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Das Reichenviertel

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- Das Reichenviertel -

Auch die Wüstenstadt Sunagakure verfügt über schöne und weniger schöne Wohngegenden - abhängig davon, wie viel Geld den Anwohnerinnen und Anwohnern zur Verfügung steht. Das Reichenviertel in Suna zeichnet sich durch breite und befestigte Straßen sowie wenige Häuser auf großem Raum aus. Die Größe der Lehmhütten im Reichenviertel kann stark variieren, doch fast alle heben sich durch kunstvolle, zumeist weiße Verzierungen von Außen ab, die sich gegenseitig zu überbieten scheinen. Viele Grundstücke sind mit einer Außenmauer von der Straße abgetrennt, um den Zutritt durch Unbefugte zu verhindern.
 
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Mission (D-Rang): Die Braut, die sich nicht traut
Teilnehmer/innen: Hasekura Chinatsu, Manako Raku


Ein Stöhnen. Ein Handwedeln. Ein Blick gen Himmel. „Es ist sooooo heiß!“ Chinatsu hatte viel von der Wüste gehört, nicht zuletzt ihr Bruder hatte ihr vor der Abreise einen ganzen Vortrag über die dortigen Wetterverhältnisse gehalten – was nebenbei angemerkt zwischenzeitlich ziemlich langweilig gewesen war. Aber das, was hier gerade passierte, überstieg jede Vorstellungskraft, die die Hasekura gehabt hatte. Es war noch früher Vormittag (Zitat Kenshin: "Wehe du bist so blöd und rennst durch die Mittagshitze!") und dennoch knallte die Sonne mit solch einer Intensität auf den Boden hinab, dass selbst der weiße Sonnenschirm, den sich das Mädchen auf Drängen von Kenshin hin extra vor Anreise besorgt hatte, keinen richtigen Schutz darzustellen schien. „Rakuuuuuu! Findest du es auch so heiß wie ich? Du findest es doch auch heiß, oder?“ Ein Fingerzeichen später lösten sich einige Papierblätter vom Oberarm der 16-Jährigen und legten sich in ihrer linken Hand zu einem kleinen Fächer zusammen, mit dem sich die Kunoichi keine Sekunde später in leichten Bewegungen Luft zu wedelte. „Ich finde Sonne ja echt klasse, wirklich! Aber… ein bisschen viel ist das schon. Ich meine, das ist echt extrem! Viel extremer als es je in Kumo gewesen ist! Oder in Shiro…“ Kurz dachte Chinatsu noch darüber nach, dann blieb sie abrupt stehen, blinzelte. „Oh. Sind wir eigentlich noch auf dem richtigen Weg?“

Vor einem Tag hatte sich die Kunoichi in den frühen Morgenstunden am nördlichen Ausgang von Jôsei mit dem Genin Manako Raku getroffen, um gemeinsam mit ihm nach Sunagakure zu reisen. Warum? Na, eine Mission natürlich! So wie Chinatsu das verstanden hatte, stand dort eine Hochzeit an, doch leider war die Braut kurz vor der Zeremonie abhandengekommen. Entführung? Vielleicht. Sogar die Hasekura wusste, dass eine Hochzeit ohne Braut irgendwie schlecht war, weshalb die Ninja nun schleunigst nach Suna kommen und die Braut innerhalb weniger Stunden finden sollten, denn der Termin für die Hochzeit stand unveränderbar fest. Tja… die 16-Jährige kannte sich nicht wirklich mit Hochzeiten aus und ehrlich gesagt fand sie Hochzeiten auch unnötig – lebenslange Bindungen waren irgendwie außer Mode – aber naja, immerhin gab es an dieser Mission drei (!) coole Sachen.
  1. Chinatsu war wieder als Missionleiterin auserkoren worden. Das hieß, sie durfte als Chefin so richtige Ansagen geben und im Fall der Fälle mussten alle auf ihr Kommando hören!
  2. Die Reise führte sie in ein ihr bisher unbekanntes Land – die Welt erkunden, da sagt man doch nicht nein!
  3. Die Mission sollte zusammen mit einem ihrer besten Freunde, Manako Raku, ausgeführt werden. Im Verlauf ihrer letzten gemeinsamen Mission waren die beiden unweigerlich zu BFF’s geworden, immerhin hatten sie so viel gemeinsam erlebt! Aufgrund dieser unzähligen Erlebnisse hatten auch die letzten Monate der Trennung nichts an ihrer innigen Freundschaft geändert. Chinatsu hatte auch Raku sein Glück sofort vom Gesicht ablesen können, als sie sich am Ausgang von Jôsei gegenseitig erblickt hatten!
Raku war auf der Hinreise ziemlich ruhig gewesen – wahrscheinlich konnte er dieses unheimliche Glück, endlich wieder zusammen mit Chinatsu zu einer Mission aufzubrechen, einfach nicht so recht fassen. Ja, das musste es sein! Die Weißhaarige wollte ihren BFF ja auch nicht drängen, weshalb sie es ihm nicht übelnahm, wenn er eher kurzgebunden auf ihre Erzählungen während der Reise reagiert hatte – Chinatsu hörte sich selbst ohnehin ganz gerne auch ohne Unterbrechung reden. Sie hatten eine Nacht im Hotel Grenzposten verbracht – ganz netter Schuppen eigentlich – bevor sie wieder in den sehr frühen Morgenstunden weitergereist waren. Und nun waren sie hier, mitten in Suna, irgendwo im Reichenviertel – zumindest hoben sich die großen, schön verzierten Lehmhütten hier deutlich von dem restlichen Bild von Suna ab. Ah ja, stimmt. Die Hochzeit sollte zwischen zwei angesehenen Clans von Suna stattfinden. Da hätte man sich gleich denken können, im Reichenviertel zu landen. Chinatsu legte sich den Fächer in den Mund und kramte mit der nun freien Hand den Zettel hervor, auf dem die Adresse stand, zu der sie kommen sollten… während sich die andere Hand weiterhin um den Griff des Sonnenschirms ballte. Die gelben Äuglein huschten kurz umher, versuchten sich zu orientieren, dann blieb ihr Blick plötzlich an Raku kleben. Mit einer schnellen Bewegung drückte sie ihm den Zettel in die Hand, nahm dann den Papierfächer wieder aus dem Mund und grinste freudig. „Du kannst das viel besser als ich! Ich übertrage dir als Missionsleiterin die Aufgabe, uns zu dem Wohnhaus zu führen!“ War das nicht genial? Oh ja, das war es! Chinatsu fühlte sich richtig gut, dass sie ihre Kompetenzen als Missionsleiterin so geschickt einsetzen konnte. Wieder wedelte sich das Mädchen ein bisschen Luft zu, sodass die weißen Strähnen in ihrem Gesicht sich bewegten. Chinatsu trug ihre Haare heute als großen Dutt mittig auf ihrem Kopf – das hatte einige Versuche gekostet, bis sie auch zufrieden mit der Frisur gewesen war. Schultern, Arme und Oberkörper der Hasekura waren verdeckt von einem weißen, bauchfreien Oberteil, das die Oberweite durchaus betonte. Über die Schultern hatte Chinatsu zudem ein hellbraunes Tuch geworfen, das sie sich notfalls über den Kopf ziehen konnte. Die Beine waren von einer weißen, weit geschnittenen Hose verdeckt, die an den Knöcheln enger wurde und in hellbraunes Schuhwerk überging. Das Abzeichen von Kumo war heute um den Hals des Mädchens zu finden, denn in ihren Haaren hätte es die Frisur zerstört! Man merkte schon: Chinatsu achtete sehr auf ihr Äußeres und hatte tatsächlich mehrere Nächte damit verbracht, ihr Outfit für diese Reise zu planen – sie war sogar extra shoppen gegangen! Na, wenn man schon sein Geld als Ninja verdiente, konnte man sich doch auch mal was gönnen, oder?
 

Manako Raku

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Das eine grüne Auge, welches von Raku sichtbar war, wand sich gen Himmel und kniff sich wie von selbst ein wenig zusammen. Strahlend blauer Himmel, kein Wölkchen zu sehen, weit und breit nicht... Sand, Sommer, Sonnenschein - Strand? Nein, das war höchstens der Ort, wo sein Geist sich gerade aufhielt, aber tatsächlich steckte er ziemlich im Dreck. Irgendwie. Ehrlich gesagt war er bisher noch nicht furchtbar weit gereist gewesen und da seine einzige Information über die Wüste 'heiß' gewesen war, hatte er seine Kleidung zwar entsprechend zusammengestellt, aber... darauf war er dann doch nicht vorbereitet gewesen. Seine von seinen ausgedehnten Naturaufenthalten gebräunte Haut würde am Ende dieser Reise wohl knusprig sein, wenn's so weiterging. Ach, und seine Trommelfelle abgekaut und seine Nerven gesägt, wahrscheinlich. Warum? Na, ganz eindeutig gab es da eine Person, die gerade ordentlich an seinen Nervenenden knabberte. Name? Hasekura Chinatsu! Beruf? Halbzeit Kunoichi, Halbzeit Labertasche! Raku hatte auf der Reise selbst für seine Verhältnisse wenig geredet, was er einerseits seiner eigenen Charaktereigenschaften zu verdanken hatte - andererseits aber hatte die weißhaarige Kumo-nin an seiner Seite auch so viel geredet, dass er kaum überhaupt dazu gekommen war, etwas zu sagen. Selbst, wenn er gewollt hätte. Man, ihm klingelten noch immer die Ohren... aber eines gute hatte die verdammte Gluthitze hier - der Luftkopf, der seine Leiterin in dieser Mission war, war ruhiger geworden, seit ihr die Sonnenscheibe auf die Birne brannte. Die Hasekura hatte sich allerdings generell ein wenig geändert. Raku hatte sie ja schon einmal kennengelernt, aber da war sie irgendwie noch anders gewesen. Kleiner, etwas naiver, blauäugiger... mittlerweile war sie weiblicher geworden, direkter, und an einigen Stellen auch für seinen Geschmack schon etwas zu aufdringlich. Was fragte sie ihn auch, ob er es heiß fand? Verstand sie das unter Smalltalk? Konnte sie ihn nicht fragen wieso der Himmel blau war oder so? Proleten, überall. Raku verzog kaum eine Miene, während ihm eine Schweißperle die Stirn herablief. "Vielleicht ein bisschen warm, Hasekura-san", antwortete er so trocken, wie die Umgebung es eben hergab. Er kannte auch ihre Fähigkeiten, weshalb er sich fragte, wieso sie sich nicht einfach mehr Sonnenschutz bastelte. Aber Chinatsu schien sich ganz wohl zu fühlen in ihrem Oberteil, welches er anders geschnitten hätte, wäre er dafür verantwortlich gewesen. Schien ihm unpraktisch. Aber ihr leicht angeschweißter Bauch würde sicherlich super bei dem Auftraggeber ankommen, unkte er - wie immer natürlich nur in seinem Kopf. Rakus Kleidung war wie immer extrem gut verarbeitet und fest, aber zugegeben - der Schweiß sammelte sich an Stellen, wo er das eigentlich nicht sollte. Aber vor der Hasekura zugeben, dass er vielleicht noch einmal ein paar Stunden Zeit gebraucht hätte, sich bessere Kleidung zu machen, würde er sicherlich nicht. Kam nicht in Frage.

