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Tetsu-Anwesen

Kosanu Toriko

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Ein Foto kommt selten allein

Was ist Kunst? In Soragakure war diese Frage sehr schnell beantwortet: Ein Werk von Tetsu Kamiko, natürlich! „Von wem?“, ist eine Frage, die man in der Stadt über den Wolken nicht unbedingt stellen sollte, wenn man nicht als ungebildeter Hinterwäldler abgestempelt werden möchte. Traut man sich trotzdem, dann muss man sich womöglich mit irritierten Gegenfragen wie „Was, sie kennen DIE größte Künstlerin unserer Epoche nicht?“ oder „Unter welchem Felsbrocken sind sie denn hervorgekrochen?“ herumschlagen. Die junge Kunoichi Kosanu Toriko war wohl oder übel eine dieser ungebildeten Hinterwäldlerinnen. Das hatte kurzum zwei Gründe. Erstens stammte sie nicht aus Soragakure und zweitens kannte sie die Werke von Künstlern für gewöhnlich nur, wenn man diese entweder aufgeschrieben hatte oder in ihrer weit entfernten Heimat Amegakure erschaffen hatte. So ungebildet sie damit der Oberschicht Soragakures auch erscheinen mochte, dumm war das junge Fräulein glücklicherweise nicht. Ehe sie zu ihrem heutigen Auftrag aufgebrochen war – der Künstlerin sollte wohl Schutz vor übereifrigen Journalisten zuteilwerden – hatte sie sich natürlich genügend über diese Tetsu informiert, um sich vor der Auftraggeberin nicht direkt zu blamieren. Sie kannte sie sich deswegen noch lange nicht aus, wusste aber zumindest rudimentär Bescheid.
Ausgerüstet mit oberflächlichem Fachwissen und ihrem blauen Ölpapierregenschirm war Toriko dann vor dem Anwesen der ehrwürdigen Familie Tetsu aufgetaucht. Es war ein wirklich beeindruckendes Gebäude, das konnte man sogar über die hohen Mauern, von denen es umgeben war, hinweg erkennen. Es mochte zwar nicht in klassischem Stil eruabt sein, was für die Schwarzhaarige nicht wirklich zu einem ehrwürdigen Herrenhaus passen mochte, aber nichtsdestotrotz war es eben auch beeindruckend. Die Sonne sandte ihre letzten flachen Strahlen auf das rote Ziegeldach, das einen starken Kontrast zu den weißen Steinwänden – ob das wohl Marmor war? – darunter bildete. Ihr Schirm schützte Torikos Augen vor dem blendenden Licht, so wie er es später womöglich auch für Tetsu Kamiko vor einem Blitzlichtgewitter tun würde. Vor dem eisenbeschlagenen Tor des Anwesens blieb sie stehen, bewunderte die ihr eigentlich nicht ganz gefällige Architektur und wartete auf ihren Partner.
 

Kinzoku Kenta

Chuunin
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Kunst ... Kenta stand der Sache etwas zwiespältig gegenüber. Er persönlich konnte dem Ganzen meist nicht so viel abgewinnen - Metall war für ihn vor allem ein funktionelles Material, sowas wie Ästhetik kam danach, sobald man sich darum gekümmert hatte dass auch alles funktionierte. Oder Bilder ... er wusste es zu schätzen wenn man ein stimmiges Foto schoss oder mit einer Skizze das Motiv gut abbildete, aber musste man darüber so ein Aufhebens veranstalten? Für ihn eher unsinnig. Aber natürlich sahen ein paar Verwandte das ganz anders, und letztlich war es ihm auch nicht furchtbar wichtig - seine Ästhetik lag halt eher in Worten oder Musik. Tetsu Kumiko war ihm, obwohl sie als Malerin natürlich berühmte (und für Kentas Begriffe schwer verstehbare) visuelle Kunst produzierte, natürlich auch ein Begriff - wie die meisten eher technisch versierten Kollegen gab seine Mutter große Stücke darauf, nicht als Banausin dazustehen, und er war mit seiner Familie öfter bei Ausstellungen gewesen - wo er sich gewundert hatte, was an Vasen mit Blumen drin so wahnsinnig interessant war, dass man sie in Öl malen musste. Und ob sie allein dadurch interessanter wurden dass man die Blüten eckig malte? Na, egal. Ausstellungen waren sowieso in erster Linie eine Gelegenheit karrierewichtige Leute an einem Ort zu treffen wo einen kein Normalsterblicher stören konnte. Wenn man anfing über die Interpretation der Bilder zu spekulieren war man relativ schnell mit dem Kurator und ein paar hungrig aussehenden Kunststudenten alleine, wie Kenta bei einer Gelegenheit festgestellt hatte.
Mit derart kunstfeindlichen Ansichten alleine konnte man natürlich nicht in die Schlacht ziehen, und so hatte der Kinzoku ein paar weitere Vorbereitungen getroffen. Faltenfreie dunkle Hose, weißes Hemd und dunkles Sakko waren geritzt, die trug er sowieso öfter, und in einem nicht gerade billigen Lokal würde er damit nicht auffallen, was für einen Bodyguard ja wohl eine ganz gute Eigenschaft war. Da er vermutete dass es schlechte Presse geben würde, wenn sie frechen Fotographen sehr viel mehr verpassten als eine blutige Nase, hatte er die scharfen Instrumente zuhause gelassen, und würde sich im Zweifel auf seine Hände, Ellenbogen und Knie verlassen - wenn er etwas zum Schneiden brauchte, würde er es selbst machen. Außerdem hatte er eine ziemlich leistungsstarke Taschenlampe eingepackt, um Fotografen zu blenden, eine faltbare und blickdichte schwarze Decke, die man im Notfall davorhalten konnte, und einen Fächer falls Tetsu keinen eigenen mitnahm. Und für Notfälle eine gut verpackte Rauchbombe und eine Tube viel zu scharfe Chilisoße sowie eine große schwarze Sonnenbrille. Die Sonnenbrille hatte er sich allerdings fast ausschließlich aus Stilgründen aufgesetzt.

"Konnichiwa, Toriko-san." Grüßte der frischgebackene Genin die Dienstältere mit einem lockeren Grinsen, und nickte ihr anerkennend zu, ehe er den Blick über das Anwesen schweifen ließ. "Ganz schön opulent, hm? Gehen wir einfach rein oder gibts noch eine Einsatzbesprechung?"
 

Kosanu Toriko

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Im Nachhinein musste man sich wohl fragen wie klug Toriko wirklich war. Natürlich, sie hatte daran gedacht, sich über ihre Auftraggeberin zu informieren. Gleichzeitig fiel ihr jetzt, wo sie den Kinzoku gut gekleidet daher spazieren sah, erst richtig auf, wie sehr ihre gute Erziehung unter der langen Abwesenheit von Zuhause gelitten hatte. Es war offensichtlich, dass sie trotz geringer Berufserfahrung mehr in ihrer Profession aufging als ihr lieb war. So sehr, dass sie vergessen hatte, wie man sich anzuziehen hatte, wenn man sich in feinere Gesellschaft begab. Es war jetzt nicht so, dass sie allzu negativ auffallen würde, immerhin legte sie ja immer Wert darauf korrekt gekleidet zu sein. Trotz allem hätte ein Kimono hier wohl einen etwas besseren Dienst geleistet als die übliche blau-schwarze Leibchen-Hose-Kombination, die sie auch heute auftrug. Zwar mit einer schwarzen Windjacke gegen die Witterung, aber dennoch fühlte sie sich im Gegensatz zu ihrem Partner etwas zu leger gekleidet.
Wie auch immer, es war nun einmal, wie es war. Vielleicht würde sie zumindest für die Zukunft etwas daraus lernen – entweder mehr mitzudenken oder sich erst recht nicht um diese Formen zu scheren. Für heute hieß es nur: Haltung wahren und so tun, als wäre nichts geschehen! „Konnichiwa, Kenta-san“, erwiderte sie die Begrüßung ihres Kollegen trocken. „Wenn sie es sich leisten kann. Es wird schon einen Grund geben, dass die Fotografen so verrückt nach ihr sind.“ Für gewöhnlich hatten die zumindest einen, zwar keinen, den die Kosanu in diesem speziellen Fall wirklich nachempfinden konnte, aber sie hatten sicher einen. Sie überlegte kurz, ehe sie mit ihrer Antwort fortfuhr: „Die Einsatzbesprechung ist simpel. Es ist unsere Aufgabe zu verhindern, dass Tetsu-san und ihr Begleiter morgen auf den Titelblättern sämtlicher Boulevardblätter erscheinen. Teilen wir das ganze einfach in drei Bereiche.“ Toriko unterbrach kurz, um sich zu vergewissern, dass man ihr auch bloß zuhörte. Während sie ihrem Gegenüber mit einem eindringlichen Blick bedachte sprach sie weiter. „Erstens: Prävention! Wenn die Journalisten sie nicht sehen oder an sie herankommen gibt es auch keine Fotos. Zweitens: Suchen und Vernichten! Sollte uns einer überlisten und durch die Lappen gehen müssen wir die Kamera bekommen und die Bilder vernichten, bevor sie weitergegeben werden können. Drittens: Maß halten! Das sind keine Feinde, sondern nur… Fotografen. Es wäre weder für unseren Ruf noch den von Tetsu-san gut, wenn hier irgendjemand ernsthaft verletzt wird. Alles in Allem also keine große Sache.“ Als sie ihre Ausführungen beendete schenkte sie dem Gleichaltrigen ein kurzes motivierendes Lächeln.
Klar, die junge Kunoichi hatte das alles etwas ernster genommen als es wirklich war. Man konnte das alles kaum eine Mission nennen und doch wollte sie es wie eine behandeln. Nur weil die Aufgabe leicht war, hieß es nicht, dass man die eigene Haltung schleifen lassen durfte. Mit der inneren Einstellung steht und fällt der Erfolg, so viel war Toriko klar. „Hast du irgendwas mitgebracht oder irgendwelche Fähigkeiten, die hier besonders nützlich werden könnten? Es wäre gut, wenn wir das abgleichen. Meinen Schirm hast du ja schon gesehen, was man mit dem anstellen kann sollte im Großen und Ganzen klar sein.“, meinte sie, während sie eben jenen Schirm von der Schulter hob, mit einem dumpfen Geräusch die Spitze vor sich auf den Boden fallen ließ und die Waffe dann abspannte. Wie gesagt, die Aufgabe war leicht. Es wäre fahrlässig sie durch stümperhafte Fehler zu verkomplizieren.
 
