Der Tee kam und ohne noch großartig abzuwarten, griff die Hyuuga nach dem Gefäß. Kei wollte sie noch warnen, aber da war es auch schon zu spät. In diesem Moment erkannte er, wie beherrscht das Mädchen eigentlich war, denn abgesehen von einer kleinen Grimasse ließ sie sich die Verbrennung nicht anmerken. Der Junge lächelte nur als Antwort auf ihre Feststellung, man könne den Tee noch nicht trinken. Dass ihm dies klar gewesen war, verschwieg er ihr in diesem Moment.
Dann sprach sie weiter vom Examen, aber von dem kommendem. Als Antwort ein kurzes Nicken, während der Blondschopf die Hände um seine Tasse legte. “Stimmt. Ich hoffe nur, dass ich das mit Kimihiro vorher noch klären kann, ich will nicht ins Examen einsteigen und von dem Gedanken besessen sein mich zu rächen.“ Als er die Worte aussprach, klang er wieder ruhiger, besonnener. In diesem Moment konnte man sich wirklich fragen, wie viel von der Verachtung und von dem Hass, den der Kajiya noch einige Momente zuvor an den Tag gelegt hatte, eigentlich echt waren. Vielleicht war dies alles auch nur eine Maske, um seine wahren Gefühle zu verbergen. Trauer? Angst? Vielleicht doch immer noch die Verzweiflung, die der Brillenträger ihm damals auf den Hals gehetzt hatte? Die Wahrheit wusste er selber nicht, er wusste nur, dass es ihn immer wieder aufregte, wenn er an die Situation im Schachraum dachte.
Momentan machte er sich jedoch über etwas ganz anderes Gedanken, besser gesagt fiel ihm etwas ein. Etwas, das er sofort seiner Gesprächspartnerin mitteilen musste. “Du kennst Kimihiro.“ Welch grandiose Feststellung, die Frage war nur, was wollte er damit aussagen? “Weißt du auch wo er wohnt, ich... würde das Ganze wie gesagt gerne aus der Welt schaffen. Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun.“ Der Junge hob seine Tasse an und wog sie ein wenig in seinen Händen. Dann setzte er sie an seine Lippen und sog ein paar Tropfen der heißen Flüssigkeit in seinen Mund. Sofort spürte er den leicht brennenden Schmerz an Lippen und Zunge, doch es war ein erträglicher, beinahe angenehmer Schmerz, der für ihn irgendwie genauso zum Tee dazu gehörte, wie die Bitterstoffe die sich in seinem Mund ausbreiteten und ihren Geschmack verteilten. Abermals ein kleiner Schluck, dann stelle er die Tasse wieder ab. Für größere Schlücke war das Getränk doch noch ein wenig zu heiß.
Kei wirkte wieder wesentlich entspannter als zuvor, fast als hätte die Hitze des Tees den Zorn mit sich fortgespült und verbrannt. “Bitte,“, fing er ernst an, fast als wären sie geschäftlich hier, “bring mich zu Kimihiro. Meinetwegen kannst du mir auch auf die Finger gucken, wenn du Angst hast ich könnte ihn in Fetzen reißen.“ Tatsächlich befürchtete der Junge selbst, dass er etwas in der Art tun könnte, sollte er provoziert werden. Da war es ihm doch wesentlich lieber ein weiteres Mal von Saki kampfunfähig gemacht zu werden, als wieder in einem Genjutsu des Künstlers zu lassen.
Wieder blickte er in die matten Augen des Mädchens, diesmal jedoch nicht bohrend, nicht suchend, sondern viel eher bittend. Wenn sie ihm die Hilfe verweigern würde, würden sich die Zwei wohl entweder auf einer Mission, oder wieder beim Examen begegnen, wobei das eine ungünstiger war als das Andere. Anflehen würde der Kaijya sie dennoch nicht mal im Traum, denn irgendwo, ja, sein Stolz war doch so ein kleines Hindernis.