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H4 - Waldgebiete

Michiyo Kumiko

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Wälder stellen für gewöhnlich eine Fundgrube an Verstecken und Hinterhaltmöglichkeiten dar und so ist es selbstverständlich auch bei diesem hier. Der dichte Bodenbewuchs von Gräsern, Sträuchern und Büschen erlaubt es jedem, der nicht gleich über seine eigenen Füße stolpert, sich weitgehend unauffällig zu bewegen. Aber auch an Bäumen mangelt es selbstverständlich nicht. Streckenweise tauchen dichte Laubgewächse den moosigen Waldboden in kühlen Halbschatten und schenken all denen eine trügerische Sicherheit, die sich bevorzugt auf dem Boden der Tatsachen bewegen. Denn von dort oben aus kann man sich nicht nur schneller fortbewegen, sondern sich in der Regel auch schnell eine gute Einsicht der Geschehnisse machen, die unter den eigenen Füßen stattfinden. Insgesamt wird dieses Gebiet von drei Schluchten dominiert, die in Nord-Süd Richtung verlaufen von denen am Grund jeder davon ein kleiner Bach klaren Süßwassers vor sich hin plätschert und die sich Nebel gegenüber als äußerst affin erweisen. Alle drei Becken sind dicht von Büschen, Sträuchern und Bäumen aller Größen bewachsen, die das Vorankommen erschweren. Zudem häufen sich in diesen Sohlen Farne, deren scharfe Blätter schwere Schnitte verursachen können. In den höheren Lagen zwischen den Schluchten finden sich selbstverständlich auch Bäume, jedoch stehen sie hier nicht dicht genug, um wirkliche Hindernisse darzustellen, obwohl sie Durchreisende noch immer in schöner Regelmäßigkeit zu unfreiwilligen Kurven zwingen. Das ist allerdings ihrer unnatürlichen Größe geschuldet, die von dem Alter des Waldes zeugen können; die meisten dieser Gewächse können ohne Probleme ein beeindruckendes Haus beherbergen. Deshalb eignen sich die Wurzelausläufer ganz hervorragend, um Konkurrenten aufzulauern.
In dieser waldigen Umgebung steht die Luft, schwer und feucht, wie sie ist und bewegt sich nur wenig. Die Tagestemperatur liegt im Durchschnitt bei fünfzehn bis zwanzig grad und kühlt in der Nacht nur wenig herunter. Die Fauna unterscheidet sich überraschend wenig von dem, was auch in heimischen Wäldern zu finden ist und reicht von Hunderten verschiedener Insektenarten über kleine Reptilien bis hin zu ebenso kleinen Nagetieren und hier und dort auch mal etwas scheues Großwild.


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CF: I4 - Schluchten... Schluchten everywhere

Und es war ein Wald, auf den die Blondine zugesteuert hatte. Die Sonne stand noch immer im Süden hoch am Himmel, als die Blondine den Waldrand erreichte, der zumindest halbwegs ebenen Boden und stabiles Klima versprach. Zunächst bewegte sich Kumiko am Boden entlang, wechselte jedoch später auf die dicken Äste der Bäume, um nicht sofort zum Opfer irgendwelcher Kontrahenten zu werden. Aber anstatt einfach planlos in der Gegend herumzucruisen und sich zum Feindmagneten zu machen, suchte die Taijutsuka zunächst nach einer geschützten Stelle, einer hohlen Verästelung oder etwas anderem, das ihr zumindest Sichtschutz versprach. Glück hatte sie zumindest nach grober Suche keines, sodass sie sich damit begnügen musste, sich auf dem Weg in Erinnerung zu rufen, wie dieses Examen eigentlich genau ablaufen sollte. In der Hoffnung, sich nicht verzählt zu haben, waren diesmal ganze acht Teilnehmer eingetroffen. Sie selber mitgezählt. Nach einer kurzen Einweisung über den Ablauf des Examens hatte sie genau wie alle anderen eine Plakette und einen Zettel ziehen müssen. 'Also ich hab die Nummer …' ne? Und die galt es zu verteidigen, denn die Zahl auf ihrer Plakette, die sie selbstverständlich nicht offen mit sich herumtrug, hatte irgendjemand anderer auf seinem Zettel stehen gehabt, wie sie beispielsweise den Zettel mit der Nummer Drölf erwischt hatte und jetzt versuchen musste, entweder diese Plakette oder drei x-beliebige andere zu bekommen. Ihre Plakette war für sie selber drei Punkte Wert, die mit der Nummer auf ihrem Zettel auch. Und jede Andere wäre lediglich einen Punkt wert. Sechs Punkte galt es zu erreichen, bevor die Prüfung in nicht mehr ganz zwölf Stunden beendet wurde. 'Das heißt, ich habe zwei Möglichkeiten, die Prüfung zu bestehen.' Sie konnte versuchen, herauszufinden, wer ihre Nummer hatte und sie diesem abnehmen, oder aber sich gleich um alles kümmern, was ihr über den Weg laufen könnte. Nachdem Kumikos Spionagefertigkeiten bestenfalls unterirdisch waren, bot sich für sie nur Variante Nummer zwei an. Geschwind überschlug die Blondine ihre Chancen: 'Vorausgesetzt, dass ich es schaffe, mir drei Plaketten zu sichern, dann wäre meine Chance, die eine zu bekommen, die ich brauche … 100% durch sieben Teilnehmer … ähm … ungefähr vierzehn. Mal drei Plaketten … 42 Prozent … circa.' Aber dazu musste sie erst einmal drei Plaketten an sich reißen … und nach Möglichkeit ihre Eigene behalten.