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Kinzoku Kenta

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"Hmhm. Ich glaube dieser Grund knistert so herzerwärmend, wenn man ihn zählt, und zahlt obendrein die Miete." Kommentierte Kenta die Bemerkung zu Tetsus unglücklicher Beliebtheit bei den Paparazzi. Nach seiner Auffassung fast ausschließlich ihrer Bekanntheit zu verdanken - Menschen die einfach nur so attraktiv waren wurden schließlich auch nicht auf Schritt und Tritt von Nervensägen mit Fotoapparaten verfolgt ... fast hätte er sowas wie Mitleid gehabt, aber Tetsu war erwachsen und sollte mit der Kehrseite ihres Ruhms klarkommen, nicht? Das Outfit seiner heutigen Kollegin interessierte den Kinzoku eigentlich auch nicht besonders, aber er kam nicht umhin zu merken dass sie vielleicht docht ein bisschen auffallen würde wenn sie so mit ins Lokal ging. Andererseits wäre es auch schlau, nicht in einem so exklusiven Schuppen abzusteigen, da würde man sie schließlich am ehesten erwarten. Kenta musterte gerade nochmal mit kritisch geschürzten Lippen das Anwesen - diese Erkerfenster waren wirklich gewagt, wie er meinte - und dachte gerade über die durchaus amüsante Idee nach, die landesweit bekannte Künstlerin und ihren Schwarm in einer viertklassigen Frittenbude in Getsurin zu verstecken, als Toriko ihn irgendwie scharf ansah, als wollte sie zu verstehen geben, dass er jetzt besser aufmerksam sein sollte. Oh, naaaa gut. So jung und schon Allüren? Er drehte den Kopf wieder ihr zu und nickte etwas gelangweilt zu ihrer Aufzählung. Hatte er sich alles irgendwie denken können, sodass er das Lächeln auf coole, weil nur minimal angedeutete Art erwiderte. Er kannte Toriko nicht so wirklich, aber er hatte schließlich den meisten in seinem Jahrgang nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Vermutlich hatte er nicht viel verpasst, mutmaßte Kenta, lebte aber doch etwas auf, als sie nach seinen Vorbereitungen fragte. Ob sie umgekehrt ihn kannte? Aber eigentlich konnte es ihm egal sein - er wusste dass er einen gewissen Ruf hatte, aber das amüsierte ihn eher als dass es ein Problem wäre.

"Ooh, nicht viel. Ich habe eine dünne, aber blickdichte Decke als Sichtschutz. Außerdem diese kleine aber feine Leuchtdiode hier ..." Der Kinzoku griff unter das Sakko in die Brusttasche seines Hemdes und zückte eine stiftförmige Taschenlampe, die er kurz anknippste, um einen schmalen, grellen Lichtstrahl freizusetzen, und anschließend wieder wegsteckte. "Wer einäugig durch ein Objektiv schielt sollte recht verwundbar für ein Blendlicht sein, hmmm?" Erklärte er seine Logik mit einem schiefen Grinsen, und klopfte gegen eine andere Innentasche. "Für Notfälle habe ich neben der Decke noch eine Rauchbombe in Knallfolie verpackt. Und in der anderen Tasche hab ich Chilisoße falls das Essen ungenießbar ist." Er strahlte. Falls nötig würde er sie auch benutzen um vorlaute Reporter mit der Aussicht auf Geschmacksknospenfolter einzuschüchtern, aber das musste er Toriko ja nicht auf die Nase binden, wenn sie so gerne eine saubere Operation abziehen wollte. Kenta ließ souverän die Hände in die Hosentaschen gleiten und stieß dabei mit dem Unterarm an sein letztes Mitbringsel. "Ah, ja - und das hier hab ich noch." Er zog den schlichten, doch eleganten Handfächer aus der Tasche und bot ihn Toriko an. "Damit die ganze Arbeit nicht bei uns hängenbleibt kann Tetsu sich den hier vors Gesicht halten, sobald Gefahr besteht. Wenn du dich als junger Fan ausgibst nimmt sie ihn bestimmt als Geschenk, oder?" Von ihm als Junge würde das eher seltsam wirken, schätzte Kenta. Oder am Ende noch pervers. "Meine besonderen Fähigkeiten ... nuun, wenn ich eine Kamera in die Finger kriege brauche ich weniger als fünf Sekunden um sie zu ruinieren. Und den Witz über sechzig-Watt-Kinzoku hast du bestimmt schon gehört - einfach gesagt kann ich die meisten Elektrogeräte mit Energie versorgen, falls wir dringend einen Föhn oder sonst etwas antreiben müssen. Legende für uns zwei improvisieren wir je nach Lokal, schätze ich." Er zuckte mit den Schultern. "Dann mal los, nicht?" Ohne auf eine Antwort zu warten betätigte er die Klingel. Ein paar Momente später fragte eine erwachsene Frauenstimme aus dem Lautsprecher, mit wem sie es zu tun hatte, und Kenta zwinkerte Toriko zu. Wenn sie die Chefin sein wollte - sollte sie doch das Wort führen.
 

Kosanu Toriko

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Noch war Toriko sich nicht sicher, ob sie ihren Partner mögen wollte oder nicht. Das dürfte, würde sie es sagen, durchaus als Kompliment verstanden werden, wenn man an ihre Vorbehalte gegenüber fremden Shinobi – im speziellen denen aus Soragakure – bedachte. Der Kinzoku war eben gut vorbereitet, sogar besser als sie. Nicht, dass sie diese Vorbereitung für eine so einfache Aufgabe wirklich nötig gehabt hätte, aber es rang ihr durchaus einen gewissen Respekt ab. Vorbereitung war eben wichtig und wenn ihr Kollege sich hier schon so ins Zeug legte, dann konnte man bei einer komplizierteren Mission mindestens genauso Gutes erwarten. Kurzum: Hätte sie kein generelles Problem mit Leuten wie ihm, dann könnte sie sich mit Sicherheit für ihn erwärmen. Außerdem hatte er ihr zugehört. Keine Selbstverständlichkeit, mit Sicherheit nicht!
Nachdenklich betrachtete die Kunoichi den ihr angebotenen Fächer. Wenn sie nur etwas Ahnung von Kunst hätte, wäre der Plan eins zu eins umsetzbar gewesen. Sie nahm ihn trotzdem an. „Das fliegt wahrscheinlich sofort auf, ich kenne kein einziges ihrer Werke gut. Aber…“, unterbrach sie ihre Erklärung kurz, um den Fächer auf und zuzuschlagen, „Ich finde ein paar andere Worte für sie. Vielleicht als ‚Bewunderin wahrer Größe‘ oder etwas Ähnliches. Mir fällt sicher etwas ein, danke. Gute Idee!“ Das ‚Lob‘ war nicht nur so daher gesagt, sondern tatsächlich auch so gemeint. Toriko war nicht der Meinung damit etwas nettes zu tun, aber sie war immerhin ehrlich genug auch zu sagen, wenn ihr etwas gefiel, mit Kritik hätte sie sich ja schließlich auch nicht zurückgehalten. Alles in Allem war Kenta wohl ein sehr brauchbarer Kerl, der zumindest ein Mindestmaß an Grips und Höflichkeit an den Tag legte. Den Fächer steckte sie sich flott in die Jackentasche, während der Kinzoku schon an der Türklingel läutete. „Konnichiwa! Wir sind der angeforderte Shinobi-Begleitschutz“, antwortete sie der Frauenstimme auf das Zeichen ihres Partners hin. Ein paar Augenblicke vergingen, ehe das Türschloss sich mit einem lauten Klicken öffnete. Im Losgehen hob die junge Frau ihren geschlossenen Regenschirm hoch, griff am Stil um, sodass sie ihn schräg nach hinten und mit der Spitze nach unten zeigend locker tragen konnte, ohne ihn über den Boden zu schleifen, und drückte das imposante Gartentor auf.
Was sich hinter Tor und Mauer verborgen hatte war noch pompöser, als die Villa über den Sichtschutz hinweg gewirkt hatte. Blumenbeete in allen Formen, Farben und Mustern bepflanzt, Bäume, die so getrimmt waren, dass sie wie Menschen oder Tiere aussahen und in dieser ganzen unbeschreiblichen Pracht auch noch die eine oder andere Statue. Die Krönung dieses ‚kleinen‘ Vorgartens war allerdings ein großer Springbrunnen, der direkt zwischen dem Eingangstor und dem Eingang des Hauses selbst lag. Aus weißem Marmor arrangiert tollten sich dort alle Arten von Meereskreaturen, von Koi und Welsen über Delfine bis zu Krabben und Muscheln – einfach alles war da. Schlicht und ergreifend gesagt war hier alles so verdammt teuer, dass man sich fragen musste, ob Reichtum oder Bekanntheit nicht ohnehin in der Familie lagen. Das einzig normale hier draußen war der Kiesweg, über den die beiden Shinobi zur Villa schritten. Im Gegensatz zu allem anderen hier war der beinahe ordinär. Das Haustor stand inzwischen schon offen, empfangen werden sollten die beiden Jugendlichen offensichtlich drinnen. Natürlich machte sich in so einem Haus niemand die Mühe ein paar ‚Hilfskräfte‘ vorzeitig abzuholen, als so wichtig wurden zwei kleine Genin – man konnte wohl davon ausgehen, dass hier kein Jonin kommen würde – sicher nicht betrachtet. Also betrat Toriko mit ihrem Kollegen die Villa, nachdem sie sich die Kostbarkeiten des Gartens ausgiebig angesehen hatte. Der Eindruck bestätigte sich auch im Haus, alles hier war einfach zu teuer, wahrscheinlich inklusive der Haushälterin, einer Mittfünfzigerin, die wahrscheinlich hier war, um sie zu begrüßen.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta lachte noch leise, als Toriko seine Idee lobte, und schaute dann interessiert zu, wie sie sich mit der Sprechanlage anstellte. Nicht dass er echte Peinlichkeiten erwartet hätte, aber er war neugierig wie das Mädchen sich wohl geben würde. Steif und unterkühlt, wie sie aussah? Süßer als man ihr ernsthafterweise abkaufen konnte? Nun, sie tat ihm nicht den Gefallen sich großartig zu verstellen, sondern gab eine durchweg normale Antwort - nicht perfekt geschliffen, aber auch ohne Schwachstellen. Hatte er's doch gewusst - Toriko war ein bisschen langweilig ... hoffentlich trafen sie tatsächlich ein paar Paparazzi, die er ärgern konnte. Sie wollte zwar nicht unbedingt sehen, dass er ein paar Tritte an ihnen ausprobierte, aber vielleicht ließ sich ja jemand provozieren!
Der Kinzoku schlenderte, mit solchen Gedanken getragen, über den Kiesweg und begutachtete flüchtig die Skulpturen - dabei strahlte er eine solche Lässigkeit aus, dass man meinen könnte, er wäre mit einem mindestens tellergroßen silbernen Löffel im Mund geboren worden und wäre gelangweilt von dieser nahezu obszönen Darstellung von Reichtum. Am Springbrunnen, der die steingewordene Opulenz mit Wasserleitungen verkörperte, hielt der rothaarige Genin kurz inne, kramte in seiner Tasche - die einzige, nicht irgendein Utensil für ihren Einsatz enthielt - und holte eine Münze raus. Mit einem Zwinkern zu seiner Begleiterin flippte er das Geldstück von seinem Daumen ins Wasser und schaute einen Moment zu, wie es versank, dann schloss er wieder zu Toriko auf.

