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Kalte Kunst im Regen...

Sakkaku Hebi

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Als hätte er es auf der Stirn stehen. Hebi war doch kei-… Doch, war er, aber das konnte der Alte ja unmöglich wissen, sofern er keine Fähigkeiten besaß, die Gedankenleserei bewerkstelligten. Und das, das lastete der Sakkaku ihm jetzt nicht an! Jaja, sollte er das erst mal verdauen! Scheinbar war es Onkel Tsuchinoko allerdings egal und er tat lieber daran, den beiden Brüdern irgendwas aufschwatzen zu wollen, für das sich zumindest eine Partie zu fein war – Hebi würde für diesen Mist doch kein Geld bezahlen! Ihn klauen konnte er jetzt jedoch auch nicht mehr, hatte man ihn doch bereits im Visier. Vielleicht konnte er ja Hisake zu etwas anstiften! So unauffällig wie möglich tippte Hebi diesen mit dem Ellenbogen an und blickte auf eines der Bücher im Zeichen der subtilen Gedankenübertragung und hoffte, dass sein Bruder schon verstand. Eine Chance, Hebis Wünschen nachzukommen, bekam er allerdings nicht, denn da laberte sie der nächste Vogel an. Mit zugekniffenen Augen musterte der 16jährige den Jungen, der gerade aus dem Nichts heraus vor ihm erschien und glaubte nicht, wen er gerade sah, bis dieser den Namen des Dunkelhaarigen nannte.

Was. Zur. Hölle.

Hebi wusste, dass Saizo irgendwo in Amegakure herumrannte – das hatte er ihm gesagt, bevor er aus der gemeinsamen WG auszog – aber dass er derjenige sein würde, der ihnen Informationen zur Mission geben sollte, hätte er im Leben nicht erwartet. Scheinbar kannte er auch bereits seinen Bruder oder machte zumindest den Eindruck. „Du reißt ja immer noch so blöde Sprüche.“ Und auf einmal wusste Hebi, wieso er vorhin bei Hisake das Verlangen verspürte, einfach mal mit der Hand auszuholen: Er hatte ein unbewusstes Déjà-vu! Wir brauchen Informationen zu Yokaze Buntaro und Adachi Mitsuki.“, sprach der jüngere Sakkaku fordernd, keinen Zweifel daran lassend, dass Saizo das hätte, wonach sie suchten. Er erzählte ihm auch nicht, wieso sie die brauchten, vielleicht lag es ja daran, dass das Weißhaar ohnehin schon längst wusste, was passiert war. Eine Rolle spielte es allerdings nicht. Nicht für Hebi. Der war unlängst dabei (entgegen der Aufforderung) eines der im Regal befindlichen Bücher in die Hand zu nehmen und durchzublättern. Mit dem ganzen Zeug, das darin stand, konnte er so überhaupt gar nichts anfangen, aber üblicherweise ist man ja immer erst hinterher schlauer, ne? Gut, dass er dann etwas ansprach, das komplett fehl am Platz war und nicht einmal dann zur momentanen Situation passte, wenn sie allein freizeitmäßig hier wären: „Ich will die scheiß Löffel übrigens zurück, die du bei deinem Auszug mitgehen lassen hast. Ich geb dir drei Minuten.“ Immerhin weiß er jetzt, wo dein Haus wohnt und verpetzt dich, wenn du ihm die Teile nicht wiedergibst!
 
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Sakkaku Hebi

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Die Nachricht aus der Hauptstadt enthielt die dringende Bitte, das eintreffende Team Soras auf ihrer Mission mit allen verfügbaren Mitteln und Informationen zu unterstützen. Dass es sich bei einem dieser Ninja um Hebi handelte, machte die Sache für Saizo nun ungemein interessant, hatte er doch schon befürchtet, er würde es mit irgendwelchen minderbemittelten Anfängern zu tun bekommen, die auf ihrer ersten Mission außerhalb der Stadtmauern Soras unterwegs waren. Er hätte Neulingen nur ungern Zugang zu seinen Informationen gewährt, hauptsächlich da er ihnen anschließend vermutlich auch noch alles hätte ewig vorkauen und sie mit der Nase auf offensichtliche Dinge hinweisen müssen. Genau genommen wusste er nicht, ob das bei Hebi und Co. irgend anders abliefe, doch hatte die Anwesenheit des Sakkaku in der Vergangenheit wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert bewiesen. Sein Kollege schien eher der professionellere von beiden zu sein, kam er doch sofort zum Punkt und Fragte nach dem, weswegen sie hier waren. Hebi ignorierend antwortete er: "Woher sollte ich etwas über diese Leute wissen? Wir führen hier nur ein bescheidenes Geschäft mit Antiquitäten." Ein kleiner Test, der sowohl die Paranoia bediente, als auch sicherstellte, dass man als Spion lange genug am Leben blieb, um seine Memoiren noch selbst verfassen zu können. Solche Informationen gab man immerhin nicht jedem dahergelaufenen in die Hand, ohne nicht vorher noch die ein oder andere kleine Sicherheitsmaßnahme anzubringen. Hebis Verhalten ließ zwar kaum Zweifel daran, dass er der war, als der er sich ausgab, aber Sicherheit ging eben vor. Er war schließlich nicht der Einzige, der sich gut zu verstellen wusste und anderer Leute Charakter nachzuahmen verstand. „Folgen Sie mir doch bitte in den hinteren Bereich unseres Ladens, vielleicht lässt sich diese Angelegenheit dort klären und ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.“ und zu dem Karton am Tresen, in dem noch immer eifrig herumgewühlt wurde (und der eine gespannte Handarmbrust enthielt mit der, wie Saizo wusste, derzeit sein Onkel auf die beiden Besucher zielte – nur für alle Fälle) sagte er, dass er sich eine Stunde frei nehme und führte dann die beiden Ninja durch den Laden hindurch zur Privatwohnung seines Onkels. „Eine interessante Geschichte, die ihr da erzählt. Auch das mit den Löffeln. Sehr befremdlich. Ich sehe im Übrigen nicht ein warum, oder wie um ehrlich zu sein, du mir deswegen drohen solltest. Bist du so erpicht darauf, dass ich in drei Minuten schon den Löffel abgebe?“ Schenkelklopfer. Tatsächlich erinnerte er sich nicht an irgendwelche Löffel – es war schon zu lange her, seit er sie verkauft und das Besteck erneut den Besitzer gewechselt hatte.

An der hinteren Ladentür angekommen führte eine schmale Holztreppe sie nach unten in etwas, das den Keller des Hauses darzustellen schien und mit einer einfachen Holztür mit Vorhängeschloss versperrt wurde. „Hierher verirrt sich niemand auf der Suche nach etwas wertvollem. Nicht, dass es jemals irgendwer ohne mein Wissen an der Ladentheke vorbei geschafft hätte.“, gab er nicht ohne Stolz zu, nun in seine alte Ninja-Persönlichkeit verfallend. „Yokaze Buntaro und Adachi Mitsuki also. Die beiden sind ein Paar oder waren es zumindest noch bis vor kurzem. Es gab immer mal wieder Streitereien auch in der Öffentlichkeit und die Presse hat davon Wind bekommen. Sie haben sich gegenseitig mit jeweils wechselnden Partnern betrogen. Manche nannten es ein Wunder, dass sie es überhaupt so lange miteinander ausgehalten haben, ohne einander umzubringen. So viel zur allgemein bekannten Geschichte.“ Mit einem winzigen Lächeln schob zog er einen kleinen Schlüssel für das Vorhängeschloss aus der Hosentasche und schloss damit auf, zog die Tür knarzend beiseite und ließ die beiden Sakkaku den Raum dahinter betreten.

Nachdem sie zu dritt das Archiv betreten hatten, schloss Saizo hinter sich die Tür und knipste den Lichtschalter an, woraufhin an der niedrigen Decke des geräumigen Betonbunkers mehrere Lampen flackernd aufleuchteten. Der Raum in dem sie sich befanden war überraschend groß: ungefähr zweihundertmal zweihundert Meter weit erstreckte er sich vor ihnen, angefüllt mit langen Regalen voller Papiere und Pappkartons und an den Wänden standen stählerne Aktenschränke. „Mein Nebenjob.“
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Geschrieben von Kazegawa Toru
 
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Katarite

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Oh, du schöne Nostalgie. Hebi war derjenige, der sofort ins Auge gefasst und verdächtigt wurde, Hisake eher der Unscheinbare, dem man die Rolle des gesetzestreuen Bürgers normalerweise abkaufte. Blöd nur, wenn sich letzterer dazu entschied, seiner Rolle nicht ganz zu entsprechen, sie genau dann nicht zu spielen, wenn es niemand bemerken würde. Das kurze Anstupsen mit dem Ellbogen und der folgende Blick in Richtung Regal waren aussagekräftig genug - unter Brüdern, zumindest unter diesen beiden, verstand man so etwas einfach. Kurz wartete Hisake auf einen Moment, in dem sich der paranoide alte Mann stärker auf Hebi konzentrierte, der Informant sein kurzes Gespräch beendet hatte und losging, und schlug dann zu. Das Buch war verschwunden und der Ladenbesitzer natürlich vollkommen skeptisch, weil er glaubte, etwas gesehen zu haben. Er verlangte, Einblick unter den Mantel des Jungen zu bekommen, und diesen sollte er schließlich auch bekommen. Schade nur, dass Saizos Onkel suchen konnte, wie er wollte, er fand einfach nichts. "Ich... dachte eigentlich, du hast was mitgehen lassen...", sprach der alte Mann verwundert. "Das ist doch gar kein Problem. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht." Freundlich, verständnisvoll, geheuchelt.

"Nicht, dass es jemals irgendwer ohne mein Wissen an der Ladentheke vorbei geschafft hätte." "Ausgezeichnet." "Weshalb heißt es wohl 'ohne dein Wissen'?"
Unten angekommen, sah Hisake sich dann schließlich um. Ein nahezu riesiger Raum mit unzähligen Aktenschränken, versteckt unter einem selten besuchten Geschäft für okkulte Waren und Antiquitäten. Die Waren jedoch, die hier unten angeboten werden konnten, waren weitaus wertvoller: Informationen. Und die besaß man in Amegakure reichlich. In den Büchern, die der junge Sakkaku gelesen hatte, stand zwischen den Zeilen geschrieben, dass man schon in alten Zeiten wusste, wer das Dorf betrat oder es verließ. Dass sich dieses Netzwerk der Überwachung lediglich ausgeweitet hatte, war zwar keine Information, die irgendjemand je schriftlich festgehalten hätte, jedoch konnten dies wohl schon Zeitgenossen abschätzen. Und apropos Bücher: Kurz schob Hisake seinen Ärmel ein kleines Stück nach oben, offenbarte seinem neben ihm laufenden Bruder somit ein in schwarzer Tinte geschriebenes Siegel auf seinem Unterarm und formte ein Fingerzeichen. Aus dem Siegel heraus erschien das gestohlene Buch, das Hebi schnell in die Hand gedrückt wurde - wie hätte sich der Ladenbesitzer auch in jeder möglichen Zwischendimension danach umsehen sollen? Natürlich achtete er dabei darauf, dass der Informant der beiden ein kleines Stück vorausging. An nur wenigen Regalen vorbei, die nach dem Alphabet beschriftet waren. Adachi lag recht nahe, weshalb Hisake nicht einmal die Möglichkeit blieb, einen kleinen Blick in die Reihe mit dem Buchstaben "S" zu erspähen. Ohne Saizo zu fragen, öffnete der Junge die Akte der jungen Frau, erfuhr ihr Alter von 29 Jahren und vorerst das, was das Weißhaar bereits gesagt hatte. Streit mit dem Freund, gegenseitiges Betrügen, nahezu zerstörte Beziehung. Alles konnte Eingang in die eigene Akte finden, zurecht. "Eine so zerbrechliche Beziehung und dennoch ein solches Motiv vom Mörder?", stellte der Junge fragend in die Runde. Das war äußerst interessant. Natürlich blätterte er dabei weiter, stieß auf einen Namen, der mit den beiden zu tun hatte. "Wer ist Dr. Morishita?", richtete er sich an den Informanten.

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Das gesammelte Wissen von Generationen schien es den Sakkaku – jedenfalls einem von ihnen – recht schnell sehr angetan zu haben. Der Braunhaarige verlor nicht so viel Zeit damit, sich staunend von den Dimensionen des Archivs ablenken zu lassen und wie ein Schaf auf die Aktenberge zu glotzen. Er wusste nun, wonach er suchen musste und wurde daher auch unverzüglich fündig… sozusagen. „So zerbrechlich nun auch wieder nicht, bedenkt man, dass sie es geschafft haben trotz aller Widrigkeiten bis vor kurzem noch zusammen zu bleiben. Wenn auch mit kurzen vereinzelten Aussetzern.“ Saizo beendete nun ihren kleinen Marsch durch den Zentralgang, der die Gruppe durch die Reihen der Aktenschränke geführt hatte und ließ sie vor einem Schreibtisch in der Ecke zum Stehen kommen. Auf dem Tisch stapelten sich, von einer brennenden Schreibtischlampe beleuchtet, mehrere bereits zur Seite gelegte Papiere mit Informationen über eine bestimmte Person. „Witzig, dass du danach fragst. Ich habe hier zufällig seine Akte vor mir liegen. Seht ihr, es muss wohl am Wesen der Dinge oben im Geschäft liegen, dass sich die Zufälle hier und heute auf solche Weise zu häufen scheinen.“, kommentierte er mit ausdruckslosem, alles andere als überraschtem Gesicht. „Übrigens, wo wir gerade auf diese Dinge zu sprechen kamen: Legt doch bitte euer kleines Souvenir nachher wieder oben ins Regal zurück bevor ihr geht.“ Dieser mysteriöse weißhaarige Kerl schien ja wirklich alles zu bemerken! Dazu muss jedoch gesagt werden, dass Sai die leidlich reflektierenden Blechschränke im Gang wahrlich gute Dienste dabei erwiesen hatten, seine beiden Begleiter im Auge zu behalten. Sie hatten doch nicht ernsthaft angenommen, er führte sie in sein Allerheiligstes und vertraute ihnen von da an genug, um ihnen beiden ungesehen den Rücken zuzuwenden? Die Armbrust unter der Theke seines Onkels war nicht die einzige versteckte Überraschung, die er unbedachten Besuchern zu bieten hatte. „Obgleich es mich freut, dass ihr durchaus im wörtlichen Sinne wenigstens das ein oder andere Ass im Ärmel zu haben scheint. Eben diversen anderen Gegenständen.“ Ohne Frage würde Hisake auch tödlichere Dinge aus dem Ärmel schütteln als Bücher – was ein ziemlich weites Feld an Möglichkeiten offen ließ. „Doch zurück zu dem guten Doktor, nicht? Es überrascht mich, dass ihr nichts von ihm gehört habt, immerhin hört man seinen Namen in der Stadt sehr oft und nur in den höchsten Tönen gelobt. Ein überaus kompetenter Mann, wie einem zu Ohren kommt. Charmant, intelligent, gebildet, die Oberschicht schmückt sich derzeit gern mit seiner Anwesenheit, wenn es Empfänge und dergleichen zu feiern gibt.“ An den Tisch gelehnt, blätterte er halbherzig die Seiten von Morishitas Akte durch, deren Inhalt er inzwischen sowieso bereits in seinem Gedächtnis abgespeichert hatte. Als Vorbereitung. „Die Papiere in diesem Archiv sind voll von solchen Leuten. Gern gesehene Emporkömmlinge, die in den Reihen der Reichen und Mächtigen Amegakures überall beliebt sind, die Vertrauen genießen und möglicherweise mehr aufgeschnappt haben könnten, als gut für sie ist. Oder mehr, als die Regierung denkt, dass es gut für sie ist. Oder sein könnte. Das war der ursprüngliche Sinn von Orten wie diesem. Lager für Informationen über einen gewissen Teil der Bevölkerung. Zu ihrem eigenen Besten. Glücklicherweise hatten sie noch eine Stelle frei, als mir der Beruf des Auftragsspions gerade zu langweilig zu werden drohte.“ Saizo sah die beiden Sakkaku an, dachte daran, dass auch ihre Familie über einige Seiten voller Einträge in diesem Raum verfügte. „Was euch an diesem Herrn jedoch besonders interessieren wird ist, dass er sich direkt für die Trennung eurer beiden Turteltäubchen sieht. Sein akademischer Titel macht ihn zum Doktor der Psychologie. Zur Zeit behandelt er Yokaze Buntaro und Adachi Mitsuki als deren Therapeut und zwar für beide gleichzeitig, als Paartherapeut. Der Mann muss wohl tatsächlich über eine masochistische Ader verfügen. Vielleicht sieht er darin ja eine Möglichkeit, sich selbst zu behandeln? Der Ausschlag für eine Therapie kam im Übrigen von dem damaligen Paar selbst. Sie haben Dr. Morishita konsultiert und er nahm sich der Sache an. Ich könnte mir vorstellen, dass er auf seine Ärztliche Schweigepflicht oder dergleichen bestehen wird. Trotzdem solltet ihr bei ihm anfangen, wenn euch der Sinn danach steht euch in dem Privatleben eurer beiden Zielpersonen ein wenig genauer umzusehen. Sehr gut. Vergesst nicht, beim Hinausgehen das Buch abzugeben.“ Herauskomplimentieren würde er sie schon irgendwie, denn Saizo brauchte jetzt seine Ruhe. Zumindest jedoch brauchte er am allerwenigsten die Gesellschaft der beiden Ninja. Nicht bei dem, was er heute noch zu unternehmen gedachte.
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Geschrieben von Kazegawa Toru
 
