Stille.
Nichts als bedrückende, schmerzende Stille. Eine Stille, die eigentlich von allerlei verschiedenen Geräuschen durchbrochen wurde - zum einen war das leise Plätschern des Wassers erwähnenswert, zum anderen das unregelmäßige Atmen der blonden Shai. Dieser Moment, diese Situation gerade, es war alles ein wenig angespannt, sodass sich das Mädchen kaum unter Kontrolle hatte und ihr Körper leicht ins Zittern geriet. Jeder normale Mensch hätte jetzt gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte, denn Kälte gab es in diesem luxuriösen Badezimmer der Sakkaku-Familie nicht. Es musste mit etwas Emotionalem zusammenhängen - mit Shiro. Nein. Eher mit dieser nervtötenden Stille, die noch immer über den zwei Genin lag, nicht in Aussicht, jemals zu verschwinden. Shai biss sich auf die Unterlippe - eine Geste, die jedes Mal zum Vorschein kam, wenn sie sich Gedanken machte und zeitgleich sogar Angst hatte. Wovor Angst? Hatte sie Angst, etwas an den Kopf geworfen zu bekommen, was sie verletzte? Angst, grob weggestoßen und zurückgelassen zu werden? Dies alles konnte bald passieren und jetzt schon wusste sie nicht einmal, wie sie auf diese überaus sozialen Gesten eigentlich reagierten sollte. Was würde sie dann tun? So wie sich Shai kannte, würde sie ihren Gedanken auf dem Flur in die Tat umsetzen: Einfach nach Hause gehen, weit weg von Shiro, weit weg von seinen Lebenseinstellungen und weit weg vom Sakkaku-Clan.. Doch wollte sie das? Sie hatte so schlimme Sachen im Kopf gehabt, die sich nach der Zeit wie in Luft auflösten und dem Mädchen wieder einen klaren Gedanken gaben - doch merkte sie erst jetzt, wie sie sich vorhin in Selbstzweifel gewälzt hatte, wie sie sich wie ein kleines Würmchen vor ihrer eigenen Angst verkriechen wollte, ohne sie zu deuten. War sie nicht eigentlich ein Mensch, der viel einstecken konnte, ohne den Schmerz und die Trauer öffentlich zu zeigen? War sie nicht immer diejenige gewesen, die ihre Vergangenheit verdrängt hatte, damit sich andere keine Sorgen um sie machen mussten? War sie es, die nach all den Verlusten immer noch auf den Beinen stand und lachte? Was sollte das? Wieso führte sich Shai denn nur so schwächlich auf...? Wieso? Dieses ganze Image passte einfach nicht zu ihr, denn die wahre Shai hätte in vielen Situationen anders gehandelt, als die Shai, die sich gerade zitternd in den Armen des Sakkaku-Sprösslings befand. Es war nicht sie. Was war nur los? Es konnte nicht ewig so weiter gehen, das war dem Mädchen klar, doch wusste sie auch nicht, wie sie diese 'Phase' wieder verlor. Sie wollte sie selbst sein, Shiro glücklich machen und nicht vor ihm weglaufen, wie ein kleines ängstliches Kind. Wo würde sie dastehen, hätte sie ihn wirklich wortlos zurückgelassen? Shai hätte sich ewige Vorwürfe gemacht im Heim, die Nacht durchgeweint und sich wohl nie wieder in ihrem Leben getraut, dem Jungen des Sakkaku-Clans unter die Augen zu treten. Sie schluckte. Trotzdem war es nun an der Zeit, diese Situation einfach mit positiveren Gedanken zu unterlegen, die negativen wegzuwerfen und an das denken, was sie glücklich machte. Egal, was nun passieren würde, Shai würde dafür geradestehen, auch wenn der Junge etwas tun würde, womit er das Herz des Mädchens in Stücke riss. Man würde ihr den Schmerz nicht ansehen, denn ein tapferes Lächeln hatte sich während der innigen Umarmung mit Shiro auf ihren Lippen gebildet... "Tu es...," sprach das Mädchen gedanklich zu sich und fühlte bereits den heftigen Stoß mit dem Shiro sie ins warme Wasser beförderte - jedoch... kam alles ganz anders, als sie dachte. Anstatt das Mädchen von sich wegzuschubsen, fühlte Shai, wie sie näher an den Körper des Jungen gedrückt wurde und ein unbeschreiblich großes Glücksgefühl in ihrer Magengegend aufflammte. Er hatte wirklich nicht vor, die Nähe zu beenden, nein, er intensivierte es nur noch! Mit geweiteten Augen starrte Shai an die Wand des Badezimmers und schloss daraufhin die Augen. Diesen Moment wollte sie festhalten für die nächsten Minuten, denn die Geborgenheit, die sie bei Shiro fühlte, durchfloss sie wie ein reißender Fluss. Ein wunderschönes Gefühl, was Shai all die Jahre vermisst hatte.
