Michiyo Kumiko
Active Member
Ein weiteres Mal hatte die Dorfverwaltung die Blondine einer Mission zugeteilt. Der Brief, der eine solche Entscheidung für gewöhnlich ankündigte, hatte drei Tage zuvor in ihrem Briefkasten gelegen und ihr so die nötige Vorlaufzeit verschafft, sich an diesem Vormittag angemessen vorbereitet wähnen zu können. Ihre gesamte Ausrüstung lag schon bereit, als sie am Morgen aufgestanden war, sodass sie sich keinen künstlichen Stress zu machen brauchte. Sie konnte sich in aller Ruhe in Schale werfen und hatte für diese Mission einen dunkelroten Yukata ausgewählt, den sie erst am Vortag aus der Änderungsschneiderei abgeholt hatte – dort hatte sie das Kleidungsstück ihren speziellen beruflichen Bedürfnissen entsprechend anpassen lassen und versah all die kleinen, unscheinbaren Verstecke mit Waffen, ehe sie sich erst das weiße Unterkleid und später auch den eigentlichen Yukata überstreifte. Gute zwanzig Minuten vor der vereinbarten Zeit war die Blondine noch einen letzten Blick in den Spiegel und matschte ihre Verpflegung lieblos zusammen, die selbstredend postwendend in bei ihrer restlichen Ausrüstung verstaut wurde, ehe sie den ebenfalls vorbereiteten, weißen Regenschirm an sich nahm, der neben der Tür lehnte und sich, fertig ausgerüstet, zur Tür hinaus wagte. Die Nachrichten der letzten Tage waren voll von Berichten über die besorgniserregende Wetterlage. Deshalb hatte die Blondine gleich mehrere Garnituren Wechselwäsche eingepackt und mehrfach sichergestellt, dass all ihr Zeug wasserfest verstaut war; abgesehen von den Dingen, auf die sie im Notfall schnellstmöglich Zugriff bräuchte selbstverständlich. So ausstaffiert stakste Kumiko, noch immer fünfzehn Minuten zu früh dran, mit Moppsgeschwindigkeit zu ihrem Treffpunkt, dem Dorftor.
Dort warteten bereits vier Planwagen auf die zugeteilte Gruppe, als die Blondine zehn Minuten vor der festgelegten Zeit am Tor sprichwörtlich aufschlug und einen beeindruckenden Fahrtwind mitbrachte, der einige Sekunden nach ihr ebenfalls dort eintraf. In der bloßen Annahme, dass die Karawane, die schon in den Startlöchern war, diejenige sein müsste, die sie mit noch jemand anderem zu begleiten hatte, nickte sie allen Anwesenden knapp zu und zückte ihre Missionszuteilung, um sich die Details noch ein letztes Mal durch den Kopf gehen zu lassen:
Der skeptische Gesichtsausdruck Tazaki-sans ließ mitnichten nach, im Gegenteil. Seine Zweifel schienen tatsächlich noch größer zu werden. »Guten Morgen … Heißt das, ihr seid nur zu zweit?« Jetzt war es an der Blondine, zu nicken. Die Information schien dem Klienten nicht zu schmecken, denn seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass sich eine steile Falte auf der Stirn bildete, auf der sich ohnehin schon die ersten Alterslinien andeuteten: »Dann hoffe ich, dass ihr beide stärker seid, als ihr ausseht. Wird der andere denn wenigstens pünktlich sein? Ich habe keine Zeit zu verschwenden.« Die Blondine warf Tazaki einen emotionslosen Blick aus dem Augenwinkel zu, während sie den Platz nach dem Zweiten im Bunde scannte. »Ich kann Ihnen versichern, dass wir für diese Aufgabe mehr als ausreichend sein werden. Darüber hinaus rechne ich nicht mit einer Verspätung seinerseits. Sollte ich mich allerdings bei Letzterem irren, habe ich keine Einwände, sollten sie sich dennoch zum Aufbruch entscheiden.« Damit war ihr Standpunkt klar: Kumiko war davon überzeugt, dass sie diesen Auftrag schaffen konnten und das nötigenfalls auch alleine. Weiterhin war damit klargestellt, dass sie mit jemandem, der zu spät kam, nichts anfangen konnte und ihn als Hindernis betrachtete, der besser daheimzubleiben hatte, aber es waren ja noch gute zehn Minuten, bis es zehn Uhr schlug, die angewiesene Uhrzeit zum Missionsbeginn.
