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Yakusoku

Misumi Kimihiro

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Normalerweise hätte sich Kimihiro um das einzelne Mädchen, das völlig allein auf der Brücke stand und sich irgendwann einem behaarten Messerschwinger gegenübersah, recht große Sorgen gemacht. Beim Anblick von Junko jedoch verspürte er nicht einmal den Anflug von Gewissensbissen: Wenn jemand dieses Gespräch bewältigen können würde, dann die Mameha. Und Yuuka. Gut, zugegeben, nur ihm, Kimihiro, hätte man diese Aufgabe nicht aufbürden können.
*Und noch ein Grund, sich in Zukunft bei anderen Dingen mehr anzustrengen.*
Während sich Junko also beneidenswert gelassen und kühl mit dem groben Brocken von einem Mann unterhielt, fragte sich der Künstler nicht zum ersten Mal, was er von der weißhaarigen Kunoichi halten sollte. Beim Essen hatte sie gezeigt, dass sie durchaus eine Art Spieltrieb besaß und nicht ausschließlich frostig war. Wie sie allerdings mit dem Tosei-nin sprach mochte man meinen, dass Junko die Bedeutung des Wortes Angst nicht einmal kannte. Dabei kam Kimihiro, ein ausgewiesener Fan von Geschichten jeder Art, nicht umhin, sich über den Hintergrund des Mädchens zu wundern.
*So etwas kommt schließlich nicht von ungefähr. Wäre sie aus einem anderen Dorf hätte man vermuten können, dass sie während ihrer Schulzeit unter einem härteren Drill gestanden hatte, doch da sie ebenso aus Konoha kommt… bleiben nur noch drei Möglichkeiten: Erbe, Eltern, oder späteres Umfeld.*
Beim Gedanken an die möglichen Eltern der Kunoichi musste Kimihiro kurz schmunzeln. Die Vorstellung, dass das kalte Mädchen einmal als neugieriges Kleinkind Mutter und Vater um den Verstand gebracht haben könnte, schien einfach zu abstrus. Es war in etwa dasselbe, wenn man versuchte, sich den strengsten Lehrer, den man kannte, als Kind vorzustellen. Manche Leute schienen einfach schon mit zwanzig oder vierzig auf die Welt gekommen zu sein.
Als der Künstler bemerkte, dass der fremde Kämpfer offenbar endlich nach einigem Geplänkel dazu bereit war, mehr Informationen preiszugeben, konzentrierte sich Kimihiro genau auf seine Spinne. Seinen Pinsel hielt er dabei schreibbereit, immerhin war er noch immer für das Protokoll der Mission zuständig, und dazu gehörte auch eine Mitschrift des Gesprächs. Als der Mann dann ein seltsames Trio erwähnte, das bei den örtlichen Kriminellen Schutz gesucht haben soll, versah Kimihiro seine Notizen an dieser Stelle mit einem auffälligen Ausrufezeichen. Vielleicht bedeutete die Vermutung des Verbrechers auch nichts weiter, doch immerhin handelte es sich um eine sehr präzise Spur, der sie dringend nachgehen mussten.
Noch ganz ins Schreiben vertieft merkte Kimihiro zu spät, wie sich Yuuka in einen Haufen Blätter auflöste, nur um daraufhin im Sichtfeld seiner Spinne zu erscheinen. Verdutzt blickte Kimihiro auf seine Lehrerin. *Und jetzt? Was ist mit mir?* Kurz grübelte der Künstler darüber nach, ob er der Yamanaka einfach folgen sollte, entschied sich letzten Endes jedoch anders. Solange das Gespräch andauerte, musste er sich auf das Protokoll konzentrieren. Außerdem war bereits festgestellt worden, dass der Künstler während der Diskussion ansonsten keine große Hilfe sein würden.
Nachdem jedoch das Gespräch geendet hatte und der Fremde verschwunden war, hastete Kimihiro aus seinem Versteck zu Yuuka und Junko. Der Zusammenfassung der Jounin lauschte er aufmerksam. Als sie letztlich um die Meinungen ihrer beiden Untergebenen bat, schaute Kimihiro kurz zu Junko. *Meinte sie nicht, ich bräuchte mehr Selbstvertrauen?* Mit Blick auf Yuuka hob er deshalb vor seiner Kameradin an: „Vorausgesetzt, dieser Mann hat uns tatsächlich die Wahrheit gesagt, wovon wir nicht vorbehaltlos ausgehen sollten, scheint es für den Moment unsere wichtigste Aufgabe zu sein, die beiden anderen Männer zu finden. Haben wir sie, so haben wir irgendwann auch diejenigen, die es auf sie abgesehen haben. Ganz offensichtlich wird es aber nicht einfach, sie zu finden, schließlich wissen sie, dass sie gejagt werden.
Was die Frage angeht, warum überhaupt jemand die Männer finden und töten will… darauf gibt es im Moment wohl noch zu viele Antworten. Vielleicht haben sie etwas gestohlen, was jemand zurückhaben will, sei es etwas Materielles oder reine Information. Vielleicht sind es aber auch einfach Verbrecher, die ihre eigene Organisation verraten haben, und jetzt von ihr verfolgt werden. In beiden Fällen könnten wir bereits davon ausgehen, dass die drei… zwei nicht irgendwelche zivilen Opfer sind, die einzig unseres Schutzes bedürften. Stattdessen ist es wahrscheinlicher, dass wir sie unsererseits ebenso in Haft nehmen werden müssen.“
 
M

Mameha Junko

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Ehrlich gesagt war die Chuunin dann doch milde überrascht, als Yuuka sich anschickte, einmal aufzutauchen und die Szene zu sprengen. Ein wenig angegriffen fühlte sie sich auch – was nützte es, wenn man sie zu Verhandlungen führte, wenn man letztendlich dann doch eingriff? Dann hätte Yuuka sich auch gleich via Henge Junkos Gestalt verpassen und das Gespräch selbst führen können. Und jetzt kam das Allerschlimmste: Sie tat es auch noch zurecht, weil Junko aufgrund der Tatsache, dass sie so ziemlich alle Taschen abgelegt hatte (keine Waffen und so) auch die Portraits von Kimihiro nicht wirklich dabei und auf dem Zettel hatte.
So ein Mist aber auch. Na, wenigstens brachte die Befragung letztendlich Ergebnisse, auch wenn Junkos Stolz arg darunter gelitten hatte. Die Zusammenfassung der Yamanaka traf es auf den Punkt genau, allerdings fand sich Junko ein weiteres Mal in der Position, nicht einer Meinung mit Kimihiro zu sein.
Die ganze Sache war im Allgemeinen ein wenig verworren. Es war unklug, voreilige Schlüsse zu ziehen oder Theorien zu spinnen, wenn man nicht alle Fakten kannte, aber eines stand fest: Aus irgendwelchen Gründen hatten sich bei Ankunft der Dreiergruppe die Reihen der organisierten Verbrecher in dieser Stadt gelichtet, auch wenn sie die Dienste ebenjener Verbrechergruppen in Anspruch genommen hatten. Jetzt war einer von ihnen tot.
Seltsamerweise fühlte sich Junko in diesem Moment an ein Gespräch mit einem Inuzuka erinnert, welches sie vor Jahren an der Akademie geführt hatte.
„Wenn man denkt, man ist der Jäger, liegt man für gewöhnlich falsch. Man ist immer jemandes Beute.“ Seine Worte murmelte sie nun mehr für sich selbst als für ihre beiden Kollegen, während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Auch wenn man die voreiligen Schlüsse außer Acht ließ, so war davon auszugehen, dass die Dreiergruppe an diesem Ort etwas gesucht hatte – und sie wurde gejagt. Die unbekannte dritte Partei, die aus mindestens einem Hyoutonnutzer bestand, nahm entweder die Dreiergruppe aufs Korn, die wiederum Verbrecher jagte und gleichzeitig engagierte, oder die unbekannte dritte Partei machte sich den Zeitpunkt der Ankunft der drei zu nutze, was allerdings nicht erklären würde, warum sie dann anfing, die Sündenböcke zu töten. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe Junko sich aus ihrer nachdenklichen Haltung löste und wieder am Gespräch teilnahm, auch wenn sie damit anfing, als erstes Kimihiro eins reinzuwürgen.
„Er hat keinen Grund, uns anzulügen. Wenn er wüsste, wo die Gesuchten sind, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, mit uns zu reden. Er gewinnt auch nichts davon, uns mit falschen Informationen zu füttern. Er scheint aber chaotisch genug, um einige Fakten unbewusst zu verdrehen.“ Soviel zu „Wir müssen davon ausgehen, dass er uns anlügt“. Man konnte auch ganz ohne Empathie und Ausbildung im psychologischen Bereich herausfinden, ob ein Mensch log, indem man einfach den Kosten-Nutzen-Faktor einer Lüge in dieser Situation für besagte Person abwog.
„Wir haben immer noch zuwenig Informationen, um Theorien aufzustellen. Wir können nur vom schlimmsten Fall ausgehen, und der wäre eine vierte Partei, der hier auf Kreuzzug gegen das Verbrechen geht.“ Auch eine Möglichkeit, oder?
„Auch ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass die Dreiergruppe nach dem Mord an ihrem dritten Mitglied nunmehr dem Hyoutonnutzer folgt. Aber das ist alles Spekulation. Wir können erst sicher sein, wenn wir sie finden.“ Doch erstmal können vor lauter Lachen! Wie bitteschön fand man Leute in einem Sündenpfuhl von einer Stadt, die nicht gefunden werden wollten?
„Grundsätzlich können wir davon ausgehen, dass zumindest der Hyoutonnutzer von unserer Anwesenheit in dieser Stadt weiß, und er ist auch der einzige, von dem wir zumindest ansatzweise die Motivation erahnen können. Er oder sie hat alle Antworten, die wir brauchen. Wenn wir ihn oder sie irgendwie provozieren könnten, wären wir schon einen Schritt weiter. Aber wie überzeugen wir jemanden, der nicht gefunden werden will, davon, dass wir eine Gefahr oder einen Segen für ihn darstellen, sodass er mit uns in Kontakt tritt?“
 
