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Job: Versuchskaninchen gesucht

Yagami Tamaki

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Job: Versuchskaninchen gesucht
~ Starring: Kinzoku Kenta und Suzuya Tamaki ~


Oh… Oh nein. Was war das denn nun wieder? Erst eine Runde durch die Psychiatrie, danach jede Menge Reptilienkacke und irrwitzig umherflitzende Geckos, danach wiederum eine wilde Horde thunfischabhängiger Katzen mit Streptokokkenkrallen (beta-hämolysierend, Gruppe A!), die ihn – wenn auch nachträglich – ins Krankenhaus gebracht hatten, anschließend schon wieder Fisch… in Form eines Fischteichs, den Pakura und er anlegen mussten (ohne jede Fischteichanlagekenntnis, dafür mit einem verwirrten alten Mann und viel Kabumm) und jetzt…? Jetzt sollte er auch noch als Versuchskaninchen für werweißwelche Absurditäten herhalten? Tamaki schluckte schwer und sah an dem großen, vielstöckigen Betonklotz herauf, der das Institut für Technologie beinhaltete. Irgendwo hinter diesen grauen, unverputzten Mauern, die dem Suzuya so einladend entgegen trotzten.​

In einem Anflug letzter Hoffnung holte er den Brief hervor, den er gestern bekommen hatte. Entgegen seiner üblichen Gepflogenheiten im Umgang mit offiziellen Schreiben, war dieses hier deutlich zerknittert, was daran lag, dass seine Mutter es in die Hände bekommen hatte. Denn weder Mutter Suzuya noch ihre Hände waren sonderlich begeistert davon gewesen, dass der jüngste und einzige Spross des Hauses für irgendwelche Experimente herhalten sollte. Bei denen ja alles Mögliche passieren konnte. Gut gehütete Geheimnisse auffliegen, zum Beispiel. Aber auch wenn irgendein armer Wurm im Jobvergabecenter in den nächsten Tagen zur Sau gemacht werden würde (wie sehr, hing davon ab, was heute passierte oder nicht passierte), half es nichts. Tamaki war dem Befehl gefolgt und naja, da stand er nun und sah aus als wollte er am liebsten in seiner dicken Jacke versinken. Hinter den Wollschal, der ihm wie eine Boa (die Schlange, nicht das rosa Federteil) um den Hals hing, hatte er es schon gut geschafft. Nur zwei türkisgrüne Augen schauten verhalten hinter der Bastion aus hellblauer Wolle hervor, während ein unangenehm frischer Herbstwind über die Plattform pfiff und die Haare des gebeutelten Jungen zauste. Die allgegenwärtigen Kopfhörer seines mp3-Players verhinderten zudem, dass er auch noch Ohrenreißen bekam. Ob er lieber drinnen warten sollte? Vielleicht. Aber dann wäre er … naja, drinnen. Und zwar allein, was in dem Fall noch viel schlimmer wäre. Nein, lieber wartete er auf Kenta und wenn er sich vorher zu Tode fror, war das sicher auch nicht so tragisch. Dennoch trat der Suzuya ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und sah sich um, ob der Kinzoku nicht irgendwo zu sehen war.
 

Kinzoku Kenta

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Das war doch nicht die Möglichkeit, oder? Es gab tatsächlich ein Institut für Technologie in Soragakure, das mit dem Kinzoku-Clan nicht das Geringste zu tun hatte! Kenta war so völlig verwundert gewsen von diesem unbekannten Namen auf seinem Einsatzbefehl, dass er seine Mutter nach der Einrichtung gefragt hatte - als Karrierwissenschaftlerin, die es inzwischen in das ein oder andere Gremium geschafft hatte, besaß Kinzoku Karou nämlich einen recht guten Überblick, wer in Sora alles Förderanträge und Projekte einreichte. Ihr zufolge waren die Forscher hier ganz überwiegend keine Chakranutzer, sondern befassten sich vor allem mit den Bereichen in denen Sora nicht durch spezialisierte Clans hervorstach. Grundlagenforschung, Kryptologie, Pädagogik, Psychologie, und sonstige Themen die den typischen Kinzoku etwa so sehr interessierten wie Kenta die moralischen Überzeugungen von Shironin ... gelegentlich befassten sie sich aber auch mit neuer Alltagselektronik oder technisch-wissenschaftlichen Geräten, einfach weil das Institut Geld brauchte. Anschließend hatten Mutter und Sohn sich noch ein paar Minuten angeregt über Transistoren unterhalten, bevor Kenta sich einsatzbereit gemacht hatte - er hatte sehr früh erfasst, dass seine Mutter nicht an ihm als Person interessiert war, und es war ihm nur recht so.
Es war inzwischen recht frisch geworden in der schwebenden Stadt, und so warf Kenta eine schneidige schwarze Jacke über einen dünnen weißen Pullover mit Streifen und hellbraune Hose, dann noch flugs einen eleganten blaugrünen Schal und graue Handschuhe. Ein letzter prüfender Blick im Spiegel, und Kenta nickte sich schmal lächelnd zu. Blieb nur zu hoffen dass der Job nicht zu langweilig würde. Er konnte sich spannendere Verwendungen für seine Zeit vorstellen als einen neuen vollelektrischen Handwärmer auszuprobieren oder Fragebögen auszufüllen ...