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Sakkaku Hebi

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Hm. Der Punkt ging dann wohl an Saizo. Eigentlich hatte Hebi das nette Büchlein für den Weißhaarigen mittels Genjutsu verschwinden lassen, im selben Zug allerdings nicht bedacht, dass das umliegende Metall irgendwas reflektieren würde. In letzter Zeit war er aber auch was leichtfertig. Dennoch tat er so, als wüsste er nicht, wovon Saizo sprach und schloss nun auch die Umgebung ein wenig mehr ein, ließ es für den Tsuchinoko so wirken, als hätte er es tatsächlich nie besessen und übergab es bei Informationsaustausch zurück an Hisake, der es unter dem Tisch entgegennahm und vermutlich weitaus bessere Mittel und Wege hatte, dieses Ding verschwinden zu lassen, immerhin hatte auch Hebi nicht mitbekommen, wie er es aus dem Regal entwenden konnte – was auch zum Großteil daran liegen könnte, dass er mit Saizo beschäftigt war.
Dieser tat unterdessen daran, die beiden Genin ein wenig aufzuklären. Über das verstorbene Pärchen, was sie trieben, mit wem sie es trieben, wer sich dann dafür verantwortlich sah… Es war so typisch. Das war genau das Verhalten, dass er erwartete und natürlich auch bereits kannte. Er war selbst im Reichenviertel aufgewachsen, hatte dies, das und jenes aufgeschnappt und mitbekommen… Folglich wunderte es ihn kein Stück, dass dieses Pärchen nicht minder rückradlos war als diese komischen Leute auf der Reichenplattform Soragakures. Und da wunderte man sich noch, wie solche Charaktere wie die des Sakkaku zustande kamen.
Verwunderlicher war allerdings, wieso die beiden überhaupt noch zusammen blieben. Dass es ihrem Ruf schaden würde, es böse Gerüchte und News von der Presse hageln würde, sollte ihnen mittlerweile egal sein, schließlich und wenn man Saizos Informationen glauben konnte, war es für eine halbwegs positive Reputation unlängst zu spät, besah man sich der Tatsache, dass scheinbar jeder wusste, dass sie einander nicht treu sein konnten, sich ständig für alle gut sichtbar stritten und mit Sicherheit keinen Award für ihre unbändige Liebe zueinander verdienen würden. Ob sie sich wieder zusammenraufen, es ein letztes Mal versuchen wollten? Möglich. Spätestens dann ging man ja zu einem Therapeuten, wenn sich Hebi jetzt nicht täuschte. Alles in allem war die Ausbeute ihres Besuchs in dem Schuppen allerdings eher mager ausgefallen. „Wieso erzählst du uns nicht noch ein wenig was über ihn?“, meinte das Rotauge, ignorierte die Aufforderung zu gehen vollkommen und kippelte auf dem Stuhl zurück. Was er hören wollte, wusste Saizo sicherlich. Sie hatten lange genug miteinander gelebt und überlebt, um zumindest im Ansatz wissen zu können, wie der andere tickte, um zu wissen, dass der Dunkelhaarige in Erfahrung bringen wollte, wie dieser Doktor sich benahm, wie man am besten Informationen aus ihm herausquetschen könnte. Es würde ihn nicht wundern, wenn der Typ selbst unglaublich manipulativ war und sowieso mit seinen Daten hinterm Baum halten würde, schließlich unterlag er ärztlicher Schweigepflicht, wie Saizo bereits sagte. Mutmaßlich war er wohl auch eine der Personen, denen man mit Schmerz beibringen musste, welch Freude es ist, einem Hebi entgegen zu kommen.

Während der Tsuchinoko ihm etwas über den werten Herr Doktor erzählte, blickte Hebi in dem riesigen Raum umher. Regale voller Akten, von A bis Z. Wann hatte Saizo die Zeit, all das auf die Beine zu stellen? So lange war es doch noch gar nicht her, als er aus der WG ausgezogen war. Hatte er dieses ganze Gedöns etwa schon vorher? Hebi stand auf, begab sich zielsicher Richtung Buchstabe S und nahm die Sakkaku-Akte aus dem Regal heraus, ehe er darin herumblätterte, jede einzelne Seite überflog, nach Schlagwörtern suchte. Natürlich stolperte er dabei auch über sei eigenes Profil, welches sich seltsamerweise unerwartet objektiv las und den Eindruck hinterließ, als würde Saizo seinen neuen Job tatsächlich ernst meinen und ihn mit der nötigen Professionalität bedenken. Die Informationen über ihn, Hisake oder irgendjemanden interessierten Hebi allerdings nicht. Er schaute nach etwas anderem, und als er es nicht fand, legte er die Akte wortlos zurück in das Regal hinein, aus dem er sie gezogen hatte und fand seinen Weg erneut zu Sai und seinem Bruder, welche sich sicher noch über irgendwas missionsbezogenes unterhielten. Sein Blick traf den des Weißhaarigen. „Weißt du auch irgendwas über diese behinderten Mordfälle mit den aus Blut geschriebenen Fragezeichen an den Tatorten?“ Immerhin waren die in allen Zeitungen vertreten und gerade der Tsuchinoko hatte schließlich überall seine Augen und Ohren, wie Hisake vorhin so schön sagte und wie Hebi wusste. „Hast du so 'ne scheiß Leiche auch schon aus nächster Nähe betrachten können?“
 
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Sakkaku Hebi

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Saizo seufzte angesichts der Beharrlichkeit seiner beiden Besucher. Dann entschied er sich dafür, nach der Grundlage einer jeden guten Inszenierung vorzugehen, während er den Sakkakus Morishitas kleine Welt auf diese Weise zu erklären versuchte: „show, don’t tell“, so oder so ähnlich hatte es der betrunkenen Susanoo gelehrt. Nein, natürlich nicht der göttliche Susanoo selbst, auch wenn er sich allen Kritikern zum Trotz wohl die meiste Zeit dafür hielt. Während seines ausgesprochen… kurzlebigen Gastspiels in der Stadt des Regens hatte es die zweite Geige aus dem Ensemble der Akiha-Theatertruppe in Saizos Erinnerungen überhaupt nur zu diesem einen Satz gebracht, der ihm dafür als durchaus nützlich erschien. „Sehr wohl, die Herren.“ Der Tsuchinoko schob die Fotografien, auf denen Morishita vor allem in Begleitung verschiedener Angehöriger des Amegakurer Geldadels zu sehen war, die losen Aktennotizen und Überwachungsprotokolle, Schriftproben, Abschriften seiner Korrespondenz und Kopien von Approbation und Geburtsurkunden zusammen, speckte sie zu den anderen Sachen in der hellbraunen Mappe und reichte sie an den kleineren Sakkaku. „Dies ist sozusagen die Gebrauchsanweisung des Doktors. Ich würde mir ja gern den Spaß erlauben euch darauf hinzuweisen, dass diese Dokumente nach eurem Fall vollständig wieder hierher zurückgebracht werden sollten, aber ich möchte eure Zeit nicht damit verschwenden euch vorzumachen, dass dies das einzige Exemplar der Akte Morishita ist.“ Tatsächlich traf jene Aussage auf so ziemlich alles in diesem Archiv – und somit auch auf das Archiv selbst – zu. Es gab Kopien davon, über (oder besser gesagt unter) die ganze Stadt verteilt.

„Schon irgendwas interessantes gefunden?“ Hebi hatte nicht lange gebraucht, um die Kartei mit dem Anfangsbuchstaben seiner Familie zu finden. „Ich hoffe doch, nichts Wichtiges übersehen zu haben? Das wäre mir sehr peinlich.“ In der Frage versteckte sich nicht einmal der Hauch jenes provokanten Tons, den der weisshaarige in jede gewöhnliche Plauderei verstrickte. Hier ging es um Fakten. Es kam nicht oft vor, dass jemand Einsicht in seine eigene Akte bekam – eine Gelegenheit, die man ausnutzen musste, zur Fehlerkorrektur.

Saizo hielt unerwartet inne, als Hebi von den Morden sprach. Sein Blick schien plötzlich auf einen weit entfernten Punkt gerichtet, den nur er allein sehen mochte. Er lächelte. „Oh ja, die mit Blut geschriebenen Fragezeichen? Reichlich theatralisch… aber nicht besonders originell.“ Er drehte sich zu einem der größeren Regale um und ging dort das Register durch, bis er zum Fach mit den schwarzen Blechkartons kam. Sai zog einen von ihnen heraus, überprüfte noch einmal die Beschriftung an der Vorderseite und knallte den Behälter auf den Tisch. „Nichts ist wirklich neu. Wenn man eine Zeit lang hier arbeitet stellt man fest, dass nahezu alles schon einmal dagewesen ist.“ Er drehte die Box mit der beschrifteten Vorderseite zu Hebi.


//Akte No.099271

-Geschlossen-

„Die hier habe ich noch vom Vorbesitzer übernommen. Nun… vielleicht ist ‚Vorbesitzer‘ hier nicht unbedingt das passende Wort. Ebenso wie ‚übernommen‘.“, obwohl es streng genommen zutraf, nur leider ohne die ausführliche Erlaubnis oder Wissen des ehemaligen Eigentümers. In Hinsicht des Eigentums an wichtigen Dokumenten gab es jedoch auch für Saizo so etwas wie unwichtige Details. „Diese hier ist schon ein wenig älter. Vor etwa…“, nach kurzem Überlegen zog er eine silberne Taschenuhr zu Rate und ließ sie geschickt wieder verschwinden, „… vier Jahren fanden die Oinin in der Stadt mehrere Leichen, deren Todesursache und… Arrangement auf eine Verbindung schließen ließen. Oh, es waren ganz offensichtliche Morde, daran bestand gar kein Zweifel. Kein Lebewesen kann auf solche Weise eines natürlichen Todes sterben. Nicht einmal durch ein Nin- oder Genjutsu. Wegen des Zustandes der Ermordeten vermuteten die Jagdninja zunächst sogar jemanden aus den eigenen Reihen, einen psychopatischen Oinin, der sich als zweites Standbein als Serienkiller versuchte. Für gewöhnliche Gewaltverbrechen war das Vorgehen hier zu…“, er suchte nach den geeigneten Worten, um die Art zu beschreiben mit der die Leichen hergerichtet worden waren. Ein gedankenloser Schlächter tötete seine Opfer nur, richtete sie brutal zu oder quälte sie vorher auf bestialische Art. Die Notizen dieses Falles legten nahe, dass diese Leute auf eine Weise hingerichtet wurden und dass man sie später an verschiedenen Orten drapierte. Es ging nicht darum, den lästigen Nachbarn aus dem Weg zu räumen oder ein gegnerisches Bandenmitglied verschwinden zu lassen. „Es gibt Anzeichen auf ein wiederkehrendes Thema. Die Körper dienen als Medium.“, rezitierte Sai aus dem Gedächtnis den Bericht des Oinin. Dann öffnete er die Kiste und zog eine Mappe mit Aufnahmen von den Tatorten heraus. „Offenbar wurde versucht, die Beweglichkeit des menschlichen Körpers post mortem auszureizen. Ziemlich geschmacklos. So ähnlich stellen Maler oder Bildhauer Studien an. Allerdings wären das hier in dem Vergleich wohl eher grobe Skizzen.“, bemerkte der Tsuchinoko und übergab in einem Anflug von Abscheu die morbide Bildersammlung Hebi. „Der Grund, weshalb ich euch davon erzähle ist, dass der Fall damals nicht abgeschlossen werden konnte. Geschlossen, ja, so steht es hier auf der Kiste, aber der Fall selbst wurde nicht aufgeklärt. Außerdem gibt es da etwas, das ihn möglicherweise für euch interessant machen könnte, wenn ihr euch schon für die jüngsten Skandale interessiert. Sieh dir mal das Foto von der letzten Leiche an. Die Aufnahme von seinem Kopf.“, forderte Saizo Hebi auf und holte inzwischen eine neuere Aufnahme aus einer der Schubladen seines Tisches. „Und jetzt dieses hier.“ Er gab dem Sakkaku das Foto aus der Schublade – auch dieses war eine Aufnahme vom Kopf einer Leiche. Einer Leiche, die bis vor kurzem noch am Leben war. „Ich habe mich dort auch kurz umgesehen… aus allgemeinem Interesse. Sieh dir ihre Ohren an.“ Dass mit ‚dort‘ zufälligerweise genau der Tatort der jüngsten Leichenfunde gemeint war, die so spektakuläre Schlagzeilen in den Zeitungen des Wasserreiches generierten, war von dem Foto des Opfers her deutlich zu erkennen. Was nicht so gut zu erkennen war, da diese Aufnahme nur die Seite des Kopfes zeigte, waren die Absperrungen der Sicherheitskräfte. Doch auch eine Totale hätte sie nicht abgebildet. Diese Dinge wurden erst Stunden nach dem Zeitpunkt der Aufnahme zur Szenerie hinzugefügt. „Ich glaube, da hat jemand genug vom Skizzieren und wagt sich mit Pinsel und Farbe an die große Leinwand.“
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Geschrieben von Kazegawa Toru
 
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Zu früh, eindeutig. Hisake hätte das Buch in seinem Siegel lassen sollen, um es seinem Bruder später zu geben. Wenn die beiden aus der Sichtweite des Informanten und des, zu recht, misstrauischen Ladenbesitzers gewesen wären, wäre es nicht zu diesem Fehler gekommen. Genervt rieb sich der Junge die Schläfen, unterdrückte jedoch jedes weitere Anzeichen seiner derzeitigen Gedanken. Er mochte es nicht, wenn etwas nicht nach Plan funktionierte, vor allem wenn der Grund so nebensächlich war: Ein Flüchtigkeitsfehler aus Übermüdung. Wie viele hatte er sich davon schon geleistet und wie viele konnte er sich insgesamt überhaupt erlauben? Nun, mit genügend Kaffee konnte man die Rate möglichst klein halten, manche Missgeschicke wurden gar von anderen ausgebügelt - natürlich nichts, auf das man sich je verlassen sollte. So oder so, Hebi weitete sein eigentliches Genjutsu aus, ließ nicht nur das Buch, sondern auf gleiche Weise auch dessen Reflektionen verschwinden. "Sehr gut." Auf ein Nicken verzichtete er jedoch, genauso wie er auf die Annahme des Buches noch eine Weile wartete, wollte er sich doch nicht direkt den nächsten unaufmerksamen Fehler erlauben. Stattdessen schwieg er, sowohl auf die entlarvende Provokation Saizos, als auch, während dieser Informationen über das Paar preisgab. Dass sie sich zerstritten hatten, war ihm schon bekannt, doch das Ausmaß eröffnete sich ihm erst jetzt. Er hätte dutzende Vermutungen darüber anstellen können, was das mit dem Mord zu tun hatte, genauso auch voreilige Verbinden zwischen dem Paar und dem Therapeuten ziehen können, doch genau das war es nun mal: voreilig.

"Fakten..." Die brauchte er, bekam sie jedoch nur marginal, als Saizo die Fotos weiterer Opfer präsentierte. Davon, dass der Mörder ein Shinobi war, konnte man inzwischen ausgehen, doch bei den restlichen Anhaltspunkten handelte es sich wie immer um das alte Lied. Mehr Informationen, mehr offene Fragen. Desto mehr sich ihnen offenbarte, desto mehr verschleierte sich auch. Wann immer Hisake glaubte, einer heißen Spur zu folgen, entpuppte sie sich im Endeffekt doch als Sackgasse, und sozog er den nächsten Schluss auch nur halbherzig. "Den Körper post mortem als Medium ausnutzen. Das könnte zum derzeitigen Fall passen", kommentierte er Saizos Aussage, jedoch viel eher mit sich selbst sprechend, "- je nachdem, wann sie zu tanzen begannen... und die Haut entfernt wurde..." Aber was tatsächlich interessant war, war die Sache mit den Markierungen. Die gab ihm doch tatsächlich zu denken, gab einen außerordentlichen Einblick in den Geist des Mörders.
"Muster. Er benutzt verschiedene. Die Markierungen. Der Körper als Medium. Botschaften - durch die toten Ame-nin. Metaphern - vermutlich der Tanz des zerstrittenen Paars. Das alles kann zusammenhängen... Das muss es aber nicht. Und wenn es das nicht tut, dann stellt sich eine Frage:"
Hisake machte eine kurze Pause, überlegte angestrengt, vielleicht ergab das alles Sinn.
"Wieso?"
...
"Wieso gibt es verschiedene Muster? Wieso hängen diese nicht zusammen? Sagt uns das etwas über den Täter? Oder... sprechen wir bereits von mehreren?"
Diese Frage wollte er nicht diskutieren, er brauchte einen Fachmann. Dr. Morishita würde ihnen antworten. Nicht nur seine Schweigepflicht brechen und über das Paar auspacken, sondern auch seine Einschätzung zum Todeskünstler selbst geben. Dafür würde Hisake sorgen.