Y

Yamanaka Yuuka

Guest
[FONT=Verdana, sans-serif]Junkos leiser Kommentar wurde lediglich mit einem kurzen Seitenblick gewürdigt. Das war eine dieser Aussagen, die, je nach Betrachtungswinkel, entweder hochintelligent oder einfach nur bescheuert waren. In diesem Fall tendierte Yuuka zur Mitte, aber was für eine Rolle spielt das eigentlich? Viel wichtiger waren die vorangegangenen und kommenden Worte, denn diese beschäftigten sich mit dem aktuellen Problem der drei Shinobi.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Yuuka schwieg lange und dachte nach. Ihre Augen blickten dabei zwischen die rauschenden Blätterkronen aber alles was sie sah waren Blut, Schwerter und Eis. Irgendwann begann sie zu nicken. „Er ist es, den wir brauchen. Allerdings hast du Recht, ihn herauszulocken wird sich als womöglich unlösbare Aufgabe herausstellen.“ Erneut fiel Yuuka für einige Sekunden in Schweigen, ihr Gehirn war am Arbeiten und sie konnte keine Ablenkung gebrauchen. „Er hat einen dieser drei Männer auf besondere Weise getötet. Dies bedeutet zwangsläufig, dass er seine Kunst, das Eis zu manipulieren, als etwas bemerkenswertes ansieht und sich vermutlich auch sehr viel darauf einbildet. Wenn man ein Zeichen setzen will ist man davon überzeugt, dass das Zeichen auch gesehen wird. Wir...“ Yuuka seufzte und schüttelte den Kopf. Sie hatte daran gedacht das Ego des Eiskünstlers anzugreifen aber das war schwer, wenn man nicht wusste mit wem man es zu tun hatte. Eine wunderschöne, riesige Eisskulptur hätte womöglich als eine Herausforderung dienen können, aber Yuuka wusste nicht ob Junko wirklich über das Hyouton verfügte, noch wie geübt sie darin war – sollte sie diese Fähigkeiten besitzen. Außerdem bestand dann noch die große Gefahr, dass die gesuchte Person schlichtweg zu professionell war um sich auf solche Spielereien einzulassen. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Nein, er ist zur Zeit noch unerreichbar.“ Damit blieb nur ein anderer Ansatzpunkt übrig. „Konzentrieren wir uns auf die beiden verschwundenen Männer.“ Sollten diese nun dem Eisnutzer folgen, wie Junko sagte, dann wäre diese ganze Sache hier erledigt und bedurfte keiner weiteren Untersuchung (vermutlich) – somit war dieser Ansatz sinnlos für weitere Ermittlungen weshalb Yuuka ihn einfach fallen ließ. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Die Frage ist also wie wir an diese beiden Männer herankommen. Wir müssen davon ausgehen, dass sie sich in großer Gefahr befinden und sich dieser auch bewusst sind; sie werden sich bedeckt halten, kein Risiko eingehen und vermutlich bald versuchen zu verschwinden.“ Kurze Pause. „Ich werde veranlassen, dass an den Toren der Stadt Wachen aufgestellt werden, die nach diesen Männern Ausschau halten.“ Doch das würde womöglich mit wenig Erfolg gekrönt werden, das wusste die Jounin. „Sie hatten in dieser Stadt Schutz gesucht. Was, wenn sie immer noch welchen suchen?“ Yuuka spielte das Szenario in Gedanken durch. „Wenn wir verbreiten, dass wir diesen beiden Männern Schutz gewähren können, so werden beide Parteien automatisch auf uns aufmerksam.“ Es war schwer zu erahnen ob die Gegner, mit denen man es hier zu tun hatte, zu solch drastischen Maßnahmen wie einem Angriff auf Shiro-Nin greifen würden. „Dadurch würden unsere Mörder in Zeitdruck geraten, vielleicht machen sie dann Fehler. Allerdings ist es auch ein großes Risiko, vielleicht erfahren diese beiden Kerle auch gar nichts davon.“ Das konnte der Fall sein, sollten sich diese zu sehr versteckt halten. Dies war so eine Sache die entweder total in die Hose ging oder wunderbar funktionierte. „Suchen wir vorerst die Verstecke auf, die auf der Karte markiert sind.“ So wurden die Shinobi vielleicht fündig und Yuuka hatte noch etwas mehr Zeit um über das Verbreiten der Nachricht nachzudenken.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Einige Stunden später[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ist ja gut.“, grummelte Masaru in seinen schmutzigen Bart hinein und drehte den Kopf zur kalten Backsteinmauer. Wer hätte gedacht, dass diese Sache so schwierig werden würde und so viel Ärger bot? „Nein, das ist es nicht.“[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Die Stimmung zwischen den Männern war angespannt und die schlechte Luft quälte die eh schon gereizten Gemüter noch weiter. So gut wie kein Plan war so verlaufen wie er sollte und die Männer wurden ungeduldig, allen voran Masaru. [/FONT]
„[FONT=Verdana, sans-serif]Macht euch wieder an die Arbeit, ich kümmere mich darum.“[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Am Abend[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Die drei Shinobi befanden sich inzwischen wieder in dem schlichten Hotel, in welchem Yuuka zuvor drei Zimmer gebucht hatte. Die letzten Stunden hatten sie damit verbracht verschiedene Verstecke und Lager der Tosei-Nin aufzusuchen und andere Ort unter die Lupe zu nehmen an denen sich die verbleibenden zwei Männer hätten verstecken können. Das Ergebnis war leider nicht wirklich sehenswert (sämtliche Verstecke waren leer und verlassen), weshalb die Stimmung der kleinen Gruppe nicht auf dem Höhepunkt war. Yuuka hatte beschlossen an dieser Stelle abzubrechen, schließlich war es bereits dunkel, und lieber noch ein leichtes Abendbrot zu sich zu nehmen und sich dann nachts auszuruhen. Zuvor hatte sie noch dafür gesorgt, dass die Stadtwache Bilder der gesuchten Personen erhielten und sich an den Toren positionierten, außerdem hatte sie sich letztendlich dazu durchgerungen die Kunde zu verbreiten, dass die Shinobi den beiden flüchtigen Männern Schutz gewähren würden. Sie hatte einfach nicht gesehen wie man sonst hätte effektiv weiter vorgehen können.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Aus diesem Grunde befanden sich nun alle drei wieder auf ihren Zimmern und Yuuka dachte über die weitere Mission nach. Die Informationen ergaben noch kein ausreichendes Bild und während mit Kimihiro alles gut lief, bestand mit der etwas kälteren Junko definitiv Gesprächsbedarf. Die logische Folge: Yuuka verließ ihr Zimmer und stand eine Minute später vor der Tür Junkos, hob die Hand und klopfte.[/FONT]
 
M

Mameha Junko

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Ob es reichen würde, einfach ein paar Verbrechern „Schutz“ anzubieten, war einfach mal zu bezweifeln. Je mehr Junko darüber nachdachte, desto mehr zweifelte sie am Erfolg dieser Unternehmung. Andererseits hatte sie momentan keine bessere Idee, die sie anführen konnte.
Das allerdings war es nicht, was die Kunoichi wach hielt. Sie wusste nicht genau, warum sie nicht einschlafen konnte – der Tag war ereignisreich genug gewesen, damit sie ausgelastet war, somit dürfte keine überschüssige Energie vorhanden sein.
Ihre Gedanken kreisten aber immer wieder um die eine, vereiste Leiche, weswegen sie die Ursache, warum sie nicht schlafen konnte, rasiermesserscharf genau dort suchte. Diese Sache ließ ihr ganz einfach keine Ruhe. Wie wahrscheinlich war es, dass ein Hyoutonnutzer ihr ausgerechnet auf einer Mission über den Weg lief, und das auch noch vermutlich als Gegner? Ein weiteres Mal zog sie in Erwägung, dass es sich bei dem Verbrecher um Yuto handeln könnte, auch wenn ein solches Verhalten ganz bestimmt nicht zu ihm passte. Aber konnte man wissen, was ihm die Obrigkeit aufgetragen hatte? Aber niemand wusste von seinem Eisbluterbe, das hatte er ihr zumindest gesagt. Selbst, wenn er hier wäre, was sie arg bezweifelte, hätte er niemals Eis benutzt, um ein Opfer zu töten, sondern eher konventionellere Methoden.
Aber was wenn doch …?
Bereits zum dritten Mal fing Junko an, die Seite dieses Buches zu lesen. Immer wieder hatte sie abgesetzt, um ihren Gedanken nachzuhängen und jedes Mal hatte sie den Faden verloren. Wenn man sie gefragt hätte, worum es in dem Buch ging, welches sie in ihr Gepäck gequetscht hatte, so hätte sie diese Frage nicht wirklich beantworten können.
Diese Unkonzentriertheit war durchaus alarmierend. Sie konnte weiter über diesen Hyoutonnutzer grübeln, aber sie musste dringend zu einem Ergebnis kommen, wenn sie noch in dieser Nacht schlafen wollte. Sie konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es sich bei dem Eisnutzer um Yuto handelte – ein Sora-Nin würde in dem ganzen Plot um die Morde in der Stadt sogar auf eine verquere Art und Weise Sinn machen, wenn man die Fakten nur lange genug verdrehte. Es konnte aber auch eine vollkommen unbekannte Person sein, die einfach nur ein Zeichen setzen wollte. Warum setzte man ausgerechnet mit seinem Bluterbe ein Zeichen? Das war persönlich. Wie konnte ein Mord so persönlich werden?
Wer zur Hölle war der Hyoutonnutzer?
Ein Klopfen schreckte die Kunoichi hoch, während sie sich augenblicklich aufsetzte und ihr Buch beiseite legte. Es war schon spät und sie hatte sich bereits gewaschen und fürs Bett fertig gemacht, und war sich nebenbei nicht ganz sicher, wer jetzt noch auf die Idee kommen könnte, sie zu stören. Irgendein Gast im Nebenzimmer, der sich am Licht, welches durch die Türritze zu sehen war, störte? Der Besitzer der Gaststätte, der zu lautes Umblättern als Lärmbelästigung empfand? Yuuka mit unangenehmen Fragen? Kimihiro mit einer Wasserbombe und Rachegedanken?
„Herein.“
Klingelingeling, Jackpot, es war Yuuka.
Irgendwie hatte Junko das Gefühl, dass dieses Gespräch dauern konnte, weswegen sie ihre Bettdecke über die Schultern zog und die Jounin mit einem Hauch von Interesse ansah. Die Frau war so dermaßen abgebrüht und direkt, die würde sich bestimmt gleich auf einem Stuhl niederlassen und gleich zur Sache kommen. Vielleicht gab es ja auch einen Rüffel für die Behandlung von Kimihiro, vielleicht war die ach so perfekte Jounin auch einfach nur da, um Fehler in dieser Mission aufzuzählen. Na. Super.
 
