Tsukigata Yamato
Chuunin
Eine fantastische Aussicht, nette Gesellschaft und viele neue Eindrücke. Yamato war mit dem bisherigen Verlauf der Mission mehr als zufrieden. So konnte die Reise eigentlich weitergehen. Mit jedem Höhenmeter, den die Karawane sich aus dem Gebirge herunter bewegte, wurde es wärmer und deutlich trockener. Noch hatten die Reisenden einen kühlen Wind im Rücken, der von den Bergen herabwehte, doch schon nach einigen Stunden transportierte er nichts mehr als Hitze und den feinen roten Sand, der einfach überall war. Zu ihren Füßen, in der Luft, ja sogar unter der Kleidung an Stellen, wo man ihn nicht vermutet hätte. Und auch nicht gern haben wollte. Yamato tat es Sora und den anderen Mitreisenden gleich und band sich ein Tuch locker um Mund und Nase, wann immer der Wind es zu bunt trieb. Dennoch tat dem Tsukigata das heiße, trockene Klima erstaunlich gut. Es war wohl doch etwas dran, dass ein wenig Sonnenwärme den alten Knochen guttat. Und hätte nicht ebendiese Sonne ihm beharrlich den dunklen Schopf und die helle Haut frittieren wollen – er hätte seine Observations- und Trainingsrunden um die Karawane wohl noch weiter fortgeführt. So aber beschränkte er sie auf ein notwendiges Minimum und hielt sich sonst im Schatten der Plane bei Ai und Arata auf. „Ganz schön knackig. das Wetter.“, kommentierte er, ausgestreckt auf einem Getreidesack liegend. Wangen und Nasenrücken des Tsukigata waren von Sonne und Hitze gerötet und der Schweiß ließ ihm ein paar schwarze Strähnen auf der Stirn kleben. Dennoch sah er zufrieden aus. „Aber bisher ist es in Ordnung, solange ich mich nicht zu viel bewege.“. Träge angelte er sich zwei Calciumtabletten aus seiner Tasche und kaute ein paar Mal unlustig darauf herum, bevor er sie mit viel Wasser hinunterspülte. Die Milch hatte er vor einer Weile schon zügig ausgetrunken, damit sie in dem Wetter nicht verdarb. Wenn sie wie geplant zur Nacht die Oase erreichten, konnte er sich dort hoffentlich neu versorgen. „Ich bin hin- und hergerissen ... einerseits wäre ich nicht böse, wenn einfach nichts passiert und wir unser Ziel ohne Zwischenfall erreichen. Andererseits heißt das auch, dass wir die Ursache nicht gefunden und für spätere Reisende ausgeschaltet haben.“. Er zuckte knirschend mit den Schultern. „Halten wir uns für alles bereit. Bei den Karten wär ich aber dabei ...“, fügte er mit einem Lächeln hinzu. „Vorausgesetzt, ihr erklärt mir die Regeln.“.
Die Oase mochte sich schlicht präsentieren, aber das hielt Yamato, für den all das hier neu war, nicht von einer Erkundungstour ab. Die Kühle der Nacht weckte die Lebensgeister und so machte er sich auf einen kleinen Rundgang abseits des Lagers. Im Schein von Lagerfeuern und Laternen wanderte er ein wenig entlang der Hauptwege, kam an den Wasserstellen und Viehtränken vorbei und wechselte hier und da ein paar Worte mit anderen Reisenden. Zwar hatten einige von den Vorkommnissen in der Gegend gehört, konnten aber nichts Neues berichten. Zum Abschluss seiner Tour kehrte er noch im Gasthaus ein, nicht nur, um seine Milchvorräte aufzufüllen (die befremdlichen Blicke dabei war er mittlerweile gewohnt), sondern auch um sich den Schweiß des vergangenen Tages in einem halbwegs anständigen Bad vom Leibe zu waschen. So fühlte er sich für das, was kommen mochte oder auch nicht, einigermaßen vorbereitet und die leise Stimme, die ihm einreden wollte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis er einen seiner typischen dummen Fehler machte, blieb dank der einsetzenden Müdigkeit ungehört.
