Also, dass das Gespräch mit Natsu allzu ernst werden würde, da brauchte sich Shunsui ganz offensichtlich keine Sorgen zu machen, denn sie war wirklich um keinen Spruch verlegen. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass sie ihm mit jedem zweiten Satz – nicht gerade subtil – etwas Zweideutiges mitteilte. Das führte natürlich dazu, dass das Gespräch locker blieb, aber natürlich auch eine gewisse Spannung im Raum zu fühlen war. Entsprechend zeichnete sich als Reaktion auf ihre Aussage hin ein raubtierhaftes Grinsen auf seinem Gesicht ab. Und ja, natürlich hatte die junge Frau recht, dass dies unter normalen Umständen keine Situation war, in welcher man ein wenig Smalltalk betrieb und sich ein wenig besser kennenlernte. Aber der Jirokou verspürte eine gewisse Arroganz durch seine Fähigkeiten und dachte nicht mal im Traum daran, in was für einer Gefahr sie hier alle schwebten, da er der Meinung war, dass er durch seine Stärker nichts zu befürchten hatte. Oh weh, das würde ein böses Erwachen geben… Aber bis dahin sollte es noch ein wenig dauern, sodass er sich zunächst noch recht sorglos geben konnte. Die Hasekura beließ es jedoch nicht dabei, sondern nahm seine Vorlage wie erwartet auf, blieb plötzlich stehen und stellte sich ihm in den Weg. Goldene Seelenspiegel beobachteten die Kumo-Nin neugierig dabei, wie sie einen Schritt auf ihn zutrat und er fragte sich, mit was sie ihn sogleich überraschen würde. Ihre Finger berührten ihn an der Hand und wanderten langsam seinen Oberarm hinauf, bis zu der Stelle, an welcher sich sein Tattoo befand. An den Stellen, an welcher ihn die weichen Finger der jungen Frau berührten, entstand eine Gänsehaut, welche er nicht unterdrücken konnte. Nach der Tätowierung hatte sich die weißhaarige Kunoichi ja bereits in Yugakure erkundigt, auch wenn sie damals wohl keine zufriedenstellende Antwort erhalten hatte, sondern auf die Zukunft vertröstet worden war. Und wer hätte gedacht, dass sich die Folgeunterhaltung zu dem Thema hier in einer dunklen Mine, umgeben von unbekannten Feinden abspielen würde? Der Jirokou zumindest nicht! Nicht nur, dass die junge Frau genau seine gleiche Wortwahl aus dem Reich des heißen Wassers gebrauchte, nein. Sie setzte noch einen drauf und teilte ihm mit, dass sie das Gespräch doch einfach dort weiterführen sollten, wo sie in Yugakure unterbrochen worden waren. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des jungen Mannes, während er sich zur Hasekura hinunterbeugte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Wirklich weit entfernt von ihm stand sie ja nicht.
„Oh, dafür haben wir glaube ich noch zu viel Kleidung an.“ Eine provokante, aber auch schelmische Aussage, die dazu führte, dass die Spannung in der Luft wirklich greifbar wurde. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass dem Jirokou dieser Tanz, das ständige hin und her wirklich genoss. Es war ein Spiel, bei welchem beide Seiten die Grenzen abtasteten und bisher war es beiden Parteien gelungen, den jeweils anderen immer wieder zu überraschen!
Aber so sehr er auch das Spiel genoss, war Shunsui auch bewusst, dass die Geschichte um seine Tätowierung alles andere als leichte Kost war.
„Hmm, wo soll ich am besten anfangen?“ Die Seelenspiegel des Blondschopfes wanderten gen dunkler Decke, während sein Verstand ratterte und er überlegte, wie viel seiner selbst er wirklich vor Natsu preisgeben wollte. Andererseits hatte sie ihm sein Leben gerettet, also hatte sie sich die Wahrheit – oder eine Wahrheit – zumindest ehrlich verdient. Man konnte es also auch als den zweiten Teil seiner Zurückzahlung ansehen, obgleich er die Vermutung hatte, dass die Kunoichi mit ihrer vorherigen Aussage auf etwas anderes hatte hinaus wollen.
„Als ich noch ein Kind war, wurden meine Eltern ermordet … von Shinobi aus Soragakure.“ Hatte der Jirokou beim ersten Teil der Aussage noch gen Decke geschaut, legten sich die goldenen Seelenspiegel beim zweiten Teil der Aussage auf Natsu und beobachteten ihre Reaktion.
