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Auf den Straßen des Bezirks

Yamanaka Arata

Chuunin
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Arata wusste, dass es keine ideale Lösung war, Yuzuki alleine in eine körperlich fordernde Situation zu schicken – bei allem Trainingsgehabe war sie eine Einsteigerin mit vermutlich deutlich ausbaufähiger Kraft und Gewandheit. Allerdings wusste er nur zu gut – nahezu jeder Einsteiger konnte ihn selbst mühelos in die Tasche stecken, was diese Fertigkeiten anging, und darum war es nicht sinnvoll, wenn er an der Mauer herumsprang. Entsprechend konzentrierte er sich darauf, die Menschenmenge höflich, aber bestimmt zurückzulenken, und Yuzuki so genug Platz zum Arbeiten zu schaffen, sobald sie die Arbeiter aus ihren misslichen Lagen befreit hatte – immer wieder mit kontrollierenden Blicken zurück zu der frisch ernannten Genin, damit er sich überzeugen konnte, dass sie es auch tatsächlich schaffte. Die Lage war in keiner Hinsicht gut, aber er könnte so immer noch reagieren, wenn sie ebenfalls in Gefahr geriet. Und er war hier unten sinnvoller eingesetzt, wenn sie es schaffen sollte.

Und das tat sie auch. Sie kam sichtbar an ihre Grenzen, das erkannte auch ein relativer Laie wie er, aber … sie schaffte es eben auch. Parallel hatte er ein eigenes Problem … in Form von zwei jungen Leuten, die seelenruhig eine Kamera aufbauten. Den Rest der Menschenmenge hatte er mit ein paar ruhigen, aber bestimmten Ansprachen gut dazu bringen können, sich entweder zu zerstreuen oder nützliche Dinge zu tun – wie das Krankenhaus und die nächste Feuerwache zu alarmieren, damit die Verletzten aufgenommen und die instabilen Baugerüste demontiert werden konnten, sobald sie hier fertig waren. Aber diese beiden – nein, da schien das Bildermachen einfach wichtiger zu sein.
Vielleicht, damit die Bilder der Unfallopfer und seiner Kollegin heute Abend oder morgen in der örtlichen Klatschpresse landen konnten? Keine voreiligen Schlüsse, mahnte er sich – aber was, wenn sich außer den voreiligen gerade keine Schlüsse einstellten mochten? Arata wollte sich ihnen gerade nochmal zuwenden, als sie auch schon auf ihn zukamen – und eine ganz eigenartige Aggressivität ausstrahlten. So als hätten sie das dringende Bedürfnis, ein paar ganz unangemessen scharfe Fragen zu stellen. Er legte lächelnd die Hände vor der Brust aneinander.

"Oh, dafür habe ich jetzt leider überhaupt keine Zeit, verehrte Herrschaften … wir haben hier einen medizinischen Notfall zu betreuen, wie ihr ja gut gesehen habt."
Erklärte er in einem unerwartet saccharinen Tonfall – und nutzte den kleinen Moment der Verwirrung, den seine defensive Antwort generierte, um das letzte Bisschen notwendiger Zeit zu bekommen. Denn zwischen seinen aneinander gelegten Fingern strömte Chakra hervor, unsichtbar und trotzdem da, und tat nun seine Wirkung (SHINRANSHIN NO JUTSU). Noch im Ansatz zu was auch immer sie für unfreundliche Fragen oder Worte paratgelegt hatten, wurden die beiden von einer mächtigen psychischen Welle erfasst und standen für einen Moment vollkommen inaktiv da – nicht unähnlich der Erfahrung die man machte, wenn man nichtsahnend die Tür zur eigenen Wohnung geöffnet hatte und darin ein irgendwie hintersinnig dreinschauendes Alpaka vorfand, das dort gerade die heißgeliebte Mangasammlung verknusperte. Für einen Moment war einfach das Licht im Obergeschoss ausgefallen! Sodann wandten sich dann wort- wie klanglos ab, nahmen den Film aus ihrer Kamera, ließen ihn fallen, und hechteten eilig vom Platz … so unvermittelt und stufenlos, als sei bei laufendem Grammophon eine andere Schallplatte eingelegt worden. Währenddessen hob Arata den Film auf und wandte sich endlich Yuzuki und den beiden Arbeitern zu. Masaka … murmelte er leise, während er zu ihnen aufschloss, und vergewisserte sich mit einer kurzen Untersuchung, dass der zweite Arbeiter keine wesentlichen Verletzungen davon getragen hatte, bevor er zu dem Mann mit dem gebrochenen Arm hinzukam, den Yuzuki gerade mit ihrer Erste-Hilfe-Tasche versorgte.

