Es war irgendwie ein seltsamer Morgen. Am Vorabend hatte Jun es stundenlang nicht geschafft einzuschlafen weil er sich so dermaßen auf den heutigen Tag gefreut hatte, dass er an nichts anderes denken konnte. Aber nun, da er aufgestanden war wirkte der Tag so seltsam normal. Irgendwie hatte er etwas anderes erwartet, vielleicht ein Feuerwerk um den Tag zu begrüßen und zu feiern?
Da allerdings mit derartigen Aktionen nicht zu rechnen war sprang er unter die Dusche, zog sich passend an, was bedeutete, dass er anstatt einer Unterhose eine Badehose anzog und verspeiste ein leichtes Frühstück. Seine Mutter hatte gestern Abend vorgeschlagen, dass er etwas zu essen mitnehmen sollte, etwas selbst Gemachtes. Dabei übersah sie allerdings, dass Juns Kochkünste bestenfalls rudimentär waren. Da er sich außerdem weigerte von ihr etwas zubereiten zu lassen wurde die Idee dann doch verworfen.
Es war noch nicht ein Mal zehn Uhr Morgens als er sich auf den Weg machte um Ayame abzuholen. Und trotzdem erschien es ihm viel zu spät. Vor einigen Tagen hatte er sie gefragt ob sie nicht etwas zusammen unternehmen wollten, nur sie Beide. Auf die Frage wozu sie Lust hätte reagierte sie mit einem Grinsen und schlug vor dass sie an den Strand gingen. Auf den Einwand hin, dass Soragakure doch gar keinen Strand hatte antwortet sie mit dem Prospekt von Jinkoto, eines künstlichen Badeinsel etwas südlich von Getsurin. Woher sie den Prospekt hatte wusste Jun nicht, aber Ayame war zuzutrauen dass sie etwas Derartiges bereits geplant und vorbereitet hatte.
Etwa 10:30, also gute 15 Minuten vor der vereinbarten Zeit erreichte Jun Ayames Wohnung. Allerdings klingelte er erst exakt 10:45, er wollte sie nicht hetzen oder stören.
Als sie wenig später aus der Tür kam, lächelte Jun breit, ging auf sie zu und legte seine Arme um ihre Taille. Anschließend zog er sie eng an sich, genoss einige Augenblicke lang eine Mischung aus Ayames eigenen Geruch und ihrem Shampoo bevor er seinen Griff schließlich lockerte. Er schaute in ihre blauen Augen, hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und flüsterte ihr ins Ohr. "Ich hab dich sehr vermisst." Dass einige Passanten diese öffentliche Bekundung von Zuneigung beobachteten kümmerte den Ryuugu gelinde gesagt einen feuchten Kehricht.
Nach einigen weiteren Augenblicke lies er Ayame los, bot ihr seinen Arm zum einhaken an und dann gingen die Beiden auch schon los.
Unterwegs unterhielten sie sich über alles mögliche was seit ihrer gemeinsamen Putzaktion im Archiv so passiert war. Dabei waren Missionen genau so Thema wie Gedanken, Mahlzeiten oder besondere Dinge die sie gesehen hatten. Jun erzählte unter anderem davon wie begeistert seine Mutter gewesen war als er ihr von Ayame erzählt hatte und, dass sie sogar vorgeschlagen hatte er solle für Heute etwas zu Essen machen. Natürlich erklärte er auch, dass er diese Idee nicht aufgegriffen hatte da er ihr das was bei seinen Experimenten in der Küche heraus kam nicht an tun wollte.
Schließlich erreichten sie den Hafen von Getsurin, stiegen in ein kleines weißes Boot und wurden von einem freundlich grinsenden, älteren Fährmann in Richtung ihres Ziels gebracht.
Während der Überfahrt lies Jun Ayames Arm nicht auch nur den Bruchteil einer Sekunde los. Er wollte sich sicher sein, dass sie da war und alles hier nicht nur ein Traum war. Und selbst wenn es ein Traum gewesen wäre, so lange er ihre Wärme spürte konnte er es einen guten Traum nennen.
Als sie angekommen waren wollte Jun die Überfahrt bezahlen, aber der Mann lachte nur. "Junge, abgesehen von dem Essen und den Übernachtungen ist heir alles kostenlos. Es ist ein öffentlicher Strand, ich werde von Soragakure bezahlt." Jun nickte dem Mann zu und verbeugte sich leicht.
Er half Ayame aus dem Boot und schaute sich um. Die Insel sah tatsächlich so aus wie auf dem Bild in ihrem Prospekt. Es war warm, wesentlich wärmer als in Sora oder Getsurin, Palmen wuchsen nicht mal 20 Meter vom Meer entfernt und der Strand dazwischen war sauber, weiß und glitzerte richtig in der Sonne. Aus Neugier zog Jun seine Schuhe, samt Socken, aus und setzte einen Fuß auf den Sand. "Wow, der ist richtig warm und weich." Er drehte sich fröhlich zu Ayame und breitete die Arme aus. "Da wären wir. Ab jetzt darfst du dir aussuchen was wir tun. Du darfst unseren Liegeplatz bestimmen, was wir machen um uns die Zeit zu vertreiben und wenn du ein Souvenir siehst, dass du willst bekommst du's von mir." Er näherte sich ihr langsam, legte seine Arme um sie und flüsterte ihr zu. "Der Tag heute gehört nur dir und mir und ich möchte, dass du ihn genießt, denn ich möchte die lächeln sehen."