Kein böser Geist, was für eine Erleichterung. Was das anging, war sie sowieso die Fachfrau und er war irgendwie froh, dass sie sein gestresstes Gemüt ein wenig beruhigte. Sie war so ein liebes und goldiges Mädchen, wenn man über das leicht gruselige Äußere hinweg sah. Man musste bei vielen Menschen hinter die Fassade sehen, damit man wirklich erkannte, wer sie waren. Klar war er sich mehr als sicher, dass er noch nicht wirklich wusste, wer Umiko eigentlich war, aber er hatte schon einmal etwas ausgeschlossen. Sie war nicht das Püppchen, welches sie darzustellen schien. Nebenbei erfuhr er nun auch noch etwas von der Natur der Geister. Waren sie also nicht rachsüchtig, sondern mehr Hilfe suchend, weil sie mit dem Zustand, in den man sie nach ihrem Tod versetzt hatte, nicht wirklich umgehen konnten? Eigentlich etwas sehr Trauriges, denn wenn man nicht mehr unter den Lebenden weilte, wollte man auch nicht ihre Gesellschaft haben. Besonders, wenn die Gesellschaft so schrecklich einseitig war, da die meisten von ihnen ihre toten Begleiter nicht erkennen oder hören konnten. War dies ein Grund den Tod am Ende doch zu fürchten? Nein Furcht sollte dem Tod nicht entgegen gebracht werden, Respekt vielleicht, wie einem alten weisen Freund, der einen am Ende einer lange beschwerlichen Reise mit den erlösenden Worten: "Willkommen zu Hause", erwartet.
Nun der Tod verfolgte ihn nicht wirklich, er war nur immer auch da, wo er war. Ein Shinobi war jemand der fast unweigerlich in Situationen kam, wo er Menschen das Leben nahm, wo er auch riskieren musste, sein eigenes zu verlieren. Manchmal sogar eigenmächtig das Leben seiner Gefährten in Gefahr bringen musste, zum Wohle der Mission, zum Wohle des Dorfes. Sicher waren es die wenigsten Aufträge, die so was wirklich erforderten, aber dennoch war dieses Risiko vorhanden und es wuchs, je besser er in seiner Arbeit wurde. Denn gute Shinobi, gingen gefährlichen Aufträgen nach. "Nun ich denke es ist meine Arbeit. Ich bin zwar ein Medicnin, aber auch ich gehe auf Missionen, wo Menschen dem Tod ins Gesicht sehen. Auch wenn ich selten derjenige bin, der den letzten Schlag ausführt, bin ich doch verantwortlich. Vielleicht bin ich irgendwann auch derjenige, der den Tod eines anderen befielt, weil der Auftrag es verlangt. Ich habe bisher effektiv einmal selbst getötet, um einem Kameraden das Leben zu retten. Ungeübt, mein Opfer muss sehr gelitten haben. Ich hoffe, dass ich bald tödliche Gifte mit mir führe, die das Leid von anderen schmälern, denn der Tod ist Ruhe, der Weg dahin sollte allerdings so kurz wie möglich sein, denn er ist das Leid."
Mit einem Seufzen erhob er sich von dem Platz, an dem er eben noch gesessen hatte, und lächelte das kleine Mädchen vor sich an. Vielleicht würde er früher oder später an diesen Ort zurückkehren, um ihr erneut gegenüberzusitzen und ihr sein Herz zu öffnen. Es schien so einfach und doch war es eigentlich recht schwer. Doch er wusste ja, sie war nicht so zerbrechlich, wie sie aussah und wirkte älter als man vielleicht glauben wollte. Fast so als wäre sie schon eine Weile erwachsen. Doch wenn man den Umgang mit Toten kannte, dann konnte einen wohl eine kleine Psychose nicht so sehr verschrecken. "Umiko-chan, ich muss dich nun verlassen, glaubst du, wir sehen uns bald mal wieder? Es wäre sehr schön, dich einmal wieder zu sehen", mit diesen Worten ging er zur Tür und zog seine Schuhe wieder an. Im Rahmen drehte er sich noch einmal um und musterte sie: "Du wirst eine der schönsten Blüten Soragakures werden, da bin ich mir mehr als sicher, sollte dir jemals jemand eines deiner Blütenblätter entreißen, lass es mich nur wissen und er wird es sicherlich bereuen. Bis dann", damit verließ er die Wohnung seiner Bekanntschaft, ging die Treppen hinunter und machte sich auf den Heimweg. Ein merkwürdiges Gefühl begleitete ihn, doch das, war nichts Neues.