Yamakabe Isamu
Genin
Job: Schwänzen gibts nicht!
Sorgfältig erneuerte Isamu die beiden Striche über seinen Augen. Trotz fehlendem Spiegel war es nach so langer Zeit kein Problem mehr die Striche so anzubringen, dass sie ganz genau da waren, wo man Augenbrauen vermuten würde. Die Striche vom Vortag waren zwar noch gut sichtbar und man konnte auf den ersten Blick kein Verblassen beobachten, doch Isamu wusste inzwischen, dass sie selten den zweiten Tag überlebten. Also lieber auf Nummer sichergehen, denn immerhin waren seine Augenbrauen eines der wenigen optischen Merkmale, auf die er Wert legte.
Sein morgendliches Work-out, die dazugehörige Yogaeinheit und die darauffolgende kalte Dusche waren auch schon erledigt. Er musste sich also nur noch in seine Kluft werfen und schon war er bereit für seinen ersten Job nach seiner Akademiezeit. Ironischerweise führte ihn dieser gleich wieder zurück an die Akademie, jedoch nicht als Schüler, sondern als Dienstleister. Warum? Es mussten ein paar schwarze Schafe auf Spur gebracht werden: Faule Schulschwänzer.
Isamu tapste voller Tatendrang die Treppe hinunter in den Flur. “Bin weg, Vater.”, verabschiedete er sich wie immer kurz abgebunden und war schon fast zur Tür raus, als sein Vater ihm antwortete. “Alles klar, mein Junge. Dann zeig der Welt da draußen mal, was es heißt, ein Yamakabe zu sein!” Das musste man ihm nicht zweimal sagen. Dafür lebe ich, Vater. Eines Tages werde ich in die Fußstapfen von Yamakabe Han treten. Isamu schlug die Tür hinter sich zu und begann damit langsam an Fahrt aufzunehmen. Er könnte auch zur Akademie spazieren, aber warum sollte man die Zeit nicht für ein kleines Ausdauertraining nutzen. Regel 13: Stehe niemals still. Trainiere Körper und Geist in jeder freien Minute. Sie werden es dir danken. Mit dieser Regel im Kopf sprintete er durch die Straßen von Plattform 3 und entfernte sich von der Schmiede seines Vaters, seinem Zuhause.
Schon wenig später erreichte Isamu die Akademie und fand sich in den Gängen wieder, in denen er vor wenigen Tagen noch auf seinen Abschluss hingearbeitet hatte. Es war der erste Schritt auf seinem Weg zur vollkommenen Abhärtung gewesen. Ein Ziel, welches er kompromisslos verfolgen würde. Dann kam er vor dem Büro des Direktors zum Stehen. Die Wände des kleinen Vorraums waren mit Stühlen gesäumt, die für die Wartenden gedacht waren, doch Isamu hatte anderes im Sinn. Regel 13… Er schaute einmal links den Flur herunter und es war niemand zu sehen. Natürlich nicht, denn es war Unterrichtszeit und nur diese unwürdigen Schulschwänzer, saßen gerade nicht in einem Klassenraum. Regel 13… Dann schaute er rechts den Flur herunter und auch dort war niemand zu sehen. Da er den Weg zur Akademie für ein Ausdauertraining genutzt hatte, war er natürlich viel zu früh. Er tapste von einem Bein auf das andere. Nichts tun war keine Option. Da noch niemand da war, konnte er genauso gut noch einen kleinen Vinyasa Flow durchlaufen. Das würde ihm gleichzeitig die nötige Ruhe geben, die er brauchte, um den rückgratlosen Schülern ein wenig Vernunft beizubringen.
Er legte sich also auf den Boden und Begann mit einem kleinen Flow bestehend aus dem herabschauenden Hund, dem heraufschauenden Hund, sowie der Haltung des Kindes. Relativ simpel, aber effektiv. Nach ein paar Durchläufen würde sich sicher auch seine Partnerin blicken lassen. Hoffentlich wollte sie nicht allzu viel Reden und hatte eine gute Idee, wie sie die ganze Sache angehen sollten.
@Ikari Jun