Y

Yamanaka Yuuka

Guest
[FONT=Verdana, sans-serif]Yuuka trat mit sanftem, leicht zurückhaltenden Schritt in das Zimmer der Chuunin ein, warf einen kurzen Blick auf die Bettdecke, dann auf das Buch. Zumindest hatte sie das Mädchen nicht geweckt. Auch Yuuka selbst hatte ihre Weste und sonstige Utensilien längst abgelegt und trug nur noch einfache, schlichte Kleider und ihre Haare waren frisch zu einem straffen Zopf geschnürt worden. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Während sie lächelnd nickte bewegte sie sich auf einen freundlich aussehenden Sessel zu. Dabei überlegte sie, wie sie dieses Gespräch anfangen wollte. Es gab da mehrere Punkte, die man ansprechen konnte. Erstens, Junkos Problem mit Yuuka. Dies war zwar nur sehr unterschwellig und durch kleine Bemerkungen zu merken (Yuuka wusste nicht ob das höfliche Zurückhaltung aufgrund der Rangverteilung war oder etwas anderes) gewesen, es war der Jounin jedoch nicht entgangen. Der zweite Punkt war Junkos frostiges Verhalten. Ja, Yuuka war nicht arg viel besser und selbst ziemlich verschwiegen und unnahbar und ja, sie wusste auch nicht wie sich die Chuunin normalerweise verhielt, wurde aber den Gedanken nicht los, dass ihr akutes Verhalten etwas mit der Bewältigung von Hiroshis Tod zu tun hatte. Weiter ging es zum Vater des Mädchens – was wusste sie über ihn? Darüber könnte man dann zum letzten aller Punkte kommen, nämlich der Frage ob Junko in der Lage war Eis zu manipulieren.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Dies alles waren wichtige und interessante Punkte, allerdings wollte Yuuka Junko keinen Schlaf rauben oder sie weiter gegen sich aufbringen. Für die Mission war wohl nur der dritte und vielleicht vierte Punkt wirklich relevant, aber Yuuka war hier gerade nicht in ihrer Rolle als Teamleiterin und das sollte auch klargestellt werden, fand sie.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ich bin für die nächsten Minuten nicht deine Teamleiterin – wirf mich also raus, wenn es dir danach beliebt.“ Yuuka hatte nicht vor Junko zu irgend etwas zu zwingen, auch wenn diese sich vielleicht so fühlen würde. Leere Floskeln, Arbeit und Privates konnte man nicht trennen und Yuuka war und würde Junkos Teamleiterin bleiben, egal was sie sagte – solche Gedanken konnten der Chuunin kommen, Yuuka jedoch meinte es ernst. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Harmonie war der Jounin wichtig, auch wenn es nicht so aussah. Professionelle Zusammenarbeit wurde immer besser, wenn sich die einzelnen Teammitglieder gut miteinander verstanden und genau das war eigentlich Yuukas Ziel. Das Problem war, dass Junko vermutlich alles, egal was und egal wie es gesagt wurde, in den falschen Hals bekam. Yuuka fragte was sie für ein Problem mit ihr hatte? Das weiß sie nicht? Gott, ist die bescheuert – und verweichlicht noch dazu, wenn ihr das etwas ausmacht. Aber wenn man es nicht klar zur Sprache brachte konnte man auch nichts daran ändern, richtig?
„Deine Akten sprechen für dich, in beinahe jeder Hinsicht. Allerdings wirkst du … abwesend, außerdem scheinst du ein kleines Problem mit mir zu haben.“ Logische Schlussfolgerung: Sie war mit dem Kopf woanders, nahm ihre Umgebung nicht vollkommen war – etwas beschäftigte sie. Auch diese Abwesenheit Junkos war nur sehr schwer wahrzunehmen und begründete sich zum Teil schlichtweg auf einem Bauchgefühl Yuukas, welches, wo wir gerade dabei sind, meistens gar nicht so falsch war. Instinkt stellte sich im Laufe der Zeit ein und Yuuka hatte bereits mit vielen Menschen Kontakt gehabt – mit den meisten davon unfreiwillig, aber gelernt hatte sie dennoch daraus.
[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Ich würde gerne wissen, warum.“ Direkt? Ja, definitiv. Yuuka ging nicht auf Junko ein? Diese Begründung wäre in genau dieser Situation etwas paradox. Was Yuuka nun aber beinahe mehr interessierte als die Antwort auf diese Frage selbst war, ob Junko ausweichen würde oder ob sie erkannte, dass dies relativ wenig Sinn hatte. Eine Aussprache konnte besonders im Beginn einer sozialen Beziehung zu seiner enormen Verbesserung dieser führen. Wo Verständnis war, war meistens auch Sympathie und wo Sympathie war, da war eine gemeinsame Kraft. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Hohe Ziele für so ein kleines Gespräch, nicht? [/FONT]
 

Misumi Kimihiro

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Grübelnd saß Kimihiro auf einem leicht gepolsterten Stuhl über dem für seinen Geschmack etwas zu kleinen Schreibtisch. Ein jungfräulich weißes Blatt Papier lag vor ihm, erhellt durch das schummrige Licht einer nicht mehr allzu neuen Lampe. Tintenfässchen und Pinsel standen ebenso bereit, und für die richtige musikalische Untermalung sorgte das Zwitschern einer kleinen, schwarz weißen Nachtigall. Durch ein leicht geöffnetes Fenster strömte zudem kühle Frischluft in das vorher stickige Zimmer herein.
Trotz all dieser Annehmlichkeiten fand Kimihiro jedoch nicht die Konzentration, die er brauchte. Eigentlich hatte der Künstler geplant, wie stets die wenige Freizeit, die er hatte, einfach nur zu vertrödeln, zu schlafen und vielleicht etwas zu lesen. Der Tatendrang, der sich jedoch über den Tag hinweg in ihm angesammelt hat, ließ Entspannung allerdings nicht zu, weshalb der Künstler sich eigentlich der Erfindung einer neuen Technik oder dem Malen eines Bildes widmen wollte. Doch immer, wenn er das erste Wort eines Satzes oder den ersten Strich einer Zeichnung zu Papier bringen wollte, entglitt ihm der Gedanke und wurde durch das Bild einer erfrorenen Leiche ersetzt, welche in frostigem, weißblauem Licht schimmerte.
Kimihiro seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. *So wird das nichts. Diese verfluchte Mission. Den ganzen Tag laufen wir herum, befragen Leute, geben unser Bestes, und am Ende stehen wir doch mit fast nichts da. Sicher, wir wissen, dass die örtlichen Kriminellen irgendwelche Fremden aufgenommen haben, aber weiter? Bah, ich wünschte, das ganze würde schneller gehen.* Seit der Ankunft in seinem Zimmer verspürte der sonst recht ruhige und geduldige Künstler bereits das Gefühl, das Dreierteam könnte schon viel weiter sein – zumindest theoretisch. Und genau das ärgerte Kimihiro. *Wäre die Polizei hier sorgfältiger, wäre der Bürgermeister verlässlicher, und wären wir besser… dann müssten die Leute hier nicht schon wieder eine Nacht schlaflos in ihren Betten liegen.*
Mit einem weiteren Seufzen griff Kimihiro nach seinem Pinsel und ließ seiner Hand ziemlich freien Lauf. Erst nach einigen Strichen realisierte er hierbei, dass er spontan zwar eine Person in derselben Pose wie das Hyouton-Opfer zeichnete, diese aber die falsche Frisur aufwies. Unzufrieden erkannte er, wen er da in schwarz-weißes Eis geschlossen hatte. *Junko…? Ach zum Teufel.* Rasch legte er den Pinsel beiseite, zerknüllte das Bild mit beiden Händen, und warf es einen Tick zu stürmisch Richtung Papierkorb. Das Knäuel tanzte über den Rand und landete auf dem Fußboden des Zimmers. Grummelnd stand der Künstler auf, nahm das Bild wieder an sich, und warf es endgültig in den Müll. Zurück an seinem Platz grübelte er darüber nach, warum sich gerade das Mädchen in seinen Kopf geschlichen hatte. *Immer kalt, immer ernst, immer seltsam… und sie ist wohl nicht umsonst Chuunin. Das Treffen an der Brücke scheint sie nicht sonderlich gekratzt zu haben, und in der Lagerhalle hatte sie einfach so verschwinden können, obwohl dort schnell die Hölle los war. Trotzdem… ach, wie auch immer.* Missmutig riss Kimihiro ein weiteres Blatt aus seinem Zeichenblock und legte es vor sich.
Als sich die Muse nach einer Weile seiner noch immer nicht erbarmt hatte, glitt sein Blick weg vom Papier erst hin zu seinem Vogel, und dann zum Fenster. Gelangweilt, den Kopf nur mit der Kraft eines Armes oben gehalten, schaute er hinaus. Schließlich befreite er seine Flöte aus dem Armband an seinem Handgelenk und spielte ein paar Takte, ohne dabei Junko oder das Hyoutonopfer vergessen zu können.
 
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Mameha Junko

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Moment mal, Yuuka kam in diesen Raum, um direkt nachzufragen, warum Junko sie nicht mochte?
Erstens, au contraire, Madame. Es war nicht so, dass Junko sich Mühe gab, die Yamanaka nicht zu mögen. Sie beschwerte sich innerlich gerne über ihre Teamleiter, aber das bezog sich auf *alle* Teamleiter über ihr, wie ihr alter Sensei nur zu genau wusste. Dass die eiskalte und überaus kompetente Jounin daran Anstoß nahm und daher nachfragte, konnte nur bedeuten, dass ihr das irgendwie naheging.
„Prinzipiell kommen Sie also in mein Zimmer und fragen mich, warum ich sie nicht liebe und den Fußboden unter ihren Füßen vergöttere?“, fragte die Chuunin mit ruhiger Stimme, zweifelndem Blick und gewölbten Augenbrauen. Um der Wahrheit genüge zu tun zweifelte sie momentan ein wenig daran, dass die Jounin nur aus diesem Grund in ihr Zimmer gestiefelt war. Es handelte sich immerhin um eine Yamanaka, die sich bekanntlich mit Psychologie auskannte. Wenn sie jemanden einschätzen wollte, dann tat sie es, und wenn sie auf jemanden sympathisch wirken wollte, dann wusste sie, wie sie das tat. Wenn sie sich nicht die Mühe machte, sympathisch aufzutreten und sich dann wunderte, dass man ihr nicht mit Ehrfurcht und Bewunderung begegnete, dann war das entweder eine sehr ungebildete Yamanaka oder sie war von Natur aus dumm. Da beides aufgrund des vorherigen Verhaltens nicht unbedingt als wahrscheinlich betrachtet werden konnte, ging Junko davon aus, dass Yuuka gerade irgendeinen Punkt beweisen wollte und sie in eine verbale Falle lockte, oder auf irgend etwas hinauswollte. Nun, wie konnte man dagegen kontern? Junko entschied sich, dass sie nach all den kleinen Angriffen auf ihren Stolz durch die Jounin an diesem Tag nicht noch mehr hinnehmen musste, war aber gleichzeitig unwillens, sich wirklich auf eine weitere Ebene in diesem Gespräch einzulassen. Sie war müde und verwirrt, und sie wollte sich nicht auf irgendwelche Spielchen einlassen. Wie machte sie das der Yamanaka am besten begreiflich? Am besten, indem sie deren Worte für bare Münze nahm und einfach, ohne irgendwelche Vorbehalte antwortete. Sie tat das zwar in einer souveränen Art und Weise, als würde sie einfach nur irgendwelche auswendig gelernten herunterleiern.
„Ich habe nichts gegen Sie, aber ich kann Ihnen derzeit auch nicht wirklich viel abgewinnen.“ So und nicht anders war das. Was erwartete Yuuka denn noch? Dass man mit ihr ein paar Worte wechselte, wobei die Worte in diesem Raum wirklich persönlicher Natur waren, und sie dann gleich vergötterte und anbetete, obwohl sie sich wie die Axt im Walde verhielt? Sie erweckte den Eindruck, dass ihr die Gefühle (wenn auch nicht die Meinungen) ihrer Kollegen egal waren … und jetzt wunderte sie sich, dass sie die Früchte ihres Verhaltens trug? Selbst Junko war sich der Tatsache bewusst, dass sie sich mit ihren Verhalten keine Freunde machte und verlangte auch gar keine Sympathie. Sie verlangte nur, dass man ihre Anweisungen befolgte und ihr als kompetente Teamleiterin vertraute. Somit verlangte sie auf zwischenmenschlicher Ebene so gut wie gar nichts und war jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn Menschen anfingen, sich trotz ihres Verhaltens für sie zu interessieren. Wieso hatte die viel ältere und erfahrenere Yuuka diese Erkenntnis noch nicht gehabt?
Schade übrigens, dass sie Kimihiros kleine Eindrücke und Zeichnungen nicht mitbekam. Sie hätte eine Menge dazu zu sagen gehabt, was diese Eiszeichnung angeht, und noch mehr hätte sie zum Abstreiten gehabt. Aber nach den heutigen Spannungen war es nicht weiter verwunderlich, dass der Misumi seine werte Teamkollegin mit negativen Emotionen verband und diese vielleicht sogar ein wenig fürchtete.
 