... huh. So wie Tamaki dreinschaute würde er sich über den elektrischen Handwärmer wohl freuen. Und schon wieder diese Kopfhörer ... Kenta nahm sich vor sich bei nächster Gelegenheit mal von hinten anzuschleichen und den Kleinen kräftig in die Seiten zu stupfen - einfach um zu hören wie er quietschte - aber diesmal hatte der Suzuya ihn ohnehin schon gesehen, als er um die Ecke bog, und so näherte sich Kenta in forschem Gang ... der aus irgendeinem unerfindlichen Grund dennoch lässig rüberkam. "Oi, Tamanegi-chan. Hast dir ein paar neue Schalen zugelegt, hmm?" Grüßte er schmunzelnd, und nickte in Richtung der Türe - blieb aber erstmal neben Tamaki stehen. Und grinste noich ein wenig breiter, als sein kleiner Begleiter erstmal auch keinen Schritt tat. "Machst du dir Sorgen dass sie dich schälen wollen? Keine Sorge! Ich passe auf dich auf." Kentas ganze Miene stellte bei diesen Worten die stumme Frage 'Aber du vertraust nicht wirklich mir, dich zu beschützen, oder?' und gleichzeitig legte er seinen Arm um die Schultern des Genin, um ihn sachte in Richtung Eingangsbereich zu dirigieren. "Ich bin ja zu neugierig was sie mit uns vorhaben. Ah - Konnichiwa!" Kenta löste seinen Arm von Tamaki und huschte auf die Anmeldung zu. "Kinzoku Kenta und Suzuya Tamaki, für einen ... "Produkttest."" Das letzte Wort sprach er mit hörbaren Gänsefüßchen, was die Frau hinter der Theke nicht mehr zu überraschen schien. "Ebene drei, Raum 498. Sie müssen durch die große Tür auf der Psychologie steht. Der Fahrstuhl ist nicht kaputt, nur langsam." Erwiderte sie gelangweilt, gab Kenta einen Schlüssel für den besagten Fahrstuhl, und wandte sich dann wieder ihrer Strickarbeit zu. Schien eine Wollmütze zu werden.

"Prickelnde Atmosphäre hier. Na, womit rechnest du?"
Fragte Kenta gutgelaunt wie immer - und hielt Tamaki doch stets wach im Blick. Er hatte bei ihrer ersten "beruflichen" Begegnung nicht gelogen, dass der Junge interessant war ... und obwohl seitdem eine Menge Zeit vergangen war, wirklich näher war er dem Rätsel nicht gekommen. "Ich rechne ja halb damit dass sie uns Süßigkeiten geben und dabei ein Glöckchen klingeln lassen."
 

Yagami Tamaki

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Unerbittlich kroch die Kälte durch Tamakis Schuhsohlen und verwandelte seine Zehen allmählich in Eiswürfel. Ob sie zersplitterten, wenn jemand darauf trat oder er sich irgendwo anstieß? Es war genau dieser Gedanke, der sein Unwesen im Gedankenstübchen des Suzuya trieb, als Kenta um die Ecke bog. Nur gut, dass er endlich da war. Tamakis Phantasie stand nämlich schon in den Startlöchern für eine Reise durch die wunderbare Welt der Frostbeulen und abgestorbenen Gliedmaßen. Da war ein quicklebendiger Kinzoku doch der weit erfreulichere Anblick. Nicht zuletzt, weil es bedeutete, dass sie nun endlich ins Warme konnten. „Hey Kenta.“, grüßte Tamaki zurück und lugte ein bisschen weiter aus seiner fluffigen Schalbastion hervor. Trotz des wollenen Walls war die Nasenspitze des Genin leicht gerötet. Ob er Kenta vertraute? In zehn, zwanzig und vermutlich auch noch hundert Jahren nicht. Aber er vertraute gewissen Eigenschaften, die er dem Kinzoku zuschrieb (ob zu Recht, würde sich noch zeigen müssen). Und das bedeutete auch, dass Kenta ihn tatsächlich schützen würde, solange er einen Vorteil davon hatte. So viel meinte Tamaki aus ihrer bisherigen Dynamik an der Akademie und darüber hinaus lesen zu können. Was genau aber seinen Wert für Kenta ausmachte, war weit schwieriger einzuschätzen. Es ging wohl nicht nur um die Schokolade, denn die hätte der findige Kinzoku sich auch anders besorgen können. „Interessant“ sei er, hatte Kenta gesagt. Aber wie belastbar dieser Wert nun wiederum war, stand auf einem anderen Blatt. Es war wie ein Hüpfspiel mit einer wandelnden Bärenfalle. Und genau das machte es für den Suzuya so spannend. „Ach, es ist nur ziemlich kalt geworden, find‘ ich...“, gab Tamaki ausweichend zurück, während er mit sanfter Gewalt in Richtung Eingang bugsiert wurde. Immerhin wurde es so ein wenig wärmer und als sie gleich darauf eintraten, hatte sich das Kälteproblem ohnehin erledigt. Dennoch war Tamaki während der ersten Schritte lieber etwas vorsichtig. Man wusste ja nie ...