Die nächste Überlegung des Mädchens galt der Frage, wie sie ihre eigene Plakette möglichst effektiv schützen konnte und die Lösung dafür war so einfach, wie Vanillepudding – dass die Blondine keinen Vanillepudding machen konnte, ließ sie allerdings dezent unter den Tisch fallen. Während sie sich von Ast zu Ast schwang, griff Kumiko in ihre Ausrüstungstasche und kramte ihre Plakette hervor. An einer relativ offensichtlichen Stelle pinnte sie sich diese an ihren dunkelroten Kampfdress, für den sie sich auch heute wieder entschieden hatte und der ihr langsam aber sicher ein wenig zu klein wurde, wie sie seit einigen Wochen immer öfter bemerkte. Was sie jetzt tat, kostete sogar das eigentlich emotionslose Mädchen eine ganze Menge Überwindung, denn dieses Ding hatte sie bereits durch die gesamte Ninjakarriere hindurch begleitet. Wehmütig griff sie nach dem angepinnten Ding an ihrem Dress, umschlang es fest mit ihren bandagierten Händen und … riss es ruppig heraus, sodass ein Loch auf Brusthöhe entstand und ihre Brustbandagen sichtbar wurden, die sie normalerweise drunter trug. Nicht, dass es die Blondine gestört hätte, aber sie konnte noch immer sicher sein, dass irgendwelche Perversen keine Einblicke bekamen, denn Kumiko verpackte sich gewohnheitsgemäß sowohl dicht, als auch großflächig in Bandagen, die sie unter den Kleidern trug. Die Plakette reinigte die Taijutsuka ohne innezuhalten von dem roten Fetzen, der noch daran hing, und steckte den Fetzen ein. Um die Plakette zu verstauen, musste sie allerdings kurz anhalten. Sorgsam blickte sie sich nach Verfolgern um – man konnte schließlich nie wissen und kam bald auf einem höher gelegenen Ast zu Stehen, der ihr zumindest ein kleines bisschen Sichtschutz bot. Dort oben kramte sie eine Rolle aus ihrer Tasche und öffnete das Siegel, das darauf gezeichnet war. Wo eben noch das fitzelige Stückchen Papier gelegen hatte, stand nach einer kleinen Rauchwolke ein kleines Häuflein Bentodosen, Nebst Bestecken, Ersatzkleiderbündeln und mehrschichtigen Stoffbeuteln herum, die für ihr dreckiges Geschirr oder Wahlweise für ihre Kleider gedacht waren. Genau einen dieser Beutel krallte sich das Mädchen und heftete ihre Plakette an die Innenseite und achtete genauestens darauf, die äußerste Stoffschicht nicht zu durchstechen, damit man nicht sofort bei der Draufsicht wusste, dass dieses Teil hier Versteckt war. Nach mehrfacher Kontrolle befand die Blondine ihre Konstruktion für gut genug und verstaute ihren halben Hausstand wieder in der Siegelrolle, aus der sie ihn gezogen hatte. Als Kumiko den Weg fortsetzte, fiel ihr allerdings noch etwas ein: 'Mein Verlust der Plakette ist im Augenblick noch unglaubwürdig. Ich sollte vielleicht Kontakte erst mal vermeiden?' Eines stand Fest: Einfach so drauf los Stürmen konnte sie sich hier nicht leisten. Diese Vorgehensweise hatte sich bisher immer als Fehler herausgestellt. Am prominentesten seinerzeit bei einem Übungskampf mit Kiyama Mura, den sie schätzungsweise bei der Einweisung wiedergesehen hatte.
 
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Die Identität ihrer Kontrahenten gehörte zu diesen kleinen Details, die sie klugerweise vielleicht klären sollte, wir wollten schließlich keine unangenehmen Überraschungen erleben, hm? Kumiko verlangsamte das Tempo, mit dem sie nach Westen vordrang, noch ein wenig weiter und versuchte, sich die Gesichter der anderen Teilnehmer in Erinnerung zu rufen. So halbwegs Wiedererkennungswert hatten davon lediglich drei, während der Rest aus dem Sora-Bündnis stammte, wenn sie sich nicht spontan einen ganz gewaltigen Knick in der Optik gehabt haben sollte, als die acht diesjährigen Teilnehmer in die Prüfung instruiert worden waren. Zunächst war da „Mari-chan“, mit der sie auf ihrer allerersten Mission in Berührung gekommen war und mit der die Kommunikation irgendwie nicht so recht klappte. Sie hatte damals Probleme gehabt, zu beachten, dass Kumiko Hindernisse nicht einfach so ausblenden konnte und auch, dass Wände für sie doch ziemlich massiv und real aussahen und der Taijutsuka so das Gefühl gegeben, irgendwie fehl am Platz zu sein. Danach hatte sie von der anderen Kunoichi eigentlich rein gar nichts mehr gehört, bis zu einer groß angelegten Mission in Hoshigakure, in der der Hoshikage vor ihren Augen getötet wurde und in der es Kumiko beständig so vorkam, als würde die Andere sie für strunzdämlich halten. Ob eine Begegnung mit Mari positiv oder negativ war, konnte Kumiko mit Sicherheit leider nicht sagen. Auf der einen Seite wusste sie, dass ihre spezielle Kampftechnik trotz ihres einfachen Aussehens echt verdammt wehtun konnte, aber auf der anderen Seite hatte der Blondschopf die letzten Monate in einer gewissen Regelmäßigkeit mit ihrem Lieblingsglupschi, der unfehlbaren Göttin des Ninjatums, Itoe-Senpai, trainiert und dadurch zwangsläufig den einen oder anderen Einblick ergattern können, der ihr zwar nicht sagte, wie diese Jutsu funktionierten, aber ihr immerhin ein paar Anhaltspunkte boten, wie sie ihnen begegnen konnte.
Ein weiteres Gesicht, mit dem sie auf besagter Mission in Hoshigakure zu tun gehabt hatte, war Tatsumaki Hei, über den Kumiko trotzdem nicht besonders viel wusste. Er hantierte mit Sand in der Gegend herum und dürfte demnach aller Wahrscheinlichkeit Ninjutsuka sein. Das Problem bei ihm hier – zumindest das, das die Matschbirne bei ersten Überlegungen aus ihren Erinnerungen konstruieren konnte – waren die Techniken, die ihn aus ihrer Schlagweite befördern konnten. Auch wenn sie weite Teile dieser Mission schlicht verdrängt hatte, wusste sie noch sehr genau, dass er Mari und sie selber auf einer Sandwolke herumkutschiert hatte, die sich in einer für sie unerreichbaren Höhe bewegte. Bei einer Bewegung mit ihm musste sie verhindern, dass er ihre Reichweite verließ, oder verhindern, dass es überhaupt zum Kampf kam, wobei das vermutlich eher schwierig würde. Das nächste und letzte halbwegs bekannte Gesicht war das von Kiyama Mura, dem sie unter höchst merkwürdigen Umständen in irgendeinem Wald begegnet war und mit dem sie kurz darauf kämpfte. Damals hatte sie den Kürzeren gezogen, obwohl es zumindest anfangs gar nicht so schlecht für sie aussah – wirklich nicht. Die Blondine hatte ihn in die Defensive gezwungen und ihm ordentlich das Gesicht massiert, ehe dieser Kerl tatsächlich die Idee hatte, sich mit dem Baumlauf, den sie damals noch nicht beherrschte aus ihrer Reichweite zu bringen und sie dann mit einem Genjutsu zu beharken, dem sie zur damaligen Zeit noch absolut nichts entgegenzusetzen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf eigentlich gelaufen und Mura ging als Sieger hervor. Inzwischen hatte sie zumindest gegen diese Vorgehensweise Schutzmaßnahmen entwickelt, aber er dürfte auch nicht auf der Stelle getreten haben. Bei einer gemeinsamen Mission ließ sich leider nicht viel mehr Nützliches herausholen, außer, dass er zu einer gewissen Tollpatschigkeit neigte und gelegentlich nicht ganz bei der Sache war. Trotz dieses Nachteils würde sie ihm bei einer Begegnung zunächst ein Angebot machen, bei dem der Dorfkollegenbonus eine wichtige Rolle spielte, ihm die Kauleiste eintreten konnte sie danach immer noch; das heißt, wenn er ihr Angebot ablehnen sollte und falls sie sich begegneten.
Neben diesen Dreien und ihr selber waren noch vier Andere mit im Inselförmigen Boot, von denen zumindest drei aus dem Soraverbund stammten. Einer von ihnen schien aus Iwagakure zu stammen und von diesem hatte die Blondine leider nicht all zu viel erkennen können. Diese Gestalt war von einem grauschwarzen, langen Kapuzenmantel verhüllt und genau diese Tatsache machte eine Einschätzung schwierig. Hier und dort glaubte die Taijutsuka eine porzellanartige, helle Haut gesehen zu haben, die auf Nin- oder Genjutsuka schließen ließ, aber das konnte auch lediglich eine Täuschung sein. Ein weiteres Indiz war der Mantel selber, der ausladende Bewegungen sicherlich erschweren müsste, aber einen richtigen Beweis, der ihr weiter helfen konnte, den hatte sie nicht. Weiterhin waren zwei Ninjas aus Soragakure selbst dabei, von denen einer eine unaussprechliche und auch vermutlich nicht kinderfreundliche Beziehung mit seiner Waffe, einem Schwert, führte, das er hin und wieder einmal streichelte. An diesem Kerl schrie einfach alles nach Taijutsuka, seine Waffe, die Beziehung mit ihr, der Blick, einfach alles! Eine Begegnung mit ihm schätzte Kumiko mitunter als am Schwierigsten ein. Daneben war allerdings noch jemand aus Soragakure dabei, eine klein gewachsene Kunoichi mit blauen Haaren, die insgesamt ein wenig kränklich wirkte und die ihrer Mähne wegen vermutlich schon von Weitem auffallen würde. Bei ihr schied Taijutsu definitiv aus, zweifelte Kumiko bereits daran, dass diese Soranin sich über längere Zeiträume auf den Beinen halten konnte, daher kamen lediglich Nin- und Genjutsu infrage. Der Achte und letzte im Bunde war in der Tat ein schwieriger Brocken. Seine Herkunft war dadurch, dass er sein Stirnband nicht trug, nicht so einfach feststellbar, aber er kam ihr auch nicht bekannt vor. Zugegeben, er war charismatisch, das würde sie ihm nicht absprechen, aber sein Blick hatte etwas Alarmierendes an sich gehabt, das sogar der grünäugigen Taijutsuka auffiel: Dieser Typ hielt sich völlig offensichtlich für un.glaub.lich viel besser, als alle Teilnehmer und Prüfer zusammen. Entweder war dieser Kerl ein lebender Gott auf Erden oder aber total matschig in der Birne.

