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Kalte Kunst im Regen...

Rutako Ingvi

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cf: Wahre Kunst im Wald?

Amegakure... Ein wundervoller Ort. Trist und regnerisch, kühl und feucht, potenzieller Zweitsitz für Rutako Ingvi. Normalerweise würde er sich freuen, hier zu sein. Heute konnte er es nicht genießen.
Seit sie den Zettel gefunden hatten, hatte Ingvi den ganzen Weg hierher Zeit gehabt, über die Nachricht nachzudenken. Das beinhaltete etwa fünf Minuten, die es gebraucht hatte, sich selbst vollends davon zu überzeugen. Alles danach war einfach nur Zeit gewesen, in der er sich hineingesteigert hatte in das vermeintliche Wissen, dass man ihn aus dem Weg räumen wollte. Das Gefühl, verfolgt zu werden, hatte sich in seinen Nacken gebohrt, sodass er sich immer wieder umsah, während sein ganzer Körper angespannt darauf wartete, dass etwas aus dem Gebüsch hervorstieß, um ihn zu erledigen. Nicht einmal das sanfte, kühle Nass, das als sanfter Niesel auf seine nackten Schultern tropfte, sorgte dafür, dass er sich beruhigen konnte.
Irgendwie wirkte die Stadt auf ihn düsterer als sonst, und das nicht im positiven Sinn. Es schien auf einmal gefährlich zu sein, hier herumzulaufen, als würde hinter jeder Ecke der Feind auf das Team warten. Noch sah der Rutako nur aus der Entfernung auf das Dorf versteckt unter dem Regen, und doch konnte er sich diesem Gefühl nicht erwehren. Hier waren sie nicht sicher. Sie konnten ihre Deckung selbst hier nicht fallen lassen. Er war überall. Noch wusste Ingvi nicht, wer er war, aber er war überall und wartete nur darauf, das Schwarzhaar aufzuspießen oder in eine Schlucht zu stoßen oder ihm den Kopf abzunehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich zeigte...
Ein leises Rascheln in dem Baum, den der Rutako gerade passierte, riss ihn aus diesen Gedanken heraus und richtete den Fokus auf eine Bewegung in seiner peripheren Sicht. Im Bruchteil einer Sekunde erreichte seine Linke den Griff seines Katanas, dessen Klinge fast im gleichen Moment durch die Luft glitt und den Stamm neben ihm nur um Millimeter verfehlte.
Hah... hah...“ Durch die Anspannung angestrengt, atmete Ingvi flach, während er dabei zusah, wie die beiden Hälften des Tannenzapfens, der herabgestürzt war, zu Boden fielen. Nach einigen Momenten der Erkenntnis schob er Kurohime langsam wieder in ihre Scheide zurück und wandte sich erneut nach vorne, die Blicke seiner Teammitglieder mit leicht gesenktem Kopf und stählerner Miene ignorierend.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis genau diese Reaktionen sein Leben retteten.
… Verdammte Paranoia.
 

Katarite

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Donnerstag, 06:12 Uhr

Im Gehen zog er sich erst den langen, dunkelroten Schal zurecht, ließ seine Finger dann in dünne, schwarze Handschuhe gleiten. Auch wenn dies zum Teil zu wärmen vermochte, vergrub er seine Hände doch in den Seitentaschen des dunklen, langen Mantels. Während der Atem des Jungen stetig einen sichtbaren Dunst erzeugte, wurden dessen Ohren langsam rot, leicht Taub vor Kälte. Noch war es Herbst, ja, doch der Übergang zum Winter nahte, und der war in Amegakure, dem Dorf versteckt im Regen, niemals angenehm. So beeilte er sich, als er den harten Asphalt der langen, verwinkelten Straßen entlangschritt, überragt von den großen Hochhäusern, die ihren Schatten fast schon schützend über alle Einwohner legten. Nicht, dass sie ihm das Licht geraubt hätten, ging die Sonne doch gerade auf, insofern man dies durch die Schicht der dunklen, weiten Wolken, die den bald eintretenden Niederfall auf das Dorf ankündigten, betrachten konnte. Es war nie wirklich hell, wenn, dann war es höchstens grau, doch selbst das würde noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Als er schließlich ankam - der lange, kräftige Mann, dessen Statur von seinem Mantel verdeckt wurde, wartete bereits, um gemeinsam mit ihm den Ort des Geschehens zu betreten -, war es noch immer dunkel. "Ohayo, Hisake-chan!", grüßte ihn der Chuunin, auf den Lippen das gleiche, debile Lächeln wie immer tragend und die Augen zu engen Schlitzen zusammengezogen. Auf Mitte 30 schätzte er ihn, das genaue Alter wusste er aufgrund seiner Angewohnt, jedwede Frage in diese Richtung mit einer dummen Gegenfrage zu beantworten, nicht. Sein Auftreten jedoch vermittelte den Eindruck eines vorpubertären Kindes. "Guten Morgen, Shin-san.", grüßte Hisake seinen Vorgesetzten höflich lächelnd, wenngleich die Situation alles, jedoch keinen guten Morgen versprach. "Nun, mein Kleiner, rate mal, was sich hier zugetragen hat.", forderte Shin seinen "Schützling" enthusiastisch auf, mit dem Kopf in Richtung des großen Hofes deutend, dessen Tor noch einige Meter weiter entlang der Straße wartete. Ein Enthusiasmus, der angesichts dessen, was der Sakkaku vermutete, nahezu schon lächerlich wirkte. Diese Unbeschwertheit, Unbekümmertheit und Lockerheit wirkte angesichts der Situation, in der sie sich befanden, schon nahezu absurd. Hisake antwortete ihm nicht direkt darauf, sondern wartete einige Sekunden, ehe er kurz schluckte und dann ausdruckslos "Gehen wir." entgegnete.

Shin nickte zufrieden, scheinbar hatte ihm diese Antwort gereicht. Ob er sie überhaupt verstand? Während er vorging, der Genin dabei an seiner Seite schreitend, hielt er mit seiner Hand den Hut in Position, drückte ihn auf seine blonde, stachelige Mähne. Hisake versuchte, sein Gähnen noch zu unterdrücken, doch der Chuunin empfand diese Form der Höflichkeit als nicht notwendig, gähnte frei und ausgiebig, ehe er in Richtung des Jungen sah und dessen müde Erscheinung kommentierte. "Du hast ja dicke Augenringe, letzte Nacht zu lange durchgemacht?", fragte er in naiver Tonlage. "Ja, ein wenig...", antwortete der Genin lächelnd. Ein falsches, aufgesetztes Lächeln. Dann betraten sie schließlich den Innenhof. Ein paar Shinobi hatten den Tatort bereits abgesichert, suchten in der Nähe nach Indizien. Doch das, was unweigerlich im Mittelpunkt stand, waren die zwei Opfer. Der Junge blieb kurz stehen, blickte nahezu verträumt in ihre Richtung. Sich daran zu gewöhnen, verursachte ein mulmiges, flaues Gefühl, doch längst schon war es traurige Realität, bitterer Alltag geworden. Schlussendlich ging er auf die beiden zu, nicht zwei Menschen, man konnte nicht mal Leichen sagen, es waren zwei Skelette, eng umschlungen und mit den Füßen am Boden haftend. Keine Haut, kein Haar, kein Fleisch, reine, saubere Knochen. "Erstaunlich, was? Wenn man glaubt, er könnte sich nicht übertrumpfen." Hisake ignorierte ihn, betrachtete sie genauer. "Ihre.. Arme." "Verschmolzen." Was er sah, überraschte ihn. Keines der Skelette hatte Hände, stattdessen standen sie in einer Position, als ob sie tanzen würden, dort, wo die Finger ineinandergreifen würden, waren jedoch die Knochen ihrer Arme widerlich verbogen, gingen ineinander über, als handelte es sich um einen einzigen Armknochen, ein einziges Skelett, das, wie Shin es bereits sagte, wortwörtlich verschmolzen war. Sie waren vereint. "Namen?" "Yarr yarr, lass mich nachdenken... Yokaze... Buntaro und Adachi Mitsu... ähm, Mitsuki, voll ausgesprochen." "Hintergrund?" "Beide stammen vom Hochadel des Regenreiches ab, keine angenehmen Zeitgenossen, wenn du mich fragst. Ein Paar, soviel ich weiß, den Rest musst du herausfinden." Hisake nickte, was auch sonst? Dann glitten seine Augen über den noch feuchten, verregneten Boden, entlang in Richtung eines Abflussdeckels, der angesichts der leicht schiefen Lage des Bodens einige Zentimeter unter den zwei Toten lag. "Shin-san, können Sie einem der Shinobi sagen, dass sie den Abfluss nach Blutspuren untersuchen sollen?" "Blutspuren? In der Kanalisation? ... Du weißt schon, was du tust!" "Vielen Dank." Schließlich machte sich der Junge daran, die Arme der zwei Skelette genauer zu betrachten. Zwei Knochen miteinander zu verschmelzen, das war außergewöhnlich. Ob er damit fertig wurde, bis sie da waren? Bis er ihnen, und besonders ihm begegnen würde?

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Amegakure. Nass, kalt und dreckig. Mittlerweile setzte der Regen ein und schaffte das Bild, welches Hebi von seinem Heimatdorf gewohnt war. Er konnte sich nicht beklagen, war es zwar kalt, aber dennoch allein des Umstandes wegen, dass er hier geboren wurde, der Ort, an dem er sich so richtig heimisch fühlte. Am liebsten würde er auch direkt wieder zurückziehen, aber Soragakure schien vielversprechender, was das Kontakteknüpfen anging. Allein die Beziehungen zu Ingvi und Umiko waren das beste Beispiel, hatte er hier in Amegakure niemanden gefunden, der es wert war, von ihm im Gedächtnis behalten zu werden. Dennoch spielte all das im Moment keine Rolle. So gern er in Erinnerungen schwelgen, den kühlen Regen auf seiner Haut spüren wollte, musste er sich eingestehen, dass er nicht zum Vergnügen hergekommen war. Er war herkommen, um einen verkappten Irren zu jagen, einen Psycho, der großen Spaß daran hatte, kleine Babywildschweine zu fangen und aus reiner Belustigung heraus zu töten. Dass es nur Mittel zum Zweck war, wusste der Sakkaku, aber es sorgte nicht gerade dafür, dass er mit weniger Rage an die Sache heranging. Es war auch nicht so, dass er sich die letzten Stunden über beruhigte, noch immer brodelte der Zorn in ihm, fast so, als stünde er noch immer vor dem armen, verwahrlosten Tier. Wer so etwas über sein Herz brachte, wusste er nicht, aber es spielte keine Rolle. Er würde ihn suchen. Er würde ihn finden. Er würde ihn zerstören.
Bevor Hebi das tun konnte, musste er allerdings zuerst ein paar Spuren zum Aufenthaltsort des Mörders in die Hände bekommen. Dass man das am besten an einem kürzlich geschaffenen Tatort schaffte, war kein Geheimnis, weswegen sich die Gruppe umgehend und nicht auf ihre derzeitige Verfassung achtend direkt auf den Weg dorthin machte.

Der Regen verdichtete sich, je weiter sie in das Dorf eindrangen, knallte härter auf die Passanten der Straßen herab. Ein irgendwie gewohntes Szenario, hatte Hebi hier immerhin seine gesamte Kindheit verbracht. Keine gute Kindheit, aber immerhin. Durch ein paar verwinkelte Gassen gingen sie, nahmen diese und jene Abkürzung, um sich nicht allzu viel Zeit zu lassen. Zeit ist Geld, wie man immer so schön sagte. Mittlerweile war es zehn Uhr, nicht mehr ganz so früh am Morgen. Dennoch war der Sakkaku nicht minder müde und konnte sich ein langes Gähnen nicht verkneifen, ehe er die letzte Ecke hinter sich brachte, die zum Zielort führte. Von außen konnte er bereits die obligatorischen Keep Out-Absperrungen sehen und wie es den Anschein machte, hatte sich unser Killer dieses Mal nicht viel weniger aus dem Fenster gelehnt. Ein recht großes, in Anbetracht der Situation dramatisch wirkendes Tor erschien vor den Augen der Genin. Es führte zu einem Vorhof, zu einem längst unbenutzten Reitstall. Wie lange wohl schon keiner mehr hier war? Also keiner außer ihm? Von außen machte das Ding keinen allzu luxuriösen Eindruck, Dreck und andere Krabbelviecher würden vermutlich primär vertreten sein. Nervig.
Mit entsprechend guter Laune trat er an das Tor heran, wandte sich aber noch einmal zum Team um, ehe er es öffnete und den Vorhof betrat. Er seufzte. Eigentlich hatte der Sakkaku keine Lust auf all das, so wütend er auch war. „Da er uns vermutlich nicht noch einmal den Gefallen tun und auf uns zukommen wird, müssen wir nun umso genauer auf Indizien und sone Scheiße achten. Fahrt euch also etwas runter und versucht in aller Ruhe, sämtliche Eindrücke in euch aufzunehmen und für euch auszuwerten.“ Ob das möglich war? Bei Ingvi hatte Hebi da so seine Zweifel. Der Schwarzhaarige hatte allein durch die Aktion vorhin einmal mehr bewiesen, dass er so ziemlich unausgeglichen zu sein schien. Der Sakkaku würde wohl mal einen kleinen Plausch mit ihm führen müssen, wenn sie den Tatort wieder verließen und unter sich waren. Jetzt ging es allerdings erst einmal hinein in die gute Stube.
Und man musste blind sein, um nicht zu erkennen, wo genau die zwei Toten dieses Mal standen. Direkt im Zentrum des Hofes, für jeden einsehbar, der einen genaueren Blick hinter das Tor warf, gaben sie ein Bild der Ästhetik für jeden ab, der auf solchen kranken Mist stand. Hebi zählte nicht zu diesen Fetischisten. Hebi war pragmatisch, interessenlos genug, um ohne Umschweife zu erkennen, welche Pose die zwei einstig Lebenden einnahmen – sie tanzten. Sofort machte es klick. Das kam ihm irgendwie bekannt vor. Während er auf die zwei Liebenden zuging, die anderen Menschen am Tatort beobachtete, ihnen bei der Arbeit zusah, sprach er erneut mit seinem Team, um seine Gedanken mit ihnen und allen Anwesenden zu teilen. Natürlich klang er gerade bedingt durch seine Wut unheimlich belustigt. „Erinnert ihr euch an den Schriftzug, der auf einer der Kommoden stand als wir bei der zusammengesetzten Leiche in den Slums waren? ‚Ein einsamen Duett‘, wenn ich mich nicht täusche. Wie es aussieht, hat sich unser Freund eher den musischen Bewegungen verschrieben.“ Aber wieso auf einmal zwei Menschen umbringen? War der Mörder tatsächlich unzufrieden mit dem, was er auf der namenlosen Plattform veranstaltete? Und wieso kein Engel-Thema mehr? Alles seltsam hier.
 
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Isuzu Himeko

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Eine Lösung für ihr Dilemma hatte sie noch nicht gefunden, als sie weiter gingen. Diesmal setzte Ingvi sich ans Ende des Trosses – und entsprechend ihrer eigenen Gewohnheit, sich ganz hinten in der Gruppe aufzuhalten, endete sie so direkt vor Ingvi. Obwohl dieser kurz vor ihrem Aufbruch doch ziemlich nett zu ihr gewesen war, konnte Himeko nicht anders, als sich deshalb doch ein kleines Bisschen unbehaglich zu fühlen. Die ganze Zeit über bildete sie sich ein, diesen Blick in ihrem Nacken zu spüren und zog sich bald ob des unbestimmten Fröstelns die Nackenfalte ihres Mantels hoch. Dass die Aufmerksamkeit Rutako-sans ganz wo anders lag, ahnte die Brünette nicht – Fantasie war eine mächtige Waffe, wenn man zu viel davon besaß. Besser wurde es natürlich nicht, als sie hinter sich plötzlich ein scharfes Zischen hörte und bald darauf zwei Tannenzapfenhälften auf dem Boden fand. War Ingvi übergeschnappt? Hatte er sich entschieden, einfach alles umzuholzen, was sich irgendwie bewegte? Entgeistert starrte Himeko einen Moment lang auf die beiden Tannenzapfen und folgte dann dem gezogenen Katana mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit, bis Lucky Luke das Ding wieder weggesteckt hatte.
Die Brünette schluckte schwer und drehte sich einfach wortlos wieder um, als sie es schaffte, ihre Augen von den Zapfen und dem Schwert abzuwenden. Die nächsten Minuten konnte sie nicht anders, als sich vorzustellen, wie er mit diesem Teil auf ihren Rücken zielte – wie das mit einer offenen Wirbelsäule aussah, konnte sich Hime ja inzwischen leider sehr genau vorstellen. Eigentlich hatte sie ja gehofft, dass Rutako-san von seiner abgehackten Art zu sprechen abgesehen, noch relativ normal im Kopf war, aber das hatte sich ja dann damit auch erledigt. Den Rest des Weges versuchte die junge Dame aus der Reichweite des Grauhaars zu bleiben, was ob der Marschreihenfolge der Gruppe natürlich kläglich misslang. Darüber, wer das nächste Opfer sein könnte, wie auch das Beuteschema ihres Ziels, das sie ganz offensichtlich zuerst gefunden, machte sich Himeko allerdings weniger Gedanken – nach der Aktion von Ingvi war ihre eigene Gruppe plötzlich wieder gruseliger, als ein verrückter Mörder, der es auf die Gruppe abgesehen hatte. Vermutlich würde sich das wieder legen, wenn sie den nächsten Tatort aufsuchten, aber bis dahin wünschte sich Hime von Herzen, so schnell wie möglich wieder zu ihrer Oneesan zurückzukommen.

