Rin sah nicht auf als es an der Türe klingelte, ihr Blick war voll und ganz auf das Kuchenstürck gerichtet, das ihr Bruder ihr serviert hatte: Das erste Stück, so wie es ihr zustand. Also zwinkerte der Blondschopf ihr zu und stand mit den Worten: "Lass ihn dir schmecken." auf um die Appartment-Türe zu öffnen. Der erste Gast, der zu seiner Geburtstagsfeier eingetroffen war, war (fast) Nanami. Die junge Hozuki hatte sich fein rausgeputzt, was Joudan ihr hoch anrechnette, und wirkte auf das Geburtstagskind fast ein wenig verunsichert. "Willkommen Nanami-chan. Schön, dass du hergefunden hast. Lass das 'Kushou-san' doch bleiben und nenn' mich Joudan, sonst wird es noch verwirrend. Hübsch siehst du aus." Joudan bat seinen Gast herein und noch bevor er die kleine Weißhaarige fragen konnte, ob er ihr den Mantel abnehmen durfte, präsentierte sie ihm zwei Hände voller Geschenke: Einen wahrlich hübschen Blumenstrauß (damit war auch die fehlende Esszimmer-Tisch-Deko beschafft, super Zufall!), ein in Papier eingeschlagenes Päckchen und eine ganz offensichtlich selbstgemachte Katzen-Plüschfigur. Nachdem er letztere gesehen hatte machte es "Klick" beim Geburtstagskind und er erinnerte sich an den vergangenen Job, den er mit Nanami und Tamaki hinter sich gebracht hatte. "Deshalb auch die Lilien.", staunte der Kushou und erkannte, wie viele Gedanken die Hozuki beim Geschenk gemacht hatte.
Herzlich lächelnd nahm er die drei Geschenke entgegen und deutete mit einer der Hände in Richtung der frei-geräumten Garderobe im Flur. "Vielen, vielen Dank, Nanami-chan! Das war ein... lustiges Erlebnis mit dem Thunfisch, schön, dass du dich daran erinnerst. Du kannst deinen Mantel übrigens hier aufhängen, wenn du magst. Ich besorge schnell eine Vase für die Blumen, dann sehe ich ins Päckchen rein. Die Schuhe darfst du gerne anlassen." Rin und Joudan hatten nicht genügen Gäste-Hausschuhe um alle Eingeladenen zu versorgen, daher hatten sie sich für diese Maßnahme entschieden. Aus dem Flur führten drei Türen heraus: Eine ins Treppenhaus, durch die Nanami gerade gekommen war. Eine, deutlich mit einem handgebastelten Schildchen gekennzeichnet, ins WC und eine in den Wohnbereich. Joudan machte Anstalten, durch letztere zu gehen, und ließ sie für Nanami offen. "Du kannst dann gerne Platz nehmen. Das hier ist übrigens meine Schwester... Pakura?!?!?"
Die Überraschung stand Joudan deutlicher ins Gesicht geschrieben als Saki das mit ihren Pinseln hätte machen können. Wo eben noch Rin sich über ihr erstes Kuchenstück hergemacht hatte saß nun Pakura, eine von Joudans unzähligen Hausmitbewohnern, die er vor einigen Wochen kennen gelernt hatte. Die beiden hatten ihre gemeinsame Vorliebe für taktische Spiele entdeckt und nun trafen sie sich ab und an um Shogi, Go, Poker oder dergleichen zu spielen. Wie Pakura nun aber direkt auf Joudans Sofa gefunden hatte war dem Blondschopf einen Moment lang unbegreiflich. Erst als er die kichernde Rin nebenan sah wurde dem Blondschopf klar, dass seine Schwester wohl in den Plan involviert worden war.
Pakura gab Joudan jedoch keine Zeit, sich vom Schock zu erholen sondern sprang sofort auf um dem Blondschopf die voll-belandenen Hände zu schütteln. Der junge Herr nahm die Blumen in die linke Hand und balancierte das blaue Päckchen Nanamis und das Katzen-Plüschtier auf dem linken Unterarm, damit bekam er die rechte Hand frei und konnte diese von Pakura schütteln lassen. "Immer gerne, Pakura-chan, und, ähm, vielen Dank. Freut mich, dass du hereingefunden hast." Joudan schenkte Pakura ein breites Grinsen, dann machte die Schwarzhaarige sich daran, Nanami zu begrüßen.