Kumiko schätzte Letzteres, als sie ihre Analyse damit abschloss, dass er vermutlich kein Naturtyp war und seine Zeit lieber drinnen verbrachte, als sie sich von ihrer erhöhten Position herunter auf den Boden der Tatsachen begab, denn für ihre nächste Sicherheitsmaßnahme brauchte sie leider Gottes Bodennähe. Dennoch wollte sie hier unten nur so wenig Zeit verbringen, wie irgend möglich, sodass sie ihre Fingerzeichen bereits formte, als sie noch auf den moosigen Waldboden zufiel. Punktgenau mit dem ersten Bodenkontakt presste sie auch ihre Hände auf das feuchte Grünzeug, und erschuf mithilfe von Suiton: Suiryô no henka shiyasui eine süße kleine Pfütze, die bald wieder in dem weichen, moosbewachsenen Boden versickern würde, aus dem sie hervorgequollen war, wenn sie sich nicht beeilte. Hastig konzentrierte das Mädchen noch etwas Chakra und formte weitere Zeichen aus, ehe sich langsam eine Beule auf der klaren Oberfläche der Pfütze bildete, die stetig größer wurde und letztendlich eine Höhe von einem Meter vierundvierzig erreichte. Nach wenigen Sekunden begann diese Beule sich mannigfaltig zu verfärben, hauptsächlich Rot- und Gelbtöne hafteten ihr an und ergaben bald die Proportionen ihrer Erschafferin in exakter Färbung. Kumiko umrundete ihren Mizu Bunshin gewissenhaft, um Fehler in irgendwelchen Details auszumerzen und schwang sich dann mit ihrem Klon gemeinsam zurück ins erhöhte Geäst der Bäume. Die Blondine folgte ihrer Kopie zunächst mit einigem Abstand, aber entschied sich nach wenigen Minuten dafür, ihre Kreation als Köder zu benutzen. Dazu vollführte die Taijutsuka mal wieder ein paar Fingerzeichen, wer hätte das gedacht, und verschwand einen kurzen Augenblick lang in einer Rauchwolke. Als sie diese in der Bewegung durchs Geäst wieder verließ, hatte sich nicht ihre Form – wohl aber ihre Farbgebung komplett verändert. Mit einem mehr oder weniger zufälligen Tupfenmuster in verschiedenen Grün- und Brauntönen versuchte sie, so gut es ging mit der Umgebung zu verschmelzen und ihren Bunshin ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken zu lassen, damit dieser notfalls angegriffen wurde und ihr die Möglichkeit eines Konters bescherte.
 

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Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass der Boden unter ihr abschüssig zu sein schien – ein klares Anzeichen dafür, dass sie bald eine Talsohle erreichte. Die Äste, die Kumiko nutzte, um sich fortzubewegen, wurden nach und nach immer lichter und würden sie vermutlich bald zwingen, ihren Weg letztendlich doch per pedes fortzusetzen. So wie es bis jetzt aussah, hatte sie es hier mit einem reinen Laubwald zu tun, nicht dass das irgendwie wichtig wäre, aber es fiel dem Mädchen eben einfach auf, als unter ihr der Strauchbewuchs stetig dichter wurde, sich die ersten niedrigen Sträucher, sowie weit verzweigten, saftig grünen Farne zeigten und das Braun der Baumstämme abnahm. Die Sätze, die Kumiko machen musste, um den jeweils nächsten Ast zu erreichen, wurden auch immer größer, sodass sie ihren Klon bald überfordern dürften. Um sowohl ihre eigene Kraft, als auch die ihres Bunshins zu sparen, verlagerte sie diesen auf den nicht mehr ganz so ebenen Grund, um ihm das Fortkommen zu erleichtern, bis sie aus der Ferne das gemächliche Plätschern eines Bachs hören konnte. So nah er auch war, der dichte Bodenbewuchs ließ den Verlauf des schlanken Gewässers lediglich erahnen aber er konnte ihr auch eine ausgezeichnete Deckung bieten, solange sie ihre matschige Rübe unten hielt. Es war nicht so, dass Kumiko völlig chakraleer war, aber die Wahrheit war, dass Wassererschaffung, Bunshin und Henge nicht gerade wenig an ihrem überschaubaren Chakravorrat gezehrt hatten. Ihr kleiner Vorteil war allerdings, dass keines dieser Jutsu, also auch ihre spritzige kleine Kameradin, ihr einen ständigen Chakrazufluss abverlangte. Insbesondere bei ihrem Mizu-Bunshin war sie dankbar um diesen Umstand, denn soweit die Blondine wusste, war das nicht bei jeder Doppelgänger-Art der Fall – aber da konnte sie sich auch täuschen, denn bisher hatte sie sich mit den Chakrakosten anderer Elemente nicht wirklich auseinandersetzen müssen.