Zu diesem Zeitpunkt ließ er auch die Wirkung seines Ninjutsu auf die beiden Gaffer wieder fallen – er hatte sie ans andere Ende der Stadt geschickt, und auch wenn sie dort mit Sicherheit noch nicht angekommen waren, sie müssten jetzt mit Sicherheit ein paar Minuten verschnaufen, bevor sie irgendetwas anderes taten. Geschweige denn freiwillig zurückkommen. Nein, im Moment hatte der Verletzte Vorrang, den Yuzuki vorbildlich aus der Gefahrenzone geschafft hatte.
Ähnlich wie Yuzuki vor ihm wohl auch schon, verschaffte Arata sich zunächst mit vorsichtig tastenden Fingern einen Eindruck vom Zustand der Knochen, des Arms, und natürlich auch des Patienten insgesamt.
"Deine Diagnose?" Fragte er bei Yuzuki nach – mehr um sie einzubinden als weil er wirklich Fragen dazu gehabt hätte. Der Mechanismus war klar – stumpfe Verletzung durch den riesigen Uhrzeiger – aber die Position am Oberarm war eine untypische Bruchstelle, und die Lage der Bruchstücke nicht unkompliziert.
"Habt keine Angst. Die Verletzung ist gut behandelbar, aber wir müssen den Arm wieder in eine richtige Lage bringen, bevor wir mehr tun können." Erklärte er dem Patienten mit ruhiger, zugewandter Stimme, und warf einen fragenden Blick zu Yuzuki, ob sie dazu in der Lage war – dicht gefolgt von ein paar gemurmelten Bemerkungen, wie er die Lage der Armfragmente einschätzte, während er seine eigene Medizintasche hervorzog und dort eine kleine Spritze mit Schmerzmitteln herausholte und nach kurzer Vorwarnung setzte. "Hilfst du dem Herrn bitte gleich, seinen Arm in der richtigen Lage zu halten?" Bat er. Natürlich würde er ein Auge darauf haben, dass die auch stimmte. "Dann würde ich die Verletzung heilen." Erklärte er, und setzte zum heilenden Jutsu an (SHOSEN JUTSU).