Die ältere Dame outete sich schon mit ihrer Kleidung als Haushälterin - es gab nur wenig andere Berufe, in denen es gestattet war, so ohne zwingende Umstände eine Schürze und einen Staubwedel zu tragen. Und dann auch noch eine weiße Haube? Liebe Güte. Wer hätte gedacht, dass so eine peppige Künstlerin von einem derart konservativem Umfeld umgeben war? Ein wenig hatte Kenta gehofft, hier ein völliges kreatives Chaos voller Farbtupfer und kubistisch inspirierter Möbel vorzufinden - das wäre zwar Blödsinn gewesen, aber immerhin irgendwie witzig. "Konnichiwa, Shinobi-san." Begrüßte die Haushälterin sie dann auch, der Tonfall noch steifer als ihr albernes weißes Häubchen, und wies auf einen kleinen Tisch im Foyer, dem man einfach ansah, dass er mehr kostete als ein durchschnittliches Monatseinkommen. "Tetsu-sama wird euch in einigen Minuten in Empfang nehmen. Zur Zeit ist sie noch mit ihren eigenen Vorbereitungen beschäftigt. Bitte lasst euch ganz unbefangen nieder." Zur Vervollkommnung des Bildes trug die Frau noch eine hübsche, handbemalte Porzellanschale mit gemischtem Obst heran, die sie auf den Tisch setzte und sich dann mit einem Knicks verabschiedete. Kaum dass sie unbeobachtet waren, kicherte Kenta leise. "Ich hab mir etwas unterhaltsames gewünscht. Denkt ihr, das zählt schon?" Fragte er, und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen seinen Stuhl.

Ein paar Minuten später glitt Tetsu Kumiko in den Saal - und man musste hier wirklich von Gleiten sprechen, denn obwohl ihr Kleid nicht bis auf den Boden reichte, bewegte sie sich so bemüht elegant, dass man allein aus Rücksichtnahme nicht mehr von Laufen reden konnte. Mit einer leisen Erschütterung durch den ganzen Stoff kam die zierliche junge Frau zur Ruhe und musterte die beiden Genin kritisch. "Ihr beiden seid also mein Begleitschutz ...?" Fragte sie, und streckte ein Stück weit die Hand aus. Kenta tat, was man von einem angehenden Elektriker erwartete - er schaltete. Und zwar indem er aufstand, halb in die Knie ging, und die angebotene Hand bis knapp vor seine Stirn führte. "Kinzoku Kenta. Meine Eltern sind große Bewunderer eurer Werke, Tetsu-sama. Wir haben Tage auf der Früjahrsausstellung verbracht." Erklärte er, sobald er protokollgerecht wieder aufsehen durfte, und ließ sich keine Spur des Schelms von eben mehr anmerken. Das schien Tetsu zu gefallen, und dann war die Reihe an Toriko.
 

Kosanu Toriko

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Alles in Allem war das doch ein sehr förmlicher Empfang. Immerhin, das war mehr, als man zwingend erwarten konnten – nicht jeder würde sich für zwei Genin antun das ‚Protokoll‘ zu wahren. Hier war man aber wohl so sehr auf die Form bedacht, dass völlig egal war, wer kam. Jeder, den man ins Haus ließe würde genau gleich empfangen werden. Wäre der Palast an und für sich nicht gar so schräg und riesig, Toriko hätte sich fast zuhause gefühlt. Die Stimmung war jedenfalls die gleiche.
Wie ihr Partner ließ die junge Kunoichi sich auf einen Stuhl nieder. Ihren Schirm lehnte sie dabei seitlich gegen die Armlehne, nachdem sie ihn mit größter Vorsicht abgestellt hatte. Man wusste ja nie, wie leicht ein teurer Fußboden am Ende nicht doch zerkratzt war. „Ich fürchte, dass wir auf die Unterhaltung noch etwas warten müssen. So richtig spannend wird es wohl frühestens, wenn wir das Haus verlassen“, erwiderte sie Kenta. Bis jetzt war die Sache wirklich noch nicht sehr spannend. Auch wenn man es ihr weder ansehen noch anhören konnte, langweilen wollte sie sich Toriko hier genauso wenig wie ihr Kamerad. Irgendetwas musste einfach passieren, schon alleine, um sich zumindest ein ganz klein wenig profilieren zu können, denn sonst wäre dieser Auftrag wirklich absolut umsonst gewesen. Natürlich, jede erledigte Aufgabe sah im Resümee ganz gut aus, aber wenn unvorhersehbares passierte und die Reaktion entsprechend effektiv war, dann brachte das mit Sicherheit noch einige Pluspunkte.
Nach mäßiger Wartezeit vor der gefüllten Obstschüssel erschien endlich ihre Auftraggeberin. Tetsu passte ohne Frage zu ihrem Haus. Teuer gekleidet, verflucht elegant und mit einem noblen Mindestmaß an bewertender Arroganz ‚begrüßte‘ sie ihre beiden Personenschützer. Auch dieses Mal machte der Kinzoku seine Sache natürlich ausgezeichnet, wie es schien, war er für dieses Umfeld ein beinahe perfekter Partner. Er konnte sich wie es schien auf Knopfdruck auf Situationsänderungen einstellen – zumindest im sozialen Bereich. Trotzdem war es ein gutes Zeichen für Toriko, die ohne es zu bemerken den Gleichaltrigen schon seit seiner Ankunft noch kritischer bewertete als es Tetsu mit ihnen beiden getan hatte. Nachdem der Kritisierte seine Vorstellung sehr geschickt über die Bühne gebracht hatte, war nun sie selbst an der Reihe. Natürlich hatte sie sich genau wie er erhoben, als die Künstlerin den Raum betreten hatte, mit der rechten Hand hatte sie dabei ihren Schirm kerzengerade über dem Boden gehalten, sodass die Spitze ihn gerade nicht mehr berührte. „Kosanu Toriko“, stellte sie sich selbst vor. Sie verbeugte sich ordentlich, ohne den Schirm auch nur das kleinste Bisschen zu neigen. „Es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen, Tetsu-sama. Dürfte ich euch ein kleines Zeichen unserer Wertschätzung überreichen?“, fuhr Toriko fort. Mit einem flinken Griff der linken Hand holte sie den Fächer hervor und bot ihn der ehrwürdigen Dame dar. Mit einer vornehmen Bewegung nahm diese das Mitbringsel entgegen, während sie mit aller Noblesse erwiderte: „Natürlich dürft ihr!“ Kurz schlug Tetsu den Sichtschutz auf, betrachtete ihn mit genauso prüfendem Blick wie die Genin zuvor und klappte ihn nur leise raschelnd wieder zu. „Nun gut! Ich möchte hoffen, dass ihr beiden dieser Aufgabe auch gewachsen seid. Die Fotografen werden sich genauso auf mich stürzen, wie auf meine Bilder. Wie auch immer, wo bleibt denn…?“, wollte Tetsu gerade ungeduldig fragen, als sie von der den Raum betretenden Haushälterin unterbrochen wurde.
„Gnädige Frau, Kasai-san ist eingetroffen“, stellte sie einen Mann vor, der hinter ihr den Raum betreten hatte, wahrscheinlich Tetsus Begleiter darstellen sollte und so gar nicht in die Szenerie passte. Dass er um mindestens zehn Jahre älter war als sein Date war noch das geringste Problem, der Drei-Tage-Bart und die ungekämmten und womöglich auch ungewaschenen Haare dagegen hätten bei den Genin wohl dazu geführt, dass man sie noch an der Türschwelle abgewiesen hätte. Seine Kleidung machte das alles auch nicht besser: Sandalen mit weißen Socken, eine beige, abgetretene und etwas zu lange Hose, ein hellblaues Hemd, bei dem mehr als nur der Kragenknopf offen waren und ein braunes Kordsako mit Ellenbogenflicken! Obwohl Toriko nicht fassen konnte, was sie da sah, so hatte Tetsu sich seit der Ankunft des Mannes doch merklich geändert. Sie war regelrecht aufgetaut und sah ihn mit verträumten Augen an – spätestens jetzt musste klar sein, wer da den Raum betreten hatte. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas Mädchenhaftes angenommen. Für jedes Jahr, dass er älter sein musste, wirkte sie um eines jünger. „‘n Abend, Schatz. Kann’s losgeh’n?“, brummte der Kerl mit spitzbübischem Blick. Es war unglaublich. Mit so einer Person sollte die große Künstlerin sich freiwillig abgeben? Toriko war beinahe versucht zu glauben, dass sie die Shinobi nur arrangiert hatte, weil sie irgendwie erpresst wurde und Hilfe brauchte, um die Sache aufzuklären ohne einen Skandal zu riskieren. Natürlich war das Unsinn, aber in Anbetracht des bizarren Auftritts waren solche Gedanken wohl ganz verständlich. Die Kunoichi musterte den Neuankömmling nochmal genauer. Sie hatte das Gefühl ihn schon gesehen zu haben, aber wo? Ob er vielleicht auch berühmt war? Auf jeden Fall machte das die ganze Angelegenheit erstmal deutlich spannender.
 

Kinzoku Kenta

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Warten müssen? Zwei Worte, die Kenta vielleicht einzeln ganz gut verdauen konnte, in dieser Mischung sagten sie ihm jedoch überhaupt nicht zu. Natürlich, er rechnete nicht damit, heute eine weltbewegende Schlacht zu gewinnen - aber da war ja auch noch die Schlacht gegen die Langeweile, die für seine ganz persönliche Welt mit Sicherheit sehr entscheidend war. Vorausgesetzt irgendetwas Amüsantes tat ihm den Gefallen und tauchte auch tatsächlich auf. Kenta gefiel sich zwar dabei, den braven Jungen zu spielen, wie er es eben getan hatte, aber das war doch ein wenig mager, was die Unterhaltung anging, und langfristig wirklich entnervend. So wie Tetsu angezogen war versprach es allerdings zumindest hinterher für ein paar freche Sprüche gut zu sein - konnte schließlich nicht jeder behaupten von eindeutig viel zu reichen Leuten angeheuert zu werden.
Mit dem kritischen Blick von jemandem, der über nahezu jedes kleine Defizit eine passende, beißende Bemerkung bereit gehabt hätte, begutachtete Kenta, wie Toriko sich nun schlug. Der Schirm war ein nettes zusätzliches Detail, musste er zugeben, aber als Frau hatte sie eben von Natur aus ein oder zwei zusätzliche Accessoires, mit denen sie spielen konnte. Aber sie setzte seine Taktik mit dem Fächer ganz geschickt um - für jemanden der ansonsten ganz gesund aussah, hatte Tetsu definitiv ein übergroßes Ego mit entsprechendem Bedarf an Streicheleinheiten. Oder lebte ganz generell in einer Welt in der so etwas wie das Verschenken von Handfächern an völlig Unbekannte normal war. Und er hatte gedacht, so selbstverständlich würden die Leute nur in Theaterstücken darauf reagieren. Aber vielleicht waren sie auch in einem Theaterstück? Immerhin trugen sogar Toriko und er ein Kostüm, von der großen Charakterdarstellerin Tetsu mal ganz zu schweigen. Kenta beglückwünschte sich gerade innerlich dazu, eine Requisite ausgesucht zu haben, die ihr offenbar nicht zu bäuerlich erschien - dann tauchte die Haushälterin wieder auf und stellte den Hausfreund vor.