Amegakure war trostlos. Trostloser, als sie es sich vorgestellt hatte. Himeko hatte darüber gelesen, aber in diesem Dauerregen zu sein und es selbst zu erleben, war noch mal etwas ganz anderes. Irgendwie färbte die Trostlosigkeit auf sie ab, während sie sich weiterkämpfte und versuchte, sich nicht darum zu scheren, dass ihr relativ kaltes Wasser in das offene Ninjaschuhwerk lief und ihre Zehen aufweichte. Sie schwieg vor sich hin, während die Gruppe auf den nächsten Zielort zuhielt, und speicherte sich gleich das erste Indiz, als sie dazu aufgefordert wurden: Sie hatten es mit einer alten Reiterei oder sowas zu tun. Dies war erst der dritte Tatort, aber so wie es aussah, schien der Mörder bisher die gesamte Mittelschicht der Bevölkerung außen vor gelassen zu haben. Bisher hatten sie es nur mit den ärmsten der Armen und den reichsten der Reichen zu tun gehabt – mit Menschen, die positiv, wie negativ auffielen. Langweilige Bürger waren bislang nicht unter den ihr bekannten Opfern; das war ein Trend, den sie wohl eröffnen würde, wenn sie sichergehen konnten, nicht belauscht zu werden. So hielt Himeko zumindest jetzt noch den Mund über ihre Vermutung und wappnete sich für das Schlimmste. Hätte sie irgendwelche Erwartungen an Grausamkeit gehabt, wären sie wohl enttäuscht worden – dieser Anblick war bei Weitem nicht so widerlich, wie sie befürchtet hatte. Blanke, saubere Knochen sah sie in der Ferne. Keine glitschigen Überreste, die ihr entgegenzukommen drohten, keine blutigen Körperreste, nichts derlei. An die Form von Skeletten war jeder Akademist mehr oder weniger gewöhnt, nachdem sie alle dort eine grundsätzliche Einführung zum Thema Anatomie erhielten und dazu eben zwangsläufig auch mit Skelettpuppen konfrontiert wurden. Die verformten Arme sah sie aus der Ferne noch nicht, aber selbst die konnten es eigentlich längst nicht mehr herausreißen. Wenn Himeko zu den Anhängern dieser perversen Darbietungen gehört hätte, hätte sie vermutlich trocken festgestellt, dass dieser Kerl sich diesmal bei Weitem untertroffen hatte, aber sie mochte solche Dinge eben nicht.

Der Mord war in ihren Augen selbstredend noch immer völlig grausam und allein das setzte ihr zu, als sie sich zwangsläufig den Opfern näherte und bald an den Schriftzug erinnert wurde, der ihr erstes Opfer geziert hatte. Eigentlich hatte sie das noch eine Weile für sich behalten wollen, aber das Netz aus Indizien verdichtete sich mit dieser Information auf eine durchaus brauchbare Weise: »Ähm, V-vielleicht hat er auch ein … h-hat er auch ein Faible für Gegensätze? I-ich meine, ähm, weil wir bisher nur, äh, n-nur mit ganz reichen o-oder ganz armen Menschen zu tun hatten. Ähm, ich weiß natürlich nicht, was mit den a-anderen Opfern bisher war, a-aber wir hatten nur mit solchen zu tun. U-und dann war da noch das O-opfer aus der ersten Villa. Das je nach Sichtwinkel «, hier musste sie ob der aufkeimenden Erinnerung doch einen Anfall von Übelkeit niederkämpfen, »-eben wie eine Heiligenstatue, o-oder wie ein dunkles R-ritual aussah.« Natürlich war das noch nicht alles. Es gab noch eine Kleinigkeit, die eigentlich noch nichtmal den Status eines Indizes verdiente, aber sicherheitshalber vielleicht doch erwähnt warden sollte: »Außerdem, äh, h-hat mich die Reihenfolge ein bisschen, ähm, i-irritiert. V-von dem Zettel im Wald. Ähm … äh, a-also zuerst habe ich geglaubt, dass, äh, d-dass das vielleicht die Reihenfolge wäre, in der der M-mörder auch hinter uns her wäre, aber … a-aber dann ist mir das mit den Gegensätzen aufgefallen und … ähm, e-es past irgendwie auch. Rutako san sieht ja doch e-ein bisschen so aus, als könnte er v-viel ertragen. U-und Yuudari-san eher … fragil. N-na ja, u-und wir beide sind ja auch e-eigentlich fast Gegenteile. Charakterlich. O-oder so.« Während sie erzählte, fiel ihr überdies noch auf, dass Hebi auf dem Zettel als Letztes gestanden hatte, was seinem Selbstbild ja auch irgendwie widersprach. Aber diese Kleinigkeit ordnete sie in die Schublade Namens „Zufall“ ein, solange sie es nicht besser wusste. Für sie hörte sich das alles total schlüssig an, obwohl sie ja bereits ahnte, dafür wieder nur einen drauf zu kriegen.
 
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Yuudari Umiko

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Allmählich stimmte die Situation Umiko immer unzufriedener. Es gab mehrere Aspekte im Moment, welche die Yuudari endlos reizten. So viele Momente in dieser Mission hatten einen Einfluss auf die Dunkelhaarige, was sie anspannte. Die wütenden Geister, widerliche, leere Menschenhüllen, die Attacke im Wald und der dazugehörige zynische Kommentar des Mörders, den er mit einem direkten Angriff verbunden hatte, die immer mehr ansteigende Anspannung im Team und zu guter Letzt ein eigentlich so angenehmer Ausflug, an einen Ort, den Umiko wirklich mochte… Aber gerade, als sie auf ihrem Weg in die, in den Augen vieler Menschen trostlos wirkenden, Stadt vorankamen, kam die Kunoichi selbst nicht drum herum festzustellen, wie sich die Gemüter in ihrem Team immer weiter wandelten, je mehr Anspannung aufkam. Von alle dem war Himeko wohl wirklich am wenigsten besorgniserregend, obwohl ihre Reaktion auf den Tod ihrer Teamkollegen nicht unbedingt von Umiko selbst nachvollzogen werden konnte. Sie hatte nur versucht alles zu „reinigen“ und wollte dann alles hinter sich lassen und ihrer Aufgabe nachgehen… Selbst für einen wenig empathischen und emotionalen Menschen wie die Yuudari war es hart jemanden nach seinem Tod zurückzulassen. Das passte nicht wirklich zu Himeko, war aber in Anbetracht der Situation irgendwie nachvollziehbar. Ihr war vermutlich nur die Sicherung durchgebrannt und Umiko sollte nicht allzu viel darin sehen… und am besten nichts darüber gegenüber Ingvi und Hebi verlieren, denn es würde die momentan weniger hitzige Stimmung zwischen den Teammitgliedern mit Bestimmtheit nicht erhalten, wenn man ihnen unter die Nase rieb, dass Himeko sie lediglich im Wald verscharrt hätte, bevor sie selbst mit Umiko geflohen wäre… Es reichte ein kurzer Blick zu Ingvi, um seine Anspannung einschätzen zu können. Im Großen und Ganzen wirkte der auf Professionalität ausgelegte Shinobi schweigsam wie immer und auch seine Bereitschaft zum Angriff hatte sich nicht groß verändert. Allerdings fiel der wenig empathischen Umiko irgendetwas auf. Ob es wohl eben daran lag, dass sie nicht gut darin war die Gefühle anderer nachzuempfinden, war auch schwer zu sagen. Irgendwie war das selbst für Ingvi ein sonderbar angespannter Zustand. Vielleicht lag es nur daran, dass sie nun wussten, wie genau sie beobachtet wurden, dass er sich noch mehr dazu bereit machte jemanden niederzustrecken, der ihnen gefährlich werden könnte. Das passte zu jemandem, der nachts nicht mal die Augen richtig schloss, nicht? Und zu Hebis Anspannung musste man kaum viel sagen. Auf Umiko wirkte es nicht so, als wäre er nur wütend des Tieres wegen, obwohl sie schon einmal so weit verstanden hatte, dass der Sakkaku ein Herz allein für diese Art Lebewesen hatte. Jemand selbstherrisches wie Hebi wurde vermutlich immer zorniger, wenn ihn jemand vorführte. Irgendwie hatte sie nicht das Bedürfnis sich in eine solche Lage zu bringen. Aber wie konnte die Yuudari selbst darauf so ein Augenmerk legen, wo sie doch eigentlich so gar nicht dazu in der Lage war die Emotionen anderer zu lesen? Worin sie gut war, war die Übernahme von Positionen und entsprechend dieser Tatsache, wusste sie genau, wie sie selbst sich fühlte… vermutlich übertrug sie das nur irgendwie sinnig auf andere…

Dabei brachte Amegakure immer so ein gutes Gefühl mit sich. Normalerweise beruhigte es die Yuudari die Regentropfen auf der Kapuze des Ansô tropfen zu hören. Allerdings war vielleicht auch der Umstand weniger beruhigend, dass Ingvi sich die Mühe machte einen Tannenzapfen hinzurichten. Hoffentlich sprach sie niemand unerwartet von hinten an… Aber mittlerweile war wohl mit Kollateralschaden zu rechnen, oder? Das Team näherte sich schon bald einem Anwesen, welches sich als der nächste Tatort schon vom Weiten identifizieren ließ. Ein Band sperrte großzügig den Bereich rund herum ab. Schon als sie diesem nahe kamen, begann Umiko zu spüren, dass auch hier noch die Geister verweilten. Allerdings waren diese aus der Entfernung schwer einzuschätzen, weshalb sich sofort ein angespanntes Gefühl in Umikos Körper breitmachte. Hoffentlich waren die nicht wieder so angefressen über ihren Tod… Jeder Schritt näher breitete im zarten Körper der Yuudari das Gefühl aus, dass sie gern auf der Stelle wenden und gehen wollte. Immerhin war da Hebis charmante Art, welche die Kunoichi ein wenig von ihrer Anspannung ablenkte. Der Sakkaku mochte manchmal anstrengend seinem mit seinem ziellosen und unkontrollierten Fluchen, aber dann gab es auch Momente, in denen das besser war, als das meiste, was man sonst zu erwarten hatte. Als sie das Gelände betraten, musste man nicht allzu lang nach den Leichen suchen, die sie zu untersuchen hatten. Tatsächlich war es doch ein sehr ernüchternder Anblick, denn im Vergleich zu den vorherigen Kunstwerken, in denen er sich solche Mühe gemacht hatte, sie zu inszenieren, waren die Skelette zweier Toter doch irgendwie recht detailarm. Dabei hatten sie sich vorgenommen dieses Mal aufmerksamer zu sein. Das war wohl nichts… Hebi machte auf den Schriftzug aus einem der anderen Fälle aufmerksam, der tatsächlich sehr zu diesem Bild passte. Obwohl dieses Duett alles andere als einsam wirkte, wenn man betrachtete, wie gut man sie sehen konnte. Es wirkte nahezu so, als hätte er die beiden Akteure dieses Stück bewusst für jeden sichtbar in den Mittelpunkt gerückt. Nachdenklich schritt Umiko näher heran und nahm das Ganze genauer unter die Lupe, während Hebi und Himeko ihre Tipps dazu abgaben. Ehrlich gesagt, hörte sie nur nebensächlich zu. Die Yuudari war kein Fan der leeren Menschenhüllen gewesen, aber im Vergleich zu den anderen Bildern, sah das hier noch nahezu ästhetisch aus… Zunächst einmal fiel Umiko auf, dass sie erstaunlich sauber wirkten. Wie lange sie hier wohl standen? Es war irgendwie unwahrscheinlich, dass sie hier standen, bis ihnen das Fleisch an den Knochen verwest war. Vor allem wenn man betrachtete, dass ihre Knochen an den Armen unnatürlich in Szene gesetzt wurden. Die Knochen erschienen noch stark und wirklich fein säuberlich gereinigt. Auch das hatte sicher einiges an Arbeit und Ausdauer gekostet. Es war erneut kein Makel an ihnen zu erkennen… Ihnen fehlten die Hände und ihre Körper waren so eng einander, dass es fast so wirkte, als wären sie nicht nur an den Armen ineinander verflochten worden… Genauer blickte Umiko die Position der beiden an und stellte laut fest, dass sie diese wiedererkannte. Die Yuudari war ein Fan klassischer Musik, weil diese recht ruhig und entspannend war, aber nicht nur deswegen wusste sie genau, wie diese zwei Skelette standen. „Sie tanzen Walzer.“, erklärte sie ihren Kollegen recht monoton. Zwar war das eine recht bekannte Position, selbst für Leute, die nicht von ihrem Vater zu Tanzkursen gezwungen wurden, aber man wusste gerade bei den Herren der Schöpfung nicht, ob sie sich mit solchen Dingen auch nur ansatzweise befassten… „Allerdings sind ihre Gesichter einander merkwürdig zugewandt dafür. Das passt nicht ganz zum klassischen Bild des Tanzes.“ Ihre Arme und ihr Stand waren genau der Grundfigur nachempfunden, aber normalerweise war zumindest der Kopf der Frau meist abgewandt, während diese beiden wirkten, als würden sie sich in die Augen sehen. Leider war Umiko nicht empfindsam genug für Kunst, um etwas in die fehlenden Hände und die ineinander übergehenden Knochen erkennen zu können. Sie standen allerdings unwahrscheinlich stabil… Ob sie irgendwie festgeklebt wurden? Ihre Füße wirkten zumindest stark haftend am Boden…
Die Kunoichi war so konzentriert gewesen, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal bemerkt hatte, wie nahe sie den Toten gekommen war. Und damit sind nicht die Skelette gemeint. Sie machte unauffällig einige Schritte zurück, sodass es wirkte, als wolle sie sich nur weiter umsehen. Diese Geister schienen nicht zu realisieren, dass Umiko sie wahrnehmen konnte. Generell strahlten sie zwar das unangenehme Gefühl für die Yuudari aus, waren aber nicht bedrängend oder aufgebracht… Vielleicht konnte sie einen Blick darauf werfen… Ganz unauffällig?
Still schloss sie ihr rechtes Auge und aktivierte in einem Moment, in dem die anderen sich hoffentlich auf die Leichen konzentrierten, ihr Doujutsu. Das linke Auge der Kunoichi färbte sich pechschwarz und sie begann schwarze Regentropfen auf einen hell erleuchteten Boden prasseln zu sehen… Hinter den nun düsterer wirkenden, schwarzen Skeletten hockten die beiden Geister der Verstorbenen Geister zusammengekauert am Boden. Ihr Kopf hing unnatürlich weit nach vorn, lag auf den Knien und der Blick war zum Boden gerichtet. Ihre Hände berührten einander auf dem Fußboden, während sie beide den anderen Arm um die Knie schlangen und ein immer wiederkehrendes, klägliches und schmerzendes Seufzen von beiden ausging, was wie ein Gespräch über ihr Leid wirkte. Doch das war nicht die Unterhaltung, die Umiko auffiel. Als sie genauer hinhörte, konnte sie über dem Geräusch des Regens immer wieder dieselben Worte wahrnehmen. „Wieso?“, fragte einer der beiden, während der andere mit entweder „Ich weiß nicht…“ oder „Ich verstehe nicht…“ antwortete. Mal fragte der eine, mal der andere… Sie schienen unheimlich desorientiert und verstört. So als hätten sie begriffen, dass das nicht mehr ihr Leben war, aber den richtigen Weg schienen sie auch noch nicht zu erkennen. Sie machten auch immer wieder deutlich, dass alles an ihrem Körper schrecklich schmerzte. Umiko konnte ihnen nicht helfen. Nicht hier, nicht jetzt. Aber es wurde deutlich, dass auch diese Geister nutzlos für ihre Suche waren. Sie löste das Kekkei und ließ die beiden wieder mit sich allein. Von wegen im Tode glücklich vereint… Obwohl sie einander hatten, wirkten sie alles andere als zufrieden mit ihrer Situation… Umiko wurde zornig. Da hatte sie schon die einzigartige Chance mit Toten zu kommunizieren und dieser Typ verstörte sie so sehr, dass sie nicht mehr menschlich waren… Wer weiß, ob er sie überhaupt erlöst hatte, bevor er ihnen das Fleisch von den Knochen genagt hatte? Wie auch immer man das machte… Es schien schmerzhaft genug zu sein, um den Verstand zu verlieren…
 

Rutako Ingvi

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Der neue Tatort war recht interessant gewählt. Während die arme Frau in einem armen Schuppen und der reiche Kerl in einer reichen Villa ihre jeweiligen Ausstellungsorte gefunden hatten, betraten die Shinobi gerade eine Scheune, die dementsprechend darauf hinwies, es erneut mit armen Schluckern zu tun zu haben, vielleicht mit Bettlern oder Ähnlichem. Nun war es nicht ganz leicht, bloß anhand der Leichen zu sagen, ob sie nun zu jemandem gehörten, der arm oder reich war – vor allem, da es keine Kleidung dazu gab. Man konnte auch nicht nach Spuren am Fleisch der Personen gehen, denn dieses Fleisch war nicht wirklich vorhanden, oder zumindest nicht hier. Vor den eisigen Augen Ingvis stachen die kühlen, nackten Knochen zweier Menschen hervor, die eng beieinander zum Tanze vereint standen. Auch ohne Umiko erkannte er, dass es sich hierbei um eine Walzerstellung handelte – auch wenn er diesen Tanz vermutlich nicht ausführen konnte, hatte er ihn doch nie ausprobiert, gehörte er zum gesellschaftlichen Standard, weshalb der Rutako sich wenigstens grundlegendes Wissen darüber angeeignet hatte. Wenn man das bedachte, dann machten diese Skelette wohl eher einen edlen, reichen Eindruck, wie sie auf einem abendlichen Ball zusammen tanzten, gefühlt allein auf der großen Tanzfläche... es wäre vermutlich romantisch, wären sie nicht tot und in einer schmutzigen Scheune.
Zu blöd, dass Ingvi sich nicht viel aus Romantik machte.