@Kazama Yuzuki
 
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Yuzuki hatte kaum einen Moment, sich zu sammeln. Ihre Arme schmerzten unerbittlich von der vorherigen Anstrengung, als müsste jeder Muskel darin mit Gewalt an ihre Grenzen erinnert werden. Der brennende Schmerz war scharf, pulsierend, aber sie ignorierte ihn. Das Ziel war erreicht. Jetzt zählte nur, keinen weiteren Fehler zu machen. Vor ihr saß einer der beiden Arbeiter, der ältere von beiden, und hielt seinen Arm in einer unnatürlich starren Schonhaltung. Schon auf den ersten Blick war klar, dass hier etwas nicht stimmte. Die Kunoichi ging in die Hocke, musterte den betroffenen Bereich mit wachsamem Blick. Sie besaß keinerlei tiefgehendes medizinisches Training, doch eine gute Allgemeinbildung, dazu Disziplin und ein scharfes Auge. Das reichte in vielen Situationen. Vielleicht auch in dieser.
Vorsichtig tastete sie sich vor, beobachtete die Reaktionen des Mannes, achtete auf Schmerzverzerrungen im Gesicht, auf Verhärtungen unter der Haut. Die Schwellung oberhalb des Ellbogens war deutlich, ebenso wie die Fehlstellung des Oberarms. Keine offene Wunde. Das war gut. Es handelte sich offenbar um einen geschlossenen Bruch. Die Knochenenden hatten die Haut nicht durchstoßen, doch darunter fühlte sie die irregulären Linien. Bruchstücke, die nicht nur gegeneinander verschoben, sondern in einem etwas komplizierteren Winkel zueinander standen. Kein glatter Bruch, eher eine Verdrehung, vermutlich durch die Art des Sturzes verursacht. Möglicherweise auch durch die instinktive Abfangbewegung beim Aufprall.
Arata trat hinzu. Sie spürte seine Anwesenheit, bevor er ein Wort sagte. Seine Stimme war sachlich, aber nicht kalt, seine Frage kurz, zielgerichtet, als er sich erkundigte. Yuzuki richtete sich leicht auf, ohne den Blick vom verletzten Arm zu nehmen. „Geschlossener Bruch“, erklärte sie ruhig. „Die Knochenfragmente liegen nicht symmetrisch zueinander. Wahrscheinlich eine Kombination aus Spiral- und Querbruch. Keine Durchblutungsstörung, keine sichtbare Luxation. Aber er muss gerichtet werden.“ Yuzuki mutmaßte: Der Zeiger brach ihm den Arm und im Fall muss eine gewaltsame Torsion der Bruchstelle eingetreten sein. Aber dies war nicht wichtig.

Ohne weitere Vorrede machte sie Anstalten, dies sofort zu tun. Ihre Haltung war entschlossen, ihr Blick unerschütterlich … zumindest nach außen hin. Innerlich war sie sich ihrer Unsicherheit durchaus bewusst. Es war kein Zweifel an der Notwendigkeit, nur an ihrer Fähigkeit, die Reposition fachgerecht durchzuführen. Sie hatte soetwas noch nice gemacht. Doch das war kein Grund zu zögern. Der Schmerz des Mannes war real, und jede Minute konnte die Heilungschancen verschlechtern. Gerade als sie ihre Hände positionierte, zückte Arata etwas. Eine kleine Spritze, wahrscheinlich ein Anästhetikum? Ein Mittel, um dem Arbeiter zumindest die schlimmsten Schmerzen zu ersparen.
Yuzuki hielt inne, als er sie ansah. Sie wusste, was dieser Blick bedeutete. Er traute ihr zu, es zu versuchen, aber stellte zugleich die Frage, ob sie selbst dazu bereit war. Sie erwiderte den Blick kurz, bevor sie sich wieder dem verletzten Arm zuwandte. Ihre Finger zitterten leicht. Sie hasste das. Diese Unsicherheit. Dieses Unvermögen. Aber noch mehr hätte sie es gehasst, aus Stolz einen Fehler zu machen, der den Zustand des Mannes verschlimmerte. ‚In der Welt eines Shinobi ist kein Platz für Stolz.‘ Damit schob sie den Gedanken beiseite.
Der erste Versuch war unbeholfen. Zu vorsichtig. Ihre Orientierung an den tastbaren Knochenkanten war nicht exakt genug. Sie biss die Zähne zusammen, versuchte es erneut, aber erneut war da dieses Zögern. Ihre Unerfahrenheit war nicht zu übersehen. Schließlich sah sie kurz auf. Kein Wort, aber der Blick reichte. Sie überließ es dem erfahreneren der Beiden, den Arm zu korrigieren und beajhte seine Anweisung: „Verstanden.“ Dann wartete sie geduldig darauf, dass sie Arata weiterhin assistieren konnte und gab sich zufrieden mit der Gelegenheit, fürs nächste Mal gelernt zu haben, wie man einen Knochen richtete. Bis es soweit war, trat Yuzuki einen halben Schritt zurück, ließ sich auf ein Knie nieder, beobachtete. In ihren Augen lag keine Resignation, nur eine stumme Analyse. Jeder Handgriff wurde in Gedanken seziert, gespeichert, abgeglichen mit dem, was sie sich zuvor angelesen hatte. Es war ihr erster richtiger Bruch. Und obwohl sie die Behandlung nicht selbst durchgeführt hatte, schwor sie sich, dass es der letzte sein würde, bei dem sie untätig zusehen musste.