Und an dieser Stelle war Kenta sehr, sehr froh, dass er eine Art Quereinsteiger ins Fach des Klassenclowns gewesen war - die aufmerksamkeitsdefizitären Zappelkinder, die schon viel früher damit angefangen hatten zu allen frech zu sein, hätten bei diesem Anblick bestimmt nicht die Klappe halten können. Er schon. Auch wenn in seinen himmelblauen Augen der Schalk so hell aufblitzte wie der große Laser im Herzen der Forschungsanlage, als er den so mustergültig ungepflegten Mann im Eingang erkannte. Kasai, Kasei ... irgendetwas klingelte in seinem Hinterkopf. Wichtige Familie? Möglich, aber das war es nicht ganz, meinte er zu wissen. Irgendwie bekannt aber auf jeden Fall, wiewohl er rein vom Aussehen her auf keinen Fall richtig zur gehobenen Gesellschaft gehörte. Er warf einen Seitenblick zu Toriko, aus dem außer einer gesunden Portion Selbstzufriedenheit (von wegen auf die Unterhaltung müssten sie noch warten!) eine leise Frage sprach, dann schwenkte er wieder zu Tetsu zurück, die gerade in äußerst bühnenreifer Weise seufzte und anschließend nickte. "Aber ja, mein Liebster." Hauchte sie, "Sieh, der Begleitschutz ist sogar pünktlich gekommen." Und der Kinzoku dachte zum zweiten Mal daran, dass die ganze Szene hier wunderbar auf eine Bühne passen würde. Nur dass er nicht mal Eintritt bezahlt hatte ...

Na gut. Dafür musste er schließlich auch selbst mitspielen, und das in keiner leichten Rolle - allein die Anstrengung, bei dieser Szene hier nicht breit zu grinsen. "Kinzoku Kenta, zu Diensten." Stellte er sich auch Kasai-san vor, und schloss sich dem Traumpaar an, als die sich anschickten, das Haus zu verlassen - sie flanierend, er in Ermangelung so exklusiver Verben einfach nur über den weißen Kies latschend. "Seh immer noch nicht, wozu das nötig ist ... oder geben wir zwei ein auffälliges Bild ab?" Fragte er sie, und Tetsu lachte - ungefähr so wie eine batteriebtriebene Puppe. Da fiel bei Kenta der Groschen. "... weiß nicht so genau wer das ist." Flüsterte er Toriko verschwörerisch zu, während sie den beiden in gebotenem Abstand folgten, und der knirschende Kiesweg ihnen zusätzliche akustische Sicherheit bot. Sobald sie am Zielort ankamen - die Liebenden gedachten vorher ein wenig durch die Gassen der gehobenen Viertel zu spazieren, ehe sie in ihrem teuren Restaurant ankamen - würden sie sich vermutlich dichter an diese lebensbedrohliche Konzentration Kitsch heranwagen müssen, aber noch war Zeit sich zu besprechen. Und zu amüsieren. "Aber bin ich der einzige der glaubt dass sie ihm was vorspielt?"
 
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Kosanu Toriko

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Ob Toriko sich auf einer Theaterbühne ähnlich verhalten hätte sei mal dahingestellt, aber der Vergleich hätte ihr sicher gefallen, wenn man denn die Gelegenheit gehabt hätte ihn zu kommunizieren. Als unbeteiligte Zuschauerin hätte sie wohl zumindest gegrinst, wenn nicht sogar verhalten gelacht, aber jetzt, wo sie dem Zentrum der Aufmerksamkeit nicht nur körperlich näher war, da war ihr nicht nach Heiterkeit, sondern eher großer, tiefgreifender Verwunderung zumute. Wie konnte sich Tetsu mit so jemandem einlassen? Hinter vorgehaltener Hand hätte die Kunoichi womöglich sogar sowas gesagt – im Vergleich mit seiner Geliebten konnte der Kerl einfach nur abstinken. Während Kenta gegen sein Grinsen ankämpfte unterdrückte sie selbst den Drang ihrer Verwirrung allzu freien Lauf zu lassen. Etwas verloren mochte sie zwar in den ersten Momenten wirken, aber sie hatte sich schon sehr bald wieder gefangen und ihren zweifelnden Blick schnell wieder abgelegt. Wirklich fassen konnte sie das dennoch nicht. Klar, der Kerl kam ihr bekannt vor, aber das hieß noch lange nichts. Dem konnte man auch einfach irgendwo auf der Straße über den Weg gelaufen sein, ohne, dass er etwas allzu besonderes sein musste. Wieso waren also gerade die beiden ein Paar? Aus dem Blick, den ihr Partner ihr zuwarf, schloss das Mädchen, dass er wohl ganz ähnliche Gedanken haben musste und antwortete ihm mit einem leichten Kopfschütteln. Nein, sie konnte sich aus der Situation auch keinen rechten Reim bilden – zumindest keinen, der all das erklärte, ohne allzu viele neue, unangenehme und unpassende Fragen aufzuwerfen.
„Kosanu Toriko“, stellte sie sich dem sonderbaren Neuankömmling knapp mit einer leichten Verbeugung vor. Sie konnte dieser Person gegenüber einfach nicht so viel Respekt erweisen, wie sie es bei ihrer Auftraggeberin getan hatte. Alles in ihrem Körper hatte sich dagegen gesträubt auch nur so viel zu sagen wie ihr Shinobi-Partner und der war schon nicht besonders ausschweifend gewesen. Zusammen folgten sie nun also dem seltsamen Paar in respektvollem, aber doch noch praktisch Nutzbarem Abstand. Natürlich hatte Toriko ihren Schirm beim Verlassen des Hauses wieder geschultert und geöffnet. Mit einem Sonnenschirm würde sie möglicherweise sogar weniger auffallen, als wenn man sich eher darauf konzentrierte wie sie gekleidet war. Das hoffte sie zumindest.
„Ich bin nicht sicher, wer genau hier was spielt“, antwortete sie Kenta mit gesenkter Stimme, während er ihr seine Bedenken auf ihrem kleinen Fußmarsch endlich auch verbal verdeutlichen konnte, „Aber wenn wir das Gefühl haben, dass es uns in irgendeiner Weise etwas angeht sollten wir ein Auge drauf haben, denke ich.“ Während ihres gesamten Weges hatte sie immer Ausschau gehalten, ob sie schon von Fotografen verfolgt wurden, aber leider ohne nennenswertes Ergebnis. Leider… am Ende hatte sie die Mission bis zum Auftritt Kasais doch genauso langweilig gefunden wie ihr rothaariger Mitstreiter. „Das andere gehört zwar unserem eigentlichen Ziel, aber wer weiß“, fügte sie noch hinzu.
Mittlerweile hatte die vierköpfige Gruppe schlussendlich ihren Spaziergang durch die Nachbarschaft beendet und das Ziel ihres Weges erreicht. Das Restaurant war von außen zwar nicht weniger pompös als es Tetsus Haus gewesen war, aber zumindest in klassischem Stil gehalten und damit weniger anstrengend für Torikos arme Augen. Zum Eingang führte ein Weg durch einen geräumigen, aber dezenteren Garten hinter einem einladend offen wirkenden Holzzaun. Trotz der an und für sich wenig aufdringlichen Natur des Gartens hatten es sich die Eigentümer aber nicht nehmen lassen einen Koi-Teich darin zu platzieren. Natürlich! Wo ihre reiche Auftraggeberin zu einer Verabredung hinging, dort musste sowas einfach sein. Auf einem Schild über dem Eingangstor zum Garten stand der Name des Restaurants: ‚Giri no Tazu‘, oder auch ‚Der silberne Kranich‘. Toriko kam nicht ganz umhin sich zu fragen ob die Ähnlichkeit der Namen Zufall war, ehe sie dem Pärchen folgend durch das Tor schritt.
 

Kinzoku Kenta

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"Da muss ich beipflichten. Vielleicht ist Kasai-san ja ein besonders trickreicher Fotograf, der seine Beute in eine kompromittierende Position locken will, indem er sie zu diesem Date einlädt." Gab Kenta zu bedenken, und grinste wissend, als Toriko sich wieder einmal nach Fotografen umschaute. War da jemand vielleicht doch etwas begieriger auf eine Konfrontation als es den Anschein hatte? "Sehe ich ganz genau so. Die Sache ist zu verdächtig um sie allein zu lassen, Mission hin oder her. Gut, dass ich mir etwas unterhaltsames gewünscht habe, nicht?" Gut - seine These eben begründete noch nicht, warum Tetsu sich auf jemanden wie ausgerechnet diesen Kerl einließ. "Vielleicht ist seine Art für sie so befremdlich, dass es schon wieder einen exotischen Reiz bedeutet ..." Sinnierte er halblaut, während sie durch die Straßenzüge schlichen, in respektvollem Abstand dem exotischen Paar vor ihnen folgend. Er kannte diese Gegend ein bisschen von früher. Nicht weil seine Eltern hier oft unterwegs waren (auch deren Bestreben, als kunstverständig zu gelten, hatte gewisse Anstandsgrenzen - mit diesen Snobs würden sie sich nie abgeben) sondern weil er ein paar mal auch hier durch die Straßen gestreift war, als es ihm auf dem Clangelände zu vertraut geworden war. Hier? Breite, saubere Straßenzüge, mit nichts als Stille und ein paar verdutzten Pinkeln, die nicht erwarteten hier freilaufende Kinder zu sehen. Hehe. Hatte irgendwie Spaß gemacht.

Sie passierten den Koi-Teich, und Kenta fragte sich einen Moment, ob es wirklich stimmte, dass ein Blitzschlag Fische unter der Wasseroberfläche sofort kochen konnte. Und ob die wohl schmecken würden? Er nahm sich vor, es bei Gelegenheit einmal zu testen, und rückte ein Stück näher an Toriko, damit sie nicht ganz so wie zwei Fremde hereinliefen - kein Grund dem Kellner zu verraten dass sie als Shinobi unterwegs waren. Was sie ansonsten waren konnte er sich ja selber überlegen - verwöhnte reiche Kinder vermutlich. Tetsu erzählte ihm tatsächlich, dass sie Kinder von Freunden auf Besuch waren, die man natürlich nicht mit dem Personal allein lassen konnte. "Am Ende würde die Haushälterin sie noch verziehen. Sie ist eine hervorragende Kraft, aber leider viel zu weich. Gebt ihnen einen Tisch neben uns, ich möchte sie im Auge behalten."

Kenta sagte nichts dazu, aber sein Grinsen vermittelte einen Moment deutlich genug was er dachte, ehe er wieder vorbildlich die Nase hochtrug, um nicht aus der Rolle zu fallen. Blöd war Tetsu nicht, so wie sie ihnen ohne mit der Wimper zu zucken ein Alibi gegeben hatte - abgehoben, aber nicht blöd. Was nochmal die Frage "Warum dieser Loser?" aufwarf. Allmählich bekam Kenta das Gefühl dass diese Sache eine Herausforderung an seinen Intellekt war, und spätestens damit war er vollauf an Bord ... "Bisschen zu ruhig geblieben bisher." Murmelte er, sobald der Kellner sie erstmal in Ruhe ließ, und warf einen sehr misstrauischen Blick durch die Fensterfront, die leider nicht allzu fern von Tetsus Tisch war. "Postieren wir uns besser da draußen oder schauen wir von hier?"
 