Während das Schwarzhaar noch dabei war, zu entscheiden, ob das hier wohl eher reiche oder arme Tote waren – und dabei alle paar Sekunden von leisen Geräuschen abgelenkt wurde, von denen er inzwischen fast sicher war, dass er sich zumindest die Hälfte nur einbildete – hatte Himeko nun ihre eigene Theorie aufgestellt, die sie vor der Gruppe zum Besten gab. Das Interessanteste daran war für den Rutako, dass auch sie auf den Gedanken gekommen war, es könne sich bei dem Zettel im Wald um eine Reihenfolge handeln – das ließ seine Schlussfolgerungen gleich viel weniger paranoid und damit wesentlich glaubwürdiger erscheinen. Ob das aber nun hieß, dass er das Gegenteil von Umiko war, wusste er nicht so recht. Zumindest von der Persönlichkeit her, oder dem Fehlen einer solchen, waren die beiden sich recht ähnlich. Perfekte Werkzeuge, die jenen halfen, die ihr Vertrauen in sie setzten... perfekte Shinobi, wenn man so wollte. Da waren diese ersten beiden Einträge doch schon eher Gegensätze zu den letzten beiden, denn auch, wenn die Isuzu es sicher nicht wahrhaben wollte, waren sie und Hebi wohl in gleichem Maße emotional. Hm... Hebi würde das vermutlich auch nicht hören wollen. Aber das war an dieser Stelle nicht der Punkt. Der Punkt waren die Opfer, und da es Ingvi nicht unbedingt vergönnt war, psychologische Gutachten zu erstellen, trat er etwas näher heran und betrachtete die Knochen sehr genau, vorsichtig, um sie nicht zu berühren – das könnte den Tatort verändern. Sie wirkten ziemlich glatt, wie Knochen es so an sich hatten, wenn man ihr Fleisch abzog... Wie die Hühnerknochen, die nach einigen der diversen Zubereitungsmöglichkeiten übrig blieben. Keine Einkerbungen, keine Spuren. „Kein Grund zur Annahme... einer gewaltsamen Entfernung... des Fleisches...“, murmelte der Rutako leise, begutachtete dann die verschmolzenen Hände. Man würde eine ziemlich hohe Temperatur benötigen, um Knochen zu schmelzen... Er kannte sich nicht genau damit aus, wie hoch sie sein musste, aber er hatte Katonjutsu auf echte Menschen angewendet gesehen, also stand fest, dass es nicht so leicht war, sie in einen flüssigen Zustand zu versetzen.
Nachdenklich richtete er sich auf. „Es ist interessant... wie unversehrt der Knochen ist... meiner Erfahrung nach... lässt sich rohes Fleisch nicht so leicht entfernen...“ Diese Erfahrungen stammten vom Kochen – selbst Ingvi ernährte sich nicht nur von Obst und Brötchen, brauchte er für sein Training doch Energie und Proteine. Darauf, dass man auch an andere Dinge denken konnte, kam er gerade nicht. „Ich würde annehmen, dass... diese Körper gekocht... und das Fleisch anschließend abgepellt wurde...“ Er hatte zu diesem Thema auch noch ein paar weitere Gedanken, aber die wollte er lieber später mit Hebi allein teilen. Man konnte nicht wissen, was man alles laut aussprechen konnte und was nicht. An dieser Stelle gab er lieber nur Dinge preis, die direkt mit den Umständen zu tun hatten. „Die Unversehrtheit des Skeletts... war in diesem Fall wohl... besonders wichtig... Es gibt keine Frakturen oder... sichtbare Stauchungen oder Brüche... Ich würde annehmen, dass eine knochenschonende Todesursache wie Gift oder Erstickung gewählt wurde. Eventuell sind die Opfer schlafend und wehrlos gestorben...“ Nach diesen Worten pausierte das Schwarzhaar, dachte kurz darüber nach, ob es noch etwas von direkter Wichtigkeit gab. Als ihm nichts in der Richtung einfiel, nickte er einmal – er war fertig. Mal sehen, was das Team alles aus dieser Situation mitnehmen konnte...
 

Katarite

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Der Regen war längst ausgebrochen, prasselte auf die Passanten des Dorfes und die anwesenden Shinobi nieder. Hatte man sich erst an ihn gewöhnt, so redete man es sich in Amegakure ein, schlug er einem angeblich nicht mehr auf die Stimmung, doch die trüben Gesichter derjenigen, die den Tatort überwachen, sichern und inspizieren mussten, sprachen eine gänzlich andere Sprache. Tagein tagaus dasselbe, seitdem es angefangen hatte. Noch unzählige Male musste sich der Junge das Gähnen vernkeifen, unzählige Male zeigte ihm sein Vorgesetzter hingegen, wie genervt dieser von seiner Arbeit war, wie sehnlichst er sich wünschte, kurz eine kleine Pause für sich einzulegen. Und so kam es dann schließlich auch, als Shin sich irgendwann dazu entschied, die Augenlider seiner ohnehin schon engen Augen zu schließen und es sich mit einem lauten Stöhnen auf einer kleinen Bank in der Nähe gemütlich zu machen. Sichern von Beweisen, den Tatort bloß nicht verfälschen, Berührungsängste, die man als Chuunin scheinbar nicht zu haben brauchte. Wäre die Situation nicht eine so ernste wie diese, dann hätte Hisake wahrscheinlich die Augen verdreht, doch in diesem Fall konnte er lediglich mit dem Kopf schütteln. "Was für eine missratene Gestalt von einem Chuunin..." "Hisake-chaaaan? Untersuch du doch solange schonmal den Tatort, ja?" "Natürlich, Shin-san.", antwortete er mit einem zuversichtlichen Lächeln, wenngleich der Mann im Bruchteil eines Augenblicks wohl längst schon eingeschlafen war. Eigentlich wäre es eine Überlegung wert gewesen, den Innenhof von oben abzuriegeln, beispielsweise eine Plane zu errichten, um somit zu verhindern, dass der Regen Körperflüssigkeiten vom Tatort spülte. Doch das war angesichts der Tatsache, dass es in den letzten Tagen vermehrt in Strömen geregnet hatte, eh vergebens. In diesen, so vermutete der Genin, musste sich der Mord auch abgespielt haben. Nach spätestens vier Tagen waren normalerweise alle Mineralien in den Knochen verschwunden, Hisakes Analyse hingegen zeigte ihm aber, dass noch mehrere vorhanden waren. Ein Glücksfall, der den Mord auf die Zeitspanne bis zum vorangegangen Montag verkürzte, wenn er davon ausging, dass morgen jegliches Leben die Knochen verlassen würde. Eine Frage, die er vielleicht zu beantworten vermochte, und dennoch seufzte er. Die wichtigsten Fragen warfen lediglich große Fragezeichen auf. Die Frage danach, wie die restlichen Körper von den Skeletten getrennt wurden, angesichts dieser Erkenntnis ein wohl noch größeres.

Ein paar Stunden des Grübelns waren irgendwann vergangen, die Untersuchung der Kanalisation hatte noch keine Ergebnisse erzielt, lediglich kleine Puzzlestücke hatten sich gebildet, die sich zu keinem größeren Bild zusammensetzen wollten. Hisake saß inzwischen neben dem schlafenden Chuunin auf der Bank, rieb sich Stirn und Schläfe. Das einzige, was er tun konnte, war zu warten. Nicht nur auf die Untersuchung, schon gar nicht darauf, dass Shin irgendwann mal seines Amtes walten würde, sondern darauf, sie, speziell ihn ankommen zu sehen. Als es schließlich soweit war, eine Gruppe von insgesamt vier Shinobi den Innenhof betrat, wurde der Genin langsam nervös. Die beiden Mädchen, die er aus der Ferne ausmachte, waren ihm gänzlich unbekannt, der schwarzhaarige Junge mit den längeren, ungezähmten Haaren hingegen erweckte ein Gefühl der Vertrautheit, zumindest eine gewisse Bekanntheit. Zuordnen konnte er ihn nicht, entweder hatte er sich verändert oder, was Hisake als wahrscheinlicher empfand, er verwechselte ihn. Den letzten der Vier erkannte er jedoch in dem Moment, in dem er ihn sah. Er war größer geworden, kräftiger als noch früher, doch das dunkelbraune Haar und die roten Augen zeichneten ihn - beide - aus. Unverwechselbar erst machte ihn die dominante, besitzergreifende Ausstrahlung und Haltung, die er den anderen gegenüber zeigte.
Sollte er auf ihn zugehen, ihn einfach begrüßen, als hätten sie sich nicht zwei Jahre lang nicht mehr gesehen? Der Junge schluckte nervös, war sich unsicher.
Letztendlich wurde ihm die Entscheidung von den Gruppenmitgliedern selbst abgenommen, die sich zum einstigen Paar begaben, es untersuchten. Nicht, dass das die Anspannung des Jungen gemindert hätte. Erst beobachtete er sie, sah ihnen dabei zu, wie sie sich der Leiche näherten. Besonders das stark verhüllte Mädchen, das richtig erkannt hatte, dass das Paar Walzer tanzte, stach hervor. Als sie zurücktrat, sich von den anderen Shinobi leicht entfernte, verfolgte Hisake sie mit seinem Blick, versuchte, unter ihre ins Gesicht gezogene Kapuze zu blicken. Was er zu sehen glaubte, ließ ihn kurz unbewusst blinzeln, das darauffolgende schwache Lächeln unterdrückte er so sehr, dass sich nur kurzzeitig die Winkel seines Mundes anzogen. Das schwarze Auge, mit dem die Kunoichi in Richtung der Skelette blickte, es versprach ihm Hoffnung und erweckte sein Interesse, das normalgebliebene Auge weckte zwar ebenfalls ein solches, jedoch auf eine andere Art und Weise.
Der nächste, der die Aufmerksamkeit des Jungen erhielt, war das Schwarzhaar. Erst murmelte dieses etwas außerhalb der Hörweite Hisakes, ehe es seine Stimme erhob. Langsam, bedächtig, was der Sakkaku in seiner derzeitigen Verfassung begrüßte. Besonders horchte dieser auf, als der Unbekannte seine Hypothese dazu aufstellte, wie die Haut von den Knochen entfernt wurde. Hisakes rechte Hand wanderte in die linke Seitentasche seines Mantels, ergriff einen kleinen Stift, der auf einem Notizblock lag. Als er den Stift ansetzte, um sich zu dem, was er beobachtete, Notizen zu machen, ließ er den Block in seinem Mantel. Natürlich würde ihm der Regen das Papier durchweichen, wenn er es nicht durch seinen abweisenden Mantel schützte, doch das war nicht der Grund, so im Geheimen zu schreiben. So war es sicherer...

Der Gedankengang einer weitesgehend sanften Entfernung der Haut, wie ihn der schwarzhaarige Shinobi geäußert hatte, fand großen Anklang beim Sakkaku. Er hielt diese Variante angesichts der Fakten für wahrscheinlich, doch das würde seiner Vermutung, in der Kanalisation weggespülte Reste Blut zu finden, widersprechen, wäre das Blut bei einem solchen Vorgang doch längst versiedet. Doch Widersprüche waren längst nichts Ungewöhnliches mehr, nicht einmal, wenn die Wahrheit irgendwo zwischen beiden Vermutungen lag, würde ihn das noch verwundern. Das einzige, das man eindeutig über den Mörder wusste, war, dass man nichts über ihn wusste. Selbst jetzt, wo Hisake sich an einem Tatort, gesichert von unzähligen Shinobi befand, hatte er noch das Gefühl, in seinem Territorium zu sein, das Gefühl, dass er ihnen immer einen Schritt voraus war.
Gerade besaß er zwei Anhaltspunkte, wenn man den letzten differenzierte, drei, an denen er seine Untersuchungen beginnen konnte. Als erstes würde er Informationen über die beiden Opfer benötigen, herausfinden müssen, wo sie sich zuletzt befanden, mit wem sie verkehrten, um so eine mögliche Spur zu finden. Dann musste er herausfinden, wie genau die Haut entfernt wurde. Sollte sie gewaltsam entfernt worden sein, Blut in der Kanalisation vorhanden sein, musste es im Labor untersucht werden. Wäre die Haut hingegen tatsächlich abgekocht worden, dann brachte das eine weitere Spur mit sich, den dritten Anhaltspunkt, einen Ort in Amegakure, an dem ein solches Unterfangen überhaupt erst möglich wäre. Um das aber zu wissen, benötigte er die Information des Suchtrupps, nur ließ dieser verdächtig lange auf sich warten...

Hisake schüttelte den Kopf. "Langsam werde ich paranoid." Es brachte nichts, weiterhin in allen Optionen zu versinken. Er brauchte die Hilfe der vier angereisten Shinobi. Kurz blickte er nach rechts zu Shin, klopfte ihm leicht gegen die Schulter. "Wachen Sie bitte auf, Shin-san. Sie sind da." "Noch 5 Minuten...", sabberte er ihn an. Das brachte alles nicht, er könnte ewig auf ihn warten. Folglich stand der Genin alleine auf, schluckte den Kloß in seinem Hals runter und ging auf die Gruppe zu. "Willkommen in Amegakure.", begrüßte er die Vier in gespielt freundlichem Tonfall, wenngleich er nach all den Jahren authentisch wirkte, und verbeugte sich höflich, "Schön, dass ihr alle heil angekommen seid. Mein Name ist... Sakkaku Hisake und ich assistiere dem leitenden Chuunin der Untersuchung, Shin Daiki." Und natürlich... "Hallo, Hebi..."

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Überraschend, wie viele Gedanken sie sich alle über die Reihenfolge der Namen auf dem Zettel machten. Hätte Himeko ihn nicht darauf gesprochen, wäre Hebi nicht einmal im Traum darauf gekommen, irgendetwas in sie hineinzuinterpretieren. Er hätte nicht gewusst, was genau er darin sehen sollte, schätzte er den Mörder doch so intelligent ein, seine Motive nicht so offen darzustellen, wenn er doch nach jedweder Kunst der Kreativität gejagt werden möchte. Da machte es schon mehr Sinn, was Himeko dem Sakkaku gerade erzählte. Einen kleinen Anriss seines Vorgehens deutlich zu machen, schien schon eher im Bereich des Möglichen, ganz anders, als davon auszugehen, dass es die Reihenfolge wäre, in der sie getötet werden sollten. Und ja, Hebi mochte zwar im gleichen Maß emotional sein wie die Izusu, allerdings auf einem komplett anderen Wege: Ihre Weinerlichkeit sind seine Wutausbrüche; ihr Altruismus, sein Narzissmus; ihre guten Worte für jemanden, seine Beleidigungen. Gegensätzlicher ging es eigentlich nicht mehr. Auch Hebi selbst sah das ein – natürlich aber in seiner Art vollkommene Berechtigung sehend. „Ich sehe, du machst dir so langsam 'nen Kopf. Sehr gut. Ich schätze auch, dass es für den Anfang das Beste wäre, die Sache mit den Gegensätzen zu verfolgen.“ Dann hätten sie wenigstens einen ganz klitzekleinen, minimalen Anhaltspunkt. Einen winzigen Hinweis darauf, wo der nächste Mord stattfinden könnte. Schade nur, dass es so viele Orte und Menschen gab, dass es der Gruppe schlichtweg an Mitteln, Wegen und Mitgliedern fehlte, um das alles überwachen zu können.