Y

Yamanaka Yuuka

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[FONT=Verdana, sans-serif]Als allererstes fiel Yuuka auf, dass sich Junko lediglich dem zweiten Teil ihrer Frage widmete. Auf die Aussage zur Abwesenheit der Chuunin ging diese nicht mit einem Wort ein – war sie etwa geistig nicht bei der Sache gewesen? Zugegeben, man konnte die direkte Frage auch nur auf den zweiten Teil Yuukas Worte beziehen, allerdings stufte sie Junko nicht als dumm ein, im Gegenteil. Das wiederum bedeutete, dass Junko sich selbst nicht klar darüber war, dass sie abwesend war, dieses in Wirklichkeit gar nicht stimmte oder sie es einfach gekonnt ignorierte. Stattdessen durfte sich Yuuka über eine überspitzte Wiederholung freuen, wie erfrischend. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Yuuka war leider kein Mensch, der es anderen Recht machen wollte. Wenn jemand nicht mit ihr klar kam, dann war das in Ordnung – sofern Antipathie auf ihrer Persönlichkeit beruhte und nicht auf anderen Faktoren. So oft sorgte ein Missverständnis oder etwas ähnliches, beispielsweise eine einzige, fehlinterpretierte Aussage für Feindschaften, dabei konnte man das meiste davon sehr schnell bereinigen. Yuukas Hoffnungen waren also einige klare Worte, doch Junkos Antwort zeigte, dass es so etwas wohl nicht zu geben schien. Schade. Also ein klassischer Fall von „Die? Kann ich nicht riechen.“ Damit konnten beide Parteien leben, sofern sie ein Grundmaß an Professionalität besaßen, dennoch war es immer besser den Grund zu erfahren. Sofern Junkos Abneigung also nicht auf einer einzigen Handlung Yuukas beruhte konnte man das nicht ändern, das war aber auch kein sonderlich großes Problem. Dies war eher die Vorspeise gewesen, die Einleitung zu den wichtigen Themen und wie die Chuunin schon richtig erkannt hatte, fackelte die Jounin bei solchen Sachen nicht lange herum.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Fein.“ Merkwürdige Antwort, oder? Also hatte Junko Recht, das war wirklich nicht das Einzige gewesen über das Yuuka mit ihr sprechen wollte. Wie leitete man das Thema Vater möglichst subtil ein? Richtig, man fragte einfach danach – super, oder?
„Wie du dir bereits denkst, war das nicht der einzige Grund für mein spätes Erscheinen. Ich habe eine Frage an dich: Was weißt du über deinen Vater?“ Ernste Stimmlage, wie immer. Ein aufmerksames Gesicht untermalte die für Junko mit Sicherheit überraschende Frage, welche einfach nur zeigen sollte was Junko wusste oder besser gesagt, was sie davon Preis geben würde. Yuuka hatte sich vorgenommen ihr Wissen mit Junko zu teilen, das stand ihr irgendwie zu. Diese Reaktionen würden dann richtig interessant werden, denn bei dem Gedanken, dass der eigene Vater mordend durch die Straßen zog, da blieb nicht einmal Mameha Junko ruhig.
[/FONT]
 
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Mameha Junko

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Es war vollkommen richtig, dass Junko nicht wirklich wahrnahm, dass sie nicht so recht bei der Sache sah und daher auch die Aussage der Jounin als Floskel hingenommen hatte. Das war auch der Grund, warum sie keinen weiteren Gedanken daran verschwendet hatte, wie die Jounin schon so richtig vermutete.
Die Antwort der Jounin auf ihre Aussage war kurz, knapp und unpräzise, und ebenso unverbindlich. Vielleicht war sie sogar ein wenig eingeschnappt, woraufhin die Chuunin einfach mal vermutete, dass die Yamanaka ein wenig eitel war, was ihre eigene Person anging. Soso, selbstbewusst und gleichzeitig so empathisch wie ein chinesischer Dampfpanzer, was? Nun gut, zumindest war sie dahingehend einzuschätzen.
Die nächste Frage traf Junko tatsächlich ziemlich unerwartet. Ihr Vater? Seltsame Frage, an ihren Vater hatte sie schon seit Jahre nicht mehr gedacht. War das so eine Psychologen-Therapie-Frage? Kam Yuuka vielleicht auf den Vater, weil sie in der Chuunin irgendeinen psychischen Defekt sah und das einfach mal auf das Verschwinden ihres Vaters schob? War ja eigentlich ziemlich logisch, wenn sie so darüber nachdachte. Ödipus-Komplex, Vaterrolle weg, schlechte Entwicklung, bla. Irgendso eine Nummer wurde das sicherlich.
Junko war ein wenig angefressen, dass sie auf diese Weise „kaputt“ angesehen wurde, aber irgendwie hatte die Jounin wohl das Bedürfnis, dahingehend zu helfen, und in diesem Moment erkannte sie, dass es wohl besser wäre, der Yamanaka diesen Gefallen zu tun und ihr die Freude zu gönnen.
„Sehr wenig.“, sagte sie daher ein wenig erschöpft und sagte dabei sogar die Wahrheit. Sie war vollkommen arglos, was Yuukas wahre Absichten anging, soviel sollte der Jounin bewusst werden, während Junko weiter nach irgendwelchen Fakten und Informationen suchte, die sie ihr geben konnte, damit sie auch ihre „Therapiesitzung“ möglichst schnell abschließen konnte.
„Er war einfach irgendwann weg. Tut mir Leid, ich erinnere mich nicht an besonders viel.“ Nur halbwahr, sie hatte ein paar Erinnerungsfetzen, aber das ging Yuuka nun wirklich nichts an. War sie dann fertig? Mal sehen, worauf die Frau eigentlich hinauswollte.
 
Y

Yamanaka Yuuka

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[FONT=Verdana, sans-serif]Eine Therapiesitzung? Nette Vorstellung, wenn sie die Yamanaka so sah. Es war in ihrem Clan etwa das Gleiche wie mit einem Psychologiestudium. Man lernte einige Grundlagen, wenn man aber wirklich therapieren wollte benötigte man eine extra Ausbildung, die klinische Hilfe eines Psychologiestudenten war in etwa so hilfreich wie ein schwarzes Kleid mit Rüschen beim Zähneputzen. Junko sollte es der Jounin also verzeihen, dass diese nicht mit einer Therapiesitzung aufwartete. Sie besah sich keine Komplexe und Entwicklungsstörungen, wollte Junko nicht über Nacht zu einem gesunden Menschen machen. Sie wollte einen Kerl fangen, der hier lustig Leute schockgefror. Dass eine vage Spur zu Junkos Vater geführt hatte war ein Zufall. Kein schöner, aber einfach nur ein Zufall. Sollte sich dieser jedoch als nützlich erweisen, so würde diese ganze Situation erst richtig kompliziert werden. Für Kimihiro, für Yuuka und allen voran für Junko. Yuuka wollte sich deren mögliches Dilemma nicht einmal vorstellen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Stattdessen lächelte die Jounin innerlich ein wenig über die Worte Junkos, die wirklich noch nichts böses vermutete. Dies ließ allerdings darauf schließen, dass sie wirklich nichts wusste – wie sollte sie schließlich wissen worauf Yuuka hinaus wollte, wenn... die Geschichte müsste klar sein, oder? Deshalb würde wohl in wenigen Augenblicken der Hammer auf die zierliche Gestalt der Chuunin herunterfahren. Informationen waren oft das stärkste Mittel zur Paralyse; die Jounin war zum Einen wirklich auf die Reaktion des Mädchens gespannt, zum Anderen aber war sie sich gar nicht mehr so sicher ob diese Infos die Ohren Junkos erreichen sollten. Sie ihr vorzuenthalten wäre aber auf Dauer definitiv schädlicher; das Mädchen hatte ein Recht auf die Wahrheit. Also begann Yuuka zu erzählen und Junko würde wohl gelinde überrascht sein, dass eine wildfremde Frau aus dem Clan der Yamanaka mehr über Junkos Vater wusste als diese es selbst tat.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Mameha Kaito verschwand vor elf Jahren spurlos bei einer Mission in der Nähe Amegakures. Laut Bericht wurde er eines Abends von seinem Team vermisst, seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.“ Wichtig zu erwähnen war, dass Yuuka diese Informationen auf sachlicher Ebene vorgetragen hatte. Dennoch war es sehr leicht zwischen den Zeilen zu lesen, wo geschrieben stand, dass Junkos Vater womöglich zur anderen Fraktion übergelaufen war. Leider geschah so etwas sehr viel häufiger als man dachte, jedes einzelne Mal ein Dorn der Yuukas Auge zerstach. Das Wichtige kam jedoch erst noch, für Junko gab es also keinerlei Schonfrist. „Er beherrschte Hyouton.“[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Yuuka glaubte der Chuunin, dass sie davon nichts wusste (ob sie es aber vielleicht vermutete?), weshalb sich die Frau subtil zurücklehnte und sich darauf einstellte zu warten. [/FONT]
 
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Mameha Junko

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Ach, DAHER wehte der Wind. Die erste Reaktion der Kunoichi bestand in einem leeren, überraschten Blick und Schweigen, aber letztendlich: Was erzählte ihr Yuuka da, was sie noch nicht wusste?
Zugegebenermaßen hatte sie, wie bereit gesagt, seit Jahren nicht mehr an ihren Vater gedacht. Es war keine Sache von „aus den Augen, aus dem Sinn“, es war eher auf die Tatsache zurückzuführen, dass es nicht notwendig war. Außerdem hatte sie sich schon längst damit abgefunden, dass ihre elterliche Bezugsperson als verschollen galt, während das zweite Elternteil nicht wirklich als Bezugsperson bezeichnet werden konnte. Also begnügte sie sich mit einer Erinnerung an das Vertrauen, welches sie ihrem Vater entgegengebracht hatte und kümmerte sich um ihr Leben, welches in der Tat schwierig genug war. Pubertät, Konflikte, man kannte es ja. Und jetzt sprach sie die Yamanaka auf dieses Thema an und erinnerte sie an einen Fakt, den sie verdrängt hatte.
Irgendwoher musste ihre Fähigkeit, Eis zu manipulieren, ja kommen. Da die Familie ihrer Mutter nicht dafür verantwortlich war, musste es vom Vater kommen. Irgendwie hatte es sie gewusst, wenn auch unterbewusst, womit es eher eine Ahnung war. Wenn die Familie mütterlicherseits das Eisbluterbe trug, hätte Ishimaru Junichiro schon längst damit angegeben und es offen eingesetzt. Ihr Cousin war ohne Zweifel ein Idiot, aber sie hatte nicht so viele davon, also musste sie das, was sie hatte, respektieren – selbst wenn sie der zu respektierenden Person bereits in die Nüsslein getreten hatte.
Doch zurück zu der unangenehmen Situation: Yuuka sprach sie auf ihren Vater an. Das bedeutete nicht nur, dass sie sich vor der Mission darum gekümmert hatte und intensiv den Hintergrund ihrer Teamkollegen recherchiert. Soso, also hatte sie jetzt Gewissheit: Der Vater beherrschte Hyouton. Zweite Erkenntnis: Yuuka hatte sie sehr genau überprüft. Dritte Erkenntnis: Sie hielt den Vater für verantwortlich, warum auch immer.
Selbst, wenn Junko die Tatsache in Betracht zog, dass es einen Vater gab, der ebenfalls das Hyouton beherrschte, so musste sie doch feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er Jahre nach seinem Verschwinden erstmal wieder auftauchte, und dann gleich bei irgendwelchen Morden und dann natürlich ausgerechnet, wenn sein einziges Töchterchen sich auf der Mission befand, ihn zu stoppen. Die Wahrscheinlichkeit tendierte gegen Null. Mal ganz davon abgesehen hatte sie einen Eindruck von ihrem Vater, und sie glaubte nicht, dass es sich bei ihm um diesen rachedürstigen Mörder handelte.
„Faszinierend.“, kommentierte sie trocken und fuhr augenscheinlich ungerührt fort. „Er gilt als verschollen. Unwahrscheinlich, dass dieser Mann hier auftaucht, aber nicht unmöglich.“ Jaja, man konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, aber ganz ehrlich: Sie glaubte nicht daran. Wirklich nicht. Und die Information über das Hyouton ignorierte sie genauso, wie Yuuka offenbar Taktgefühl ignorierte. Kalt ließ Junko das nicht, auch wenn sie arg bemüht war, sich nichts anmerken zu lassen. Trotzdem sagte sie jetzt bereits voraus, dass sie zu aufgewühlt sein würde, um später vernünftig zu schlafen - zuviele Kindheitserinnerungen, zuviele Zweifel, zuviel Ärger, zuviel Unsicherheit.
 