Tazaki-san entschied sich brummend dazu, zu den Planwagen zurückzukehren und die letzten Startvorbereitungen zu treffen, während Michiyo-chan kerzengerade mitten auf dem Platz vor dem Dorftor darauf wartete, dass ein Takeshi Rai zu ihr stieß und sich nebenher ein paar Gedanken machte, wer dieser Kerl wohl sein mochte und was er für Fähigkeiten mitbrachte. Einerseits hoffte sie, es mit einem frischen Mitstreiter zu tun zu bekommen, denn auch wenn sie es sich nicht hatte anmerken lassen: Ein bisschen hatte sie es genossen, jemand Neues anleiten und unterstützen zu können, obwohl – und deshalb hoffte sie auch ein bisschen, jemand Erfahrenen zugeteilt bekommen zu heben – sie streckenweise vielleicht zu hart vorgegangen war und als allererstes gleich mal das Weltbild der frischen Akademieabsolventin auf den Kopf gestellt hatte. Nekoyami Natsuko … die Blondine musste für sich selbst noch klären, ob sie das Mädchen mit der Katze jetzt mochte, oder nicht, aber das war jetzt nicht wichtig: Es zählte der erfolgreiche Abschluss der Mission – und dafür würde sie alles tun, was nötig wurde.
Dort warteten bereits vier Planwagen auf die zugeteilte Gruppe, als die Blondine zehn Minuten vor der festgelegten Zeit am Tor sprichwörtlich aufschlug und einen beeindruckenden Fahrtwind mitbrachte, der einige Sekunden nach ihr ebenfalls dort eintraf. In der bloßen Annahme, dass die Karawane, die schon in den Startlöchern war, diejenige sein müsste, die sie mit noch jemand anderem zu begleiten hatte, nickte sie allen Anwesenden knapp zu und zückte ihre Missionszuteilung, um sich die Details noch ein letztes Mal durch den Kopf gehen zu lassen:
Einmal mehr kam es ihr unpassend vor, als Genin eine Mission zu leiten, aber Befehl war eben Befehl und wurde ohne Frage perfekt und buchstabengetreu ausgeführt. Dass sie sich ständig in Bewegung befänden, bedeutete zwar leider, dass sie sich kein Bild aus erster Hand machen konnte, was Takeshi-kuns Fähigkeiten betraf, aber irgendwie würde sie da schon ihre Infos bekommen. Gleichermaßen hatte sie sich des Namens ihres Klienten vergewissert und mutmaßte kurzerhand, dass es sich bei Tazaki Jun um den mitte Dreißigjährigen handelte, der mit seiner relativ edlen Gewandung und einem skeptischen, musternden Gesichtsausdruck auf sie zu stapfte. »Ähm«, eröffnete er und schien unschlüssig, wie er sie ansprechen sollte, als er in dem seit einer guten Woche ununterbrochenen Regen nahe genug an sie herangekommen war, um nicht brüllen zu müssen. Sie nahm ihm die Qual der Wahl einer Anrede ab, indem sie sich zu ihm umwandte: »Ich grüße Sie. Tazaki Jun-san, nehme ich an?« Er nickte lediglich und musterte sie unverhohlen. Wäre Kumiko auch nur ein wenig begabter im Umgang mit Leuten, hätte sie sicherlich verstanden, dass er an aufgrund ihres Alters an ihren Fähigkeiten zweifelte. So aber ließ sie ihn unwissenderweise einfach machen und fuhr ungerührt fort. »Mein Name ist Michiyo Kumiko und ich wurde Ihrer Karawane als Geleitschutz zugeteilt.« Man könnte meinen, dass sie jetzt fertig war, aber es gab noch ein Detail, das sie loswerden wollte: »Ich erwarte noch eine weitere Person, die an diesem Auftrag teilnehmen soll, dann sind wir bereit, abzureisen.«Missionszuteilung, Rang C:
Michiyo Kumiko, Genin, Missionsleitung
Takeshi Rai, Genin
Ort der Mission:
Shirogakure/Kumogakure
Art der Mission:
Geleitschutz einer Karawane. Die Aufgabe der oben genannten lautet: Geleit der Karawane auf dem Weg von Shirogakure nach Kumogakure zu leisten. Verantwortlicher der Karawane ist Tazaki Jun.
