"Geht doch!", kommentierte der Junge verschmitzt lächelnd, dass es nun endlich ernst wurde. Der Regen, der vereinzelte, wenn auch viele Schlammlöcher mit Wasser gefüllt hatte, hatte das Kampffeld nunmehr vollständig gewandelt und zwang die beiden Ninja dazu, ihre Taktik zu ändern und auf dieses anzupassen. Während Souta beabsichtigte, seine eigene Körperbeherrschung vollkommen auszunutzen und zum Vorteil zu nutzen, fragte er sich gleichzeitig, was Kumiko dagegen mit ihrer maximalen Geschwindigkeit ausrichten konnte, ob sie auf dem derzeitigen Untergrund nicht viel eher ein Nachteil war. Seine Arme noch immer schützend vor sich haltend, erwiderte auf die Aussage des Mädchens, dass sie bereits drei Ideen für neue Techniken hatte, kurz: "Ich hab' eine, aber ich erwarte dasselbe!" Dann ging es schließlich los: Mit einem Affenzahn, der Souta für einen kurzen Moment an die Trainingseinheiten mit seinem Großvater erinnerte, stoß sie sich von einem Baum ab und schoss auf ihn los, dabei eine solche Geschwindigkeit besitzend, dass er sie kaum noch verschwommen wahrnehmen konnte. Auf seinen eigenen Instinkt hörend, denn mehr hatte er in dieser Situation nicht, tauchte er zur Seite ab, um einem entgegenkommenden Angriff auszuweichen, nur um den Bruchteil eines Augenblickes später zu erkennen, dass Kumiko längst schon in die andere Richtung abgebogen war, ihn trotz ihrer Geschwindigkeit nicht frontal anzugreifen versuchte. Hätte Kumiko nicht längst schon begonnen, immer kleiner werdende Kreise um den Yamasaru zu ziehen, stände er dank diesem fehlgeschlagenen Manöver nahezu jedweder Aktion des Mädchens wehrlos gegenüber. Unbewusst kam ein Gefühl auf, dass er schon lange nicht mehr verspürt hatte: Schutzlosigkeit.
Sich wie ein Anfänger von einem überlegenen Gegner ausspielen zu lassen und auf eine Finte hereinzufallen, die wahrscheinlich nicht einmal von diesem ausging, sondern mit der man sich selbst getäuscht hatte, zeigte einem deutlich die eigenen Grenzen auf. Doch...
...das gefiel ihm. Sein herausforderndes, teilweise verschmitztes Lächeln wandelte sich zu einem, auf dem sich die mit Anspannung gemischte Aufregung abzeichnete. Sich den eigenen Grenzen bewusst zu werden, bedeutete vieles, trieb seinen Puls stark in die Höhe, ließ ihn instinktiv eine Gefahr verspüren, die für einen Sparringskampf normalerweise viel zu stark gewesen wäre, und ihm das Adrenalin in die Venen schießen. Wozu diese Erkenntnis aber sicherlich nicht führte, war sie einfach zu akzeptieren. So fing er sich wieder, als Kumiko ihn umkreiste und versuchte dem Schemen, das sie hinterließ, zu folgen. Ein sichtbarer, ungleich besserer Anhaltspunkt war jedoch der Schlamm, auf dem sie sich plötzlich mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit und Präzision zu bewegen vermochte, so wie er es der ihn umhüllenden Wand aus Schlamm entnomm. Mit pochendem Herz und starkem Atem beobachtete er den Zirkel, stand unter stärkster Anspannung, ehe er sich zu einem waghalsigen Manöver entschied. Einmal um sein Bein gewickelt, sodass er sie, wenn er unter seine Hose griff, mit einem Mal herausziehen konnte, befand sich eine Schriftrolle. Und dies tat er dann tatsächlich auch, hatte alles auf die eine Karte gesetzt, besser jetzt als nie seine Waffe zu zücken. Die eine Hand zog schlussendlich die Rolle unter dem Hosenbund hervor, während die andere diese berühte, mit einem kurzen Chakraimpuls eine Wolke erzeugte, unter der der lange, rote Stab erschien. Doch gerade, als dieser zum Einsatz kommen sollte, landete bereits der Angriff seiner Gegnerin. Was genau sie gemacht hatte, konnte er gar nicht mehr wahrnehmen, doch als sich letztlich das spitze Knie in seine Magengrube rammte, wurde er ein ganzes Stück nach hinten geschleudert und verlor dadurch seinen Halt.