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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"Alles bestens, keine Sorge." Hebis Grund zur kleinen Exkursionen in die Informationsgefilde über sich und die Sakkaku war von Anfang an nicht dazu gedacht, etwas wichtiges ausmachen zu können. Seine Intention war es, herauszufinden, ob Saizo tatsächlich die ein oder andere Info fehlte und zu sehen, dass sich etwas ganz bestimmtes nicht in seinem Wissensschatz befand. Da Hebi es wie zu erwarten nicht in der Akte vorfand, konnte er also beruhigt zurück zu dem Weißhaar und seinem Bruder gehen und Platz nehmen, danach dem nettem Gespräch lauschen, das in der Zwischenzeit aufkam.
Und dabei taten sich vielleicht paar Abgründe auf... Dass es bei allen Fällen entsprechende Merkmale gab, die darauf schließen ließen, dass die Morde von damals und heute zusammen gehören könnten, betrachtete der Sakkaku mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung. Wut, weil er seine Zeit nun damit verschwenden musste; hätten die davor bessere Arbeit geleistet, könnte er nun zu Hause sitzen und sich freuen. Verwirrung, weil er es trotz chronischer Inkompetenz anderer höchst seltsam fand, dass es absolut keine Hinweise oder Ähnliches gab. Nichts, das auch nur im Ansatz eine Spur lieferte. Nichts, das das Team heute weiterbringen könnte. Das Nützlichste, das Hebi und Hisake damit herausgefunden haben, waren die Gedanken Saizos, mit denen das Rotauge in jedem Falle konform gehen konnte. "Das Herumprobieren würde auch wunderbar auf eine Leiche passen, die wir in den Slums gefunden haben. Umiko hatte die Vermutung angestellt, dass sie zurechtgebastelt wurde wie eine Puppe und an Puppen übt man ja bekanntlich nur allzu gern.", meinte er zu Hisake und fuhr fort. "Würde auch erklären, wieso sie gerade in den Slums stand. Skizzen und solches Zeug sind doch nichts weiter als Müll, hat man einmal das perfekte Endergebnis geschaffen. Und da auch Soras Bevölkerung von den Slums wie von Abfall denkt, könnte man sich einiges herleiten. Müll zu Müll eben. Dort interessiert sowas ja ohnehin keinen."
Die Sache mit der Anzahl der Mörder machte auch Hebi schon von Anfang an skeptisch. Kein Wunder, dass er sich auch hierbei noch einmal an Hisake wenden würde, selbst wenn dieser nicht diskutieren wollte. Er war hier keine Einmannshow. "Der Gedanke kam mir auch. Soweit mir zugetragen wurde, wurden im Reich der Erde und in Amegakure zur selben Zeit Tote gefunden - alle zu etwa dem selben Zeitpunkt über den Haufen geschossen. Entweder, unser Freund kann sich teleportieren, ist schneller als das Licht oder ich weiß auch weiß nicht, was er sonst für ein scheiß Supermensch sein sollte, um sowas tun zu können." Dass er mit anderen zusammenarbeitete konnte sich Hebi jedoch auch nicht vorstellen. Wenn man etwas richtig gemacht haben wollte, kümmerte man sich selbst darum, und wenn etwas partout nicht herauskommen soll, bindet man keine weitere Person in seine Spielchen mit ein - allem voran bei einem solchen Thema. Egal wie man es dreht und wendet: Es machte alles absolut keinen Sinn. Vielleicht übersahen sie auch nur etwas total wichtiges oder waren verblendet von ihren bisherigen Annahmen. Eventuell war aber auch genau das der Grund, wieso sie nicht weiterkamen: Sie hatten nichts weiter als Annahmen, Gedanken. Nichts handfestes, gar nichts. Besser, wenn sie sich nun wirklich zum Doktor aufmachten.

Besagter Doktor residierte entgegen jedweder Erwartung nicht in einer riesigen Villa, sondern in einem schnieken Mehrfamilienhaus. Allerdings war keins dieser Häuser, in denen man die typischen Harzer-Familien antreffen würde, sondern eins derer, die nur der High Society zur Verfügung standen - oder denen, die einfach nur zu viel Geld hatten. Wie es der Zufall so wollte, befand sich die Praxis des Morishitas direkt darunter und schien durch die nicht verschlossene Haustür zumindest teilweise uneingeschränkt betretbar zu sein. Der Blick durch den Flur - und wenn man einigermaßen Ahnung von der Materie hatte - verriet ebenfalls, dass in diesem Gebäude die eher vermögenderen Menschen Amegakures hausten, befanden sich hier und da immerhin die ein oder anderen teuren Bilder, die Treppen bestanden aus teurem Hartholz und die Wände selbst waren mit aufwendigen Verzierungen bepinselt worden. Da Hebi sich mit alldem allerdings nicht auskannte und es ihm nicht egaler sein konnte, schritt er einfach hindurch, die Treppen hinauf und kam schlussendlich mit Hisake zusammen vor der Tür der Praxis zum Stehen. Mit einem tiefen Seufzen wandte er sich dem kleinen Knöpfchen der Klingel zu und drückte. Dingdong.
 

Katarite

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"Der Gedanke kam mir auch. Soweit mir zugetragen wurde, wurden im Reich der Erde und in Amegakure zur selben Zeit Tote gefunden - alle zu etwa dem selben Zeitpunkt über den Haufen geschossen. Entweder, unser Freund kann sich teleportieren, ist schneller als das Licht oder ich weiß auch weiß nicht, was er sonst für ein scheiß Supermensch sein sollte, um sowas tun zu können."
Hisake stimmte seinem großen Bruder nickend zu, war diese Aussage doch in sich schlüssig und vollkommen logisch. Um all die Morde gleichzeitig geschehen zu lassen, hätte der Mörder sich schon klonen müssen. Einzig eine Möglichkeit blieb noch, wenn alles von ihm selbst ausgehen sollte: Er brauchte Unterstützer. Viele von ihnen. Zwar schloss der jüngere der beiden Sakkaku diese Möglichkeit nicht aus, doch inwiefern ein sogenannter Todeskünstler andere an seinem Werk beteiligen sollte, inwiefern ihm überhaupt jemand folgen würde, blieb fraglich. Dr. Morishita würde die Antwort auf diese Frage geben müssen, sollte seinem Aufgabenfeld gerecht werden. So wandte sich der braunhaarige Junge kurz seinem Bruder zu, um das weitere Vorgehen zu besprechen: "Wir müssen zwei Sachen wissen.", gab er diesem zu verstehen, "Erstens, worauf wir im Notfall auch verzichten können: Eine Einschätzung des Mörders. Ich will wissen, ob die verschiedenen Mordserien überhaupt auf ein psychologisches Profil zurückführbar sind. Falls nicht, inwiefern dann die verschiedenen Mörder zusammenhängen. Anhänger? Vielleicht ja sogar Zusammenarbeit, um irgendein komisches Ziel zu erreichen. Dass die Serien nichts miteinander zu tun haben, bezweifle ich angesichts der starken Ähnlichkeit.
Und zweitens: In welchem Umfeld befand sich das Paar? Wer wusste mehr über sie als das, was in den Zeitungen steht. Ich habe das Gefühl, dass der Mörder den beiden nahe stand... natürlich nichts objektives."


Die Person, die ihnen das beantworten sollte, wohnte in einem Haus, das ihrem Stand wohl angemessen war. Desto länger Hisake in Amegakure gearbeitet hatte, nun, eigentlich fing es schon auf den Festivitäten in Soragakure an, desto mehr hatte er sich an das luxuriöse Leben der Oberschicht gewöhnt. Es war keine Villa, die der Therapeut für sich beanspruchte, dennoch sah man dem Mehrfamilienhaus dieses extravagante Etwas an, das sich bemerkbar machen wollte. Unsinnige Wertgegenstände, Kunstobjekte, die zwar einerseits schön waren, tatsächlich jedoch nur zum Protz aufgehangen wurden - es war immer das Gleiche. Ein kleiner Unterschied jedoch wurde in der Atmosphäre dieses Ortes deutlich. Im Gegensatz zum typischen Wohnort eines Neureichen und besonders im Vergleich zu den Vorstellungen, die man von der Praxis eines Psychotherapeuten hatte, war es hier gemütlich. Die Anordnung der Möbelstücke, die Wahl der Farben, bei genauerem Betrachten gar die Gemälde, die Hisake anfangs für pures Imponiergehabe gehalten hatte - all das trug zu einer angenehmen Atmosphäre bei. Auch wenn sich die beiden Geschwister gerade in einem fremden Gebäude aufhielten, so fühlte sich doch zumindest der kleinere nahezu schon wohl. Unbewusst fühlte er sich nicht wie auf einem Auftrag, sondern besuchte einen Freund. Zumindest stellte er sich vor, dass das wohl so ähnlich sein musste...

Nachdem sie dann die Treppe hoch geschritten waren, betätigte Hebi die kleine Klingel, die eine angenehme, kurze Melodie verlauten ließ. Unweit später traten sie dann in ein Wartezimmer ein, geschmückt mit weiteren Gemälden, verziert mit ein paar exotischen Pflanzen, ausgerüstet mit einem edlen, weichen Sofa. Und bemannt mit einer jungen Frau. Sie befand sich ungefähr im gleichen Alter wie Hebi, hatte langes, schwarzes Haar, wie es im Reich des Regens üblich war, wenngleich es auch spröde war und farblos wirkte. Augenringe reihten sich in das Gesamtbild ein, gesellten sich zum umschattetem Blick. Sie wirkte ausdrucksleer, reagierte nicht, sie saß nur da. So machte Hisake den ersten Schritt, als er sich neben sie setzte, sich nach kurzer Zeit vorstellte: "Guten Tag, ich bin Sakkaku Hisake." Mit großen, braunen Augen richtete sie langsam ihren Kopf auf, war wie aus ihrer Welt der Einsamkeit gerissen. "...Naomi." "Du bist wahrscheinlich eine Klientin von Dr. Morishita, oder?" "...Ja." Sie wirkte nicht schüchtern, vielmehr apathisch, desinteressiert an allem. "Kannst du mir einen Gefallen tun, Naomi?" Keine Antwort. "Das Wohlergehen anderer Menschen ist dir bestimmt wichtig, oder? So wie dein eigenes auch?" "...Ich denke schon." "Kannst du mich und meinen Bruder kurz vorlassen? Wir reden nur kurz mit dem Doktor. Es ist nötig, um sehr vielen Menschen zu helfen." Erneut antwortete sie nicht. Das nahm der junge Shinobi als ein Ja. Innerlich hätte er sich den Finger in den Rachen stecken können.
Ein paar Minuten warteten sie noch, dann ging es schnell. Die Tür zum Raum des Therapeuten öffnete sich, als ein aufrecht gehender, ebenfalls schwarzhaariger und dicklicher Mann herausgetreten kam. Auf seinen Lippen zeichnete sich Erleichterung ab, er wirkte erfüllt, zufrieden. "Bis zum nächsten Mal", verabschiedete sich eine Stimme aus dem Zimmer heraus, ehe ein anderer Mann bis an den Türrahmen des Zimmers ging. Ein hochgewachsener Mann mit strahlend weißen Zähnen, gekleidet in einen samtigen, schwarzen Anzug. Er lächelte, vermittelte Sympathie. Seine rehbraunen Augen vermittelten Vertrauen, währen die ordentlich geschnittenen, kurzen braunen Haare Ordnung vermittelten. Hisake näherte sich kurz den Ohren seines Bruders, flüsterte ihm zu: "Erst eine Einschätzung des Mörders. Wenn wir über das Paar sprechen, könnte er abblocken. Nicht zu viele Geheimnisse... er wird nicht reden."

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Abwechselnd schaute besagter Mann zwischen denjenigen Personen hin und her, welche sich derzeit in seinem Wartezimmer befanden. Zwei davon erkannte oder kannte er nicht, sich seine Verwunderung oder Überlegungen dazu anmerken lassen, tat er jedoch nicht - mitunter, weil er sich bereits vorstellen konnte, dass sie nicht hier waren, um die nächste, im Plan festgehaltene, Sitzung in Anspruch zu nehmen. "Der Nächste darf dann zu mir hereinkommen." Sein freundliches Lächeln wich keine Sekunde, selbst dann nicht, als er bemerkte, dass Hebi und Hisake diejenigen waren, die aufstanden. Er wusste, dass nun eigentlich das Mädchen dran wäre, wusste aber auch, dass sie in der Findung einer Entscheidung sehr leicht zu beeinflussen war und womöglich freiwillig Platz für die beiden Jungs machte. Waren die erst einmal im Behandlungszimmer und hatte er die Tür hinter sich zugezogen, wandte er sich sofort um. "Sie sind heute das erste Mal hier, richtig?" Er ging zu ihnen herüber und schüttelte eher nebenbei ihre Hände. "Doktor Morishita mein Name, aber das wissen Sie bereits sicher. Setzen Sie sich doch." Noch immer wirkte der Braunhaarige sympathisch und keinesfalls so, als hätte er keinen Respekt vor den beiden. Tatsächlich schien er sie als Erwachsene wahrzunehmen und würde sie mit der Ernsthaftigkeit bedenken, wie er es bei nahezu jeder Person tut. Vermutlich lässt er sich seine wahren Eindrücke nur nicht ansehen, auf der anderen Seite sind Hebi und Hisake allerdings teilweise die Letzten, die wie einfache Kinder wirkten. Ihnen fehlte einfach die Unschuld eines Kindes, die Ausstrahlung der Unverdorbenheit und Verspieltheit. Sie mussten bereits einiges erlebt haben. Bereits anhand von Mimik und Gestik der beiden konnte er sich so einige Dinge herleiten, sprach sie jedoch nicht laut aus. Stattdessen wartete er geduldig, bis eine Person des Geschwisterpaares nach wenigen Sekunden das Wort ergriff, als sie sich auf die Couch fletzte, als würde sie ihr gehören. "Ich bin Hebi und das hier ist mein Bruder Hisake", begann der Sakkaku und neigte zur Verdeutlichungen seiner Worte nur den Kopf in Richtung seines Bruders. "Wir sind Shinobi und hier, weil wir ein psychologisches Profil zu einigen Mordfällen von dir benötigen. Wir haben gehört, du seist in Amegakure der Beste auf diesem Gebiet." Oder zumindest der, der die ganzen Promis im Auge behält, aber in dem Wortlaut musste er das ja nicht sagen - der Typ half ihnen bestimmt nicht, wenn sich Hebi nun wie die Axt im Walde aufführte. Das Lächeln des Morishitas wich an dieser Stelle. Jedoch nicht aus Empörung, sondern einfach, weil es falsch und unprofessionell wäre, bei einem solchem Thema die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Außerdem hatte er nicht das Gefühl, dass die beiden vor ihm gern um Regenbögen herum tanzten und sich freuten und sich lieber anderen Dingen widmen, denen sich Menschen in ihrem Altre rein psychologisch gesehen eigentlich nicht widmen sollten. Der Braunhaarige lehnte sich in seinem Sessel zurück, nahm einen Notizblock und schlug ein Bein über das andere. "Wenn es dabei um das Leben von Menschen geht, werde ich mein möglichstes tun, um zu helfen. Also, nur zu.", bedeutete er ihnen und ließ sich alles erklären. Zwischendurch nickte er immer mal und machte "Hm.", um zu unterstreichen, dass er ihnen noch zuhörte, schrieb Notizen auf seinen Block; hin und wieder harkte er nach, wenn er etwas nicht genau verstanden hatte oder sich selbst erst einmal darüber klar werden musste.

Circa zwanzig Minuten vergingen und man hatte das Gefühl, es gäbe noch so viele weitere Sachen zu klären oder zu erzählen, letztlich waren nun allerdings alle Fakten genannt und es wurde Zeit für ein paar erste Vermutungen. Dr. Morishita rieb sich überlegend das Kinn und starrte auf seine Notizen herab.
"Also haben wir gefühlt tausend verschiedene Morde und kein sichtbares Motiv?"
"Jep."
"Ein mögliches könnte sein, dass die Shinobi, die ihn jagen sollen, im Weg stehen oder zu nahe gekommen sind. Da er allerdings mitunter ziemlich gerissen agiert, würde ich eher sagen, dass er mit ihnen und Ihnen spielen will. Vielleicht war der Nachtlagerbesuch eine Einladung, mitzumachen? Sonst hätte er einfach versuchen können, Sie direkt zu töten. Und das einige tatsächlich gestorben sind... Sie haben sich nicht seinen Regeln entsprechend verhalten?"
"Wir sollen also nach jemandem suchen, der gerne komische Spielchen spielt. Ein Glück, gibt es so wenige davon."
"Nun, nicht zwingend. Ich denke auch, dass Sie mit mehreren Leuten zu tun bekommen werden, zumindest deuten nicht nur die unterschiedlichen Orte daraufhin, sondern auch die Verarbeitung der Toten.
Dass er an dem einen Tag in den Slums herumläuft und Puppen bastelt und am Nächsten direkt im Reichenviertel Leute vergoldet, halte ich für unwahrscheinlich, sofern es nicht seine Taktik ist, seine Jäger gerade dadurch zu verwirren. Allerdings bleibt dann noch die Frage offen, ob die anderen Komplizen, einfache Anhänger, Nachahmer oder Feinde sind."

"Komplizen und Anhänger? Menschen neigen dazu, das ganze verbotene Scheißzeug allein zu machen, damit sie nicht dafür belangt werden. Wieso sollte er sich so verkackte Komplizen suchen? Einen Bruder oder so würde ich ja verstehen, aber du klingst, als würdest du von mehr als drei verschissenen Leuten reden."
"Haben Sie je mit einer Person zu tun gehabt, die von ihrer Ausstrahlung, ihrer Wortwahl, ihrer Mimik und Gestik so einnehmend war, dass sie gar nicht anders konnten, als in ihr etwas Höheres zu sehen?"
"Nein." Nur sich selbst.
"Dann haben Sie sie vermutlich nur noch nie getroffen." "Wollten es nicht sehen oder haben es nicht mitbekommen." "Jedenfalls gibt es sie: Menschen, die es ganz einfach schaffen, ganze Massen zu begeistern. Sie brauchen nicht viel dafür, vor allem, wenn sie sich, wie vielleicht in Ihrem Fall, an die psychisch Schwachen halten. An Leute, die sich ganz einfach beeinflussen lassen. Wäre nicht das erste Mal, dass ich sowas höre. Sie sollten offener sein, was das angeht. Sie wollen die Verantwortlichen doch schnappen, oder?"
"Bringt uns im Moment aber nicht weiter. Nach welchen Kackleuten sollten wir deiner Meinung nach denn nun suchen?"
"Vorzugsweise nach Menschen, die mit vielen anderen zu tun haben und gerne Lehren." Das einsame Duett in den Slums ließ ihn darauf schließen. "Lehrer an der Akademie Soragakures, Professoren, Politiker... Auf jeden Fall Personen, die auch in den wohlhabenderen Kreisen angesehen sind."
"Würde es nicht dann und wann auffallen, dass die nicht ganz richtig ticken?"
"Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wie perfekt sich Psychopathen verstellen können. Nicht einmal ein Psychologe vermag, sie im alltäglichen Leben ausfindig zu machen. Oft sind es vor allem auch die, von denen man es am wenigsten erwartet - wobei das nichts Neues für Sie sein wird."