Eine ruhige Nacht und ein gutes Frühstück später machte sich die Karawane wieder auf ihren sandig-staubigen Weg und hatte die Oase bald hinter sich gelassen. Mit einem Stirnrunzeln nahm er Aratas Einschätzung auf. „Gar niemanden?“. Er zweifelte die Fähigkeiten des Yamanaka nicht an, aber das stimmte doch verwunderlich. „Vielleicht haben sie den Ort gewechselt... Zu viele verschwundene Karawanen an einem Ort ziehen auf Dauer zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber du hast Recht, das sollte uns nicht nachlässig werden lassen.“. Eher das Gegenteil von nachlässig. Auch vom Komfort des Planwagens aus war es auf Dauer anstrengend in die hellen Dünen zu blinzeln, aber es war das Beste, was sie gerade tun konnten. Das und sich bereit zu halten. Wie so oft hatte das Leben aber andere Pläne und die sahen vor, dass sich der Boden von einem Moment auf den anderen in Treibsand verwandelte. „Scheiße!“, entfuhr es dem sonst so gemäßigten Tsukigata. Alles um sie herum war in Aufruhr. Menschen, Tiere ... und vor allem der Sand, der sie unerbittlich in die Tiefe zog. Nein, das hier war kein normaler Treibsand. Es ging alles viel zu schnell ... Arata schien diese Gedanken zu teilen und sprach eine Wahrheit aus, die wohl keiner gern hörte. Sie kamen hier nicht weg. Schützend legte Yamato einen Arm um den Yamanaka und zog auch Ai an sich. Viel konnte er für seine beiden Gefährten nicht tun, aber was immer jetzt passierte – falls es überhaupt ein danach gab –, sie mussten in dem Chaos zusammenbleiben. Und vielleicht konnte er sie wenigstens etwas vor dem Sand schützen. Doch der war überall und hatte sie bald vollends verschlungen. Unendliche Sekunden vergingen in heißer, drückender Finsternis und Yamato war sich sicher, dass dies das Ende war. Selbst seine stabilen Knochen hielten der schieren Last des Sandes kaum noch Stand ... Dann war da wieder Luft. Sandige Luft. Und es ging deutlich schneller abwärts. Der Tsukigata hielt Ai und Arata so gut er konnte, damit der Aufprall vor allem ihn erwischte, aber der Fall verlief sich in einer holprigen Rutschpartie, die ihnen allenfalls ein paar blaue Flecke bescherte. Hustend rappelte Yamato sich auf. Der verdammte Sand war wirklich überall ... inklusive seiner Augen, Ohren und Nasenlöcher. „Alles okay...“, keuchte er dennoch auf Aratas Frage und befreite sich von dem feinkörnigen Elend so gut er konnte. „Und bei euch?“. Zumindest hatten sie damit das Mysterium gelöst, wie und wohin die anderen Karawanen verschwunden waren. Der Ort, an dem sie gelandet waren, stellte aber schon das nächste dar. Eine Kaverne, deren Wände deutliche Spuren von Bearbeitung zeigte ... das hier war vielleicht natürlichen Ursprungs gewesen, aber von Menschenhand weiter geformt worden. Aus der soliden Sanddecke hoch über ihren Köpfen wurde der Tsukigata derweil nicht schlau. Allerdings gab es einen weiteren Ausgang, wohin auch immer der führen mochte. „Sora-san, haltet Eure Leute erst einmal hier zusammen bis wir ausgekundschaftet haben, wie es da hinten weitergeht.“. Auch wenn das ganze Ausmaß noch nicht zu überblicken war, schienen die reisenden Händler den Fall mit nur leichten Verletzungen überstanden zu haben. „Wenn... das in Ordnung ist.“, schloss er mit einem deutlich unsicheren Blick zu Arata ab. Der war schließlich immer noch der Leiter dieser Mission. „Ich wollte dich nicht übergehen ... entschuldige bitte.“. Obwohl ihm der Lapsus ehrlich leid tat, musste es an dieser Stelle mit Entschuldigungen und Selbstzerfleischung gut sein. Niemandem war mit reuevollen Worten geholfen, wenn sie hier nicht schnellstmöglich wieder herauskamen. Und dafür mussten sie in der Tat erkunden, was hinter dieser Höhlenöffnung lag.