Der grünäugige Blondschopf entschied sich also in einem Anfall von spontaner Intelligenz, dass es vielleicht keine schlechte Idee war, ihren Vorrat wieder aufzustocken. Selbst, wenn sie bevorzugt mit Taijutsu arbeite, konnte das eine oder andere Ninjutsu über Sieg oder Niederlage entscheiden, und wenn ihr in besagtem Moment das letzte Quäntchen Chakra fehlte, war ihr Ende vorprogrammiert. Also schwang sich letzten Endes auch die echte Kumiko von ihrem hohen Ast herunter und suchte sich in einem dichten Gebüsch am Bachlauf zu verbergen. Zur Sicherheit verbarg sie auch ihren Klon – bedeutend schlechter, als sie selbst, damit notfalls dieser zuerst aufgefunden wurde, ehe sie eiligst ihr bekanntes Rollensiegel löste, eine Ration entnahm und sie dann schnell wieder einsteckte. Schließlich wollte sie das Siegel nicht all zu lange im Freien halten. Sorgfältig blickte sich die Blondine noch ein weiteres Mal nach eventuellen Verfolgern um, ehe sie den Deckel der Bentodose anhob und damit den Blick auf ihr liebevoll zubereitetes Mahl freigab. Das beinahe unerschöpfliche Ästhetikbewusstsein der Michiyo zeigte sich an diesem Orchester der Nährstoffe in seiner gesamten Pracht: Als Basis diente ihr das beliebteste Grundnahrungsmittel der Welt, der Reis, den sie sorgsam fertig gekocht aus dem nächstbesten Geschäft eingekauft hatte. Gemeinsam mit ansprechend eingeschweißter Wurstmischung, die nach dem Prinzip des vollendeten Chaos zerkleinert dazugegeben wurde und schließlich mit garantiert mit Chemikalien versehenem Gemüse abgerundet wurde. Um dieser Geschmacksdetonation noch den allerletzten Schliff zu geben, wurde die Gesamtheit dieser Zutaten einfach irgendwie vermengt und vorsichtig auf ein gutes Dutzend gar nicht verzierter Bentodosen verteilt. In kurz: Reis. Dazu Würstchen und Gemüse klein geschnitten, vermengt und fertig! Genau diese geschmacksfreie, trockene Mischung zwang sie jetzt ihren Rachen hinunter und versuchte eine Balance zwischen Beeilung und gesunder Essgeschwindigkeit zu bewahren. Nachdem Essen keine Sache war, die sich als geistig besonders anspruchsvoll war, sodass auch die runde blonde Birne der Taijutsuka noch Ressourcen freihatte, konnte sie sich ihre Kontrahenten nochmals in Erinnerung rufen:

Ein Taijutsuka, der notfalls aus der Entfernung die Kühe fliegen lassen konnte und bei dem sich eine Flucht als schwierig erweisen könnte. Einen Sohn des Sandes, den sie unbedingt davon abhalten musste, aus ihrer Reichweite zu kommen, einen verträumten Dorfkollegen, der vermutlich mit Nin- oder Genjutsu um sich warf, einen Katanaphilen, ein blauhaariger Kampfzwerg, eine komplett vermummte Gestalt und einen Typen, dem sie im Nachhinein betrachtet, vielleicht ein klein wenig Unrecht getan haben dürfte. 'Bei genauerer Betrachtung hat dieser Typ noch Nichtmal angepisst ausgesehen.' Aber sein Aufzug hatte in dieses Milieu irgendwie nicht hineingepasst. Vermutlich war er nicht der Typ, der sich häufig die Hände schmutzig machte und das Andere für sich machen ließ; das ließ seine Kleidung zumindest vermuten. Wenn dem wirklich so war, würde er auf Ninjutsu, Genjutsu oder aber das gefürchtete wie auch seltene Kane Bunshin no Jutsu zurückgreifen. Das ließ sich zumindest an seiner Kleiderqualität irgendwie indizienmäßig festmachen. Kumiko vermutete, dass sie ihn deshalb als abgehoben betrachtet hat und seinen eher gelangweilten Blick unterbewusst als Auslöser dieses warnenden Bauchgefühls empfand, als sie die letzten Reisfetzen aus dem Döschen fischte, es mitsamt dem Besteck in dem Siegel verschwinden ließ, aus dem sie es entnommen hatte und ihren Weg langsamer als zuvor fortsetzte. Selbstverständlich ließ sie auch jetzt ihren ungetarnten Doppelgänger vorauseilen und diesen den Weg nach Westen anführen. 'Vielleicht sollte ich mich ein wenig mehr beeilen, wenn ich verdaut habe. 'Die Kathedrale vor Sonnenuntergang zu erreichen, sollte kein Problem sein, aber dennoch wäre es klug, möglichst früh dort anzukommen, wenn sie vor Einbruch der Nacht zumindest eine oder zwei Plaketten ergattern wollte. Denn wie es der Zufall auch wollte, hatte Kumiko weder Nachtsicht, noch sonst irgendeine fancy Technik, die es ihr in der Nacht ermöglichte, ausschweifend zu agieren, ohne sich zu verraten. 'Ich brauche dringend einen Notfallplan!'
 