Das Gespräch ging endlos so weiter und auch Hisake hatte dazu immer was beizutragen. Vielleicht sollten sie das Thema so allmählich umleiten und seine kürzlich verstorbenen Klienten ansprechen? Dass die tot waren, hatte man ihm schließlich noch nicht erzählt. Welches Gesicht er wohl ziehen würde, sobald er es erfährt? Ob es ihm egal war? Hebi schätzte, dass sich der Mann auf jeden Fall nicht anmerken ließe, sollte es ihn tatsächlich nicht interessieren...
 
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Katarite

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Immer wieder verspürte der Genin den Drang, in die Tasche seines Mantels zu greifen und sich etwas auf seinem Notizblock zu notieren. Nur kurz den Stift zücken, etwas niederschreiben und den Gegenstand wieder verschwinden lassen. Morishita erwähnte sehr interessante Dinge, die schließlich auf Papier gebannt wurden - allen voran die Mittäter des Mörders. Dass Hisake dabei seinen Blick nicht ein einziges Mal senkte, sondern dem Psychologen stetig in die Augen blickte, hing mit seinem grundsätzlichen Misstrauen zusammen. Seinem Bruder konnte es als Indiz dafür dienen, dass er selbst einem vermeintlichen Zeugen nicht vorbehaltlos traute, selbst ein so freundlich und verständnisvoll wirkender Mann wie dieser etwas verbergen konnte. Insbesondere die Aussage über Menschen, die jeden für sich begeistern konnten, ließ die Skepsis in Hisake wachsen. Die vertraute Art, über solche Personen zu sprechen, als hätte er eigene Erfahrungen mit ihnen gemacht, wollte nicht wirklich zu der folgenden Klarstellung, er hätte davon lediglich gehört, passen. Umso pikanter wurde es für Morishita, den ausgebildeten Psychotherapeuten, als er von psychisch Schwachen sprach.. Mit einem kurzen Blick deutete Hisake seinem Bruder deshalb, den Therapeuten ebenfalls näher zu beobachten, denn wie sagte er es selbst so schön? Oftmals waren es vor allem auch die, von denen man es am wenigsten erwartete...

Inzwischen, nun da das Gespräch vorerst beendet war und der noch vergleichsweise harmlose Stoff ausging, war ein gewisses Schweigen eingetreten. "Nun, Dr. Morishita.", brach der Shinobi dieses und verbeugte sich dann sitzend leicht, "Ich danke Ihnen für ihre Einschätzungen. Sie werden uns mit Sicherheit weiterhelfen." Besonders der letzte Teil hätte Raum für eindeutige Unterstellungen gelassen, hätte Hisake diesen denn nutzen wollen. Doch tatsächlich verzog er nicht die Miene, seine Gedanken musste er nicht so offen kundgeben. Stattdessen war es nun endlich Zeit für das nächste Thema. "Jedenfalls... ist dies nicht der einzige Grund, aus dem wir hier sind." Erst nickte der Mann nur freundlich. So leicht ließ er sich nicht überraschen. "Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass zwei Ihrer Klienten verstorben sind: Yokaze Buntaro und Adachi Mitsuki." Das Lächeln schwand, wich einer Ausdruckslosigkeit, die an Ungläubigkeit erinnerte. "Es ist kein Zufall, dass wir sie zum sogenannten Todeskünstler befragen. Er, oder einer seiner Komplizen, ist der Mörder." Und auch war es kein Zufall, dass Hisake nach seinen Aussagen immer wieder pausierte. Die Pupillen des Psychologen weiteten sich, man sah ihm an, dass nun auch die Ungläubigkeit schwand. Die Sache, der sie wich, war Betroffenheit, nahezu schon Schockiertheit. Was das bei einem ausgebildeten Mann wie Morishita bedeutete? Alles. Nichts. Zumindest aber vermittelte ihm der Genin das Gefühl, dass eine Reaktion erwartet wurde. Egal, wie er antwortete, er würde sich in die Ecke gedrängt fühlen. Vorausgesetzt, er wusste mehr, als er später noch zugeben wollen würde. "Sie... verstehen sicherlich, dass ich das erst einmal verdauen muss." Bereits jetzt begann er sich wieder zu fassen. Die eiserne Selbstsbeherrschung des Mannes, auch wenn das Lächeln hin und wieder - in den passenden Momenten - abgelegt wurde, bröckelte nicht so leicht. "Hm. Dann berichten sie mir bitte auch von diesem Mord." "Wir haben nur ihre aufgerichteten Skelette gefunden. Die Arme wurden am Ansatz der Handwurzel miteinander verschmolzen. Sie tanzen, vermutlich Walzer. Was mit der Haut und den Organen ist, wird noch geklärt." Morishita blickte, nein, starrte zu Boden, während seine Finger ineinander glitten und sich verschränkten. Mit dem einen Daumen kreiste er nachdenklich über den anderen. "Eine Schande...", antwortete er den Kopf schüttelnd. Nach dieser Nachricht schien er sich kurz sammeln zu müssen, schenkte sich Wasser aus der kleinen Flasche auf dem runden Tisch neben ihm ein. "Wenn Sie das mit dem einsamen Duett vergleichen..." "Persönlicher.", unterbrach der Mann ihn, "Der Tanz... meiner beiden Klienten... hat etwas viel vertrauteres." "Inwiefern?" "Als hätte der Täter ein persönliches Motiv. Eine eigene Motivation für diesen Mord, die über die bloße Tat hinausgeht." "Stand er ihnen nahe?" Der Psychologe zögerte zu antworten. Langsam offenbarte sich, was unter seiner Maske steckte - was auch immer es nun sein mochte. "Nicht, dass ich hoffe. Aber angesichts der Tatsachen ist es sehr wahrscheinlich. Vermutlich kannten sie sich."

Damit nahm es fast schon eigenständig seinen Lauf. Wortlos stand Hisake auf und ging einige Schritte vorwärts, an dem Sofa des Therapeuten vorbei. Schließlich stand er mit dem Rücken zum Psychologen. "Und deshalb werden Sie uns erzählen, was für Probleme das Paar tatsächlich hatte. Und vor allem: Wer sonst davon wusste." "Das kann ich leider nicht tun. Sie wissen, dass ich einem Kodex verpflichtet bin, nach dem ich handeln muss." Ja, das hatte der Shinobi sich gedacht. "Das war keine Bitte." Sie hatten genug der falschen Freundlichkeiten ausgetauscht, das Spiel der Heucheleien lang genug gespielt. Nun hingegen wurden andere Saiten aufgezogen. Nebenbei griff Hisake die Vorhänge des großen Fensters und riss sie zusammen. Der Blick ins Zimmer war damit verdunkelt. "W-Was soll das werden?!" "Hebi. Wenn Morishita-san aufsteht, sorgst du dafür, dass er wieder seinen Platz findet, ja?" Näher befasste sich der Junge nicht mit seinem Zeugen. Vorerst wanderte er nämlich durch den Raum, bevor er den Schreibtisch des jungen Mannes durchsuchte. "Das ist privat.", wendete dieser ein und riss seinen Kopf in Richtung des Genin. Doch er blickte nicht in rote, misstrauische Augen wie zuvor, sondern zwei fließende, orange Kreis, umrandet von schwarzen Linien, die wie Bannkreise den Blick des Opfers in sich fingen. Eine Perle tropfte von der Stirn, aufgefangen in der Augenbraue, die Finger zupften aufgeregt am Kragen. Ihm war warm. Bald würde ihm heiß werden. Mehrere Schubladen öffneten sich, Papiere wurden ausgeräumt, auf dem Boden liegen gelassen. "Ein Ticket zur einmaligen, jährlichen Aufführung in der Adachi-Oper. Übermorgen." Zerrissen, im Mülleimer entsorgt. "Überweisungen von Yokaze Buntaro. Welch ein Preis." Gleiches Schicksal. Was folgte, war eine kurze Bewegung mit dem Streichholz, ehe der Mülleimer in Flammen aufging. Und was sahen Hisakes Augen da? Der unbeschreiblich teure Stuhl, den er gerade zur Seite geschoben hatte, war ein echtes Einzelstück aus der Hand von Omura Shino. Dann kam Hisake dem Psychologen wieder näher, strich dem schweigenden Mann über die Schulter des schwarzen Anzugs. "Maßgeschneidert. Von wem?" Sie waren ihm hier ganz dicht auf der Spur, doch so leicht gab er nicht nach. "Tanaka Tsuji." Besagter Schneider konnte ihm bald einen neuen Anzug fertigen. Hisake gab sich alle Mühe, den Therapeuten nicht ausversehen zu verletzen, während er mit seinem Kunai nach und nach die Knöpfe entfernte und dann zu einem langen Schnitt auf dem Rücken des Oberteils ansetzte. "Wenn ich Ihre Akten durchgehe, werde ich dann auf Omura und Tanaka stoßen?" "Wieso sollten Sie?" Schlecht gelogen, Dr. Morishita. Nach dieser kleinen Einlage durchsuchte der Junge die Schränke. Und was er schließlich fand, erfreute ihn. Ein einziges Blatt Papier, eine Urkunde. Kurz setzte Hisake sich wieder neben seinen Bruder und las vor: "Hiermit erkläre ich, dass im Falle meines Todes sämtlicher Besitz an Dr. Eisshun Morishita übergeht. Kajima Ryu." Ein kurzer Blick zu seinem Bruder: "Glaubst du, das sind Gefälligkeiten?" Dann wandte er sich wieder dem Therapeuten zu. "Wir werden es herausfinden. Überprüfen wir die Todesmeldungen der letzten... Wann sind sie nochmal zu all dem Wohlstand gekommen?" Inzwischen wischte sich der eigentliche Fachmann den Schweiß von der Stirn. "Ich hatte sie für mehr gehalten, als sie sind. Nicht nur für einen einfachen Betrüger, der seine Klienten erpresst. Es wäre weitaus besser für sie, wenn sie nun mit uns kooperieren. Falls nicht, nun ja: Ich bin der Nette von uns beiden." Und damit überließ er Hebi das Spielfeld.

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Es war schön zu sehen, dass Dr. Morishita seine Arbeit so ernst nahm und sich auch außerhalb der Sitzungen mit den Klienten zu beschäftigen wusste. Das Blöde daran, dass er sie ausbeutete und sie danach wohl irgendwie fielen wie die Fliegen, war nur, dass Hebi ihm das nicht einmal übel nehmen konnte und wäre er derzeit nicht in einer Position, die von ihm verlangte, dass er jedem potentiellen Gesuchten dieser Mission den Gar ausmachen müsste, würde er sich vermutlich nicht einmal genieren, dem Psychologen eine Partnerschaft anzubieten, die natürlich darin bestand, dass der Examensbesitzer die ganze Arbeit machte und Hebi am Ende einen nicht gerade winzigen Teil des gewonnenen Betrags auszahlte.
"Und ich hab's mir gerade so gemütlich gemacht...", sprach das Rotauge zu sich selbst und legte den Kopf jeweils einmal auf die linke und rechte Schulter, woraufhin ein lautes Knacken ertönte. Auch das Überbeugen der Finger resultierte in einem solchen Laut. "Und eingerostet bin ich auch noch." Kaum war man mit Hisake unterwegs, artete das in Arbeit aus. So typisch. "Naja, irgendwann muss ich wieder reinkommen, richtig?" Die blutroten, ausdruckslosen Augen fixierten währenddessen die des Morishitas, der zwar ganz genau wusste, was nun mit ihm passieren würde, aber mehr von der Unbekümmertheit des Jungen geschockt war, als wegen dem, was ihn die nächsten paar Minuten erwarten würde. Er wusste ganz genau, was einen Menschen so denken und handeln ließ, sojemanden vor sich zu haben und ihm zum Opfer zu fallen, war jedoch noch einmal ganz etwas anderes. Theorie und Praxis lagen in diesem Fall so weit auseinander, dass er gar nicht so recht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Natürlich wäre das alles kein Problem, sollte er eine solche Szenerie nur beobachten und ab und an seine Ratschläge dazu äußern können, aber im Moment war er leider auf der anderen Seite des Fensterglases und musste sich irgendwas anderes einfallen lassen, um die momentane Misere irgendwie zu umgehen oder so durchzustehen, dass die eigene Psyche heile blieb. Vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden, redete er sich ein. Was konnte ein minderjähriger Junge schon anstellen, das ihn so sehr erschüttern würde, dass er alles ausplauderte? Um sich noch einmal ein kurzes Bild über ihn machen zu können, blickte er ihm entgegen, beobachtete wie er die Strickjacke auszog und aus einer seiner Hosentaschen ein paar Einweghandschuhe herausholte, zu ihm schaute. "Wäre ja irgendwie blöd, wenn du am Ende gar nichts mit den Morden zu tun hättest und man recht simpel herausfinden könnte, wer dich einfach so über den Bug geschossen hat." Ne, Quatsch. Eigentlich war es vollkommen egal, ob andere das herausfinden würden oder nicht. "Wobei...Vergiss, was ich eben erzählt habe. Wir sagen einfach, dass du einer der Mörder warst oder zumindest mit ihnen kooperiert hast, unseren Ermittlungen im Weg standest und sie sogar noch boykottieren wolltest." Wie Hebi darauf kam, musste er dem Doktor wahrscheinlich nicht extra erklären, hatte Hisake schließlich vor wenigen Minuten erst aufgedeckt, wie korrupt der gute Mann gegenüber seinem Klientel zu sein schien. Dennoch ließ der Psychiater nicht einfach so locker, zeigte nicht das kleinste Anzeichen von Unsicherheit, selbst wenn ihm gerade innerlich der Arsch auf Glatteis ging. "Als würden Sie damit durchkommen." Er würde einfach sämtliche Beweise vernichten lassen - beziehungsweise war das die Anweisung, die er seinem Personal gegeben hatte, sollte irgendwas von ihrem Betrug auffliegen. "Aber sicher doch. Wem glaubt man denn mehr? Den loyalen und engagierten Landmännern Soragakures, die immer wieder aufs Neue mit ihrem Leben dafür einstehen, irgendwelche beschissenen Leute dieser Gesellschaft zufriedenzustellen ooooder einem heuchlerischen Psycho-Doc, dem alle Testamente dieser Welt gewidmet worden und deren Besitzer sich danach auf einmal die Radieschen von unten ansehen? Siehst du den Fehler?" Außerdem war es ohnehin komisch, dass man seinem Psychologen Hab und Gut übertrug, so groß und ausladend Dankbarkeit auch sein könnte. Vielleicht konnte Hebi sowas aber nur nicht nachvollziehen, hatte er schließlich keine Ahnung davon, wie es sich anfühlte, einer Person dankbar zu sein, die nicht Sakkaku Hisake hieß. Auch Ingvis und Umikos Bemühungen, Taten und Handlungen nahm er stets als gegeben und selbstverständlich wahr und wenn er einem von dem beidem Danke sagte, dann nur, weil man das heutzutage wohl so machte, damit andere einem gewogen sind, wenngleich er beiden zutraute, keine Abhängigkeit von dem einen Wörtchen zu besitzen. Wäre gerade als Shinobi auch irgendwie wenig sinnbringend. Umso logischer also, dass er ihnen nicht einmal nach seinem Ableben beispielsweise Sparkys Leben anvertrauen würde.