Anders als der Rest des Teams, wandte sich Hebi jedoch komplett von den beiden Skeletten ab und machte sich daran, die Scheune zu inspizieren. Die anderen Drei würden vorerst schon alleine zurechtkommen.
Wenn er mit seinen ersten Eindrücken beim Betreten des Dings Recht behielt, musste sie lange niemand mehr benutzt haben, nirgends waren kürzlich entstandene Spuren diverser Tiere, die hier gelebt haben könnten. Lediglich altes, unversehrtes Heu lag herum, dessen Geruch sich in der Luft ausbreitete. Auch wunderte es das Rotauge, dass es wirklich nur nach Heu roch, nicht etwa nach typischem Bauernhof, Pferdeäpfeln und so einem Mist. Entweder wurde das Teil seit Äonen nicht mehr genutzt oder hier machte jemand ganz gründliche Putzarbeit. Am seltsamsten war es jedoch, dass er absolut keine Spuren vorfand, die im Bezug zum Mord der beiden Leute besaßen. Da war kein Fleisch, kein Blut… Das passte doch überhaupt nicht. Wo war seine Signatur, seine Fragestellung? Da es sich um fein gesäuberte Skelette handelte, konnten sie nicht einmal schauen, ob sich die Sache mit den kleinen Einkerbungen in den Ohren bewahrheitete. Dazu erschloss sich dem Genin nicht, wieso genau er sich eine Scheune als Ort der Präsentation erdacht hatte. Was zur Hölle sollte das Aussagen? Bei den Slums konnte er es verstehen, alles, was da herumlief, war Müll und auch, dass der Reiche augenscheinlich vergoldet und in seiner Villa platziert wurde, machte irgendwie Sinn, aber das hier? Ob den beiden Toten vielleicht dieses Grundstück gehörte? Dann hätten sie es doch aber sicherlich auch genutzt und nicht so verwahrlosen lassen… Das machte alles keinen Sinn; Hebi ging zurück zu seinem Team. Ohne Ergebnisse oder irgendwas.

Erschrocken und mit großen Augen wandte er sich aber dann um, als er eine ihm bekannte Stimme wahrnahm. Der Körperbau, die Haarfarbe, die Augen, das falsche, aber authentisch wirkende Lächeln… Hisake? Erst als sein Gegenüber seinen Namen nannte, realisierte Hebi, dass er tatsächlich gerade vor seinem Bruder stand. Ob der nun wieder aufkeimenden Wut wegen, ging sein Gesichtsausdruck wieder ins Lethargische über. Auch wie er ihn begrüßte… Als wäre er eine Nebensächlichkeit und wurde nur extra benannt, weil es irgendwie Gang und Gebe war, seine Familie entsprechend in Empfang zu nehmen. „'Hallo Hebi' im Arsch, mein Freund. Ich glaube, dir geht’s ein bisschen zu gut.“, zischte er und trat näher an ihn heran. „Was bildest du dir ein, deinem großen Bruder so lasch zu begegnen, nachdem du ihn über zwei Jahre nicht mehr gesehen hast? Du brauchst wohl mal 'n paar geklatscht.“ Weiter als bis zum Heben der Hand kam er jedoch nicht, als er sich das Gesicht des Genin besah, lauter Erinnerungen aufkeimten und er feststellen musste, dass er sich doch eher freute, ihn zu sehen, statt ihm dafür sauer zu sein, sich nicht gemeldet zu haben und ohne ein Wort verschwunden zu sein. Stattdessen tat er etwas, dass für ihn untypischer nicht sein konnte, etwas, weswegen man sich an dieser Stelle auch fragen durfte, ob das wirklich Hebi war, der gerade vor einem stand: Er umarmte ihn.
Das hier war Hisake – der einzige Mensch, den er niemals schlagen würde, es nie konnte. Es war egal, welche Umstände vorlagen, in welcher Situation sie sich befanden – der 14jährige stand immer zu ihm, dazu vollkommend ignorierend, wie scheiße er ihn manchmal behandelte. Selbes galt auch für Hebi, war er immerhin des Öfteren derjenige, der für seinen kleinen Bruder den Ärger auf sich nahm, wenn die Eltern mal wieder Lust hatten, einen der Beiden zu verprügeln. Irgendwie hatte der größere der Beiden immer das Gefühl, dass es sie gegen den Rest der Welt war…
„Tze, mach das nochmal und ich reiß' dir deinen verdammten Arsch auf, verstanden?“, meinte Hebi und lockerte den Griff, hielt Hisake jedoch immer noch an den Schultern fest, um seine Verfassung einmal zu mustern. „Du bist groß geworden.“ Begleitet von einem Wuscheln durch die Haare folgte die nächste Feststellung: „Auch wenn du verdammt scheiße aussiehst. Isst du ordentlich, schläfst du genug?“ So wie der Kleine mit seinen dicken Augenringen aussah, würde es ihn nicht wundern, wenn zumindest letztes nicht der Fall war. Aber wer weiß, was er wieder gemacht hat – so wie Hebi ihn kannte und wenn Hisake immer noch so war, hatte er einfach nur ein Buch gelesen und ist am Vorabend simpel zu spät ins Bett.
Bevor er sich jedoch weiter um seinen Bruder kümmern konnte, meldete sich Daiki zu Wort, der dann so allmählich aus seinem Schönheitsschlaf erwachte und sich am Arsch kratzend vor den Neuankömmlingen positionierte, sie einmal die Runde durch musterte. „Was macht ihr denn für einen Lärm hier?“, gähnte er ihnen etwas vor und stockte kurz, nachdem er Umiko sah. Sofort ging er zu ihr herüber, streifte ihr rotzendreist die Kapuze vom Kopf und hob sie an, hielt sie wie ein Neugeborenes vor sich in die Luft, so als würde sie nicht einmal ein Gramm schwer sein, keine Größe besitzen oder sonst irgendwas, das darauf schließen würde, er hätte Schwierigkeiten, auch nur irgendeinen von den hier Anwesenden anzuheben, auch wenn die Yuudari zugegebenermaßen ein echtes Leichtgewicht war. „So ein süßes Ding!“ Er starrte sie durch seine zugekniffenen Augen an. „Wie eine Puppe, so richtig zum Knuddeln und Liebhaben.“ Am liebsten würde er sie behalten. Ginge das?

[Out: Entschuldigt die Lieblosigkeit. Beim nächsten Mal wird's sicher wieder besser.]
 
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Isuzu Himeko

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Sie war auf das Allerschlimmste vorbereitet! Das aller, aller Schlimmste! Kuchenbackverbot oder eine Abreibung vom Allerfeinsten standen selbstverständlich ganz oben auf dieser Liste. Sie bildete sich sogar ein, dass die imaginäre Ablehnung der Gruppe bezüglich ihrer Vermutung fast körperlich fühlbare Formen annahm, als das Undenkbare passierte – ihre Ausführungen rangen sogar ihm ein Kompliment ab – also so sein bisschen. Das … widersprach so ziemlich allem, was sie über ihn dachte, und blies ihr einfach mal eben so, jeden Gedanken aus der Rübe. Das passierte doch nicht wirklich – oder? Eindeutig verwirrt, legte sie den Kopf ein wenig schief und glotzte ihren Teamleiter einen Moment lang mit bloßem testbildähnlichen Gesichtsausdruck an. Dass sie nicht noch anfing, die kostbaren Spuren durch voll sabbern wegzuschwemmen, war da auch schon alles. Darüber hinaus hatte Hebi noch nichtmal einen Kraftausdruck benutzt – das verwirrte obendrein noch zusätzlich. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann kehrten bewusste Gedanken langsam aber sicher zurück und füllten ihre Denkmurmel, als er sich längst umgewandt hatte, um irgendwas bei einem anderen Gebäude zu tun. Ihre Mundwinkel zuckten ein wenig, als sie sich wieder den beiden Leichen zuwandte – obgleich ihr die letzten Sekunden doch ein wenig surreal vorgekommen waren, strengte Himeko sich letztendlich an, ihre Aufmerksamkeit auf die wichtigeren Dinge zu lenken – und die posierten eben mitten auf dem Platz vor sich hin.
Auffällig war, dass der Täter hier auf jede offene Darstellung von ausschweifender Brutalität verzichtet hatte. Kein Fleisch, keine Flüssigkeiten, nichts. Je nachdem, wie lange die Leichen hier schon vor sich hin getanzt hatten, würde eine Bodenuntersuchung hier im Reich des Regens auch nicht mehr viel bringen – wenn er irgendwelche Spuren zurückgelassen hatte, wäre das Wahrscheinlichkeitsgesetz hier sicher nicht auf ihrer Seite; das bedeutete zwangsläufig, dass sie sich auf die harten Fakten in der Nähe stürzen mussten. Die Einzigen, die es hier zumindest auf den ersten Blick gab, waren zugleich das Prominenteste hier: Die Skelette. So trat die Brünette vorsichtig so nah heran, wie es möglich war, ohne versehentlich irgendwo drauf zu treten, oder irgendwas Organisches zu berühren. Das Mädchen hatte eine Vermutung … nein, eine Befürchtung darüber, wie diese Knochen derart sauber hatten werden können. Entweder hat ihr Phantom mit einer sehr weichen Bürste gearbeitet – in diesem Falle hätte sich in dem Regen wegen mikroskopischer Fleischüberreste ein markanter Geruch entwickelt, den sie nur zu gut von ihren Eintöpfen kannte, denen sie des würzigen Aromas wegen immer eine gute Portion Fleisch mitsamt Knochen beigab und mit einkochen ließ. Und sie wurde bitter enttäuscht: Als sie sich vorbeugte, um kurz an einer x-beliebigen Stelle zu schnuppern, erkannte sie den vertrauten Geruch, jedoch war er viel schwächer, als er hätte sein sollen. Das hieß, dass an den Knochen bereits fast alles Fleisch entfernt war, als er die Knochen abkochte, um letzte Reste zu entfernen. Insgeheim hoffte Himeko, dass die beiden bereits tot waren, als er begann, die Knochen hervor zu schälen. Trotz ihrer Hoffnung, wusste die junge Dame irgendwie, dass das ziemlich sicher nicht der Fall gewesen sein musste – dass er einen Hang zur übertriebenen Grausamkeit hatte, hatte die Gruppe ja bereits zur Genüge bemerken können.

Nicht gerade wenig von ihrer unfreiwilligen Erkenntnis angewidert, ging Hime rückwärts taumelnd auf Abstand. Sie konnte dieses Gebilde einen Moment lang nicht ansehen. Sie hatte die Erklärung für die verschmolzenen Arme gefunden – eingekocht, bis sie formbar waren, wie eine Fleischwurst – aber sie hätte liebend gerne darauf verzichtet, hätte sie nur eine Wahl gehabt. Längst hatten sich ihre Mundwinkel wieder nach unten verzogen, als sie sich umdrehte und einfach etwas auf den schiefen, alten Weg starrte, über den sie hergekommen waren und auf dessen Natursteinen sich kronenförmig Regentropfen aus ihrer gottgegebenen Form verabschiedeten. Das konnte doch nicht angehen, dass ein Mensch so was nur zur Belustigung tat und sich nichts Schlimmes dabei dachte. Was musste dieser Mörder bloß für einen gewaltigen Schaltfehler im Kopf haben, um zu solchen Dingen imstande zu sein? Es half nichts, darüber zu sinnieren, welche Tassen in des Psychopathen Schrank wohl fehlen mochten, daher hob das Mädchen seinen Blick bald wieder und musste sich postwendend ungläubig die Augen reiben. ER, Sakkaku Hebi, umarmte jemanden? Ernsthaft? Das passte nicht in den wohlgebräunten Kopf Isuzu Himekos, die auf die beiden starrend ihre Hände zu einem Tora-Siegel formte, um ein schnelles Kai zu benutzen.
›Oh!‹ Es funktionierte nicht – natürlich nicht, denn das da war tatsächlich echt, und es erklärte, warum Hebi sie mit Blicken nicht aufaß, wie viele andere Jungs das oft machten: ›Er steht also auf Jungs!‹ Eigentlich war ihr herzlich egal, wer jetzt worauf stand, schließlich war gerade sie nicht in der Position, über Menschen zu urteilen, die nicht auf das andere Geschlecht standen. Aber immerhin erklärte es ihr, warum der andere ständig so barsch zu ihr war: Er musste sich öffentlichkeitswirksam von Mädels distanzieren, damit in seiner Beziehung mit dem Anderen keine Eifersuchtsdramen wegen Mädchen aufkamen. In den letzten Minuten war der mürrische Gruppenleiter zu einer wandelnden Überraschung mutiert: Erst war er nett zu ihr, dann benutzte er in einem Satz kein einziges Schimpfwort und jetzt war er auch noch schwul – das waren gleich drei Dinge auf einmal: Eine klassische Hebi-Überraschung! Sie erwischte sich dabei, die beiden Turteltäubchen aus der Ferne anzustarren, als ein Fremder an ihr vorbeihuschte und sich Umikos annahm, indem er sie gruseligerweise anstrengungslos hochhob und ihre Knuffigkeit anpries. Das Mit dem Hochheben hatte Yumi-chan auch mal mit Nobuto-chan gemacht und das war auch schon ein bisschen komisch gewesen. ›Ninjas sind ja schon irgendwie ein bisschen gruselig …‹ Dass sie selber das eigentlich auch mit einschloss, ignorierte die Brünette geflissentlich, als sie sich, den Regeln der Höflichkeit folgend gerade aufstellte, ihre Hände auf den Schoß legte und sich grüßend zu dem Neuankömmling verbeugte. Hätte sie keinen geschlossenen Regenmantel getragen, hätte er jetzt zwei Sonnen aufgehen sehen, denn darunter trug sie natürlich, wie immer, einen irrsinnig tiefen Ausschnitt. Vielleicht reichte es ja bereits, ihren geschlossenen, gut verpackten, aber doch noch hervorstechenden Vorbau mit den Armen unabsichtlich zusammenzudrücken, um die Kräfte der visuellen Gravitation wirken zu lassen – wer weiß?
 