"Äh... danke", antwortete er und er nahm den Zettel mit etwas spitzen Fingern auf. Leicht kräuselte er seine Lippen, war nur bedingt der Meinung, dass er ein besseres Navigationsgerät als Chinatsu war. Vor allem, weil er sich hier nun einmal nicht auskannte. Wie dumm war das bitte? Nachdenklich stemmte er eine Hand in die Hüfte, strich sich die Kapuze vom Kopf, befreite seine extrem hellblonden Haare von dem Stoff, strich sich den Schopf zurück und inspizierte den Zettel, den er freilich das erste Mal sah. Chinatsu hatte ihn über vieles aufgeklärt auf der Reise: Backrezepte (wovon er nicht viel Ahnung hatte), Klamotten (wovon er sehr viel mehr Ahnung hatte), Shopping (was er hasste) - aber kein Wort zur Mission. Naja, und selbst wenn - dann war das untergegangen. Prioritäten waren immer noch nicht Chinatsus Stärke, auch wenn sie ein wenig professioneller gewirkt hatte... die ersten fünf Minuten. Jetzt standen sie hier, mitten im Reichenviertel von Suna, und wusste nicht so richtig, wohin es ging. Die Wachen am Tor von Suna hatten ihnen den Weg doch beschrieben, oder? Raku legte den Kopf schief und versuchte sich zu erinnern. "Da lang", sagte er vollkommen sicher, hatte aber keine Ahnung. So schien es einem Wunder zu gleichen, dass sie zwar zweimal im Kreis gingen und einmal beinahe auf ein falsches Grundstück gerannt waren, aber dann doch ankamen. Jedenfalls soweit er das beurteilen konnte. "Maki-Anwesen", las er vor. "Das ist es. Wahrscheinlich." Beflissen ignorierte er die prachtvolle Festbeschmückung des Anwesens und des gesamten Gebäudes. Sein Stirnband, was er bisher nur unauffällig an der Hüfte hatte hängen lassen, nahm er jetzt hervor und platzierte es prominenter auf seinem Kopf - wenngleich er es nicht auf der Stirn festband. Das war ihm zu heiß. "Nach dir, Hasekura-san." Er deutete auf den Eingang, hinter dem weiterer, prachtvoller Festschmuck zu sehen war. Außerdem eine Menge Laternen, was wohl hieß, dass die Festlichkeiten bis in die Nacht gehen sollten. "Wir sollten uns beeilen, oder?"
 
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„Rakuuuuu!“ Chinatsu drehte den Sonnenschirm in ihrer Hand, sah über die Schulter hinweg zurück zu dem einäugigen Shiro-Nin „Wie oft denn noch? Natsu! Nenn mich Natsu!“ Einmal auf dem Absatz umgedreht, sah sie wieder direkt zu dem Manako, fächelte sich noch immer Luft mit dem Fächer zu. Hasekura-san, äffte sie seine Stimme nach, wirkte empört. „Soll ich mich etwa wie eine 80-jährige Oma fühlen oder was?“ Es war nicht das erste Mal auf dieser Reise, dass sie Raku darauf hingewiesen hatte, mit welchem Namen sie angesprochen werden wollte – bisher hatte er das aber nicht ordentlich umgesetzt. War das echt so schwer? Sie mochte den Shiro-Nin ja schon sehr gerne, immerhin war er ein äußerst guter Freund, aber besonders schlau konnte er nicht sein. Naja, Chinatsu versuchte nachsichtig zu sein, er konnte ja auch nichts dafür, mit welchem Intelligenzquotienten er geboren worden war. Es konnte ja nicht jeder so ein Genie sein wie sie, nicht? „Aye, aye“, erwiderte die 16-Jährige dann allerdings glücklich, als Raku seine Aufgabe des Navigators übernahm und vorging. Das klappte ja ganz wunderbar!

Zwei Ehrenrunden und ein fast falsches Grundstück später, standen die Genin dann allerdings tatsächlich vor dem gesuchten Maki-Anwesen. „Ich bin beeindruckt!“ Die Hasekura sah noch einmal genauer auf das Namensschild vor dem Anwesen, dann knuffte sie Raku leicht in die Seite. „Den Umweg bist du nur gegangen, um noch ein bisschen mehr Zeit mit mir alleine zu verbringen, oder? Ich hab dich durchschaut.“ Die Weißhaarige zwinkerte dem Manako zu, lachte dann erfreut auf – am Ende blieb nur ein strahlendes Lächeln in ihrem Gesicht zurück. Der Fächer in ihrer Hand löste sich nun wieder auf und die einzelnen Papierblätter legten sich zurück an den Oberarm, von dem sie gekommen waren. „Da drinnen ist es hoffentlich ein bisschen kühler! Ich glaub, lange halt ich die Hitze nicht mehr aus!“ Mit einem ordentlichen Hüftschwung ging das Mädchen vor, betrachtete im Gehen den Festtagsschmuck am Gebäude ein wenig genauer. Als sie die Stimme von Raku vernahm, wurde sie allerdings noch einmal hellhörig. „Natsu! Natsu heißt das!“

Nachdem die Genin durch das prachtvolle Eingangstor geschritten waren, zeigte sich ihnen ein grüner Vorgarten. Grün? Inmitten der Wüste? Sofort fielen Chinatsu die diversen Sprinkleranlagen auf, die sich über den Rasen verteilten. „Die müssen ja richtig viel Asche haben!“, stellte die 16-Jährige erstaunt fest, sodass auch Raku an dem unglaublichen Gedanken teilhaben konnte. Die Hasekura konnte sich noch allzu gut daran erinnern, in welchen Verhältnissen sie selbst großgeworden war – es war für sie unvorstellbar, wie man in so einem Luxus leben konnte. Aber wenn sie ehrlich war: Sie beneidete die Leute, die hier wohnten. Also… um das Geld, nicht um den Standort in Suna. Auf diese schrecklich intensive Sonne jeden Tag hätte sie keine Lust gehabt. Als die Genin schließlich an der überdachten Eingangstür zum Anwesen zum Stehen kamen, klappte das Mädchen ihren weißen Sonnenschirm wieder zusammen und klopfte ohne Rücksicht auf Verluste mit der Spitze des Schirms gegen die Tür… die vermutlich mehr gekostet hatte als die gesamte Wohnungseinrichtung von ihr und ihrem Bruder. „Die Ninjas sind daaaa!“, ergänzte Chinatsu auf das Klopfen in einer Lautstärke, die ihresgleichen suchte. Ihr besonderes Stimmenvolumen hatte die Kunoichi in den letzten Jahren selbstverständlich nicht verloren. Sehr zur Freude von Raku, mit Sicherheit. Es dauerte nur wenige Sekunden, da öffnete sich die Tür und eine schwarzhaarige Frau erschien im Eingangsbereich. Ihre Augen waren rot umrandet und kurz sah sie die Ninja genauer an, dann hing sich ihr Blick an den beiden Abzeichen auf. Mit einem Schlag erschienen Tränen in den Augenwinkeln der Frau, die hemmungslos ihre Wangen hinabliefen. „Oh bitte… bitte, bitte! Re-rettet meinen Engel!“, schluchzte sie und brach plötzlich zusammen, vergrub das Gesicht in ihren Händen. Ach du meine Güte… die gelben Äuglein der Teamleiterin wurden riesig groß, dann sah sie überfordert hinüber zu Raku. Der half ihr aber auch nicht wirklich weiter, weshalb Chinatsu ihren Schirm nahm und die schwarzhaarige Frau mit der Spitze leicht anstieß. „Hier steht doch eine Hochzeit an, oder? Ich bin ja kein Profi, aber das kann durchaus Grund zur Freude sein!“ Doch anstelle der erwarteten Reaktion wurde das Schluchzen der Frau plötzlich noch lauter und das Weinen hemmungsloser. „Hmm..“ Chinatsu hatte keine Ahnung, was sie falschgemacht hatte. „Jetzt reiß dich endlich mal zusammen! Das ist ja nicht mehr auszuhalten, verdammt nochmal!“, schrie im gleichen Augenblick eine genervte Männerstimme aus dem Inneren des Anwesens und schwere Schritte näherten sich. „Soll die ganze Nachbarschaft dein Geheule mitbekommen oder was?!“ Hinter der Frau tauchte nun ein dunkelhäutiger Mann mit kurzen, braunen Haaren auf, der die Brille auf seiner Nase nach oben rückte, nachdem er angehalten hatte. Mit einer Zornesfalte auf der Stirn musterten seine dunkelbraunen Augen die Ninjas. „Ignoriert meine Frau, die heult schon seit gestern ununterbrochen. Als würde das Naoko zurückbringen.“ Na, das waren ja super Verhältnisse hier. Dagegen kam nicht einmal Chinatsu mit ihrer positiven Stimmung an. Die Augen des älteren Mannes verengten sich kurz, als er die Genin genauer ansah. Er ließ es sich nicht anmerken, ob er zufrieden mit dem war, was er sah. „Okumura Noburo. Ich bin euer Auftraggeber. Ich habe ziemlich viel Geld für euch bezahlt, also hoffe ich, dass ihr bewusst für diesen Auftrag ausgesucht wurdet und diesen schnell, effizient und sauber erfüllen werdet.“ Die dunkelbraunen Augen des Auftraggebers blickten durch den Vorgarten, dann winkte er die Ninja in das Anwesen. „Die Nachbarn brauchen das nicht mitbekommen. Los, folgt mir.“ Und die Frau? Die hockte immer noch im Eingangsbereich und heulte. Unbeachtet. Alleine. Augen auf bei der Partnerwahl…
 

Manako Raku

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Natürlich war das 'Angebot' von Chinatsu, sie mit dem Vornamen (und ohne Suffix!) anzusprechen, schon häufiger gekommen. Aber Raku war da auch schon in der letzten Mission nicht drauf eingegangen - er konnte und wollte mit so viel Nähe nicht umgehen, vor allen Dingen nicht von jemandem, der so nach Ärger roch wie Chinatsu. Naja, Ärger war vielleicht übertrieben, aber sie war einfach ein Typ Mensch, mit dem er nicht so recht umgehen konnte. Zugegeben schaffte er es auch nicht, sich ihr komplett zu entziehen. Dafür war sie zu zupackend und außerdem juckte es sie einfach auch kein Stück. Dass sie ihn für einen Freund hielt, und das felsenfest, war dabei natürlich nur eine Unterstützung... Raku war sich nicht ganz sicher, wie es so weit gekommen war. Die Analyse der Hasekura war natürlich absoluter Quatsch, wohl aber war es in ihrer Welt wahrscheinlich Realität und somit Fakt. Raku versuchte dem Knuff auszuweichen, bekam ihre schlanke Faust aber trotzdem in die Seite und japste unauffällig nach Luft. Es war traurig zuzugeben, aber Chinatsu war ihm so ziemlich in jeder Kategorie des 'Ninja-Daseins' überlegen, wenn seine Augen ihn nicht trügten. "Du hast Recht. Es lag an dir und überhaupt nicht daran dass ich mich hier nicht auskenne", erwiderte der Hellhaarige mit einem Gesichtausdruck, der genauso einem toten Fisch hätte gehören können. Emotionslos, ausdruckslos... hoffnungslos. Natürlich verstand die Kumo-nin keine Ironie und Sarkasmus war ihr komplett fern - was ihm mehr wehtat als alles andere. Er verfluchte seine Worte, denn sie würde es nur für bare Münze nehmen... aber immerhin durfte er ein weiteres Mal ihre Aufforderung, sie Natsu zu nennen, ignorieren.