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In gewisser Hinsicht hatte Kenta wohl Recht. Ja, sie wünschte sich Konfrontation! Eigentlich war sie kein Typ, der keine anderen Mittel als Gewalt kannte um einen Konflikt zu lösen. Im Gegenteil sogar, wenn sie die Wahl gehabt hätte, dann wäre sie wahrscheinlich noch nicht mal Shinobi geworden. Gehorsam gegenüber der Familie, Pflichtbewusstsein und die Liebe zu ihrer Heimat hatten sie mehr oder weniger zu dieser Entscheidung gezwungen, das alles war also reine Notwendigkeit gewesen. Und dennoch, seit ihr Training immer mehr Früchte trug, war sie auch immer öfter versucht einen handgreiflichen Weg einzuschlagen. Vor allem dann, wenn sie so wie jetzt auf einer eigentlich einfachen und langweiligen „Mission“ war, hielt die junge Kunoichi es für wichtig sich ein wenig beweisen zu können. Ganz nebenbei kam auch noch dazu, dass sie früher oder später beginnen würde sich zu langweilen und ihre Zeit hier damit nicht komplett verschwendet sein würde. „Wenn er wirklich ein Fotograf ist, dann Hut ab“, erwiderte sie ihrem Partner, „dann würde er alleine für diesen Trick irgendeine Auszeichnung gewinnen.“ Es war zwar nicht so, dass sie so ein Verhalten respektieren würde, aber beeindruckend wären solche Fähigkeiten für einen ganz normalen Menschen dann doch. „Keine Ahnung, was sie an ihm findet. Vielleicht ist er ja auch Künstler und sie sind so zueinander gekommen. Ich habe ihn auf jeden Fall schon mal irgendwo gesehen, aber von Malerei habe ich absolut keine Ahnung“, fuhr Toriko fort. Wenn er wirklich berühmt war, dann waren die Berühmtheiten Soragakures seltsamer, als sie es für möglich gehalten hatte.
Allgemein begann sie sich langsam zu fragen, ob den beiden Ninja nicht etwas vorgespielt wurde. Die Tarnung, die Tetsu einfach mal für sie aus dem Ärmel geschüttelt hatte war für einen spontanen Einfall schon fast zu gut. Die Frau war klug, das stand fest. Toriko erinnerte sich an Kentas Worte. „Dass sie ihm was vorspielt.“ Umso länger dieser Auftrag andauerte, desto glaubhafter wurde diese Theorie. Wie auch immer, es würde funktionieren und sie wären wohl kaum allzu verdächtig. Sie, mit ihrem Schirm, den sie natürlich an der Tür abgespannt und abgegeben hatte, musste ohnehin wie das verzogene, dekadente Balg irgendeines Reichen wirken, selbst wenn sie sich nicht der Örtlichkeit gekleidet hatte; oder vielleicht sogar gerade deswegen? Ihr Kollege spielte seine Rolle wieder einmal vorzüglich, Toriko hätte ihm abgekauft, dass er der war, für den er sich ausgab.
Kurz überlegte sie, was sie Kenta antworten sollte. Unauffälligkeit war wohl am wichtigsten. „Wenn wir sitzen bleiben wirkt es am natürlichsten. Aber trink viel“, meinte sie und zwinkerte ihm zu. Sie war sich sicher, dass er verstehen würde, worauf sie hinaus wollte und wenn nicht, dann konnte sie das auch alleine erledigen. So witzig diese Scharade auch war, langsam sollte doch endlich etwas passieren.
 

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"Ein Maler ist er bestimmt nicht." Urteilte Kenta. Soweit war er sich inzwischen sicher. "Zumindest keiner der in den letzten Jahren groß ausgestellt wurde ..." Zum Glück war das ein Thema über das verzogene Blagen sich absolut unverdächtig unterhalten konnten, und er war mittlerweile recht sicher, dieser Typ wäre auch unter Künstlern irgendwie aufgefallen. Nicht wegen der Aufmachung - das könnte als rebellisch durchgehen - sondern weil er parallel dazu so absolut ordinär wirkte. Abgesehen davon passten seine Klamotten auf eine Art nicht zusammen die nach Ahnungslosigkeit aussah, nicht nach Absicht. Hmmm ...

Oh, und Toriko begann, wie ein Spion zu sprechen. Faszinierend, aber Kenta war nicht ganz sicher, was sie meinte - das war irgendwie der Nachteil, wenn man sich indirekt verständigte. Sie waren keine Vampire, also konnte sie nicht meinen, dass er einen Haufen Fotografen jagen und töten sollte - aaah. Das wäre eine Erklärung. Er nickte, und winkte ungeduldig dem Kellner, um mit nachdrücklichem Ton das größte (und teuerste) verfügbare Glas Limonade zu bestellen. Normalerweise hätte er Kaffee genommen, aber der Kinzoku wollte keine Diskussion darum führen ob er das in seinem Alter haben durfte. Und klebrige Limonade war immerhin die zweitbeste Ausrede für häufige Gänge zur Toilette - beziehungsweise, Kontrollgänge um das Gebäude. Teleobjektive von der Straße aus, durch den Zaun geschobene normale Kameras - gut mitgedacht für jemanden der keine Ahnung von Technik haben dürfte, heh. Hmm, und man konnte teure Getränke doch als Dienstausgaben einreichen wenn man sie in einem einsatzwichtigen Lokal bestellen musste, oder?
"Ich würde sagen, einer von uns beiden sollte Tantchens neuen Freund im Blick haben ..." Meinte Kenta, als der Kellner kam, und ignorierte dessen Existenz so vollkommen als wäre er irgendein langweiliges Gemälde. Immer schön in der Rolle bleiben - ok, hätte er auch so getan. Der Mann war freiwillig Kellner, was sollte er anderes erwarten als ignoriert zu werden? Zeit für den ersten Schluck Limonade. "Was, wenn er mit dem Tafelsilber durchbrennt und unser Erbteil schmälert?" Oder, was er eigentlich sagen wollte, von vielen Stellen im Garten aus wäre es gut möglich ein gutes Foto zu schießen und wer auch immer überwachte würde das vielleicht nicht so gut mitbekommen wie der Partner der hier drinnen Überwachungsdienst leistete. Man hatte ihnen nur von zu viel Gewalt abgeraten - von absoluter Geheimhaltung hatte keiner was gesagt, sie könnten im Bedarfsfall also auch rausstürmen und ein paar Kameras zerlegen. Kenta trank grinsend weiter, und erzählte Toriko für die nächsten paar Minuten eine faszinierende Geschichte über seinen letzten Besuch im Golfclub, bei dem er es geschafft hatte, mit dem Golfball dreimal den Caddy seines Erzrivalen zu treffen - natürlich völlig unabsichtlich! - ehe er sich leise murmelnd (und etwas irritiert, dass seine tolle Anekdote leiden musste) entschuldigte, um sich frisch zu machen, natürlich - nicht, um durch den Hinterausgang rauszuschleichen und die Straße zu kontrollieren. Nein, keineswegs. Das Glas stand zwischenzeitlich leer auf seinem Platz. Ob Toriko es auch so gemeint hatte? Wenn nicht, hätten sie hinterher was zu lachen!
 
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Der Fall war absolut klar: Die beiden Shinobi wussten gar nichts, rein gar nichts. Sie hatten zwar gewisse Hinweise darauf, dass das eine oder andere passieren würde; eine Paparazzi-Attacke war sogar mehr als wahrscheinlich und das mit Tantchens Begleiter irgendwas faul war waren sie sich auch sehr schnell einig geworden. Ob das in ihrem Aufgabenbereich lag war völlig gleich, es konnte nichts schaden einem Auftraggeber ein wenig mehr zur Hand zu gehen als er bezahlt hatte. Im schlimmsten Fall passierte nichts, im besten würde der Auftrag besser erledigt als geplant – der Grund war groß genug um diese Sache bei allem was geschah im Hinterkopf zu behalten.
Ganz nebenbei schien es aber eigentlich gut zu laufen. Kenta spielte seine Rolle nicht nur blendend, man konnte fast meinen er ging sogar darin auf. Seiner Partnerin ging es da kaum anders, auch wenn sie einen anderen Ansatz wählte. Statt verzogener Ignoranz begegnete sie jedem Dienstboten, der den Mut hatte an ihren Tisch zu kommen, mit passiv-aggressivem Spott. Hätten beide gewusst wie wenig der andere sich verstellen musste um hierher zu passen, sie hätten womöglich nicht mehr am gleichen Tisch sitzen wollen. In Torikos Fall ging das sogar noch weiter: Wäre ihr bewusst gewesen, dass sie sich kaum verstellte, sie hätte nicht am gleichen Tisch mit sich selbst sitzen wollen.
Ansonsten funktionierte auch die Kommunikation deutlich besser, als man hätte erwarten müssen. Der rothaarige Junge interpretierte zwar etwas mehr Ahnung in die Aussagen seiner Partnerin hinein, als diese vorzuweisen hatte – auf einen Rundgang schickte sie ihn nur deswegen, weil sie der Meinung war, dass mehr Information nie verkehrt war, nicht aus einem bestimmten Grund – aber solange das was klappte war das wieso ohnehin überflüssig. Die ‚verzogene‘ junge Dame hatte ihn ähnlich gut verstanden wie er sie; schön, wenn die Kommunikation so reibungslos von statten geht. „Das werde ich schon zu verhindern wissen“, erwiderte sie nur. Auch diesmal würde Kenta wohl ungefähr verstehen, dass sie ihn schon im Auge behalten würde, während er weg war.
Genauso kam es dann auch. Der Kinzoku war sich wie geplant ‚frisch machen‘ gegangen, während sie am Tisch verblieben war, aufdringliche Kellner anmotzte und Tantchens Aussteiger-Freund beobachtete. Leider wurde er vorerst nicht noch seltsamer als er es ohnehin schon gewesen war, dabei hätte Toriko es doch viel lieber gehabt, wenn sie ihm auf die Finger hätte hauen können. Bisher hatte sich auch noch kein Fotograf gezeigt. Plötzlich: Blitzlicht! Mit einem Satz war die Kunoichi auf den Beinen, fuhr mit geballter Faust herum. Das musste von hinter ihr gekommen sein, vorne hatte sie alles im Blick gehabt. Dabei war dort nur eine größere Gruppe gesessen, irgendeine Familienfeier ging dort vor sich. Das sich einer von diesen Schmarotzern hatte sie nicht erwartet gehabt. Inzwischen war der Stuhl von der Wucht ihres Aufstiegs umgeworfen worden, die Drehung vollbracht und… sie erstarrte. Die einzige Person, die einen Fotoapparat in Händen hielt war eine ältere Dame und sie richtete das Ding nicht auf Tetsu-san und ihren liederlichen Liebhaber, sondern auf besagte Familiengruppe. Die Muskeln im Körper der jungen Frau begannen nur langsam damit sich zu entspannen. Wie viel Aufmerksamkeit sie wohl erregt hat? Auf den ersten Blick genügend um das Geschehene nicht einfach ignorieren zu können. Während sie den Stuhl wieder aufstellte und sich darauf setzte motzte sie gedämpft: „Passt doch mit eurem verdammten Blitzlicht auf, das tut doch in den Augen weh.“ Puh, gerade nochmal gerettet! Hoffentlich hatte Kenta sich auch so gut angestellt wie sie.
 