Yuudari Umiko

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Nachdem sie ihr Doujutsu wieder deaktiviert hatte, sah sie noch einige Sekunden lang das Bild der beiden Geister vor sich. Der Anblick ließ sich nicht so leicht wieder vergessen, wie sie gedacht hatte. Vermutlich war sie eine ziemlich untypische Yuudari, denn den meisten ihrer Familienmitglieder gingen die Schicksale der Verstorbenen im Großen und Ganzen am Allerwertesten vorbei. Sicherlich erfuhren sie diese und nutzten diese Seelen für ihre korrupten und falschen Vorhaben, doch hatte sie nie das Gefühl gehabt, dass diese Geister für irgendjemanden was wert waren. Selbst wenn dasselbe Blut durch ihre Adern geflossen war… Für Umiko selbst war es schon irgendwie erschütternd die beiden verstörten Seelen zweier Fremder zu sehen. Aber sie war kein Sensenmann oder ein Shinigami. Es war nicht ihre Aufgabe diese Wesen zu erlösen und sicher waren sie ohnehin noch nicht bereit dazu, nach allem was sie hatten ertragen müssen…
Umiko schluckte unmerklich, während sie stumm lauschte, wie Ingvi ausdrucks- und emotionslos wie immer die Fakten feststellte. Wenn sie ehrlich mit sich selbst hätte sein können, wäre ihr vermutlich auch bewusst gewesen, dass sie es nicht anders getan hätte, wenn sie nicht gerade das Bild der beiden verzweifelten Seelen vor sich gesehen hätte, das sich so in ihr Blickfeld eingebrannt hatte. Eine Gänsehaut überkam sie, als Ingvi davon sprach, dass man ihnen das Fleisch abgepellt haben könnte. So wie sie ausgesehen hatten, hatten sie es möglicherweise sogar am lebendigen Leib erleben müssen… Umikos Blick wandte sich gen Boden, während sie zwar weiterhin zuhörte, aber nicht mehr versuchte großartig über diese Worte nachzudenken. In dem Moment beschloss sie, dass sie nicht noch einmal unvorbereitet einen Blick auf die Opfer dieser Morde werfen würde. Wer wusste schon, ob sie beim nächsten Mal nicht ein schlimmeres Klagen erwarten würde…
Immerhin lenkte sie bald schon etwas von der düsteren Stimmung ab. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, als sie Schritte wahrnahm, die sich auf sie zubewegten. Neugierig hob sie den Blick und sah einen jungen Mann mit dunklerer, wirrer Haarpracht und roten Augen an. Er war ihr gänzlich unbekannt, aber er schien etwas mit den Ermittlungen zu tun zu haben, weshalb sie sich bemühte einen professionellen Eindruck zu machen. Als er sich vorstellte und seinen Namen sagte, klingelte es in ihren Ohren. Nicht nur, weil der Name des Teamleiters fiel, sondern auch weil ihr der Vorname des Jungen bekannt vorkam. Es blieb nicht viel Freiraum für Interpretationen, denn da sie nur den jungen Hebi aus diesem Clan kannte, musste es mit einer Situation zu tun haben, die mit ihm in Verbindung stand. Tatsächlich bestätigte ihr die Reaktion des Teamleiters, dass ihre Erinnerung sie nicht trügte. Es war also sein kleiner Bruder. Umiko erinnerte sich an eine Szene vom Tag, als sie zufällig das erste Mal auf Hebi und Ingvi getroffen war. Im Haus des Sakkaku, kurz nachdem sie seine kleinen Brüder verschreckt hatten, hörte die Yuudari unweigerlich ein privates Gespräch zwischen den beiden Genin mit. Der Name dieses jungen Mannes fiel und machte in Verbindung mit der Reaktion Hebis etwas deutlich, was selbst die kaum empathische Umiko nachempfinden konnte. Während der Sakkaku vermutlich erleichtert seinen Bruder in die Arme schloss, erinnerte sich die Kunoichi selbst unweigerlich an ihre Schwester, die sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr hatte sehen dürfen… Wenn sie ein Gefühl nachvollziehen konnte, dann war es Verbundenheit gegenüber eines geliebten Familienmitgliedes…

Sie konnte sich jedoch nicht lange in sehnsüchtigen Gedanken an ihre große Schwester verlieren, da der Chuunin, dessen Anwesenheit sie bis dahin nicht einmal wahrgenommen hatte, ihr plötzlich erstaunlich nahe gekommen war. Die Dunkelhaarige war sich ziemlich sicher, dass er sich nicht schnell auf sie zubewegt hatte. Sie musste völlig in Gedanken verloren gewesen sein… Da spürte sie eine ungewöhnliche Berührung und merkte, wir ihr Körper schlagartig schwach und zittrig wurde. Was war das denn bitte für eine Aktion? Sie verlor den Boden unter den Füßen und schaffte es nicht einmal das üblich falsche Lächeln aufzusetzen, da sie die Aktion des Chuunin völlig aus der Fassung brachte. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie den Mann an, der sie gerade in den Himmel erhob und als kleines Goldstück anpries. Irritiert wanderten ihre Blicke hin und her, hinab zu ihren Füßen und sie konnte sich gegen diese unnötigen und unverständlichen Berührung nicht währen. Sie merkte einen unangenehmen Druck zweier großer Hände an ihrer kindlichen, schmalen Taille und war gänzlich überfordert mit dieser Situation. Zwar hörte sie nicht zum ersten Mal, dass sie einer Puppe ähnlich war, doch eine solche Reaktion war definitiv neu für die Yuudari. Zum Knuddeln und Liebhaben… Das allein waren schon Wörter, die sie nicht recht interpretieren konnte… Was hatte der Typ mit ihr vor? Was sollte sie tun? Körperlich war sie weiß Gott nicht stark genug sich aus einer solchen Position zu befreien, selbst wenn sie es versuchte. „K-Könnten Sie… mich runterlassen?“, fiepte eine hohe, zittrige Stimme aus ihrer Kehle, die ihr Unwohlsein kaum deutlich machen konnte, da das meiste an Ton, was sie herausbrachte nur schwer verständlich war… Und der Chuunin schien sie gar nicht mal hören zu wollen, denn er schien nicht nur komplett die Situation um ihn herum auszublenden, sondern ignorierte auch absolut, dass Umiko ein menschliches Wesen war, mit dem man nicht alles tun konnte, wonach einem gerade war. Eine Weile fuhr er fort darüber, dass er als Kind auch eine Puppe gehabt hatte, die er eingekleidet und zurechtgemacht hatte… Aber als wäre das allein nicht merkwürdig genug aus dem Mund eines Mannes seines Alters zu hören, bekam Umiko mehr und mehr den Eindruck, dass sie hier nicht als Lebewesen wahrgenommen wurde… Sie konnte nur darauf hoffen, dass irgendetwas oder irgendjemand ihn von ihr ablenkte. Denn das hier zählte ohne Frage zu den unangenehmsten Momenten ihres gesamten Lebens!

[Ooc: Wenn ich den Chuunin falsch dargestellt habe, lasst es mich wissen. ^^]
 

Rutako Ingvi

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Zwei weitere Personen stellten die neueste Entwicklung dar im Aufeinandertreffen zwischen den Shinobi aus Soragakure und den übrigen Beteiligten an den grauenvollen Morden, die für so viele Menschen so schockierend wären. Es gab wohl sogar einige Shinobi, die Probleme damit hatten, solche Bilder zu verarbeiten, so essentiell das in diesem Beruf auch war. Glücklicherweise wurde man schon auf der Akademie ein Stück weit mit dem Tod vertraut gemacht; ohne Klassen wie jene, in der Himeko etwas über den Verfall von Leichen gelernt hatte, würden sensible Menschen wie sie vermutlich mehr Schwierigkeiten haben, mit den Situationen, in denen sich die Gruppe befand, umzugehen. Umso angenehmer war, dass die nächsten Shinobi, mit denen sie zu tun hatten, sehr indifferent an die Sache herangingen.
Zuerst einmal kam da der Junge mit dem braunen Haar, dessen Stimmung von den Skeletten inmitten des Platzes nicht unbedingt verschlechtert zu sein schien. Er wirkte freundlich und man hatte nicht das Gefühl, dass er sich überfordert oder unwohl fühlte. Ob das nun daran lag, dass die Leichen ihn tatsächlich nicht berührten, oder er einfach nur den Schein wahrte aus Gründen der Professionalität, war eigentlich komplett irrelevant, denn beides zeigte seine zum Shinobi geeignete Einstellung sehr gut. Als er sich selbst als Sakkaku Hisake vorstellte, beschlich Ingvi das Gefühl entfernter Bekanntschaft, als wäre er mit diesem Namen schon einmal in Verbindung gebracht worden... oder lag es einfach nur an dem Nachnamen Sakkaku, der eine Verbindung zu Hebis Clan suggerierte? Möglich... Hebi schien ihn auf jeden Fall zu kennen, bezeichnete ihn als seinen Bruder... Hebis Bruder! Natürlich... hatten die Gebrüder Sakkaku nicht damals mit Ingvi zusammen an einer Mission teilgenommen? Hebi und Hisake... ja, das konnte gut sein. Einen Moment lang dachte der Rutako darüber nach, in seinem kleinen Büchlein nachzusehen, aber sowohl der Regen, der auf seine Arme tropfte, als auch der Gedanke daran, dass ein sehr fähiger Mörder mit Vorliebe für psychologische Spielchen sie jetzt gerade im Blick haben könnte, rieten ihm davon ab, dieses wichtige, mit Informationen gefüllte Notizbuch an die Luft zu holen und sogar zu öffnen. Es erschien ihm nicht unbedingt wie die beste Aktion in der gegebenen Situation, also entschied er sich simpel dagegen. Seine Bekanntschaft mit Hisake war nun wirklich nicht das Wichtigste.
Der zweite Charakter, der frisch auf die Bühne trat, war jemand, den das Schwarzhaar definitiv noch nicht kennengelernt hatte, aber ebenso wie sein angeblicher Assistent wirkte auch dieser Mann nicht unbedingt so, als wären die beiden Skelette der Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Tatsächlich konnte man allgemein nur von einer eher geringen Aufmerksamkeitsspanne sprechen, ausgehend davon, was er den Vieren gerade zeigte; er stellte zwar eine Frage nach dem Lärm, der hier angeblich zu hören sei, aber er wartete überhaupt nicht darauf, dass sie beantwortet wurde! Stattdessen interessierte er sich mit einem Mal viel eher für Umiko und stellte, kaum dass er sie in die Luft erhoben hatte, fest, dass sie einer Puppe ähnelte. „Eine interessante Beobachtung...“, murmelte Ingvi vor sich hin, während er betrachtete, wie der Mann sie weiter dort oben hielt, ihre Füße ein Stück vom Boden entfernt, ihre Stimme um eine erneute Senkung bittend. „Ein etwas kurioser, aber durchaus zutreffender Vergleich“, schloss er seinen lauten Gedanken bezüglich der Puppe und trat dann näher an die beiden heran. Der Chuunin schien kein Anzeichen zu machen, dass er auf das Mädchen hören wollte. Im Gegensatz zu Hisake schien ihm zu einem guten Shinobi die nötige Konzentration zu fehlen... Seltsam, dass er dennoch der Vorgesetzte war, wobei das durchaus in das Weltbild des Rutako passte.
Ich halte eine... so genaue Inspektion Umikos für... nicht notwendig, um nicht zu sagen unprofessionell...“ Mit Logik versuchte er, den Mann dazu zu bringen, sich auf die wichtigeren Themen zu fixieren, doch die Yuudari stellte offenbar eine zu große Ablenkung dar. Wie unangenehm... Mit kühler Miene trat der Rutako hinter das Mädchen und legte seine eigenen Hände wenige Zentimeter über denen des Ranghöheren an ihre Hüfte, um leicht an ihr zu ziehen und so einen Impuls zum Loslassen zu verursachen. „Ich kann ihnen versichern, dass das Mädchen keine Gefahr darstellt, also würde ich sie darum bitten, jetzt loszulassen.“ Da sich noch immer nichts regte, stellte sich bei dem Schwarzhaar der Gedanke ein, wie fest er wohl zerren konnte, ohne Umiko zu sehr zu verletzen, oder ob er vielleicht einfach loslassen und die Mission zu dritt oder mit Hisake als Ersatz für sie fortgesetzt werden sollte – es war ja durchaus möglich, dass das weniger Zeit kostete –, doch nach einigen Momenten lösten sich die Hände Daikis und Ingvi konnte die Kunoichi wieder auf dem feuchten Boden abstellen. Sie hatte wirklich Ähnlichkeit mit einer Puppe.
Nun, wo seine Konzentration wieder verfügbar war, blinzelte Daiki müde in Ingvis Richtung, wobei Letzterer nicht sicher war, ob er einfach nur dahin sah, wohin er auch zuvor geguckt hatte, und sie nur zufällig auf Augenhöhe waren; unmöglich erschien der Gedanke nicht. Der Höflichkeit halber erwiderte er den Blick: „Shin-san? Sehr erfreut. Mein Name... ist Rutako Ingvi, Teil des Shinobi-Trupps unter Kommando von Sakkaku... Hebi. Wir sind wegen der Mordserie hier.“ Konzentriert sprach er in seiner professionellen Stimme, achtete darauf, keine unnötigen Pausen zu lassen. Die Antwort darauf war ein herzhaftes Gähnen vonseiten Daikis. Und so etwas war Chuunin...
Das unweigerliche Verlangen seiner Linken, sich zwischen seine Zähne zu erheben, unterdrückte Ingvi. Ganz ruhig...
 

Katarite

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Wie festgewurzelt. So fühlte er sich, als er, umarmt von seinem großen Bruder, an Ort und Stelle verharrte. Erst nach einigen Augenblicken der Verwunderung hob er die Arme, die zuvor noch regungslos am Körper herabhingen, und erwiderte die Geste. Als sie sich schließlich lösten, Hebi noch immer die Schultern des Jungen ergriffen hatte, blickte er ihm direkt in die Augen. Das Verwuscheln der Haare, die Frage nach dem Wohlergehen - teilweise erinnerte ihn der Ältere ja an eine seiner Tanten. Dennoch war es ihm weder äußerlich, noch innerlich unangenehm, gar ein leichtes und schwaches Lächeln konnte man seinen Lippen entnehmen, während er noch immer nicht so recht wusste, wie er reagieren sollte. Die Haare aber richtete er sich danach trotzdem. "Ja, keine Sorge.", antwortete er mit schwacher Stimme, "Mir geht es gut." Körperlich war das zwar gelogen, doch ein Fünkchen Wahrheit entsprang dieser Aussage tatsächlich, zumindest kurzzeitig... Shin-san, man lobe den Herrn dafür, diesen Mann auf die Welt gebracht zu haben, tat das, was er am besten tat: Einfach er selbst sein. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete Hisake das Geschehen, ahnte schon, dass er mit den einzigen Reaktionen, die dafür angemessen waren, im Laufe des Tages entweder seinen Nacken verspannen oder seine Stirn zertrümmern würde. Stattdessen fiel der Blick wieder auf das Mädchen, das als einzige seine Verbeugung erwiderte. Eine Höflichkeit, die in Zeiten, in denen er sich in Amegakure aufhielt, selten war, die er begrüßte und wertzuschätzen wusste. Erst musterte er ihr Gesicht, ging dann über zu... und den Blick wieder nach oben wandern lassen, nachdem sich Hisake räusperte.

Als die Szene zwischen Shin und dem Mädchen, das sich als Umiko herausstellte, schließlich beendet war, normalisierte sich die Situation keineswegs. Mit offenem Mund und fragendem Gesichtsausdruck rätselte der Mann erst einige Sekunden, musterte ausgiebig Ingvi, ehe er selbstzufrieden nickte, als ob ihm gerade ein Licht aufgegangen wäre. "Unauffällig" beugte er sich zu seinem Assistenten rüber, flüsterte, wenngleich in einem deutlich hörbaren Ton: "Hast du die leichten Pausen und das Sprechtempo bemerkt? Ich musste erst ein wenig nachdenken, aber jetzt habe ich es verstanden: Ich glaube, er ist ein wenig langsamer..." Natürlich hatte der Chuunin gegenüber solchen Personen keine Vorurteile. "Haaallo, Ingvi-kun." Erst winkte er selbigem zu, dann zeigte er mit dem Finger auf ihn, um ihm zu vermitteln, dass er das war. "Mein Name... ist Shiiiiiiin Daaaaaiki.", fügte er laut und langsam redend und mit dem Finger auf sich selbst zeigend hinzu, "Also Shin ist der Nachname... und Daiki dann dementsprechend der Vorname." Kurz beugte er sich zu Hisake rüber. "Versteht er den Unterschied?" "Ja, Shin-san..." "Ich will nur nicht, dass er sich ausgeschlossen fühlt, weil er nicht mitkommt..." "Shin-san..." "Also, Ingvi-kun. Ich bin ein Chuunin... das ist ein Rang für Shinobi... der über deinem. Du bist Genin... ich bin Chuunin. Wenn du also beispielsweise... nicht weiterweißt... ein Problem mit deiner Aufgabe hast... oder sie nicht verstehst... oder ein anderer Ninja gemein zu dir ist... dann hab bitte keine Angst. Ich bin dein Ansprechpartner... ich kümme-" "Gut", schritt Hisake ein und schob den Chuunin zur Seite, "Ab hier übernehme ich."
Sich vor ihn stellend, verbeugte er sich kurz, um sich stellvertretend für das Genie von einem Chuunin bei Ingvi zu entschuldigen. "Das ist, wie bereits gesagt, Shin Daiki, leitender Chuunin der Untersuchungen im Falle des sogenannten 'Todeskünstlers' in Amegakure. Er war es, der euch angefordert hatte." Das musste reichen, hier, an diesem Ort. Kurz schaute sich der Junge um, abschließend, hier hatten sie nichts mehr zu tun. "Wenn ihr mir bitte folgt." "Oooh, gehen wir ins-" "Shin-san." Dieser verschränkte beleidigt die Arme und schmollte mit dem Mund. "Jaja, das kann man auch freundlicher sagen!" "Du benimmst dich, als hätte man dir den Schnuller weggenommen." "Verzeihung."