Es nagte an ihr. Natürlich tat es das. Doch anstatt sich davon lähmen zu lassen, richtete sie sich innerlich nur fester auf. Sie war Kunoichi. Sie hatte keine Zeit für Selbstmitleid. Wenn sie an einer Stelle schwach war, galt es, dies zu ändern! Dennoch: Ohne einen Ton zu verlieren, wartete sie auf die Anweisung und als sie kam, reagierte sie sofort. Ihre Hände fanden sicher den Oberarm des Verletzten. Jetzt, da die Knochen wieder in der richtigen Stellung lagen, galt es, diese Position exakt zu halten. Ihre Finger waren fest, aber vorsichtig. Kein Zittern mehr. Keine Unsicherheit. Nur reine Konzentration. Der Schmerz in ihren eigenen Armen war längst in den Hintergrund getreten, überdeckt von einem zielgerichteten Tunnelblick, der sich auf nichts anderes mehr richtete als den Moment, der nun folgte. Denn Arata hatte seine Hand bereits erhoben. Offenbar benutzte er ein Jutsu Eine Technik, die sie aus Lehrbüchern kannte, doch nie in Aktion gesehen hatte. Das Shōsen Jutsu. Chakra in hochpräziser Form, gelenkt mit Erfahrung und Feingefühl, um Gewebe zu regenerieren, Blutgefäße zu versiegeln, Knochen zu verbinden. Es war keine Show, keine große Geste, aber es lag etwas Ehrfurchtgebietendes in der Ruhe dieser Anwendung.

Yuzuki beobachtete alles.

Ihre Haltung veränderte sich kaum. Ihr Blick war ruhig. Ihre Atmung gleichmäßig. Doch innerlich vermerkte sie jedes Detail. Die exakte Position der Handfläche. Es war faszinierend, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Kein leiser Kommentar, kein staunendes Blinzeln. Sie war eine Kunoichi. Und als Genin war es ihre Aufgabe, zu lernen, nicht zu staunen. Der Mann entspannte sich spürbar, als der Schmerz wich. Das war das eigentliche Wunder. Und obwohl Yuzuki ihren Griff nicht löste, erkannte sie die Veränderung im Muskeltonus, die ruhiger werdende Atmung. Nur wenige Minuten später war das Gröbste getan. Gerade als sie sich zurücklehnte, um dem Verletzten eine bequeme Haltung zu ermöglichen, erreichten mehrere uniformierte Gestalten das Areal. Notfallkräfte: Ärzte, Pfleger, vermutlich aus dem nahegelegenen Krankenhaus mobilisiert. Sie wirkten effizient, gut organisiert, und traten mit der Ruhe auf, die man von erfahrenen Ersthelfern erwarten durfte. Einer der Männer warf einen prüfenden Blick auf den Arm des verletzten Arbeiters, sein Blick verriet kurz Verwunderung. Dann übernahm er die Situation, wie es sich gehörte.
Yuzuki richtete sich auf, strich sich mit einem geübten Zug die Stirnfransen aus dem Gesicht. Der Schweiß, der ihr zuvor unbemerkt die Schläfen hinabgeronnen war, trocknete bereits. Ihr Blick glitt kurz zu Arata. Es war kein Dank darin, auch kein Lob; nur ein stilles Eingeständnis: Sie hatte gesehen. Gelernt. Und würde nicht vergessen.
Und jetzt, wo sie wieder etwas Zeit zum Nachdenken hatte, fiel ihr auch das Wasser wieder ein, das sie zuvor bestellt hatte. Bevor sie sich dem jedoch zuwenden konnte, musste ihr Vorgesetzter sie natürlich noch entlassen.