Bis auf ein leises „Konnichiwa.“ für die Frau an der Rezeption hüllte Tamaki sich in sein übliches Schweigen, bis die Anmeldeprozedur überstanden war. Eine schöne Mütze strickte die Frau da. Ob sie bis zum Ende dieses Experiments fertig sein würde? Leisen Schrittes folgte er Kenta durch den Linoleumcharme des Gebäudes. Ausgehend von den Gefühlen, die das Ambiente bei ihm auslöste, konnte die Absicht des Innenarchitekten keine gute gewesen sein. Vielleicht hasste er fröhliche Menschen. Oder Menschen überhaupt. „Weiß nicht. Aber gegen Süßigkeiten und Glöckchen hätte ich gar nichts.“, gab Tamaki mit einem leicht schief geratenen Lächeln zurück. Er glaubte nicht daran, dass es so harmlos werden würde. Allerdings wusste er auch nicht, was genau er nun von alldem hier erwarten sollte. Im Stillen hoffte er nur darauf, dass es einerseits nicht wehtat und andererseits nicht peinlich wurde. Von beidem hatte er während seiner letzten Jobs nun wirklich genug gehabt. Das einzige Glöckchen weit und breit war zunächst das des Aufzugs, dessen Ankunft sich mit einem ‚Ping!‘ ankündigte, das in etwa so zuvorkommend klang wie die strickende Rezeptionistin. Wortlos schob sich der Suzuya hinter Kenta in die Kabine und warf der Tür, die sich ratternd schloss, einen skeptischen Blick zu. Anschließend entfaltete sich jene unangenehme Atmosphäre, die wohl jeder Fahrstuhlfahrer schon einmal erlebt hatte. Zu viele Leute auf zu wenig Raum (ja, auch zwei waren schon zu viele), mangelnder Diskretionsabstand, spontan aufwallende Peinlichkeitsgefühle und schlechte Luft. Um irgendwas zu tun, begann Tamaki sich aus seinem Schal zu schälen, fragte sich kurz, ob das etymologisch verwandt war, und schaute dann zu Kenta, nachdem es ihm doch zu dumm war, krampfhaft einen anderen Fixpunkt anzustarren. „Psychologie ... meinst du, die lassen uns auf Tintenkleckse schauen?“.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta runzelte die Stirn. "Tintenklekse? Huh. Das wäre natürlich auch ne Möglichkeit." Entgegen dem allgemeinen Vorurteil hatte Kenta noch nie eine psychologische Praxis von Innen gesehen, und seine erste Begegnung mit der ärztlichen Therapie des Wahnsinns war ebenfalls in einem Job passiert - und auf der geschlossenen Abteilung des Krankenhauses von Soragakure gab es keine Tintenkleksbilder. Aber sogar trotz solch widriger Umstände hatte dieses Klischee auch Kenta irgendwoher erreicht. Er überlegte kurz ob er auch noch das letzte Vorurteil über tiefere Bedeutungen hinter Zigarren und anderen länglichen Gegenständen abschießen sollte, entschied sich aber dagegen - war ihm eigentlich zu vulgär. "Wenn sie das machen versuchen wir einfach möglichst abstruse Sachen zu erkennen, ja? Ich war immer neugierig was sie aus einer Poliermaschine wohl für eine tiefsinnige Bedeutung ziehen würden." Vielleicht dass er zu viel Wert auf Äußerlichkeiten legte? Hah! Zu gut angezogen konnte man gar nicht sein. Mit einem leisen *Pling* kam der Fahrstuhl auf ihrer Zieletage an, ratterte auf, und entließ die beiden Ninja in die dritte Etage. Hier gab es ... Korridore, Korridore, und das da vorne sah aus wie eine mannsgroße, antike Kaffeemaschine. Kenta widerstand dem Bedürfnis sich das Gerät mal näher anzugucken (sowas fand man heutzutage praktisch nirgendwo mehr!) und wandte sich stattdessen der Beschilderung zu, die den mittleren Korridor als Weg zur Psychologie auswies.

Hinter der schon vorher angekündigten Glastüre wurden sie glücklicherweise bereits erwartet - eine junge Frau mit mausbraunen Haaren, die den beiden ungleichen Versuchspersonen knapp, aber freundlich zunickte. "Guten Morgen! Freut mich sehr dass ihr gekommen seid. Ich bin Mijako und heute für das Experiment zuständig. Wollt ihr rasch mit hereinkommen? Es ist auch nichts wildes." Was wohl ihr Maßstab war? Als sie die beiden in einen großen Raum führte, fiel zunächst einmal auf, dass es eigentlich ein größerer, zweigeteilter Raum war - da wo sie nun standen gab es nur einen Kleiderständer, einen Tisch, einen Stuhl, und einen zweiten Stuhl, von dessen Armen mehrere Klemmelektroden an Kabeln baumelten. Die Kabel führten - immerhin anständig gebündelt und abgedeckt, wie Kenta feststellte - am Tisch vorbei über den Flur und durch die dünne Trennwand in den Nebenraum. Wo sie dort endeten konnte man nicht sehen, denn die Trennwand war verspiegelt - Einwegspiegel vermutlich.
"Ihr habt sicher schon mal von Lügendetektoren gehört? Wir würden gern eine Ausführung eines solchen Geräts ausprobieren, das wir gerade entwickeln." Mijako ging zu dem verkabelten Stuhl und deutete auf die einzelnen Instrumente. "Die Elektroden messen an verschiedenen Stellen den Hautwiderstand, diese hier die Herzströme, hier haben wir eine Pulsmessdiode und dieser Gurt misst die Atembewegung des Brustkorbs. Nun, es ist so dass Lügendetektoren bekanntermaßen manipulierbar sind, wenn damit Professionelle befragt werden. Deshalb wollten wir für dieses Gerät gern eine wirklichkeitsnahe Pilotuntersuchung durchführen. Es würde so ablaufen, dass ihr euch gegenseitig befragt. Was die Fragen angeht, habt ihr maximale Freiheit - idealerweise etwas was ihr auch in einem richtigen Verhör fragen würdet - ich bitte euch nur die Frage nummeriert aufzuschreiben, und daneben markiert ihr ob ihr die Antwort für richtig, unvollständig, oder falsch haltet. Die Antwort selbst bleibt geheim, darauf hat eure Einsatzleitung bestanden" Sie zwinkerte konspirativ. "aber hinterher soll der andere auf dem Bogen markieren, ob die Einschätzung seiner Antwort stimmt oder nicht. Ihr seht nicht die Werte unserer Messung, und wir hören eure Antworten nicht - das reduziert Fehlbeurteilungen. Ich schaue nur durch das Glas, ob ihr bei der Antwort irgendwie sichtbar agitiert seid." Sie schaute beide Ninja kurz an. "Die Position der Messinstrumente ist in dem kleinen Handbuch auf dem Tisch erklärt. Vom Ausgang dieser Pilotuntersuchung hängt nichts ab, wir schauen hier nur ob unser Versuchsaufbau angemessen ist oder ob wir noch Dinge verändern müssen bevor wir eine größere Gruppe testen. Habt ihr noch Fragen?"

Kenta strahlte. "Ganz und gar nicht." Erwiderte er, während er Jacke, Handschuhe und Schal auszog und am Kleiderständer aufhängte. "Magst du mich gleich mal verkabeln, Tamachi?" Frage-Antwort-Spiel und Geld dafür bekommen? Perfekt!
 