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Yamanaka Yuuka

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[FONT=Verdana, sans-serif]Yuuka rechnete zurück, als Junko fünf war verließ sie ihr Vater. Ob sie daran noch Erinnerungen hatte? Mit Sicherheit, sie war alt genug gewesen. Diese Rechnerei hatte ihren Ursprung in der Reaktion der Chuunin, welche Yuuka ein wenig überrascht hatte. So ruhig, so unberührt, so gefasst. Entweder erzählte die Jounin hier nur bereits bekannte Fakten oder Junko war innerlich schon so verkümmert, dass es ihr egal war. Selbst wenn man kein gutes Verhältnis zu einem Familienmitglied, das dann auch noch verschwand, unterhielt, so hatte man eine Bindung zu dieser Person. Zumindest eine Reaktion hatte man zu erwarten, besonders von einem Mädchen von sechzehn Jahren. Da Yuuka das Mädchen vor ihr nicht für gefühllos hielt (die Unterdrückung von Emotionen und das Verstecken hinter einen harten Schale waren etwas vollkommen anderes), setzte sie einfach auf gute Fassung und Schauspielkunst, gemischt mit einer Vorahnung. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ob es Junko wirklich egal war, das würde sich erst zeigen wenn Yuuka den Raum bereits verlassen hatte – würde das Mädchen einfach so einschlafen können ohne dass herum wirbelnde Gedanken sie wachhalten würden?[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ja, es ist wirklich unwahrscheinlich. Trotzdem war ich der Meinung, du solltest das wissen.“ Dieses Wissen gehörte Junko sogar in einer gewissen Weise. Dass das Mädchen sagte, es wäre wohl unmöglich, dass ihr Vater hier auftauchte, war verständlich. Vermutlich wollte sie sich einfach nicht mit ihrem Vater beschäftigen, ihn zu vergessen hatte schließlich super geklappt. Yuuka hingegen wusste wie selten manche Kekkei Genkais waren und ohne eine Ausbildung zum Shinobi war es beinahe unmöglich ein so großes Können auf dem Gebiet des Hyoutons zu erwerben. Dadurch beschränkte sich die Auswahl für die möglichen Täter auf Mitglieder der feindlichen Fraktion und Shinobi, die ihr Land verraten hatten. Einer davon auf den die Kriterien zutreffen konnten war Junkos Vater. Er war ein mögliches Gesicht ihres Feindes und Yuuka musste in Betracht ziehen, dass sie mit diesem womöglich konfrontiert werden würden, was die Mission ungemein verkomplizieren würde. Nur aufgrund der Tatsache, dass ein solches Treffen sehr unwahrscheinlich war, hatte die Yamanaka nicht länger darüber nachgedacht, Junko von der Mission auszuschließen. Sie könnte eine Gefahr darstellen.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Nach diesen Worten hatte sich Yuuka bereits wieder erhoben und ihre Hand ruhte auf der Klinke, als sie stehen blieb und sich zu dem Mädchen umdrehte. „Wie sieht es mit dir und dem Eis aus?“, fragte sie und strich mit ihren Fingern über das kalte Metall.[/FONT]
 
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Mameha Junko

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Es gab gewisse Fehler, die eine Person machen konnte. Yamanaka Yuuka wiederum beging den größte Dummheit, die sie mit Junko überhaupt begehen konnte und sprach sie nicht nur auf ihr Hyouton an, sie sprach sie auch noch auf das Eisbluterbe an, als wäre es eher eine Angelegenheit, die man nebenbei erledigte.
Eigentlich hätte Yuuka wissen müssen, dass genau diese Aktion hier etwaige Spannungen, die zwischen diesen beiden bestand, durch ihr Verhalten hundertfach verstärkt wurden. Erstens verhielt sie sich angesichts einer delikaten Angelegenheit, die immerhin ein geschätztes Familienmitglied Junkos betraf, außerordentlich kalt und grob. Die richtige Handlungsweise wäre nunmehr gewesen, klarzustellen, dass man etwaige Bedenken verstehe und lediglich die Möglichkeit in Betracht ziehen solle, obwohl man es nicht hoffe. Aber nein, stattdessen demonstrierte Yuuka mit Tonlage, Aussage und Körpersprache, dass sie fest damit rechnete Mameha Kaito hier zu treffen, was wiederum von Junko, wie jeder halbwegs gebildete Psychologe wusste, nur dazu veranlassen konnte, sich unterbewusst angegriffen zu fühlen, als sei sie für die bloße Existenz Mameha Kaitos verantwortlich. Kein Wunder also, dass erst einmal nicht ganz so positive Gefühle hochkochten.
Der zweite Fehler auf Yuukas Seite war mindestens ebenso schwerwiegend. Dass sie die Chuunin auf das Hyouton-Bluterbe in den ureigensten Venen ansprach, war grundsätzlich nicht verkehrt, aber die Jounin tat dies in einer Weise, als sei dies vollkommen nebensächlich und nur ein drittrangiger Gedanke, den man ja mal eben verfolgen konnte, wo man ohnehin gerade Langeweile hatte. Eigentlich hätte sie doch ahnen müssen, dass allein die Tatsache, dass nichts von so einem Bluterbe bekannt war, daher ein empfindliches Thema sein musste.
Überlegen wir doch mal: Warum sollte ein Mensch seine Fähigkeiten, insbesondere ein Kekkai Genkai, verbergen?
Möglichkeit 1. Der Träger des Bluterbes verstand seine Fähigkeiten nicht. In diesem Falle war er verwirrt und zweifelte an seinem Verstand. Möglicherweise hatte er sogar Angst vor seinen Fähigkeiten und verbarg sie daher.
Mögilchkeit 2. (In Junkos Fall zutreffend) Dies beinhaltete auch Angst vor dem Bluterbe, allerdings wurden die Fähigkeiten eher aus einer Mischung aus taktischen Gründen, zweitens aus Angst vor einem Stigma oder Ausnutzung verborgen.
Möglichkeit 3. Es gab kein Bluterbe und die entsprechende Person, der man dieses Kekkai Genkai durch Erbangelegenheiten zuschreibt, war ziemlich angegriffen, weil sie den Erwartungen der Natur nicht entsprach.
In jedem Fall nahm die entsprechende Person die Geheimhaltung (oder Nichtgeheimhaltung) dieser Angelegenheit unglaublich ernst, weswegen es einfach mal ein Fehler war, die Angelegenheit „wie nebenher“ zu behandeln.
Vorher waren nur geringfügige Spannungen zwischen Junko und Yuuka von Seite der ersteren. Jetzt kam sich die Chuunin von der Jounin geringschätzig behandelt vor, weswegen sie sie nicht leiden konnte. Sehr einfach, oder? Kein Wunder, dass sie jetzt zu beißendem Zynismus griff.
„Soll ich Ihnen ein paar Eiswürfel machen?“ Dies war die gereizte Reaktion einer Person, die sich allein durch die Frage angegriffen fühlte, was für Yuuka möglicherweise anders interpretiert wurde – eventuell besaß Junko gar kein Bluterbe? Es war ein Gedanke, welche der Yamanaka angesichts der Reaktion der Kunoichi durchaus kommen konnte.
„Verlassen Sie bitte mein Zimmer. Ich würde gerne schlafen.“ Noch Fragen?

Keine Fragen. Die Jounin wirkte vollkommen ausdruckslos, als sie im neutralen Ton eine gute Nacht wünschte und die Tür hinter sich schloss. Junko ihrerseits nahm an, dass die Yamanaka ein wenig in ihrer Ehre beleidigt war, dass die Chuunin ihr nicht so ohne weiteres ihr Herz öffnete und sich bei ihr ausweinte. Die Annahme allein war schon ein wenig anmaßend, wie Junko fand, fand sie doch das Verhalten der Jounin viel zu geradeaus und mangelhaft einfühlsam, als dass hier eine wirkliche Vertrauensbasis geschaffen werden konnte. Ansprüche von Seiten der älteren Frau waren da schlichtweg zuviel verlangt.
Doch genug von Yamanaka Yuuka. Langsam ließ sich Junko auf ihr Kopfkissen sinken und ließ das Gespräch noch einmal Revue passieren, während ihr Buch – längst vergessen – gedankenlos zugeklappt und auf den Nachttisch gelegt wurde.
Ihr Vater war also möglicherweise hier, an diesem Ort. Während sie versuchte, aus den Mustern der Raufasertapete irgendwelche Figuren auszumachen, sickerte die Information letztendlich durch. Es war schon wahr, sie hatte lange nicht mehr an ihren Vater gedacht – aber die Jahre, die sie im Gespräch mit Yuuka noch angedacht hatte, schienen nunmehr übertrieben. Es fühlte sich so an, als wären es Jahre gewesen, das stimmte schon … aber es gab dennoch diese einsamen Momente, in denen sie von ihrem Buch aufschaute und sich fragte, was der eigene Vater wohl gerade tat und ob er überhaupt noch am Leben war. Viele Erinnerungen hatte sie nicht an ihn, auch das stimmte, aber ebenjene, welche sie hatte, waren kostbar und warmherzig. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihn als Kind bewundert und ihm nachgeeifert hatte. Ihr rationaler Verstand sagte ihr, dass Kinder stets nach einem Vorbild suchten und dass die emotionale Reaktion auf Verlust eben mit ihrer zu vergleichen sein musste, aber was nützte das?
Einmal drehte sie sich herum. Warum beschäftigte sie diese Sache so sehr? Falls dieser Mann tatsächlich hier war, dann war er ein Feind wie jeder andere und musste ausgeschaltet werden.
Abermals wälzte sie unruhig herum. Merkwürdig, dieses Gefühl in der Bauchgegend, welches so langsam in Mark und Bein kroch. Dieses Gefühl erinnerte sie latent an Übelkeit, nur kratzender, aufdringlicher und schneidend. Das war doch lächerlich. Mameha Kaito konnte nicht hier sein. Die Wahrscheinlichkeit dafür war, wie sie bereits sehr richtig festgestellt hatte, verschwindend gering, selbst wenn es nicht allzu viele Hyoutonnutzer auf der Vermisstenliste gab.
Diese Unruhe und das Herumwälzen nahm kein Ende. Auch wenn sich ihre Augen bleiern anfühlten, so hatte sie das dumpfe Gefühl, dass sie jetzt keinen Schlaf finden würde. Mit einer schwungvollen Bewegung schlug sie daher die Decke beiseite und fing an, sich anzukleiden. Wenn sie schon nicht schlafen konnte, dann lag es daran, dass sie unausgelastet war. Ein wenig in der kalten Nachtluft herumzuspazieren würde sie schon anständig ermüden, und dann konnte sie ausgeschlafen weiter dieser merkwürdigen Mission nachgehen.
Kurze Zeit später verließ die Kunoichi über ihr Fenster das Zimmer, um ein wenig durch die Straßen zu spazieren und vielleicht ein paar Antworten zu finden.
 

