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Job: Der letzte Wunsch

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Hoko war selten von etwas beeindruckt, was er nicht selber tat, aber Kumiko-Sis nötigte ihm dieses Gefühl ab. Nicht nur, dass sie dem Horror dessen, was auf der Bühne geschah (Hoko sah schnell genug weg aber er war sich sicher, dass er mindestens zwei Leute in Ohnmacht fallen hörge) mühelos trotzte, sondern wenig später hangelte sie sich tatsächlich von der Decke herab, um nach Kaito-bro zu suchen! Sa-gen-haft! Das musste er auch lernen! Aber im Moment war die Decke besetzt und niemand mochte einen Nachahmer, das war einfach nicht ganz so awesome. Wer wusste schon noch, wer der zweite Rapper gewesen war, der bewusst auf Reime verzichtet hatte? Zugegeben, die Wenigsten wussten auch, wer der Erste war, aber er war nun einmal der ERSTE gewesen und das war für Hoko interessant! Also im Moment kam es nicht in Frage, es Kumiko-Sis gleich zu tun und so musste sich der junge Ninja etwas Anderes überlegen, um nach Kaito-bro zu suchen und dabei awesome zu sein. Aber das würde schon werden. Seine Coolness hatte Hoko noch nie im Stich gelassen.

"Alright, here I come, lasst mich durch und seht: Hokoooooo~" Weder Takt noch Reimschema hatten bei diesem inspirierten kleinen Liedchen irgendeine Bedeutung, aber ihr Zweck wurde erfüllt: Die Menschenmenge ließ Hoko durch und beachtet ihn, einige kicherten, andere grinsten, irgendjemand fragte: "Ist das jetzt Teil des Wettbewerbs?", was Hoko allerdings großzügig abwinkte. "Naaaah, bro, wäre doch unfair, wenn ich mitmache. Du schickst doch auch keinen Profispieler in ein Shogi-Turnier für Amateure, aye?" Was die Frage in seinen Augen durchaus zutreffend beantwortete. Die ungläubigen Blicke einiger Umstehender ignorierte er ganz einfach. Manche Leute konnten echtes Talent eben einfach nicht würdigen!

Zwar war Hoko Panik traditionell fremd, aber je länger er wartete, desto nervöser wurde er. Die Preisrichter schienen wirklich ABSOLUT keine Gnade zu kennen und mehr als ein Teilnehmer wurde disqualifiziert, weil er nicht ordentlich neben seinem Meisterwerk oder seiner Präsentation oder was auch immer stand. Und sie kamen immer näher! Hastig blickte The Singing Shinobi Wonder sich um, ob er irgendwo den markanten Blondschopf seiner Missionspartnerin entdecken konnte, aber nichts zu sehen. Pustekuchen. Schon kamen die Richter einen weiteren Stand näher, jetzt trennten sie nur noch drei Stände von Kaito-Bros Meisterwerk, das durch seine Abwesenheit sicherlich sofort disqualifiziert wurde. Hoko grübelte nach, wobei er eilig hin und her lief. Was tun? Neben sich hörte er ein erschrockenes Aufkeuchen nach einer besonders vernichtenden Kritik, gefolgt von den unbarmherzigen Schritten dreier Preisrichter. Nur noch zwei Stände! Genug mit dem Denken! Jetzt war HANDELN angesagt!

Der Stand neben Kaito-Bro war leer geblieben, also hatte es wohl noch Raum nach oben für weitere Bewerber gegeben. Entweder das, oder man hatte nicht die ganze Halle mit Talent vollstopfen wollen. So oder so, Hoko wusste, was er jetzt tun würde: Zeit schinden! Und, auch wenn es unfair war, den Talentwettbewerb gewinnen. Kaito-bro konnte ja immer noch zweiter werden, nicht wahr? Und dass er für diesen Wettbewerb eigentlich nicht registriert war, winkte Hoko ebenso ab. Wer würde schon auf dermaßen langweiligen Vorschriften bestehen, wenn er ihn erst einmal singen sah?