Kontakt mit Räubern oder Ähnlichem wird nicht erwartet, ist jedoch nicht auszuschließen.
Der skeptische Gesichtsausdruck Tazaki-sans ließ mitnichten nach, im Gegenteil. Seine Zweifel schienen tatsächlich noch größer zu werden. »Guten Morgen … Heißt das, ihr seid nur zu zweit?« Jetzt war es an der Blondine, zu nicken. Die Information schien dem Klienten nicht zu schmecken, denn seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass sich eine steile Falte auf der Stirn bildete, auf der sich ohnehin schon die ersten Alterslinien andeuteten: »Dann hoffe ich, dass ihr beide stärker seid, als ihr ausseht. Wird der andere denn wenigstens pünktlich sein? Ich habe keine Zeit zu verschwenden.« Die Blondine warf Tazaki einen emotionslosen Blick aus dem Augenwinkel zu, während sie den Platz nach dem Zweiten im Bunde scannte. »Ich kann Ihnen versichern, dass wir für diese Aufgabe mehr als ausreichend sein werden. Darüber hinaus rechne ich nicht mit einer Verspätung seinerseits. Sollte ich mich allerdings bei Letzterem irren, habe ich keine Einwände, sollten sie sich dennoch zum Aufbruch entscheiden.« Damit war ihr Standpunkt klar: Kumiko war davon überzeugt, dass sie diesen Auftrag schaffen konnten und das nötigenfalls auch alleine. Weiterhin war damit klargestellt, dass sie mit jemandem, der zu spät kam, nichts anfangen konnte und ihn als Hindernis betrachtete, der besser daheimzubleiben hatte, aber es waren ja noch gute zehn Minuten, bis es zehn Uhr schlug, die angewiesene Uhrzeit zum Missionsbeginn.
Tazaki-san entschied sich brummend dazu, zu den Planwagen zurückzukehren und die letzten Startvorbereitungen zu treffen, während Michiyo-chan kerzengerade mitten auf dem Platz vor dem Dorftor darauf wartete, dass ein Takeshi Rai zu ihr stieß und sich nebenher ein paar Gedanken machte, wer dieser Kerl wohl sein mochte und was er für Fähigkeiten mitbrachte. Einerseits hoffte sie, es mit einem frischen Mitstreiter zu tun zu bekommen, denn auch wenn sie es sich nicht hatte anmerken lassen: Ein bisschen hatte sie es genossen, jemand Neues anleiten und unterstützen zu können, obwohl – und deshalb hoffte sie auch ein bisschen, jemand Erfahrenen zugeteilt bekommen zu heben – sie streckenweise vielleicht zu hart vorgegangen war und als allererstes gleich mal das Weltbild der frischen Akademieabsolventin auf den Kopf gestellt hatte. Nekoyami Natsuko … die Blondine musste für sich selbst noch klären, ob sie das Mädchen mit der Katze jetzt mochte, oder nicht, aber das war jetzt nicht wichtig: Es zählte der erfolgreiche Abschluss der Mission – und dafür würde sie alles tun, was nötig wurde.