Misumi Kimihiro

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Alles war von einer schillernden, weißen Kruste überzogen. Der Tisch, das Bett und auch alle anderen Möbelstücke lagen wie unter einem hauchdünnen Schleier verborgen, und am Fenster erblühten die Knospen glitzernder Eisblumen. Ein eisiger Wind wehte viel zu stark und dem kleinen Zimmer und jagte einen Schauer nach dem anderen über den Rücken des Künstlers, doch Kimihiro und sein Vogel führten ihre zauberhafte Melodie ununterbrochen fort. Die Töne, die verspielt aus Flöte und Schnabel erklangen, erfüllten den gesamten Raum und mochten sogar noch bis nach draußen zu hören zu sein. Während Tier und Herr derart gemeinsam musizierten, spürte Kimihiro abwesend, wie sich ein stechender Schmerz zuerst seiner Füße, und dann seiner Beine bemächtigte. Die Augen bis jetzt geschlossen, riss Kimihiro sie schlagartig auf, nur um erschrocken festzustellen, dass stahlblaues Eis seinen Körper emporwuchs. Die Erkenntnis ließ ihn in seinem Spiel innehalten, gleichzeitig verstummte auch sein Vogel, und die Musik erstarb.
Und mit ihr die Illusion.
Zurück in seinem unberührten Zimmer verstaute Kimihiro seine Flöte wieder in seinem Armband und rieb sich von plötzlicher Müdigkeit ergriffen die Augen. *In den Bann geschlagen vom eigenen Trugbild… und sowas schimpft sich Ninja.* Direkt von seinen Augen glitten Kimihiros Hände nach oben, um ihm die Haare zu raufen. „Bah, der Tag heute war einfach viel zu… zu…!“, quengelte der Künstler dabei, nur um direkt im Anschluss schlaff die Arme hängen zu lassen. Kraftlos mühte sich Kimihiro von seinem Stuhl auf, doch kaum hatte sich sein Hintern von der Sitzfläche des schlecht gepolsterten Stuhls gelöst, da gaben seine Beine bereits unter ihm nach. Kraftlos plumpste Kimihiro quer auf sein Bett, wobei er sich fast den Kopf an der Wand stieß, an der das Möbelstück stand. So „zur Ruhe gebettet“ erklang bereits einige Sekunden später ein leises Schnarchen, das sich bereits innerhalb der nächsten Minuten zu einem ausgewachsenen Gesäge fortentwickelte.

Einige Zeit später…
Es war schon weit nach Einbruch der Nacht, als sich das leise Knacken des Schließmechanismus des Fensters unter das laute Schnarchen des Künstlers schlich. Kimihiro, erneut in einer saphirblauen Welt aus Schnee und Eis gefangen, bemerkte davon selbst dann nichts, als sich zu dem Geräusch ein im schummrigen Licht des Mondes monströs wirkender Schatten über ihn legte, der ein paar Augenblicke später durch das gewaltsam von außen geöffnete Fenster glitt. Kaum hörbare Atemzüge standen in Sachen Lautstärke in keiner Konkurrenz zu dem lauten Gekeuche des Misumi, über dessen Kopf die schwarze Gestalt nun aufragte. Ihre Kleider raschelten etwas, als sie ein blitzendes Messer zückte und in Richtung des Schläfers ausstreckte.
Doch noch ehe das Metall der Waffe und das Fleisch der Kehle des Künstlers eine wenig erfreuliche Bekanntschaft miteinander machen konnten, zuckte die Gestalt urplötzlich zusammen und hielt in der Bewegung inne. Nervös lauschte sie einer Stimme, die nur sie hören konnte, bevor sie letztlich die Hand wieder zurückzog, zum Fenster zurückkehrte und aus dem Zimmer floh.
In dem Moment, in dem der erste Schatten verschwunden war, durchzuckte ein anderer das bläuliche Dunkel des Pensionszimmers. Mit einem wütenden „Kwäh!“ stürzte sich sein Besitzer auf das Gesicht des schlummernden Jungen, schlug nervös mit seinen kleinen Flügelchen und malträtierte das schutzlose Haupt des Künstlers mit Schnabel und Klauen. Ein letztes Keuchen dröhnte dem Piepmatz entgegen, bevor sich Kimihiro aufgeschreckt aufsetzte und wild mit den Händen um sich tastete, um den Lichtschalter der klapprigen Nachttischlampe zu finden. Als deren schmutzig gelbes Licht das Zimmer erfüllte, sah sich der Künstler verwundert dem Vogel gegenüber, mit dem er an jenem Abend zusammen musiziert hatte.
*Hmm… offenbar hab‘ ich vergessen, das Jutsu aufzulösen, bevor ich ins Bett bin. Aber was will der Kleine?*
Neugierig beobachtete Kimihiro sein eigenes Geschöpf dabei, wie es fiepend an ihm zerrte, bevor es zum gekippten Fenster flatterte und wild mit dem Schnabel dagegen klopfte. Sofort verfinsterte sich Kimihiros Miene. „Du willst raus? Und deswegen musstest du mich mitten in der Nacht wecken? Mataku*…“ Schlaff streckte Kimihiro die Hand nach dem Fensteröffner aus, schlug den Rahmen zur Seite, und ließ das Tier nach draußen. Sofort erhob sich der Vogel in die Luft. Kimihiro sah im eine Weile nach, fragte sich, warum das Tier so aufgeschreckt war, und bemerkte dann, dass etwas mit dem Fenster nicht ganz zu stimmen schien. Irgendwie… hing es etwas durch. Bei näherem Betrachten konnte man erkennen, dass das Scharnier etwas beschädigt war. Testweise schwenkte Kimihiro das Fenster hin und her, nur um zu bemerken, dass es tatsächlich kaputt war – anders als am Abend, als Kimihiro es das erste Mal geöffnet hatte.
Mit einem schweren Kloß im Hals und einer dunklen Vorahnung konzentrierte sich Kimihiro auf seinen Vogel und nahm so Kontakt zu ihm auf. Was er dabei durch die Augen seiner Kreation sah, gefiel ihm ganz und gar nicht: Es war eine in Schatten gehüllte Gestalt, die von Dach zu Dach sprang.
„Shinobi..!“
Eilig hastete Kimihiro aus seinem Zimmer auf den spärlich erleuchteten Gang, wo er sofort damit begann, erst wild gegen die Zimmertüre der eisigen Chuunin ein paar Meter weiter, und dann gegen die der Teamleiterin zu klopfen.
„Yamanaka-san! Yamanaka-san! Aufwachen! AUFWACHEN!
Während der Misumi darauf wartete, dass die beiden Damen sich zu ihm gesellten, wechselte Kimihiro noch einmal zu seinem Vogel. Dabei wurde ihm erst klar, mit welcher Geschwindigkeit die seltsame Person vorwärts bewegte: Wenn sich die Kunoichi allzu viel Zeit ließen, wären der Ninja und Kimihiros Vogel bald außerhalb der Reichweite seiner Kunst, und damit vorerst spurlos verschwunden…

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Mataku = Oh Mann.../Wie lästig...
 
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Yamanaka Yuuka

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[FONT=Verdana, sans-serif]Die kurze Begegnung mit Junko war bereits seit einigen Stunden Geschichte, Yuuka war längst in ihr Bett gefallen und in tiefem Schlaf versunken. Vom Ausflug der Chuunin ahnte die junge Frau wenig bis gar nichts, wenngleich sie es, den Umständen entsprechend, positiv aufgefasst hätte, schließlich würde das bedeuten, dass Junko sich wenigstens ein Mindestmaß an Gedanken machte – sie war kein kaltherziges Miststück. Nicht immer.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]In der Traumwelt, die an diesem Abend geschaffen worden war, befand sich ausnahmsweise nur sehr wenig. Sie war schlicht, beinahe trostlos und erfüllte nichts weiter als ihren Zweck. Yuuka lächelte schnippte eine Münze empor. Mit lautem Krachen fiel sie zurück auf den Tisch. *Wenn man es ein einziges Mal gemerkt hat...* Sie rückte den Stuhl zurück, es krachte erneut. Stimmen drangen durch den Fußboden hinauf in das kleine Zimmer. Es vergingen die Sekunden, erst beim dritten Klopfen fuhr Yuuka aus ihren Decken und Kissen empor und blinzelte durch das geschwärzte Zimmer. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Sie erkannte die drängende Stimme, sie gehörte Kimihiro und besaß eine gewisse Dringlichkeit. Was wohl so wichtig war, dass er nicht bis morgens warten konnte? Gerade Kimihiro war ein Mensch, der sich nur dann aus dem kuschelig warmen Bett quälte, wenn es einen triftigen Grund dafür gab, dessen war sich Yuuka sicher. Also zögerte sie auch nicht lange, schwang ihre Beine aus dem Bett und öffnete eine Sekunde später die Tür. Eine Gruppe Shinobi büßte wirklich wahnsinnig an Wirkung ein, wenn sich alle im Schlafanzug befanden. Echt jetzt.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Ja?“, fragte die Jounin direkt. Mitten in der Nacht hatte niemand Zeit oder Lust für Smalltalk. Entweder es gab Fakten oder Schlaf. Oder beides. „Was ist so wichtig, dass du uns mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt?“ War da eine leichte Spur Verärgerung zu hören? Nein, wohl eher ein letztes Zeichen des gerade erst abgefallenen Schlafs, denn Yuuka war weder verärgert noch vorwurfsvoll, sie wartete ab und hoffte insgeheim, dass sie Kimihiro nicht um diese Uhrzeit noch zurechtzuweisen hatte. Es interessierte Yuuka wirklich nicht wie groß das Monster unter seinem Bett war.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Doch der Gesichtsausdruck des Jungen ließ eigentlich nur einen Schluss zu: Packt eure sieben Sachen zusammen, meine Damen.
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Mameha Junko