"Gut", ertönte die gelangweilt klingende Stimme eines Jurymitglieds, das seine Notizen durchging und zu Hoko blickte, allerdings nur kurz. "Stand Nummer 17. Name?" "Yontatami Hoko!" "Steht nicht auf der Liste. Nächster!" Kaum hatte die Jury sich wieder in Bewegung gesetzt, stand Hoko auch schon vor ihnen. Er war vielleicht nicht ganz so schnell wie Kumiko-Sis, noch nicht einmal annähernd, aber gerade auf kurze Strecken kam er doch gut vom Fleck. Immerhin war er ein Shinobi! "Hey, hey, hey, hey, jetzt wartet doch mal! Ich weiß ja, dass ich nicht auf der Liste stehe, aber ich bin..." "Jemand, der nicht auf dieser Liste steht", ergänzte das wortführende Jurymitglied mit gelangweilter Stimme, als müsse es sich jeden Tag mit solchen Problemen herumschlagen. Was vermutlich auch stimmte. "Unangemeldete Beiträge können nach Paragraph 2 Absatz 4 nicht berücksichtigt werden." Und schon gingen sie weiter, noch ehe Hoko etwas sagen konnte. Zum Glück konnte er jetzt tatsächlich Kumiko-Sis' blonden Haarschopf entdecken und, gerade noch rechtzeitig, sie und Kaito-Bro bei ihrem Stand begrüßen. Kaito-bro kratzte sich verlegen am Hinterkopf, doch dann begann er, sein "Meisterwerk" den Jurymitgliedern vorzustellen. Hoko kam nicht umhin, seine Bewunderin von vorhin in der Menge zu suchen.

"Hmm.. sehr gewagt. Ist so etwas legal, ist es?" - "Nach Paragraph 19 Absatz 5, Punkt 1 dürfen Kunstwerke ästhetisch gefällige Nacktheit zeigen, das fällt in meinen Augen darunter." - "Ästhetisch gefällig, ahja. Nun, es ist sicherlich ein sehr delikates Werk, ahja." "Aber ist es gut, ist es?" Die Preisrichter ließen sich Zeit - laut Hokos Erfahrung immer eine gute Sache. Wenn sie sich über etwas uneins waren, bedeutete das, dass sie es nicht alle runderhaus ablehnten und das war mehr, als sie bei fast allen Einsendungen hier gezeigt hatten. Aber würde es reichen? Wenn sie schon ihn, Yontatami Hoko, einfach so ablehnten, was mussten sie dann erst sehen, damit sie es gewinnen ließen? Das war die Frage. hoko drückte Kaito-bro innerlich die Daumen, aber hier konnte er gerade nichts tun. Diese Laien waren für echte Kunst hoffnungslos verloren.
 

Michiyo Kumiko

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Scheinbar hätte ihr Timing besser nicht sein können, denn gerade hatten sich die Preisrichter her bequemt, festgestellt, dass sie möglicherweise falsch sein könnten, und waren auch schon im Begriff, weiterzuziehen, als ihr Klient sich so gerade eben noch in die Schussbahn werfen und identifizieren konnte. Nach einer kurzen Erklärung machten die Kritiker, was sie am besten konnten. Es gab ein kühles Fachsimpeln darüber, ob das Motiv unpassend sei, oder ob es zu der Stilrichtung passte und ob es „ästhetisch“ oder schlicht bodenlos pervers war, was sie da sahen. Kumiko hätte sich für Letzteres entschieden – genau wie jeder andere, der irgendwie mit gesundem Menschenverstand gesegnet war, aber zum Glück saß die Blondine ja nicht in der Jury. So stand sie eben in dieser völlig überfüllten Ausstellungshalle herum wie eine Schaufensterpuppe, ohne sich in irgendeiner Form einzumischen und noch immer von einem letzten Rest Dankbarkeit beseelt, dass sie sich die „Pausenshow“ nicht mehr ansehen musste. Wie die drei Kritiker ihre Diskussion letzten Endes lösten, spielte sich außerhalb des Ereignishorizontes der Taijutsuka ab, denn nachdem sie vorhin noch Argumente ausgetauscht hatten, waren sie einen Wimpernschlag später schon dabei, die verdorbene Statue zu bewerten. Ganz genau nahmen sie jede der holzigen Rundungen der Anime-Figur unter die Lupe und schienen plötzlich nichts Unanständiges mehr daran zu finden. "Kein einziges holz gekürzt, hmhm." - "Die Klebespuren sind fast gar nicht zu erkennen." - "Die Proportionen erschienen mir, selbst für diese Kunstform aber doch zu ausgeprägt zu sein." - "Davon abgesehen hat der Künstler aber auf Lebensechte Darstellung geachtet."

Der Tenor war klar: sie hielten dieses Teil für ein Hochwertiges Kunstwerk, aber das zweifelhafte Motiv konnten sie noch immer nicht ganz ausblenden. Letzten Ende notierten sdie drei Trauergestalten, von denen alles Abhing etwas auf ihren Notizblöcken und zogen weiter. 'Das wars schon?' Eigentlich hatte Kumiko erwartet, dass die Bewertung dieses fragwürdigen Exponates länger dauern würde, aber so schnell, wie die Drei in Erscheinung getreten waren, waren sie auch schon wieder verschwunden, um ein paar andere Künstlerträume, darunter ein Wackelpuddingmonument eines lokalen Berges und ein obligatorischer Vulkan aus einem Schulprojekt, zu zerstören. »… Schätze, wir haben keine Wahl, als zu warten, Yontatami.« … Und genau das wollte sie tun. Unglücklicherweise schien ihr Klient, Kaito, das anders zu sehen und wollte sich gleich wieder zurück zum Buffet aufmachen, um sein neuestes Kunstwerk zu vollenden. Die Menschentraube, die sich darum gebildet hatte, hatte sich indes weitgehend, aber nicht völlig verflüchtigt, aber es dauerte nicht lang, bis sich eine neue Schar Gaffer eingefunden hatte, das maßstabsgetreue Modell der Ausstellungshalle zu bewundern.
In der Zwischenzeit wandte sich der Blondschopf dem Herrn der Haare zu und fragte ihn monoton: »Liegt dir irgendeine Art Zeitplan vor, nach dem diese Veranstaltung weiter laufen soll?«
 