@Yamanaka Arata
 

Yamanaka Arata

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Fühlte er sich ein wenig schlecht, ihr gleich eine neue Aufgabe anzubieten? Yuzuki gönnte sich keine Pause – irgendwann würde das nicht mehr gutgehen, keine Frage. Aber jetzt wollte er sie nicht dazu zwingen, denn das hätte sie ohnehin nicht verstanden und sich nur zurückgesetzt gefühlt. So wie die Dinge lagen, konnte er ihr wahrscheinlich noch am ehesten Anerkennung zeigen – auch wenn er damit einem destruktivem Verhalten entgegenkam. Er beobachtete stumm, wie sie arbeitete, bereit, einzugreifen – aber sie machte ihre Sache gut. Auch nicht zu grob, wie er insgeheim befürchtet hatte, nein, sie machte die Sache ordentlich. Beeindruckend ordentlich für ihren frischen Ausbildungsstand, und eingedenk des Umstandes, dass sie nur mit ihren Händen arbeitete. Stumm fragte er sich, wer sie an was ausgebildet haben mochte, dass ihr das schon so gut gelang, aber das war eine Frage für … später, und vielleicht auch für jemand anderen als ihn. Er nickte still, als sie schlussfolgerte, dass die Fragmente gerichtet werden müssten, ließ sie aber kurz warten, um die Schmerzen zu lindern – sie hatte aber vielleicht auch nicht mit seiner Medizintasche gerechnet.
Und dann ging sie an die Arbeit … nach einem kurzen, aber uncharakteristischen Moment, der doch wie Nachdenklichkeit wirkte. Zögern war vielleicht ein großes Wort dafür …

Sie stellte sich nicht verkehrt an, aber sie war nicht sicher – und rasch frustriert damit, auch wenn sie das nicht zeigen mochte. Oder wollte sie dem Patienten unnötiges Herumprobieren ersparen? "Bei so einer Lage gibt es meistens keine perfekte Adaption, wenn du keine Cerclage einlegst. Von außen kann das niemand. Gut genug wird hier reichen müssen." Erklärte er, stellte den Arm vorsichtig für sie ein und übergab dann an sie, damit sie ihn Stillhalten konnte. "Den Rest richte ich jetzt so ein." Erklärte er noch einleitend, bevor er sich auf sein Jutsu konzentrierte. Blass grünes, irgendwie beruhigend wirkendes Chakra schien zwischen Aratas schmalen Fingern auf, schimmerte einen Moment an Ort und Stelle, ehe es sanft und stufenlos, wie Wasser, in das verwundete Gewebe floss. Aratas Arbeit wechselte sich ab zwischen kleinen, aber bedächtigen Fingerbewegungen, um das Chakra zu dirigieren, und längeren Pausen, in denen er den Fluss einfach nur aufrechterhielt. Arata wusste, dass er gleich Verstärkung haben würde, und arbeitete erst einmal grob und allgemein, indem er die Ausrichtung der Fragmente abschloss – viel diffiziler, als das mit Bewegungen von außen möglich war – und sie wieder mit den fest stehenden Knochenenenden verband. Perfekt war das nicht, insbesondere die Ränder waren nicht wieder miteinander verwachsen, aber so würde der Arm erst einmal halten und die Leitungsbahnen entlang des Knochens waren leidlich sicher – so konnten sie sich guten Gewissens ablösen lassen, wie es ein bisschen später auch geschah. Wie lange die Helfer gebraucht hatten – das könnte er nicht einmal sagen, war ganz in seine Aufgabe versunken gewesen. Als er wieder aufstand, brauchte er einen Moment, um sich wieder im Hier und Jetzt einzufinden … abre dennoch registrierte er sogleich, was Yuzuki ihm ohne Worte zu sagen beabsichtigte. Es war … diskret, wie viele ihrer Aussagen, aber vielleicht gerade darum bedeutsam. Er nickte kaum wahrnehmbar als Antwort.