Auch Rin, die zu diesem Anlass ein kräftig-rotes Kleid mit schwarzen Verzierungen und dazu eine ebenso schwarze Strumpfhose trug, konnte sich von Kuchen und Sofa losreisen und stellte sich der Hozuki vor. "Huhu! Ich bin die Schwester, Rin. Freut mich dich kennen zu lernen... Nanami-senpai?" Bis auf Pakura und Saki kannte Rin noch keinen von Joudans Freunden, daher musste sie sich an den Beschreibungen ihres Bruders orientieren. "Nettes, weißhaariges Mädchen" traf definitiv auf Nanami zu, daher war die braunhaarige Rin sehr sicher, den richtigen Namen getroffen zu haben. Mit funkelnden Augen griff Rin frech nach Nanamis Händen: "Woah, deine Nägel sind wahnsinnig hübsch!", schmachtete Rin Nanami zu und hatte damit schon ein Gesprächsthema für Nanami gefunden.
Die Zeit, in der Rin und Pakura sich Nanami vorstellten, nutzte Joudan um große Teile seiner Geschenke auf die Küchentheke zu bugsieren, da waren sie aus dem Weg, und in einem Schrank nach einer Vase für die Bumen zu suchen. Die Blumenvase, die er fand, war recht groß, aus dunkelblauem Glas, mit filigranen, scheinbar glodenen Verzierungen, die Kraniche in einem Teich darstellten. Das Stück sah teuer aus und war es auch, sie war eine der wenigen Dinge die Joudan und Rin aus dem Haushalt ihrer Großmitter nach Soragakure mitgenommen hatten. Schnell war ein wenig Wasser eingefüllt und der Straß Blumen darin untergebracht. Das Blau und Weiß der Lilien passte hervorragend zum dunklen Blau der Vase. Joudan war zufrieden und stellte die Blumenvase in die Mitte des Wohnzimmertischchens. Auf dem Sofa gab es Platz für drei Leute, eine weitere Person konnte auf dem Sessel sitzen. Für die gestlichen Gäste hatte Joudan die zwei Stühle vom Balkonund einen aus seinem Zimmer zusammengetragen. Das passte vom Stil her zwar nicht ganz zueinander, doch Joudan wollte Geburtstag feiern, keinen Preis für Wohnungsgestaltung gewinnen. Man würde es ihm, hoffentlich, nachsehen. "Mag jemand Kuchen? Tee?", fragte er die beiden Gäste, wurde jedoch von der Wohungs-Klingel erneut unterbrochen. Also entschuldigte er sich kurz und ging die Türe öffnen.
Tamaki stand da. Wie schon bei Nanami hatte Joudan das Gefühl, dass der Genin ein wenig unsicher wirkte. Wobei, Tamaki wirkte eigentlich immer ein wenig unsicher. "Tamaki-kun, vielen Dank, komm doch herein.", entgegnete der Blondschopf auf die Glückwünsche des Suzuyas und hin und machte Tamaki Platz, dass er eintreten konnte. Wie auch schon Nanami wurde Tamaki auf die Garderobe und die Tatsache, dass er seine Schuhe anbehalten durfte, hingewiesen. Dann nahm er die beiden Geschenke seines Freundes entgegen. Den Karton würde Joudan drinnen öffnen, doch einen Blick in den Kirschblüten-Stoffbeutel riskierte das Geburtstagskind schon jetzt. Der Duft von Frisch-Gebackenem schlug Joudan entgegen und seine Augen erkannten einen Beutel voller Plätzchen und dergleichen.