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Yagami Tamaki

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Tamaki unterdrückte ein Kichern. „Machen wir das.“. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob ein gewiefter Psychologe nicht auch aus erfundenen Assoziationen die richtigen Schlüsse ziehen konnte, einfach weil man dafür ja auch erst einmal assoziieren und danach eine Wahl treffen musste. Vielleicht funktionierte Kenta aber auch nach ganz anderen Prinzipien. Oder er war schlichtweg eine kosmische Manifestation des Prinzips Willkür. Das Pling des Aufzugs rettete Tamaki vor weiteren tiefgründig-philosophischen Betrachtungen des Kinzoku, in dessen Schlepptau er nun in die einladend korridorigen Korridore trat. Den aufgerollten voluminösen Wollschal wie ein Kissen umklammernd, folgte er Kenta zu der gläsernen Tür. Und damit hinein ins Verderb- ... Pardon, die Abteilung für Psychologie. Was sich gerade ziemlich deckungsgleich anfühlte. Wenigstens wirkte die Frau, die sie in Empfang nahm, doch recht nett. Was jedoch nicht hieß, dass Tamaki ihr vertraute. Die Verwaltung Soragakures würde ihn zwar nicht sehenden Auges ins offene Messer laufen lassen (so viel Vertrauen hatte der Suzuya dann doch), aber er musste doch davon ausgehen, dass besonders die unteren Dienstgrade nicht in die Geheimhaltung bezüglich seiner Mutter eingeweiht waren und ihn in bester Absicht für Aufgaben einteilten, die heikel werden konnten. „Guten Morgen, Mijako-san.“, grüßte Tamaki dennoch artig und passte bei den folgenden Worten der Psychologin umso genauer auf. Und die ließen seine innere Stimmung sehr schnell in ein ausgewachsenes ‚Oh nein!‘ kippen. Ausgerechnet ein Lügendetektor! Ausgerechnet Kenta! Tamaki fühlte, wie ihm einige Schweißtropfen den Rücken hinunter rannen. Er zog seinen Mantel aus, bevor es noch schlimmer wurde. Aber auch in seinem Pullover war es ihm noch immer zu warm, was selten genug vorkam. Sollte er sich hier irgendwie rausreden? Unwohlsein vortäuschen? Nein, am Ende bestand Kenta noch darauf, dass sie genau diese Aussage doch direkt mal an dieser Höllenmaschine testen konnten. Der Suzuya, der äußerlich noch immer wirkte als sei er nur freundlich interessiert, musste innerlich schwer schlucken. Gut, seine Mutter hatte ihm auch einiges beigebracht ... und jetzt war wohl der Zeitpunkt, an dem dieses Wissen auf die Probe gestellt wurde. Wenigstens war es innerhalb Soragakures und nicht irgendwo draußen in der weiten Welt.

Ich habe auch keine Fragen.“, schloss sich Tamaki an. Er angelte sich das Handbuch und studierte es kurz, bevor er zu Kenta aufsah. „Möglich, dass du mich anleiten musst. Ich weiß nur, wie ich meinen Musikspieler bediene...“. Aber Stöpsel in die Ohren und auf „An“ stellen gehörte leider nicht zum Versuchsaufbau. „Ich glaube aber, du musst zumindest dein Hemd aufmachen. Sonst komme ich nicht an die Stellen für die Herzströme ran.“. Mit Hilfe des Handbuchs ordnete der Suzuya erst einmal das Gewirr an Elektroden, Dioden und sonstiger Monstrositäten, bevor er sich daran machte, ebendiese Monstrositäten an die richtigen Stellen auf Kentas Körper zu pappen. „Kann sein, dass das jetzt so stimmt...“, meinte er irgendwann. „Dann bin ich jetzt wohl dran.“. Der Pullover war schnell ausgezogen und auch das darunter befindliche T-Shirt samt Unterhemd wurde fein säuberlich über die Stuhllehne gelegt. Hätte er auch mal ein Hemd angezogen ...
 

Kinzoku Kenta

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"Aber klar." Stimmte Kenta frohgemut zu, und knöpfte sein Hemd gleich komplett auf, während er interessiert die Elektroden studierte, an denen Tamaki jetzt erst einmal herumsortierte, und verhielt sich dann wie eine ganz besonders artige Schaufensterpuppe, während er mit Saugnäpfen beklebt wurde. "Ich bin zwar kein Arzt, aber für mich sieht's korrekt aus." Bestätigte er auf Tamakis Bemerkung, nachdem er einen Blick auf das Schema im Handbuch geworfen hatte - auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig war, sich mit den ganzen Kabeln am Leib zu bewegen. Gleich darauf machte Tamaki sich frei, und Kenta summte leise vor sich hin, während er ihn mit Salzwasserspray und Saugnoppen traktierte - nur unterbrochen vom leisen "Brrrr" der Saugpumpe, wann immer eine der Elektroden sich festsaugte.
"So." Stellte Kenta zufrieden fest, nahm auf einem der Stühle Platz, und blickte noch einmal auf den ganzen Kabelsalat. Sah so weit gut aus, also nickte er Mijako durch den Halbspiegel zu. Es klickte hörbar, als die Psychologin das Licht im Versuchsraum dimmte und in ihrem Beobachtungszimmer hoch schaltete, damit sie durch die Scheibe sichtbar wurde. Dahinter hob sie bestätigend den Daumen und strahlte sie an. 'Könnt loslegen!' formte sie mit den Lippen, und verschwand dann wieder hinter dem Spiegelglas.

"Tja ... und ich hatte gehofft wir könnten zusammen die Psychologen mit lustigen Antworten ärgern."
Eröffnete Kenta die erste Runde, und musterte Tamaki interessiert. Man sah es ihm nicht wirklich an, da hatte der Kleine weiterhin ein erstklassiges Pokerface, aber Kenta stellte sich zumindest vor, dass die Situation ihn ein bisschen herausforderte. Auch wenn er die Vitalparameter ja leider nicht zu sehen bekam. "Aber dann muss ich wohl dir eine Frage stellen, Tamanegi-chan ..." Tja. Und was für eine? Mijako hatte nichts von einem Zeitlimit gesagt, also brauchte er sich wohl keinen Druck zu machen was das anging. Hmmm. Es gab ja so einige Dinge die er über Tamaki gern gewusst hätte, aber ... es gab taktische Erwägungen. Sollte man ihn langsam schälen, so wie die Zwiebel von der sich der Spitzname herleitete? Kenta schnalzte mit der Zunge. Zum Glück gab es ohnehin ein paar Dinge die er gerne wissen würde. "Fangen wir doch harmlos an." Entschied der Kinzoku nach ein paar Sekunden strahlend, und begann auf seinem Fragenzettel zu schreiben, noch bevor er die Frage aussprach. "Erzähl doch erstmal wo du eigentlich geboren bist. Ich war beim Kennlerntag deiner Klasse ja nicht mit dabei." Spielte er auf die Akademiezeit an - bei dem Themenfeld könnte man vielleicht auch gleich bleiben, wenn da noch Fragen offen geblieben waren ...
 