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Kein Fotograph. Kein Künstler. Soviel wusste er, und eigentlich bräuchte es ihn überhaupt nicht weiter kümmern, aber Kenta konnte sich nicht helfen - dieser Mann namens Kasai war so schräg, dass er unweigerlich seine Neugier anzog, und selbst jetzt, als er sich über den Hintereingang nach draußen schlich um das Lokal von außen zu patroullieren, schaffte er es nicht ganz, die Frage zu verdrängen. War Tetsu verliebt? Schon intuitiv war seine Antwort darauf ein trockenes ha-ha, aber jetzt wo er darüber nachdachte ... die ganze Situation war verzerrt. Möglich dass sie immer so abgehoben war, aber für echte Gefühle war sie ja wohl ein bisschen sehr kalt - den verliebten Blick ganz am Anfang hatte sie bilderbuchreif hinbekommen, aber dieses mechanische Lachen? Dass sie unterwegs kaum gesprochen hatten? Kenta vermutete, dass sie sich einfach weniger Mühe gegeben hatte, sobald er und Toriko nicht mehr direktes Publikum gewesen waren. Und es war nicht nur das Gefühl, dass die Künstlerin spielte - sie war an einem schlechten Ort. Sie wusste, dass die Papparazzi hier auftauchen würden, und ging trotzdem, obwohl das Haus mehr als groß genug für ein sehr lautes und sehr ausführliches Stelldichein (mit Freunden) wäre, ohne derartige Risiken hinzunehmen, ohne die Notwendigkeit zwei bewaffnete Teenager anzuheuern. Und sie war ja wohl nicht so romantisch, dass es unbedingt ein gemeinsames Date zur besten Spitzelzeit sein musste. Das war eine Lüge für die Klatschblätter, die von gelangweilten Hausfrauen gelesen und hoffentlich nicht ganz ernstgenommen wurden-

Oh. Und wie offensichtlich es war! Allein das Kordsakko mit Flicken ... Der rothaarige Junge lachte tatsächlich laut auf, als er die hohe Sichtschutzhecke vor den Gartentischen erreicht hatte, und verschreckte damit den jungen Mann, der sich und insbesondere sein Teleobjektiv konspirativ durch das Gebüsch schob. Hups, das war knapp gewesen. Innerlich erteilte Kenta sich eine scharfe Mahnung, ein bisschen aufmerksamer zu sein, wenn er schon freiwillig auf Patroullie ging, während er nach außen hin Spezialgrinsen Nummer drei auflegte. Es wäre einer Katze würdig gewesen - schief und scharf wie eine gebogene Klinge, ein paar weiß blitzende Zähne vorzeigend, und es endete lange bevor es seine Augen erreicht hätte. "Heeeeey." Grüßte er mit der Selbstgewissheit von jemandem, der sich absolut im Vorteil wusste, und schlenderte gemächlich weiter auf den Mann zu. Es machte keinen Sinn einen eher schlapp erscheinenden Zivilisten anzugreifen als wäre das hier ein echter Kampf-
Andererseits: Wenn er hier überhaupt einen Kampf zulassen würde, Kenta müsste sich vor lauter Gram noch am selben Tag ein zweites Mal unter Strom setzen, einfach weil er's dann auch verdient hätte. Er brach den Rhythmus seines Gangs kurz bevor der Körper des Fotographen sich entschieden hatte ob er rennen, diskutieren, oder dem frechen Kind eine schallern sollte, und warf sich mit seinen ganzen etwa fünfzig Kilo auf ihn. Der Kinzoku war immer groß für sein Alter gewesen, und es kam ihm zugute, als er den circa doppelt so alten, schlacksigen Mann aus seiner knienden Position auf den Rücken warf. Es kam überraschend, und Kenta brauchte wenig Zeit, um hier die Verhältnisse klar zu stellen. "Weißt du, ich bin gar nicht sonderlich stark für meinen Jahrgang. Ich bin sicher ich könnte dir höchstens die Nase brechen." Plauderte er, während er eine Hand mitten auf dessen Gesicht ausgebreitet hatte und sich ein bisschen zu fest hineinkrallte. Sein linkes Knie war gegen den rechten Unterarm des Mannes gepresst und drückte ihn nach unten, das rechte Bein hielt er noch gebeugt - war nicht ideal für seine Stabilität, aber die leiseste Bewegung und er würde es auf den Zusammenstoß seines Knies mit dem Bauch des Typen ankommen lassen. Welches wichtige Organ war nochmal auf der rechten Seite? Na, im Grunde war es egal welches, Hauptsache es tat weh. "Wie wärs wenn wir uns ein bisschen über einen gewissen Kasai unterhalten? Ich hab hier zwar nur einen Job, aber ich bin ein neugieriger kleiner Junge." Klick, und Kenta zeigte ihm ein anderes, zurückhaltenderes Grinsen von herausragend unglaubwürdiger Unschuld. Mit der freien Hand hatte er sich die Kamera geschnappt und ließ gemächlich das Gehäuse aufklacken - einhändig war es umständlich, aber er hatte ja einen Moment Zeit. Wie es Toriko wohl drinnen erging? Wenn ein Paparazzo hier war, gab es bestimmt noch andere - zugegeben, die Gegend war ruhig und das Lokal bot nicht so viele Verstecke, aber irgendjemand versuchte es doch bestimmt von drinnen. Und jetzt konnte Kenta ihren Ehrgeiz auch sehr gut verstehen - nicht dass ihn das nachlässig gemacht hätte. Von den Fingern seiner rechten Hand tropfte silbriges Metall in zähen Tropfen, und härtete im feinen Innenleben der Kamera aus, ihr Geheimnis so behütet und unerreichbar wie ein Insekt in einem Bernsteinkristall.
 

Kosanu Toriko

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Unter sich sah die junge Kunoichi den dreisten Kerl im Zwielicht stehen, der gedacht hatte, ihr entwischen zu können. Natürlich hätte sie ihn einfacher erwischen können, aber der Weg über die Dächer war der gewesen, der dem verdammten Fotografen eine Lehre sein würde. Man störte weder die Privatsphäre anderer Leute noch legte man sich mit Shinobi an, das musste diesem Drecksack mal einer klar machen. Sanft stieß Toriko sich von ihrer Dachkante ab und erhob sich in den Nachthimmel.

Auf eine Gelegenheit wie diese wartete jeder Paparazzi, der mal einen echten Schnappschuss machen wollte. Als Subaru Daiki, seines Zeichens Praktikant bei einer der größten Klatschzeitungen des gesamten Soraverbundes, erfahren hatte, dass Tetsu Kamiko, die berühmte Künstlerin, ihr Haus angeblich in Begleitung eines Mannes verlassen hatte, schnappte er seine Sachen ohne seine Kollegen zu informieren und machte sich auf den Weg. Das Business war hart und wer Gelegenheiten nicht am Schopf packte würde es nie zu etwas bringen. Natürlich war er immer auf eine solche Situation vorbereitet gewesen und hatte sich nur auf die Lauer legen müssen, den beiden Turteltäubchen und deren Begleitschutz folgen, ein paar Fotos schießen und abhauen. Der Plan war denkbar einfach, die Begleiter zwar Shinobi, was denn auch sonst, aber trotzdem noch Kinder. Die Festanstellung war zum Greifen nah, das konnte er fühlen.
Bisher war alles so gelaufen wie geplant: Ziel aufgespürt, verfolgt und den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Dann hatte er den Nobelschuppen gestürmt, seine Schnappschüsse gemacht… und den ersten kleinen Rückschlag erlitten. Es war zwar nur eine der beiden Gören im Raum, das Mädchen nämlich, aber die war völlig durchgeknallt. Als sie sein Blitzlicht auch nur gesehen hatte war sie schon auf den Beinen und hüpfte wie von der Tarantel gestochen über die Tische auf ihn zu. Dabei hielt sie einen gottverdammten Regenschirm in der Hand und bewegte mit ihren Sprüngen kaum Teller oder Gläser auf den Tischen, geschweige denn, dass sie etwas umwarf. Bei so einer Furie gab es nur eine Möglichkeit: Beine in die Hand und weg! Der sportliche junge Mann hetzte aus dem Lokal und um die erste Straßenecke, die er finden konnte, im Schlepptau eine tobende Kunoichi. Aber nicht nur das, die doofe Trine war verdammt nochmal schneller als er! Selbst zwei Kreuzungen später war sie noch auf seinen Fersen und holte Meter um Meter auf. Da half alles nichts, jetzt musste seine gut vorbereitete Geheimwaffe dran glauben. Er griff in die Tasche, zog eine kleine Rauchbombe hervor, die er einem befreundeten Ninja abgeschwatzt hatte und ließ sie fallen. Augenblicke später war die ganze Gasse mit Rauch gefüllt, das würde sie doch sicher aufhalten. Trotzdem rannte er weiter, das Mädl hatte ihm richtig Angst eingejagt. Wenn die in dem Alter schon so drauf war, wie würde die denn erst als Erwachsene drauf sein? Primärkandidatin für den Titel alte Jungfer, so viel stand fest. Als Daiki in einer weiteren engen Gasse ankam blickte er sich schwer atmend um. Endlich hatte er sie abgehängt, seine Vorbereitungen hatten Wirkung gezeigt, ausgezeichnet! Jetzt musste er nur mehr das Foto entwickeln und dann… was war denn das? Von oben fiel eine Gestalt vor ihm herab, er brauchte ein paar winzige Momente um zu realisieren, wer da von oben herabgekommen war. Ehe der ‚Journalist‘ noch richtig reagieren konnte sah er wie die junge Kunoichi mit ihrem Schirm auf ihn eindrosch, vor Schreck fiel er nur zurück gegen die Hausmauer. Verdammtes Glück hatte er gehabt, der Hieb war so nah an seinem Hals vorbeigegangen, dass er sogar den Luftzug gespürt hatte. Apropos Hals, verdammt! Er sah an sich hinab und musste entsetzt feststellen, dass etwas fehlte: Die Kamera!

Kühl grinste Toriko ihren ‚Gegner‘ an. Der Bewegungsablauf bei diesem Angriff war denkbar einfach gewesen und wäre der Fotograf nicht gar so überrascht gewesen hätte er mitbekommen, was genau passiert war: Der junge Ninja hatte natürlich nicht direkt auf ihn gezielt, sondern mit der versteckten Klinge des Schirms den Tragegurt der Kamera durchtrennt und diese dann durch die Linse hindurch aufgespießt und an sich gebracht. Jetzt stand sie vor ihm und präsentierte mit grausamem Stolz und hochgerecktem Schirm ihre Beute. „Drei Fehler: Erstens ist es verdammt unhöflich in anderer Leute Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln. Zweitens: Du solltest dich nicht mit Ninja anlegen, selbst wenn du denkst, dass sie noch Kinder sind.“ Das hatte er ihr zwar nie persönlich gesagt, aber die einzige andere Möglichkeit war, dass er auf ihre Tarnung reingefallen war. Dafür hielt sie ihn aber für zu gut informiert. Ehe sie weitersprach schmetterte sie den durchlöcherten Fotoapparat zwischen sie beide auf den Boden. Dass der Mistkerl sich draufstürzte konnte sie nur unterbinden, indem sie ihm die Schirmklinge vors Gesicht hielt, den ersten Zucker hatte er schon gemacht. „Und drittens: Wenn du schon so dumm bist, dann mach sie nicht auch noch sauer, kapiert?“ Das schwarzhaarige Mädchen machte Anstalten zustechen zu wollen, täuschte ihr mittlerweile zitterndes Gegenüber aber nur. Wie erbärmlich er nicht war. Vor den Augen ihres Kontrahenten zertrat sie die Kamera und alles, was an Bildern vielleicht einmal darin enthalten gewesen war. „Such dir einen anderen Beruf, irgendwas Ehrliches“, sprach sie, wandte sich wieder ab und verschwand über die Dächer zurück ins Restaurant. Was für eine kurzweilige Abwechslung, herrlich! Damit war der Abend zumindest nicht ganz verschwendet gewesen. Als sie über die Schwelle trat fragte sie sich ob Kenta auch einen so schönen Abend hatte.

