Hinter einer der Säulen in der Eingangshalle sitzend belauschte Minashi, wie Kisuke und Akio von dem Butler begrüßt wurden. Das Shunshin no Jutsu hatte perfekt funktioniert und es zahlte sich jetzt schon aus, dass Minashi die Zeit investiert hatte es zu trainieren. Der Butler führte Kisuke und Akio durch eine Tür, die in Richtung der Galerie führen sollte. Ob es sich dabei um eine Ahnengalerie oder einen großen Saal mit Innenbalkonen handelte, konnte Minashi nicht aus den Worten des Butlers erkennen. Nachdem nun Stille eingekehrt war, schob sich Minashi hinter der Säule hervor und sah sich einmal genau in der Eingangshalle um, die gesamte Halle war prunkvoll mit Marmor und Goldverzierungen ausgestattet, doch eine der Türen war in einfachem Weiß gehalten. Diese Tür schien geradezu nach Bedienstetenquartieren zu schreien, da sie als einziges Objekt in der Eingangshalle schmucklos war. Vorsichtig drückte Minashi die Tür auf, doch ließ sich ein leises Quietschen nicht vermeiden, welches von den Scharnieren zu Minashis Ohren drang. Das Licht aus der Eingangshalle fiel in den Korridor, der sich hinter der Tür befand, der Gang war dunkel und still. Wieso ist es hier so leer? Sollten nicht wenigstens ein paar Angestellte hier sein, wenn das Gebäude schon einen Bedienstetenbereich besitzt? Nein, nein, nein, ich muss mich auf meine Mission konzentrieren, es ist nur von Vorteil wenn niemand hier ist. Mal sehen, das Zimmer des Gärtners, welches könnte es sein? Auf leisen Sohlen schlich sich Minashi durch den Korridor der Bedienstetenquartiere, die ersten drei Türen waren Reinfälle, sie schienen allesamt von Küchenhilfen bewohnt zu werden. Der nächste Raum war anscheinend die Küche, denn lautes Pfannengeklapper drang durch die Tür, diese Tür wollte Minashi lieber nicht öffnen, sonst wäre es vorbei mit verdeckten Ermittlungen.
Erst die am Ende des Ganges schien Minashi einen Treffer zu landen, die letzte Tür führte in den Garten hinaus, doch die Tür davor schien das Quartier des Gärtners zu sein. Ein letztes Mal blickte sich Minashi in dem Gang um und danach schritt er durch die Tür in das Zimmer des Gärtners. Leise schloss er die Tür und blickte sich um, viel gab es jedoch nicht zu sehen, ein kleiner kaum möblierter Raum,mehr war es nicht. Es gab nur ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und einen Stuhl, also nichts, das man als Versteck für irgendetwas nutzen konnte. Zuerst sah sich Minashi den Schrank an, doch bis auf ein paar abgetragene und zerlumpte Arbeitskleidungsstücke fand sich darin nichts besonderes. Aus diesem Grund wandte sich Minashi als nächstes dem Bett zu, viele Leute versteckten gerne etwas unter ihren Betten, sofern es keine Futons waren. Der Schrank war eine Enttäuschung gewesen, doch nun griff Minashi mit seiner Hand unter das Bettgestell. Neugierig kniete Minashi neben dem Bett, während seine Hand durch den Staub unter selbigem wühlte, schon nach kurzem Wühlen berührten seine Finger ein Objekt, das aus Pappe oder einem Karton bestehen zu schien. Langsam umfasste er es und zog es unter dem Bett hervor, wobei er einen ganzen Schwall Staub aufwirbelte. Das Objekt war eine kleine Schachtel aus Pappe, in der sich ein Haufen Briefe befanden, viele schienen Gehaltsabrechnungen zu sein, das einzige Besondere daran war, dass die Fürstin sie selbst geschrieben hatte. Der Rest der Briefe schien da schon interessanter, es waren Liebesbriefe mit unbekanntem Absender, die Schrift schien Minashi aber wieder zu erkennen, wo hatte er sie schon gesehen? Könnte das die Schrift der Fürstin auf den Gehaltsabrechnungen sein? Schnell kramte