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Wie war Junko eigentlich in diese nach ihrer Empfindung prekäre Situation geraten? Was hatte sie verbrochen, um in dieser Nacht mit solchen Konflikten geplant zu sein? Die Stunden verstrichen für sie wie im Flug, während sie nicht nur über die aktuelle Problematik ihrer Mission, sondern über diesen ganzen Scherbenhaufen, der derzeit ihr Leben darstellte, nachdachte und in Gedanken versunken durch die Straßen spazierte, ohne Ziel, einfach nur grübelnd und verloren in den eigenen Problemen.
Hatte es eigentlich irgendeine Möglichkeit gegeben, ihrer aktuellen wirklich elenden Situation auszuweichen? Nun ja, sie hätte durchaus ein wenig freundlicher zu ihren Mitmenschen sein können, aber auf der anderen Seite hätte sie vermutlich dann nicht die Position inne, die sie heute hatte. Aber wenn sie zurückdachte, an ihre erste Geninprüfung und die kurz darauffolgende Chuuninprüfung, dann hatte sie sich doch verändert. Damals war sie aufdringlich, rechthaberisch und autoritär gewesen, das erkannte sie heute. Eigentlich hatte sie sich stets wie eine Plage für ihre Kollegen verhalten, und dennoch hatte sie es immer geschafft, erfolgreich den Eindruck zu vermitteln, sie sei eine kompetente Führungskraft. Sie erfuhr zwar Kritik, aber wer das Kreuzfeuer der Kritik in einer Führungsposition nicht ertragen konnte, gehörte da schlichtweg nicht hin. Die Methode war bewährt, und alles, was sie sich von dem damaligen Mädchen erhalten wollte, war das Ziel, immer auf ihre Mitmenschen achtzugeben, die Verluste minimal zu halten. Es war in Beruf utopisch, zu verlangen, niemals ein Teammitglied oder gar einen Freund zu verlieren, aber danach zu streben war nicht verkehrt. Sie entschloss sich dazu, sich mehr auf diesen Aspekt zu konzentrieren und ihre Taktiken gemäß den Schwächen ihres Teams anzupassen – etwas anderes hatte sie nie gemacht, wenn sie es recht bedachte. Das war der Grund, warum der manchmal gedankenlose und ungestüme Hiroshi so oft mit ihr aneinandergeraten war, und warum sie auch heute noch seine Methoden nicht wirklich respektieren konnte. Sein Tod war notwendig gewesen, beschloss sie trotzig. Was hätte sie tun können? Ihn laufen lassen, vor Itoes und Kayros’ Augen? In ihrer Eigenschaft als Teamleiterin war ihr das nicht möglich gewesen, nicht bei dem Stuss, den er von sich gegeben hatte. Hätte sie ihn nach Hause überführt, wäre er den Anbu-Einheiten übergeben worden, was ihm zweifellos ein viel schmerzhafteres Ende bereitet hätte. Nein, selbst in der Grausamkeit hatte sie hier Gnade gezeigt, während der Suna-Nin sich auch noch angemaßt hatte, ihr Schuldgefühle einzureden.
Er ahnte wahrscheinlich nicht, wie erfolgreich er war.
Trotz aller Rationalisierung konnte sie sich der Schuldgefühle immer noch nicht erwähnen, auch wenn sie nüchtern betrachtet wusste, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte. Sie zwang sich, wieder auf die Anfangsfrage zurückzukommen, und diese hieß „Wie ist das passiert?“. Man konnte ihr durchaus ankreiden, dass sie die subtilen Zeichen wie Hiroshis Schweigsamkeit nicht erkannt hatte. Sie würde daher einfach im weiteren Verlauf ihres Lebens genauer auf ihre Kameraden achten. Aber machte das sie nicht fürchterlich paranoid? Die Waage zwischen Vorsicht und Paranoia zu halten würde zweifellos eine schwierige Herausforderung werden.
Sie entschied sich dagegen, die Yuto-Problematik genauer anzudenken, da sie einfach recht schnell zu dem Schluss kam, dass das Herz einfach wesentlich blöder war als der Kopf. Aber das war ja bekanntlich nichts Neues. Es störte sie nur ein wenig, dass sie sich den Rotschopf in diesem Moment im tiefsten Grunde ihres Herzens herbeiwünschte. Die ganze Zeit hatte sie einen Kloß im Hals und musste sich (aufgrund der Kälte, bestimmt!) ständig irgendwelche Tränchenansätze aus den Augen wischen, während sie selbst wie auf Eiern ging. Gerne hätte sie ihre Gedanken mit ihm geteilt und sich, so mädchenhaft das auch klang, einfach mal an seiner Schulter ausgeweint. Aber jetzt weiter darauf einzugehen, dass sich der Iwamoto in Soragakure befand, hätte den Gedankengang nur unnötig in die Länge gezogen.
Sie zweifelte immer noch daran, dass ihr Vater überhaupt am Leben war (auch wenn sie es ihm von Herzen wünschte), und selbst wenn er es war, dann war daran zu zweifeln, dass er sich ausgerechnet hier und heute mit diesen Verbrechen die Hände schmutzig machte. Ihr Gedanke galt dem unwahrscheinlichen Fall, dass dieser Fall doch eingetreten war. Was dann? Wie konnte es dazu kommen? Genau genommen war lediglich Junkos Entscheidung, Shinobi zu werden, an dieser (möglichen) Konfrontation Schuld. Aber konnte sie sich vorstellen, irgend eine andere Entscheidung getroffen zu haben? Irgendwo in einem Kabuff sitzen und Bücher sortieren? Hätte ihr das genügt?
Nein. Niemals. Sie mochte ihren Beruf, auch wenn er gerade grausam zu ihr war. Und wenn es tatsächlich zu dem unwahrscheinlichen Fall kommen würde, dass sie hier und an diesem Ort ihrem Vater auf dem Feld des Kampfes begegnete, konnte sie dann gegen ihn antreten? Ja, das konnte sie, so etwas konnte sie immer. Aber auf die Frage, ob sie ihm tatsächlich und wahrhaftig ernsthaften Schaden oder gar den Tod bringen konnte, gab ihre Gefühlswelt eine glasklare Antwort.
Sie konnte es nicht.
Sie würde damit irgendwie leben müssen. Irgendwie würde sie es schaffen, dies an diesem miesmuscheligen Trampel von einer Teamleiter vorbei zu bringen, vorausgesetzt, der schlimmste der schlimmen Fälle trat ein. Warum fühlte sie sich nur so elend bei dem Gedanken?
Kurz stützte sie sich an einer Mauer ab, als müsste sie einen Moment ausruhen, ehe sie den Blick hob und die Bleibe und natürlich ihr offenes Fenster gar nicht weit entfernt von ihr erblickte. Sie konnte nicht wissen, dass Kimihiro just in diesem Augenblick dem sicheren Tod via blutigem Lächeln entging, sie sah nur plötzlich eine Gestalt aus dem Zimmer, welches sie als Zimmer ihres Kollegen identifizierte, steigen. Sie war bereits unterwegs, um die Verfolgung aufzunehmen, als der Künstler an ihre Zimmertür hämmerte und verfluchte sich bereits, weder ihre Bein-, noch ihre Hintertasche angelegt hatte, geschweige denn, dass sie ihren Fächer eingesteckt hatte. Warum auch, sie wollte nur einen ordinären Spaziergang machen! Kurz spielte sie damit, einen Schattendoppelgänger zu erschaffen, entschied sich aber dagegen, da der Künstler ganz offensichtlich noch gesund und am Leben war, während sie selbst das Gefühl hatte, gegen einen Assassinen, der in irgendwelche Fenster einstieg, und vor allem so ganz unbewaffnet jedes Fitzelchen Chakra zu benötigen, welches sie im Körper hatte.
Falls sie auch nur ansatzweise in Reichweite des Einbrechers kam, würde sie versuchen, diesen mit Windnadeln oder Wassergeschossen zu bearbeiten und aufzuhalten. Verwünschte geringe Reichweite des Sirupfeldes, nebenbei, doch sollte sich die Gelegenheit eröffnen, wäre ein Festsetzen der unbekannten Gestalt mit genau diesen Mitteln sinnvoll.
 

Misumi Kimihiro

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Es dauerte lange, für den Geschmack des recht verunsicherten Künstlers viel zu lange, bis sich die erste der beiden Türen öffnete und Yuuka auf dem Gang der Pension erschien. Ohne den leichten Hauch Verärgerung in ihrer Stimme zu bemerken fiel Kimihiro ihr überstürzt beinahe ins Wort: „FensterNinjaDraußen!“ Erst als die Stichworte wild durcheinander bereits ausgespuckt waren, bemerkte der Genin, dass sie für sich genommen nicht sonderlich viel Sinn ergaben. Nun, das kam davon, wenn man sich vorher nicht allzu viele Gedanken darüber machte, was man sagte, sondern lieber mit einem Auge durch seine eigene Schöpfung einem Flüchtling hinterher sah. Ziemlich durch den Wind schüttelte Kimihiro den Kopf, löste die Verbindung und versuchte, möglichst rasch ein paar vernünftige Sätze in seinem Hirn zusammenzubrauen. Am Ende seiner Bemühungen ergab sich folgendes: „Mein Vogel hat mich geweckt, wollte raus, aber dort war ein Schatten, der von Dach zu Dach gesprungen ist. Er verfolgt ihn gerade. Es muss ein Ninja sein… er hat mein Fenster aufgemacht. Ich weiß nicht, was er wollte, aber… vielleicht weiß er etwas! Über unsere Mission meine ich.“
Rasch schaute Kimihiro den Gang hinunter, doch von Junko fehlte noch immer jede Spur. Dass gerade die Vorzeigekunoichi so einen festen Schlaf hatte verwunderte Kimihiro, doch im Moment blieb einfach keine Zeit, das Dornröschen wach zu küssen.
*Moment… Junko, Langschläfer, fremder Shinobi…?!*
Noch während sich seine Augen bei dieser Erkenntnis weiteten blickte er erneut Yuuka an. „Junko! Vielleicht war er auch bei ihr! Wir… nein, ihr müsst schnell nachsehen! Na los, keine Zeit!“ Hetzte da tatsächlich der Schüler die Lehrerin? Nun, ja, und an sich war das auch nicht die Art des Künstlers, doch im Moment war einfach alles irgendwie viel zu verwirrend. Im einen Moment schlief man noch den Schlaf der Gerechten, und im anderen fuhrwerkte auch schon ein Federball im eigenen Gesicht der herum, der einem indirekt von einem unerkannten Stalker berichtete, der gern anderer Leute Fenster aufbrach. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, glänzte die Musterschülerin zusätzlich noch durch Abwesenheit.
Eigentlich hätte Kimihiro sich am liebsten selbst gezwickt, um aus diesem seltsamen Traum aufzuwachen, doch das wäre wohl viel zu klischeehaft gewesen. Dementsprechend blieb er dabei, seine Sensei ein wenig wie das weiße Kaninchen mit der Taschenuhr verschreckt und hektisch zur Eile anzutreiben, und darauf zu hoffen, durch ein paar harsche Befehle wieder Ordnung in seinen noch etwas verschlafenen Kopf bekommen zu können.
 
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Yamanaka Yuuka

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[FONT=Verdana, sans-serif]Den Ernst der Lage erraten zu können, das war wahrlich kein Kunststück gewesen. Yuuka hatte mit irgend einer brisanten Neuigkeit gerechnet, ansonsten hätte dieses mitternächtliche Stelldichein keinerlei Sinn und Zweck gehabt. Aus diesem Grund machten die ersten drei Worte – oder doch eher ein Wort? - durchaus Sinn. Während Kimihiro eine ausführlichere Erklärung ablieferte war Yuuka bereits wieder in ihrem Zimmer verschwunden. Schuhe, Mantel, Gürtel. Beintasche und Mantel für Kimihiro, Beintasche und Mantel für Junko. Wenn sie dem Jungen Glauben schenkte, was sie tat, dann herrschte Grund zur Eile. Deshalb wurden nur die nötigsten Utensilien eingepackt um bei einer möglichen Konfrontation nicht unvorbereitet dazustehen. Diese Sachen zusammenzusuchen ging schnell, weshalb sie bereits wieder vor dem Genin stand, als dieser mit seinen Ausführungen endete und ihm einen der schwarzen Mäntel in die Hand drückte und ihm den kleinen Beutel mit den Standartwerkzeugen eines Shinobi vor die Brust warf. Sie wollte nicht warten bis die beiden Genin die ihrigen Dinge zusammengesucht hatten, weshalb sie für einen kurzen Moment verärgert war, dass sich Junko noch nicht vor den Zimmertüren eingefunden hatte. Sogar im Nachbarszimmer vernahm Yuuka gedämpfte Stimmen; andere Bewohner des Hotels waren geweckt worden. Tragisch.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Dieser Ärger hielt jedoch nicht sehr lange und wich Besorgnis. Für Yuuka gab es nur zwei Gründe, nachts in ein Zimmer einzusteigen. Beide hatten etwas mit Spaß zu tun, doch nur bei einem der beiden konnte man danach Bericht erstatten. Die Jounin konnte sich keinen Reim darauf machen, was vorgefallen war – mit einer Ausnahme: Kimihiro war nicht das Ziel gewesen, sondern nur das falsche Zimmer. Das würde allerdings bedeuten... eine rasche Handbewegung und Junkos Tür flog auf – Mantel und Beintasche auf ihr leeres Bett. Yuukas Befürchtungen hatten sich bewahrheitet: Das Mädchen war verschwunden. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Auch wenn Yuuka meist als kaltherzig angesehen wurde, musste festgehalten werden, dass sie es hasste, wenn Leute unter ihrem Kommando Verletzungen davon trugen oder sogar starben. Sie selbst wusste wie sich Verlust anfühlte, weshalb sie anderen Menschen dieses Gefühl ersparen wollte, wenn sie es konnte – und dafür verantwortlich war. Es bestand keinerlei Zweifel daran, dass sie die Chuunin wieder zurück in dieses Bett schleifen würde. Sie zog ihren Gürtel fest, warf keinen Blick auf die wenigen, kleinen Schriftrollen, die daran baumelten und fixierte den schwarzen Mantel. Sie schob das Fenster auf und sah hinaus in die kühle Nachtluft. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Schick deine Tiere los, keine Fehler. Richtung? Halte nach Junko Ausschau.“ Ein Fingerzeig genügte Yuuka und sie stürzte sich aus dem Fenster. Für einen kurzen Moment genoss sie das Gefühl des freien Falls, die eisige Luft, die ihr durch die Lungen fuhr und ihr Haar herumwirbeln ließ. Sie betrachtete den näher rasenden Boden, keinerlei Regung zierte ihr Gesicht. Von einem nahe gelegenen Baum splitterte etwas Rinde ab, als sich Yuuka daran zu schaffen machte. [/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Kimihiro war die Person, die sämtliche Richtungsänderungen angeben musste, weshalb Yuuka von ihm abhängig war und nicht das Tempo einschlagen konnte, das sie alleine gewählt hätte. Sie drehte dem Jungen daraus jedoch keinen Strick. Er war für diese Mission zugeteilt worden, sich jetzt über seine Fähigkeiten aufzuregen wäre nicht nur nicht hilfreich sondern auch grenzenlos undankbar. Yuuka würde mit dem leben müssen was sie hatte – und Kimihiro musste sich beeilen.[/FONT]