„Ich habe Shinobi damals gehasst, denn ich dachte, sie seien alle so wie die Mörder meiner Eltern. Deswegen schlich ich mich in Soragakure ein, um das zu werden, was ich verabscheute, und alle Shinobi für die Tode meiner Eltern zahlen zu lassen.“ Bei diesen Worten tippte er sich auf die Tätowierung auf seiner Schulter. Natsu wusste diesen Vertrauensvorschuss hoffentlich zu schätzen, denn alles, was er sagte, konnte ihm eigentlich zum Verhängnis werden, sollte es jemals die Obrigkeit aus Soragakure in Erfahrung bringen.
„… Ich wollte die Stadt brennen sehen.“ Bei dieser Aussage und Erinnerung an seine dunkle Vergangenheit ballte der junge Mann die Faust zusammen, sodass sich der Arm mit dem Tattoo anspannte und Muskelberge hervortraten.
„Letzten Endes habe ich jedoch erkannt, dass nicht alle Shinobi schlecht sind.“ Schließlich öffnete er die Hand wieder und die Anspannung löste sich aus dem Oberarm, während er gerade aus starrte, und die Bilder der Vergangenheit sich vor seinen Augen abspielten.
„Ich habe gelernt, dass sich mein Zorn nur auf jene richten muss, denen ich das alles zu verdanken habe. Und einen davon habe ich bereits in Yugakure gefunden und den angemessenen Preis zahlen lassen.“ Ein seltsames Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, ehe er jedoch einfach mit den Schultern zuckte und sich wieder ein neutraler Ausdruck darauf bildete.
„Die Tätowierung dient als Erinnerung, dass ich einst alles um mich herum brennen sehen wollte, ich aber nun auf einem anderen Weg bin und gelernt habe, diesen Feuersturm hier in mir zu kontrollieren.“ Bei diesen Worten nahm er die Hand der jungen Frau und legte sie auf seine Brust, ganz so, als ob sie die Hitze der tosenden Feuerbrunst in seiner Brust spüren konnte – was sie natürlich nicht konnte, da das Ganze nur sinnbildlich war. Das Gespräch hatte sich definitiv in eine Richtung entwickelt, die alles andere als locker war. Doch wenn es jemanden gab, der diese Stimmung wieder zum Besseren kippen konnte, dann war es die Frau mit ihren flapsigen Sprüchen vor ihm. Das hatte sie ihm bereits wieder und wieder während ihrer bisherigen Zusammentreffen bewiesen.
Während des Gespräches hatten die Beiden noch recht nah beieinander gestanden, als der Jirokou den Blick von Natsu löste und an ihr vorbeischaute. Unerwarteterweise trat er einen Schritt vor, legte seine Hand auf ihren unteren Rücken, beugte sich ein wenig nach vorne … und riss im letzten Moment die Hasekura mit einer Drehung aus der Schussbahn von etwas, welches mit einem lauten Gebrüll an ihnen vorbei schoss. Der Blondschopf hatte nicht genau erkennen können, was es war, doch es war gewaltig gewesen und hatte sich mit einer Geschwindigkeit genähert, welcher ihrer Größe Lügen strafte. Nur im letzten Augenblick war es Shunsui dank seiner eigenen Geschwindigkeit und den ausgeprägten Reflexen gelungen, zu erkennen, dass sich ihnen etwas mit hohem Tempo näherte und ihm ausgewichen. Erst jetzt, als er die Drehung zu Ende führte und die Kumo-Nin losließ, erkannte er, mit was sie es hier zu tun hatten. Eine riesige, humanoide Gestalt, über und über mit Muskeln übersäht. Sie war sicherlich locker dreieinhalb, wenn nicht gar vier Meter groß und gut und gerne zwei oder zweieinhalb Meter breit. Es vergingen noch einige Sekunden, während sich die Kreatur bewusst wurde, dass sie ihr Ziel verfehlt hatte und sie voller Erwartung brüllte. Der Jirokou wollte dem Viech jedoch keine Chance lassen, sie nochmal anzugreifen, sodass er mit einem Satz nach vorne sprang und die Faust zum Angriff zusammenballte. Mal sehen was dieses große Mistviech von einem Gegenangriff hielt! Gerade war er vor der Kreatur aufgetaucht und wollte zuschlagen, als sich ein stechender Schmerz, von seiner vorherigen Verletzung ausgehend, durch seinen ganzen Körper ausbreitete und er seinen Angriff im letzten Moment unterbrach.
*So ein Mist!* Um den Angriff doch noch irgendwie auszuführen, nutzte der junge Mann den Schwung seines Sprintes und des abrupten Stopps, um sich in die Luft zu befördern und das riesige Viech mit einem saftigen Tritt in den Boden zu treten.