Yagami Tamaki

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Langsam wurde die ganze Sache hier ziemlich unangenehm. Und dabei hatte sie noch nicht einmal richtig angefangen. Tamaki verzog keine Miene, als Kenta ihn mit den Elektroden und sonstigen Messgerätschaften versah, aber seine Haltung war doch ein wenig zu verkrampft, als dass sie seine Gedanken hätte verbergen können. Aber vielleicht kamen ihm da die Gänsehaut und das leichte Frösteln zugute. Denn kalt war ihm zu allem Übel auch noch. Ob das die Ergebnisse irgendwie verfälschen konnte? Tamaki war es gerade herzlich egal. Während Kenta das Okay in Richtung Beobachtungszimmer gab, schnappte sich der Suzuya und legte sich seinen Pullover um die Schultern. Wenn der Kinzoku sein Hemd anbehalten konnte, störte der Stoff den Versuchsaufbau ja offensichtlich nicht. Abwartend saß er auf dem Stuhl gegenüber von Kenta und harrte der Dinge, die da kamen. Mehr als Worte waren es zwar nicht, aber der abgedunkelte Raum mit der einzigen Lichtquelle über ihnen verlieh der ganzen Situation etwas Surreales. Ob das die richtige Umgebung war, um jemandes Wahrheit herauszufinden? Oder brachte es nicht vielmehr die Angst des Befragten hervor? Für sich konnte Tamaki jedenfalls behaupten, dass er sich gerade ganz und gar nicht wohlfühlte, und er fragte sich insgeheim, ob im anderen Raum gerade irgendein Gerät anschlug.

Der Suzuya nickte sacht und ließ die Augen auf Kenta ruhen. Dem ging es natürlich mal wieder viel zu gut, das war auch ohne Aurenblick deutlich zu sehen. Auch wenn Tamaki sein Taragan gern noch einmal auf den Kinzoku gerichtet hätte. Ob sich unter der heiteren Fassade erneut Aggression und Mordlust regten? „Fang an.“, sprach er leise und lehnte sich zurück. Er konnte sehen, wie es hinter Kentas Stirn arbeitete. Natürlich würde der Kinzoku früher oder später (vermutlicher eher früher) anfangen, verfängliche Fragen zu stellen, aber die erste war vergleichsweise harmlos. „Ich bin hier in Soragakure geboren. Im Krankenhaus auf Plattform 5.“. Das genügte für den Moment und viel mehr gab es zu dieser Frage auch nicht zu sagen. Tamaki angelte sich sein Klemmbrett und dachte darüber nach, was er nun im Gegenzug fragen könnte. Etwas über Kentas Familie? Hm, irgendwie langweilig. Oder verbargen sich dort vielleicht schon die Abgründe, wegen derer der Kinzoku so war, wie er eben war? Auch das wäre ein guter Grund, die Frage noch ein wenig hinten an zu stellen. Tamaki wollte auch keine Vorlage dafür liefern, dass Kenta ihn nach seiner eigenen Familie fragte. Das Eis, über das er lief, fühlte sich schon dünn und brüchig genug an. Schließlich setzte er den Stift an und begann zu schreiben. „Warum hast du mir damals eigentlich mit Jiro geholfen?“. Der Akademist hatte ihm einstmals ziemlich zugesetzt – bis Kenta ihn im wahrsten Sinn des Wortes das Fürchten gelehrt hatte. Tamaki war neugierig, ob es wirklich nur wegen der Schokolade gewesen war.
 

Kinzoku Kenta

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Eine reichlich prosaische Antwort, ja ... aber Kenta hatte sich auch nicht viel Aufschlussreiches von dieser ersten Frage erhofft. Und Selbst wenn da etwas gewesen wäre, Tamaki wäre zu intelligent gewesen um die Frage in diesem Fall umfassend zu beantworten. Es war eher ein Testen der Wasser ... die waren wie erwartet tief. Gut, gut. Er setzte ein Kreuz hinter "Wahrheit", ohne auf das Papier zu blicken. Es ging schon weiter, und als Tamakis Gegenfrage kam, müsste Kenta lächeln. "Heh. Das beschäftigt dich immer noch, hmm?" Natürlich. Kenta hatte sich nie allzu viel Mühe gegeben eine ständige Fassade darzubieten, aber er hatte schon vor Jahren festgestellt ... selbst dann guckten die meisten Leute nicht tiefer. Stellten keine Fragen. Oder wenn, dann nicht ihm selbst. Tamaki war da anders. Interessant anders.

"Gar nicht so unpassend das jetzt zu fragen, Tamanegi-chan ... ich hab dir schon mal gesagt dass ich Herausforderungen mag. Jiro war mit Sicherheit keine. Er hat ja fast angefangen zu heulen, und ich hab nicht mal ansatzweise ernst gemacht ... als würde man einem Dreijährigen das Eis wegnehmen. Deutlich unter meinem Niveau, nicht wahr? Koji mag ja dumm sein, aber der ist wenigstens eine einigermaßen harte Nuss ..."
Begann der Kinzoku die Ereignisse von damals Revue passieren zu lassen, und rümpfte herablassend die Nase. "Jiro flog damals jedenfalls komplett unter meinem Radar, wenn du es genau wissen willst ... nein, ich war deinetwegen da. Hab dich damals ein bisschen im Auge gehabt, und da war eine Sache die mich erstaunt hat ..." Er lehnte sich ein wenig näher. "Du. Du hattest überhaupt keine Angst. Da wollte ich mir das doch mal genauer ansehen ... und nur einer von euch beiden hat sich fast in die Hosen gemacht als ich um die Ecke kam." Kenta schnalzte mit der Zunge. "Und das ist die ganze Antwort. Du bist einfach interessant. Auch wenn ich die Schokolade tatsächlich haben wollte." Er zuckte unschuldig grinsend mit den Schultern. Danach war sie ja wohl verdient gewesen!