Am nächsten Morgen kündigte Subaru Daiki.
 

Kinzoku Kenta

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Als Kenta zurück ins Lokal kam, war von Toriko zunächst nicht viel zu sehen - aber aus der leisen Unruhe, die allenthalben herrschte, konnte er sich denken, dass sie hier auch mit der Arbeit angefangen hatte, und grinste selbstzufrieden. War auch höchste Zeit geworden dass hier mal etwas passierte. Leise pfeifend trat er durch den Türrahmen, und ließ die konfiszierte Kamera in seiner rechten Hand auf und ab tanzen. Nicht, dass sie zur Zeit noch sonderlich als Kamera erkennbar war, aber es war die Geste die zählte, nicht? Er zog hier und da einen Blick auf sich, aber nicht viele. Was mochte Toriko wohl angestellt haben? Er würde sie fragen müssen, wenn sie zurück war. Als er wieder am Platz saß, als ob nichts passiert wäre (und er sich draußen einfach nur schnell einen extrem hässliche postmoderne Metallskulptur besorgt hätte) winkte der rothaarige Junge nach dem Kellner, um das benutzte Geschirr abzuräumen, und warf dann nochmal einen prüfenden Blick zu den beiden Turteltauben im Gartenbereich. Soweit keine Fotografen zu erkennen, und das Date schien auch in den erwartbaren Bahnen zu verlaufen. Jetzt wo er wusste warum, war die ganze Angelegenheit nur noch halb so faszinierend - auch wenn die beiden Beteiligten in seinen Augen doch ein paar Pluspunkte gewonnen hatten. Jeder Idiot konnte sich immerhin verlieben, aber was die zwei dort taten war um einiges origineller als diese Albernheit.

"Aaah. Ich nehme an, die Jagd war erfolgreich?" Begrüßte Kenta die dunkelhaarige Ame-nin grinsend, als diese schließlich zurückkam, und ausgesprochen guter Laune zu sein schien. Das traf sich hervorragend- der Kinzoku hantierte mit einem etwa faustgroßen, silbriggrauen Briefbeschwerer, als wäre es eine Trophäe, und schien ganz allgemein furchtbar mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Die Scharade als zwei furchtbare reiche Kinder hatte sie ja scheinbar schon fallen gelassen, daher sah er keinen Grund, ihr Gespräch weiter zu verschlüsseln. "Ich hab auch jemanden in der Hecke gefunden. Er lässt sich seine berufliche Entwicklung nochmal genauer durch den Kopf gehen, hoffe ich. Ich wünsche es ihm jedenfalls." Sein Grinsen wurde einen Moment geradezu diabolisch, aber er lieferte zumindest ungefragt keine genauere Erklärung dieser ungewöhnlichen Bemerkung. Nüchtern betrachtet hatte er ja auch gegen keine Anweisung ihrer Mission oder seiner Vorgesetzten für heute verstoßen, also wozu genauer werden? Manche Dinge tat man um ihrer selbst willen, nicht um damit angeben zu können.
"Und ich hab ein Andenken von ihm bekommen." Demonstrativ hob er den seltsam organisch aussehenden Klumpen silbergrauen Metalls vom Tisch auf und drehte ihn - an einer Ecke ragten noch die Kanten eines Kameragehäuses aus dem Gebilde. "Braucht ihr einen Briefbeschwerer? Ansonsten behalt ich das Ding. Vielleicht kriege ich den Chip auch wieder freigelegt, dann können wir sehen ob die Fotos überhaupt was taugen." Er nickte in Richtung des Gartens, wo das Date sich inzwischen langsam dem Ende zuneigte - Tetsu winkte gerade nach dem Kellner, und schaffte es selbst dabei noch versnobbt und ätherisch auszusehen - "Uuund ich weiß jetzt endlich, mit wem unsere Auftraggeberin da ausgeht. Wollt ihr's hören?" Fragte er - und sein Gesicht verriet, wenn er damit durchkäme würde er sich erstmal bitten lassen. Nach Abwicklung des Auftrags, denn das Zahlen dauerte nicht lange, und sie konnten ja kaum über die beiden Tratschen während sie ihren Erfolg vermeldeten, hmm? Nicht dass sich Kenta daran störte, während er artig aufstand um vor der reichen Dame bella figura zu machen. Ob Toriko einen guten Cliffhanger zu schätzen wusste?
 

Kosanu Toriko

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Selbstzufriedenheit und -herrlichkeit waren nichts schiere Hilfswörter in Anbetracht dessen, was die Kunoichi aus dem Dorf hinter dem Regen gerade fühlte. Ihr musste zwar irgendwo in ihrem Hinterkopf bewusst gewesen sein, dass sie gerade nichts anderes getan hatte als einen wehrlosen Zivilisten zu überrumpeln, aber nichtsdestotrotz konnte sie nicht anders als ein gewisses Glücksgefühl zu verspüren. So ein dummer Idiot aber auch! Den seltsamen Fotographen fertig zu machen war befriedigender gewesen als sie erwartet hatte. Da sollte noch jemand sagen, dass leichte Siege weniger Freude machten als hart erarbeitete. Wer das wirklich dachte, der hatte mit Sicherheit noch keine echten Kämpfe ausgetragen.
Mit einem wohligen Grinsen auf dem Gesicht schritt Toriko zwischen den Tischen, auf denen sie wenige Minuten zuvor noch herumgesprungen war, zurück zu ihrem eigenen Platz und ließ sich neben ihrem rothaarigen Kumpan nieder. „Dann hatten wir also beide einen netten Abend“, meinte sie beiläufig und ließ die Schirmklinge erst jetzt wieder und einfach so nebenbei zurück in ihr Gehäuse schnippen. „Im Gegensatz zu den Fotografen, ja. Die werden so schnell keine Kamera mehr in die Hand nehmen.“ Interessiert betrachtete das Mädchen den Metallklumpen, der offensichtlich Kentas Souvenir für diesen Auftrag darstellen sollte. Mit einer Menge Fantasie erinnerte das Gebilde tatsächlich noch an eine Kamera. Der Junge hatte also irgendwelche speziellen Fähigkeiten, ein normales Jutsu war das auf jeden Fall nicht – zumindest keines, das sie kannte. Kinzoku war der Familienname gewesen, darüber würde sie sich erstmal informieren. Da sie vom Alter her nicht unähnlich waren würden sie einander sicher noch öfter über den Weg laufen, da konnte es nicht schaden mehr zu wissen. Einfach zu fragen wäre zwar auch möglich, aber dann doch etwas zu plump. Stattdessen beantwortete sie lieber erstmal grinsend seine Fragen: „Einen Briefbeschwerer nicht zwingend, aber gegen ein paar nette Fotos als Andenken hätte ich nichts.“ Dann wechselte die Kunoichi aber zu einem Stirnrunzeln. „So? Dann mal raus mit der… später, okay?“, fuhr sie fort, bis sie von der Situation unterbrochen wurde. Nein, mit einem Cliffhanger konnte sie absolut nichts anfangen, aber die Wahl blieb ihr da nun nicht. Deshalb folgte sie ihrem Kollegen zu dem schrägen Pärchen und machte ihm ebenfalls seine Aufwartung. Schlussendlich verließ man gemeinschaftlich das Restaurant – die Rechnung hatte Tetsu-san offensichtlich wie selbstverständlich für ihre beiden ‚Verwandten‘ übernommen – und ging von da an getrennter Wege, das eine Paar zur Tetsu-Villa, das andere in eine andere Richtung. Mehr Geleitschutz wollten sie wohl nicht, die Kosanu dachte sich, die beiden wären wohl der Meinung, dass man in der Dunkelheit ohnehin kein vernünftiges Foto von ihnen machen können würde. Ihr sollte es recht sein, denn nun konnte man sich den wirklich wichtigen Fragen widmen.
„Jetzt erzähl endlich“, insistierte sie ungeduldig, „Was hat es mit den beiden auf sich?“ Wenn er sie jetzt lange zappeln ließ würde sie ihn von der Plattform werfen. Mit Sicherheit!
 

Kinzoku Kenta

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So wie Kenta schaute, hatte er ganz genau kommen sehen, dass sie von ihrer Auftraggeberin unterbrochen werden würden - und das entsprach auch der Wahrheit. Die Abwicklung des Auftrags war eine unkomplizierte Angelegenheit, die einzige Schwierigkeit bestand darin über einen frischen Rotweinfleck auf Kasais abgenutztem blauen Hemd möglichst wenig zu lachen. Kenta schaffte es nur bis zu einem halb unterdrückten Schmunzeln, seines frisch gewonnenen Hintergrundwissens wegen, aber das schien kein Problem zu sein, sodass die beiden knapp ihre Aktivitäten schilderten und die konfiszierten Kameras als Beweisstücke vorzeigten, dann schien die junge Künstlerin zufrieden und entließ die beiden. Tetsu würde die anstandslose Erledigung des Jobs später selbst bei der Dorfverwaltung bestätigen, und die beiden würden natürlich auch noch Bericht erstatten müssen.
Also, Toriko würde müssen. Immerhin hatte sie hier das Kommando gehabt, nicht wahr? Da konnte Kenta gar nichts tun, selbst wenn er gewollt hätte! Er für seinen Teil war zufrieden mit dem Ergebnis - er hatte sich gut amüsiert, ein Rätsel gelöst, und die eine Tube Chilisoße war es ihm allemal wert gewesen. Sie trennten sich auf dem Heimweg von dem ungewöhnlichen Paar, und Kenta drehte sich betont gelassen zu Toriko um. Er guckte ein bisschen überrascht, als hätte er völlig vergessen was sie jetzt noch von ihm wollte, aber das war gespielt und sie wussten es beide. "Aaaalso. Wie soll ich es am besten erklären ..." Begann er nach einer angemessen langen Pause - und flitzte zur anderen Seite des Bürgersteigs, um an einem Kiosk eine Frauenzeitschrift aus dem Zeitschriftenständer zu ziehen. Soragakure hatte mehrere, aber diese hier hatte die größte Auflage - was man schon daran ableiten konnte dass sie auch die größten Überschriften hatte. "Hier." Meinte er schlicht, und drückte Toriko Seite elf in die Hand - dort fand sie nicht etwa bahnbrechende Diättips auf Spargelbasis, sondern die Rubrik Kultur, eröffnet von einem absolut glühenden, mehrseitigen Bericht mit Fotos über die anstehende Ausstellung von Tetsus Plastiken - für die Malerin ein neues Betätigungsfeld. Aber dem Artikel zufolge eins auf dem sie absolut genial war. Und wusste die Leserin schon, dass die schöne junge Künstlerin sich auch sehr für die sozial Benachteiligten der Stadt engagierte?