Der Weg führte sie durch die verzwickten Straßen der regnerischen Stadt, vorbei an den riesigen Gebäuden und unzähligen verzweigten Rohren, die, wenn man ihre Wege kannte, eine der besten Hilfen zur Orientierung boten. Schlussendlich kamen sie dann an, sich vor ihnen eine lange Straße mit unzähligen pechschwarzen Hochhäusern erstreckend. Eines von diesen, spezieller das dritte in der rechten Reihe, betraten sie dann schließlich. Es war unscheinbar, wirkte genauso wie jedes andere hier, doch natürlich reichte das nicht allein. Zwölf Stockwerke insgesamt, durch den Aufzug gelangten sie ins vierte, sich in diesem durch einen alten, ungenutzten Bürokomplex bewegend, dessen Eingang nur von einer einzelnen Sekretärin bewacht wurde, die die Truppe beim Sehen von Hisake und Shin passieren ließ. Schließlich fanden sie einen weiteren Aufzug mit der Aufschrift "defekt", die sie schließlich einfach ignorierten und ihn öffneten. Was hier zu den eigentlichen Stockwerken kam, war das Untergeschoss, auf dem sie im normalen Aufzug keinen Zugriff gehabt hatten. Hisake drückte den Knopf, während auch Shin seinen Finger auf etwas zuwandern ließ. Langsam näherte sich der Zeigefinger Himekos großen-... und wurde von seinem Assistenten weggeschoben. Unten angekommen, erstreckte sich ein Vorraum vor ihnen, der nicht mehr als eine metallene Tür enthielt. Neben ihr ein Feld zum Eingeben einer Zahlenkombination. Während Shin noch rätselte, kümmerte sich Hisake darum, seinen Körper so nah am Feld haltend, dass weder eine der anderen Personen, noch ein ungebetener Zuschauer etwas erkennen konnten. Dann näherte sich der Chuunin dem Guckloch in der Tür, blickte man durch es hindurch, konnte man nichts erkennen, es war reinste Tarnung. Stattdessen leuchtete es leicht auf, nachdem einige Sekunden vergangen waren; er konnte weitermachen. Die Finger seiner rechten Hand legte er auf der Tür auf, ließ Chakra aus ihnen herausströmen, dann hörte man ein Klicken. "Chakrametall." Die Tür war geöffnet, als sie durch sie durchtraten, wurde sie wieder verschlossen. Erneut erstreckte sich ein verlassener Bürokomplex vor ihnen, doch der war nur Tarnung. Nachdem der Genin das Fingerzeichen für Kai gebildet hatte, verschwand die Illusion und erkannte die Gruppe einen langen, breiten Raum, bestehend aus einem großen Tisch, an dem durchaus zwei Dutzend Menschen Platz gefunden hätten, hinten eine große Leinwand, die für Projektionen gedacht war. In eine Ecke hatten sie unzählige Tafeln mit Rädern unter ihnen geräumt, die man somit bewegen und hervorziehen konnte. Lediglich die vorderste konnte man erkennen, auf ihr Bilder mit mehreren grotesk verstellten Leichen angeordnet, man gewöhnte sich daran. Alle hatten gemeinsam, dass die einstigen Körperteile zu vollkommen neuen angeordnet worden waren, eventuell konnte man den neuesten Fall in dieses Raster einorden. Hisake seufzte, nicht, dass das oder die unzähligen anderen Raster, Tafeln und anderen Einordnungsversuche etwas brachten.

Bevor die beiden etwas sagten, betastete Hisake die Mäntel und Kleidungsstücke der Garderobe, die sich neben ihnen befand, ließ seine Hände in Taschen und das Innere wandern, dann überprüfte er die Schuhe. Shin kümmerte sich derweil um den langen Tisch, spezieller um das, was sich unter ihm befand. Als der Genin fertig war, half er seinem Vorgesetzten und musterte die Stühle. Schließlich auch die Tafeln, die er dabei verrückte und den Genin somit einen gewissen Einblick auf weitere Opfer des Mörders bot, und sie waren fertig. "Es bewirkt mehr, als nur das Aussehen zu verändern.", kommentierte der Junge nach einer nunmehr gefühlten Ewigkeit sein Genjutsu, "Wer in ihm gefangen ist, kommt nie wieder raus, irrt auf ewig durch die Gänge eines scheinbar verlassenen Bürokomplexes." Seine Kreation. Schlicht, aber effektiv, wie er fand. "Ich arbeite inzwischen schon anderthalb Jahre an diesem Fall" Sprach das für oder nicht viel eher gegen seine Erfahrung? Nun ja, sie mussten weitermachen, es blieb keine Zeit, die sie verschwenden konnten. "Shin-san hatte euch angefordert, damit ihr uns unterstützt. Die Fälle häufen sich, die Arbeit mehrt sich, unsere eigenen Anzahl... nun ja." "Schwindet." "Ja... Es wird wie folgt ablaufen: Wir werden den Bekanntenkreis um das tote Paar näher inspizieren. Mit dem ungefähren Tatzeitpunkt wird uns das im Optimalfall zum Ort führen, an dem sie voraussichtlich entführt oder angegriffen wurden. Außerdem müssen wir herausfinden, wie ihnen das Fleisch von den Knochen entfernt wurde. Wurden die richtigen, seltenen Mittel genutzt, gibt es nicht viele Orte, an denen man diese auftreiben könnte. Doch;" Er schüttelte den Kopf. "Es wäre ein Wunschtraum, zu glauben, dass genau das eintreten wird. Ihr habt vielleicht Ideen, wie der Mord geschehen sein mag, aber lasst euch bitte nicht zu stark von diesen leiten."
Gerade wollte er weitersprechen, als sich die Tür vor ihnen zu öffnen begann. Shin ließ eine Hand unter seinen Mantel wandern, umfasste mit ihr ein Kunai, Hisake tat das Gleiche. Angespannt blickten sie der Tür entgegen, ehe eine dünne Gestalt den Raum betrat. Das Zeichen von Amegakure auf seiner Stirn tragend, das Gesicht von einer Atemmaske eingehüllt, wenngleich man die smaragdgrünen Augen erkennen konnte, dazu die graue Weste und gleichfarbe Hosen sowie Sandalen. Ein paar Jahre älter als Hebi, er war in etwa 20. Aufatmen bei den beiden Shinobi, tatsächlich sackte der Genin gar erschöpft auf einem Stuhl zusammen. Der Neuankömmling übergab Shin wortlos einen Zettel, den dieser ohne Zögern vorlies:

Zum Suchen sie erkoren
Ach, fänden sie das Gut
So einsam und verloren
Ausgesetzt dem Jäger
Der Würd' des Zieles Träger
Seiner Gnade oder Wut?

...Ausdruckslos blieb Hisake auf seinem Stuhl sitzen, blickte zu Boden und drückte seine Finger aneinander.
"Yusei-kun... Wo hast du das gefunden?"
"Am Tatort."
"Ingvi-kun... Umiko-chan... und das andere Mädchen. Nimm sie mit in die Kanalisation..."

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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So dämlich dieser Daiki sich benahm, so unglaublich witzig fand Hebi ihn ja irgendwie wieder. Ob das nun gut oder schlecht ist, bleibt abzuwarten, aber so, wie der Sakkaku das gerade empfindet, ist es für ihn im Moment unheimlich schwierig, an sich zu halten und nicht lauthals loszulachen oder irgendein blödes Kommentar dazu in die Runde zu werfen. Zum Glück unterbrach Hisake dann die Szenerie, schob Daiki beiseite und zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, indem er ihnen erklärte, wie der Fall denn hieße und was die Gruppe hier eigentlich zu suchen hatte.
Wie gut, dass Hebi bis eben nicht einmal wusste, dass sie von jemandem aus Amegakure angefordert wurden und es niemand aus Soras Verwaltung für nötig hielt, ihm das mal zu sagen, aber hey: Wir sind doch alle Shinobi und nehmen die Dinge so hin, wie sie auf uns zukommen, richtig? Richtig. Denn dem Rotauge war das nämlich sichtlich egal. Wer oder was seine Dienste in Anspruch nahm, kümmerte nicht, solange er nach Beendigung des Auftrags seine Kohle in den Taschen hatte, so merkwürdig es auch war, nicht informiert worden zu sein. Vielleicht hatte er es aber auch nur vergessen, gerade weil es ihn so wenig interessierte. Soll ja auch mal vorkommen.

Der Weg zu diesem komischen Unterschlupf oder was auch immer das sein sollte – Hebi hatte echt keine Ahnung -, stellte sich als recht unproblematisch heraus. Was die Tarnung von Tarnungen anging, besaß der Junge in etwa dieselbe Aufmerksamkeitsspanne wie Daiki, nur dass dieser sich vielleicht eher darum kümmerte, dass alles seinen Gang nahm als Hebi, simpel, weil er mehr damit zu tun hatte und der Dunkelhaarige vermutlich nach Beenden der Mission nie wieder etwas hiervon sehen würde. Natürlich fiel ihm auf, dass das Entsichern, Illusionenlösen und alles ziemlich Hightech und gut durchdacht zu sein schien, aber honorieren tat er es nicht – seit wann war man dazu angehalten, Dinge zu bestaunen, die von anderen gemacht wurden, weil sie dafür bezahlt wurden? Ninja gratulierte ja auch keiner dafür, dass sie ihre Missionen besonders hübsch zu Ende gebracht haben. Zumindest war das bei Hebi noch nie der Fall. Vielleicht lag es aber auch nur an ihm? Egal. Mit einem innerlichen Schulterzucken schlossen seine Gedanken das Thema Ruhmeshalle ab und begannen mit Topic Todeskünstler, als sie und er den Raum betraten. „Ganz offensichtlich hat unser Freund ganze Arbeit geleistet.“, meinte er nur beiläufig und schaute sich die gefühlt tausend Bilder an, die Team Hisake bereits sammeln durfte. Himmel, wie lange war der Typ denn nun schon auf Achse? Als sein Bruder ihnen dann auch noch erzählte, dass er bereits seit eineinhalb Jahren an dem Fall säße und die Anzahl derer, die mit ihnen zusammen daran arbeiten würden, immer weiter schwand, musste Hebi unweigerlich die Stirn runzeln und aufhören, mit dem Stuhl zu kippeln. Seine Gedanken dazu konnte er jedoch nicht äußern, denn da betrat jemand Neues den Raum und übergab Daiki einen Zettel mit einem Gedicht. Fertig vorgelesen, rollte Hebi mit den Augen. „Ernsthaft? Gedichte? Sowas beschissen langweiliges. Und hier dachte ich, unser Freund sei kreativ.“, dachte er sich und hörte dann Hisake dabei zu, wie er diesen Yusei dazu beorderte, Ingvi und den beiden Kokos den Weg zur Kanalisation zu zeigen. „Übernimm die Leitung, Ingvi. Wenn sich eins der Mädels nicht benimmt, hau ihr ruhig in die Fresse.“
Bevor sich hier allerdings auch nur irgendwer in Bewegung setzen und in die Kanalisation gehen konnte, knallte Daiki noch einmal mit den Handflächen auf den Tisch und riss das Wort sich, um eine packende Ansprache zu halten: „Jetzt, wo alles geklärt ist… Papa Daiki hat nachher noch ein Date! Deswegen geht er jetzt nach Hause und macht ein kleines Nickerchen – ich will ja frisch aussehen!“, er zwinkerte den Anwesenden einmal aufmunternd zu, „Ich erwarte morgen Ergebnisse!“ Froher Laune warf er sich die eben noch auf der Lehne seines Stuhls ruhende Jacke über die Schultern und verließ mit einem lauten „TSCHÜSSIKOVSKI!“ den Raum. Was für ein Mann.
Hatte man Mister Shin überlebt, mussten sich drei der restlichen fünf Leute noch Yusei annehmen. Der schien zum Glück aller eine wesentlich angenehmere Persönlichkeit zu sein, allerdings auch nur, solange die Arbeit nicht rief. „Gehen wir.“, trieb er sie an. Irgendwie passierte hier alles Schlag auf Schlag. Er fragte sie nicht einmal nach ihrem Namen oder schaute, wer genau nun Ingvi, Umiko und das andere Mädchen nun waren. Es interessierte ihn schlichtweg nicht. Irgendwer würde ihm schon folgen, wenn er jetzt loslief.

Hebi beobachtete, wie alle den Raum verließen und bemerkte, dass jetzt nur noch er und Hisake hier saßen. Wieso genau, erschloss sich ihm nicht, sie konnten doch genauso gut in die Kanalisation, oder? Aber im Grunde… Je weniger er sich bewegen musste, umso besser. Er begann wieder zu kippeln. „Jetzt, wo wir alleine sind... Kannst du mir ja sagen, wie es dir wirklich geht. So, wie du aussiehst, glaub ich dir den „Mir geht’s gut“-Bullshit ganz bestimmt nicht.“ Hebi wusste nicht, ob und inwieweit sich Hisake in den letzten Jahren verändert hätte, aber wenn er so war wie früher, dann hatte er nicht einfach nur zu lange ein Buch gelesen und zu wenig geschlafen, sondern ihm auch noch die Wahrheit unterschlagen. Ob es ihm wirklich gut ging oder ob er sich scheiße fühlte und Hebi auf die Frage hin erneut anlügen würde, konnte der Größere jedoch nicht sagen – dafür konnte Hisake zu gut lügen, selbst wenn seine Augenringe dagegen sprachen. Mehr Indizien hatte Hebi ja auch leider nicht, er müsste sich also so oder so mit der Antwort zufriedengeben. Wenn Hisake sich nicht helfen lassen wollte, konnte der 16jährige herzlich wenig machen.

Tbc: Stinkende Kunst - Ingvi, Himeko, Umiko
 
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"Keine Sorge.", antwortete der Junge nahezu unverzüglich auf die Frage seines Bruders, "Mir geht es..." Er pausierte, rieb sich die Stirn, dann die Augen, ehe er resignierend seufzte - scheinbar war dies im Laufe der Monate seine Lieblingsbeschäftigung geworden. "Das siehst du doch." Wozu sollte er seinen Bruder anlügen? Nur weil es das war, was er am besten konnte? Mit Lügen hielt man Menschen auf Distanz, die brauchte er bei Hebi nicht, wenngleich er vor ihm nicht allzu schwach wirken wollte. Ein paar Sekunden lang blieb Hisake auf seinem Platz sitzen, nicht, weil er dadurch unnötige Dramaturgie erzeugen wollte, es war schlichtweg angenehmer. Dann stand er schließlich auf, begab sich zum Wasserkocher, der am Rand des Raumes auf einem kleinen Regal aufgestellt worden war, und erhitzte das restliche, verbliebene Wasser in ihm. "Diese fünf Minuten, die wir gerade haben, sind meine tägliche Pause, wenn es hoch kommt. Shin ist mein Vorgesetzter, wenn man sich aber mal die Aufgabenverteilung ansieht, kann man schnell zu zweifeln beginnen." Er hoffte, genug gesagt zu haben, mit den genauen Details wollte er den Älteren nicht belästigen. Ein wenig wartete der Genin noch, ehe das Geräusch des kochenden Wassers abgeklungen war. Dann öffnete er das Regal unter sich, holte zwei Tassen sowie zwei Teebeutel heraus. Kamille für sich, Schwarzer Tee für seinen Bruder, das war seine Lieblingssorte. Ihm die Tasse auf den Tisch stellend, setzte er sich schließlich wieder neben seinen Bruder hin und legte auch seine ab. Ein paar Minuten würden die Beutel ziehen müssen. "Das Gleiche wird in nächster Zeit für dich und dein Team gelten.", fuhr er fort, "Falls es überlebt..." Wunderbare Aussichten. "Ich freue mich übriges, dich hier zu sehen...", gestand er seinem Bruder mit leicht nervöser Stimmer und schwachem Lächeln. Nettigkeiten war er gewohnt, jedoch keine ehrlichen. Nebenbei formte er in seinem Schoße ein paar Fingerzeichen, legte die linke Hand mit der Fläche nach oben zeigend auf dem Tisch ab. Das Tōsha Genri: Chi Iki erzeugte ein golden leuchtendes Abbild des letzten Tatorts, spezieller des toten Paars, das nun im Fokus stand. Ohne etwas spezielles zu suchen, beobachtete er es, wirkte dabei nahezu verträumt, ehe sich schließlich die Projektion unabsichtlich veränderte und einen Gang zeigte, der an einem Gitter endete. Zwischen den zwei Flächen zum Gehen schmutziges Wasser: die Kanalisation. Das Jutsu folgte seinen Gedanken. "Ich hoffe, Ingvi ist stark... Das Gedicht, das Shin vorgelesen hat, es kann eigentlich nur von unserem Mörder stammen." Erneut änderte sich die Projektion, dieses Mal wieder absichtlich, zeigte erneut den Tatort. "Ich hatte die Vermutung aufgestellt, dass Blut geflossen sein muss, spätestens als er die Haut entfernte. Es wäre abgeflossen, direkt in die Kanalisation. Deshalb hatte ich einen kleinen Trupp von drei Shinobi entsandt, die sie auf Spuren untersuchen sollte. Das war heute Morgen. Wenn das Gedicht stimmt..." Es brachte nichts, sich in Hoffnungen zu verstricken, Möglichkeiten zu sehen, wo keine waren. Die Wahrheit war: "Sie sind längst tot."
Letztlich stand der Genin auf, beendete die bedrückende, melancholische Stimmung. Dann beobachtete er seine Tasse. In den drei Minuten, die sie sich hier befanden, konnte der Beutel Tee nicht einziehen. Dennoch schluckte Hisake die heiße Brühe hastig runter. "Wir müssen weitermachen." Drei Minuten Pause, wenn sich noch einmal eine solche Gelegenheit bieten würde, hätte er sein Pensum von fünf Minuten sogar erreicht. "Schon mal Untersuchungen angestellt?"

