Endlich konnten sie die Küche und somit auch Aku hinter sich lassen und zu einem seiner Lieblingsplätze im Haus gehen, die Lounge. Am liebsten hatte er es ja, wenn es draußen schön warm war und er sich auf die Terrasse setzen konnte, um das schöne Wetter zu genießen. Wenn er jetzt allerdings hinausschaute, sah er nur Gewitterwolken und Regen, was die Lounge nicht grade in ein schönes Licht warf. Jedoch war es kaum mehr möglich noch eine schlechtere Situation zu erreichen, wie sie sich eben in der Eingangshalle abgespielt hatte. Seishin setzte sich erst einmal auf einen der Stühle und bemerkte wieder, dass Katsumi still wurde. Mittlerweile wusste er, was es zu bedeuten hatte – sie dachte nach. Da sie scheinbar nicht die Allerhellste war, was er nicht so extrem schlimm fand, da er ja genug Erfahrungen in Sachen Dummheit gemacht hatte, seit er mit Aku in einem Haus lebte, sollte man sie besser nicht dabei unterbrechen, da sie sonst möglicherweise den Faden verlor. Scheinbar hatte sie fertig gedacht, da sie ihn plötzlich ansprach. „Du Seishin?“ Da er nicht unhöflich erscheinen wollte, drehte er sich verständlicherweise zu ihr hin, woraufhin er einen Kuss auf die Lippen bekam. Diesmal ließ sein Grinsen sich nicht so einfach aufrecht erhalten, was soviel bedeutete, dass er nicht nur sein Grinsen verlor, sondern auch, diesmal allerdings nicht nur kurz, seine Augen öffnete und sie verblüfft anstarrte. Was war das? Warum war es passiert? Und wofür war das passiert? Wenn das ein versuchtes Attentat war, musste er sagen, dass es sehr süß schmeckte, wenn man vergiftet wurde. Ihm gefiel was dort grade passiert war, auch wenn er nicht wusste, ob es gut war, dass es ihm gefiel. Sie hatte so weiche, sanfte Lippen und irgendwie duftete sie auch gut, wenn sie so nah an ihm dran war. Damit war auch sein erster Kund auf den Mund von dem ziemlich süßen Mädchen geraubt worden. Seishin selbst wurde nicht rot im Gesicht, wie seine Gegenüber es grade in Perfektion vorführte. Für Seishin war das Öffnen seiner Augen vor Verlegenheit in etwa so, als wenn Katsumi vor Verlegenheit bis an die Ohren knallrot wurde, vor allem, wenn er sie für eine so lange Zeit aufhatte. Was sie als nächstes fragte war noch verwirrender für ihn, da sie ihn fragte, ob er etwas dagegen hatte, wenn sie bleiben würde. Sein Gesicht fand sich mittlerweile wieder im Normalzustand ein, wenn auch sein Grinsen nicht so breit war, wie es sonst war. „Wenn du nicht haarst und auch stubenrein bist, lässt sich das bestimmt einrichten.“ Er schenkte ihr ein breites Grinsen. Hat sie eigentlich keine Familie, die sich darum sorgen würde, wenn sie einfach von zu Hause wegbleiben würde? Aber gut, sie würde wohl kaum fragen, wenn sie von zu Hause Probleme bekommen würde, wenn sie wegblieb. „In unserem Asylheim wird sich sicherlich auch ein Kämmerchen für dich und Kai anfinden.“ Irgendwie… freute, ja freute, er sich sogar darauf, wenn sie hierbleiben würde. Auch wenn ihm nicht gefiel, wie weich er in ihrer Gegenwart immer war, gefiel ihm das Mädchen und mögen tat er sie auch irgendwie, sonst hätte er sich niemals auf den Kuss grade eingelassen. Um die ganze Sache zu besiegeln, schritt er auf Katsumi zu und nahm sie für einen Augenblick in seine Arme, ließ sie aber dann wieder los, um nicht zu viel Schwäche zu zeigen. Seine Miene war nach der Umarmung wieder die unergründliche, nichtssagende Miene, die man auch als sein „Pokerface“ bezeichnen konnte. Wollte sie jetzt noch weiter hierbleiben, oder wollte sie das Haus noch weitererkunden? Seishin setzte sich erstmal wieder auf einen Stuhl und wartete auf eine Reaktion von Katsumi.