"Sicher, ein gewisser Wohlstand ist erkennbar", knarzte Raku mit seiner eigentlich unverkennbaren 'Wow, was für eine tolle Beobachtung, ich habe keine Ahnung wie du darauf überhaupt gekommen bist'-Stimme. Allerdings konnte auch der Manako ein wenig Bewunderung nicht unterdrücken - waren die Zurschaustellung von Reichtum wirklich recht präsent. Was auch präsent war, war Chinatsus durchdringendes Stimmorgan, welches sich den Weg in sein Trommelfell suchte und es in unvergleichlicher Manier zum Schwingen brachte. "Ich denke sie hören dich schon", ergänzte er, als sie noch beinahe ein Loch in die schwere Tür gestanzt hätte. Wenn Raku sich schon vorher schwer getan hatte, mit Chinatsu und ihrer Art klarzukommen - das was jetzt kam, toppte das ganze und ließ seine Kollegin doch gleich in einem ganz neuen Licht erscheinen. Eine Frau öffnete die Tür, die aussah, als hätte sie zu lange geschlafen und zu wenig getrunken, sah Chinatsu und ihn an... und fing dann an, zu heulen wie ein Schlosshund. Oh nein! Nicht auch das noch. Der junge Mann, der sich doch eigentlich als sehr pflichtbewusster Ausführer von Aufträgen verstand, wäre niemals auf die Idee gekommen dass hier jetzt so ein Drama abgerissen wurde. Hochzeit hin oder her. Allerdings setzte Chinatsu noch einen drauf, elegant wie sie halt war. "Treffsicher", kommentierte Raku und war tatsächlich ein wenig amüsiert, wenngleich man das seinem Gesichtsausdruck kaum bis nicht ansah. Aber es ging noch weiter: Ein Mann erschien, der eigentlich nur der Ehemann der Frau sein konnte, schrie er sie doch aus tiefster Seele an. Ja, nur ein Ehemann würde so mit einer Frau umgehen, vermutete er, auch wenn er das nie mitbekommen hatte. Maka hätte dem Kerl wahrscheinlich das Geschlechtsteil, ähm, entwendet. Oder es ihm mit einem Lächeln ins Gesicht gestopft. Er winkte ihn und seine Anführerin mit sich - natürlich sollten die Nachbarn nichts mitbekommen. Was wichtigeres gab es nämlich im Leben nicht - Nachbarn. Raku verdrehte kurz die Augen, aber natürlich so, dass es niemand mitbekam. Hoffte er. Die Frau, heulend und unbeachtet, wurde links liegen gelassen und während Chinatsu hinter dem Mann herging, lief oder hopste - was auch immer - berührte Raku kurz die Frau an der Schulter. Zwar hatte er keine Ahnung wie so etwas ging, aber versuchen konnte er es ja mal. "Äh... keine Sorge, gute Frau. Wir sind nicht umsonst teuer." Mit diesen Worten ließ auch der Bogenschütze die Frau alleine und folgte Chinatsus schwingender Hüfte, was er immer noch extrem faszinierend fand. Vorher hatte sie so etwas nie gemacht. Was die Weißhaarige wohl alles getrieben hatte in der Zwischenzeit, dass sie so, hm, irgendwie bewusst mit ihrem Körper umging? Seltsam. Schließlich fanden sie sich in einem Zimmer wieder, was wie die Studierstube des reichen Suna-Mannes aussah. "Wir sind Hasekura Chinatsu...", fing Raku an und deutete auf das Gelbauge. "Und Manako Raku. Es geht um die Braut, richtig?" Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Er ging davon aus, dass ihr Auftraggeber sie jetzt gleich aufklären würde - über alles, was er wusste. Da er aber nicht darauf vertraute, dass Chinatsu zielgerichtete Fragen stellte, entschloss er sich, die Richtung vorzugeben. "Laut unseren Informationen ist die Braut kurzfristig abhanden gekommen. Wir sind so schnell gekommen wie wir konnten. Was können Sie uns über den Hergang des Verschwindens sagen?" Hoffentlich gab es Hinweise, denen sie folgen konnten.
 
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Treffsicher? Wie jetzt treffsicher? Was meinte Raku denn nun damit? Chinatsu hatte ihrem Teamkollegen noch einen verdutzten Blick zugeworfen, doch noch ehe die Frage aus ihrem Mund hatte kommen können, zog der zornige Ehemann der weinenden Frau die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Glück für den Manako, dass Chinatsus Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne so grausig war, dass die Frage, die sie hatte stellen wollen, sofort wie weggefegt war. „Nur das Beste zum besten Preis!“, trällerte die Weißhaarige freudig, legte den zugeklappten Sonnenschirm über die Schulter und hopste an der weinenden Ehefrau vorbei. Hey! Der Auftraggeber hatte gesagt, man solle sie ignorieren! Und der Auftraggeber war immerhin der, der teuer Geld bezahlt hatte, oder? Für die Hasekura nur naheliegend, den Worten des älteren Mannes dementsprechend Folge zu leisten. Außerdem traf es sich ganz gut, dass dadurch vermieden wurde, dass Chinatsu auch das nächste Fettnäpfchen mit Anlauf und Salto mitnahm.

Als die Genin im Studierzimmer – oder was auch immer es war – angekommen waren, ließ sich die Hasekura sofort auf die edle Couch am anderen Ende des Raumes fallen und hüpfte in der sitzenden Position ein bisschen auf und ab. „Wow, das ist echt bequem! Raku, das musst du auch mal ausprobieren!“ Dann seufzte sie erleichtert auf, lehnte sich nach hinten und legte den Kopf in den Nacken. „Und es ist sooooo schön kühl. Viel besser als draußen. Hier lässt es sich echt aushalten.“ Nur mit einem Ohr hörte die Kunoichi ihrem Teamkollegen zu, der sie namentlich vorstellte und gleich zur Informationssuche überging. Chinatsu richtete derweil den Kopf wieder auf, hatte die Arme rechts und links auf die Rückenlehne der Couch abgelegt. „Wir sind jedenfalls so schnell gekommen, wie es zweimal im Kreis laufen und ein fast falsches Grundstück unter der Anleitung von Raku es zugelassen haben“, kommentierte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht und warf dem Manako ein Zwinkern zu. Okumura Noburo fand die Aussage wohl nicht so witzig wie Chinatsu, die Zornesfalte auf seiner Stirn wurde nämlich noch ein Stückchen tiefer. Schließlich öffnete er den Mund zu einer Erwiderung… „Genau! Es geht um die Braut! Die ist das Problem!“ Moment, das war aber nicht die Stimme von Okumura Noburo gewesen. Eine Frau mit langen, blonden Haaren, grünen Augen und mit ein paar Falten im Gesicht stürmte plötzlich in das Studierzimmer. Sie trug ein wunderschönes, edles Kleid in sanften Rottönen und eine ordentliche Schicht Make-Up. „Wie konnte uns dieser Schlamassel nur passieren?! Wir hätten uns niemals auf die Okumura-Familie verlassen dürfen! Was werden die Leute von uns denken?! ALLE sind sie eingeladen! ALLE werden sie schon in…“ Ihr Blick ging zur Wanduhr. „… fünf Stunden da sein. FÜNF! Wir werden unser Gesicht verlieren!“ Die blonde Frau legte sich theatralisch die Hand auf die Stirn, seufzte schwer. „Und mein armer, armer Sohn. Wie konnte diese… diese…“ Doch ehe die Frau den Satz zu Ende sprach, besann sie sich wohl doch noch, denn ihr Blick fiel auf den Auftraggeber, dem förmlich Dampf aus den Ohren zu schießen schien. „Naoko wurde entführt! Ihr armer, armer Sohn ist immerhin anwesend! Bestimmt waren es die Kazutos! Die wollen die Hochzeit verhindern! Oder die Endos! Oder die Hironakas! Oder die Dates!... Naoko wäre auf jeden Fall niemals freiwillig gegangen!“ Die geballte Faust des Mannes landete auf dem Schreibtisch neben ihm, sodass die Schreibutensilien zuerst in die Höhe sprangen und danach unkontrolliert zu Boden fielen. Chinatsu saß kerzengerade auf der Couch und die gelben Äuglein sahen zuerst zu der blonden Furie, dann zum kochenden Auftraggeber. So viel Emotion auf engstem Raum… Die stark geschminkte Frau räusperte sich nach dem Wutausbruch des Okumura, sah dann zu Raku – der noch immer da stand wie bestellt und nicht abgeholt – und Chinatsu, die mittlerweile im Schneidersitz auf der teuren Ledercouch saß. „Ich bin Maki Inoue und mein Sohn, Maki Goro, sollte heute Abend heiraten. Hier. Mit 200 Gästen.“ Sie hob eine Augenbraue an, da sie nicht sicher war, ob das Ausmaß der Katastrophe so schon zu genüge deutlich geworden war. „Doch gestern in der Früh ist der lieben Familie Okumura aufgefallen, dass ihnen ihre wunderbare Tochter einfach abhandengekommen ist. Einen Tag vor der Hochzeit!“ Die Dame legte – genauso wie zuvor – die rechte Hand auf die Stirn, sackte ein bisschen in sich zusammen. „Mein armer Sohn sitzt nun nebenan und weint sich die Augen aus. Wer mag es ihm verübeln? Wie kann man ihm das nur antun? Er ist so ein guter Junge! So etwas hat er nicht verdient!“ Die grünen Augen blickten hinüber zum Auftraggeber, der die Mundwinkel so weit nach unten verzogen hatte, dass Chinatsu gerne ein Foto gemacht hätte, um es später Kenshin zu zeigen. „Naoko wurde entführt! Und jetzt steckt sie irgendwo in Gefahr! Du solltest dir gefälligst mehr Sorgen um meine arme Tochter machen!“ Doch das nahm die Maki nur mit einem lauten Lachen auf. „Ach, entführt, ja? Die hat kalte Füße bekommen! Abgehauen ist sie! Sie sorgt dafür, dass nicht nur die Makis, sondern auch die Okumuras vor allen ihr Gesicht verlieren werden! Wie kann sie nur?!“ Wieder knallte die Faust des Auftraggebers auf den Schreibtisch, der trotz des massiven Holzes, aus dem er gebaut zu sein schien, böse knackte. „Das Fenster stand sperrangelweit offen, als wir in der Früh das leere Zimmer vorgefunden haben! Sicher sind Entführer dort eingestiegen und haben Naoko mitgenommen! Irgendwelche Konkurrenten, die die Hochzeit verhindern wollen, um die Stärkung der geschäftlichen Bindungen der Familien Okumura und Maki zu verhindern! Naoko ist das Opfer eines Verbrechens geworden!“ Die Augen der blonden Maki verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ach? War das Fenster denn von außen aufgebrochen worden?“ Doch der Auftraggeber sah kurz zur Seite weg. „Nein…“, gab er kleinlaut zu. „Also doch abgehauen! Aber WEHE, wir… ich meine natürlich, mein armer Sohn wird vor allen Gästen vorgeführt, nur weil eure Tochter kalte Füße bekommen hat! Die Hochzeit steht! Und Naoko hat gefälligst in fünf Stunden vor dem Traualtar zu stehen!“
 

