht voll eines Dialogs über das Für und Wider ihres Vorgehens und endete mit der hoffentlich temporären Entscheidung der Kunoichi, zu ihrem Volk zurückzukehren. Als der Vorhang sich zur Pause senkte, stimmte Akio in das Applaudieren der Menge ein.
 

Isuzu Himeko

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Himeko hätte es sicher irgendwie schon gerne verhindert, aber irgendwie fing sie das Schauspiel auf der Bühne dann doch ein. Gebannt verfolgte sie den Fortgang des Kampfes und die schmerzhafte, erzwungene Trennung der Liebenden, und konnte sich nur um Haaresbreite eine Träne verdrücken, als die beiden Liebenden, unendlich weit voneinander entfernt, zu einem kleinen Duett aus ungesungenen Satzfetzen anstimmten, die deutlich machten, wie sehr sie sich nacheinander sehnten. Himeko ging ganz in diesem schwülstigen Dialog auf und realisierte bald nicht mehr, dass sie eigentlich eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Zu mitreißend waren die dramatischen Bilder auf der Bühne, zu sehnsüchtig die Stimmen der Darsteller, die ihren Rollen mehr verliehen, als nur ein bisschen Leben. Erst, als Stille auf der Bühne einkehrte und der Saal sich allmählich wieder erhellte, kehrte ihre Pflicht mit einer großen Portion Schuld wieder zurück ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Was war, wenn in der Zwischenzeit dutzendweise Fotos von Tetsu-san gemacht worden waren, weil Himeko sich hatte ablenken lassen? Das wäre absolut schrecklich und unverzeihlich! Sofort klopfte ihr das Herz bis zum Hals, weil sie sich ausmalte, dass ihre Klientin sicher total ungehalten wäre, wenn alle Klatschblätter dieser Welt morgen mit ihrem Konterfei geschmückt sein würden. Hastig kontrollierte sie die Logen, von denen sich gute Fotos schießen ließen aus der Ferne: In einer Loge suchte eine junge Reporterin noch immer panisch nach ihrer sündhaft teuren Kamera, in einer weiteren suchte gerade ein älterer Herr, mit der Pfeife schon im Mundwinkel, nach dem Ausgang, während sich in der Loge ihrer Klientin nichts tat und in der verbliebenen, die eine gute Position versprach, sowieso niemand saß. Von dort drohte also keine Gefahr. So konnte die Brünette, zumindest ein bisschen beruhigt sein, während ihr Blick eher zufällig die Loge streifte, die sich diagonal über derjenigen befand, in der Tetsu-san mit ihrer Begleitung saß und dort einen Herrn entdeckte, der sich absolut nicht rührte und irgendwas in seiner Loge ansah, das sich ihr aus der Ferne und hinter der Brüstung entzog.

Unterdessen hockte der weltbeste Fotograf, Yamamoto Shin auf der Scheinwerfertrasse und hatte einige Mühe damit, die steile Sorgenfalte auf seiner Stirn zu glätten. Für den Verlust seiner geliebten Kamera gab es genau zwei Erklärungen: Entweder sie hatte spontan ein Eigenleben entwickelt, oder jemand hatte sie ihm abgenommen. Im zweiten Falle würde das sein Vorhaben noch erheblich weiter erschweren. Um die Kamera war es zwar schade, aber der Rückschlag hielt sich in Grenzen, denn ER, Yamamoto Shin, war mit allen Wassern gewaschen und auf alle Eventualitäten vorbereitet; dazu gehörte selbstverständlich auch ein Kameradiebstahl. Vorsichtshalber wartete er noch etwas ab, ehe er seine Hand in der unscheinbaren, Bauchtasche versenkte, wie man sie von Touristen kannte. Zum Vorschein kam nach wenigen Augenblicken, wir ahnen es bereits, eine Handkamera. Diese machte nicht ganz so scharfe und ausgezeichnete Bilder, wie ihre große Schwester, aber sollte er es wirklich mit Leibwächter oder Schlimmerem zu tun haben, bestand immerhin die Chance, als einziger heute überhaupt ein paar Bilder einzuheimsen – das würde den Marktpreis ziemlich sicher in die Höhe treiben. In seinem Gesicht bildete sich ein wissendes Lächeln, als er das kleine Gerät, auf die Klientin ausgerichtet an sein Gesicht hob: Selbst, wenn Tetsu die Besten der Besten angeheuert hatte – er war besser! Ganz sicher!
Als ob das noch nicht genug wäre, hatte der Fremde in der Loge unterdessen auch beschlossen, seine Kamera auszupacken – während der Pause war das Licht eingeschaltet und die Sichtverhältnisse brauchbar – also hieß es jetzt oder nach der Vorstellung. Später hatte er keine Garantie, dass sein charismatisches Zielobjekt noch in Fotoentfernung blieb, also musste es jetzt sein. Im Verborgenen stellte er sein Arbeitsgerät ein und schätzte die Lichtverhältnisse ab, um seine Kamera nur so kurz, wie irgend möglich zeigen zu müssen. Sorgsam schob er die Schieberegler, drehte die Drehknöpfe und drückte die Druckknöpfe, bis er zufrieden nickte, das Teil anhob, den Auslöser drückte und …



… eine astreine Nahaufnahme von Himekos Dekolleté geschossen hatte. Was war passiert? Sprichwörtlich im allerletzten Augenblick hatte die Brünette realisiert, was der Fremde da plante und hatte nicht mehr die Zeit gehabt, ihm die Kamera rechtzeitig abzunehmen. So war sie, wie von der Tarantel gestochen, losgesprintet, um die Aufnahme zu verhindern. Dazu hatte sie sich frontal ins Bild geworfen, damit Tetsu-san nicht zu sehen war. Allerdings schien sie ihre eigene Geschwindigkeit unterschätzt zu haben, sodass sie näher an den Reporter herankam, als ursprünglich gedacht. Das Ende der Geschichte war, dass Himekos Brüste jetzt im Großformat, beinahe „FullHD“ auf einem Filmstreifen gebannt waren und die Kamera nur Augenblicke Später in die Hände der Besitzerin dieses beeindruckenden und gravitativen Motivs fiel.
 
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