Yamato, der sich (mit Aratas Erlaubnis!) an die Spitze des Trupps gesetzt hatte, blieb der Mund offen stehen. Vor ihnen öffnete sich eine unterirdische Halle, die so weit war, dass er kaum ihr Ende sehen konnte. In der Mitte schraubte sich eine imposante Struktur aus Stein (oder Sand?) empor, die ein Tempel oder Palast sein mochte. Die Architektur vermochte der Tsukigata nicht einzuschätzen, aber es sah sehr, sehr alt aus. Kleinere Gebäude, Hütten eher, gruppierten sich in unregelmäßigen Abständen um den alles dominierenden Bau im Zentrum. Alles schien lang verlassen und es war so totenstill, dass Yamato kaum zu Atmen wagte. Doch irgendetwas störte dieses Bild und es dauerte einen Moment, bis er verstanden hatte, was es war. Ein umgestürzter Eimer, aus dem sich eine undefinierbare Flüssigkeit ergossen hatte hier, Stofffetzen über einem Holzgestell, das noch recht neu aussah ... Hier lebte jemand. „Da vorn...“, flüsterte er kaum hörbar und nickte in Richtung einer der Hütten. „Brennt dort Licht?“. Ihm tränten noch etwas die Augen, aber vielleicht konnten Arata oder Ai mehr sehen. „Vielleicht gibt es Überlebende ...“. Schließlich waren sie nicht die erste Karawane, die hier gestrandet war. Auch wenn es kein gutes Zeichen wäre, dass die Leute noch immer hier waren. Die Alternative – dass sie die Urheber für das Verschwinden gefunden hatten – war ebenso wenig vertrauenerweckend. „Lasst uns vorsichtig sein.“.
@Haemasu Ai @Yamanaka Arata
Die Oase mochte sich schlicht präsentieren, aber das hielt Yamato, für den all das hier neu war, nicht von einer Erkundungstour ab. Die Kühle der Nacht weckte die Lebensgeister und so machte er sich auf einen kleinen Rundgang abseits des Lagers. Im Schein von Lagerfeuern und Laternen wanderte er ein wenig entlang der Hauptwege, kam an den Wasserstellen und Viehtränken vorbei und wechselte hier und da ein paar Worte mit anderen Reisenden. Zwar hatten einige von den Vorkommnissen in der Gegend gehört, konnten aber nichts Neues berichten. Zum Abschluss seiner Tour kehrte er noch im Gasthaus ein, nicht nur, um seine Milchvorräte aufzufüllen (die befremdlichen Blicke dabei war er mittlerweile gewohnt), sondern auch um sich den Schweiß des vergangenen Tages in einem halbwegs anständigen Bad vom Leibe zu waschen. So fühlte er sich für das, was kommen mochte oder auch nicht, einigermaßen vorbereitet und die leise Stimme, die ihm einreden wollte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis er einen seiner typischen dummen Fehler machte, blieb dank der einsetzenden Müdigkeit ungehört.
Eine ruhige Nacht und ein gutes Frühstück später machte sich die Karawane wieder auf ihren sandig-staubigen Weg und hatte die Oase bald hinter sich gelassen. Mit einem Stirnrunzeln nahm er Aratas Einschätzung auf. „Gar niemanden?“. Er zweifelte die Fähigkeiten des Yamanaka nicht an, aber das stimmte doch verwunderlich. „Vielleicht haben sie den Ort gewechselt... Zu viele verschwundene Karawanen an einem Ort ziehen auf Dauer zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber du hast Recht, das sollte uns nicht nachlässig werden lassen.“. Eher das Gegenteil von nachlässig. Auch vom Komfort des Planwagens aus war es auf Dauer anstrengend in die hellen Dünen zu blinzeln, aber es war das Beste, was sie gerade tun konnten. Das und sich bereit zu halten. Wie so oft hatte das Leben aber andere Pläne und die sahen vor, dass sich der Boden von einem Moment auf den anderen in Treibsand verwandelte. „Scheiße!