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Das klang ja alles wie die Hölle. Nein, nicht der Auftrag, sondern die Ausführungen über Hisakes letzten eineinhalb Jahre. Da der Junge der einzige war, für den Hebi etwas wie gutgewollte Empathie übrig hatte, wusste er nicht so recht, wie er sich im Moment zu fühlen hatte. Auf der einen Seite wollte er Hisake eine starke, brüderliche Schulter zum Anlehnen und zum Ausruhen geben, auf der anderen wollte er diesem Daiki so dermaßen die Fresse einschlagen, dass er nicht mehr wüsste, wo oben und unten, hinten oder vorne wäre. So eine Scheiße konnte er vielleicht mit seinen anderen Hampelmännern abziehen, aber nicht mit ihm – Hisake. Nicht, solange Hebi mit im Boot war. Der Shin konnte auch vergessen, dass er jetzt dieselbe Arbeitsmoral einschlagen würde, nur weil er hier irgendeine dämliche leitende Funktion besaß. Am schlimmsten fand Hebi jedoch, dass Hisake sich einfach so fügte. Kaum hatte er den Tee abgestellt, seinem großen Bruder ein wenig mehr über die Sache in der Kanalisation erzählt und gezeigt, wollte er schon wieder losrennen, um sich irgendwelcher Untersuchungen zu widmen. „Spinnst du? Jetzt setzt du dich erstmal wieder hin.“ Hatte er bemerkt, dass Hisake Luft für Widerworte sammelte, erstickte Hebi sie im Keim, ehe Hisake zum ersten Buchstaben ansetzen konnte: „Hin. Setzen.“ Der Sakkaku war nicht bereit, nun darüber zu diskutieren, ob sie weitermachen müssten oder nicht - Hisake hatte sich seinem Willen nun zu beugen, ansonsten würde er tätlich dafür sorgen, dass sich sein kleiner Bruder wieder auf seine vier Buchstaben setzte. Von einem Punkt zum anderen hetzen… Soweit kommt’s noch.

„Hier, nimm.“, meinte das Rotauge und schob seinen Tee zu dem Vierzehnjährigen herüber, „Du brauchst den eher als ich.“ Todmüde und fertig mit der Welt waren sie durch vorangegangene Nacht wohl beide, aber selbstlos wie Hebi seinem Bruder gegenüber nun einmal war, überließ er ihm den verdammten Tee. Wenn er unbedingt welchen brauchte, konnte er sich auch selbst welchen machen, so richtig schön, um die Übermutti in sich selbst herauszulassen. „Mach dir um die anderen keine Sorgen, die werden schon irgendwie überleben. Viel wichtiger ist es, dass du jetzt wenigstens körperlich mal zur Ruhe kommst und mir zuhörst. Ich habe zu dem ganzen Scheiß auch noch was zu sagen.“ Aus seinem Rucksack kramte er die Notizen heraus, die er sich zu den beiden Fällen in Soragakure gemacht hatte und warf sie vor Hisake auf den Tisch. Bilder waren zwar keine vorhanden, aber die stichpunkthaltigen Beschreibungen sollten wohl ausreichend sein. „Wie du siehst, hat er nebenher noch in Sora Spaß und soweit ich erfahren durfte, auch noch in anderen Reichen als Amegakure. Da das aber natürlich nicht reicht… Hat er uns heute Nacht angegriffen und Himeko in ein nicht gerade witzloses Genjutsu gepackt. Keiner von uns glaubt, dass sie durch Zufall sein Opfer geworden ist – charakterlich betrachtet ist sie das schwächste Glied der Gruppe. Außerdem wies er ihr darin Dinge auf, die er nicht einmal dann wissen konnte, wenn er schon seit Tagen mit uns unterwegs gewesen wäre. Sogar eine persönliche Widmung haben wir hiermit bekommen.“, erklärte Hebi und schob beim letzten Satz das kleine, blutverschmierte Zettelchen in Richtung Hisake, welches zusammen mit dem toten Wildschwein an einem Baum hang. Strecken und Gähnen erfolgte, ehe der Dunkelhaarige sich wieder an seinen Bruder wandte. „Aber egal. Erzähl doch mal… Wo bist du überhaupt untergekommen? Und wieso bist du nie auf die Idee gekommen, dich, verdammte Scheiße noch eins, mal bei mir zu melden? Ich bin dezent sauer auf dich.“
 

Katarite

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Zögernd folgte der Junge der Aufforderung seines Bruders, nachdem dieser die kurzen, kläglichen Versuche des Widerstands bereits im Keim erstickt hatte. Zwang man jemanden dazu, seine Arbeit niederzulegen und somit eine Pause zu machen, wollte man eigentlich, dass er sich entspannte - manche Menschen trauten Hebi ein solches Vorhaben zwar nicht zu, Hisake selbst jedoch hatte ihm gegenüber solche Zweifel nicht. Zu was diese aufgezwungene Entspannung jedoch tatsächlich führte, war Anspannung. Während der Genin sitzend darauf wartete, dass sich seine leicht verbrannte Speiseröhre wieder abkühlte, und er sich nervös mit einer Hand durch sein braunes Haar fuhr, war er gedanklich bereits dabei, die nächsten Schritte nach der von ihm gedachten Informationsbeschaffung zu planen. Hätte Hebi seinen Rucksack nicht entleert und somit einen Einblick auf weitere Taten des Mörders gewährt, hätte sich Hisake längst schon gedanklich die richtigen Fragen für eine mögliche, anschließende Zeugenvernehmung überlegt. Nun ja, das tat er auch so, wenngleich nun an untergeordneter Stelle und nebenbei. Sein Fokus hingegen lag auf den Notizen seines Bruders, die er kurz überflog, während er mit einem Ohr dessen Worten lauschte. Den Mord mit dem vergoldeten Engeln und der Statue nahm er zur Kenntnis, was ihn jedoch kurz zum Stocken brachte und überraschte, war "Ein einsames Duett..." Das, was Hebi unter diesem Punkt vermerkt hatte, ja der Name selbst, den er flüsternd vorgelesen hatte, stich dem Jungen sofort ins Auge. "Sehr interessant." Er wusste nicht genau, was er mit diesem Punkt anfangen sollte, doch bereits jetzt brannten sich diese beiden Worte in seinen Verstand.

Auch die Information mit den Kerben innerhalb der Ohren bemerkte Hisake, ließ sich jedoch keine emotionale Reaktion dazu anmerken. Der Genin hätte durchaus fragen können, hätte es dazu aber mehr als einfache Hypothesen gegeben, dann hätte dies dabei gestanden. So notierte er sich diesen Punkt und beließ es bei einem "Die Kerben sind neu." Zeit zum Spekulieren würde sich ihnen noch genügend bieten. Was sich als eine weitaus dringendere, nahezu schon alarmierende Neuigkeit herausstellte, war, dass die Gruppe unter Hebis Führung angegriffen worden war, ein Jutsu dabei benutzt wurde. Dass es so war, wie Hisake vermutet hatte, war angesichts der Verluste, die sie hier in Amegakure gemacht hatten, nur wahrscheinlich, das einzig Mögliche sogar. Dennoch freute er sich keineswegs über diese Bestätigung. "Er ist tatsächlich ein Shinobi..." Noch gefährlicher: "Und er weiß bereits über euch Bescheid?" Die Paranoia, die der Junge innerhalb der letzten Monate aufgebaut hatte, langsam Überhand nahm, empfand er in diesem Moment als einzig gerechtfertigte Reaktion. "Das ist ein Katz- und Mausspiel... Und wir sind das Ziel" Auch wenn er sich von diesem Gedanken nichts anmerken lassen wollte, sah man ihm eindeutig eine noch wachsende Anspannung an. Die Hoffnung darauf, dass Hebi sie als die vorherige interpretierte, die aus daraus entstanden war, dass Hisake zum Entspannen gezwungen worden war, war sein einziges Mittel gegen Verdächtigungen. Womit Hebi ihn dann aber tatsächlich ablenken konnte, war die Frage, die nach all der Zeit schließlich kommen musste. Die Frage, für die er sich bis Heute noch keine für ihn akzeptable Antwort zurechtgelegt hatte. Die Frage, vor der er sich gefürchtet hatte...

"Und wieso bist du nie auf die Idee gekommen, dich, verdammte Scheiße noch eins, mal bei mir zu melden?" Hisake stockte, wusste nicht, was er darauf entgegnen sollte... und entgegnete tatsächlich nichts. Wie ein kleines Kind fühlte er sich gerade. Ein Kind, das sich noch nie für etwas hatte rechtfertigen müssen, noch nie das, was es falsch gemacht hatte, begründen, wenn nicht gar in ein gutes Licht rücken müsste, das den anderen denken ließ, dass man selbst nichts dafür konnte. Mehrere Sekunden lang verstummte er, bis ihm ein leises "Also..." entwich, er sogar den Kopf leicht senkte. "In der ersten Zeit arbeitete ich den ganzen Tag lang durch und musste mich erst an die neue Belastung gewö-..." Er schüttelte den Kopf. "Ich hatte tatsächlich viel zu tun, doch nach einigen Monaten gab es auch eine kurze Zeit, in der ich ein wenig verschnaufen konnte. Ich hätte dir schreiben können. Ich wollte auch. Doch da schon soviel Zeit vergangen war, hätte ich mich genau wie jetzt rechtfertigen müssen. Dann, als es schließlich wieder los ging, war ich schließlich vollkommen in diesen Fall versunken, sodass ich die Außenwelt abgeschaltet habe... Entschuldigung..." Während er sprach, strahlte sein Körper eine gewisse Demut aus, war sein Ton leise und leicht von Schuld geplagt. Dennoch mischte sich dazu der leichte Zweifel, ob das nicht unter seiner Würde war. Ein Zweifel, den er zu ignorieren versuchte, es handelte sich immerhin um seinen Bruder. Die andere, erst gestellte Frage war da doch deutlich angenehmer. "Ich schlafe in einer kleinen, schönen Wohnung, die ich mir von meinem Einkommen finanziere." Offiziell zumindest, der Stuhl, auf dem er gerade saß, war inzwischen viel mehr zu seinem Bett geworden. "Von dem Geld kann ich gut leben, immerhin investiert Ame immer mehr in diesen Fall. Für mich und Shin ist es nicht mal eine richtige Mission, hin und wieder, wenn die Morde auf sich warten lassen, nehmen wir auch andere Missionen an. Doch im Vergleich zu dir habe ich wahrscheinlich weitaus weniger Praxiserfahrung, dafür liegen meine Kompetenzen in allem, was mit diesen Mordfällen zu tun hat." Wunderbare Kompetenzen, die er vorweisen konnte... "Anfangs war ich bei der Forensik, dann wurde Shin auf mich aufmerksam, als ich bei einem Mordfall geholfen hatte. Schließlich erkannte er, richtigerweise, dass ich die Aufgaben, die er versäumte, besser als er erledigen konnte. Das erkannten dann schließlich auch einige der Personen, die ihm unterstanden, weshalb ich inzwischen bei ihnen nicht einmal mehr darauf warten muss, dass er den offiziellen Befehl für etwas gibt." Und so ließen sich anderthalb Jahre Monotonie zusammenfassen, in denen tagein, tagaus dasselbe geschehen war. "Wie ist es dir ergangen?"

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Hebis Unverständnis zeichnete sich ganz deutlich auf seinem Gesicht ab, als er Hisake erneut dabei zuhören musste, wie wenig Zeit ihm in den vergangenen Monaten geblieben war. Auch er sah keine Notwendigkeit darin, irgendein Versteckspiel mithilfe seiner Mimik abzuziehen. Hisake musste er nicht anlügen, musste ihm nichts vormachen, der mochte ihn schon irgendwie, egal, was er tat, zumal ein Gesichtsausdruck nun wahrlich nichts war, für was man in der Regel von der eigenen Verwandtschaft verschmäht wurde. Also solange man nicht Hebis und Hisakes Eltern besaß. Doch so viel Vertrauen er seinem jüngeren Bruder entgegenbrachte, mit so viel Unverständnis bedachte er nicht nur das Gesprochene, sondern auch Hisake selbst. Was hatten sie nur mit ihm angestellt? „Ich erkenne dich gar nicht wieder, Hisake. Seit wann bist du so?“ Er meinte damit nicht seinen Schlafmangel oder die verminderte Freizeit, die der Junge nun… ebenfalls nicht hatte. Er meinte ihn als Person. „Versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass einige Zeit vergangen ist und Menschen sich ändern können, aber ich hätte niemals gedacht, dass mein Bruder, nein, dass du irgendwann einmal so sehr unter jemandem kuschen würdest, dass du dich selbst vergisst, selbst wenn du eine mehr oder weniger leitende Position besitzt.“ So hatte Hebi seine einzige Bezugsperson nicht in Erinnerung behalten und er mochte es auch ganz und gar nicht, sie so sehen zu müssen. „Guck dich nur mal an: Du sitzt hier und gibst ein jämmerlicheres Bild ab, als jemand, den ich gerade zusammengeschlagen habe. Was sollen die dicken Augenringe, der müde Blick, dieses Herumgehetze? Das bist doch nicht du.“ Über den Auftrag an sich wollte das Rotauge im Moment partout nicht reden, selbst wenn Hisake das Thema immer wieder darauf lenken würde. Er war zu dickköpfig, alsdass er das einfach so zulassen würde. Da gefiel ihm die Frage, wie es ihm erging, wesentlich mehr, was in diesem Fall ausnahmsweise mal nicht damit zusammenhing, dass es ihm die Möglichkeit bot, über sich selbst zu reden. „Mir erging’s prächtig. War viel unterwegs, missionstechnisch und so weiter. Vor kurzem bin ich auch ausgezogen und wohne jetzt in einem kleinen Mehrfamilienhaus, hab sogar noch ein Zimmer frei – wenn du also Interesse hast…“ Natürlich erst nach Beendigung dieser Mission, so viel war klar. Hebi dachte nicht daran, dass er Soragakure vorher noch einmal sehen würde, wenngleich er, naiv wie er war, noch immer fest daran glaubte, dass das in absehbarer Zeit geschehen würde. „Oh, da fällt mir was witziges ein!“, meinte er dann plötzlich und lächelte seinem Bruder entgegen. Lächelte wie ein kleines Kind, das seiner Mutter gleich stolz das Gebastelte aus dem Kindergarten zeigen würde. Wenn er sich nicht so viel Mühe damit geben würde, es sich mit anderen Leuten zu verscherzen, würde sein Lächeln vermutlich Eisberge zum Schmelzen bringen, Krebs heilen können und den Weltfrieden einleiten. „Bei meinem Auszug hatte ich ja eigentlich nicht geplant, noch einmal auf unsere Eltern zu treffen, wie es der Zufall so wollte, war Yuuka allerdings doch da und meinte, mir 'ne übelste Szene zu machen, weil irgendwas von mir im Flur herumstand – du weißt ja, wie die Bekloppte ist.“ Hah, allein beim Gedanken daran wurde Hebi ganz hibbelig! „Da ich sie das letzte Mal sehen würde, dachte ich mir, dass ich ihr vielleicht einmal demonstieren sollte, wer der Boss ist und… Ach, was erzähle ich das überhaupt? Es ist viel lustiger, wenn man es sieht!“ Er schloss ein paar Fingerzeichen und auf dem Tisch vor den beiden Genin eröffnete sich eine Projektion, die vom Farbspektrum her dem Jutsu von Hisake ähnelte. Es handelte sich um die Erweiterung davon, um ein kleines Theater. In dieser Projektion konnte man ihn, Ingvi und Umiko erkennen, wie er einen Befehl gab und die Yuudari daran tat, ihn zu befolgen, kurz bevor Yuuka schreiend und heulend zusammenbrach. Selbstverständlich vergaß er nicht die gute Pfütze Urin, die seine Mutter unter panischen Angstzuständen einfach laufen ließ. „Danach hat Ingvi sie in 'nen Schrank gesperrt und wir konnten in Ruhe Essen. Denkste, sie hat auch nur einen scheiß Mucks von sich gegeben? Du hättest dabei sein müssen!“

Wieso er das Hisake erzählte, wo sie doch in einer solch heiklen und angespannten Situation steckten, ein anderer Teil der Gruppe sogar eines Psychos wegen in der Kanalisation herumstampfte und mit Angreifern rechnen musste? Weil ihm sein Bruder einfach viel wichtiger war, als das ganze Tamtam hier. Hebi wollte, dass er auf andere Gedanken kam und vielleicht für ein wenig bessere Laune bei dem Jüngeren sorgen. Ob das klappte, war fraglich, aber irgendwann würde das Rotauge sicher schon etwas einfallen, womit er Hisakes Gemüt erhellen könnte, da war es sich sicher.
 
