So wie er eben noch froh gewesen war, dass Yukiko seine Gedanken nicht lesen konnte, sollte er nun sehr froh darüber sein, dass er ihre nicht lesen konnte. Mal ganz davon abgesehen, dass er ihr diese Fähigkeit nur aufgrund ihres Genjutsukönnens zugetraut hätte, ja Genjutsuka waren irgendwie schon Hexen in seinen Augen, konnte er sich wirklich glücklich schätzen, dass er dies auch nicht konnte. Also… Nun wirklich… Wie hätte Tetsuya Daisuke wohl in dieser Situation sonst reagiert? Nachdem er nun unmenschlich schnell, ja das hatte wirklich eher etwas Tierisches an sich, seine Nudeln reingeschlungen hatte, wischte er sich den Mund ab und sah hinüber zu dem weißhaarigen Mädchen. Obwohl er sich zuvor noch geschämt hatte, dass er solche Gedanken über sie hatte, musste er sich in dem Moment einen kleinen Vergleich vor Augen führen. Je älter Yukiko wurde, desto ähnlicher wurde sie irgendwie der weißhaarigen Hexe… Aber Daisuke sah in diesem Mädchen etwas anderes als in Junko, diese war eine mordlüsterne, männerfressende Hexe, die seinen besten Freund sicherlich gewaltvoll um den Finger gewickelt hatte. Yukiko hingegen war wie eine kleine Schwester und egal was sie sagte, tat oder wie sie aussah, über ihrem Kopf schwebte, natürlich einzig und allein in seiner Fantasie, ein leuchtend goldgelber Heiligenschein… Obwohl man ja mit Engeln auch so manch eine schöne Fantasie haben könnte… Verdammt nein! Es war sogar für ihn irgendwie erschreckend, was er da für große Unterschiede aufgrund solcher Kleinigkeiten machte. Gott sei Dank konnte sie nicht in seinen Kopf sehen… Und nun dazu, warum es auch gut war, dass er nicht ihre Gedanken lesen konnte. Immerhin dachte die Ikari grade, dass Daisuke auf irgendeine Art und Weise niedlich war. Es gab ja wirklich unzählige, sowohl positive als auch negative, Adjektive um ihn zu beschreiben. Er war ein nicht mehr ganz so winziger, übermäßig muskulöser, absolut schwachsinniger, weißhaariger Adonis… Nein, nicht Adonis, Idiot trifft es eher. Aber eines war er definitiv nicht: Niedlich! Er konnte eigentlich mit jeden Worten gut umgehen, die ihm die Damenwelt an den Kopf warf. Ob das nun eine Abfuhr war, oder ob sie ihn zu Füßen lagen, aber wenn es jemand tatsächlich jemals wagen würde Tetsuya Daisuke als niedlich zu bezeichnen, würde sein Kopf wahrscheinlich knallrot anlaufen und er wäre mundtot. Tatsächlich konnte er ja eigentlich schon damit umgehen, wenn Damen ihn umschwärmten oder so, aber irgendwie war ihm das manchmal nicht geheuer. War wohl immer abhängig von der Person…
Während er sich grade zum Glück den Kopf darüber zerbrach, wie viel stärker und hübscher das weißhaarige Mädchen wirkte, malte diese sich im Kopf einen Kampf mit ihm aus. Auch eine merkwürdige Begebenheit oder? Also er war sich tatsächlich ziemlich sicher, dass sie ihn in einem Kampf schlagen könnte, denn der Tetsuya konnte bis zu einem gewissen Grad Genjutsu erkennen, doch fiel es ihm nach wie vor schwer diese zu brechen und richtig damit umzugehen. Mit den Armen rudern, war viel leichter als das blöde Genjutsutraining. Nie im Leben war Training für ihn so hart, wie wenn es um die unbeliebten Illusionstechniken ging. Yukiko holte ihn auch schon bald zurück auf den Boden der Tatsachen, indem sie ihm erklärte, dass sie die Möglichkeit hatte ein neues Jutsu auszuprobieren. In dem Moment lief ihm schon ein kalter Schauer über den Rücken… Er war wirklich so froh, dass er niemals gegen sie kämpfen musste, zumindest hoffte er das wirklich sehr. Denn diese Worte klangen irgendwie… sadistisch? Als hätte sie Spaß daran… Auch wenn sie nur mit den Schultern zückte, ging in seiner Fantasie eine ganz andere Situation von statten. Ein diabolischer Blick, ein lüsternes Lachen… Das war doch nicht mehr Yukiko, die er da im Kopf hatte?! Nun war ihm irgendwie nach Saufen. Für seine neuen Taijutsutechniken hatte er das in letzter Zeit mehr als einmal tun müssen und der berauschte Zustand begann ihm zu gefallen, einfach weil seine ohnehin schon winzige Erbse von Hirn da absolut im Stillstand angekommen war und er auf einer Wolke von nichts dahinschwebte… Bis zu dem Punkt an dem er über die Strenge schlug und kotzen musste wie ein Esel. Okay, vielleicht war das nicht der richtige Zeitpunkt dafür, denn wenn er betrunken war, würde ihn sicher niemand mehr für niedlich halten. Gut dass das noch keiner erlebt hatte… Ah, stopp! Er war ja schon wieder abgelenkt! Zurück zu dem was Yukiko gesagt hatte. Verlegen schaute er umher, scheinbar auch etwas nervös und kommentierte das mit: „O-Oh! Je besser du wirst, desto schlechter stehen meine Chancen.“, wobei er irgendwie gluckste. Wie bescheuert kam er eigentlich grad rüber? Auch egal. Viel mehr driftete er schon wieder in Gedanken ab, welche er dann auch eher ausversehen äußerte. „Ich hatte lang nicht mehr die Möglichkeit dazu meine Jutsu anzuwenden… Sogar wenn ich nur mit halber Kraft kämpfe, bin ich für Banditen und Räuber zu gefährlich. Wenn ich Geninmissionen leite, bin ich eher Zuschauer als alles andere… Das nervt…“ Als ihm auffiel, dass er dies laut geäußert hatte, wurde er plötzlich umso nervöser. „E-Ehm, also… Ich hab das natürlich alles super unter Kontrolle!“ Irgendwie machte er sich grade mit jedem Wort mehr, das aus seinem Mund kam, mehr und mehr zum Vollpfosten, oder? Während er schon kurz davor war im Boden zu versinken, meldete sich die Ikari zu Wort und sagte etwas, was dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzte. Ja, das war die Krönung, denn das klang wie ein Lob. Vor allem in Verbindung mit der Tatsache, dass sie sich über seine so raffiniert überlegte Esskunst amüsierte! Nicht dass ein Kichern in einer solchen Situation nicht angebracht war, aber bei ihm war das schon wieder eher als diabolisches Gelächter angekommen. Nun wurde sein Kopf tatsächlich rot und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „A-Ach was! Potential ist auch nicht alles, man muss es auch einsetzen können.“ Was er wiederum nicht durfte. Chuunin sein, war manchmal wirklich hart… In dem Moment, als er sich schon wieder in Grund und Boden schämte, schnappte ihm der Verkäufer die Schüssel weg. „War’s das etwa schon Tetsuya-sama?“ … „Ja natürlich! Schreib mir doch am besten gleich Vielfraß auf die Stirn! So peinlich…“ Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, während er sich selbstsicher gab: „Hai Ojii-san, pack es am besten ein, momentan reicht’s erstmal.“ Ja, er hatte die Nase voll, wollte im Boden versinken… Also rückblickend… War er ja schon irgendwie niedlich.