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Welche Möglichkeiten hatte Kumiko denn eigentlich nach Einbruch der Dunkelheit noch? Sie könnte sich natürlich ein süßes, kleines Erdlöchlein suchen und sich darin einbuddeln, damit sie keiner fand, aber wenn sie bis dahin nicht ihre Zielnummer oder äquivalent drei beliebige andere eingesackt hatte, war es das dann. Eine passive Rolle kam also gar nicht in die Tüte, zumal Stillstand ja eigentlich das komplette Gegenteil von dem war, was ihre größte Stärke ausmachte. Auf der anderen Seite würde sie sich nur die Nase brechen, wenn sie im Stockdüstern volle Socke gegen irgendeinen Baum rannte – und das wäre dann sogar ihr eine winzige Spur zu peinlich, obwohl es ein realistisches Risiko darstellte. Schließlich verfügte das Blondchen nicht über irgendwelche biologischen Taschenlampen oder abgedrehte Augentechniken, die ihr spontane Nachtsicht bescherten. Ferner hatte sie keinen besonderen Geruchs- oder Hörsinn und konnte sich deshalb nur im Tageslicht wirklich sicher und schnell bewegen. Ihre Aussichten gefielen ihr gar nicht, denn zumindest zwei ihrer Gegner hatten Spähqualitäten, wahrscheinlich sogar eher mehr. In der Folge wäre sie die gesamte zweite Hälfte dieses Inselexamens in der Defensive und lediglich zum Reagieren in der Lage. 'Das heißt, ich muss desto offensiver sein, solange ich noch halbwegs sehen kann.' Möglichst viele Plaketten an sich zu reißen, solange es noch hell war, damit mit etwas Glück nicht nur ihre Prüfung gesichert war, sondern sie in der Nacht auch etwas hatte, das sie als Verhandlungsbasis benutzen konnte, wenn sie trotz der Vorsicht, die sie an den Tag – oder die Nacht zu legen plante, entdeckt werden sollte. Natürlich war das nur ein Idealszenario, das so sicherlich nicht aufgehen würde, aber zumindest einen grundsätzlichen Plan zu haben, war auf jeden Fall schon mal etwas wert.

Auf jeden Fall half das bloße Vorhandensein eines Plans ihr dabei, diese Nervosität zu kanalisieren, die man ihr äußerlich selbstverständlich nicht ansah – wie man auch in allen anderen Situationen nur ganz, ganz selten mal irgendwie erkannte, welche Emotion bei ihr gerade prominent ausgeprägt war. Jetzt in diesem Augenblick, war sie – und das konnte man glauben, es aber auch sein lassen, wer keine Lust hatte – nervös bis in die Spitzen, bis zum Bersten gespannt, während sie im schützenden Halbschatten des Waldes von Ast zu Ast hüpfte und ihren Mizu-Bunshin dabei möglichst genau so wenig aus den Augen ließ, wie den Rest ihrer Umgebung. Es war unwahrscheinlich, dass ihr hier schon jemand auflauerte, diese Insel war riesengroß, aber dennoch war jeder einzelne Muskel des Blondschopfes gespannt wie ein Flitzebogen, dessen Sehne nur noch darauf wartete, von ihrem Griff befreit hervorzuschnellen. Genau diese Kraft entlud sich in exakt dem Augenblick in dem direkt, also direkt vor ihrem Doppelgänger ein Zweig laut aufknackte. Sofort blieb die Taijutsuka stehen, verharrte sogar in ihrer Position, die mitten in der Sprungbewegung begriffen, doch ziemlich affig aussah und rührte sich nicht mehr. Lediglich ihre Augen bewegten sich geschäftig, lauerten auf eine Bewegung, die ihr verriet, wer dieses Geräusch verursacht hatte. Sämtliche Gedankengänge waren wie weggeblasen, sodass drei, vier, fünf Sekunden vergingen, ehe ihr dann auch endlich mal aufging, dass es keine schlechte Idee wäre, sich zu verstecken, wenn sich hier tatsächlich ein Feind herumtreiben sollte. Postwendend verzog sich das Mädchen in das erstbeste Gebüsch in Sichtweite und übertrieb es dabei doch ein kleines Bisschen mit der Geschwindigkeit, sodass sie einen überdeutlich sicht- und hörbaren Fahrtwind hinter sich her zog. 'Verdammt, wer war das? Warum hab ich ihn nicht gesehen? Er müsste doch direkt vor mir gewesen sein!' Tatsächlich hatte Kumiko nur das Knacken des Zweiges gehört. Aber Laut nachzufragen, wer da sei, war nicht nur eine bescheuerte Idee, sie war auch physikalisch gerade beinahe unmöglich, denn das Blondchen hatte sich wirklich derart verjagt, dass sein Atem in schnellen Stößen ging und eine ganze Weile brauchte, um sich zu beruhigen. Das Erste, was die Taijutsuka tat, als ihre ersten klaren Gedanken wieder durchdrangen, war, ihren Bunshin halbherzig nach ihrem Feind suchen zu lassen.

Um dem sich versteckenden Feind trotzdem noch ein Ziel zu bieten, sollte der Klon seine Position nur minimal verändern und von dort suchen, wo er geradestand. Das Original atmete noch einige Male tief durch, ehe es sich aus dem Gebüsch wagte und mit allergrößter Vorsicht begann, aktiv die Umgebung abzusuchen, wie es so gerade eben möglich war, wenn sie nicht aus der maximalen Reichweite ihres Mizu-Bunshin ausbrechen wollte. Minutenlang schlich sie in einiger Entfernung um ihre Nachbildung herum, ohne auch nur den kleinsten Hinweis zu finden, dass da überhaupt irgendjemand war. Wer auch immer dieses Geräusch verursacht hatte, hatte sich entweder aus dem Staub gemacht, belustigte sich an ihrer Suchaktion oder traute sich selber nicht mehr hervor, weil er sich mit dem Geräusch verraten hatte. Geschlagene fünfzehn Minuten schlich das Mädchen durchs Unterholz, beobachtete, suchte, bildete sich hier und dort ein, jemanden zu erkennen, aber am Ende musste sie ihre Suche doch aufgeben; wer auch immer das war, musste sich inzwischen einfach aus dem Staub gemacht haben. Dennoch ließ Kumi äußerste Vorsicht walten und suchte beständig mit ihren großen, leeren Seelenplaneten die Umgebung ab, als sie sich dem Ort näherte, an dem das verräterische Knacken geknackt hatte – man konnte sich schließlich auch verschätzen. Und in diesem Fall würde noch immer ein kichernder Ninja im Gebüsch hocken und ihr einen auf die Mütze geben. Langsam, ganz vorsichtig schlich, nein kroch die Blondine an die ominöse Stelle heran, keine zwei Meter hinter ihrem Mizu-Bunshin und entdeckte tatsächlich einen gewaltsam entzweigeteilten, trockenen Zweig, aber was sie dazwischen fand, war weniger erbaulich. Ganz genau untersuchte sie den Fußabdruck, der genau in ihre Laufrichtung wies, und versuchte nach Möglichkeit kein Detail dieser zweifelsohne heißen Spur zu übersehen. 'Der Schuhabdruck ist eindeutig weiblich, das Längen- und Breitenverhältnis deutet stark auf einen Frauenschuh hin. Das Profil des Abdrucks entspricht dem Standardschuhwerk Kumogakures.' Irgendwie hoffte Kumiko, dass Mura jetzt nicht auch noch unter die Crossdresser gegangen war, schließlich war er ihr einziger Dorfkollege und von wem sonst sollten die Spuren vor ihr dann kommen? 'Ich schätze das Gewicht des Trägers auf etwa vierzig Kilo ein. Vielleicht mehr.'
Das war ganz sicher nicht der verpennte Mura, mit dem sie zusammen eine übernatürliche Mission absolviert hatte. Zwar hatte er hauptsächlich durch Nichterreichbarkeit geglänzt, aber die Zeit hatte ausgereicht, um festzustellen, dass er sicher nicht derart unterernährt war. Aber wer war es dann? Zu Mari hätte das Profil nicht gepasst und die anderen Mädels, die heute dabei waren, stammten samt und sonders aus dem Sora-Bündnis. Von allen Teilnehmern hatte nur Einer Zugang zu Schuhwerk mit genau diesem Profil. Nein, eigentlich zw- »Das glaub ich jetzt nicht …« Mit einem erstklassigen und showreifen Facepalm unterstrich sie diese genervte Emotionsregung, für die sich jeder, der sie kannte, ein rotes Kreuzchen in den Kalender machen durfte, gefolgt von einem langen Seufzen und einem vernichtenden Blick zu dem Bunshin, der eiiiiigentlich nützlich sein sollte, anstatt ihr noch Steine in den Weg zu legen. 'Wenn das ein Prüfer mitbekommen hat, bin ich vermutlich gerade in hohem Bogen rausgeflogen.' Selbstverständlich hatte das ein Prüfer mitbekommen, aber das musste das blonde Hohlköpfchen ja nicht wissen, hm? Jedenfalls schwang sich Kumiko, noch immer peinlich berührt, auf ihren tollen Ast zurück und setzte ihren Weg peinlich schweigend fort … und achtete ab jetzt auch darauf wo ihr Bunshin hintrat.
 