War es nun an der Zeit etwas zu sagen? Die Stille, die sich immer weiter in die Länge zog, wurde von keinem der beiden unterbrochen, deswegen spielte das Mädchen oftmals mit dem Gedanken, einfach etwas hinzuzufügen - jedoch fiel ihr nichts ein, was sie noch hätte sagen können. Shai hatte alles, was sie bedrückte, auf einen Schlag preisgegeben, was den Jungen wohl innerlich hart getroffen haben sollte - weder im positiven, noch im negativen Sinne. Ein Rütteln an der Seele vielleicht, damit er verstand, dass er sich nicht unnötig in ihrer Nähe verstellen musste, sondern so sein durfte, wie er war... Menschlichkeit zeigen. Dem Mädchen auch zeigen, dass er verletzlich war, ihr die Dinge preisgeben, die ihn bedrückten und auch die, die ihn glücklich machten. Sie wollte, dass er lebte. Zusammen mit ihr. Shai, das seelisch zerstörte, aber dennoch starke Mädchen und Shiro, der Junge, der nie wirklich fühlen durfte, was Liebe, Zuneigung und Geborgenheit eigentlich war - beide waren zwar komplett verschieden, jedoch ergänzten sie sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten, was diese große Zuneigung zwischen Shai und Shiro erst möglich gemacht hatte. Shiro brauchte jemanden, dem er vertrauen konnte, dem er sich so hingeben konnte, wie er war und auch wusste, dass man ihn trotz allem noch liebte. ~ Die Fingerkuppen des Mädchens fuhren noch immer zärtlich über den Nacken des Jungen, denn sie merkte deutlich, dass Shiro anhand dieser Zärtlichkeiten ziemlich beruhigt wurde. Vielleicht war auch dies der ausschlagebende Punkt dafür, dass Shiro nun seinen Mund öffnete und zu all dem, was Shai ihm sagte, etwas zu erwidern. Er entschuldige sich aufrichtig bei ihr - doch wieso? Shiro brauchte sich für seine Zurückhaltung, die in manchen Situationen einfach über ihn dominierte, nicht entschuldigen. Shai verstand dieses Gefühl vollkommen, auch wenn sie selbst eher zu den Leuten gehört, die in allen Dingen oftmals die Offensive ergriffen. Folglich war es unnötig, sich deswegen zu entschuldigen, jedoch dachte das Mädchen nicht einmal daran, den Jungen jetzt lachend zu unterbrechen und ihm zu sagen, dass diese Entschuldigung nicht hätte sein müssen, sondern hörte aufmerksam und schweigend zu. Alles andere wäre fehl am Platze gewesen, da Shiro nun begann, ihr wirklich alles zu sagen, was in ihm vorging und wie er fühlte. Jetzt etwas Falsches zu sagen, zerstöre nur den Moment und wenn dies geschah, könnte sich der Junge wohl nicht mehr konzentrieren... Sie gab ihm nun die Chance, alles herauszulassen, was ihn belastete - und er selbst nutzte sie. Die nächsten Worte, die er über die Lippen brachte, sprachen von einer nicht gewohnten Nähe. Shiro drückte damit aus, dass er wohl noch nie wirklich einem Menschen so nahe war, dass er nicht wusste, wie es sich anfühlte, zu lieben und dass er wohl auch niemals gedacht hatte, solch einen Menschen, für den er vielmehr empfand, als er anfangs geglaubt hatte, überhaupt auf der Welt zu finden. Auch dies verstand das Mädchen. Ihr ging es genauso, jedoch gab es für sie nur noch Shiro - es gab nur noch ihn auf der Welt, sonst niemanden! Er war derjenige, der ihr nach dieser Mission noch blieb und auch der Mensch, von dem sie nie wieder weg wollte. Sie brauchte ihn. Mehr als alles andere. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weshalb es Shai nicht sonderlich schwer fiel, sich dem Sakkaku zu öffnen und ihm zu zeigen/sagen, was genau sie fühlte und welchen Platz er bereits in ihrem Leben eingenommen hatte. Es war ein Drang, der Drang, jemanden wissen zu lassen, dass er gebraucht wurde - von Shai. Sich von ihm zu distanzieren, hätte dem Mädchen nichts gebracht, außer seelische Schmerzen, da sie körperliche Nähe einfach brauchte. Nur so konnte sie sich fallen lassen, das Leben genießen und gleichzeitig wissen, dass jemand da war, der sie liebte und bei ihr war, wenn sie ihn brauchte. Sie wollte es am ganzen Körper fühlen. Sie wollte spüren, dass sie sich auf Shiro verlassen konnte und ihre Gefühle erwidert wurden.... Shai wollte einfach nur das fühlen, was ihr nie gegeben wurde: Liebe. Shiro war für sie eine enorme Stütze geworden und - ungelogen - bekam ihr Leben erst durch ihn einen neuen Sinn. Früher hatte das Mädchen alles schon über Bord geworfen, lebte nur, um endlich auf den Tod zu warten, fühlte keine Geborgenheit mehr, keine Nähe, keine Liebe. Nur gähnende und zerstörerische Leere in ihrem Herzen, sowie auch in ihrer Seele. Alles hatte keinen Sinn mehr - zumindest für Shai. Dass sich das Mädchen langsam aber sicher in ihren Gedankengängen verirrte, hatte sie anfangs nicht gemerkt, doch gelang es ihr schnell, die Gedanken wieder auf das Thema zu lenken, was sich direkt vor ihr abspielte: Shiros wahren Gefühle. ~
Immer noch lagen sich die beiden in den Armen, waren sich so nahe wie nie zuvor und teilten die Zweisamkeit miteinander. Es war schön so, denn anhand solcher Momente fiel es einem leichter, dem anderen seine innigsten Gefühle und Gedanken preiszugeben. Das spürte wahrscheinlich auch Shiro, denn direkt nach seinen ersten Sätzen und einer winzigen Pause, glitten neue Sachen über seine Lippen, über die das Mädchen sofort intensiv nachdachte. Doch.. was redete er da? Dachte er wirklich, er tat dem Mädchen mit seinen Gesten weh? Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen Shais, denn Schmerz war alles andere, was sie fühlte, wenn Shiro Distanz suchte. Es machte sie nur etwas 'stutzig', doch das war eigentlich der erste Schritt in eine ernste Konversation, die meist anhand von Gesten oder Worten des Mädchens begann. So konnte sie ihm direkt sagen, was sie mitbekam und was sie dachte, um Shiro wissen zu lassen, dass Shai ihr Umfeld durchaus wahrnahm. Ein Charakterzug, dem das Mädchen gegönnt wurde, doch Shiro überhaupt nicht stand. Er selbst - wie er gerade sagte - nahm sich immer die erste und einfachste Variante, um sich aus solchen Situationen rauszulocken, ohne groß darüber nachzudenken, was er eigentlich damit anstellte. Ein falscher Weg, dachte sich Shai. Hatte sich Shiro schon einmal Gedanken drüber gemacht, was es überhaupt bedeutete, in einer Beziehung zu sein? Wusste er, was es hieß, jemanden zu haben, der viel über einen selbst wusste? Teilweise vielleicht, aber Shiro hatte vieles noch nicht wirklich verstanden. Shai beispielsweise hatte es mit ihrer Art und Weise geschafft, in das Innere des Jungen zu blicken, um ihn etwas mehr zu verstehen - dies war ziemlich wichtig für sie, da sie so gut es geht für ihn da sein und ihm helfen wollte, wenn es ihm schlecht ging. Je mehr sie von ihm wusste, desto leichter fiel es ihr, ihn aufzumuntern oder mit ihm zu reden. Genau das versuchte der Junge nicht bei ihr. Er verließ sich ganz auf die kommenden Situationen, doch verrieten diese nicht alles über das Innere eines Menschen - sie gaben nur Preis, was gefühlt wurde und wie man dachte. Vieles blieb im Verborgenen, doch sollte