Nun, der Sakkaku hatte auch nicht vor zu sterben und als Zeichen seiner Lebendigkeit trat er einen Schritt näher an den sitzenden Morishita heran. "Aufstehen." Wieder einmal so absolut und befehlslastig gesprochen, dass man wirklich das Gefühl bekommt, mit einer höhergestellten Person zu reden. Um es nicht noch schlimmer zu machen, stand der Doktor tatsächlich auf und positionierte such nun direkt vor dem Rotauge, blickte zu ihm herab, weil er größer war und hoffte, dass es irgendwie einschüchterte. Im Gesicht des Jungen regte sich daraufhin allerdings nichts. Absolut gar nichts. Er konnte nicht einmal in dessen Augen sehen, dass es ihn kümmerte, was gerade passierte, geschweige denn lesen, was in dem Kopf des Sechzehnjährigen gerade vor sich ging. "Ich hab eine Frage." "Hm?" "Warum machen Sie das alles? Sie machen im Gegensatz zu ihrem Bruder weniger den Eindruck, als würde sie der erfolgreiche Abschluss der Mission interessieren, mal davon ab, dass Sie weißgott niemand sind, der Soragakure tatsächlich loyal gegenübersteht." Nun, da hatte er nicht ganz Unrecht. Weder interessierte Hebi die Mission noch Soragakure selbst. Geld wäre ein möglicher Grund, aber das würde ihn nicht daran hindern, einfach ins Bett zu gehen, schließlich war er immer noch totmüde. Die Antwort verbarg sich jedoch bereits in Dr. Morishitas Frage selbst: Sein Bruder. Hebi lag etwas an Hisake und wenn er diesem dabei helfen konnte, endlich wieder ein anständiges Leben zu führen, ihm dabei helfen konnte, dass es ihm wieder besser ging, stellte er nur allzu gern seine eigenen Bedürfnisse hinten an, um ihm unter die Arme zu greifen. Das konnte das Rotauge dem Psychiater jedoch nicht so unter die Nase reiben. Der würde das sicher nur gegen sie verwenden, obgleich es zumindest Hebi scheißegal ist, was der zu ihrer Beziehung sagt oder davon hält, solange er Hisake nicht beleidigte. Aber damit würde er sich eigentlich nur selbst wehtun, war doch offensichtlich, dass der Ältere der beiden Sakkaku den größeren Hang zu Schmerzen aller Art hatte, wenn man sich allein die vernarbten Arme anschaute, die man zu sehen bekam, als er die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte. "Von irgendwas muss der geneigte Shinobi ja leben. Und wenn er dafür Leute foltern und töten muss, ist das eben so. Geld ist Geld - scheißegal, auf welche Weise es verdient wird. Davon kannst auch du uns ein Lied singen." Genug von diesem scheiß Geplänkel. Hebi hatte seiner Meinung nach schon genug Zeit verplempert und noch weiter auf das, was nun kommen würde, vorbereiten, würde er den Mann ganz sicher nicht.
Er ging einen Schritt zurück und trat ihm fast schon nebenher so stark gegen das Schienbein, dass der Morishita mit weit aufgerissenen Augen nach vorne umkippte und mit der Nase voran auf dem Boden aufschlug, sich auf den Rücken drehte und sich das blutende Gesicht hielt. Der Sakkaku nahm das unterdessen als Aufforderung wahr, sich einfach mit dem Hinterm voran auf den Bauch des Mannes fallen zu lassen, was in etwa einem Schlag in die Magengrube gleichkam und den am Boden Liegenden hat schmerzhaft aufstöhnen lassen. "Entschuldige, ich muss wohl ausgerutscht sein." Er war manchmal aber auch ein Tollpatsch.
Jetzt musste er allerdings überlegen, wie er hier was anstellte. Natürlich hatte Hebi haufenweise Ideen, aber dadurch, dass er nicht wusste, ob die Schreie nach außen dringen würden, konnte er fast alle davon vergessen. Ob er davon ausgehen kann, dass die Wände schalldicht waren, weil auch niemand von außerhalb des Raumes mitbekommen sollte, wenn hier drinnen jemand während normaler Sitzungen einen Nervenzusammenbruch erlitt? Machte in Hebis Kopf jedenfalls Sinn. Sein Blick wanderte zu Hisake. "Normalerweise bevorzuge ich ja Spontanität, aber in diesem Fall wirkt sich die Scheiße eher negativ aus. Sag das nächste Mal bitte früher Bescheid, wenn du sowas planst, ja?" Die Hand glitt unterdessen mitsamt Handschuhen und Kleidung unter die Rippen seines Opfers, es konnte fast schon spüren, wie sich Hebis kurzen Nägel durch das Hemd hindurch in die Haut bohrten, einen ekelhaften Schmerz hervorriefen, der es kurz laut aufschreien ließ. Der Sakkaku bohrte noch ein wenig herum, bekam aber irgendwie einfach keine "bequeme" Haltung mit der Rechten hin, das Geschrei betäubte ihm halb die Ohren, selbst wenn das nun bedeutete, dass tatsächlich keine Laute nach draußen drangen. "Nah, so wird das nichts.", sagte Hebi schlussendlich und verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief, schaute den Morishita überlegend an. "Vielleicht ein Ohr..." Nein, so machte das alles überhaupt gar keinen Spaß. Folter machte man nicht mal eben so. Das brauchte Zeit zur Vorbereitung, sowohl psychisch als auch von den Werkzeugen her. Man musste das mit Hingabe machen und nicht, weil es gerade gewollt wurde. Irgendwie konnte er es so nicht einmal genießen, was zu großen Teilen aber auch seiner Müdigkeit zu schulden war. Was ist das nur für ein Leben, in welchem Leuteknechten keine Unterhaltung brachte? Dann eben weiter mit dem Rippenkneifer...
"ARRRGHI-ICH REDE JA SCHON!" Oh, sehr schön. Erst mal dem armen Mann ein wenig Luft gönnen, sonst würden sie wahrscheinlich nicht verstehen, was der sagte. Von ihm runtergehen, tat Hebi jedoch nicht. Am Ende veranstaltete der noch irgendwelche Sperenzchen. "Das...Das Paar hat sich oft gestritten un-" "Und ist sich fremdgegangen, haben Beziehungspausen eingelegt, blablabla. Das wissen wir bereits. Was steckt dahinter?" "W-woher...?" "Ich habe gefragt, was dahintersteckt.", fragte Hebi mit Nachdruck in der Stimme und bewegte einmal kurz die Finger an den Rippen Morishitas, um ihn noch einmal daran zu erinnern, was passierte, wenn er bei diesem Frage- Antwortspiel nicht mitmachte. "Ich habe ihnen aufgetragen, diese Pausen einzulegen, die letztlich dafür gesorgt haben, dass sie sich mehr und mehr entfremdeten. Während er sich dann weiter mit anderen Frauen getroffen hat, traf sie sich mit einer Freundin, um sich auszutauschen, weil sie ebenfalls einige Probleme mit ihrem Mann hatte." Moment. Hatte? Freundin? Woher wusste der Morishita das denn jetzt? Entweder hatte Mitsuki ihm das selbst erzählt oder... "Ist die andere Frau ebenfalls eine Klientin von dir, oder was? Wenn ja, wie heißt die Trulla?" Shit. Um Nein zu sagen, war es nun zu spät. Er hatte sich verplappert und es gäbe nun kein Zurück mehr. "Gomakashi Naomi" Wer oder was das war, wusste Hebi nicht. Der hatte das kleine Gespräch zwischen ihr und Hisake vorhin nicht mitbekommen. "Und was hatte die schon wieder für Probleme mit ihrem Mann?" Sollte er es ihnen erzählen? Eigentlich hatte ihre Geschichte wenig bis gar nichts mit den Mordfällen der beiden zu tun. Auf der anderen Seite... wenn er sich nun als besonders kooperativ herausstellte, ließen sie ihn vielleicht eher von der Angel.

Er fasste den Entschluss, sie aufzuklären. Über die Geschichte Naomis. Und vielleicht mit ein paar kleinen Extras, die nicht ganz der Wahrheit entsprachen. Er ließ sie doch nicht machen, was sie wollten, ohne sich dafür zu rächen! "Sie war mit ihrem Mann zwar sehr lange verheiratet und soweit ich weiß, ist sie ihm nie fremdgegangen, hatte allerdings aber auch nie die Chance dazu. Er hatte sie zu Hause eingesperrt, damit sie nicht ausging, öfter auch im Schrank - in der Befürchtung, sie könne aus dem Fenster steigen und flüchten, obwohl sie dafür eigentlich viel zu viel Angst vor ihm hatte, weil er sie auch mit Regelmäßigkeit geschlagen hatte." Irgendwie erinnerte der Teil mit dem Schrank und den Schlägen Hebi an seine und Hisakes Kindheit. Die hatte fast genauso ausgehen, nur etwas brutaler. "Und über was haben sich die beiden Weiber ausgetauscht? Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, verdammte Scheiße." "Ich weiß es nicht. Wirklich!", antwortete der Doktor panisch, aus Angst, man könne ihn weiterfoltern. "Was ist dann mit dem Schlägermann passiert? Ist der abgehauen, weil sie ihm zu langweilig wurde?" "Verstorben." Hä? Wieso verrecken hier denn alle? "Woran?"
Ha, jetzt war seine Zeit gekommen. Sollten sie doch mal zeigen, ob sie nun Lüge von Wahrheit, Mission von Alltag unterscheiden könnten. Er würde es ihnen garantiert nicht sagen. "Ermordet. Passanten hatten ihn vergoldet an einem Wanderweg stehend gefunden. Sie dachten erst, jemand wollte einen Scherz machen und hat eine Figur hingestellt. Und als sie dann näher heran sind...
Die genauen Details kenne ich allerdings nicht! Ich weiß nur, dass er eine groteske Pose eingenommen und Gerüchten zufolge ebenfalls eine Fratze aufgezogen haben muss."
Es wurde kurioser und kurioser. Wieso erzählte er es ihnen jetzt erst? Weil er davon ausging, dass sie das eh bereits wussten? Hebi rätselte. Entweder der Mann log oder man hatte dem Sakkaku Informationen unterschlagen. Beides konnte er sich gut vorstellen, entschied sich letztlich allerdings für das Unterschlagen der Informationen, da er so wenig über die Mission selbst wusste, dass es die Schuld der Verwaltung sein musste, das etwas mal wieder verlorenging. Allerdings könnte das auch passiert sein, als sie sich auf dem Weg nach Amegakure befanden und es nicht hätten mitbekommen können. "Weißt du irgendwas davon?", fragte Hebi an Hisake gewandt, der das eigentlich wissen müsste, wartete die Antwort ab und richtete das Wort dann wieder an den Morishita. "Seit wann ist er denn tot?" Der Psychologe müsste nun ganz genau darauf achten, was er sagte. Die beiden waren bereit, jedes einzelne Wort herumzudrehen und ihm zum Verhängnis zu machen, das wusste er. Shinobi waren schreckliche Menschen. Viel schrecklicher als er es jemals sein könnte. Bildete er sich ein.
 

Katarite

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"Ich dachte, spontan würde schon in Ordnung gehen.", antwortete Hisake seinem älteren Bruder, um dann leise hinzuzufügen: "Nicht, dass ich es geplant hätte." Er konnte nicht alle Eventualitäten berücksichtigen. Nun gut, vielleicht, dass das Ziel nicht unbedingt beim ersten Versuch reden wollte, doch dafür musste er erst einmal gegen dieses nahezu absurde Dröhnen im Schädel ankämpfen, das die meisten Gedanken einfach verdrängte. Im Endeffekt erreichte Hebi ja doch, was er sollte und brachte Morishita wie ein Vöglein zum Singen - ein Vöglein, das sich vor Angst wahrscheinlich auf den eigenen Fuß geschissen hätte, möglicherweise ja auch auf Kommando. Und während die Informationen über das Paar recht unwichtig erschienen, lockten die über Naomi Hisakes Lippen ein kleines, fast schon unbedeutend kurzes Lächeln hervor. Ein kleiner Schimmer Sonne, der die Wolken für wenige Momente durchbrach. Zufriedenheit, einen Anhaltspunkt erhalten zu haben, der sich im Gegensatz zum Großteil aller Indizien in diesem Fall schon nahezu als richtig anfühlte, breitete sich in seinem Körper aus. Doch dann rieb der Junge sich das Kinn. Er durfte nicht zu voreilig jede Interpretation glauben, die ihm präsentiert wurde. Nichts wurde einfach so gesagt. Alles hatte eine Intention. Niemand sagte die Wahrheit. Jeder log. Und wenn die Lüge augenscheinlich nur so klein war, die eigene Aussage so zu gestalten, dass sie den beiden grausamen, gewalttätigen Shinobi gefiel, besaß sie im Endeffekt dennoch einen gewaltigen Einfluss auf jede weitere Überlegung in diesem Fall. "Ich könnte mir keine bessere Geschichte ausdenken, um von mir abzulenken. Sie sind nicht dumm und wir schon gar nicht. Wir wissen alle, was sie implizieren wollen: Naomi soll ein Motiv gehabt haben. Ihre eigene, zerstörte Beziehung lässt sie plötzlich ein anderes Paar ermorden. Aber warum, Morishita-san?" Innerlich überzeugte ihn dieser Gedanke, doch äußerlich bestätigte er seine eigene These und log ebenfalls. Durch den skeptischen Blick, die eigene Wortwahl und den angreifenden Unterton drückte er gespielte Zweifel aus, auf die sein Gegenüber reagieren musste. Sponn er die Geschichte weiter, konnte das darauf hindeuten, dass er sie einstudiert hatte. War er von der Frage überfordert, hatte er sich seine Lüge vielleicht nicht gut genug überlegt. Seine Antwort fiel jedoch aus diesem Raster: "Ich weiß es nicht." Hisake nickte lediglich, denn auch ein Psychologe konnte nicht alles wissen. Durch diese schlichte Antwort zeigte Morishita, dass er doch ehrlich reagieren konnte. Würde er sich nun gut verhalten, waren sie vorerst mit ihm fertig. Kurz richtete der Genin den Blick auf seinen älteren Bruder. "Nein, der Mord sagt mir nichts." Unverständnis seitens des Psychologen. "Es stand überall in den Zeitungen." "Die lese ich nicht." Ihm fehlte schlichtweg die Zeit. "Seit wann ist Naomis Ehemann tot?" "Seit zwei Monaten." "Richtig." Natürlich wusste er von dem Fall. "Und seit wann ist sie hier in Behandlung?" "Seit zwei Monaten." Passend, sehr passend. Kurz richtete Hisake sich auf und schritt mit einer wiederrum unpassenden Ruhe und Bedachtheit auf das Regal mit den Patientenakten zu. Die Akte von Naomi untersuchend, nickte er erneut. Es war schön, wenn ausnahmsweise alles stimmte. Morishita schien endlich nur die reine Wahrheit zu erzählen. Sich die Akte unter den Arm klemmend, blickte er dem Therapeuten genau in die Augen, ehe er sich vor ihm aufrichtete. Auch wenn der Erwachsene weitaus größer war, blickte Hisake in seiner kalten Professionalität auf ihn herab. "Sie werden ihrer Patientin nicht von diesem Gespräch erzählen, oder?" "Was bringt ihnen mein Wort?" Und schon wieder nickte der Junge. Wieso konnte es nicht immer so einfach laufen? "Wieder richtig." Erst sammelte der Sakkaku blaues Chakra in seiner Hand, bevor er sie dem Psychologen auf die Stirn legte. Ein kleines Siegel würde sich auf Morishitas Zunge abzeichnen. "Schweigepflicht, sollte jemand fragen. Oder sie erfahren, was das Symbol auf ihrer Zunge kann. Sie dürfen frei entscheiden" Ein flüchtiger Blick zu Hebi: "Lass uns kurz rausgehen, ja? Ach, und Morishita-san: Räumen sie hier bitte auf und ziehen sie sich um. Schönen Tag noch."

Auf dem Weg nach draußen verfärbten sich die Augen des Genin wieder rot. Hisake hatte das Genjutsu aufgelöst, mit dem er den Therapeuten während des Gesprächs belegt hatte und ignorierte Naomi vorerst. Ihre Akte hatte er unter seinem Mantel verstaut, indirekt, mit einem Siegel sparte man schließlich so einiges an Platz. Sie hätten bei ihr gleich weitermachen können, doch das starke Dröhnen erschwerte dies. "Um ehrlich zu sein:", kommentierte er seine Handlung, als die beiden die Praxis in Richtung der regnerischen Straße verlieren, "Ich brauche eine kurze Pause. Ein bisschen frische Luft." Man hätte Hisake Ironie unterstellen können, doch Humor gehörte nicht unbedingt zu seinen Stärken. Das Geräusch des Regens wirkte vielleicht noch beruhigend, doch konnte es nicht über den widerlichen Geruch hinwegtäuschen. Rauch und Smog verpesteten die Luft, Fabriken ließen sie unnatürlich nach Chemikalien riechen. Mit der Luft in Amegakure hatte am besten nur durch einen Mundschutz Kontakt - die Kehrseite der Industrialisierung, ignorierte man mal die ganzen Bettler und die Armut, die vielleicht noch höher als im Reich des Wassers war. "Oh Amegakure, meine schöne, schöne Heimat." Vorerst reichte es dem Jungen einfach, eine Weile in den grauen Himmel zu blicken, während der Regen seine Haare durchnässte, bevor er auf dem Mantel abperlte. Sie hätten stundenlang über Naomi sprechen können. Über Naomi, über ihr Motiv, über den Psychologen, der vielleicht ja doch nur den ausbeuterischen, aber schnell einknickenden Mann spielte, um von sich abzulenken, oder auch über den Mord an ihrem Mann. Oder sie ließen es auch einfach. Jetzt, wo die Indizien so eindeutig zu sein schienen, würde ihnen schon niemand weglaufen. "Zumal wir so oder so auf den Rest des Teams warten müssen, bevor wir etwas tun." Vielleicht spielte in diesem Gedankengang auch die Tatsache mit, dass der Junge einfach überarbeitet war. "Machen wir aus Heute doch einfach den nächsten ruhigen Tag..." Falls sich sein Bruder noch an das Angebot erinnerte. Natürlich tat er das...

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Wie gut, dass Hisake bei diesen Fällen tatsächlich informierter war als Hebi, sonst wäre der wohl wortlos aufgestanden und hätte sich nicht weiter mit dem Morishita beschäftigt, nachdem dieser ihnen vom Tod des Mannes erzählte und versuchte, ihnen einen Bären aufzubinden. So kümmerte sich sein kleiner Bruder darum und der Ältere konnte einfach dabei zusehen, wie er ihn weiter in die Mangel nahm, ohne etwas wichtiges übersehen zu haben - beziehungsweise von dem er glaubte, es sei wichtig gewesen. Hebi hätte den Typen wahrscheinlich auch niemals gefragt, wie lange Naomi bereits in Behandlung sei und sich direkt ihrer Akte bedient, weil er einfach davon ausging, dass der Therapeut sie anlog und somit gar nicht erst gegeben war, herauszufinden, in welchem Ausmaß er das versuchte.
Nun sei es allerdings drum. Der Besuch bei Dr. Morishita war soweit abgehakt, das Rotauge konnte wieder von ihm ablassen und sich die Einweghandschuhe von den Händen streifen. So im Nachhinein bereute er, sie für etwas derart triviales verschwendet zu haben, wenn es doch so viele andere schöne Dinge gab, die er damit hätte tun können. Aber auch das war jetzt egal. Hisake war bereit zum Gehen und wollte aus dem Schuppen heraus. Hebi merkte sofort, dass irgendwas nicht stimmte, wenngleich es sich sein Bruder dort noch nicht hat anmerken lassen. Vermutlich war das eine dieser Geschwistersachen, von wegen, dass man immer sofort mitbekäme, wenn irgendwo was nicht so lief, wie es sollte. Aufgrund der Tatsache, dass er mitunter keine Lust hatte, noch länger in der Praxis zu verweilen, wandte er sich auch einfach Richtung Tür um und verschwand aus dieser heraus, ohne noch ein weiteres Wort mit dem Morishita zu wechseln. Ihr Geschäft mit ihm war soweit erledigt, kein Grund, sich noch weiter mit dem Vollpfosten herumzuärgern.

