Michiyo Kumiko
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Wälder stellen für gewöhnlich eine Fundgrube an Verstecken und Hinterhaltmöglichkeiten dar und so ist es selbstverständlich auch bei diesem hier. Der dichte Bodenbewuchs von Gräsern, Sträuchern und Büschen erlaubt es jedem, der nicht gleich über seine eigenen Füße stolpert, sich weitgehend unauffällig zu bewegen. Aber auch an Bäumen mangelt es selbstverständlich nicht. Streckenweise tauchen dichte Laubgewächse den moosigen Waldboden in kühlen Halbschatten und schenken all denen eine trügerische Sicherheit, die sich bevorzugt auf dem Boden der Tatsachen bewegen. Denn von dort oben aus kann man sich nicht nur schneller fortbewegen, sondern sich in der Regel auch schnell eine gute Einsicht der Geschehnisse machen, die unter den eigenen Füßen stattfinden. Insgesamt wird dieses Gebiet von drei Schluchten dominiert, die in Nord-Süd Richtung verlaufen von denen am Grund jeder davon ein kleiner Bach klaren Süßwassers vor sich hin plätschert und die sich Nebel gegenüber als äußerst affin erweisen. Alle drei Becken sind dicht von Büschen, Sträuchern und Bäumen aller Größen bewachsen, die das Vorankommen erschweren. Zudem häufen sich in diesen Sohlen Farne, deren scharfe Blätter schwere Schnitte verursachen können. In den höheren Lagen zwischen den Schluchten finden sich selbstverständlich auch Bäume, jedoch stehen sie hier nicht dicht genug, um wirkliche Hindernisse darzustellen, obwohl sie Durchreisende noch immer in schöner Regelmäßigkeit zu unfreiwilligen Kurven zwingen. Das ist allerdings ihrer unnatürlichen Größe geschuldet, die von dem Alter des Waldes zeugen können; die meisten dieser Gewächse können ohne Probleme ein beeindruckendes Haus beherbergen. Deshalb eignen sich die Wurzelausläufer ganz hervorragend, um Konkurrenten aufzulauern.
In dieser waldigen Umgebung steht die Luft, schwer und feucht, wie sie ist und bewegt sich nur wenig. Die Tagestemperatur liegt im Durchschnitt bei fünfzehn bis zwanzig grad und kühlt in der Nacht nur wenig herunter. Die Fauna unterscheidet sich überraschend wenig von dem, was auch in heimischen Wäldern zu finden ist und reicht von Hunderten verschiedener Insektenarten über kleine Reptilien bis hin zu ebenso kleinen Nagetieren und hier und dort auch mal etwas scheues Großwild.
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CF: I4 - Schluchten... Schluchten everywhere
Und es war ein Wald, auf den die Blondine zugesteuert hatte. Die Sonne stand noch immer im Süden hoch am Himmel, als die Blondine den Waldrand erreichte, der zumindest halbwegs ebenen Boden und stabiles Klima versprach. Zunächst bewegte sich Kumiko am Boden entlang, wechselte jedoch später auf die dicken Äste der Bäume, um nicht sofort zum Opfer irgendwelcher Kontrahenten zu werden. Aber anstatt einfach planlos in der Gegend herumzucruisen und sich zum Feindmagneten zu machen, suchte die Taijutsuka zunächst nach einer geschützten Stelle, einer hohlen Verästelung oder etwas anderem, das ihr zumindest Sichtschutz versprach. Glück hatte sie zumindest nach grober Suche keines, sodass sie sich damit begnügen musste, sich auf dem Weg in Erinnerung zu rufen, wie dieses Examen eigentlich genau ablaufen sollte. In der Hoffnung, sich nicht verzählt zu haben, waren diesmal ganze acht Teilnehmer eingetroffen. Sie selber mitgezählt. Nach einer kurzen Einweisung über den Ablauf des Examens hatte sie genau wie alle anderen eine Plakette und einen Zettel ziehen müssen. 'Also ich hab die Nummer …' ne? Und die galt es zu verteidigen, denn die Zahl auf ihrer Plakette, die sie selbstverständlich nicht offen mit sich herumtrug, hatte irgendjemand anderer auf seinem Zettel stehen gehabt, wie sie beispielsweise den Zettel mit der Nummer Drölf erwischt hatte und jetzt versuchen musste, entweder diese Plakette oder drei x-beliebige andere zu bekommen. Ihre Plakette war für sie selber drei Punkte Wert, die mit der Nummer auf ihrem Zettel auch. Und jede Andere wäre lediglich einen Punkt wert. Sechs Punkte galt es zu erreichen, bevor die Prüfung in nicht mehr ganz zwölf Stunden beendet wurde. 'Das heißt, ich habe zwei Möglichkeiten, die Prüfung zu bestehen.' Sie konnte versuchen, herauszufinden, wer ihre Nummer hatte und sie diesem abnehmen, oder aber sich gleich um alles kümmern, was ihr über den Weg laufen könnte. Nachdem Kumikos Spionagefertigkeiten bestenfalls unterirdisch waren, bot sich für sie nur Variante Nummer zwei an. Geschwind überschlug die Blondine ihre Chancen: 'Vorausgesetzt, dass ich es schaffe, mir drei Plaketten zu sichern, dann wäre meine Chance, die eine zu bekommen, die ich brauche … 100% durch sieben Teilnehmer … ähm … ungefähr vierzehn. Mal drei Plaketten … 42 Prozent … circa.' Aber dazu musste sie erst einmal drei Plaketten an sich reißen … und nach Möglichkeit ihre Eigene behalten.