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Wenn Raku nicht gewusst hätte, was eigentlich in Chinatsu steckte, dann hätte er in diesem Moment vermutlich ähnlich gedacht, wie es vielleicht auch der Auftraggeber tat – diese Weißhaarige, dünn bekleidete junge Dame da auf dem Sofa wirkte wirklich wenig wie eine Kunoichi. Natürlich kam er ihrer Aufforderung nicht nach, denn nach seiner Frage würde er bestimmt gleich eine Antwort bekommen – ohne Probleme – und würde dann mit seiner Anführerin dieses Haus wieder verlassen, um die Braut einzusammeln. So einfach sollte das doch eigentlich sein. Und dann würden sie diesen Auftrag schnell abschließen. Danach würde er sich erstmal irgendeine Schwimmmöglichkeit suchen, wäre doch gelacht, wenn man sich hier nicht irgendwo abkühlen konnte. Oh ja, das war der Gedanke, der ihn gerade ein wenig antrieb. Und wenn Chinatsu dann in der Zeit irgendwie abgelenkt werden könnte, wäre das natürlich umso besser. Während sein Geist wie des öfteren mal in anderen Sphären schwebte und sich vorstellte, ganz woanders zu sein, schaffte es die Hasekura ein weiteres Mal, ihre und seine Autorität effektiv zu untergraben. Raku kam erst wieder zu sich, als vor seinen Augen ein wahres Feuerwerk an Politik, verletzter Ehre, Schwachsinn und Drama abgefackelt wurde. Okay, jetzt zählte es: Raku musste es irgendwie schaffen, aus der sich vor ihm ausbreitenden Situation, bei der seine Expertise oder auch nur Teilnahme überhaupt nicht gefordert war, so viele Informationen wie möglich herauszufinden. Was also gab es da zu wissen? – Er war sich sicher, dass Chinatsu sich nicht die Bohne dafür interessierte, was hier vor sich ging.
  1. Die Hochzeit sollte in fünf Stunden stattfinden: Ein klares Zeitlimit, was es zu beachten gab
  2. Es gab mehrere Verdächtigte im Fall der verschwundenen Braut, nämlich
    1. Nicht freundlich gesinnte, rivalisierte Familien (Kazuto, Endo, Hirokana, Date)
    2. Die Braut selbst, die sich der Hochzeit entziehen wollte
  3. Naoko, das Opfer, schien noch nicht lange verschwunden zu sein (genau genommen seit gestern Morgen)
  4. Tatort war wohl das Zimmer von Naoko
  5. Der Bräutigam schien nicht begeistert über die Abwesenheit seiner Braut zu sein, was für Raku zumindest einen guten Anschein machte
Das waren doch schon einmal ein paar Informationen. Raku kratzte sich am Kinn während die beiden Elternteile noch vor sich hinzeterten und steckte sein kleines Notizbüchlein zurück in seine feste, vollkommen unangemessene Kleidung. Seiner Meinung nach musste man wohl das Zimmer von Naoko noch einmal auf Spuren untersuchen und außerdem sicherstellen, dass es sich hier nicht um eine Entführung handelte. Oder eben sicherstellen, dass es sich nicht um eine eigens herbeigeführte Situation handelte. Er verstand zwar nicht wieso das so sein sollte, aber der Vorwurf hing in der Luft, da musste man sich ja drum kümmern. „Die Hochzeit ist also zur Stärkung der Geschäftsbeziehungen der Familien gedacht?“, versicherte sich der junge Mann noch einmal zur Sicherheit und sah zu Chinatsu, in der Hoffnung, Unterstützung zu bekommen. Aber sein eines Auge sah nur ein Mädchen, welches sich auf dem Sofa räkelte und genoss, dass sie gerade nicht in der Hitze sein musste. Währenddessen zankten sich die Auftraggeber weiter, jetzt aber darum, ob es denn eine Hochzeit der Liebe wegen oder nicht war. So ganz einig schienen sie sich nicht, aber es wollte auch keiner so recht zugeben, dass es ausschließlich wegen dem einen oder dem andren gewesen war. Raku war verwirrt, ließ sich aber nichts anmerken. „Nun gut. Wir müssen das Zimmer des Opfers inspizieren. Bitte führen Sie uns hin“, wand er sich an den Vater der Braut, und der Stock in seinem Hintern schien fast noch gerader zu sein. „Außerdem wäre es gut, wenn Sie jegliche Vermutungen bezüglich des Aufenthaltsorts von Naoko-san aufgeben könnten. Jeder Hinweis ist wichtig.“ Raku sah zu Chinatsu. „Hasekura-san, hast du noch andere Fragen? Okumura-san steht sicherlich dafür zur Verfügung.“
„Sicher. Aber die Zeit drängt, also beeilt euch bitte. Ihr habt ja... Maki-san gehört. Die Hochzeit muss durchgeführt werden, es gibt keinen Ausweg.“
„Sehr richtig! Mein armer Sohn wird sonst sicher seines Lebens nicht mehr froh werden!“, jammerte die Frau, die dann schließlich aber von den beiden Ninja und dem Auftraggeber allein gelassen wurde.
„Unser Anwesen ist fußläufig entfernt. Folgt mir bitte unauffällig", betonte er dann noch einmal. Raku warf einen Blick zu Chinatsu und fragte sich, ob sie überhaupt wusste, was dieses Wort bedeutete. Der Genin selbst überlegte kurz, entschied sich dann aber dafür, dass er einfach nur ruhig und möglichst ohne Aufmerksamkeit zu erregen hinter Okumura-san hintergehen würde. Aber: Hinter Chinatsu, wenn es ging. Er hatte das Gefühl, dass er so ein wenig besser Herr der Lage war. Sie im Rücken zu haben, naja... ehrlich gesagt war das ein etwas einschüchternder Gedanke. Da wusste er ja nie, was sie trieb. Während sie gingen, hoffte er, sie noch einmal leise darauf ansprechen zu können, was der weitere Plan war, sollte sich nichts in dem Zimmer ergeben. Ob er das hinkriegen würde?
 
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Drama, Baby, Drama! Wenn es jemanden gab, der diesen Slogan verinnerlicht hatte, dann war es diese blonde Frau mit dem auffällig überschminkten Faltengesicht. Allerdings war Chinatsu gar nicht genervt davon, eigentlich fand sie es sogar ziemlich amüsant, was für eine Show die beiden Erwachsenen zusammen aufführten. Ob die das einstudiert hatten? Es passte einfach so gut. Da die Hasekura nicht der Typus war, der viele Emotionen außer Glückseligkeit zeigte, konnte sie Wut oder gar Trauer nicht ernst nehmen. Dafür… konnte sie die Emotionen einfach zu wenig nachvollziehen. Immerhin gab es ein Teammitglied, das sich auf die wichtigen Informationen konzentrierte, denn tatsächlich behielt die Weißhaarige herzlich wenig von dem, was gesagt wurde, in Erinnerung. Sie erinnerte sich viel eher noch eine ganze Weile an das verdammt zornige Gesicht des Auftraggebers und musste sogar kichern, als sie es sich noch einmal vorstellte. Kenshin hätte das bestimmt auch witzig gefunden! Erst als Raku darum bat, das Zimmer der Braut zu inspizieren, blinzelte die Kunoichi und war auch geistig wieder anwesend. Sofort erschien ein breites Grinsen im Gesicht des Mädchens, sie sprang von der wirklich sehr bequemen Couch auf, packte den Sonnenschirm und stieß Raku mit dem Ellenbogen in die Seite, als der Auftraggeber sich bereits umgedreht hatte und dabei war, den Raum zu verlassen. „Du willst also das Zimmer des Opfers inspizieren, ja? Ich kann mir schon vorstellen, wonach du Ausschau halten wirst, Rakuuuu~“ Die Hasekura kicherte gelöst und hätte sich selbst für ihre unglaubliche Auffassungsgabe auf die Schulter klopfen können. Ach und Fragen an Okumura Noburo? Nee, im Moment gab es für Chinatsu deutlich interessantere Dinge. Zum Beispiel die Vorstellung eines schmierig grinsenden Rakus, der den Unterwäscheschrank des Opfers ‚inspizierte’.

