Wie konnte es sie diesem Mistkerl nur heimzahlen, oder steckte hinter seinem einfach gestrickten Plan, eine Konversation anzuzetteln mehr. Zumal Shin heute wirklich seltsam schien, was war überhaupt mit ihm los? Er war so aufgekratzt, entsprach überhaupt nicht seiner sonstigen Persönlichkeit. Denn als sie ihn das letzte mal besucht hatte, schien alles beim alten zu sein, mehr schweigend und meist in Rätseln sprechend hatte sie ihn verlassen, ihn verflucht, weil ihr Training härter ausgefallen war, als es überhaupt hätte sein müssen. Konnte es daran liegen? Nein, Shin war nicht der Typ, der sich über einen Fluch seines Schülers Sorgen machte, er würde ihn für so etwas das nächste mal nur noch härter dran nehmen. Was war es dann? Sicherlich wusste er von Kiri, aber daran konnte sein Sinneswandel auch nicht liegen. Hatte womöglich ein Geist von ihm besitz ergriffen und versuchte nun ein böses Spiel mit ihnen zu treiben. Nein, Saya interpretierte eindeutig zu viel in diese Situation hinein. Genervt, legte sie ihre Finger an die Nasenwurzel, ließ diese bis hin zu ihrer Stirnwandern und strich sich einige Haarstränen aus dem Gesicht. Wie konnte jemand, den sie bereits so lange kannte, ihr so viele Rätsel aufgeben. Egal, nun ging es darum, dass sie es verhindern musste, das alle ihr Geheimnis ausplauderten, denn wenn sie die Situation und die Laune ihres Sensei richtig einschätze, dann würde es nichts gutes für sie bedeuten, wenn er zu Wort kommen würde.
Ähnlich einem Hintergurndrauschen vernahm sie die Worte, die ihre Schüler von sich gaben. Hin und wieder hörte sie ein Wort, dass sie kurz von ihren Gedanken abbrachte, jedoch nicht lange genug um wirklich einen deutlichen Bezug zu den Geschichten aufzubauen. So hörte sie, wie sich Itoe äußerte, und meinte sie könne tote Menschen sehen. Auch wenn es auf eine Art recht lustig war, so war es auf der Anderen wieder ein makaberer Scherz, wenn man wusste, dass eis wirklich Menschen gab, die die Seelen Verstorbener sehen konnten. Egal, es musste ein Plan her, aber alles was ihr einfiel, war den Mann zur Strecke zu bringen, und das wollte sie weiß Gott nicht. Kurz danach vernahm sie auch die tiefe Stimme Shins, der sein Kommentar nicht verkneifen konnte, oder was auch immer er zu sagen hatte. Oder hatte gar Itoe ihn herausgefordert? Ein Geistesblitz unterbrach wieder die Realität. Sie würde mit Klebeband ihm dem Mund zu kleben. Hm, nein, auch keine gute Idee, zumal sie auch kein Klebeband zur Hand hatte. Also musste weiter überlegt werden. Warum kamen ihr ausgerechnet jetzt keine guten Ideen, ver… kleistert.
Die Augen auf die Schüssel mit Sake gerichtet, die in seinen Händen in der Lust schwebte, hörte der alte Mann dem jungen schwarzhaarigen Mädchen zu. Kurz zuckten seine Mundwinkel nach oben, jedoch verschwand diese Geste sehr schnell wieder und tauschte den Platz mit dem beinahe verträumt wirkenden Blick auf sein Getränk. “Weißt du kleine Hyuuga, jeder hat etwas zu verbergen. Zu mal man stets versucht sein eigenes Ich zu verbergen, in der Jungend möchte man Erwachsen sein, im Alter möchte man wieder Jung sein. Die Traurigen wollen fröhlich sein, und Fröhlichen wollen wissen was Traurigkeit bedeutet. Denk für dich darüber nach was es bedeutet, einen hohen Rang in einer so noblen Familie zu haben. Ist dann dein eigenes Selbst nicht schon Geheimnis genug?” Ohne Itoe dabei auch nur mit einem Seitenblick zu beobachten, schloss er sein Kommentar und trank mit einem Zug das Schälchen lehr, stellte es vorsichtig auf den Tisch und goss es erneut voll.