Michiyo Kumiko

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Nach der unsäglichen Peinlichkeit, sich vor einem Fehler ihres eigenen Doppelgängers derart zu verjagen, dass sie knapp eine Viertelstunde mit der Suche nach einem bösen, fiesen Feind verbrachte und sich dabei höchstens selbst auf die Schliche gekommen war, entfernte sich Kumiko erleichtert vom Ort des Geschehens. Inzwischen stieg das Gelände leicht an und ließ vermuten, dass sie zumindest diesen der drei prominenten Bachläufe hinter sich gelassen hatte und oben auf dem Kamm zumindest eine Weile ohne Handicap weiter eilen konnte. Der Weg hin zu Ihrem Startplatz war ihr ewig weit vorgekommen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie ihn nicht mit Mopsgeschwindigkeit, sondern im entspannten Galopphüpfen zurückgelegt hatte, um ihre Kräfte zu schonen. Wenn sie nicht auf ihrem Weg bereits den ersten Kontrahenten über den Weg lief, würde sie ihren Rückweg sehr viel schneller finden, das stand fest. Noch konnte sie allerdings nicht so schnell machen, wie sie gerne würde, denn noch dominierte in ihrer Umgebung die niedrige Strauchvegetation, die die unselige Eigenschaft hatte, im Fahrtwind zu rascheln und damit ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen; Kumiko musste also warten, bis sie wieder auf die höheren Baumlagen wechseln konnte, ehe sie wieder halbwegs so viel Gas geben konnte, wie sie es gerne würde. Zwar raschelten auch Bäume bei Fahrtwind ganz gerne auf, aber ihr Anteil starren Holzes war größer, wie auch die Entfernung zu diesen fiesen, kleinen, fisseligen Dingern, die diese garstigen Geräusche bevorzugt absonderten, aber ein bisschen hurtiger würde sie die Sache schon angehen lassen können. Zum Glück dauerte es nicht all zu lang, bis der Baumanteil dieses Waldstücks wieder auf ein nutzbares Niveau anstieg, sodass die mit dem Henge, das sie bei ihrer Abreise bereits angewendet hatte, hoffentlich wieder vernünftig getarnt war. Ihren Klon ließ die Taijutsuka unregelmäßig mal auf dem Waldboden, mal oben in den Ästen vor sich her hüpfen, damit notfalls dieser zuerst die Aufmerksamkeit eventueller Beobachter auf sich zog und erlaubte sich, ihr Reisetempo eine Idee anzuziehen, denn Zeit war hier nicht Geld, aber Titel; und auf den war Kumiko dann doch ein wenig scharf.