“, entfuhr es dem sonst so gemäßigten Tsukigata. Alles um sie herum war in Aufruhr. Menschen, Tiere ... und vor allem der Sand, der sie unerbittlich in die Tiefe zog. Nein, das hier war kein normaler Treibsand. Es ging alles viel zu schnell ... Arata schien diese Gedanken zu teilen und sprach eine Wahrheit aus, die wohl keiner gern hörte. Sie kamen hier nicht weg. Schützend legte Yamato einen Arm um den Yamanaka und zog auch Ai an sich. Viel konnte er für seine beiden Gefährten nicht tun, aber was immer jetzt passierte – falls es überhaupt ein danach gab –, sie mussten in dem Chaos zusammenbleiben. Und vielleicht konnte er sie wenigstens etwas vor dem Sand schützen. Doch der war überall und hatte sie bald vollends verschlungen. Unendliche Sekunden vergingen in heißer, drückender Finsternis und Yamato war sich sicher, dass dies das Ende war. Selbst seine stabilen Knochen hielten der schieren Last des Sandes kaum noch Stand ... Dann war da wieder Luft. Sandige Luft. Und es ging deutlich schneller abwärts. Der Tsukigata hielt Ai und Arata so gut er konnte, damit der Aufprall vor allem ihn erwischte, aber der Fall verlief sich in einer holprigen Rutschpartie, die ihnen allenfalls ein paar blaue Flecke bescherte. Hustend rappelte Yamato sich auf. Der verdammte Sand war wirklich überall ... inklusive seiner Augen, Ohren und Nasenlöcher. „Alles okay...“, keuchte er dennoch auf Aratas Frage und befreite sich von dem feinkörnigen Elend so gut er konnte. „Und bei euch?“. Zumindest hatten sie damit das Mysterium gelöst, wie und wohin die anderen Karawanen verschwunden waren. Der Ort, an dem sie gelandet waren, stellte aber schon das nächste dar. Eine Kaverne, deren Wände deutliche Spuren von Bearbeitung zeigte ... das hier war vielleicht natürlichen Ursprungs gewesen, aber von Menschenhand weiter geformt worden. Aus der soliden Sanddecke hoch über ihren Köpfen wurde der Tsukigata derweil nicht schlau. Allerdings gab es einen weiteren Ausgang, wohin auch immer der führen mochte. „Sora-san, haltet Eure Leute erst einmal hier zusammen bis wir ausgekundschaftet haben, wie es da hinten weitergeht.“. Auch wenn das ganze Ausmaß noch nicht zu überblicken war, schienen die reisenden Händler den Fall mit nur leichten Verletzungen überstanden zu haben. „Wenn... das in Ordnung ist.“, schloss er mit einem deutlich unsicheren Blick zu Arata ab. Der war schließlich immer noch der Leiter dieser Mission. „Ich wollte dich nicht übergehen ... entschuldige bitte.“. Obwohl ihm der Lapsus ehrlich leid tat, musste es an dieser Stelle mit Entschuldigungen und Selbstzerfleischung gut sein. Niemandem war mit reuevollen Worten geholfen, wenn sie hier nicht schnellstmöglich wieder herauskamen. Und dafür mussten sie in der Tat erkunden, was hinter dieser Höhlenöffnung lag.
Yamato, der sich (mit Aratas Erlaubnis!) an die Spitze des Trupps gesetzt hatte, blieb der Mund offen stehen. Vor ihnen öffnete sich eine unterirdische Halle, die so weit war, dass er kaum ihr Ende sehen konnte. In der Mitte schraubte sich eine imposante Struktur aus Stein (oder Sand?) empor, die ein Tempel oder Palast sein mochte. Die Architektur vermochte der Tsukigata nicht einzuschätzen, aber es sah sehr, sehr alt aus. Kleinere Gebäude, Hütten eher, gruppierten sich in unregelmäßigen Abständen um den alles dominierenden Bau im Zentrum. Alles schien lang verlassen und es war so totenstill, dass Yamato kaum zu Atmen wagte. Doch irgendetwas störte dieses Bild und es dauerte einen Moment, bis er verstanden hatte, was es war. Ein umgestürzter Eimer, aus dem sich eine undefinierbare Flüssigkeit ergossen hatte hier, Stofffetzen über einem Holzgestell, das noch recht neu aussah ... Hier lebte jemand. „Da vorn...“, flüsterte er kaum hörbar und nickte in Richtung einer der Hütten. „Brennt dort Licht?“. Ihm tränten noch etwas die Augen, aber vielleicht konnten Arata oder Ai mehr sehen. „Vielleicht gibt es Überlebende ...“. Schließlich waren sie nicht die erste Karawane, die hier gestrandet war. Auch wenn es kein gutes Zeichen wäre, dass die Leute noch immer hier waren. Die Alternative – dass sie die Urheber für das Verschwinden gefunden hatten – war ebenso wenig vertrauenerweckend. „Lasst uns vorsichtig sein.“.
@Haemasu Ai @Yamanaka Arata