Ganz so süße Sachen mochte Joudan eigentlich nicht wirklich doch das konnte Tamaki - und vor allem seine Großmutter - nicht wissen. Außerdem war sich der Blondschopf sicher, dass das Süßgebäck keine zwei Tage in einem Haushalt mit Rin übereben würden, die sich, im Gegensatz zu Joudan, nur zu gerne über alles hermachte, was Zucker beinhaltete. Deshalb war es durchaus ehrlich gemeint als Joudan antwortete: "Richte deiner Großmutter meinen Dank aus. Das ist eine tolle Geste! Aber jetzt komm doch rein. Nanami kennst du ja schon, das hier sind Pakura, eine Kollegin, und Rin, meine kleine Schwester. Mach es dir gemütlich, ich wollte gerade Kuchen verteilen. Setz dich doch zu den drei Damen." Mit diesen Worten zwinkerte Joudan Tamaki vielsagend zu und machte sich dann selbst - mit einem kleinem Umweg über die Küche, wo er Tamakis Geschenk zu den anderen legte - auf ins Wohnzimmer. Rin war mit ihrem Kuchenstück schon bedient, also schnitt Joudan für Nanami, Pakura und Tamaki jeweils ein Stück aus dem sternförmigen Schoko-Kokos-Kuchen und servierte diese stilsicher auf Pappteller. Sahne stand auf dem Tisch und durfte natürlich nicht fehlen. "Ich hoffe, er schmeckt. Ich setze gleich noch ein wenig Tee auf, habt ihr Wünsche? Grün? Schwarz? Himbeer-Vanille?" Bei der letzten Nennung wurde Rins auf einmal hellhörig und nickte aufgeregt, doch auch die anderen durften gerne ihre Wünsche äußern. Der Blondschopf stellte die Herdplatte an und füllte eine große Kanne mit Wasser. Sie war noch nicht einmal halb voll, da klingelte es erneut an der Türe. "Rin? Kannst du bitte?", rief er seiner Schwester zu, die daraufhin nur widerwillig aufstand und fröhlich-tänzelnd zur Wohnungstüre huschte.
Als Rin die Türe öffnete blickte sie, ein wenig erfreut, in ein bekanntes Gesicht. Saki war, seitdem die beiden sich vor wenigen Monaten auf einem kleinen Job kennen gelernt hatten, gewachsen, das fiel Rin sofort auf. "Hallo Saki!", grüßte Rin freundlich und nahm die blauhaarige Genin dann zur Begrüßung herzlich in die Arme. "Du kommst genau richtig, Jou-nii verteilt gerade Kuchen. Komm rein!" Doch kaum hatte Rin die Türe hinter sich geschlossen und Saki über Garderobe, Schuhe und den Gang ins Wohnzimmer aufgeklärt, klingelte es erneut. Schnell war sie entsprechend wieder an der Türe und empfing dort den letzten Gast, einen rothaarigen Jungen. Das musste Kenta sein. Er trug einen lustigen Pullover und hatte einen scheinbar recht schweren Rollkoffer dabei. "Hallo, Kenta-senpai. Freut mich dich kennen zu lernen, ich bin Joudans Schwester, Rin." Nicht ganz sicher, wie sie ihn begrüßen sollte, verneigte Rin sich höflich (aber nicht übertrieben) und gab dann auch dem letzten Besucher die Garderoben-Schuhe-Rede, bevor sie mit ihm zusammen das Wohnzimmer betrat. Joudan hatte sie vor Kenta gewarnt, er sei ein "frecher Kerl", doch bisher machte er einen netten Eindruck auf sie.
Joudan hatte den Tee erfolgreich auf den Herd gesetzt, da kam ihm Saki entgegen. Aufgrund der etwas, sagen wir, holprigen Vergangenheit der beiden hatte Joudan eigentlich nicht wirklich damit gerechnet, dass die Blauhaarige hier wirklich aufschlagen würde. Doch jetzt war sie da und sie hatte sogar ein Geschenk mitgebracht. Mit gewohnter Stichelei überreichte sie es dem Blondschopf und gratulierte ihm sogar, irgendwie, zum Geburtstag. Joudan hatte es nicht anders erwartet und alles andere als kleine Sticheleien und Beleidigungen wären von Sakis Seite auch irgendwie seltsam gewesen. So waren die beiden nunmal miteinander. Und, wie gewohnt, ging Joudan nicht darauf ein sondern war dafür nur noch umso höflicher. "Saki, dass du den Weg in mein bescheidenes Heim gefunden hast und die Zeit aufbringen konntest, hier vorbei zu sehen, ehrt mich. Und für Geschenk und Glückwünsche sei gedankt. Das hier sind Tamaki, Pakura und Nanami. Die beißen alle nicht. Ich mach gerade Tee, hast du Wünsche? Kuchen gibt es gleich. Hallo Kenta!" Fliegender Wechsel, gekonnt. Rin tauchte mit Kenta in der Türe auf und Joudan ging dem Genin entgegen um Karte und Handschlag entgegen zu nehmen. "Vielen Dank dir. Um die Geschenke kümmere ich mich gleich, setz dich doch erst, wenn du magst." Der Wohnzimmertisch war definitiv nicht für sieben Leute gemacht. Ein paar der Anwesenden würden ihren Pappteller auf den Schoß nehmen müssen, doch damit würden sie bestimmt klar kommen. Joudan selbst verteilte an alle neu-eingetroffenen Gäste Kuchen und behielt den Teekessel im Auge.