Minashi eine hervor, doch die Schriften schienen leicht verschieden zu sein. Es half nichts, er brauchte Vergleichsmaterial, um die Schriften vergleichen zu können, es konnte genau so gut sein, dass eine Sekretärinnen die Briefe und Abrechnungen geschrieben hatte und die Fürstin einfach nur unterschrieben hatte. Wie es auch immer lag, er brauchte Zeit um seinen Verdacht zu bestätigen, hoffentlich brauchten Kisuke und Akio noch etwas Zeit, doch er musste sie irgendwie informieren. Er kramte einen Stift aus der Kiste mit den Briefen und suchte ein leeres Blatt heraus, schnell kritzelte er eine Nachricht darauf und faltete es so klein wie möglich zusammen. 'Brauche noch Zeit, zieht das Gespräch etwas in die Länge. Ich erkläre es später. Minashi' lautete die Nachricht, die er Kisuke auf irgendeine Weise zuspielen musste. Nun musste sich Minashi beeilen, denn sonst würde er keine Chance haben Kisuke die Nachricht zu bringen bevor er das Gespräch beendete. Schnell eilte Minashi den Gang entlang, damit er so schnell wie möglich in die Eingangshalle kam. Er erreichte gerade die Tür zur Halle, als die Klinke hinuntergedrückt wurde, was Minashi dazu veranlasste sich mit angehaltenem Atem gegen die Wand zu pressen. Die Tür wurde auf geschwungen und stoppte nur kurz vor Minashis Gesicht, somit konnte Minashi nur noch abwarten und hoffen nicht entdeckt zu werden. Durch die soeben geöffnete Tür trat der Butler der Fürstin und steuerte direkt auf die Küche zu, wo er sich an das Küchenpersonal wandte. „Ich brauche Tee für die Herrin, Lindenblüte, bitte macht schnell ich werde ihn in ein paar Minuten abholen, ich habe noch etwas zu tun.“ Nun drehte sich der Butler um und schritt in Richtung der Quartiere davon, das war Minashis Chance. Das Pfeifen des Teekessels ertönte kurz darauf aus der Küche und das Geschepper von Tassen und Kannen erklang, nun musste Minashi handeln bevor der Butler wieder kam. Henge no Jutsu Eine Rauchwolke stieg auf und aus dieser trat das Ebenbild des Butlers, das gleiche Gesicht, die gleiche Frisur, der gleiche strenge Anzug. Minashi betrachte sich näher und versuchte die Haltung des Butlers zu imitieren, während er auf die Küche zuging. Ein Tablett mit drei Tassen und einer Kanne, aus der der Duft von frischem Tee aufstieg, wurde auf die Theke neben der Tür gestellt. „Ich hoffe der Tee schmeckt der Herrin“ Die Stimme gehörte einem der Küchenmädchen, es war pausbackig und maximal zehn Jahre alt, sein Grinsen schien mehr als nur freundlich, doch Minashi wusste nicht, ob eine besondere Beziehung zwischen ihr und dem Butler, den er verkörperte, bestand. „Vielen Dank“ Mit diesen Worten, die ihn hoffentlich nicht verrieten, griff er mit den knöchernen Fingern des Butlers nach dem Tablett und verließ er die Küche. In der Eingangshalle ließ Minashi seinen Blick schweifen und versuchte sich zu erinnern, in welchen Raum der Butler seine Teamkollegen geführt hatte. Probeweise öffnete Minashi eine Tür und erblickte die Fürstin und seine Teamkollegen. „Stellen Sie den Tee auf den Tisch und warten Sie draußen darauf, ob ich läute!“ Die Stimme der Fürstin war neutral und befehlend und um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, verbeugte er sich steif. „Natürlich Herrin, wenn ich Ihnen sonst noch etwas bringen könnte wäre es mir eine Freude“ Nun drehte sich Minashi um und schritt wieder auf die Tür zu, durch die er in den Raum gekommen war. Als er neben Kisuke stand, schnippte er die Nachricht, die er vorhin geschrieben hatte in Kisukes Hand. „Lies es!“ Mehr konnte Minashi nicht zu Kisuke zischen, bevor er den Raum verlassen musste.