Unbewusst fing sie an mit ihrem braunen Haar zu spielen, dabei hatte es ihr Vater strengstens untersagt. Genau so wie das Tragen von Hosen, ganz besonders kurze Hosen waren überhaupt nicht gern gesehen, das Rausgehen ohne Begleitperson, das Haar nicht hochgesteckt zu tragen oder kein Lächeln auf dem Gesicht zu haben. Selbst wenn sie innerlich vor Wut tobte oder vor Trauer am liebsten Sterben würde, musste sie die Fassade wahren, daher überraschten Ren die Worte des Jungen sehr. Er hatte sie in eine Schublade eingeordnet, aber mehr als das, denn er hatte sie in gewisser Art und Weise durchschaut. Gut, man musste keine übernatürlichen Fähigkeiten besitzen um zu erkennen, dass sie schüchtern und zurückhaltend war, aber dass er ihre Charakteristik dermaßen gut zu ordnen konnte, verwunderte sie schon.
Ren spürte wie sie leicht errötete und wand den Blick ab. Nun war ihr Blick zwar zum Lehrerpult gerichtet, ihre Worte gingen aber an die beiden Kinder. „Du … scheinst ein guter Stratege zu sein. Also … denke ich jedenfalls“, murmelte sie und verstummte wieder, als ihr die Worte fehlten. Eigentlich wollte die Brünette noch hinzufügen, dass sie begabt im Ninjutsu war und dafür im Taijutsu versagte, aber bevor dies überhaupt möglich war, erschienen mit einem leisen Knall drei exakte Abbilder von ihrem Lehrer. Erschrocken betrachtete Ren diese, in ihrem Blick lag eine Mischung aus Misstrauen und Neugierde, die sie selbst nicht recht definieren konnte. In ihrem Magen rumorte etwas und ein Gefühl der Übelkeit ergriff sie, dass man wohl am besten mit der Angst vor Prüfungen beschreiben konnte. Was hat Sensei Katsumi vor?
Noch bevor jemand eine Frage äußern konnte, fing er an zu sprechen. Gebannt lauschte sie seinen Worten, welche wie aus einem Buch oder einer alten Erzählung übernommen klangen. „... Ihr habt jetzt noch kurz Zeit euch etwas mitzuteilen, wenn die Prüfung beginnt erwarte ich absolute Stille von euch ... viel Glück.“ Mit vor Schreck geweiteten Augen suchte Ren die Blicke der anderen beiden, Kaval-kuns und Masako-chans. Was meinte der Lehrer mit seiner Aufforderung und die Sache mit den Münzen verstand sie auch nicht.
„Was … was tun wir jetzt?“, wisperte das Mädchen mit deutlichen Sorgenfalten auf der Stirn. Diese Stunde fing nicht gut an, gar nicht gut. Zwar verstand sie sich einigermaßen mit ihren Mitschülern und ihrem zukünftigen Team, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie nun alleine ins Ungewisse tappen musste. Kaum hatte Ren ihre Frage gestellt, verteilten sich die drei Duplikate, jeder in eine Ecke des Klassenzimmers. Mit einem Kloß im Hals teilte sich die zukünftige Kunoichi einem der Lehrer zu und warf ihren Kameraden einen letzten Verzweifelten Blick zu. Obwohl das alles nur eine Übung war, ergriff Panik das Mädchen. Jetzt beruhige dich! Jeder von uns braucht genau sechs Münzen, um Ninja zu bleiben, was kann da schon passieren? Sie versuchte sich selbst zu ermutigen, doch als der Doppelgängen eine Hand ausstreckte und nur drei Gebetsmünzen in dessen Hand lagen, zuckte Ren zusammen.
Was soll ich tun?, war ihr erster Gedanke. Panisch schaute sie sich im Raum um und erblickte Masako-chan, sowie Kaval-kun. Von ihrem Standpunkt aus ließ sich schnell sagen, dass der Junge bloß zwei Münzen bekommen hatte und das Mädchen ganze sechs. Damit bleibt sie also als einzige ein Ninja? Den Tränen nahe drehte sich Ren ruckartig um, als Sensei Katsumi (oder besser sein Doppelgänger) einige Worte äußerte, die in ihren Augen keinen rechten Sinn ergaben. „... wie viele Münzen willst du nun für euer Team hergeben?“ Wenn sie richtig gerechnet hatte, machten die Münzen insgesamt elf Stück, sie brauchten aber achtzehn um alle weiter zu kommen. Verwirrt und schockiert zu gleich griff Ren nach ihren drei Münzen und wand diese in ihren Händen. Wenn Ninjutsu, Genjutsu und Taijutsu hier nicht halfen, was dann? „Aber Sensei Katsumi, diese Aufgabe ergibt keinen Sinn. Wir brauchen achtzehn Münzen, um alle zu bestehen“, sprach sie an „das Original“ gewandt. Das Zittern ihrer eigenen Stimme erschreckte sie, doch konnte sie nichts daran ändern. Ren warf ihren Mitschülern erwartungsvolle Blicke zu – würde einer von ihnen ihr die nötigen drei Münzen geben, damit sie weiterhin Kunoichi bleiben konnte, geben? Oder sollte sie vielleicht selbst ihre Münzen an Kaval-kun abgeben? Aber dann musste Masako-chan ebenfalls eine aushändigen. „Kaval-kun. Masako-chan“, flüsterte Ren und entschied sich dafür, erst einmal die Handlung der anderen abzuwarten.
(Ich habe jetzt mal gepostet, weil das Play sonst nicht voran kommen würde.)