"Aber bleiben wir doch gleich bei diesem Thema, Tamanegi-chan ... die Puppen haben dir Angst gemacht, aber sonst gar nichts. Und wir wissen beide dass du nicht bist wie ich. Woran mag es also sonst liegen, dass du so wenig zu erschüttern bist?"
 

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Tamaki nickte nüchtern auf Kentas Gegenfrage. Ja, natürlich beschäftigte es ihn noch immer. Nicht pausenlos und sicher nicht jeden Tag, aber warum ausgerechnet jemand wie der Kinzoku ihm beigestanden und ihn trotz ihrer nun mehrjährigen Bekanntschaft noch nicht in den Boden gestampft hatte, war ihm nach wie vor ein Rätsel. Er wusste zwar, dass Kenta in vielerlei Hinsicht wie eine Katze war, die mit dem spielte, was eben gerade ihr Interesse geweckt hatte. Und wie eine Katze legte er auch die gleiche Grausamkeit an den Tag. Das Problem daran war nur: der Suzuya war sicher vieles, aber nicht interessant. Kenta sah das offenbar anders und schaffte es damit, Tamaki wirklich zu überraschen. Auch wenn man davon nicht viel sah, denn der Junge hörte mit ungebrochener Aufmerksamkeit zu. So wie viele Male zuvor.

Ohne Worte vermerkte er die Antwort als wahrheitsgemäß und schaute wieder zu Kenta auf, der seine nächste Frage formulierte. Warum er keine Angst hatte? „Hm.“, machte Tamaki, dem innerlich doch ein kleiner Stein vom Herzen fiel. Ihm wären so viele wesentlich verfänglichere Fragen eingefallen, die er sich hätte stellen können. Auch wenn er auf diese spezielle hier keine gute Antwort hatte. „So genau weiß ich das selbst nicht.“. Nun ... eine mögliche Ursache fiel ihm auf den zweiten Gedanken ein, aber die konnte er Kenta unmöglich preisgeben. Wie also weiter? Eine Lüge würde der Automat bestimmt aufdecken – oder auch nicht, aber das wollte der Suzuya nicht riskieren. Was würde Mama Miho an seiner Stelle tun? Oh, natürlich wäre sie gar nicht erst in diese Situation geraten, aber das half Tamaki gerade nicht weiter. Er verlegte sich auf eine andere ihrer vielen Lektionen. Die Kunst, nicht alles zu sagen, aber es danach aussehen zu lassen. „Damals ... naja. Jiro wollte mit mir den Boden aufwischen.“, setzte er schulterzuckend an. „Davon ausgehend gab es drei Möglichkeiten: entweder du würdest mitmachen, was meine Situation nicht wesentlich verändert hätte. Oder du hättest es ignoriert, was auch nichts geändert hätte. Oder aber du würdest dazwischengehen, was mir zugute gekommen wäre.“. Vielleicht nur vorübergehend (denn wer wusste schon, was Kenta danach vorhatte), aber manchmal musste man eben von einer Situation zur nächsten denken. „Dazu kommt, dass es dich langweilt, jemanden zu triezen, der sich nicht wehrt.“. Ein weiteres Schulterzucken folgte, begleitet von einem leisen Seufzen des Suzuya. Mit dem Beispiel hatte er Kentas Frage im Kern noch nicht beantwortet. „Und sonst ... muss ich raten. Vielleicht ist es, weil ich Genjutsuka bin und die Leute lange beobachte, bevor ich mich nähere. Wenn überhaupt. Und Distanz schafft auch noch einmal Sicherheit. Die Puppen konnte ich gar nicht einschätzen. Vielleicht haben sie mir deswegen Angst gemacht.“. Und weil sie ihm zur Abwechslung wirklich an Leib und Leben wollten. Jedenfalls waren sie kein Vergleich zu selbsternannten Schulhofschlägern. „Eine gemeinsame Bekannte würde deiner Beobachtung übrigens nicht zustimmen.“, schloss der kleine Genin mit musterte Kenta mit einem scheuen Lächeln. „Pakura-san hat mich mit einer Genjutsu ziemlich erschreckt und mir daraufhin den Spitznamen Usagi-chan gegeben.“. So ganz falsch lag sie damit auch nicht. Sowohl sie als auch Kenta hatten jeder auf ihre Weise recht.

Damit war die Frage wohl ausreichend beantwortet und insgeheim war Tamaki doch stolz auf sich. Dennoch blieb er auf der Hut. Das hier war noch nicht vorbei und Kenta lief gerade erst richtig warm. Ob es an der Zeit war, andere Kaliber auf den Tisch zu packen? Ein kurzer Blick ging in Richtung des Spiegels, hinter dem die Psychologen saßen und die Testergebnisse erfassten. Zum Glück wussten sie über den Inhalt der Fragen und Antworten nichts. „Wie tötest du am Liebsten?“, fragte Tamaki unvermittelt und blickte den Kinzoku mit der gleichen Neutralität an wie sonst auch. Ebenso ahnte er fast schon die Antwort. Es würde wohl in Richtung „effizient“ oder „interessant“ gehen, aber den Suzuya interessierte weniger, was Kenta antwortete, sondern wie er auf die Frage reagierte. Oder ob.
 

Kinzoku Kenta

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So ganz glaubte Kenta die Antwort, die er dann bekam, nicht - und dass sie nicht die reine Wahrheit war erkannte man ja schon fast daran wie umständlich sie ausfiel. "Hmm. Mag sein dass du Menschen als berechenbarer erlebst und von mir nicht überrascht warst ... auch wenn ich nicht glaube dass du mich damals so gut einschätzen konntest." Erwiderte er unbestimmt, während er die Möglichkeiten abwog ob Tamaki jetzt tatsächlich log oder es einfach selbst nicht wusste. Hmm ... naja. Nach der Natur der Frage war letzteres wahrscheinlicher. Vermutlich war es nichts worüber er bisher viel nachgedacht hatte? Aber so richtig vertraute er Tamakis Ehrlichkeit in dieser Sache nicht, und Kenta war naturgemäß keine sehr wohlwollende Person. Er markierte die Antwort als "Halbwahrheit" und ergänzte seinen Satz mit einem kleinen Schmunzeln. "... aber ich glaube die Wahrheit ist noch ein wenig komplizierter als was du mir gerade gesagt hast. Vor allem wenn Pakura es geschafft hat dich zu erschrecken. In unserem letzten Trainingskampf hat sie gar keine gute Figur gemacht." Konnte er sich nicht verkneifen noch anzumerken - naja, das war eigentlich der falsche Ausdruck, denn er hatte es ja nicht mal versucht.