dies in einer Beziehung nicht sein. Man sollte den Partner kennen und sich ihm vollkommen öffnen können, ohne mit irgendwelchen negativen Gedanken zu leben. Dies musste Shiro lernen - und Shai würde ihm dabei helfen... ~ Ein kurzes Schlucken war zu hören, doch sollte das den Jungen ganz und gar nicht von seinem Vortrag abbringen - es entkam dem Mädchen nur, weil sie ihre überschüssigen Gedanken im wahrsten Sinne des Wortes 'heruntergeschluckt' hatte. Jetzt war sie wieder offen für neuen Gedankenstoff, den Shiro ihr sogleich lieferte, indem er etwas anschnitt, was dem Mädchen so gar nicht schmeckte: Perfektion. Neben dieser Perfektion nahm er seine Stellung innerhalb des Sakkaku-Clans in die Beziehung mit dem Mädchen ein! Was dachte er sich eigentlich? Sein Verhalten seines Standes gemäß und das Verhalten in Zweisamkeit mit Shai sollten nicht dasselbe sein. Es war nicht so, dass Shai mit zu den Dingen gehörte, die seinen Clan betrafen, denn sie war etwas Separates, was der Junge neben seinem Clanleben besaß. Er musste nicht für sie perfekt sein oder alles für sie perfekt machen, aus Angst, sie irgendwie zu enttäuschen oder sie dadurch sogar zu verlieren. Sie wollte nur, dass er sich so gab, wie er war... nicht als das baldige Clanoberhaupt Sakkaku Saishiro, sondern als Mensch.
Der Vortrag des Jungen hatte geendet und es trat erneut eine drückende Stille auf, die das ganze Badezimmer zu erfüllen schien. Nur noch das gewohnte Tropfen einiger Wassertröpfchen, die von der Nase des Mädchens auf die Oberfläche tropften, durchzog den Raum und machte die Stille um einiges angenehmer. Shai seufzte. Sie hatte soviel zu seinen Worten zu sagen, doch wollte sie ihn nicht mit unnötigem Müll vollquatschen - sie musste ihre Worte auf das Wichtigste reduzieren, sodass Shiro sofort verstand, was sie ansprechen wollte. Doch war dies leichter gesagt, als getan. Wie sollte sie am besten anfangen? So locker wie immer oder ernst bleiben? Zu allererst lockerte sie den Griff ihrer Arme und hörte auf, den Jungen am Nacken zu streicheln. Auch drückte sie sich etwas von seinem unbekleideten Oberkörper weg, dachte aber gar nicht daran, sich vollends aus der leichten Umarmung zu lösen. Ihr Kopf neigte sich ein wenig in die Höhe und ihre blauen Augen suchten die seinen, sodass sie sich vollkommen sicher sein sollte, dass er ihr zuhörte. Es war wichtig vollste Aufmerksamkeit zu haben, denn dadurch gingen die Gedanken einfach leichter über die Lippen, ohne, dass man sich verspricht oder alles doppelt bzw. dreifach wiederholen muss. ~ Shais Gesichtsausdruck war gar nicht mehr so ernst wie vorher, sondern strahlte vollste Wärme und Geborgenheit aus - auch ein Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gewagt, mit dem sie hoffte, den Sakkaku-Sprössling ein wenig zu beruhigen. "Hör zu...," begann sie in einer sanften Tonlage und legte den Kopf etwas zur Seite, was ihr einen ziemlich niedlichen Ausdruck verlieh, "...ich finde es gut, dass du mir das alles gesagt hast und ich sehe, dass sich vieles von dem mit meinen eigenen Gedanken überschnitten hat." Ein kurze Pause folgte, doch diese war genauso schnell wieder vorbei, wie sie angefangen hatte. "... bei einem deiner Gedanken hat sich jedoch mein Magen umgedreht... nämlich der letzte." Kurz erinnerte sie sich zurück an seine Worte, nahm aber schnell das Wort wieder auf: "...ich möchte nicht, dass du dich mir gegenüber so verhälst, wie dein Clan es von dir erwartet. Ich