Weniger begeistert war das Mädchen, als sie draußen erneut die volle Breitseite Wüstenhitze abbekam. „Boah! Das ist ja noch schlimmer als vorhin!“, plärrte die 16-Jährige, nachdem sie den Sonnenschirm erneut über dem Kopf geöffnet hatte. „Ist das hier immer so heiß?“, fragte sie den Auftraggeber, der direkt vor ihnen ging. Sie waren gerade durch das Eingangstor geschritten, standen nun auf der Straße – die nicht sonderlich belebt war – doch leider bekam Chinatsu nicht die Antwort, die sie sich erhofft hatte. Zuerst schlich sich ein angenehm süßlicher Geruch in ihre Nase, dann spürte sie einen Ruck an ihrer Schulter, stolperte einen Schritt nach vorne. „Ey! Geht man so mit einer Dame um?!“, fragte sie sofort empört nach, nachdem sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Der verhüllte Typ, der sie angerempelt hatte, war bereits eiligen Schrittes weitergegangen, drehte sich nun aber doch noch einmal um. „Goro-san?“, fragte der Auftraggeber verwundert nach. Der Fremde trug ein weites Kapuzenoberteil und eine dunkle, ebenso weit geschnittene Hose. Er sah… wenig edel aus, zumindest im Vergleich zu den bisherigen Personen, die Chinatsu auf diesem Anwesen getroffen hatte. Die dunkelblauen Augen waren zum Teil verdeckt von einzelnen, blonden Strähnen, die aus der Kapuze heraus im Gesicht des Fremden hingen. Ausdruckslos blickte er zu den Genin, dann zum Auftraggeber, die Hände in den Taschen seiner Hose, sprach kein Wort. Hm…. Und dann, plötzlich, wie ein Geistesblitz: „Mooooooment. Goro?! Du bist doch der Bräutigam!“ Die Augen des Blonden verengten sich bei dem Begriff für einen kurzen Moment, dann blickte er zur Seite weg. „Ihr sollt sie also finden?“, nuschelte er, ohne die Genin weiter anzusehen. Seine Stimme war klar, vielleicht ein bisschen zu hell. „Goro-san, wo wollt ihr hin? Und… warum tragt ihr euren Anzug nicht?“ Okumura Noburo schien verwirrt. Doch der Bräutigam in Spe machte weiterhin keine Anstalten, irgendjemandem direkt in die Augen zu blicken. „Meine Braut ist doch nicht da, oder? Bisher sieht es nicht danach aus, als würde es zu einer Hochzeit kommen.“ Der Okumura zuckte bei diesen recht laut ausgesprochenen Worten zusammen, blickte hektisch zu allen Seiten. „Ach ja, soll niemand erfahren, stimmt. Sorry.“ Goro zuckte mit den Schultern. “Ich geh mir die Beine vertreten. Werde rechtzeitig wieder da sein.“ Er sah flüchtig zu den Genin, sprach monoton. „Hoffe, ihr findet sie…“ Er wartete nicht, sondern zog die Kapuze noch ein Stück tiefer ins Gesicht, drehte sich um und verschwand um die nächste Straßenecke. „Keine Sorge, wir finden sie! Dreamteam Natsu und Raku sind unterwegs, um den Tag zu retten!“, rief die Hasekura ihm noch hinterher, reckte eine Hand in die Höhe – unauffällig war was Anderes. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sich Okumura Noburo nicht weiter mit der Situation befassen, sondern schleunigst weitergehen und die Öffentlichkeit verlassen wollte.

Das Haus der Noburos war nicht weniger prachtvoll als jenes der Makis. Vielleicht sogar ein Stückchen prachtvoller? Naja, es waren Nuancen, vermutlich spielten aber beide Familien in genau der gleichen Liga. Auf dem Weg zum Haus hatte der Auftraggeber noch erklärt, dass er davon ausging, dass seine Tochter von einer der rivalisierenden Handelsfamilien von Suna entführt worden war, denn die Hochzeit würde die geschäftlichen Bindungen zwischen den Makis und der Noburos endgültig festigen. Beide Familien gehörten zu den mächtigsten Handelsfamilien in Suna und hatten in den letzten Jahren durch die Zusammenarbeit zunehmend an Einfluss gewonnen. Über die Hochzeit wusste auch so ziemlich jeder Bescheid, denn keine der beiden Familien hatten ein Geheimnis daraus gemacht. Nun jedoch, da die Hochzeit so kurz vorher sabotiert worden war, stand nicht nur die geschäftliche Bindung der Makis und Noburos auf dem Spiel, sondern auch das Ansehen beider Familien in der Öffentlichkeit. Dass das Klima zwischen beiden Familien derzeit… besser sein könnte, war immerhin offensichtlich gewesen. Und welche rivalisierende Familie es genau gewesen sein soll? Nun, es fielen die gleichen Namen wie bereits zuvor… und noch vier weitere. Man hatte das Gefühl, je länger der Auftraggeber nachdachte, desto mehr Namen fielen ihm ein. Genauer eingrenzen konnte Noburo den Verdacht nicht – er versuchte es, aber auch hier fielen ihm diverse Streits der Vergangenheit ein, die den Verdacht von der einen Familie auf die andere und zurücklenkte. „Habt ihr eigentlich mit irgendjemandem keinen Streit?“, fragte Chinatsu irgendwann furztrocken nach, erntete dafür allerdings nur einen neuen Wutausbruch vom Auftraggeber – sie hätte ja keine Ahnung, was es bedeutete, einer der mächtigsten Händler einer ganzen Region zu sein. Naja, stimmte auch. Darauf hätte die Hasekura aber auch gar keine Lust gehabt.
 
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Manako Raku

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Raku verstand nicht, worauf Chinatsu hinauswollte. Klar konnte sie es sich vorstellen - er hatte es schließlich gesagt. "Ja, natürlich. Nach Hinweisen", widerholte er deshalb und blinzelte, schüttelte etwas verwirrt den Kopf. "Wonach sollte ich denn sonst Ausschau halten?" Der junge Mann, der in diesem Moment einmal wieder eindrucksvoll bewies wie lebensfern er eigentlich aufgewachsen war und auch heute noch war, konzentrierte sich wieder auf die Aufgabe. Warum er ihre Anspielung nicht verstand? Nun, eigentlich war es eigentlich nur, dass seine Geradlinigkeit solche Gedanken im Bezug auf eine Mission kaum zuließ. Durch seine Mutter war er zwar durchaus 'sensibilisiert' für solche Themen, aber nicht in diesem Zusammenhang. Und da er logischerweise durch diese sehr, sehr seltsame Begegnung mit Goto-san abgelenkt war, vergaß er auch schnell wieder, worum es eben überhaupt gegangen war. Etwas missträuisch beäugte der Manaku den Bräutigam, der wirklich weder wie einer aussah, noch die Aura von jemandem ausstrahlte, der heute heiraten sollte. Irgendwie stimmte Raku Chinatsu innerlich aber zu - er hatte nicht vor, die Braut nicht zu finden. Klar, das mit dem Dreamteam und so - das war die eine Sache. Aber was auch immer hier vor sich ging, er wollte wissen, worum es bei dieser Posse ging. Und dass die Nachbarn zumindest mal einen Blick aus dem Fenster warfen, musste wohl nicht extra erwähnt werden, fand Raku.

Das Anwesen des Auftraggebers war... gar nicht so anders als das des Bräutigams. Der Mann führte sie durch die Gänge, während er sich immer mehr selbst hochschaukelte, von verschiedenen Familien erzählte, die Schuld an dem Schlamassel sein könnten, und Raku schrieb das eine oder andere mit, immer in der Hoffnung, diese Informationen auch gebrauchen zu können. In diesem Moment braute sich das nächste Unwetter an, während Chinatsu offensichtlich unruhiger wurde, Raku es aber nicht mitbekam. Allerdings: Sie brauchte genau ein Wort, damit Raku der Mund offen stehen blieb - ob der Dreistigkeit seiner Anführerin. Ja, sie hatte ja Recht. Aber musste sie das so sagen? Der Typ war doch sowieso schon auf hundertachtzig - und der Kessel war noch ordentlich am pfeifen. "... treffsicher", murmelte er erneut, und während er nicht sicher war, dass das jemand gehört hatte, erhob er im Anschluss ein wenig weiter die Stimme. "Okumura-san, Hasekura-san wollte Sie damit natürlich nicht kritisieren. Es scheint nur, dass genug Motive von anderen Personen existieren würden. Es wundert, dass die Sicherheit bei der Hochzeit nicht schon vorher gesicht worden ist. Der Zeitdruck ist dadurch nur umso größer geworden." Kurz ließ er einen Moment Luft, redete dann aber klar weiter. Es wirkte, als würde er überhaupt gar nicht so Recht zuhören, würde jemand noch etwas sagen. "Bitte zeigen Sie uns jetzt das Zimmer", ergänzte er und machte eine Bewegung mit dem Arm. In dem Moment verschwand auch sein Notizbuch wieder in seinen Klamotten und er genoss ein kleines bisschen, dass es auch hier viel kühler war als draußen. Die Luft ging ja, aber diese Sonneneinstrahlung war brutal, selbst für jemanden wie ihn, der er viel Zeit draußen verbrachte.
Schließlich fanden sich die Hasekura und der Manako in dem Mädchenzimmer wieder, was auch so wirkte. Sanftviolette und weiße Töne bestimmten das Zimmer, aber es sah alles so... normal aus, zumindest für so eine Familie. Klar, die Möbel waren hochwertig und der Boden war mit wunderschönem Holz verlegt. Aber sonst? Keine Goldketten, keine Bilder von der jungen Frau mit teuren Klamotten, keine Uhren oder Handtaschen, an dem man ein besonders verschwenderisches Wesen der Dame erkennen hätte können. "Aus dem Fenster muss sie geraubt worden sein! Es stand offen als wir das Zimmer leer gefunden haben!" Der Auftraggeber deutete auf das einzige (ziemlich große) Fenster des Zimmers, Raku nickte. "Danke. Wir sagen Bescheid, wenn wir noch Fragen haben oder fertig sind." Raku scheuchte den Auftraggeber beinahe aus dem Raum, sah sich dann um. "Also... dann wollen wir mal sehen. Was hältst du denn davon, Hasekura-san? Es gibt fast schon zu viele Verdächtigte, als dass sie alle verdächtig sein könnten, oder?" Klar, dass Chinatsu ihm sicherlich sofort eloquent antworten würde, oder? Raku besah sich erst einmal das Fenster, konnte aber keine eindeutigen Fingerabdrücke oder ähnliches erkennen. Es war makellos sauber, soweit er sah. Nachdenklich hielt er kurz inne, holte dann eine Schriftrolle heraus, entsiegelte eine Art Umhang, den er aufschlug. Es befanden sich ein paar Werkzeuge darin, Scheren, Nadeln... und alles, was man sonst noch so braute, um zu schneidern. Und was er damit wollte? Raku holte sich ein paar weiße Handschuhe heraus, die recht dünn aussahen, versiegelte seinen Kram wieder und zog sich die Handschuhe an. Dass er in dem Moment ein wenig seltsam aussah, mit seinen weißen Handschuhen in dieser heißen Umgebung, das war ihm klar, aber er wollte nichts kaputt machen oder Spuren verwischen. Außerdem... wer wusste schon, was hier in diesem Zimmer alles schon passiert war? Nein, wenn er in Schränken kramte, wollte er sicher sein. Erst inspizierte er den Schreibtisch samt Inhalt (teure Schreibutensilien, Schulunterlagen...), dann den Kleiderschrank (Suna-typische Kleidung, aber recht weiblich angehaucht - aber gute Qualität! Für gekaufte Sachen, natürlich), sah unter das Bett, fand aber nichts außer ein wenig Staub. Höchstens verdächtig wenig Staub.. "Hm", brummte er verstimmt. Dann fiel sein Blick auf die unterste Schublade des Schranks, in die er noch nicht gesehen hatte. Was da wohl drin war? Er zog die Schublade auf und ihm strahlten förmlich dutzende hellweiße Unterwäsche-Teile entgegen, sorgsam aufgereiht lagen BHs neben Höschen. Er verzog keine Miene - eher befand sich sein wächserner Gesichtsausdruck wieder im toter-Fisch-Stadium. "Hasekura-san, würdest du in so einer Schublade Dinge verstecken?" Er zog seine Handschuhe ein wenig weiter herunter, so dass sie auch seine Handgelenke verdeckten. Dann fing er an, zu suchen.
 