Während die Blondine mehr oder minder ohne Ahnung, ob das, was sie hier tat, überhaupt richtig war, durch den Wald pflügt, versuchte sie nebenher, sich ein paar weitere Gedanken zu der Natur dieses Examens zu machen. 'Eigentlich ist die ganze Situation hier doch pervers.' Nein, Kumiko-chan war nicht spontan unter die Idioten mit unhöflicher Aussprache gegangen, ihr fiel lediglich auf, dass irgendwas an diesem ganzen Teil hier sich einfach … falsch anfühlte. 'Die Akademieprüfung kann ich ja noch verstehen. Da ist man noch komplett unerfahren und muss erst mal mit sich selber klarkommen, aber seitdem hat doch sicher keiner hier irgendeine Aufgabe komplett alleine bewältigt. Warum zur Hölle trennt man uns dann komplett voneinander und macht dieses ganze Examen zu einem universalen Konkurrenzkampf?' Bisher hatte der Blondschopf, trotz seines unendlichen Unverständnisses für zwischenmenschliche Dinge wohlgemerkt, immer den Eindruck gehabt, dass sämtliche Chuunin, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatte, hauptsächlich Teamplayer waren. Klaro, selbstständig mussten sie schon sein, aber diese Leute hatten eigentlich immer eine Gruppe neben oder hinter sich, die sie tatkräftig unterstützte, und für die sie im Gegenzug die Verantwortung trugen. Kumiko ahnte, dass es nicht nur Punkte für den bloßen Erfolg bei diesem Examen gab, sondern auch für die „Eleganz“, mit der man seine Ziele erreichte, indem man geschickt Bündnisse einging und zur rechten Zeit wieder fallen ließ. Die Erkenntnis dürfte einerseits ein großer Schritt nach vorn sein, aber auf der anderen Seite bedeutete es, dass diese Prüfung ihr einen ganzen Haufen Hirnschmalz abverlangte, den sie hoffentlich auch aufzubringen in der Lage war.
Von ihrem kleinen Missgeschick von vorhin mal ganz abgesehen, konnte die Blondine ohne rot zu werden behaupten, seit ihrem Akademieabschluss große Fortschritte gemacht zu haben. Dass sie noch nicht versucht hatte, ihren persönlichen Prüfer, der sich hier irgendwo aufhalten dürfte, in die Luft zu jagen war doch der allerbeste Beweis, oder etwa nicht? Diesen Fehler hatte sie bei ihrer Geninprüfung nämlich gemacht. Ja, es war ein Fehler, obwohl sie dafür keinen Punktabzug hatte erdulden müssen, denn damals war ihr Prüfer kein geringerer als Willkür-, äh Mufu-Sensei, der dafür bekannt war, es mit Schuld oder Unschuld bei der Verteilung von Strafen nicht all zu genau zu nehmen. So konsistent, wie er in seinen Entscheidungen auch war, so brutal, wie seine Strafen auch waren, so sympathisch das Lächeln auch war, das ziemlich sicher noch nicht mal seine eigene Mutter kannte: Irgendwie hatte Kumiko ihn doch geschätzt. Wenngleich sich an ihrem kühlen Auftreten nicht viel geändert haben mochte, so war sie damals im Verhältnis gesehen doch noch ein ziemlicher Wildfang und keine Freundin davon, sich Gedanken über die Folgen der eigenen Handlungen zu machen. Tatsächlich hatte sie bei einer ihrer letzten Trainingseinheiten zuerst versucht, eine ihrer Mitschülerin durch den Einsatz eines Sprengsiegels aufzuhalten – und dafür holte sich Kumi selbstverständlich auch einen Rüffel ab. Nur wenige Tage später nutzte sie ein Sprengsiegel an einer weiteren Person, dieses Mal ausgerechnet an dem Lehrer, der sie wenige Tage zuvor noch zurechtgewiesen hatte: Mufu-Sensei! Inzwischen war sie sich natürlich darüber im Klaren, dass ihre Handlungen den Gipfel der Verantwortungslosigkeit darstellten, aber sie hatte es sich erlauben können. Gerade bei Mufu, der sonst an nichts und niemandem ein gutes Haar ließ, hatte sie so eine Aktion abziehen können. Scheinbar hatte sie ohne es selber mitzukriegen eine ganz andere Seite des gefürchteten Lehrers kennengelernt. Scheinbar teilte er nicht nur großzügig aus, sondern war auch bereit, schweigend einzustecken – charakterlich eine auffällig positive Eigenschaft, die die letzten drei Jahre gut unter einem riesigen Haufen Erinnerungen an Misanthropie und grausame Strafen untergegangen sein musste und ihr jetzt erst auffiel, als sie sich völlig bewusst noch mal damit beschäftigte.
 

Michiyo Kumiko

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Sie war bereit auf wenige Hundert Meter heran, ehe sie des verfallenen Hauses gewahr wurde, dessen Weg sie unweigerlich kreuzen musste, wenn sie ihre Richtung nicht änderte. Dieses Ding kam ihr seltsam bekannt vor, obwohl die Blondine es an nichts wirklich festmachen konnte, als sie es aus dieser Entfernung und aus erhöhter Position in Augenschein nahm. Wegen dieses seltsamen Gefühls verlangsamte Kumiko ihr Tempo und hielt schließlich ganz an. 'Irgendwoher kennst du das hier doch. Warum?' Angestrengt dachte sie nach, woher dieses Gefühl kommen konnte und nach und nach, eigentlich von ihr selber völlig unbemerkt wanderte ihre linke Hand zur Schläfe empor. Natürlich half auch das nicht, sodass sie sich gezwungen war, dieses alte, verfallene Gebäude mitten im Wald genauer unter die Lupe zu nehmen. In ihrer Ausgangsposition war eine glatte, halb verfallene Natursteinwand erkennbar, die das Untere der beiden Stockwerke völlig verdeckte, jedoch im Obergeschoss deutliche Struktureinbußen zeigte. Einige der Steine, aus denen diese Barriere einmal bestanden haben mochte lagen außen an der Mauer an, und schienen nicht bewegt worden zu sein, seit sie dort unten aufgeschlagen waren. Die Taijutsuka umrundete das einsame, verfallene Gebäude weiter, um sich die Vorderseite genauer zu besehen. Im Gegensatz zu der Seite, von der sie sich diesem Ding angenähert hatte, gab es hier nicht nur eine alte aber nackte Hauswand, sondern auch noch Fenster! Im Erdgeschoss gab es zwei davon an der linken Haushälfte, sowie eines an der Rechten, das zudem noch von einer zu großen Teilen längst fehlenden Tür flankiert wurde. Eben diese glänzte größtenteils durch Abwesenheit und lediglich ein paar Holzfetzen an den sicher schon seit vielen Jahren nicht mehr geölten Scharnieren wiesen noch darauf hin, dass da überhaupt mal eine drin gewesen sein mochte. Im Obergeschoss war der Lichteinfall nicht ganz so üppig, zumal hier die Wand noch ohne Löcher war und zudem lediglich zwei Fenster den Innenraum erhellen würden, wären sie nicht mit morschen, dunklen Brettern notdürftig vernagelt worden. Dem Innenraum vertraute die Blondine nicht weit genug, um sich in das Haus hinein zu wagen, sodass sie ihren Bunshin hineinsandte und dann selbst ihren Weg um das Gebäude herum fortsetzte. Selbstredend kam sie kurz darauf in den Genuss, den scheinbar angebauten, natürlich völlig leeren und nur mit Fantasie als solchen erkennbaren Geräteschuppen zu begutachten. Hinter und über diesem fanden sich wiederum insgesamt zwei Fenster, die selbstredend ebenfalls blickdicht verschlossen waren. Je mehr sie von diesem Haus sah, desto bekannter kam es ihr vor, aber eine Ahnung, woher, hatte Kumiko noch immer nicht.
Erst, als sie die Rückseite des Hauses sehen konnte, fiel ihr ein, dass sie seinerzeit eine Aufgabe mit Sato Yuuta erfüllt hatte, in der ein ziemlich ähnliches Haus eine große Rolle spielte. Nämlich hatten die Beiden, als die Blondine noch ein Frischling war, gemeinsam ein Gebäude sprengen müssen. Das damalige Opfer ihrer Sprengung war allerdings nicht aus Gestein, sondern ein einfaches Holzhaus gewesen, lediglich das Arrangement der Fenster und Türen ähnelte sich, dafür aber nur desto stärker. Sie hatten damals extrem vorsichtig sein müssen, weil das damalige Objekt ausgerechnet zwischen einem Porzellanladen und einer Feuerwerksmanufaktur herumgestanden hatte. Kumiko war sich bis heute absolut sicher, dass die Versicherungsrechnung des Dorfes dafür gesorgt hätte, dass sogar ihr die Spucke weggeblieben wäre. Tatsächlich war es ein ganzer Haufen Glück, den sie mit der Umgebung hatten – auf eine seltsame Art und Weise. Sicherlich statteten sie sämtlichen Nachbarn einen Besuch ab, um sie zu warnen, dass in der direkten Umgebung eine Sprengung vorgenommen würde; und ausgerechnet der doch ein bisschen irre Verkäufer der Sprengwaren nebenan, Honigbärchen-san, sich erbot die Sprengung kontrolliert anstelle der beiden unerfahrenen Ninjas vorzunehmen. Nur dank seiner Hilfe, an deren Nützlichkeit sowohl sie selber, als auch Sato-san zwischenzeitlich zweifelten, schafften sie es tatsächlich, Kollateralschäden größtenteils zu vermeiden. Lediglich ein schmaler und relativ leichter Balken wollte sich der ansonsten perfekten Berechnungen Honigbärchen-sans scheinbar nicht unterordnen und hatte sich demonstrativ in die falsche Richtung fallen lassen. So hinterließ er einen winzigen Kratzer in der schneeweißen Lackierung des ebenfalls hölzernen Porzellanladens. Es war nur ein winziger Makel, aber er war das – und er reichte dem grünäugigen Blondschopf völlig aus, den Abschluss dieser Aufgabe zwar als erfolgreich zu verbuchen, aber eben nicht als perfekt.