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Kumiko-sis' Frage nach einem Zeitplan kam etwas unerwartet für Hoko, der in Gedanken immer noch bei den Jurymitgliedern gewesen war. Ob er es wollte oder nicht, er fieberte jetzt regelrecht mit Kaito-bro mit und wünschte ihm, dass er diesen Wettbewerb gewann. Kaito-bro mochte ja alt sein und es trotz dieses Alters nicht weit gebracht haben, aber irgendwie mochte Hoko ihn. Er hatte diesen Vibe, dass er es jetzt noch einmal richtig versuchen wollte und sich immerhin aus seiner Schale herausgetraut. Das war der Stoff, auf dem unerwartete Helden in Dramen waren! Und Kumiko-sis machte sich Gedanken über einen Zeitplan. Tze.
"Hm. Lass' mal gucken, ob wir da was finden..." Aus seiner eigenen Erfahrung bei Talentshows wusste Hoko, dass solche Zeitpläne meist tatsächlich existierten und öffentlich aushingen. Und tatsächlich, an einem der Stände wurde er fündig. "Wir haben noch zehn Minuten bis zur Siegerehrung. Rechne da aber lieber mit 'ner Viertelstunde oder so, die Jury überzieht gerne mal. Aber ich denke, wir haben das durchaus im Kasten." Er gab Kumiko-sis eine optimistische "Thumbs-up"-Geste und zwinkerte ihr zu. Mangelnden Optimismus konnte man dem singenden Shinobi wirklich nicht vorwerfen. "Dann lass' mal gucken, wie es Kaito-bro gerade geht. Nicht dass der den glorreichen Moment verpasst! Oh yeah!"

Der Weg zum Buffet, wo Kaito-bro an seinem neuen Meisterwerk werkelte, wurde Kumiko-sis durch Hoko sicher nicht leichter gemacht. Dieser nämlich ließ sich die ganze Zeit darüber aus, dass er von der Jury einfach übergangen worden war, was schnell zu einem hitzigen Monolog über künstlerische Zensur und das Übergheen echten Talents ausgeufert war. "...und überhaupt, ernsthaft, wer auch immer die Idee hatte, dass man sich vorher ANMELDEN muss, du bist deswegen ja auch hin und her geflitzt wie noch was, einfach nur weil... HEILIGER HOKO!" Der Shinobi war überrascht stehen geblieben, Augen und Mund weit aufgesperrt. Seine Verwunderung galt nicht etwa Kaito-Bros vollendetem Kunstwerk, das die Halle in der sie sich befanden aus Zahnstochern nachbildete, sondern dem, was davor stattfand. Kaito-bro und Aya, die junge enthusiastische Dame die schon sein voriges Werk bewundert hatte, lagen sich in den Armen. Und nicht etwa in einer freundschaftlichen Umarmung. Sie küssten sich. Wirklich und wahrhaftig. Der weißhaarige Ninja kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder, zwickte sich einmal und sah erneut hin. Kein Zweifel. Kaito-bro hatte es geschafft. Und das ohne seine Hilfe. "Verdammt, jetzt ist er noch vor mir richtig geküsst worden", dachte Hoko, schob diesen Gedanken aber blitzschnell wieder zur Seite. Diese Art von Gedanken war seiner nicht würdig.

"Tja, ähm.. sieht so aus, als müssten wir uns um diesen Punkt auf Kaito-bros Liste keine Gedanken mehr machen, was?" Zum ersten Mal, seit Kumiko-sis und Hoko sich kennengelernt hatten, klang der Ninja nicht vollkommen selbstbewusst und awesome. Er klang eher etwas verunsichert, als hätte er auf einer Mission einen potenziell tödlichen Fehler gemacht. Diese Art von Sprache passte überhaupt nicht zu ihm und als hätte er das selber gemerkt, schaltete Hoko wieder zurück in seinen selbstbewussten Tenor, der vor awesomeness nur so strotzte. "Tja, ein Problem weniger, Sis. Dann fehlt uns ja nur noch der Wettbewerb. Irgendwelche Vorschläge, oder sitzen wir das einfach nur aus und sind cool?"
 
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