"Danke für deinen Einsatz. Du kannst gehen wohin du möchtest. Wenn du magst, können wir uns auch wieder hinsetzen gehen und die Unterhaltung fortsetzen." Er für seinen Teil könnte jetzt ein großes Glas – oder gleich eine Flasche – Limonade vertragen … aber den Gedanken behielt er erst einmal für sich, dachte er still in sich hinein lächelnd. Das wäre sicherlich viel zu dekadent gewesen, sowas jetzt noch laut auszusprechen! Er ging vor – ohne sich umzusehen, denn er hatte Yuzuki ja frei gestellt, ob sie ihren Platz wieder einnehmen mochte. Ihm schwirrten viele Gedanken im Kopf herum, aber keiner davon fühlte sich reif genug an, um ihn auszusprechen … und die Erfahrung sagte ihm, dass er noch genug Zeit haben würde. Sie waren sich heute mit Sicherheit nicht das letzte Mal begegnet.

@Kazama Yuzuki
 
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Yuzuki wusste nicht genau, wie weit die Heilung des gebrochenen Arms tatsächlich vorangeschritten war, als die Einsatzkräfte des Krankenhauses sie schließlich erreichten. Sie konnte es nicht einschätzen, sie hatte keinerlei Erfahrung in der medizinischen Kunst, kaum mehr als ein rudimentäres Verständnis dafür, was Arata während seines Jutsus getan haben mochte. Dass er ein Iryō-Ninjutsu eingesetzt hatte, war offensichtlich gewesen: Die grünlich schimmernde Chakraenergie war kaum zu übersehen. Aber was genau in diesem Moment unter der Haut des Verletzten vor sich gegangen war … darüber konnte sie nur spekulieren. Fakt war, dass er überhaupt über solche Fähigkeiten verfügte und sie nicht. Ein Umstand der in ihr ein Gefühl der Unzulänglichkeit auslöste. Aber sie ließ sich davon nicht beirren, nicht jetzt. Sie hatte seine Anweisungen befolgt, den Arm während des Heilvorgangs ruhig und korrekt positioniert gehalten, so gut es eben gegangen war. Der Bruch war wenigstens notdürftig gerichtet worden, als die Rettungskräfte endlich eintrafen. Das wusste sie sicher, denn sie hatte das Gewicht und die Spannung der Knochen während des gesamten Vorgangs in ihren eigenen Händen gespürt. Also schwieg sie.