Ok, … Dachte Saya, erhob kaum merklich eine Braue und erkannte dass irgendwo in diesem jugendlich erscheinenden Körper doch ihr alter Sensei zu schlummern schien. Könnte es sein, dass er bereits in der Midlifecrisis steckte? In seinem Alter … Gut denkbar.
Als nächstes war Kyo an der Reihe zu erzählen, was ihr größtes Geheimnis war, jedoch schien dies eher in einem kleinen persönlichen Krieg zu enden. Was hatte Shin da nur angezettelt. Wieder nur kurz, erweckten so einige kleine Stichpunkte die Aufmerksamkeit der Jounin, etwas in der Art wie Kyos erster Schwarm, beobachten und einges mehr. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein, die Geschichte schien so … so … nicht die Kyo die sie kannte. Saya wusste nicht warum, ihr reichten diese wenigen Punkte um zu sagen, dass diese Geschichte wirklich nur eine kleine Drohung waren. Wie dem auch war, auch wenn es eine Geschichte ihres Genin war, so stellte sich Saya gerade vor, wie es wohl ausgehen würde, wenn ihr Gegenüber plötzlich ohne etwas … Nein, auch eine schlechte Idee. Leise seufzte sie und sah auf ihren Teller, auf dem sich noch unerwartet viel Reis befand. Ohne ein Kommentar wurden diese Reste auch noch vertilgt, während Shin wohl wieder etwas zu dem Ganzen zu sagen hatte. Warum sprach er heute überhaupt so viel.
Shin hatte nach all den Monaten, in denen er kaum bis überhaupt niemand beim Essen zum Reden gehabt hatte, alles an diesem einen Abend nachholen. Für seine Verhältnisse, war dies schon einem Fest gleich und so, hob er wieder seine Sake-Schale, prostete Kyo zu und führte sie an seine Lippen. Er trank wirklich viel, jedoch musste noch eine ganze Menge mehr her, bevor er überhaupt etwas spürte. Die Zechjahre waren vielleicht bereits vorbei, aber genau diese hatten auf jeden Fall abgehärtet. “Eine verrückte Stalkerin. Weiß dein Schwarm überhaut, dass du solche Gefühle für ihn hegst? Hm, dies wäre ein viel interessanteres Geheimnis gewesen, als das, was du mit unserer lieben Kaori anstellen würdest. Bevor du deine unausgesprochenen Gefühle herunterschluckst und diese dann solche Gedanken hervorbringen, berede sie mit deinem Schwarm.”
Als nächstes war es an Takeo dass er sein Geheimnis zum besten brachte. Oder, seine gerade ausgedachte Geschichte, wie es bei den vorhergehenden beiden wohl auch der Fall war. Die Zeit lief der Jounin davon und wenn ihr nicht doch noch etwas einfiel … Warte, was war so schlimm daran etwas von sich zu erzählen. Wobei, das was von ihr gehört werden würde, wäre … was wäre es, was würde Shin über sie erzählen wollen. Dass sie eine Vollweise war, dass sie nicht nur einmal aus dem Dorf abgehauen war, dass sie verliebt war. Was war so schlimm daran. Es gab nichts daran, für was sie sich schämen musste. Wie alle anderen Shinobi war sie nur ein Mensch und als dieser machte man nun einmal Fehler. Egal, trotzdem musste es niemand wissen, wie konnte man also dem Mann das Wort abschneiden?