Chita! Der Boden unter den Füßen des humanoiden Berges knackte und sandte Steinsplitter in alle Richtungen, während das Viech selbst gut einen halben Meter durch die Wucht in den Boden gedrückt wurde. Schon wollte der Blondschopf zum nächsten Angriff übergehen, als ihn das riesige Viech einfach am Bein packte und ihn ihrerseits mit ungeheurer Wucht Auf den Boden schlug. Wie zuvor platzte der Boden durch den Aufprall von Shunsui auf den Boden auf, doch anders als bei ihrem riesigen Gegner, sandte das auch Blutspritzer in alle Richtungen. Die Kreatur beließ es jedoch nicht bei diesem Angriff, sondern begann den jungen Mann immer und immer wieder auf den Boden zu schlagen, hin und her. Nach einem guten halben Dutzend Male, betrachtete die Kreatur den jungen Mann und gab einen fragenden Laut von sich, ganz so, als ob sie nicht damit gerechnet hätte, dass der Blondschopf nach diesen Aufschlägen auf den Boden noch in einem Stück war. Er war auch noch mehr oder weniger bei Bewusstsein, was man an dem schmerzerfüllten Stöhnen erkennen konnte. Rasend vor Wut und mit einem lauten Brüllen, schleuderte die Kreatur den verletzten Chuunin durch die nächste Wand und machte sich an, ihm durch das Loch in der Wand zu folgen. Das Ganze war so schnell von statten gegangen, dass die Hasekura eigentlich keine Chance gehabt hatte, einzugreifen. Aber vielleicht ergab sich ja jetzt die Möglichkeit, um Shunsui aus dieser vertrackten Situation zu retten? Vielleicht aber auch nicht, näherte sich ihr doch von hinten mit langsamen Schritten eine weißhaarige Gestalt…
[Wieder bei Asami und Hatsune]
Tja, bei Asami und Hatsune konnte man gut erkennen, dass die beiden verfeindeten Fraktionen trotzdem professionell zusammenarbeiten konnten. Ironie off. Da schien eine Zivilistin in Not zu sein und was taten beide Kunoichi? Nutzten diese Gelegenheit, um sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Die arme Yuna war indes völlig panisch und hilflos tiefer in die Minen gerannt und nur der treue Begleiter der Inuzuka, Okami, hatte fürs Erste die Verfolgung aufgenommen. Lange würde der Hund jedoch nicht brauchen, um die panisch davongelaufene Zivilistin wieder einzuholen, denn schon bald neigte sich der Gang nach unten wieder und man gelangte in eine große Kaverne. Grobe Stufen waren in den Stein geschlagen und führten zu einem Weg, welcher jedoch fürs Erste von jemand Unbekanntem besetzt war. Sollten Asami und Hatsune zu Okami aufschließen und in die Kaverne gelangen, so würden sie die arme Yuna am Boden sehen, auf allen Knien, während sie vor sich hin schluchzte und wimmernde Schmerzgeräusche von sich gab. Grund dafür waren zwei Mädchen – oder waren es junge Frauen? – die jeweils ein Fingerzeichen aufrecht hielten und sich auf den vorher erwähnten in den Stein geschlagenen Stufen befanden. Dabei gab die eine ein manisches Kichern von sich.
„Hi hi hi hi hi ~.“ Die andere hingegen bedachte die am Boden liegende Yuna mit einem wahnsinnigen Blick.
„Da war jemand aber ein böses Mädchen und muss bestraft werden!“, flötete sie. Also den Gesichtsausdrücken dieser beiden Fremden zu urteilen, waren sie geistig alles andere als stabil, so viel stand fest. Egal ob Asami, Hatsune, Okami oder gar Yari – Yuna würde sich den Neuankömmlingen zuwenden und sie mit zittriger Stimme um Hilfe bitten! Diese hatte sie auf jeden Fall nötig, denn sie machte einen alles andere als gesunden Eindruck, so bleich wie sie geworden war! Eine dunkle und nicht identifizierbare Flüssigkeit tropfte ihr aus der Nase und den Ohren. Doch nicht nur das, jede Träne, die über ihr Gesicht rollte, war ebenfalls in jenem dunklen Farbton.
„H-helft m-mir … b-bitte!“, würde das arme Mädchen mit letzten Kräften und keiner Hoffnung mehr vor sich hin wimmern. Die Frage war doch, ob Hund und Katz ihre Differenzen aus dem Weg schaffen konnten, um sich diesem neuen und gefährlichen Feind zu widmen?
@Nekoyami Hatsune @Hasekura Chinatsu @Inuzuka Asami