Das Eintreffen der Sanitäter bedeutete für sie nur eines: Ihre Aufgabe war erfüllt. Damit war sie entlassen und konnte sich wieder auf ihre eigenen Pflichten konzentrieren. Als Aratas Blick kurz den ihren traf, genügte ein einziges, fast unsichtbares Nicken von ihm, um sie offiziell aus der Verantwortung zu entlassen. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, dies auch auszuformulieren. Yuzuki erwiderte knapp, ruhig, ganz im Protokoll: „Verstanden.“ Kein weiteres Wort. Kein Zögern. Den Dank, der ihr ausgesprochen wurde, überhörte sie aus Prinzip. In ihren Augen war es nicht mehr als Pflicht gewesen. Eine Mission, ausgeführt wie jede andere. Wofür sollte man danken, wenn jemand schlicht das tat, was erwartet wurde?
Kaum Augenblicke später hatte sie sich bereits wieder ihrer Ausrüstung zugewandt. Präzise, methodisch, wie sie es gelernt hatte. Die medizinischen Instrumente, die sie nicht genutzt hatte, wanderten sorgsam zurück in die Tasche. Teile des Inhalts waren unbrauchbar geworden und hatten durch den bloßen Einsatz an Reinheit verloren. Die Siegel waren gebrochen, das Material nicht länger steril. Es würde Arbeit bedeuten, vieles davon zu ersetzen. Mehr Aufwand, mehr Ressourcen. Aber das war unerheblich. So funktionierte Vorbereitung. Ohne einen weiteren Blick zurück glitten ihre Hände über das versiegelte Leder der Ausrüstung. Nur das gedämpfte Klirren der Klingen und Instrumente durchbrach die Stille, während sie sich innerlich bereits wieder sammelte. Es gab Aufgaben, die warteten. Und Zeit zu verlieren war Keine davon.
Kaum war die Ausrüstung wieder ordentlich und sachgerecht verstaut, richtete Yuzuki sich auf. Ohne Eile, aber ebenso ohne jedes Zögern drehte sie sich auf dem Absatz und setzte sich in gemessenem Schritt in Bewegung … zurück zum Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Für sie war die Angelegenheit damit abgeschlossen. Der Vorfall war erledigt, das Ziel erreicht; es gab keinen Grund, darüber weiter nachzudenken. Alles, was außerhalb des Auftrags lag, war unerheblich.
Vor ihr schritt Arata. Wohin seine Gedanken in diesem Moment wanderten, war ihr gleichgültig. Sie vermutete, dass sie es ohnehin nicht verstehen würde. Ohne ein Wort folgte sie ihm, so leise wie sein Schatten, bis sie schließlich wieder den vertrauten Tisch erreichten. Wie zuvor ließ sie sich kontrolliert und beinahe mechanisch in den Sitz sinken, die Haltung akkurat, der Blick nach vorn gerichtet. Vor ihr stand ein schlichtes Glas mit stillem Wasser. Neben Aratas Getränk wirkte es fast symbolisch. Doch für Yuzuki war es schlicht zweckmäßig. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff sie danach.

Eine Weile verharrte Yuzuki reglos. Ihr Blick blieb auf das Glas vor ihr gerichtet, den klaren Inhalt unbewegt. Ihre blassen Finger legten sich schließlich mit kontrollierter Präzision um das Glas, als wäre bereits dieser einfache Griff Teil einer eingeübten Choreografie. Die Kühle des Wassers kroch langsam in ihre Handflächen, ein kaum spürbares, aber vertrautes Gefühl, das sie für einen Moment bewusst wahrnahm. Es war der einzige Reiz, den sie sich in diesem Augenblick gestattete. Doch das Verweilen hatte Grenzen. Nicht, weil sie ungeduldig war, sondern weil Innehalten in ihren Augen Stillstand bedeutete. Nach wenigen Sekunden hob sich ihr Blick. Korrekt. Geplant. Sie hatte sich entschieden: Das Gespräch würde nicht enden. Es würde fortgesetzt, als sei nichts geschehen. Der Vorfall vo neben war abgeschlossen. Der Dialog hier hatte Vorrang. Dass das womöglich unpassend wirkte, spielte keine Rolle. Es war die logischste Vorgehensweise.
„Mir wurde mitgeteilt, dass das insgesamt etwa drei Stunden dauern würde. Abzüglich meines Weges hierher und dem kürzlichen Vorfall habe ich also noch …“ Ihre Stimme klang so ruhig und nüchtern wie eh und je. Der Blick wanderte nun zu einer Wand im Café, die sie gerade eben ausmachen konnte, wo eine schlichte Uhr hing. Sie notierte die Zeit. „… etwas unter zwei einhalb Stunden übrig.“ Einen Atemzug lang schwieg sie, dann senkte sich ihr Blick wieder auf ihr Gegenüber. Keine Regung im Gesicht, kein Zögern in der Stimme. „Was ich wissen wollte, bevor wir unterbrochen wurden: Habe ich dich bei etwas Wichtigem unterbrochen?“
Die Frage war sachlich. Wenigstens hörte sie sich so an. Für Yuzuki eine reine Abklärung. Emotionale Befindlichkeiten, ob sie willkommen war oder nicht sie existierten in ihrer Gedankenwelt schlicht nicht. Zumindest nicht bewusst, denn letzten Endes ging es trotzdem darum, ob sie ihn beim Faulenzen erwischt hatte, oder nicht.

@Yamanaka Arata
 
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