Nachdem der vorletzten Geschichte zugehört wurde, wurde dieses Mal nicht, geprostet, oder nur der Anschein einer Bewegung gemacht, die mit dem Schälchen zu tun gehabt hätte. Shin verschränkte seine Arme vor der Brust und machte ein deutlich nachdenkliches Gesicht. Gab es vielleicht dieses Mal nicht, was er zu sagen gehabt hätte, Fehlanzeige. “Ich bezweifle, dass dich jemand für Tod hält, denn dies würde spätestens in ein paar Jahren, wenn es überhaupt so lange dauert auffallen. Unser Dorf ist zwar groß, aber nicht groß genug, um das sich jemand für immer dort verstecken könnte. Also, entweder du sagt dem Mädchen das du magst es, oder du kannst eigentlich bereits dein eigenes Grab ausheben, wenn die beiden Mädchen herausfinden, dass du sie hinters Licht geführt hast. Die Rache einer Frau kann fürchterlich sein.” Genau in dem Moment lief dem Mann ein eiskalter Schauer über den Rücken. “Wenn wir gerade bei Frauen sind, Saya überleg dir nicht so oft, wie du mich zum Schweigen bringen könntest, es hilft alles nichts, du brauchst noch mal hundert Jahre bevor du auch nur die Chance hast, gegen mich zu bestehen.” Dann beugte er sich wieder über den Tisch und hob seine Schale. “Auf zur letzen Geschichte des Abends.”
Es wurde knapp, es wurde wirklich knapp, und leider kannte dieser Mistkerl sie wirklich zu gut. Was sollte sie machen, sollte sie einfach aufgeben, nein, diesen Kampf würde er nicht gewinnen. Aber wie konnte sie das ganze noch zu ihren Gunsten zurecht biegen. Ob oder was nun Gaishi zu sagen hatte, das wurde komplett ausgeblendet. Saya musste nach einer Möglichkeit suchen, unauffällig, vielleicht etwas, womit man sie nicht in Verbindung bringen konnte. Aber, es würde nun wirklich langsam knapp werden. Ein Bunshin, nein, das war zu auffällig, ein Genjutsu, Shin würde darüber lachen, ihm die Sakeflasche entgegen werfen, auch nicht, dafür war der Inhalt einfach zu schade. Das ihre Zeit bereits verstrichen war, bemerkte Saya erst als sie ihren Namen vernahm. Hatte sie wirklich so lange in ihren Gedanken verbracht. Sie hörte nur noch:
“So und das größte Geheimnis unserer Saya-chan ist … ihr Alter.” Kurz machte Shin eine Pause in der er laut auflachte, das genauso schnell wieder verstummte.
“Das nicht einmal ich weiß.” Das wars? Wegen so etwas hatte sie sich beinahe den ganzen Abend solche Gedanken gemacht? Jetzt erst recht, keimten in ihr Bilder, in denen sie aller Hand mit ihrem Sensei anzustellen wusste. Er würde leiden, ja das würde er wirklich.
Nicht lange nach dem Abendessen und ein paar Gläsern mehr, wurde der lustige Abend unterbrochen. Shin hatte sich benommen, als wäre vorher nichts weiter geschehen, Saya hatte sich selbst ihre aufkommende Wut ertränkend über den Sake her gemacht und die vier Genin wurden in ihre Zimmer geschickt. Es stimmte, der vergangene Tag war anstrengend gewesen, und der folgende würde früh genug beginnen, und zwar noch vor dem ersten Hahnenschrei, da die Gruppe sich noch auf einen kleinen Marsch machen mussten, um die Weiden zu erreichen. Nachdem nun nur noch Saya nun Shin im Esszimmer übrig geblieben waren, sah er zu ihr, sah sie einfach nur an und meinte, seine Frau wäre vor ein paar Wochen gestorben. Nicht das die beiden bereits getrennt gelebt hätten und sich hassten wie die Pest, soweit Saya informiert war, aber trotzdem schien es dem Mann an die Nieren zu gehen. Jetzt hatte Saya gewusst, warum sich ihr sonst so nobler Sensei, auf einmal wie ein verrücktes Huhn benommen hatte.
Tbc: Wo ihr wollt ^.^