Auf den Straßen Amegakures warf sich Hebi die Kapuze seiner dunklen Strickjacke über. So schön er den andauernden Regen auch fand, so ungewohnt war er mittlerweile. Heute waren trockene Sachen Alltag für ihn, selbst wenn er natürlich nie vergaß, wie tröstend und beruhigend das Klatschen der Regentropfen gegen Rollos und andere Sachen damals war, als man ihn zu Kindheitszeiten von zu Hause ausgesperrt und auf den Straßen hat leben lassen, weil man nicht mehr wusste, was man mit dem scheiß Balg anstellen sollte, das sich nicht einmal mehr durch Schläge und Schlimmeres hat erziehen lassen. Wenigstens war Amegakure damals schon industrialisiert genug, um auch dem ärmsten Obdachlosen ein wenig Wärme zu bieten, wenn der nur nahe genug an einer Bäckerei stand oder solange in den Spielzeugläden verweilte bis sie schlossen. Wie kalt es nachts war, war eine andere Geschichte, darüber nachdenken wollte Hebi nun aber nicht. Musste er auch nicht, erhob Hisake schließlich nun wieder das Wort, beteuerte, dass er eine Pause bräuchte, ein bisschen frische Luft.

Und er klang dabei so schwach, so zerbrechlich. Er klang nicht nur so, er sah sogar so aus, mit seinem angestrengten Tunnelblick, den dicken Augenringen, der noch ungesünder wirkenden Haut. Hebi verspürte einen ernsthaften Anflug von Mitleid, sogar in seinem Gesicht konnte man sie sehen, wenn man genau darauf achtete. Sein kleiner Bruder war schon immer sein wunder Punkt gewesen, würde es auch immer bleiben. Ihn nun so am und im Arsch zu sehen, tat sogar ihm weh - vor allem, wenn man seit man denken konnte alles dafür tat, um den Kleineren zu schützen, ihn zu beschützen. Dennoch wollte er hier nun keinen auf Mitleid machen. Sowas tat man nur, wenn man ein Heuchler war, wenn man sich für die andere Person nicht interessierte, sie einfach nur mit irgendwelchen Pseudoweisheiten des Lebens vollquatschen wollte, statt tatsächlich dafür zu sorgen, dass es ihr wieder besser ging - wenn auch nur für einen kleinen Moment. Der Braunhaarige wollte ihm nun auch keine weiteren unangenehmen Fragen zu seinem Verbleib stellen und schon gar nicht über die Mission sprechen. Hisake sollte sich lieber entspannen. Endlich mal wieder. "Sehr gute Idee. Ich glaube nämlich, wir könnten etwas zu Trinken und eine warme Mahlzeit vertragen, hm?", kommentierte der Ältere den Vorschlag mit dem ruhigen Tag und setzte sich in Bewegung. Ihr Weg würde sie vermutlich in eines der vielen Lokale führen, in denen sie mit ihren Eltern früher niemals waren, weil die sie einfach nicht leiden konnten und ihren blöden Kackkindern nichts gönnten. Vielleicht hatte Hisake allerdings doch eins im Kopf, das sie bereits kannten, Hebi allerdings schon wieder vergessen hatte.
"Was war das überhaupt für'n Jutsu mit dem du den Penner am Ende belegt hast? Sah irgendwie wichtig aus."
 
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Katarite

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Der Blick in Hebis Augen sprach Bände. So wie man Hisake ansehen konnte, wie ausgelaugt und überarbeitet er von seinem Auftrag war, erkannte man in Hebis Augen auch das brüderliche Mitleid, das die Beziehung der beiden als starken Gegensatz zu ihrer Umwelt prägte. Hiroshi schlug Hebi, prügelte ihn von einer Ecke des Raumes in die Nächste, sperrte ihn in den Wandschrank oder warf ihn, wenn das alles nicht half, einfach auf die Straße. Dort konnte er mit den Ratten spielen, verhungern oder über sein Verhalten nachdenken - Hisake wusste selbst nicht, was Hiroshi damit überhaupt bezweckte. Bei Hisake hatte die Bestrafung schon anders ausgesehen. Erstens war sie seltener, da der Genin früh damit angefangen hatte, sich an das soziale Umfeld anzupassen, dem er ausgesetzt war. Wenn er so darüber nachdachte, ein wenig Selbstreflexion betrieb, waren seine Eltern der Grund dafür, dass er zu einem Menschen geworden war, der die um sich herum ständig belog und täuschte. Um einer Strafe zu entgehen, irgendwann wohl generell ein Problem zu lösen, tauchte er in den Erwartungen anderer Personen unter oder manipulierte sie. Er war kein Mitläufer, tat dies nicht, um gemocht zu werden oder für Wertschätzung, sondern lediglich für seine eigenen Ziele. Wie auch Hebi hatte er einen sehr eigensinnigen Kopf. Zweitens setzten Hisakes Eltern bei ihm nicht auf direkte Bestrafung, schlugen ihn nicht, noch sperrten sie ihn ein. Stattdessen nahmen sie ihm Sachen weg, die sie ihm zuvor gegeben hatten. Seine Bücher, die Anerkennung, wenn er den besten Test der Klasse geschrieben hatte, oder so banale Sachen wie seine Lieblingssorte Tee. Er hatte hin und wieder darüber nachgedacht, doch erst jetzt wurde es ihm klar: Der Unterschied zwischen Hebi und Hisake lag nicht in ihrem Charakter. Es war viel einfacher. Hebi besaß nichts, das für ihn von Wert war und hatte nichts zu verlieren. Hisake hingegen besaß Sachen, die für ihn von Wert waren und hatte alles zu verlieren.

Seine Augen mussten ausdruckslos gewirkt haben, als er durch seinen Bruder hindurch geblickt hatte und in Gedanken versunken war. Erst Hebis Antwort ließ seinen Kopf kurz hochzucken und riss ihn wieder in die echte Welt. "Oh, ja." Etwas zu Trinken und eine warme Mahlzeit klangen verlockend, vor allem da Hisake bereits das richtige, teure Restaurant dafür kannte. Die Arbeit in Amegakure war zwar vieles nicht, allem vorran entspannend und dankbar, dafür jedoch war sie umso lukrativer. Und wenn es kaum eine Gelegenheit gab, das verdiente Geld auszugeben, sammelte sich über die Monate so einiges an. Ein kleines Stück davon, nur ein paar der Ryou, die er zuviel hatte, hätte er sicherlich einem der Bettler zustecken können, die nahezu schon geistesabwesend auf den Bordsteinen der kalten Stadt ihr Dasein fristeten. Nur eine warme Mahlzeit, um den knochigen Bauch ein weiteres Mal vor seinem Ende zu bewahren, Futter für den verhungernden Hund, den einzigen Freund, der übrigblieb, oder ein warmes Paar Schuhe, um die kaputten Füße vor dem unnachgiebigen Regen zu schützen - all das hätten sie sich durch eine Hand voll Münzen finanzieren können. Aber nun ja, es war nicht seine Schuld, dass sie verarmt waren. Wenn sie ein besseres Leben wollten, mussten sie sich selbst darum kümmern. Hisake blickte sie ja nicht einmal an, während er mit Hebi die Straßen entlang schritt, tat einfach so, als würden sie nicht existieren. Schlussendlich waren sie ihm auch egal. "Das war ein Fuuin-Jutsu.", beantwortete der Genin stattdessen die Frage seines Bruders und blieb somit in seiner ganz eigenen Realität, in der die Armut keinen Einzug fand. "Siegeltechniken, manche offensichtlicher, manche nur noch im entferntesten Sinne. Diejenige, die ich benutzt habe, nennt sich 'Fuuin: Chinmoku'. Das Siegel zeichnet sich auf der Zunge ab und verhindert, dass der... Gezeichnete über eine bestimmte Information spricht. Wenn er es versucht, lähmt sich sein ganzer Körper, mal kürzer, manchmal aber auch gefährlich lange." Kurz unterbrach Hisake die Erklärung seines Jutsu und blickte auf das Äußere des Yumeya-Restaurants. Inzwischen waren sie in einem Viertel der Stadt angekommen, in das kein Bettler je gelassen worden wäre. Ein Viertel, noch extravaganter, arroganter als das, in dem der Psychotherapeut gelebt hatte. Die Betreiber der Restaurants alleine waren schon dafür bekannt, Unmengen an Geld darein zu investieren, dass ihre anspruchsvolle Kundschaft nicht verschreckt wurde. Ganz zu schweigen von den Reichen, die von den Armen nicht belästigt werden wollten. Das Yumeya-Restaurant schmiegte sich fein in diese Kulisse ein. Ein teurer Vorgarten schmückte das Vordere des Restaurants, geziert von einem schönen Rasen, verfeinert mit teuren Pflanzen und erweitert durch einen großen See, in den sich steinerne Wasserspeier ergossen. Ein langer, gepflasterter Weg führte nach oben in das Etablissement, als handele es sich um eine Villa. Abends wäre es hier sicher schön gewesen, wären die Lampen in unterschiedlichsten Farben erstrahlt, während man es sich unter den Pavillons an den teuren Tischen hätte gemütlich machen können. Doch Nachmittags bei trüber Gräue? Wohl eher nicht.

Stattdessen gingen die beiden Brüder in das Restaurant hinein, zumindest Hisake ignorierte dabei die Garderobe. Er hatte es sich längst zur Angewohnheit gemacht, seinen Mantel niemals abzugeben. Während er sich umsah und einen Tisch ausmachte, ergänzte er seine Ausführung zum Fuuin-Jutsu: "Wenn du mich fragst, ist Wissen das gefährlichste, das es gibt. Und das macht diese Technik zur stärksten von allen." Das Restaurant selbst erstrahlte in einem abendlichen Rot, war selbst zu dieser Uhrzeit nicht nur recht, sondern ziemlich stark gefüllt. Von der Decke hingen kastenförmige Lampen, wie man sie aus klassischeren Zeiten, wohl eher klassischeren Orten kannte, während das Mobiliar aus edlem, schwarzen Holz - Ebenholz oder Teak, wenn Hisake raten müsste - gefertigt waren. Getrennt waren die Tische dabei mit verschiebbaren Holzwänden, um den Gästen somit ein gewisses Maß an Privatssphäre vorzuspielen. Ein abgeschiedener Tisch in der Ecke des Restaurants sollte es schließlich sein, an dem die beiden Jungen Platz fanden, bereits gedeckt mit der Speisekarte, einer teuren Pflanze und, wie sollte es auch anders sein, zwei leeren Weingläsern. Der teure Parkettboden war erstaunlich rein und leise, als trugen Hebi und Hisake keine Schuhe, sondern als glitten sie auf leisen Socken umher. Nachdem sie sich schließlich hingesetzt hatten, jedoch noch bevor einer der beiden zur Speisekarte greifen konnte, formte Hisake ein kurzes Fingerzeichen, bevor ein Buch auf dem Tisch erschien. "Nicht das aus dem Archiv. Eines über Fuuin-Jutsu. Damit habe ich sie mir beigebracht." Dann schob er es hinüber. Dachte kurz nach... "Ich rede schon wieder über die Arbeit..." Tatsächlich musste er leicht schmunzeln. "Denk dran, aufrechter Sitz und Ellbogen nicht auf dem Tisch." Ein wenig taute er tatsächlich auf, er musste gar leicht scherzen: "Sonst schläfst du heute auf der Straße. Oder du nimmst mir die Bücher weg..." Dann öffnete er seine Speisekarte. Sushi, dazu Hummer, an sich ein ganzer Meeresfrüchteteller, das alles klang verlockend. Seine Gedanken schweiften von einem Thema auf das nächste. Doch eine Sache hatte ihn schon eine ganze Weile beschäftigt. "Weißt du, Hebi, ich muss schon lange über etwas nachdenken. Wir sind gar nicht so verschieden. Unsere Ansichten und Meinungen sind sich sehr ähnlich, in den meisten Bereichen. Das macht den Unterschied zwischen uns nur stärker. Vater hat dich geschlagen, eingesperrt, kurzum direkt bestraft. Mir hingegen nahm er Sachen weg, um mich in den Griff zu kriegen. Kurzum, er bestrafte mich indirekt. Ich denke, das hat uns geprägt. Ich habe viele Sachen, die mir etwas wert sind. Mein Ansehen gegenüber Personen, die nur Mittel zum Zweck sind. Mein Erfolg im Beruf. Mein Einfluss. Wenn ich sie verliere, macht mich das angreifbar. Deshalb habe ich wohl auch gelernt, dieses falsche Gesicht gegenüber Menschen aufzusetzen." Ein komisches Gespräch, das verstand selbst Hisake, der es angefangen hatte. Doch die beiden Brüder waren eben nicht normal. Innerhalb dieser verkorksten Familie sah eine Unterhaltung zwischen den zwei Brüdern wohl so aus. "Wie sieht das bei dir aus? Ich glaube, dir ist kaum etwas im Leben etwas wert. Ich glaube, genau deshalb hast du nicht die Angst, das, was du dir aufgebaut hast, eines Tages zu verlieren und ganz von Neuem anzufangen. Das... macht dich frei."

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

Sakkaku Hebi

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Fuuin also. Dass es Versiegelungs-Jutsu gab, wusste er. Dass man damit auch sowas anstellen konnte, entzog sich hingegen seines Wissensstandes. Vor allem diese Technik erwies sich als unheimlich praktikabel, erleichterte sie das Sicherstellen von Informationen um ein vielfaches, wenn man sich dessen besah, was andere und auch Hebi taten, damit nichts nach außen drang, an Ohren, die es nicht anzugehen hatte, wer wen erpresste, wer wen beklaute. Dennoch würde sich das Rotauge keiner Fuuin-Jutsu bedienen wollen, dafür hatte es viel zu sehr Spaß an der Sache mit dem vielen Blut, der Schmerzen und dem Geheule seiner Opfer. Hisake war hingegen schon immer jemand gewesen, der nonverbale Auseinandersetzungen scheute, sobald er sich diesen konfrontiert sah. Nicht aus Angst vor seinem Gegner oder weil er ein Pazifist war. Hebi schätzte eher, dass er einfach nur seine Ruhe wollte, maximale Ergebnisse mit minimalem Aufwand. War ja nichts verkehrtes dran. Umso weniger wunderte es den Älteren dann auch, dass er zu solchen Techniken griff, bedeutete dies immerhin, dass er etwas gefunden hatte, womit er arbeiten konnte und wollte. Und solange das so war, war der große Bruder froh für den Kleineren.

Hebi besah sich des Viertels, in das sie ihr Weg führte. Mittlerweile kam ihm alles so anders vor, so befremdlich. Wie lange war er nicht mehr hier gewesen? Hier - in Amegakure. Mehr als zwei Jahre, mutmaßte er zumindest. Nicht einmal eine Mission hatten sie ihm zugeteilt, die im Reich des Regen stattfinden sollte. Woran das lag? Wusste er nicht, interessierte ihn nicht. Auch war er selbst Schuld an der Abstinenz seines Geburtsortes gegenüber. Wer nicht zu Clantreffen ging, obwohl er dazu einberufen wurde, brauchte sich nicht zu wundern, dass er sich nun so deplaziert fühlte, so überhaupt nicht zu Hause. Das einzige, das ihn jetzt noch an Amegakure reizte, war der ständige Regen, der nur noch Spaß machte, wenn er sich drinnen aufhielt. Und das einzige, das ihn jetzt noch mit diesem Dorf verband, war Hisake - die Person, die ihm selbst nach all dieser Zeit so vertraut vorkam, als hätte er sie gestern erst gesehen. Nicht einmal, dass sie sich beide zu großen Teilen änderten, unterschiedlicher wurden, verwirkte diese Tatsache.
Die Aufmachung des Restaurants kümmerte den Sakkaku nicht, ihm fiel nicht einmal auf, dass es sich bestens mit einreihte - nur ein weiteres Indiz dafür, in was für einer Gegend sie gerade waren. Auch ob sich Hisake etwas bei der Fressbude dachte, konnte er sich nicht erschließen, sagte jedoch vorerst nichts dazu. Das Essen würde schmecken, andernfalls hätte der Jüngere sie wohl kaum hier hingelotzt. Im Grunde war das auch alles, was zählte; die Umgebung, in der Hebi sein Essen zu sich nahm, war schon lange nicht mehr von Interesse. Wie denn auch? Das Leben als Shinobi gab solchen Luxus gar nicht her. Dementsprechend setzte er sich auch an seinen Tisch, auf seinen Stuhl, als hätte er schon immer nur ihm gehört, als könne er damit machen, was er wollte, und lauschte währenddessen den weiteren Ausführungen seines Bruders, was das Fuuin-Jutsu betraf. Wissen ist also Macht? Da konnte Hebi nur bedingt zustimmen. Angst ist Macht, Gewalt ist Macht, Stärke ist Macht - Macht ist Macht. Wer sich nicht mehr traute, mit gegebenen Informationen gegen jemanden vorzugehen, dessen Wissen war vollkommen versiegt, es hatte keinen Nutzen mehr. Natürlich verstand Hebi, was Hisake damit aussagen wollte, wollte gerade etwas dazu sagen, bekam dann jedoch ein Buch zugeschoben, das er aufklappte und die erste Seite daraufhin für den Moment nur überflog, ehe er seine Augen wieder auf seinen Bruder richtete. "Selbst beigebracht? Beeindruckend." Er blätterte weiter durch. "Welche von den Techniken beherrschst du bereits?" Hebi musste kurz ob des Engagements seines Bruder wegen lächeln, auch eine gewaltige Spur Stolz fand sich in seinen Augen wieder. Hisake würde es sicher später zu etwas großem bringen, so viel war sicher - selbst, wenn sein großer Bruder vielleicht nicht mehr da war, um es sehen zu können.
"Mir wäre das nicht einmal aufgefallen, hättest du jetzt nichts gesagt, Freundchen.", witzelte er und packte das Fuuin-Buch unter sich, um mit seinen folgenden Worten zu verdeutlichen, dass er bei der Parodie seiner Erzeuger gerne mitzog, "Das Ding ist damit dann auch gleich konfisziert. Du bekommst es wieder, wenn du weißt, wie du dich zu benehmen hast." Natürlich könnte er es jederzeit wiederbekommen, das wusste er.