Als Tamaki seine Gegenfrage stellte, bekam er fast sofort eine erste Antwort - Kentas Brauen schossen merklich nach oben, und ein flüchtiger elektrischer Funken tanzte in seinen blauen Augen. "Meine liebste Art zu töten ... ganz schön intime Frage für den zweiten Job, Tama-usagi." Kommentierte er grinsend, und lehnte sich auf den Ellenbogen ein bisschen näher an Tamaki heran - vorsichtig allerdings, damit dabei keine Kabel abgingen. "Aber ganz ernsthaft, es gibt nicht eine richtige Antwort auf so eine Frage. Du hast ja auch nicht nur ein einziges liebstes Theaterstück oder ein einziges Lieblingsgericht, oder? So denken wir vielleicht als Achtjährige, aber je älter wir werden, desto differenzierter werden die Geschmäcker ..." Er überlegte einen Moment. Es war eine Frage über die man wunderbar ins Plaudern kommen könnte, aber das war wohl nicht in Tamakis Sinn gewesen, also bemühte er sich um eine möglichst präzise Antwort. "Aber wenn ich bis jetzt so zurückdenke ... brutal und ungewöhnlich, wenn ich kann. Zeugen sind ein Bonus." Meinte er schließlich in einem Tonfall, als spräche er tatsächlich über sein Lieblingsgericht. "Ich denke, klinische Effizienz ist ziemlich langweilig. Man muss schon etwas sehen können. Und es ist natürlich immer besser, wenn ich auch Reaktionen bekomme ... ich benutze ganz gerne mein Bluterbe. Die wenigsten Menschen erwarten, dass da plötzlich rasiermesserscharfes Metall aus meinen Poren schießt." Dieser dämliche Räuber neulich hatte wirklich ein tolles Gesicht gemacht. "Und falls du dich das fragst, ich habe keine Sorge dabei, dir das zu erzählen ... ich lüge zwar viel, aber ich habe wenig Interesse daran, mich zu verstecken." Er ließ Tamaki einen Moment Zeit, um diese Frage zu markieren, und überlegte dann selbst einen Moment. Hmm ... "Ich würde die Frage ja an dich zurückgebeben, aber ich glaube dass ich deine Antwort schon kenne ..." Er seufzte und lehnte sich wieder zurück in seinen Stuhl. "Naja, ich schätze sie brauchen auch ein paar unzweifelhaft wahre Antworten ... in welchem Land würdest du eigentlich mal gern eine Mission machen? Ich persönlich hab die Nase ja gestrichen voll von Yuki no Kuni." Kenta verzog demonstrativ das Gesicht. "Drittklassige Loser die durch die Akademie gefallen sind, Shiro-nin, und gleich zweimal Pakura! Außerdem finde ich Schnee wiederlich."
 

Yagami Tamaki

Chuunin
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Vielleicht.“. Tamaki zuckte mit den Schultern. Natürlich schluckte Kenta es nicht. Wäre auch zu schön gewesen und wirklich damit gerechnet hatte er auch nicht. Gehofft, ja. Aber der Kinzoku und Hoffnung waren zwei Prinzipien, die nur in den seltensten Fällen den Kontakt miteinander überlebten (und das bislang sehr zu Ungunsten der Hoffnung). Es hieß also weiter auf der Hut zu sein und die eigenen Fähigkeiten zu üben. Zumindest hatte Tamaki sich in diesem Fall nichts vorzuwerfen. Er hatte die Situation so gut gemeistert wie es mit einem Widerpart wie Kenta eben möglich war.

Dass seine eigene Frage den Chuunin doch überraschte - wenn auch nur für einen winzigen Moment -, war hingegen eine kleine Genugtuung. Nicht, dass es Kenta auch nur ansatzweise aus dem Konzept gebracht hätte, doch auch damit hatte Tamaki nicht gerechnet. Vor ihm entfaltete sich einmal mehr das kätzische Spiel des Kinzoku. Tamaki rührte sich nicht vom Fleck, erwiderte nichts auf Kentas Worte und legte nur den Kopf schief, in Erwartung einer Antwort. Die fiel sehr offen und ehrlich aus, so dass der Haken bei Wahrheit schnell gesetzt war. Kenta hatte viel zu viel Spaß am Töten, als dass er sich hier groß verstellt hätte. Und er hatte Spaß daran, ihn ein wenig aufzuziehen – ein beinahe schon kontinuierliches Nebenprodukt ihrer Interaktion, aber solange es sich im gewohnten Rahmen bewegte, störte sich der Suzuya nicht weiter daran. Das mit dem Publikum war indes ein neues Puzzleteilchen, doch auch dieses nahm Tamaki unkommentiert auf. Nun, wie ging es von einer solchen Frage aus weiter? In Kentas Fall mit einer harmlos scheinenden Gegenfrage. Noch immer schwieg Tamaki und überlegte einen Moment lang, was wohl Kentas Absicht damit sein mochte. War es wirklich nur eine kleine Belanglosigkeit, um die Wissenschaftler zufriedenzustellen? Sicher nicht. Doch so schnell kam der Suzuya nicht dahinter und längeres Abwägen hätte ihn nur verdächtig scheinen lassen. Er beschloss, vorerst mitzuspielen. „Yuki ist mir zu kalt.“, gab er halbherzig zurück. Sicher hatten auch die weiten, stillen und vor allem menschenleeren Schneefelder ihren Reiz, aber den Genin zog es seit er denken konnte in andere Gefilde. „Ich würde sehr gern mal nach Kaze no Kuni. Die große Wüste sehen. Oder Suna besuchen.“. Wenn das nur so einfach wäre ... „Missionen dorthin wird es wohl eher selten geben ... also soll mir jeder wärmere Ort recht sein.“. Auch Sora hatte seine schönen Seiten – der weite blaue Himmel, die grünen Parks, das Gefühl, hoch oben über der Welt zu stehen –, aber der Wind pfiff doch empfindlich kühl über die Plattformen und weckte die Sehnsucht nach dem einen Ort, an den er nie gehen durfte.