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„Boah. Das Zimmer schreit ja nach Mädchen.“ Ein sanftes Violett mit weißen Tönen? Das erfüllte wirklich jedes Klischee, das Chinatsu sich hätte denken können. Sie dachte zurück an das Kinderzimmer, in dem sie selbst großgeworden war… es war klein, dunkel und spärlich ausgestattet gewesen. Das hier? Das komplette Gegenteil. Klar, man fand hier keine Diamanten oder Goldschmuck, keine voluminösen Kleider oder anderen Schnickschnack… aber eben doch genug, um zu erkennen, dass die Besitzerin dieses Zimmers nicht in Armut aufgewachsen war. Amüsiert sah die Hasekura dabei zu, wie Raku den Auftraggeber förmlich aus dem Zimmer scheuchte – kaum waren die Genin alleine, stellte die Kunoichi ihren Sonnenschirm neben der Eingangstür ab, nahm ordentlich Anlauf und sprang im hohen Bogen auf das weiße Bett, das in einer Zimmerecke stand. Es knarzte kein bisschen und die weiche Matratze federte den Sprung perfekt ab. Chinatsu versank sogar noch ein Stück in der Matratze! „Luxuuuuuus!“ Ohne Rücksicht auf das fremde Eigentum ließ sich die Hasekura nach hinten fallen, kuschelte sich in die vielen Kissen am Ende des Bettes, lachte. „Echt mal, hast du so ein Zimmer schon mal gesehen? Ich mein, das könnte doch genauso aus irgendeinem Katalog entnommen worden sein! Wie viel diese Inneneinrichtung wohl wert ist? Das Bett hat mich auf jeden Fall überzeugt! Das nehm ich!“ Ob Chinatsu nicht nach Hinweisen suchen wollte? … Nein, nicht wirklich. Stattdessen drehte sich die 16-Jährige auf den Bauch, pendelte mit den Füßen durch die Luft und sah interessiert Raku zu, der sich Handschuhe (!) anzog, bevor er die erste Schreibtischschublade öffnete. „Handschuhe? Echt jetzt? Manno, Rakkuuu. Mach dich mal locker!“ Die Weißhaarige grinste, das war einfach zu albern.

Der Manako hatte sich gerade gebückt, um unter dem Bett nach Hinweisen zu suchen – Chinatsu hatte sich bisher keinen Millimeter von ihrer liegenden Position wegbewegt – da drehte sich der Kollege zu einer anderen Schublade um, die er bisher noch nicht geöffnet hatte. Riesig groß wurden die gelben Äuglein, als die Hasekura zusehen konnte, wie sich weiße, blaue, rote… BH’s und Schlüpfer in allen möglichen Farben vor Raku ausbreiteten! Und dann begann dieser Lüstling auch noch in dem Schrank herumzukramen!! Von einem Ohr zum anderen und wieder zurück – so breit war das schmale, wissende Grinsen, das sich quer über das Gesicht der Kunoichi zog. „Ich wusste es doch! Raku, du Lustmolch! Männer sind auch alle gleich!“ Chinatsu lachte laut auf, das war zu köstlich. Sie sprang vom Bett auf, trat näher an den Manako heran, der immer noch unbeirrt in dem Unterwäscheschrank herumwühlte. „Deshalb wolltest du den Auftraggeber aus dem Zimmer haben, was? Na? Hat es sich denn gelohnt? Willst du die Handschuhe nicht lieber ausziehen? Das fühlt sich bestimmt noch besser an~“ Jetzt stand die Hasekura direkt hinter Raku, sah an ihm auf, um sein Gesicht zu lesen. Nur flüchtig blickte die 16-Jährige hinab in die offene Schublade, doch dann fiel ihr der Kinnladen runter. „Oh mein Gott! Jackpot!“ Ehe Raku ihr zuvorkommen konnte, huschte die Hand der Weißhaarigen mitten in die durchwühlte Unterwäsche und zog ein kleines Büchlein hervor. „Das ist ein Tagebuch!“ Ein Seitenblick ging hinauf zu dem größeren Raku. „Du hattest genug Spaß, jetzt bin ich mal dran!“ Man solle die Privatsphäre anderer Leute mit mehr Respekt behandeln? Dafür war hier eindeutig das falsche Team am Werk. Mit dem Buch in der rechten Hand hüpfte die Hasekura zurück zu dem einladenden Bett, auf dem sie bereits zuvor gelegen hatte, ließ sich nach hinten fallen und las, auf dem Rücken liegend, eine zufällig aufgeschlagene Seite vor.

„Er hat mich geküsst! Ich kann es immer noch nicht so recht fassen! Es war der schönste Moment, den ich jemals gehabt habe. Im Gewächshaus, versteckt hinter unserem geliebten Blumenbusch. Es war so aufregend, aber ich bin mir sicher, dass uns niemand gesehen hat. Ich schreibe diese Zeilen und spüre sofort wieder die Schmetterlinge in meinem Bauch wild herumflattern. Oh, liebes Tagebuch, ich glaube, ich habe mich verliebt. Und er liebt mich auch! Er hat es gesagt!“

„Meine Güte, hier sind überall Herzchen hingemalt. Selbst die Punkte wurden zu kleinen Herzchen gemacht! Bisschen übertrieben, oder? Aber hey, witzig ist es trotzdem“, kicherte Chinatsu, blätterte dann unbeirrt einige Seiten weiter.

„Liebes Tagebuch, schon so oft habe ich dir davon erzählt, doch der große Tag rückt nun tatsächlich näher. Meine Hochzeit. Ich kann noch immer nicht fassen, dass der Tag schon bald gekommen ist. Ich werde Maki Goro heiraten, mit ihm Kinder bekommen, eine gute Haus- und Ehefrau sein. Ich werde all die Erwartungen erfüllen, die an mich gestellt werden. Einen Monat, dann wird es endlich soweit sein. Dann hat alles endlich ein Ende.“

Chinatsu legte den Kopf schief. „Wo sind denn die Herzchen? Ich bin ja kein Profi, aber dafür, dass sie so kitschig übertrieben auf ihren ersten Kuss reagiert hat, wäre ja wohl zumindest ein freundlicher Smiley für die Hochzeit mit Goro angemessen gewesen, oder? Vielleicht hatte sie ihre Tage.“ Auch das, furztrocken kommentiert. Wieder blätterte Chinatsu ein paar Seiten weiter. „Huch! Meine Güte, hier kann man den Text teilweise gar nicht lesen.. sieht so aus, als hätte sie die ganze Seite vollgeheult!“ Chinatsu räusperte sich, bevor sie mit gespielter Stimme vorlas.

„Ich kann es nicht. Liebes Tagebuch, bitte, ich hoffe, man kann mir verzeihen. Ich wollte wirklich tun, was das Richtige ist, ich wollte das machen, was alle von mir erwarten. Aber… es fühlt sich so schrecklich an. Bei der Vorstellung, Maki Goro zu heiraten, ihm Kinder zu gebären, ihm eine Ehefrau und Mutter zu sein… ich kann es nicht. Mein Herz zerspringt, ich glaube, mich selbst zu verlieren. Ich weiß, dass es egoistisch ist, ich weiß, dass ich mich niemals mehr Zuhause blicken lassen kann. Ich weiß, dass sie mich hassen werden. Einen Fremden zu ehelichen, ich kann es nicht.“ Moment… einen Fremden? Seit wann war Goro denn ein Fremder? Hatten sie sich nicht geküsst? „Ich weiß nicht, wer dieser Maki Goro ist. Ich weiß nur, dass wir uns schon seit Kindheitstagen einander versprochen sind, dass unsere Familien schon seit jeher fest mit unserer Hochzeit rechnen, um die geschäftlichen Verbindungen zu festigen. Es war immer in Ordnung für mich. Doch seit Saburo mich geküsst hat, hat sich etwas verändert. Saburo… ich weiß, du kommst aus ärmlichen Verhältnissen. Ich weiß, dass meine Familie es niemals akzeptieren würde, wenn ich nicht den reichen Maki Goro, sondern dich, den armen Saburo, heiraten würde. Saburo… mein Herz gehört alleine dir. Wenn es bedeutet, dass ich meine Familie verlassen muss... wenn ich zu dir ins Armenviertel ziehen muss, um mit dir zusammen zu sein… dann werde ich es auf mich nehmen. Alles was ich will bist du. Saburo… ich werde dich suchen. Und ich werde dir die Wahrheit erzählen. Ich möchte, dass du mich das erste Mal mit meinem richtigen Namen ansprichst. Ich bin Naoko. Airi gibt es nicht mehr.“
 

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Natürlich machte Raku sich nicht locker – was für eine lächerliche Anforderung, ohne jede Sachgrundlage. Der junge Mann hätte beinahe noch etwas gesagt, aber das Kramen in der Schublade mit Damenunterwäsche forderte dann doch mehr Aufmerksamkeit ein. Nicht, weil es ihm gefiel – ehrlich gesagt fand er es doch etwas befremdlich, in fremder Wäsche herumzukramen – sondern weil die Schublade ziemlich voll war. Und tief. Wahrscheinlich sah es wirklich etwas seltsam aus was er hier tat und wie gerufen tat Chinatsu auch lautstark ihre Meinung kund. Raku sah stirnrunzelnd zu ihr hoch. „Was genau soll sich daran jetzt gut anfühlen?“ Er hatte das Gefühl, dass Chinatsu ein wenig frühreif war. Oder normalreif? Naja, jedenfalls zu reif für ihn, der er überhaupt gar kein Interesse an weiblicher Unterwäsche hegte. Vor allen Dingen, weil er im Fall der Fälle wahrscheinlich selbst qualitativ hochwertigere Ware herstellen könnte. Nein, das war wirklich nicht sein Antrieb. „Aber doch, ich denke es hat sich…“, fing er schon an, als sich sein Gesicht etwas aufhellte und seine behandschuhten Finger in Richtung eines kleinen Büchleins rutschten, welches er ausfindig gemacht hatte. Es kam aber nicht dazu, dass er seinen Satz beenden könnte, denn – natürlich – in diesem Moment wurde die Kumo-nin auf das Stück Beweismaterial aufmerksam. Einmal aufmerksam, aber genau im richtigen Moment. Entweder waren ihre Instinkte gut oder aber sie wurde einfach von solchem Kram angezogen. Rakus Augenbraue zuckte leicht. Langsam schaffte Chinatsu es, wirklich an seinen Nerven zu fressen. Andererseits, sagte er sich, hatte er eh keine Lust in dem Tagebuch zu lesen. Und als Leiterin durfte das Chinatsu gerne machen, die sich auch nicht zweimal bitten ließ, sich wieder in das Bett kuschelte (unprofessionell!) und dann auch noch anfing, vorzulesen. Raku war sich hundertprozentig sicher, dass sie kein Stück interessierte, was er zu sagen hatte, deshalb seufzte er leise und lehnte sich an die Fensterbank, verschränkte die Arme vor der Brust – und hörte zu. Half eh nix – sie mussten ja der Braut helfen.