Ausgeklügelte Taktiken, gut geplante Manöver, all das war nicht nur in einem Kampf gegen einen überlegenen Gegner fehl am Platz, Soutas Meinung nach hatte das unter Taijutsukas so oder so nichts verloren. Letztendlich war es nämlich sein Instinkt, der ihn dazu verleitet hatte, im Fall seinen Bo fest an der Spitze zu umklammern, in der Luft seinen Körper ähnlich eines Rückwärtssaltos zu manövrieren und somit den Bo hinter bzw. unter sich in den matschigen Boden zu rammen, sich auf seiner Waffe mit einem Handstand zu halten. Eine Art umgekehrtes Akurobatto Dansu, angepasst an die Situation. Sich aus diesem schließlich abdrücken, auf dem Ast des hinter ihm stehenden Baumes landen und den Kampf dort fortführen, das hatte ihm seine Intuition gesagt. In dem Moment jedoch, als er seine Bauchmuskeln angespannt hatte, machte sich ein starker Schmerz in seiner Magengegend bemerkbar, ähnlich des Gefühles eines kleinen, wenn auch effektiven Risses. So verlor er noch in der Schwungbewegung seinen Halt, drückte sich somit nicht nach oben ab, sondern wirbelte erst ziellos in der Luft umher, um dann schließlich gegen den Stamm des Baumes zu knallen, daraufhin in den kalten Schlamm zu fallen. Auf der Seite liegend verharrte er dort einige Momente, hielt sich den Magen, während der Großteil seines Körpers vom Matsch bedeckt war. Dort liegen bleiben, sich auf dem Rücken umherrollen und warten, bis der Schmerz verging, eine verlockende Versuchung, einfach und entspannend. Doch wenn er das tun würde, nun einfach aufgäbe, dann wäre er kein Taijutsuka, hielte er sich nicht an seine Prinzipien. Kämpfen bis zum Ende, Zähne zusammen beißen und durch, niemals zurückschrecken, niemals aufgeben, gefälligst nicht den verdammten Schwanz einziehen. Er wollte diesen Kampf, wollte einen stärkeren Gegner, dann musste er auch dafür einstehen. Mit den Zähnen biss er sich krampfhaft auf die Lippe, die Hand, die gerade noch seinen Bauch hielt, wurde zur Faust geballt und die andere Hand ergriff den Stab. Dadurch, dass er diesen auf den Boden drückte, während er ihn ungefähr in der Mitte hielt, sorgte er für den nötigen Halt, richtete sich krampfhaft und stark keuchend auf. "Dieses Mal...", presste er angestrengt heraus, blickte dann auf den Ast über sich und versuchte, ihn mit einem Sprung zu erreichen. Das Brennen der unzähligen Schrammen, den Schwindel und insbesondere diesen absurden Schmerz, den er in seinen Bauchmuskeln verspürte, er wollte all dies einfach verdrängen. Doch insbesondere letzteres holte ihn dann schließlich ein, als er gerade in die Hocke ging und zum Sprung ansetzte. Erneut fiel er zu Boden, kugelte sich diesmal so ein, dass sein Bauch nicht angespannt war. So sehr er sich bewegen wollte, so wenig wollte ihm sein Körper gehorchen. "Verdammt..." Jeder weitere Versuch, sich mit dem Arm abzustützen und aufzustehen, wurde ihm verwehrt, war es ihm doch gerade unmöglich, seine Bauchmuskeln anzuspannen. Aber, er würde es weiter versuchen...