Genügte das? Für den Moment wohl, auch wenn Kenta ihn so schnell nicht von der Angel lassen würde, wenn er mit seiner Vermutung richtig lag. Aber bis dahin war er wieder am Zug. Anders als der Kinzoku hatte Tamaki kein Interesse daran, sein Gegenüber in irgendeine Bedrängnis zu bringen. Seine Neugier ging aber wie so oft eigene Wege und hier und heute musste er sie nicht im Zaum halten. „Du bist Chuunin geworden ... Aber ein treuer Shinobi in den Diensten des Dorfes bist du nicht. Was hast du noch vor?“.
 

Kinzoku Kenta

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Kaze, und speziell Sunagakure selbst, ja? Na, das war eine Information, die Kenta sich definitiv merken würde. Sie wurde Teil des Puzzles, das er von Tamaki konstruierte, und irgendwas sagte ihm, dass er da gerade ein bedeutsames Stück gefunden hatte. Denn der Kleine hatte irgendein Geheimnis, und Kenta wüsste doch nur zu gerne, welches das war ... und er glaubte nicht dass Tamaki selbst irgendetwas Versteckenswertes angestellt hatte. Er war zwar nicht so harmlos wie er gerne tat, aber doch ziemlich gutmütig. Nein, Kenta vermutete stark, dass der Junge gar nicht selbst dafür verantwortlich war, dass die Sache geheim bleiben musste. Also die Familie. Dass die Familie Suzuya väterlicherseits aus komplett unauffälligen Händlern bestand, wusste Kenta - man musste auch kaum nachforschen, um das bestätigt zu bekommen - also vermutete er das Geheimnis auf der anderen Seite. Und jetzt hatte er zumindest eine erste Idee, wo dieses Geheimnis zu suchen wäre ... schön. Sehr schön sogar. "Mmh. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich aus dieser diplomatischen Lage machen soll." Kenta zuckte mit den Schultern. "Niemand möchte Krieg, aber allzu sympathisch ist man sich ebenso wenig ... langweilig, irgendwie. Hat nicht so viel Potential für irgendwas." Aber - vielleicht zum Glück aller Beteiligten hatte der diplomatische Korps vorläufig darauf verzichtet, Kentas Meinung zur richtigen Vorgehensweise einzuholen, und ohnehin sagte er das nur, um Tamaki ein wenig davon abzulenken, weiter über die Richtung seiner ursprünglichen Frage nachzudenken. Es schien einigermaßen zu fruchten - jedenfalls hatte Tamaki flugs eine Gegenfrage für ihn.

"Oh, Tamaki ... ich bin schockiert von dem, was du da insinuierst."
Erwiderte Kenta unehrlich, und lachte. "Man muss seine Nation nicht aus tiefster Seele lieben um ihr treu zu dienen, meine ich ... wo, wenn nicht hier, könnte ich denn so sehr sein, wie ich möchte?" Und das war - wieder einmal in diesem ungewöhnlichen Gespräch - nichts als die reinste Wahrheit. "Was die unmittelbare Zukunft angeht ... ich muss mir langsam mal ein zweites Steckenpferd suchen, denke ich. Mir fehlt im Moment die zündende Idee um zu basteln ... vielleicht beschäftige ich mich demnächst einmal mit Fuinjutsu? Ich habe das Gefühl, dass man damit eine Menge Spaß haben könnte." Und das war präzise danaben geantwortet, denn tatsächlich kam vor all diesen beruflichen Prioritäten Kentas Absicht, dem Geheimnis des Suzuya bei nächster Gelegenheit endlich einmal auf die Schliche zu kommen. Aber das konnte er ihm schwerlich einfach sagen ... obwohl das lustig wäre ... aber nein, keine gute Idee ... also sprach er eben über den Beruf. War vermutlich ohnehin näher an der beabsichtigten Richtung von Tamakis Frage. Er hatte jetzt tatsächlich nichts mehr, was er sofort zurückschießen wollte - eine direktere Nachfrage würde ihn nur misstrauisch machen - und wollte im Gegenzug nach Tamakis Plänen fragen, als er merkte, dass sich die Lichtverhältnisse veränderten - die Psychologin im Nebenraum hatte das Licht dort eingeschaltet. Einen Moment später war sie über die Lautsprecher zu hören. "Alles klar, das reicht bereits! Ihr könnt euch abkabeln und dann rüberkommen. Ich habe auch noch eine kleine Frage an Kinzoku-san ..."
"Oho. Was habe ich da wohl wieder angestellt?" Fragte Kenta, und zwinkerte Tamaki belustigt zu. Vor allem, weil er selbst keine Ahnung hatte. Das Rätsel sollte sich aber rasch lösen, als sie ihre Notizzettel bei Mijako abgaben - sie zeigte ihnen ihre Messungen und tippte mit einem strengen Zeigefinger fast anklagend auf den Hautwiderstand. "Ich muss euch wirklich fragen, Kinzoku-san - habt ihr etwa ständig gelogen, oder steckt ihr etwas anderes dahinter?"
"Ach ..."
Kenta grinste. "Das muss an meinem Bluterbe liegen. Ich fürchte, die Variable müsst ihr rausrechnen, wenn ihr das irgendwann einmal in der Praxis anwendet." Mijako zog eine Schnute - offenbar hatte sie sich ihren Job heute einfacher vorgestellt - verabschiedete sie dann aber freundlich. "Okay! Das ist also geschafft ... hast du ein Stündchen oder zwei für mich, Tamaki? Es gibt da was, das ich dir dringend zeigen möchte."

[Ende des Jobs: Versuchskaninchen gesucht!]

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