Mit einem Seufzen öffnete Hebi die Speisekarte. Die Entscheidung des königlichen Mahls war schon immer eine schwere, allem voran, wenn das angebotene Sortiment so vielseitig schien. Und so teuer. "Ist die Mission all inclusive?" Wenn nicht, konnten sie auch ohne zu zahlen wegrennen. Wozu waren sie Shinobi, wenn sie nicht einmal das beherrschten? Oder sie vermöbelten den Besitzer einfach so sehr, dass der sich nicht mehr traute, auch nur einen Ryou der beiden zu verlangen. Dass Hisake einfach bezahlen würde, daran dachte Hebi erst gar nicht . Kam er auch nicht zu, sprach sein Bruder schon das nächste Thema an, redete davon, wie unterschiedlich sie seien.
Hebi war überrascht von der Selbstreflexion Hisakes und davon, dass er in etwa so zufrieden mit sich schien wie ein verbranntes Toastbrot. Früher hatte 16jährige nie bemerkt, dass er für den Kleinen so etwas wie ein Strahlemann, eine Heldenfigur war, heute konnte er jedoch deutlich heraushören, dass er gerne bedenkenloser wäre, unantastbarer und vor allem furchtloser - in etwa so wie sein großer Bruder. Dennoch hörte er keine Spur von Neid oder Eifersucht heraus. Seine Worte klangen eher nach Tatsachen für Hebi, was wohl zu großen Teilen daran lag, dass er, wenn er genauer darüber nachdachte, eigentlich nur bestätigen konnte, was Hisake im Anschluss über ihn sagte - wenngleich ihm ein bis zwei Sachen tatsächlich wichtig sind. Er lehnte sich an seinen Stuhl, schaute kurz an die Decke und überlegte. Natürlich war der Unterschied in ihrer Erziehung ausschlaggebend dafür, dass sie unterschiedliche Charakterzüge besaßen, selbst wenn die für Außenstehende minimal wirken würden, allerdings... Musste da nicht mehr hinter stecken? Hebi sah es jedenfalls nicht, egal, wie sehr man versuchen würde, ihn auf diese Schiene zu bringen. Er war ein selbstgerechtes Wesen, stellte sich über alle anderen und gab einen Scheiß darauf, was die von ihm hielten, weil... sie ihm egal waren, bedeutungslos. "Hm, du hast recht. Das meiste ist mir so ziemlich egal. Dennoch gibt es ein bis zwei Dinge, deren Verschwinden ich womöglich nicht so einfach wegstecken würde. Dass ich mir darum keine Sorgen mache, liegt nur daran, dass ich nicht glaube, dass sich jemand die Mühe machen würde, bei mir zu Hause einzusteigen, nur um eine Schlange zu töten und daran, dass sich jemand wohl eher selbst dabei wehtut, auf dich loszugehen" Häuser konnte man wieder aufbauen, Wohnungen konnte man kaufen, genau wie alles andere materialistische. Erfolg im Beruf kam wie von selbst, da musste man nicht einmal was für tun außer aufstehen, hingehen, irgendwen verkloppen und die Heimreise antreten. "Ich hatte schon immer das Gefühl, dass du das Leben viel zu ernst nimmst, Hisake. Ich kann verstehen, dass du versuchst, durch Beziehungen und Wissen an Status zu gewinnen, aber zu welchem Preis? Du scheinst keinen Spaß bei dem zu haben, was du tust und genau das ist auch der größte Punkt, in dem wir uns unterscheiden, denk' ich. Ich scheiß auf Wissen - wenn mir wer auf den Pisser geht, stampf' ich ihn einfach mit meinen Fäusten ein, hab' Freude daran und die Beziehung ist auch gleich eindeutig." Dabei konnte man ja nur als der Gewinner hervorgehen. "Wir hassen beide Menschen wie die Pest, wieso die Wichser nicht auch entsprechend behandeln? Sie sind ohnehin weit, weit unter uns - auf einer Stufe mit irgendwelchem Gerätze an Viehzeug, mit Kakerlaken. Deinen Aufwand haben sie gar nicht verdient. Oder machst du dir um jedes Insekt einen Kopf, das du beim Gang über die Wiese aus Versehen zertreten haben könntest? Glaubst du, dass es, krüppelig, wie es dann ist, zurückkommt und eine Bedrohung darstellen könnte?" Natürlich nicht. Es hatte viel zu viel Angst, um aufzumucken. "Bind dich endlich los und sei selbst frei."
Einfach nur herummeckern war allerdings auch keine feine Art, nicht Hisake gegenüber. Der war schon immer so ehrgeizig und zielstrebig... er hatte einfach nicht verdient, dafür nun auch noch eine Keule zu kassieren. Außerdem führten viele Wege nach Rom. "Dennoch bin ich mir sicher, dass du schon einiges erreicht hast. Mehr als normale Menschen in dem Zeitraum erreichen würden. Immerhin bist du Sakkaku Hisake." Ein anerkennendes Schmunzeln ging über Hebis Lippen. "Was sind eigentlich deine Pläne für die Zukunft? Ich meine, wie soll es weitergehen?"

Und wo war der Kellner?
 
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Ein kleines Schmunzeln zeigte sich auf Hisakes Lippen, als Hebi ihm die Fähigkeit attestierte, sich ohne Weiteres gegen einen möglichen Angreifer zu verteidigen. Kämpfen konnte der junge Sakkaku mit Sicherheit, doch gegen die Fähigkeiten der meisten Shinobi, die bereits so lange wie er gedient hatten, sahen seine rein kämpferischen Fähigkeiten miserabel aus. Seine Stärken lagen in ganz anderen Bereichen, wie er seinem älteren Bruder gezeigt hatte, als dieser durch das Fuuin-Buch geblättert hatte. Der Großteil dieser Techniken waren ihm bekannt, von den restlichen waren manche zu unbedeutend und in ihrer Wirkung marginal, manch andere hatte er bereits im Auge. Der Grund für sein Schmunzeln lag primär jedoch nicht in dieser Tatsache, sondern viel eher darin, dass er seinem älteren Bruder tatsächlich wichtig war. Von anderen Menschen hielten die beiden rein gar nichts, zum Großteil hielten sie sie entweder für reine Kakerlaken, wie Hebi es ausgedrückt hatte, oder Spielfiguren, die man benutzen konnte - doch umso stärker war der dazu stehende Gegensatz von zwei Brüdern, die sich untereinander tatsächlich verstanden. Und als solche hatten sie wie jedes andere Geschwisterpaar auch gewisse Eigenheiten an sich: "Du bevormundest mich schon wieder.", stellte Hisake resignierend fest, ohne dabei allzu vorwurfsvoll zu klingen. Vielmehr zeigte er das gleiche Schmunzeln wie zuvor. "Dennoch hast du Recht. Die Meinung anderer, der soziale Status, Einfluss und Macht; sich davon zu befreien würde alles vereinfachen. Aber es würde mir meine Zukunft nehmen. Es geht nicht mit meinen Plänen konform." Hebi hatte das Thema in diese Richtung gelenkt und der ambitionierte junge Shinobi erklärte sich ihm gerne. Im Gegensatz zum tristen Alltag des Untersuchens, Befragens und in Sackgassen Laufens bildete die Schwärmerei über all die großen Ziele, die Hisake hatte, eine willkommene Abwechslung. Doch vorerst war da der Kellner. "Guten Tag, die werten Herren. Ich freue mich, sie im Yumeya-Restaurant begrüßen zu dürfen.", stellte sich der elegant gekleidete, schlaksige Mann mittleren Alters vor. Seine Nase stach spitz aus dem Gesicht heraus, über dem weißen Hemd, das in seine lange, schwarze Hose gesteckt war, trug er ein dunkles und edles Jackett. Ein Monokel zierte sein rechtes Auge und fügte sich eher stereotypisch als individuell zu seiner aalglatten, zur Seite gekämmten schwarzen Haarpracht hinzu - nahezu die einzige Farbe, die man in Amegakure erblickte, wenn man Hisake fragte. Und so erinnerte der Kellner viel mehr an einen Butler, einen schnöseligen noch dazu. "Wünschen sie bereits zu bestellen?", fragte er ihn mit hochgezogener Nase und im nasalen Ton. Der hellhaarige Genin hatte nur flüchtig in die Speisekarte gesehen, doch eigentlich wusste er bereits, was er wollte. "Hummer bitte, dazu eine Palette Sushi, das wäre ausgezeichnet." Selbstverständlich frisch gekocht, zubereitet und eigenständig zusammengestellt. Auch die Frage nach dem Getränk wusste Hisake gekonnt zu beantworten. Wein klang verlockend, aber Wasser tat es auch. Danach bestellte Hebi. "Ich zahle. Bestell dir, was du möchtest."

Als sich der Kellner wieder entfernt hatte, dabei eine kleine angedeutete Verbeugung keinesfalls vergessend, machte sich der Junge schließlich daran, seinem Bruder die Frage zu beantworten. "Chuunin, danach Jounin.", begann Hisake, ohne eine lange Einleitung zu formulieren, "Im Idealfall recht früh, um auf eine gewisse Dienstzeit mit diesem Rang verweisen zu können. Danach? Um ehrlich zu sein, ist das die schwierigste Frage, die du mir stellen kannst." Und doch war die Antwort recht eindeutig. Der Genin beugte sich vor, blickte Hebi tief in die Augen. "Ich war schon immer der Beste, der Intelligenteste. Man mag mir Arroganz und Verblendung unterstellen, aber ich weiß, wie fähig ich bin. Und diese Fähigkeiten will ich nicht verschwenden. Wir leben unser Leben vor uns hin, tun, was wir nicht wollen, um die Erfordernisse einer Gesellschaft zu erfüllen, die wir insgeheim verabscheuen. Eine Gesellschaft, die uns Ketten auferlegt. Weil sie uns fürchtet. Weil die Menschheit nichts mehr fürchtet, als jemanden, der ihr überlegen ist. Und irgendwann sterben wir, verenden wir. Ohne etwas vorzuweisen. Ohne etwas erreicht zu haben. Ohne wir selbst gewesen zu sein. Nichts wird davon zeugen, wer wir einst gewesen waren. Wieso soll ich diese Gesellschaft nicht an meine eigenen Erfordernisse anpassen? Wieso nicht der sein, der ich bin. Wieso nicht die eisernen Ketten sprengen, die mir die unterlegene Menschheit auferlegt? Was ich also will? Ich will endlich die Fähigkeiten nutzen, die man mir zu nutzen gegeben hat. Ich will Macht. Ich will Kontrolle. Ich will... alles."

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Geschrieben von Yamasaru Souta
 

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"Natürlich tu ich das. Das ist immerhin meine Aufgabe als dein großer Bruder." Zu dem Rest sagte Hebi nichts, für ihn schien das Thema damit bereits beendet. Er war nicht hier, um Hisake den Kopf zu waschen oder zu dem Menschen zu machen, der er war. Sein Bruder sollte machen, was er wollte und wenn er dabei den selbstzerstörerischsten Weg einschlug, sollte er das tun. Nicht, weil es den Älteren auf einmal nicht mehr interessierte, was mit Hisake geschah, sondern einfach, weil er am Ende da wäre, um ihn wieder aufzupäppeln. Für den Moment konnte er jedoch nichts für seinen kleinen Bruder tun, konnte nur zusehen, wie der sich selbst kaputtspielte, wenngleich es das Rotauge freute, dass er sich tatsächlich etwas aus dem Sortiment des Restaurants aussuchte und bestellte, dazu bereit war, etwas seiner kostbaren Missionszeit mit Essen zu verbringen. Mit Essen, seinem Bruder, einem Gespräch. Vielleicht bekam Hebi im Laufe des Auftrags doch noch die Chance, ihn etwas früher als vor Abschluss wieder zu normalisieren, was seine Gesundheit und Freizeiteinteilung anging. Nun tat er jedoch erst einmal daran, sich den stärksten schwarzen Tee zu bestellen und es dabei zu belassen. Das er Hisake nicht für seine Lebensmittel bezahlen lassen wollte, spielte diesmal eher unterbewusst eine Rolle, vielmehr hatte der Braunhaarige einfach keinen Hunger und versuchte, irgendwie wach zu bleiben. Die vergangene Nacht zollte langsam immer mehr und mehr ihren Tribut, Hebi konnte die Augen kaum noch offen halten, selbst wenn er nicht einfach so wegdösen würde. Sein Denkapparat funktionierte wahrscheinlich genauso schlecht wie er im Moment aussah - im puncto Augenringe standen sich die Brüder derzeit in nichts nach.

Hebi versank in seinem Stuhl und rieb sich die müden Glotzen, während Hisake von seinen Plänen für die Zukunft erzählte. Jeden anderen hätte es vermutlich geschockt, was der Junge ihm gegenüber von sich gab, hätte ihn für größenwahnsinnig gehalten und direkt in die Psychiatrie eingewiesen. Totale Kontrolle? So ein Bullshit, würden sie denken. Krieg doch erst einmal dein Leben zusammen.
Hebi war allerdings dafür bekannt, nicht jeder andere zu sein, sich durch jedes erdenkliche Mittel davon zu distanzieren, zu unterscheiden. Man könnte einen Wettbewerb starten, der hervorhob, welcher der beiden Brüder der Größenwahnsinnigere wäre und doch zu keinem Ergebnis kommen, weil sie sich immer wieder und wieder übertrafen.
Und genau deswegen verstand Hebi jedes einzelne Wort von dem, was Hisake sagte. Er verstand es nicht nur, er konnte es nachvollziehen, hatte es seit Jahren auch für sich selbst verinnerlicht. Anders als Hisake übte er allerdings bereits jetzt schon auf einige eine Art Kontrolle aus, beeinflusste sie manchmal, ohne davon zu wissen. Vermutlich war das jedoch reine Gewohnheit. Wenn man lange genug mit einer Person zu tun bekommt, ist es nur natürlich, sich ein wenig anzupassen, sofern man die schwächere Persönlichkeit darstellte. Jeder wollte irgendwo stark und unabhängig sein, doch nur die wenigstens taten es, weil sie nicht wussten, wie. Bei Ingvi und Umiko schien das zwar anders zu sein, aber auch eine Freundschaft war eine Form der Kontrolle. Sie war lediglich die heuchlerischste.
"Und dann?", fragte Hebi aus dem Nichts heraus und blickte seinen Bruder an, "Dann regierst du bis an dein Lebensende? Wie hast du eigentlich vor, zu regieren? Welche Ketten erlegst du den Leuten auf? Keine Sorge, mehr eine neugierige Frage, als eine kritisierende." Hebi würde den Menschen wahrscheinlich einfach ein lebenslanges Laster der Sklaverei auferlegen. Sklaverei, die sich darauf ausrichtete, nur ihn glücklich zu machen und niemand anderen. Wie ein Gott würde er sich erheben, sich noch mehr über alle stellen als so schon und dafür Sorge tragen, dass die menschenverachtensten Vergehen Normalität und Alltag werden - einfach nur, weil er es unterhaltsam findet. Angst, Schrecken, Verzweiflung... keine Bezeichnungen für das, was er tun würde, sobald das Regiment ihm gehörte. Vielleicht waren Hisakes Gedanken den Seinen ja gar nicht so unähnlich? "Wieso ziehen wir das nicht gemeinsam auf? Würde doch wesentlich schneller gehen."
 

Katarite

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Und dann? Hisake stutzte leicht, als Hebi ihm diese Frage stellte. Darüber hatte er bisher nur wenig nachgedacht. Auch wenn er es liebte, Pläne zu allem Möglichen aufzustellen, war ihm die Art seiner Herrschaft dann doch nicht so wichtig wie die alleinige Tatsache, sie erst einmal aufzubauen. "Mal sehen. Es ist weitaus herausfordernder, die Macht an mich zu reißen, als sie aufrechtzuerhalten." Ein spannendes Schachspiel verlor eben seinen Reiz, wenn man alle gegnerischen Spielfiguren beseitigt hatte und das Feld nur noch von den eigenen besetzt war. "Wobei." Dass das Feld sich irgendwann wieder füllen würde, das war eine andere Sache. Dann jedoch unter Hisakes Bedingungen. "Ich habe eine grobe Idee.", gab er hämisch grinsend kund, während leichte, widerwärtig boshafte Freude in seinen Augen aufblitzte. "Aber vorher..." wollten sie doch ihr schönes Essen nicht kalt werden lassen, das ihnen der Kellner gerade gebracht hatte, dabei die übertrieben schleimige Gastfreundschaft und Etikette keineswegs vergessend. Mit den beiden Stäbchen ignorierte er selbst jedoch gekonnt all die Manieren, die ihm seine strengen Eltern beigebracht hatten und tat etwas, wofür es sicherlich Schläge, bei ihm wohl eher Bücherentzug gegeben hätte: Mit dem Essen spielen.