Herzchen als Punkte? Raku legte seine Hand ans Kinn, zog eine Augenbraue hoch. „Übertrieben?“, fragte er, aber die Weißhaarige fuhr schon fort. Und das was folgte war dann doch ein wenig härterer Tobak, oder zumindest konnte sich das Grünauge sich vorstellen, dass es für einige Leute ziemlich schwierig gewesen wäre, damit umzugehen. Seine Vermutung hatte sich also deutlich bestätigt – es war eine arrangierte Hochzeit, um ein Bündnis einzugehen. Eigentlich war es furchtbar und fatal, dass es so etwas noch gab – aber vor allen Dingen alte Familien waren da ja oft nicht zimperlich. Und die eine Generation gab ihren Frust an die nächste weiter. Ach, und Chinatsus Hinweis auf eine mögliche Menstruation des Opfers beim Schreiben des Tagebuchs ignorierte er beflissen – ja, sie war wirklich sehr offen mit solchen Themen. Und gleichzeitig unterstützte sie auch noch gängige Vorurteile über Frauen. Wie seltsam. Raku schürzte leicht die Lippen, leckte sich dann über die etwas raue Haut. „Vollgeheult, ja?“ Er tappte im Kreis herum, zog währenddessen seine Handschuhe aus und ließ sie in einer Tasche verschwinden… vorerst. „Könnte der Hinweis sein, den wir gesucht haben. Immerhin war sie auch so schon ein wenig verdächtigt. Andererseits hat die Mutter des Bräutigams damit eindeutig gelogen. Ich glaube nie und nimmer, dass dieser Typ sich irgendein Auge ausheult. Er hat wahrscheinlich genauso wenig… Lust auf dieses Arrangement.“ Einen Moment lang stierte der Manako an die Wand, schüttelte dann den Kopf. Ja, es war unfair. Aber ehrlich gesagt hatte die junge Frau auch selbst ein wenig Schuld daran, vermutete er. Klare Worte halfen bei solchen Situationen in der Regel. Das Problem war ja erst entstanden, als sie so kurzfristig verschwunden war. Raku war kein Fan der Situation, aber Auftrag war grundsätzlich erst einmal Auftrag. Und der lautete, die Braut zurückzubringen, auch wenn man moralisch kaum eine Veranlassung dazu sehen konnte. „Sieht so aus, als müssten wir in die etwas weniger betuchten Gegenden und dort suchen. Es scheint mir offensichtlich, dass dies keine Entführung ist. Aber…“ Er sah Chinatsu jetzt das erste Mal direkt in die Augen, nahm seine Augenklappe ab und verstaute sie in der gleichen Tasche wie die Handschuhe. Sein ausdrucksloses Gesicht gab nicht Preis, dass er die Aufgabe zwar erfüllen wollte und würde, aber etwas enttäuscht über den Lauf der Dinge war. „… ich glaube, wir werden dem Auftraggeber nicht von unserem Verdacht erzählen. Wäre das für dich annehmbar?“ Der Genin ging zu Chinatsu, beschlagnahmte mit einer flinken Bewegung das Tagebuch und steckte es ein. „So oder so sollten wir schleunigst diesen Saburo finden“, befand er und nickte. Schnell stellte er im Zimmer den vorigen Zustand wieder her, sah dann zu der jungen Frau. Sollte er fragen? Sollte er wirklich dieses Tor öffnen, was ein gewisses Interesse auch nur an einem Hauch von ‚Interaktion’ und ‚sozialem Kontakt’ suggerierte? „Was würdest du in der Situation machen?“, fragte er dann, schon an der Tür stehend. Raku hoffte, dass das nicht ein Fragezeichen zu viel gewesen war. Chinatsu schaffte es ja auch so schon auf Fragen zu antworten, die er gar nicht stellte.
 
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Sie hatte nen Anderen! Und das nen Tag vor ihrer Hochzeit! Wenn das mal keine überraschende Wendung war, die zumindest die Hasekura so nicht erwartet hatte. Saburo hieß der Auserwählte also? Die 16-Jährige musste sich den Auftraggeber vorstellen, wenn dieser erfuhr, dass seine heilige Tochter echt wegen einem anderen Typen abgehauen war. Nichts Entführung! Die war nicht so unschuldig, wie der Auftraggeber es gerne hätte. Klar, die Familienverhältnisse waren eh verkorkst und arrangierte Ehen waren sowieso zum Scheitern verurteilt… aber ein Unschuldslamm war diese Naoko trotzdem nicht. Ob dem Auftraggeber nach Erhalt dieser Nachricht vielleicht echt Dampf aus den Ohren schießen würde? Mensch, warum hatte man keinen Fotoapparat dabei, wenn man ihn mal brauchte?! „Was? Wir erzählen ihm Nichts?“ Die Worte von Raku hatten die Kumo-Nin aus den Gedanken gerissen. Überrascht blickte sie zum Manako, der ihr im gleichen Atemzug aber auch schon das Tagebuch aus der Hand riss und flink wie er war in der Tasche verstaute. „Ach Mensch, das könnte echt witzig sein…“ Aber eine richtige Gegenwehr zeigte die Hasekura nicht – sollte Raku doch seinen Willen bekommen. „Ehe…“ Plötzlich sah Chinatsu sich den Kollegen genauer an… Augenklappe? Wo war die Augenklappe?! Das Mädchen sprang vom Bett auf und huschte hinüber zu dem Manako. „Du hast ja ZWEI Augen! Ich dachte die ganze Zeit, du hast nur ein Auge…“ Sie legte eine Hand ans Kinn, musterte das Gesicht von Raku genauer, grinste dann. „Die Augenklappe hat dich irgendwie mysteriöser gemacht. Willst du sie nicht doch wieder aufziehen?“ Ein toller Humor, oder? Chinatsu liebte ihren eigenen Humor. Aber ein bisschen Wahrheit steckte in der Aussage auch drin. Beiläufig sah sie dabei zu, wie der Teamkollege das Zimmer wieder in den Zustand brachte, in dem sie es zuvor aufgefunden hatten und winkte mit der Hand ab. „Jaja, Spuren verwischen. Aber ich hab gesehen, wie du Lüstling voller Genugtuung in Naokos Unterwäsche gekramt hast. Mir kannst du nichts vormachen!“

Die Weißhaarige packte ihren Sonnenschirm, den sie zuvor am Eingang des Zimmers abgestellt hatte und legte sich diesen über die Schulter. Und dann zeigte Raku tatsächlich das erste Mal seit Beginn dieses Abenteuers Interesse an Chinatsu – er stellte ihr eine Frage, die nicht nur mit einem Ja oder Nein beantwortet werden konnte. Wow! „Mit Saburo durchbrennen“, antwortete Chinatsu unumwunden und sogar – relativ – ernst. Doch diese Ernsthaftigkeit bröckelte sehr schnell, als sie fortfuhr. „Soll sie doch rummachen, mit wem sie will. Wenn Saburo gerade am interessantesten ist, dann eben Saburo. Und sobald dann ein neuer da ist, dann eben der. Ich mein, ich hätte sowieso schon jedem einen Vogel gezeigt, der mich hätte verheiraten wollen. Heirat ist sowas von altmodisch. Und arrangierte Ehen erst recht.“ Die Hasekura zuckte mit den Schultern, wandte sich bereits zur Tür. „Ich versteh echt nicht, was Leute da für Probleme haben. Und wenn die Familie sie rausschmeißt, ist doch auch egal. Man kommt auch ganz gut ohne nervige Verwandtschaft aus. Obwohl…“ Ihr Blick ging in Richtung des wunderschön weichen Bettes. „Dieser Saburo muss schon echt nen richtig, richtig Guter sein, wenn man diesen Luxus für ihn aufgibt. Aber das kann ich nicht beurteilen, ohne ihn gesehen zu haben.“ Warum es für Chinatsu so einfach war, diese Worte über die Lippen zu bekommen, konnte Raku natürlich nicht wissen. Aber die Hasekura hatte keine Mutter, keinen Vater und lebte zwar mit ihrem Bruder zusammen, aber war oft genug der vollen Überzeugung, auch sehr gut ohne Kenshin klarkommen zu können. Sie war immerhin alt genug und verdiente ihr eigenes Geld! Aber… das war ein anderes Thema. Kaum hatten die Genin das Zimmer von Naoko verlassen, wurden sie auch schon vom Auftraggeber abgefangen, der natürlich wissen wollte, was die neuesten Erkenntnisse waren. „Wir sind noch auf der Suche“, unterbrach Chinatsu den älteren Herren inmitten seiner Nachfragerei und spannte im Ausgang des Hauses stehend bereits den weißen Sonnenschirm auf. „Wir kommen jetzt ganz gut alleine zurecht. Sie einfacher Zivilist würden ab jetzt nur unsere äußerst besondere und geheimnisvolle Ninjaarbeit unnötig behindern. Kommst du, Rakuuu?~“ Der Auftraggeber sagte noch etwas, wollte mehr Informationen haben, aber… Chinatsu ignorierte ihn geflissentlich, während sie mit einem ordentlichen Hüftschwung die Straße hinunterging und um die nächste Ecke bog. Eine Weile stolzierte sie den Weg entlang, doch dann blieb sie stehen und sah fragend zu dem Manako. „Hm. Wie kommen wir eigentlich zum Armenviertel?“


Tbc: Armenviertel
 
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» Arizuka - Armenviertel

Irritiert wedelte Raku den Rauch, der um Chinatsus Kopf herumwaberte, weg und blinzelte verdutzt, als sie auf diesen unglaublichen Einfall kam. Das Mädel war ein Genie. "Achwas. Echt?" Seine vollkommen ohne Betonung ausgesprochene Überraschung war allerdings genauso ignoriert worden wie die Tatsache dass er das gleiche ja eben schon einmal gesagt hatte - und Rakus heller Haarschopf wippte ein wenig, als er halb den Kopf schüttelte, halb nickte. Der junge Mann war sich nicht sicher, ob er Chinatsu wirklich mit dieser Aufgabe betreuen wollte, aber letztlich hatte er kaum eine andere Wahl. Sie war die Leiterin dieser Mission und trotz der Tatsache, dass er Chinatsu nicht unbedingt als Führungsperson wahrnahm: Auf dem Brief der Verwaltung hatte ihr Name gestanden. Ende der Geschichte. "Aye", antwortete er flapsig und zog seine Kleidung ein wenig zurecht, folgte dann in Richtung von Naoko, in der absoluten Überzeugung, dass Chinatsu jetzt einfach sagen würde, was Sache war. Immerhin war das die logischste Vorgehensweise, direkt und ohne Zwischenwege. Dann aber der Befehl: Er sollte das Mädel packen. Äh... okay? Raku warf einen kurzen Blick zu Chinatsu, zuckte dann wieder leicht mit der Schulter und trat einen weiteren Schritt auf Naoko zu und sah sie kurz mit ausdruckslosem Gesicht an. "Ihr kennt das ja schon, Okumura-san... allez-hop!" Mit diesen wirklich wenig gefühlvollen Worten wuchtete er sie wieder auf seine Schulter und spürte jetzt schon, dass er heute Abend Verspannungen haben würde. Denn natürlich fing Naoko wieder an um sich zu schlagen und zu zetern, aber jetzt hatte sie ja ihre letzten Verbündeten verloren und Raku tat es fast ein wenig Leid, aber irgendwie war es ihm auch Schnuppe. Er wusste ja wohin das führen würde. Überzeugt nickte er auf Chinatsus dramatische Rede und war überzeugt, dass das eigentlich wirklich das war, was sie hätten tun sollen, ob Goro nun der Lover war oder auch nicht. "Stillhalten bitte, Okumura-san, ansonsten tut Ihr uns beiden weh", ließ er hören, dann lief der seltsame Tross los - in Richtung Reichenviertel.