bin nicht dein Clan, ich heiße weder Sakkaku noch bin ich über irgendwelche anderen Ecken mit dir verwandt. Ich bin etwas Separates und ein Mensch, der keinerlei Perfektion von dir verlangt, egal in welcher Hinsicht, Shiro. Du brauchst keine Angst zu haben, dich mir zu öffnen oder dich so zu geben, wie du bist.. denn...," hier unterbrach sie kurz ihren Vortrag, um ein letztes Mal einzuatmen und den Rest über ihre Lippen zu bringen, "...denn es tut mir mehr weh, wenn du krampfhaft versuchst, dich zu verstellen, um Perfektion in die Sache zu bringen. So habe ich dich nicht kennengelernt und mich auch schlussendlich nicht in dich verliebt... Mir ist es recht egal, aus welchen Verhältnissen du kommst und wie du innerhalb deines Clanes stehst - das interessiert mich alles gar nicht und trägt rein gar nichts dazu bei, wie ich für dich fühle." Erneutes Schweigen. Eigentlich wollte sie sich ja kurz fassen, doch all das, was sie dachte, wollte einfach nicht in wenige Wörte abgekürzt werden, sondern in all seiner Größe heraus. "Ich liebe nicht das hier," sprach sie, drehte sich um und deutete auf den ganzen Luxus, der sich um den beiden herum befand. Danach drehte sie sich wieder zu Shiro um, legte ihren ausgestreckten Zeigefinger auf die Herzstelle des Jungen und lächelte ihn sanft an: "...ich liebe das hier..." Alle wichtigen Sachen waren draußen, doch merkte sie gleich danach, dass sie etwas wichtiges vergessen hatte. Das passierte eben, wenn man zu viel zu sagen hatte und alles gleichzeitig nicht über die Lippen bringen konnte - man vergaß etwas und musste es hinzufügen: "...du kannst bei mir nichts falsch machen, wenn du du selbst bist, denn so habe ich dich lieben gelernt und so kenne ich dich bisher. Ich möchte nichts anderes von dir kennen und will nicht, dass du dich verstellst...Mit gerunzelter Stirn musterte sie den Sakkaku-Sprössling und hob kurz eine Augenbraue an, um zeitgleich mimisch zu signalisieren, das sie keinerlei Widerspruch duldede. Shais rechte Hand erhob sich, ehe sie diese vor Shiros Stirn positionierte und ihm leicht dagegen schnippste. "Baka-kun..." Ein freches Lachen entwich ihrer Kehle, ehe sie, ohne irgendwelche Worte des Jungen abzuwarten, in die Offensive ging und ihm ihre warmen Lippen auf den Mund drückte. Shai hoffte inständig, dass er nun halbwegs seine ganzen negativen Gedanken und Ängste über Bord geschmissen hatte, die es ihm verboten, ihr gemäß zu vertrauen und sich Shai zu öffnen. Auch wenn es nicht der Fall gewesen wäre, Shai würde einfach abwarten und nichts schwerwiegendes von dem Jungen verlangen, was ihn einschüchtern würde... die Sache langsam angehen und sich ihm mehr und mehr öffnen, dasselbe natürlich auch von ihm selbst zu verlangen - sowohl seelisch als auch körperlich. Doch hatte sie während des Gespräches nicht vergessen, dass ihre zärtliche Geste von vorhin, ihn ziemlich beruhigt hatte... ob das nun auch klappte? Während des Kusses schließlich fuhr sie langsam mit der Fingerkuppen über seinen entblößten Rücken, bis sie an seinem Nacken angekommen war und ihn wiederholt dort streichelte. Das dies ziemlich fies war, wusste sie selbst, doch sie konnte einfach nicht anders - irgendwie musste man den Jungen doch von seinen Gedanken weglenken und ihm eine Situation darbieten, die es ihm ermöglicht, so zu sein, wie er wirklich war: nicht der Shiro, der für den Clan stets perfekt sein musste, sondern der Shiro, den Shai über alles auf der Welt liebte...