Die Seetangrolle, die von innen mit Thunfisch gefüllt war, befand sich nun mittig auf dem großen Teller, wenn auch auf seiner Seite. "Genau, zusammen würde das schneller gehen. Ich zeig dir, wieso." Es stieß ihm sauer auf, diese Metapher nun zu benutzen, da der Clan im Vergleich zur gesamten Welt wie eine unwichtige Nebenangelegenheit wirkte, bedeutungs- und machtlos. Dennoch bot er sich zur Veranschaulichung an, ein persönliches Beispiel war das beste. "Die Königin.", betitelte er den Reis mit dem braunen Inneren und zeigte auf diesen, "Sakkaku Tadashi. Ein furchtbar reaktionärer Mann, der unseren Clan durch Machtgier und Konservatismus in zwei Lager teilt. Er wird uns in den Ruin treiben. Es gäbe genügend Gründe, ihn auszuschalten." Dann platzierte er die Rolle mit Lachs auf der gegenüberliegenden Seite, direkt vor Hebi. "Der König der Gegenseite. Sakkaku Hebi." Kein Geschleime, sondern logisches Kalkül. "Warum ich diese Figuren ausgewählt habe? Tadashi ist die Königin, da sie die stärkste Figur im Spiel ist. Sie kann in jede Richtung gehen, soweit sie möchte. Du bist der König, weil du ebenfalls eine unbegrenzte Möglichkeit besitzt - jedoch nur einen Zug weit. Alleine bist du schwächer. Wenn du besiegt bist, ist das Spiel vorbei. Du bist also die Schlüsselfigur. Wie besiegst du nun die Königin?" Was Hebi von dieser Frage hielt, sah man ihm sichtlich an. "Das ist doch beschissene Zeitverschwendung." "Richtig. Alleine kannst du nichts ausrichten. Da komme ich ins Spiel." Ein wenig vom König entfernt platzierte er eine Rolle mit Avocado im Inneren. "Der Springer. Ich erreiche Felder, die keine andere Figur im Spiel erreichen kann. Die direkt angrenzenden Felder jedoch nicht. Ich bin hinterlistig, aber unfähig, direkt zuzuschlagen. Kannst du jetzt die Königin besiegen?" Hebi musste nicht lange überlegen. Ob er Schach konnte oder nicht, war unerheblich, er verstand immerhin schnell. "Ich opfer mich doch nicht selbst." "Was bei zwei Figuren deine einzige Möglichkeit wäre. Aber dann wäre der König tot und das Spiel beendet. Und deshalb brauchen wir Einfluss und Verbündete. Tadashi wie eine Kakerlake zermatschen? Es würde andersrum laufen." Die nächste Spielfigur betrat das Spielfeld - Hisake gingen langsam die Sorten aus. Dieses Mal war es die Sorte Gurke. "Der Turm. Stark und unnachgiebig. Er kann alle geraden Felder von ihm aus betreten. Alles, was ihm im Weg steht, wird zermalmt. Direkt, wenig Eleganz, macht seine Arbeit. Sakkaku... Akiko. Genauso dumm wie Tadashi, genauso schädlich für den Clan. Aber als Hund an der Leine ein unglaublicher Machtfaktor. Gegen Tadashi würde sie vorgehen, was danach ist, nun ja: Hunde reißen sich gerne von Leinen los. Wie nutzen wir den Turm?" "Jetzt lass endlich die dämlichen Fragen und komm auf den Punkt." Hisake lächelte, so kannte er seinen Bruder. "Du müsstest Tadashi in eine Falle locken. Und dazu erstmal alle Figuren auf seiner Seite des Spielfelds platzieren. Möglich, aber zu zeitaufwendig." Das symbolisierte er dadurch, dass er jeweils ein Stück Sushi auf Hebis Seite und im darauffolgenden Zug Tadashi bewegte. Wann immer sich Hebis Spielfiguren bewegten, konnte die Königin einen Gegenzug machen. Ein Spiel, das sich endlos weiter zog. "Du kannst keine drei Figuren gleichzeitig bewegen. Aber den Gegner provozieren, zu dir zu kommen." Die Rolle mit Paprika betrat das Feld. "Der Bauer. Sakkaku Subaru. Kann nur geradeaus gehen. Ein Feld oder zwei am Anfang. Kann nur schräg nach vorne angreifen, wieder nur ein Feld. Eingeschränkte Bewegungsfähigkeit, leicht zu besiegen, ohne Probleme zu umspielen... Die wichtigste Figur im Spiel. Sie ist so wertlos, dass genau darin ihr Wert liegt. Was wäre eine Partie Schach ohne ein klassisches Bauernopfer? Subaru ist einer der schärfsten Kritiker Tadashis. Tadashi täte gut daran, ihn auszuschalten. Und gleichzeitig auch nicht." Mit den Stäbchen umfasste Hisake die Königin, Tadashi, und zog damit auf das Feld von Subaru. Der Bauer wurde wieder auf den Rand des Tellers verbannt. "Gerade sind drei Sachen geschehen. Erstens: Subaru wurde getötet, selbstverständlich trauern wir bei seiner Beerdigung und lächeln nur innerlich darüber, was es uns ermöglicht. Zweitens: Tadashi hat sich auf unsere Seite des Spielfelds gebracht, in direkte Gefahr. Ob man es ihm direkt nachweisen kann oder nicht, einer der größten Kritiker wurde mundtot gemacht. Das wird die Opposition stärken und seinen Ruf schwächen. Und ein guter Ruf ist für ein Clanoberhaupt neben Verbündeten das Wichtigste, auch wenn das alleine natürlich nicht reicht. Sobald Subaru tot ist, verkleinert sich die Spielfläche von Tadashi, er ist umrundet von Feinden, muss vorsichtiger werden." Genau das spiegelte sich gerade auf dem Feld ab, konnten die drei anderen Figuren doch nun von unterschiedlichen Seiten angreifen. "Drittens, und das übersieht Tadashi, der gerade seinen Zug gemacht hat: Hinter ihm bewegt sich eine weitere Figur." Ein weiteres Mal eine Rolle mit Paprika. "Der Bauer. Die wandelbarste Figur. Sakkaku Asahina, Subarus Tochter. Wenn der Bauer das Ende des Spielfelds erreicht hat, kann er sich in jede andere Figur verwandeln. Asahina wird nach Rache sinnen. Du wirst sie formen können." Hisake legte das Sushi mit der Paprikafüllung wieder zurück und ersetzte es durch Krabbe. "Zu einem Läufer. Eine hinterlistige Figur, die aus allen Richtungen zuschlagen kann. Stärker als der Springer in ihrer List, er kann alle schrägen Felder begehen, aber eindimensional. Fängt sie auf einem schwarzen Feld an, bleibt sie auch auf diesem. Asahina ist ein politisches Mädchen, genau das bräuchten wir, wenn wir Tadashis Platz einnehmen wollten. Und so ist die Königin jetzt eingekreist. Noch jemand muss geopfert werden, ob Springer, Läufer oder Turm. Intrigen, Politik oder Macht. Und wenn das geschieht, können die anderen zuschlagen."

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Der Clan selbst war Hebi scheißegal, Hisakes Ausführungen nicht. Es lag nicht einmal daran, dass sie von seinem kleinen Bruder stammten, sondern viel eher an der dahintersteckenden Raffinesse und Hinterlist. Der Sakkaku hatte in seinem Leben nie Schach spielen können, war er als Kind nicht erlaubt, irgendwas zu besitzen und irgendwann einfach zu alt geworden, um sich groß dafür interessieren zu können, hatte jetzt im Moment jedoch das Gefühl, etwas essentielles verpasst zu haben. Etwas, das ihn all seine Schritte hätte besser planen lassen können, etwas, das ihn mehr auf Eventualitäten vorbereitet hätte, vorausgesetzt, er besäße einen Spielpartner mit ein wenig Verstand, einen Spielpartner, der ihm in Sachen Intelligenz auch nur im Ansatz das Wasser reichte. Wie jeder wusste, existierte eine solche Person seiner Meinung nach nicht und musste erst noch geboren werden, womit das Unterfangen, ein Mal im Leben Schach zu spielen, ein Ding der Unmöglichkeit zu werden schien. Natürlich bestünden noch immer zwei Möglichkeiten, die sich darin definierten, entweder gegen sich selbst zu spielen oder darin, einfach Hisake als Gegner zu nehmen, jetzt, wo er wusste, dass der noch lebte. Beides bildete für den Jungen allerdings keine Option, wusste er bei erstem schließlich sofort, wie er gegen sich selbst agieren würde und bei zweitem, dass er seine Laune an Hisake auslassen würde, sobald etwas ihm widriges passierte. Doch was waren die wenigen Zentimeter eines Spielbretts schon gegen die gewaltigen Flächen des gesamten Erdballs? Wieso ein läppiges Spiel spielen, wenn es Menschen und Orte zu benutzen gab, um sich einmal selbst auszutesten, Schach zu simulieren?
Hebi lehnte sich nach vorn und starrte regelrecht lächelnd seinem Bruder entgegen. Es war keines dieser Lächeln, das man machte, wenn man etwas schönes gesagt bekam. Es war keines dieser Lächeln, das man machte, wenn man etwas lustiges hörte. Es war eines dieser Lächeln, das man machte, wenn man von etwas eingenommen, geradezu besessen war. In Hebis Kopf ploppte soeben eine Idee auf; in Form eines kleinen Impulses, den es zu verfolgen und zu verwirklichen galt, wie barbarisch und abartig er auch sein mochte. "Famos, dass du direkt unseren Clan miteinbeziehst. Lass ihn uns doch ganz einfach als Experiment benutzen, als Testlauf. Wozu sonst sollte er dienlich sein, hatte er in unserem Leben bisher doch keine Rolle gespielt, nie einen Nutzen getragen oder an Bedeutung besessen, die kaum über jener als simplen Ballastes hinausragte." Ungewohnt frei von jeglichen Fäkalien und hoch gesprochen, aber bei solchen Themen konnte Hebi nicht anders, als sie ernst zu nehmen und einmal das "zum Vorschein" kommen zu lassen, was er wirklich war: Ein intrigantes, kleines Stück Scheiße. Menschen folgten lieber denen, die sie über sich gedachten, völlig gleich ob ihrer Stärke, ihres Status oder Intellektes wegen. Bei Hisake glaubte er zwar nicht daran, dass er Intrigen spinnen, ihn manipulieren müsste, damit er ihm folgte, loyal war, dennoch konnte es nicht schaden, zu zeigen, dass er mehr war als der Rüpel, der gerne Leute beleidigte und ihnen die Leviten las. Wenn das Rotauge wollte, dass man es als Führer akzeptierte, musste es beginnen, sich entsprechend zu verhalten. "Die ersten Züge wurden bereits getätigt - wie du vielleicht schon in Erfahrung bringen konntest - Subaru ist tot, Tadashi hat sich unwissentlich auf Feindgebiet begeben, ohne, dass wir aktiv handeln mussten." Die Augen, welche in ihrer Farbe dem roten Saft des Lebens so sehr ähnelten, wanderten hinab zu dem Teller, auf welchem das Sushi ruhte. Die nächsten Informationen konnte Hisake nicht schon erfahren haben, schien er nicht so gesprochen zu haben, als hätte er die leiseste Ahnung. "Ich habe mir bereits gedacht, dass Asahinas lächerliche Existenz mal von Nutzen sein könnte und habe sie direkt bei mir aufgenommen. Ich bin der Letzte, von dem man glaubt, er könnte etwas machen, das dem Clan schadet, weil jeder denkt, ich interessiere mich einfach nicht." Nicht, dass sich daran plötzlich etwas geändert hätte, aber wenn Hebi jemanden benutzen wollte, musste er herausfinden, wie er funktionierte, wie die Zahnräder ineinander übergingen und das Getriebe letztlich am Laufen hielten. Auf kurz oder lang musste er sich also mit diesen nichtigen Persönlichkeiten auseinandersetzen, selbst wenn er nicht dazu bereit war, dabei mit seinem Vater zu kollidieren. Besser, er hielt sich an alle anderen - insbesondere an Akiko, wie Hisake sie bereits so schön erwähnte. Wie Hebi an die herankam, war ihm noch genauso ungewiss wie jedem anderen Familienmitglied, aber er war sich sicher, dass die schon irgendwann wieder aus der Versenkung hervortrat und ihr Gesicht zeigte. Sie hatte gar keine andere Wahl, wenn sie nicht wollte, dass der Clan gegen die Wand gefahren wurde.
Doch zurück zu Asahina, zurück zu den kleineren Brötchen, die erst noch gebacken werden mussten. "Das Mädchen selbst weiß momentan nicht, was es mit sich anzufangen hat und gestand mir bedingungslose Loyalität bei all meinen Taten, egal wie diese aussehen mögen, solange ich ihr ihre Rache erbringe. Ferner bot ich ihr im Gegenzug Training an, welches wir seit etwa gut zwei Wochen tagtäglich hinter uns bringen. Sie hat kämpferisch echtes Potential - ein Jammer, dass ihr Erzeuger kaum Wert darauf legte und sie nun weiter zurück ist als andere in ihrem Alter." Wenn sie sich weiter so ins Zeug legte, glaubte Hebi jedoch, könnte sie schnell aufschließen. Sie musste lediglich ihre Motivation aufrechterhalten, sich jeden Tag vor Augen halten, wer der Feind war und was er ihr angetan hatte. "Doch das Beste kommt erst noch: Wusstest du, dass sie eine Zwillingsschwester hat? Hiroyi heißt sie. Im Hinblick auf Asahina leider komplett verwahrlost, kann lediglich zeichnen und lernt erst noch, was es bedeutet, Ninja zu sein. Praktisch habe ich mit ihr noch nichts gemacht, aber wenn sie weiter so viel lernt, sollte sie bald soweit sein." Dass sie gerne zeichnete und gerade Bücher wälzte war jedoch nicht von Belang - Hebi wollte auf etwas ganz anderes hinaus. "Stell dir all die Möglichkeiten vor, sobald sie richtig was kann, sobald wir sie einsetzen können. Niemand wird wissen, dass sie heimlich trainiert wurde, zu einer echten Gefahr heranwächst. Keiner glaubt, dass die zurückhaltende, graue Maus in Wirklichkeit eine eiskalte Killerin ist. Dadurch, dass sie Zwillinge sind, haben wir so viel Spielraum, können variieren, flexibel sein, Opfer bringen...", wenngleich sich letztes vorerst nur auf eines reduzierte - entweder Asahina oder eben Hiyori. "Morgen ist Subarus Beerdigung. Eigentlich wollte ich nicht hingehen, weil ich nichts davon hatte, aber jetzt..." Hisake verstand sofort und versicherte seinem Bruder wortlos mit einem minimalen Lächeln, dass auch er dabei sein würde. Er müsste die beiden Sakkaku-Mädchen erst kennenlernen und ihren Wert abschätzen, um weitere Pläne schmieden und einleiten zu können.

Hebi schaute irgendwann auf die Uhr des Restaurants. Mittlerweile sind schon einige Stunden vergangen, es schien Nachmittag. "Ob die Anderen schon fertig damit sind, sich in Scheiße zu suhlen?" Hoffentlich stanken die nicht, wenn sie den beiden wieder gegenübertraten. Der Gesundheit seines Bruders wegen, wollte er ja eigentlich noch nicht los, aber je eher diese Sache hinter sich gebracht war, würde auch Hisake fürs Erste wieder Ruhe haben und sich gezwungenermaßen entspannen. Außerdem definierte sich Hebis Lebensunterhalt ebenso in der Erledigung des Auftrages und wenn er das Geld dafür haben wollte, sollte er die Arschbacken zusammenkneifen und mal so langsam was dafür tun. "Gehen wir wieder zurück und schauen nach. Bin gespannt, ob die tolle Nachrichten für uns bereithalten. Außerdem wird es langsam ungemütlich, auf deinem Buch zu sitzen." Der Sakkaku stand auf, nachdem Hisake seine Rechnung bei dem Kellner beglich, nahm besagtes Buch vom Polster und drückte das gut gewärmte Ding dem Bruder in die Hände, damit der es wieder dorthin stecken könnte, wo er es hergezaubert hatte.

Draußen begrüßte sie trotz der gesamten verstrichenen Zeit noch immer das kalte, nasse Wetter. Der immer anhaltende Regen, das Trübnis des Dorfes Amegakure.
Hebis lockeren Gesichtszüge wichen den gleichgültigen augenblicklich, als hätte es sie nie gegeben, als wäre er plötzlich und auf einmal ein ganz anderer Mensch. Das weniger nette Selbst würde den Fremden auf der Straße begegnen, welche hastig an ihnen vorbeihuschten, um nach Hause zu kommen. Scheinbar herrschte auch in der Fußgängerzone sowas wie Feierabendverkehr. "Meinst du, wir sollten ruhigere Wege gehen?" Damit meinte das Rotauge Gassen und Ähnliches. "Andernfalls seh' ich jetzt schon stark blutende Fressen und dass mein Tag so ziemlich im Arsch ist, obwohl er noch einen relativ positiven Einschlag bekommen hatte."
 
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