Kaum waren sie aus dem Ameisenhaufen heraus, wurde es ruhiger, weiter, entspannter, weniger stinkend und überwältigend. Natürlich wichen die Hochhäuser nicht sofort den Nobelvillen, aber die kleineren Mehrfamilienhäuser hier waren schon deutlich gesetzter. Naoko war nur noch am Heulen und Raku hätte das auch gern getan, aber er entschied sich einfach dafür, dass er für heute keine Lust mehr auf Gefühlsregungen hatte. Es war vorhin schon weit über seine Befugnisse herausgegangen... und seine persönliche Komfortzone sowieso. "Hasekura-san, wir sollten gleich da sein", meinte er, während sie jetzt nur noch im zügigen Schritttempo durch die Straßen schritten. "Wieso seid ihr so... so gemein", heulte Naoko leise, jetzt irgendwie halb auf seinen Rücken und seine Schulter, so dass er mittlerweile zu seinem Schweiß auch noch Tränen spürte. Widerlich. "Hasekura-san, du schuldest mir ein Bad auf Shiro-Kosten", stellte er trocken fest und ignorierte die verzweifelte Braut, die jetzt immer mehr erschlaffte. Ihr Make-Up war verschmiert und ihr Kleid dreckig, verrutscht und verschwitzt. Sie sah fantastisch aus - naja, jedenfalls wenn man es denn ein wenig verruchter mochte. Raku selbst mochte es ohne Körperkontakt und wollte sie nur noch absetzen. Kurz vor dem Haus der Okumura machte er das auch, hielt sie aber an ihrem Schlawittchen weiterhin fest. "Die Feierlichkeiten beginnen bald", meinte Raku und sah in Richtung Sonne. "Ich denke, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren", ergänzte er und trieb Naoko wie ein Schaf weiter - jetzt in Richtung der Maki-Räumlichkeiten. Aus dem Vorgarten tönte bereits fröhliches Geplapper, die meisten Gäste schienen schon eingetroffen zu sein, wenn Raku richtig schätzte. Brr. Alles, nur nicht an so etwas teilnehmen.
"Airi?" Eine Stimme schwebte durch die Luft, traf nicht nur auf Chinatsus und Rakus Ohren, sondern auch auf Naokos - die plötzlich so steif stand, als hätte man ihr einen Besenstiel in den Allerwertesten gerammt. Sie drehten sich um - alle - und da stand Goro, in seinem Kapuzenpulli, die blonden Strähnen unter der Kapuze hervorguckend, und verdutzt zu Chinatsu und Raku sehend. "Was soll das?", fragte er, konnte sich kein Reim auf die Situation machen. Dann aber kam er auf das Trio zu, drückte Raku und Chinatsu beiseite und stellte sich schützend vor seine, äh... ja, was eigentlich? "S-Saburo! Was machst du hier? D-du..." Naokos Stimme war beinahe nur ein Flüstern, so erstickt klang sie, aber dann warf sie sich ihm um den Hals und fing nur noch mehr an zu flennen. "W... was-" "'s t-tut mir so Leid", schluchzte sie und der Bräutigam, der im Moment auch noch nicht so wirklich wie einer aussah, schien verwirrt, aber drückte 'Airi' an sich. Sie sog seinen Duft ein und Raku hätte kotzen können. Konnten die mal zu Pötte kommen? Sein Fuß tappte unwillkürlich auf dem Boden, während sich die beiden nach und nach erst mal anfingen Dinge zu sagen die in vier Wände gehörten - alles drum und dran. "Sag mal", schnauzte Raku und blöhkte die beiden Schwachmaten genervt an. "Seid ihr so blöd oder-", fuhr er fort und hätte beinahe wieder angefangen zu schimpfen, da wurde er von Papa Okumura unterbrochen. "NAOKO!", rief er leise (wie er das schaffte, wusste Raku nicht genau) - aber wohl nur um die Gäste nicht aufzuregen. "Da bist du ja - oh, Goro-san? Äh..." Der ältere Mann aus der einen reichen Familie kratzte sich an der Wange, ignorierte die offenen Münder von Naoko und Goro, die immer noch aneinander hingen, zerrte seine Tochter dann mit sich. "Du kommst jetzt mit, du siehst ja aus als hättest du dich im Dreck gewälzt - du kannst dich auf was gefasst machen, Frollein! Keine Widerrede", raunzte er und verschwand schneller mit seiner Tochter, als man gucken konnte. Das einzige, was man noch hörte, war ihr Protestieren, was aber mehr verwirrt als alles andere klang. Raku rümpfte die Nase, als wolle er 'Bitteschön auch, der Dreck hat sein Bestes gegeben' sagen, aber es nur nicht wirklich tun. Keine Ursache!
 
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Shiro
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Meine Güte, die stellte sich aber auch an! Chinatsu war kurz davor gewesen, das ganze Schauspiel vorzeitig zu beenden. Klar, an sich machte es Spaß, Naoko in die Irre zu führen, aber wer hätte denn damit rechnen können, dass sie so viel herumplärren würde? Ihr ganzes Make-Up war schon verschmiert! Die Hasekura drehte den Sonnenschirm in ihrer Hand, während sie hinter Raku und der reichen Tochter herlief. Das Mädchen konnte es einfach nicht verstehen – wie konnte man so viel weinen? Sie selbst hatte noch nie auch nur eine Träne vergossen… und wenn sich Chinatsu das so ansah, war sie hierüber auch sehr froh. Kurz vor dem Okumura-Anwesen dann die Erlösung. Nachdem die Kunoichi die Stimme des Bräutigams vernommen hatte, drehte sich diese auf dem Absatz um – Maki Goro stand dort und hatte tatsächlich den Namen ausgesprochen, den sich Naoko gegenüber Saburo gegeben hatte. Airi. Das war ja wohl der Beweis, dass die Ninja mit ihrer Vermutung goldrichtig gelegen hatten, oder? Der Maki drückte die Ninja beiseite und stellte sich schützend vor die Tochter des Auftraggebers, dann nahmen sie sich – trotz aller Verwirrung – gegenseitig in die Arme und flüsterten sich alle möglichen Dinge zu. Chinatsu spitzte die Ohren, in der Hoffnung, bei ein paar unanständigen Dingen mithorchen zu können und als sie drauf und dran war, näher heranzutreten, um mehr zu verstehen, tönte die leise, aber dennoch donnernde Stimme des Vaters von Naoko durch den Vorgarten. Der zerrte nach kurzer Ansprache seine Tochter davon – klar, sie sollte sich zurechtmachen, immerhin stand die Trauung kurz bevor.

Und so blieben drei Personen zurück: Chinatsu, Raku und Goro. Der junge Mann sah Naoko verwirrt hinterher, er schien keine Worte zu finden. Ein paar Mal öffnete sich der Mund des Maki, nur um sich sogleich wieder zu schließen. Irgendwann schüttelte er den Kopf, atmete durch und sah dann zu Chinatsu und Raku hinüber. „Naoko? Das… ist ein Scherz, oder?“ Als die Genin nicht sofort antworteten, packte sich Goro an die Stirn, seine Brust bebte… und dann ertönte ein Lachen, erst leise, doch es wurde lauter. Fast so, als wäre ein Damm gebrochen. Der blonde Mann wankte nach hinten, stützte sich an einer Laterne am Wegesrand ab, beugte sich nach vorne, lachte ungebrochen weiter, bis irgendwann nur noch eine schwere Atmung übrig blieb. Chinatsu wechselte einen kurzen Blick mit Raku, der so viel sagte wie Verliert der jetzt seinen Verstand? „Ich kann’s nicht fassen.“ Goro riss sich die Kapuze vom Kopf, legte den Kopf in den Nacken und versuchte, sich zu beruhigen, doch es fiel ihm sichtlich schwer. „Niemals hätte ich gedacht… es für möglich gehalten…“ Er löste sich von der Straßenlaterne und das erste Mal an diesem Tag konnte man ein fröhliches, ehrliches und hoffnungsvolles Lächeln in seinem Gesicht sehen. „Sie wollte zu Saburo und ist deshalb davongelaufen. Und ich? Ich wollte nur Airi, aber habe mich nicht getraut, die Hochzeit abzublasen. Und keiner von uns beiden hatte eine Ahnung, dass wir uns gegenseitig genau die gleiche Art Lügen aufgetischt haben. Weil wir wussten, dass wir bereits einer anderen Person versprochen waren. Weil wir nicht wollten, dass man uns nur wegen unserem Namen liebt. Es ist wirklich Ironie des Schicksals, oder?“ Er strich sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht und… verbeugte sich tief vor den Genin. „Wenn wir darüber gesprochen hätten, miteinander, mit unseren Familien, hätte uns so einiges erspart bleiben können. Ich danke euch, dass ihr Airi… ich meine, dass ihr Naoko gefunden und zu mir zurückgebracht habt. Falls wir uns euch jemals erkenntlich zeigen können, dann lasst es mich wissen. Natürlich seid ihr zu den Hochzeitsfeierlichkeiten eingeladen. Und nehmt euch gerne eine Unterkunft für die Nacht, bevor ihr zurückreist. Meine Familie wird die Kosten übernehmen.“ Wow, das war doch mal ein ehrlicher Dank. Sogar mehr, als die Hasekura erwartet hatte. Goro beendete seine Verbeugung vor den Genin und nickte diesen noch einmal freundlich zu. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigt – in diesem Outfit kann ich die Frau meiner Träume eindeutig nicht heiraten. Ich werde mich umziehen gehen.“ Und damit verschwand auch der Bräutigam im Anwesen. Da der Tag sich mittlerweile dem Ende zubewegte, wurde die Temperatur allmählich sogar ganz angenehm – Ende gut, alles gut. Perfekt!


- Mission beendet -
 
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