Hasekura Chinatsu
Genin
Job: Der gemeine Hausgeist
Gespannt sah Chinatsu nach draußen, presste ihre Nase förmlich gegen das Fenster. Erst einige Sekunden später löste sie sich von der Fensterbank und sprang zurück auf den Boden. „Meinst du, dass es bald schneit? Es ist doch soooo kalt.“ Keine Antwort - klar, wer hätte auch antworten sollen? Kenshin befand sich zurzeit nicht Zuhause, er war schon in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, um einem kleinen Auftrag nachzukommen. So war die kleine Hasekura alleine in der Wohnung zurückgeblieben. Warum die 12-Jährige dann Selbstgespräche führte? Aber nicht doch! Da war noch jemand, der ihr zuhörte - eine kleine Origami-Libelle. Die hatte Chinatsu extra gebastelt! Das Mädchen drehte sich auf dem Absatz um und sah zu ihrem Kunstwerk, das - für einen Außenstehenden - selbstverständlich keine Antwort von sich gab. Die Weißhaarige schien da allerdings anderer Meinung zu sein. „Doch, ganz sicher wird es bald schneien! Du hast ja keine Ahnung!“ Huch? Hatte da etwa jemand imaginäre Freunde? Sie hüpfte zum Esstisch, auf dem die Libelle verweilt hatte, nahm sie in beide Hände und musterte das kleine Geschöpf. Dann grinste sie breit. „Jaja, ich weiß. Du magst Schnee nicht so. Ich passe schon auf dich auf, versprochen!“ Nachdem diese Worte ausgesprochen waren, herrschte wieder Stille in der leeren Wohnung. Chinatsu verharrte in ihrer Position, sah auf die Libelle. Es war nur ein kurzer Moment gewesen, in der das breite Grinsen ein Stück gewichen war - sie hatte sich konzentriert. Chakra floss in ihre Hände, strömten in die Origami-Figur und dann… erhob sie sich und flog! Die Hasekura lachte begeistert. „So gefällst du mir schon mehr!“ Wie oft sich die Kleine gewünscht hatte, dass ihre Figuren ein eigenes Leben entwickelten. Eines Tages hatte sie gemerkt, dass sich die Vögel, die sie bastelte, bewegten. Auch Kenshin hatte das bemerkt und Chinatsu Tipps gegeben, was sie ausprobieren konnte, um die Technik zu verbessern. Und irgendwann war es der 12-Jährigen gelungen, all die wundervollen Tiere, die sie bastelte, zum Leben zu erwecken. Es erfüllte die Weißhaarige mit Freude, sich nun jederzeit ein paar Freunde basteln zu können, die ihr Gesellschaft leisteten. Die Origami-Libelle sank wieder hinab und landete sicher in den Händen seiner Schöpferin. Die lachte und machte sich auf in ihr eigenes Zimmer, um sich umzuziehen.
Natürlich hatte die Weißhaarige in all der Aufregung nicht vergessen, dass sie noch einen Termin hatte. Jaha, Hasekura Chinatsu war so verdammt wichtig, dass man nicht auf sie verzichten konnte! Erst die Sache mit der Sekte und nun sollte sie persönlich einen gemeinen Hausgeist fangen. Kenshin hatte laut aufgelacht, als er von dem Auftrag gehört hatte. Warum? Weil er allmählich das Gefühl bekam, dass seine jüngere Schwester diese übernatürlichen Aufträge anzog. Seine Versuche, der 12-Jährigen ein wenig Angst einzujagen, waren wie immer auf taube Ohren gestoßen. Aufgeregt lief Chinatsu nun also durch Jôsei, in Richtung des Treffpunktes. Da es wirklich verdammt kalt war, hatte sich die Kleine vorbereitet und unter einer riesigen Schicht Klamotten versteckt. Ihr Oberkörper war verhüllt von einem dicken, weißen Parka, dessen Kapuze im Lauf auf und ab sprang. Die hellblaue Hose der 12-Jährigen verlief die Beine entlang und endete in einem Paar fester Stiefelchen. Um den Hals trug die Hasekura hinzukommend einen langen Strickschal, die Ohren wurden warmgehalten durch eine hellblaue Strickmütze. Im Prinzip war das kleine Geschöpf in all diesen Sachen kaum zu erkennen, wäre da nicht die lange, wellige und weiße Haarpracht gewesen, die offen aus all den Sachen hervorstach. Ach, und natürlich das Kumo-Abzeichen, das unter der dicken Mütze minimal hervorschaute. Eine Sache konnte man mit Sicherheit sagen - kalt war dem Mädchen nicht. Chinatsu hatte keine Ahnung gehabt, wo oder was ein Byak.. Byok.. na, jedenfalls dieser Bezirk, in den sie hatte kommen sollen, war. Auch die Erklärungen von Kenshin hatten der 12-Jährigen nicht geholfen, als der ältere Bruder allerdings von dem großen Park gesprochen hatte, wusste die Weißhaarige sofort, wohin sie musste. Da hatte sie doch letzten Sommer zusammen mit Natsuko, Hideki und Katsu gespielt! Da konnte sie hinfinden. Vor dem Eingang zum Park blieb die Hasekura stehen, blinzelte mit den gelben Äuglein. Es sah hier nicht ganz so bunt aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Nun, war rein logisch gesehen kein Wunder, denn zurzeit war Winter, daran dachte Chinatsu allerdings nicht. Dennoch kamen sofort die tollen Erinnerungen zurück und der viele Spaß, den sie zusammen mit Natsuko gehabt hatte. Die kleine Kunoichi kramte in einer der weiten Taschen ihres Parkas und holte die Origami-Libelle hervor, mit der sie schon den ganzen Tag verbrachte. Hier und dort wurden die Flügel gerichtet, dann sah die Figur wieder perfekt aus. „Guck mal, da habe ich Katsu kennengelernt! Katsu ist ein guter Freund von Natsuko-Sis und eine Katze. Jaha, eine echte Katze! Hideki gehört auch dazu…“ Und so begann die 12-Jährige ihrem Kunstwerk von den vergangenen Erlebnissen zu erzählen - gar nicht daran denkend, dass bald der junge Mann auftauchen würde, mit dem sie zusammen einen Job zu erledigen hatte.
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