Wie ihr Partner den gesamten Hergang dieser Aufgabe sah, wusste Kumiko nicht. Er war zwar in gewisser Hinsicht doch ein wenig perfektionistisch veranlagt, aber so extrem wie bei ihr, war es bei ihm definitiv nicht gewesen. Sato-san hatte sich damals als verlässlich herausgestellt, als wohlmeinend und als doch ziemlich unfähig, wenn es um Körperkraft ging. Tatsächlich hatte er es bei ihrer Sprengaktion geschafft, sich den Fuß zu verletzen, sodass die wirklich schweren Dinge nicht von ihnen gemeinsam, sondern von der Blondine allein hinausgeschafft werden mussten, ehe sie die Sprengung in Angriff nahmen. Darüber hinaus hatte sie später noch einmal mit ihm zu tun gehabt: Sie hatten gemeinsam ein Monstrum von einem Hund auszuführen und zu waschen. Das Tier liebte den Hundewaschsalon, aber war aufgrund seiner bloßen Körperkraft für die beiden Ninja nur schwer zu kontrollieren gewesen. Bei dieser Aufgabe zeigte ihr Partner einiges Interesse an ihren persönlichen Lebensumständen gezeigt. Einige Details hatte sie ihm genannt, aber die Klärung des Gesamtbildes während einer laufenden Aufgabe unpassend empfunden. Später am gleichen Tag trafen sie sich in einem kleinen Fischrestaurant, um all die kleinen Details zu klären, die sie zuvor nicht hatten abhandeln können. Davon abgesehen, dass die Kellnerin der Beiden ihr gemeinsames Abendessen als Date betrachtete und keinen noch so weit hergeholten Kuppelkniff ausließ, die beiden zusammenzubringen, empfand Kumiko diesen Abend als entspannend und irgendwie besonders. Der Blick der Blondine glitt zum Dachfirsten, als sie sich daran erinnerte, dass dieser Kerl vermutlich der einzige Mensch seit … guten zehn Jahren war, der sich tatsächlich für mehr interessiert hatte, als dass sie einfach irgendwie funktionierte und ihren verdammten Job machte. Leider hatte sie nach diesem Abend im Fischrestaurant nichts mehr von ihm gehört und rechnete auch nicht mehr damit – Berufsrisiko eines Ninjas. Anderen falls, so war sie sich sicher, hätte sie ihn vermutlich spätestens hier beim Examen wiedergesehen. Das Mädchen erlaubte sich, noch ein paar Sekunden innezuhalten, bis ihr Bunshin aus dem Innenraum zurückkehrte und ihr beschied, dass dort drinnen kein Feind war, es aber dennoch nicht besonders sicher war, sich drinnen zu bewegen. Mit einem ungekannten Wehmut wandte sie sich letztendlich um und setzte ihren Weg nach Westen fort, genehmigte sich einen letzten Blick auf dieses romantische, alte Haus und zwang ihre Gedanken, in das hier und jetzt dieses Waldes zurückzukehren.
 

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Aus diesem Haus musste die Blondine zumindest eine Lehre ziehen: Sie eigneten sich sowohl als Ruhestätte als auch als Falle, wenn man sie nicht zu nutzen wusste. Bei Bauten hier auf der Insel war also Vorsicht geboten. So einfach sie einen Hinterhalt hätte vorbereiten können, so leicht hätte es ihr auch passieren können, einem Feind in die Arme zu laufen. Was, wenn ihre persönliche Nemesis ihr bereits auf den Fersen gewesen und zufällig auch einer von diesen typischen Fallenstellern wäre? Von ihren untypischen Sentimentalitäten hatte Kumiko sich einwickeln lassen und für den Moment ihre Vorsicht fahren lassen; das durfte ihr nicht noch mal passieren! Sie hatte sich auf die Zukunft zu konzentrieren, um die Gegenwart zu verstehen und klug, sowie vorausschauend handeln zu können – solche Ablenkungen waren fehl am Platz und völlig unerwünscht! So ganz konnte die Blondine die Zeit nicht abschätzen, die sie sich weiter durch den Wald quälte, ehe sie sich dafür entschied, doch noch ein wenig auf die Tube zu drücken. Ab jetzt flogen die Bäume in einer undefinierbaren, braun-grünen Masse an Kumiko und ihrem Bunshin vorbei – auf diese Weise hoffte sie, sowohl eventuelle Verfolger mit ihrem Geschwindigkeitsunterschied abzuhängen, als auch diejenigen auszustechen, die vielleicht noch vor ihr unterwegs waren, während sie weiter zu dem Ort hastete, an dem sie zuerst eingewiesen worden waren. Mit etwas Glück wäre sie alleine, wenn sie an der Kathedrale ankam, aber das musste nicht zwangsläufig der Fall sein. 'Was könnte mich da erwarten?' Eine gute Frage, wenn man in Betracht zog, dass sie mit sieben anderen Teilnehmern an dieser Prüfung praktisch verfeindet war. Im schlimmsten Fall würde ihr das gesamte Kirchenschiff um die Ohren fliegen und sie unter einem ganzen Haufen Gestein begraben. Aber was war mit der Umgebung des alten Gemäuers? Dort waren sie in den Ablauf der Prüfung eingewiesen worden, aber vielleicht hätte sie sich diesen Ort doch besser einprägen sollen?

TBC: F4 - Kathedralenruine
 
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