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Katarite

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Hisake konnte sich ein kleines, schadenfrohes Schmunzeln nicht verkneifen, als Hebi ihm mithilfe einer Projektion zeigte, was er mit Yuuka angestellt hatte. Natürlich war sie seine Mutter, ein Teil seiner Familie und das, was sein Bruder getan hatte, nach normalen Maßstäben wohl mehr als abscheulich. Doch diese normalen Maßstäbe galten im Haus der Sakkaku nun mal nicht; und darüber, wer dort der Abscheulichste war, konnte man sich ebenfalls streiten. So versteckte der Junge seine Emotionen nicht, würde Hebi, der ihn inzwischen seit fast fünzehn Jahren kannte, verstehen, wie außerordentlich ihm das Gesehene gefiel. Die eigenen Eltern gerne erniedrigt zu sehen, diese Eigenschaft teilten sich die Brüder. So fühlte sich der Jüngere der beiden gleich an alte Zeiten erinnert, als sie sich gemeinsam über ihre Mutter lustig machten - und schlimmeres. Dennoch kam er nicht umhin, das inzwischen etwas distanzierte Verhältnis zwischen den beiden zu bemerken, es sich auf die Aussagen Hebis hin einzugestehen. Über die Worte nachdenkend, umschloss seine linke Hand die Tasse Tee, die Hebi ihm gegeben hatte. Er starrte das dunkelbräunliche Getränk erst einige Sekunden lang an, ehe er es schließlich einen Platz weiter, zurück zu seinem Bruder schob. "Ich denke, du missverstehst etwas, Hebi.", sagte der Junge mit ruhiger, nachdenklicher Stimme, den Blick auf seine eigenen Notizen gerichtet. "Derjenige, der kuscht, bin nicht ich." Sein Bruder meinte zwar, er hätte sich verändert, doch Hisake selbst war anderer Meinung, wies ihn zurück. "Ich vergesse mich nicht selbst.", fuhr er fort, sich nun mit der Hand, die gerade noch den Tee umfasst hatte, einen Stift greifend und Notizen abgleichend. "Und: Das hier bin sehr wohl ich. Dieser Auftrag hier bedeutet meinen Sprung auf der Karriereleiter. Natürlich wird er mich nicht automatisch zum Chuunin machen, aber das meine ich nicht. Weitreichende Kontakte, die ich mir während meiner Zeit hier gemacht habe, auf der einen Seite. Und auf der anderen? Dort wird der Fall, der dieses Dorf schon so lange beschäftigt, mir einen Ruf einbringen, der mich aus der grauen Masse der Ninja hervorstechen lässt." Er faltete die Hände, sah seinen Bruder nun eindringlich an. "Ich habe es auf diejenigen Positionen abgesehen, die für einen normalen Shinobi, wie es die meisten außer uns sind, unerreichbar sind. Die Positionen, die der Großteil der Menschen nicht einmal kennt. Diese Positionen bedeuten Einfluss. Und, Hebi, weißt du, was sie ebenfalls bedeuten? ... Macht."

Einige Sekunden lang verblieb sein Blick auf Hebi, dann stand er schließlich auf, sich seinen Mantel um die Schultern legend und dabei, ihn sich wieder anzuziehen. "Wir haben uns lange nicht gesehen, und deshalb wäre ein wenig Zeit zum Reden wohl sehr angemessen. Aber abgesehen davon, dass wir das im Gehen auch tun können, biete ich dir meinen nächsten ruhigen Tag an." Inzwischen schlüpften seine Arme in die Ärmel des Kleidungsstückes; er machte deutlich, dass er sich hier nicht länger aufhalten ließ. "Aber nicht jetzt. Nicht jetzt, wo unsere Spur noch so warm ist, wir die besten Chancen haben, diesen Mord aufzuklären. Das werde ich nicht erlauben."

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Sakkaku Hebi

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Scheinbar hatten Hebi und Hisake ganz offensichtlich grundverschiedene Ideen von der Beschaffung von Macht. Während sein Bruder der Meinung war, sich jene mittels formidabler, ehrlicher Arbeit verdienen zu können, sah Hebi eindeutig einige Grenzen in dieser Vorgehensweise. Man konnte so viel arbeiten wie man wollte, sich mit so vielen Leuten gutstellen, dass einem fast der Arsch vor lauter Kontakten platzte, aber gab es nicht dennoch immer wieder jene, die einem einen Strich durch die Rechnung machen würden? Man konnte das System infiltrieren, die Leute hier und dort manipulieren, aber würde man es somit bis ganz nach oben schaffen? Hebi hatte da so seine Zweifel. Dennoch war es nicht einmal seine Ansichtsweise gegenüber Hisakes Vorgehen, welche gerade für so viel Unverständnis bei dem Sakkaku sorgte. Es war viel eher sein eigenes Ego, das ihm mal wieder im Weg stand. Für Hebi war dieses Herumgekusche nichts weiter als ein einziger Akt der Schwäche. Niemals im Leben könnte er sich vorstellen, sich so sehr für seine Ziele zu verbiegen, auf seinen eigenen Stolz zu scheißen, dass er anderen plötzlich die Möglichkeit bot, ihn kaputt zu machen. Natürlich unterlag auch er irgendwo als Ninja dem Kommando eines Höhergestellten und musste sich in einem gewissen Maß fügen, dennoch war er nicht gewillt, es so sehr ausufern zu lassen, dass es ganze Jahre seines Lebens zerstörte und er am Ende nur noch für irgendeinen Auftrag lebte, keinen Schlaf mehr bekam und von ihm nichts weiter als ein arbeitswütiges Würstchen übrig blieb. Hebi sagte allerdings nichts dazu. Hisake schien bereits zu vernebelt, alsdass er auf irgendwas entgegen seiner eigenen Meinung hören würde, während der Größere auch irgendwo hoffte, dass er wieder herunterkam, sobald die Mission ihr Ende gefunden hat, denn mal ganz ehrlich: Wer glaubte Hisake denn bitte, dass er vorher einen freien Tag bekommen und ihn Hebi widmen würde, wenn er sich doch auch da um den Fall kümmern könnte? „Bla, bla, blaaaa - du meinst dann, wenn der Fall abgeschlossen ist?“, fragte das Rotauge rein rhetorisch und stand auf, trank noch schnell den mittlerweile lauwarmen Tee, für den sich sein Bruder offensichtlich zu schade war und fragte sich, von was für einer Spur er gerade sprach. Er und Hebi müssten doch auf dem gleichen Wissensstand sein, oder? Hatte der 16jährige irgendwas verpasst? Hm, konnte gut sein, war das ganze Gedöns mit der Aufmerksamkeit immerhin so eine Sache, die Hebi noch einmal üben müsste. „Ich wäre dir übrigens sehr verbunden, wenn du mir zuerst sagen könntest, wo du schon wieder hinrennen willst.“ „Amegakure hat überall seine Augen und Ohren.“ Jetzt fing Hisake auch noch so an? Irgendwie kam ihm so ein Mist ja bekannt vor. Wieso konnte er nicht einfach sagen, dass er eine Informationsquelle besuchen gehen wollte? Was war daran so schwer? Und wieso überkam Hebi das plötzliche Verlangen, ihm eine zu klatschen?
Er schloss die Augen und atmete einmal schwer durch, um sich von seinem Gewaltbedanken zu befreien und folgte anschließend seinem Bruder aus dem Komplex heraus auf die Straßen Amegakures.

Wie immer regnete es und die Luft stank nach allem, aber bloß nicht nach irgendwas Gesundem. Typisch für dieses Dorf, aber nicht weiter störend für die beiden Genin, die nach einiger Laufzeit und vielen Momenten des Schweigens – Hebi war zu bockig, um mit Hisake zu reden – bei einem kleinen Laden ankamen, der Okkultes zu verkaufen schien. Allein vom Äußerlichen her machte der Shop keinen allzu einladenden Eindruck, fand man in den Schaufenster beispielsweise bereits die ein oder andere brutal aufgespießte Voodoo-Puppe, die mit einem Seil um den Hals auf Augenhöhe der meisten vorbeiziehenden Passanten hing. Ging man herein und wagte einen Blick in den Laden selbst, so konnte man einige seltsam in Pose gesetzten Modellpuppen erkennen, welche in geradezu grotesker Haltung dem Beobachter entgegenstierten. Manche wirkten tatsächlich wie tote Menschen, hätten sie nicht diese Übergänge von Glied zu Glied, die aufwiesen, dass es sich lediglich um Plastik und andere Stoffe handelte. Eins der Teile schien sogar die Funktion eines Blumentopfes übertragen bekommen zu haben: Die Schädeldecke war weg und sinnbildlich für ein Gehirn prangten einige rote Rosenblätter hervor. In den Regalen fand man reichlich komisches Zeug, angefangen bei diversen Anhängern bis herüber zu Büchern, die sich mit irgendwelchen dunklen Ritualen beschäftigten, Geisterbeschwörungen und all dem Zeug. Vielleicht sollte Hebi was für Umiko mitgehen lassen?
 
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Sakkaku Hebi

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Dieser Laden verdiente seine Bezeichnung tatsächlich, sofern man Okkultismus mit einer Reihe überwiegend schwarzer, silberner oder samtroter Gegenstände in Verbindung brachte, an denen mehr Totenköpfe, Pentagramme und Spitzen befestigt worden waren als gut für sie wäre. Allgemein durchdrang dieses düstere Gemäuer jedoch eher der altehrwürdige Charme eines An- und Verkaufs… mit 86% mehr Spinnweben. Die modrigen alten Holzregale, die vor lauter Okkultismus überquollen, die aufgestapelten Kisten, die einem hier und da den Durchgang dazwischen versperrten und das Durchschreiten des Ladens zum Gang durch ein Labyrinth gestalteten und nicht zuletzt der verlassene. staubüberzogene Ladentisch ließen bei den Genin kaum je die Frage entstehen, weshalb es sich bei ihnen um die derzeit einzigen Kunden handelte – und das möglicherweise seit langem.

„Denk nicht mal dran hier irgendwas mitgehen zu lassen, Junge.“, bellte der alte Mann hinterm Tresen seinen neuen Kunden an. Wo er herkam oder vielmehr wo er vor einem Augenblick gewesen sein mochte schien nicht ganz so einfach zu klären. Vermutlich war er einfach beim Betreten des Ladens von den Ninja übersehen worden, richtig? Nicht weiter schwierig bei dem dämmrigen Licht hier drinnen und der Unmenge an Gegenständen – in den Augen des normalsterblichen Ottonormalverbrauchers nicht mehr als untauglicher Tand und Trödel, den mit Ausnahme von Sektierern und anderen schwarzgekleideten Spinnern sowieso keiner haben wollte. Auf jeden Fall konnte der Greis nicht einfach so aus dem Nirgendwo hinter seinem Ladentisch aufgetaucht sein, denn alte Leute schossen nicht einfach so wie Pilze aus dem Boden. Ganz im Gegenteil zu seiner zufälligen Laufkundschaft hatte der Alte jedoch keine Probleme mit dieser Frage, ebenso wenig fiel es ihm schwer, die halbwüchsige Bande, während sie so durch die überfüllten Regale mäanderten, im Auge zu behalten. Er hatte da so seine Erfahrungen mit halbwüchsigen Kerlen und ihren zwielichtigen Absichten. Meistens steckte mehr dahinter als man auf den ersten Blick zu erkennen glaubte. Der große dunkelhaarige mit den roten Augen beispielsweise hatte sich die überteuerten Sonderangebote eine Spur zu neugierig angeglotzt, was die Meinung des alten anging. „Es sei denn du hättest die Absicht dafür bezahlen. Ich könnte euch ein hübsches Sümmchen für das Ouija-Brett dort hinten machen, was sagt ihr? Das wäre doch sicher ein großer Spaß! Ein Gemeinschaftsspiel für die jungen Herrschaften, so als Zeitvertreib für verregnete Tage.“ Man konnte schließlich nicht immer Sonnenschein erwarten. Oder nie, wenn man in dieser Stadt wohnte. „Und glauben sie mir, man lernt bei jeder Sitzung etwas dazu.“ Er rieb sich breit grinsend die Hände, während sich in seinem Kopf diverse Preise, Zuschläge und Gewinnspannen zusammenfanden, sich in Reih und Glied zu einer sehr kostspieleigen Parade hinreißen ließen, die schließlich mit diesem unverkennbaren Geräusch im Geist des Mannes endete: Ka-tsching! „Wir hätten auch Räucherstäbchen, schwarze Kerzen und viele weitere Gegenstände im Angebot, die ihnen gewissermaßen eine passende Atmosphäre erschaffen helfen. Sehen sie sich ruhig noch etwas um. Ich bin immer in Sichtweite, wenn sie mich brauchen sollten.“ Mit einem freundlichen Hinweis, dass gewisse Fingerübungen in diesem Laden nicht ungesehen bleiben würden, widmete sich der Alte endlich wieder anderen Aufgeben, die den Inhalt eines großen Kartons auf dem Tresen betrafen.

Hier gab es erstaunlich viel zu entdecken, das den starken Eindruck erweckte, dem Geist eines ziemlich verstörten und verdrehten Kunsthandwerkers entsprungen zu sein. Der Rest waren überwiegend sehr alte Möbel und Haushaltsgegenstände mit eingeritzten Symbolen oder die Fantasie anregenden Mustern. Der alte Ladenbesitzer schien sich trotz seiner unterschwelligen Warnung überhaupt nichtmehr für seine Kundschaft zu interessieren und war völlig in seinen Karton vertieft. Die perfekte Gelegenheit für jene Art von überraschenden Zufällen also, bei denen kleine Schmuckstücke, Bücher oder das Tafelsilber – ein schrecklich hinterhältiges Eigenleben entwickelnd, an dem der erstaunte Kunde selbstverständlich in keiner Weise beteiligt war – urplötzlich aus dem Regal heraus direkt in die ideal platzierten und passenderweise geöffneten Taschen fallen ließen. Sapperlot!

„Ich muss darum bitten, keines der ausgestellten Stücke zu berühren. Nur um Missverständnisse zu vermeiden… Sakkaku Hebi?“ Die Stimme, die einem der beiden Neukunden des Ladens „Tsuchinoko’s tausend Wunderdinge“ mit Sicherheit bekannt vorkommen dürfte, wenn auch augenblicklich nicht mehr ganz eindeutig zuzuordnen. Dieser Umstand dürfte sich jedoch mit einem Blick auf jene Person erledigen, zu der die Stimme gehörte – ein kleiner, schmächtig wirkender junger Mann mit weißem Haar und ebenso roten Augen wie die seiner beiden Kunden. Obwohl jedoch sein Schopf die Farbe eines Greises hatte, war dieses Kerlchen gerade mal ein Teenager. Mit den Händen in den Taschen seiner weißen Ski-Jacke und einem Gesichtsausdruck, dem man den leichten Schock angesichts des altbekannten Ninja Hebi vage ansehen konnte, hatte ein weiterer Darsteller die Bühne dieses skurrilen kleinen Stückes betreten – wenngleich die Umstände seines Auftauchens erneut die Fragen aufwarfen, die schon der Greis an der Ladentheke angeregt hatte: Stand der gerade eben auch schon da? Wie konnte man den hier drin übersehen? „Was machst du denn hier?“, nach einem Seitenblick auf den zweiten Jungen gefolgt von: „Ah, verstehe… aber ich gehe mal davon aus, dass ihr beiden nicht allein wegen eines Stadtbummels bei unserem schönen Wetter hier seid? Oder sind wir neuerdings schon unter die Teufelsanbeter gegangen?“ Trotz des bekanntermaßen schlechten Wetters dieser Stadt und dem Schädel auf dem Kaminsims war dieses Haus wohl kaum dem Vergleich mit anderen Detekteien würdig. Allerdings befand sich in diesem Moment eine Person im Raum, auf die die Berufsbezeichnung allemal zutraf. Und allein das Auftauchen eines alten Bekannten nach so langer Zeit genügte, um ihre Neugier zu wecken. Das Spiel hatte begonnen… auf ein Neues!
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Geschrieben von Kazegawa Toru
 
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