"Wisst ihr, eigentlich haben wir heute einen Sieg für das Böse errungen." Stellte Kenta fest, in dem leise amüsierten, was-kümmert's-mich-denn-Tonfall, der ihm so zu eigen war. "Tetsu ist ein furchtbarer Snob, aber sie weiß dass sie die öffentliche Meinung braucht, um ganz groß rauszukommen. Wer macht die öffentliche Meinung? Blätter wie das hier. Die professionellen Kritiker sind das eine, aber der Mann und besonders die Frau auf der Straße sind auch wichtig. Und unseren Freund Kasai hier findet ihr im Impressum, auch wenn er zu schlau ist seine Artikel zu signieren. Ich hab ihn mal auf einer Ausstellung gesehen, daher kam er mir bekannt vor." Kenta grinste mit dem Habitus einer Katze, die soeben den Kanarienvogel verspeist und es alles dem Hund in die Pfoten geschoben hatte. "Seine Kollegen aus der Regenbogenpresse haben wohl Wind davon bekommen, warum er so ein Fan ihrer Kunst ist und wo das Date stattfinden soll, und waren bereit die Sache platzen zu lassen ... natürlich konnte Tetsu nicht riskieren dass sie echte Beweise für eine Affäre finden. Also kamen wir ins Spiel, ihr Ruf ist gerettet, und sie kann noch ein bisschen weiter klettern. Ein Sieg für alle Beteiligten, hm?"
Ein nachdrückliches Räuspern in seinem Rücken erinnerte den Kinzoku einen Moment später daran, dass er das Blatt noch nicht gekauft hatte, und er kramte hastig ein paar Münzen aus seiner Tasche, während er irgendwas über Gewalt gegen wehrlose Kinder murmelte, und und dass er das Ding sowieso gleich anzünden würde. Sobald das buntgedruckte Machwerk bezahlt war, zog er weiter - jetzt wo er es schon mal bezahlt hatte konnten sie es ja auch mitnehmen.
"Was für ein Rüpel - wo war ich stehen geblieben? Ach ja: Tetsu kann weitermachen wie bisher, wir haben unseren Job abgeschlossen, Kasai darf seinen fragwürdigen Ruf noch eine Weile behalten, und wen interessiert schon ob so ein Blatt unabhängig berichtet? Das einzige was ich nicht weiß ... ist ihm wohl klar, dass sie nur seine Artikel möchte? Und wenn nicht - belügt sie ihn, oder ist es seine Schuld weil er belogen werden möchte?" Einen Moment sah er tatsächlich nachdenklich aus, als hätte er mitten in diesem kleinen Skandal eine tiefschürfende Frage aufgetan, dann zuckte er mit den Schultern und deutete auf die Zeitschrift. "Wollt ihr sie auslesen? Ansonsten schlage ich vor wir zünden sie tatsächlich an, für Papierflieger ist diese Billigware zu dünn."
 

Kosanu Toriko

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Natürlich hatte Toriko dabei mal wieder übertrieben. Unter keinen Umständen hätte sie ihren Begleiter wirklich zur nächstbesten Brüstung gezerrt, über das Geländer gehoben und schlussendlich Richtung Meer hinab geworfen. Für solches Verhalten war sie viel zu zivilisiert – oder auch einfach nur zu klug, wer konnte sowas schon genau wissen? Alleine, dass sie sich diese Gedanken so genau vorgestellt hatte mochte daran erinnern, dass es mehr war als nur ein geheimer Wunsch. Im Endeffekt war das aber wohl auch gleich; ja, der Rotschopf hatte sie warten lassen, aber nicht so lange, dass ein Ausbruch ihrerseits gerechtfertigt gewesen wäre. Allgemein hatte er sich ja gut geschlagen, die Etikette gewahrt und auch einen der ‚Angreifer‘ außer Gefecht gesetzt. Und zusätzlich noch Tetsu-sans Rätsel aufgeklärt, es war kaum zu fassen! Obwohl das alles einigermaßen plausibel klang störte sich die Kunoichi doch etwas daran. Der Plan war verdammt riskant gewesen. Woher hätte die Künstlerin denn wissen können, dass sie beide es wirklich schaffen würden alle bildlichen Beweise zu vernichten? Wäre es anders gekommen wäre womöglich ihre gesamte Karriere in Gefahr gewesen, ein ziemlicher hoher Preis für ein paar Zeitungsartikel. Sie konnte einfach nicht anders als mit den Augen zu rollen. „Das ergibt zwar irgendwie Sinn“, meinte sie, „Aber da hat sie ziemlich hoch gepokert, meinst du nicht auch? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein bisschen gute Presse es wert ist seinen Ruf komplett aufs Spiel zu setzen.“
Eigentlich konnte es ihr ja egal sein, immerhin ging es dabei nur sehr begrenzt um sie. Aber der Schandfleck, der auf ihrer weißen Weste geblieben wäre, wenn sie gescheitert wären und doch etwas rausgekommen wäre, der wurmte sie. Das war rücksichtslos. Mit ihrer eigenen Karriere konnte die Spinnerin ja machen was sie wollte, aber die eigene wollte Toriko nicht von so einer versnobten Trine sabotieren lassen. Da hätte die sich aber was anhören können, wenn irgendwas schief gelaufen wäre. Tatsächlich interessierte die Kosanu sich nicht im Geringsten dafür, wem sie jetzt wobei wirklich geholfen hatte. Nichts davon konnte zur Staatsaffäre werden, aber die Tatsache, dass man mit ihrem Erfolg gespielt hatte ging ihr gewaltig auf den Zeiger. „Wenn ich nochmal für die arbeite, dann soll sie sich zumindest einen vernünftigen Auftrag ausdenken. Ich lass mich doch nicht verarschen“, murrte sie. Für ihr Gegenüber war das jetzt vielleicht etwas unzusammenhängend, aber auch das war gleich. Ihrem Ärger machte sie damit Luft, was anderes zählte gerade nicht. „Vielleicht benutzt er sie ja genauso. Dann hätten die zwei sich zumindest verdient, meinst du nicht?“ Was theoretisch eine einigermaßen durchdachte und vielleicht sogar erwachsene Antwort hätte sein können wurde durch Torikos zynischen Tonfall zu einem unnötig kindischen Seitenhieb. Danach reichte sie Kenta die Zeitschrift, die sie freiwillig nie in die Hand genommen hätte, zurück. „Alles andere als es anzuzünden wäre für so ein Käseblatt eh viel zu gut.“
 

Kinzoku Kenta

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Kenta lachte. Toriko war doch weitaus erfrischendere Gesellschaft als es zuerst den Anschein gehabt hatte. Keine moralische Entrüstung weit und breit, sondern pragmatische Kritik am Plan ihrer großen modernen Künstlerin. "Gepokert ganz bestimmt. Hoch ... da wär ich nicht so sicher. Am Ende wäre es auch nur eine reißerische Geschichte in einem von diesen Blättchen hier geworden, oder? Ein paar strategische Fotos, öffentliche Tränen, und sie könnte sich zum Opfer in dieser ganzen Geschichte machen und sich die Sympathien rüberretten." Er zuckte mit den Schultern. "Ich bin kein Reporter, zugegeben. Aber egal wie hoch das Risiko war - wer will schon stillstehen und einfach behalten was er hat? Der Boden unter unseren Füßen hängt himmelhoch in den Wolken, Kosanu-san! Ich glaube nicht, dass die Herzen uralter Bestien im Zentrum der Stadt schlagen würden, wenn man zwischendrin nicht ein paar mal hoch gepokert hätte." Nein, Tetsu war ihm ziemlich egal - auch wenn er sie jetzt zumindest nicht mehr für weltfremd hielt - aber mit Ambition konnte der rothaarige Junge sich sehr gut identifizieren, und hatte auch einigen Respekt dafür. Nicht so viel dass er irgendetwas entschuldigt hätte wenn es ihn betroffen hätte, aber das tat es ja nicht, oder? Also hatte er auch kein Problem damit.

"Hmm, reizvoll. Ich weiß nicht, ob Kasai so clever ist, aber es würde zweifellos die bessere Geschichte abgeben." Fast wie in einer der klassischen Tragödien! Es mussten nur ein paar gutaussehende Leute mehr sterben und generell mehr grundlos gesungen werden, dann könnte das ganze hier auf einer Bühne stattfinden. "Hah! Das ist doch ein Wort." Er warf Toriko einen abschätzenden, aber nicht unfreundlichen Blick zu. "Ihr beherrscht nicht zufällig Katon-Ninjutsu?" Tat sie zwar nicht, aber das hielt Kenta nicht länger auf - er war zwar weder Feuerteufel noch Raucher, aber auf Einsätzen war es grundsätzlich gut, Feuer dabei zu haben. Er dachte kurz über geeignete Orte nach und steuerte in eine weniger teure Ecke - hier gäbe es vermutlich lästige Beschwerden wenn irgendwo was brannte. Innerlich fasste er den Einsatz nochmal zusammen - durchaus gut gelaufen, aber da war noch etwas, das er wissen wollte ... Toriko schien bei irgendwie doch Bedenken gehabt zu haben. Aber vermutlich eher verletzter Stolz als ethische Einwände.
"Zugegeben, ich hätte auch nichts gegen eine echte Mission, von etwas hm ... größerem Kaliber. Aber was wäre denn eine vernünftige Mission von Tetsu? Vielleicht das Ausschalten einer jungen aufstrebenden Rivalin im Kunstgeschäft?" Fragte er grinsend zurück, einfach aus Neugier, dann kramte er nach dem Feuerzeug in seinen ziemlich vollgepackten Taschen. "Ich meine, die meisten Künstler sind sicher keine harten Gegner, aber sie machen vermutlich viel Lärm wenn man es nicht in einem Schlag erledigt. Hier. Müssen ja auch an den Brandschutz denken." Kenta breitete die Zeitschrift am gepflasterten Wegesrand eines Grüngürtels aus und zückte das Feuerzeug. Klick - und es war doch immer faszinierend zuzuschauen, wie die fotografierten Bilder sich im Feuer verfärbten, verkohlten und schließlich in Stücke zerfielen. "Hmm. Das war doch sehr zufriedenstellend." Lobte Kenta sich selbst für die dünnen Rußspuren auf dem Boden, und blickte sich kritisch in der Gegend um, ehe er das Feuerzeug einsteckte. "Dann nehme ich an dass es das war, Kosanu-san." Der Kinzoku deutete eine Verneigung an - so knapp wie man sie noch erkennbar machen konnte - und tippte sich mit zwei ausgestreckten Fingern gegen die Schläfe. "Ich hoffe, meine Leistung war zu eurer Zufriedenheit. Würde mich über eine weitere Zusammenarbeit freuen!"

[Ende?]
 
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