Die nächste Überlegung des Mädchens galt der Frage, wie sie ihre eigene Plakette möglichst effektiv schützen konnte und die Lösung dafür war so einfach, wie Vanillepudding – dass die Blondine keinen Vanillepudding machen konnte, ließ sie allerdings dezent unter den Tisch fallen. Während sie sich von Ast zu Ast schwang, griff Kumiko in ihre Ausrüstungstasche und kramte ihre Plakette hervor. An einer relativ offensichtlichen Stelle pinnte sie sich diese an ihren dunkelroten Kampfdress, für den sie sich auch heute wieder entschieden hatte und der ihr langsam aber sicher ein wenig zu klein wurde, wie sie seit einigen Wochen immer öfter bemerkte. Was sie jetzt tat, kostete sogar das eigentlich emotionslose Mädchen eine ganze Menge Überwindung, denn dieses Ding hatte sie bereits durch die gesamte Ninjakarriere hindurch begleitet. Wehmütig griff sie nach dem angepinnten Ding an ihrem Dress, umschlang es fest mit ihren bandagierten Händen und … riss es ruppig heraus, sodass ein Loch auf Brusthöhe entstand und ihre Brustbandagen sichtbar wurden, die sie normalerweise drunter trug. Nicht, dass es die Blondine gestört hätte, aber sie konnte noch immer sicher sein, dass irgendwelche Perversen keine Einblicke bekamen, denn Kumiko verpackte sich gewohnheitsgemäß sowohl dicht, als auch großflächig in Bandagen, die sie unter den Kleidern trug. Die Plakette reinigte die Taijutsuka ohne innezuhalten von dem roten Fetzen, der noch daran hing, und steckte den Fetzen ein. Um die Plakette zu verstauen, musste sie allerdings kurz anhalten. Sorgsam blickte sie sich nach Verfolgern um – man konnte schließlich nie wissen und kam bald auf einem höher gelegenen Ast zu Stehen, der ihr zumindest ein kleines bisschen Sichtschutz bot. Dort oben kramte sie eine Rolle aus ihrer Tasche und öffnete das Siegel, das darauf gezeichnet war. Wo eben noch das fitzelige Stückchen Papier gelegen hatte, stand nach einer kleinen Rauchwolke ein kleines Häuflein Bentodosen, Nebst Bestecken, Ersatzkleiderbündeln und mehrschichtigen Stoffbeuteln herum, die für ihr dreckiges Geschirr oder Wahlweise für ihre Kleider gedacht waren. Genau einen dieser Beutel krallte sich das Mädchen und heftete ihre Plakette an die Innenseite und achtete genauestens darauf, die äußerste Stoffschicht nicht zu durchstechen, damit man nicht sofort bei der Draufsicht wusste, dass dieses Teil hier Versteckt war. Nach mehrfacher Kontrolle befand die Blondine ihre Konstruktion für gut genug und verstaute ihren halben Hausstand wieder in der Siegelrolle, aus der sie ihn gezogen hatte. Als Kumiko den Weg fortsetzte, fiel ihr allerdings noch etwas ein: 'Mein Verlust der Plakette ist im Augenblick noch unglaubwürdig. Ich sollte vielleicht Kontakte erst mal vermeiden?' Eines stand Fest: Einfach so drauf los Stürmen konnte sie sich hier nicht leisten. Diese Vorgehensweise hatte sich bisher immer als Fehler herausgestellt. Am prominentesten seinerzeit bei einem Übungskampf mit Kiyama Mura, den sie schätzungsweise bei der Einweisung wiedergesehen hatte.
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