[FONT=Verdana, sans-serif]Währenddessen hechtete die verschwommene Gestalt von Dach zu Dach und Junko würde schon bald bemerken, dass sie Schwierigkeiten haben würde, über längere Zeit die Verfolgung aufzunehmen. Diese Person war schnell und bewegte sich mit einer nicht zu leugnenden Grazie über die wackligen Dachziegel und Regenrinnen fort. Dann, plötzlich, war die Gestalt zwischen zwei Häusern verschwunden, nur um einige Augenblicke später wieder aufzutauchen und auf ebenem Boden ihren Weg fortzusetzen. Sie rannte durch kleinere Gassen, mied größere Straßen und passierte schon bald die letzte Häuserreihe vor einem etwas größeren Park. Vereinzelte Bäume zierten das Gelände, kleine Bäche durchzogen den Rasen wie Furchen einen Acker und mündeten in einem mittelgroßen See zur Rechten, der am Ufer einige Seerosen vorzuzeigen hatte.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Trotz der Dunkelheit sorgte der Mond dafür, dass die Bäume dieses Parks unzählige Schatten warfen, die sich von der Umgebung deutlich abhoben. Einige Enten quakten verschlafen am Ufer des Sees. Winzige Wellen störten die perfekte Ruhe des Wassers. Der Schatten verschwand in einem der Schatten... und tauchte nicht wieder daraus auf. Stattdessen vermehrten sich die Wellen zu Junkos Rechten. Der See bewegte sich, es herrschte Unruhe. Enten quakten lauter, kleine Vögel erhoben sich aus den Bäumen und stoben in die Nachtluft hinfort. Dann brach die Oberfläche des Sees, sie explodierte förmlich. Innerhalb von Sekundenbruchteilen bildeten sich zwei gigantische Säulen aus tosendem Wasser, bildeten Formen, Zähne, einen Kopf, noch einen. Keine Sekunde später stürzten sich die beiden monströs lärmenden Wasserdrachen auf das Ufer zu, auf Junko. Die Mäuler weit aufgerissen, das umher sprühende Wasser erfüllte den gesamten Park und gab den panischen Enten endgültig den Rest. Zwischen den gewaltigen Drachen entblößte sich eine angespannte Gestalt in einem dunklen Kapuzenmantel. Durch das tosende Wasser wirbelten einige weiße Haarsträhnen durch die Luft, ein geweitetes Auge blitzte auf. Die Wassermassen kollabierten, die Gestalt war verschwunden.[/FONT]
 
M

Mameha Junko

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Verfolgungsjagden zu so später Stunde waren nichts, was man auf nüchternem Magen oder absolut ermüdet tun sollte. So gesehen war Junko für das Adrenalin, welches nunmehr durch ihre Venen pumpte und ihr gerade gestattete, das Müdigkeitsgefühl zu ignorieren.
Sie musste zugeben, dass die Person, der sie momentan mit Höchstgeschwindigkeit hinterhersprintete, wusste, was sie tat. Immer wieder verschwand der Kapuzenmantel in den Schatten, immer wieder schien er fast schon Haken zu schlagen. Auch merkte die Chuunin, dass ihr eigener Körper trotz Aufregung bereits jetzt am liebsten die Verfolgung aufgegeben hätte. Der Atem ging schneller, die Muskeln schmerzten, verkrampften sich allerdings nicht und blieben geschmeidig. Auch wäre sie ein- oder zweimal fast ausgerutscht, so geschickt führte sie ihr Ziel an der Nase herum, aber dennoch biss die Kunoichi die Zähne zusammen und brachte jede Quäntchen ihres eisernen Willens auf, um die Gestalt nicht aus den Augen zu lassen.
Die Hartnäckigkeit, mit der sie ihr Ziel verfolgte, mochte vielleicht seltsam anmuten, aber man musste sich vor Augen halten, was sie vor wenigen Minuten bereits beschlossen hatte – ihre Teamkollegen standen unter ihrem Schutz. Und dieser Mensch – vermutlich ein schlanker Mann oder eine kräftige Frau, wenn sie die Konturen und die Gestalt unter dem Kapuzenmantel richtig interpretierte – hatte es gewagt, das Zimmer ihres Kollegen zu betreten. Sie hegte keinen Zweifel daran, dass dieser Unbekannte Kimihiro hatte Schaden zufügen wollen. Warum ihm das nicht gelungen war, konnte nur an dem leichten Schlaf des Künstlers oder an einer pünktlichen Intervention der Jounin liegen, fest stand: Er war schon einmal gescheitert. Das wiederum führte zu dem Schluss, dass er der Gruppe im Allgemeinen schaden wollte, was in dieser Stadt nicht weiter verwunderlich war, bedachte man die hohe Kriminalitätsrate. Allerdings war ein solcher Anschlag viel zu präzise, um unter die gewöhnliche Kriminalität zu fallen, was wiederum darauf hinwies, dass diese Person einen persönlichen Grund hatte, die Shinobi hier zu attackieren.
Das wiederum bedeutete, dass es durchaus im Bereich des Möglichen war, dass es sich bei dieser Person um das Ziel und den Auftrag der Shiro-Shinobi handelte. Die Möglichkeit bestand immerhin, auch wenn die Fehlerquote in dieser These nicht unbedingt als geringfügig angesehen werden konnte.
Das allein wäre schon genug zu wesen, um gedankenverloren und wie nebenbei das Haarband aus dem Haar zu ziehen und an einem strategisch günstigem Platz – mitten auf der Straße kurz vor dem Park – fallen zu lassen. Es gab für alle Pläne eine Fehlerquote, und für den Fall, dass sie gefangen genommen oder gar getötet wurde, würde man sie (oder ihre Leiche) auf diese Weise leichter finden können. Das Haarband war hell, wie ihr Haar selbst, und hob sich gut sichtbar auf der dunklen Straße ab. Falls diese Hetzjagd noch weiter gehen würde, konnte sie auch noch von ihrem Pullover Stücke abreißen und diese wie Brotkrumen verteilen, damit Kimihiro Hänsel und Yuuka Gretel es leichter mit der Nachvollziehung der Geschehnisse hatten.
Im Park tanzten die Schatten im Mondlicht, während die Blätter der Bäume und Büsche raschelten. Schlimmer noch an der ganzen Geschichte erschien Junko, dass sie mit einem Mal die Gestalt aus den Augen verloren hatte, und sah sich fast schon hektisch um. Mit etwas Pech kamen gleich Kunai geflogen.
Dachte sie. Mit Kunai hatten sie gerechnet, aber keinesfalls mit diesen beiden Wasserdrachen, die sich da gerade formten. Zugegeben, für die Dauer eines verlangsamten Herzschlages war die Chuunin einfach nur von dem Anblick dieser beiden gewaltigen Wassergebilde eingefangen. Nicht nur ein Wasserdrache, der mit Leichtigkeit einen Shinobi vom Kaliber Hiroshi hinweggespült hatte, sondern auch zwei. Wenn sie von diesen beiden Wasserdrachen getroffen wurde und unglücklich, konnte es durchaus sein, dass dies ihr letzter Anblick sein würde. Sie bereitete sich bereits auf Gegenmaßnahmen vor. Sie konnte versuchen, auszuweichen, sich auf den Aufschlag und auf Abrollen vorbereiten, ein Daitoppa dagegen werfen, um die Wucht abzumildern oder die Wassermassen einfach einfrieren.
Auch erhaschte sie einen kurzen Blick auf die umtoste Kapuzengestalt. Weiße Haarsträhnen … sie hatte bereits Yuto in Verdacht gehabt, an den Morden hier Schuld zu sein, und weißes Haar würde auf Daisuke hinweisen. Aber mit aufkeimender Panik – sie wusste nicht, woher diese plötzlich kam – kam ihr in den Sinn, dass die Haare des Kampfzwerges zum einen nicht sonderlich lang, eher kurzgeschnitten, zum zweiten war er nicht der Kapuzenmanteltyp, drittens war er Taijutsuka, nicht etwa Anwender von Wasserdrachen. Ernsthaft, zwei Stück davon, das war doch Overkill.
Sie hatte sich bereits dazu entschieden, mit entschlossener Miene den Wassermassen entgegen aller Hoffnung ein Daitoppa entgegenzuschicken und fing auch gerade an, die Fingerzeichen zu formen, da fielen diese furchterregenden Wassermassen in sich zusammen, während sich der Suitonnutzer erschreckt und fluchtartig zurückzog.
Ehrlich gesagt war Junko einen Augenblick lang ziemlich baff. Diese Handlungsweise war … nicht logisch.
Sie überdachte es noch mal. Einen Angriff, insbesondere einen solchen Angriff, so plötzlich und offenbar grundlos abzubrechen war einfach nicht logisch. Der Sinn erschloss sich ihr einfach nicht. Es machte nur Sinn, wenn der Angreifer aus irgendwelchen persönlichen Gründen sich dazu entschlossen hatte, sie, Mameha Junko, doch nicht anzugreifen. Dies konnte folgende Gründe haben.

  • Er hatte sich spontan in sie verliebt.
  • Er kannte sie und hatte sie in der Dunkelheit erst jetzt richtig erkannt.

Das weiße Haar schloss Yuto, einen ihr bekannten feindlichen Suitonnutzer aus. Weißes Haar konnte auf Familie oder eine alte Person hinweisen. Allein bei diesem Gedanken lief ihr bereits ein Schauer über den Rücken.
Konnte es sein …? Nein. Vielleicht. Nein! Konnte sie sicher sein?
Vorsichtig, fast schon zaghaft betrat sie das Wasser, wobei sie fast schon unterbewusst ihr Chakra konzentrierte, um nicht zu versinken. Ein sachter und langsamer Schritt nach dem anderen wurde gemacht, während sie – bang, wie ihr war – versuchte, in der Dunkelheit noch irgendeine Spur, irgendeinen Schatten zu erspähen, der auf eine Person hinweisen könnte.
Alles passte zusammen. Eisbluterbe, Morde, die Art und Weise, das Haar, der Abbruch … sie wusste, dass die Wahrscheinlichkeit immer noch gering war. Was ihr gerade Angst machte, war die schiere Möglichkeit, dass es diese Person sein konnte. Sollte sie jetzt was ganz Dummes machen?
„Papa?“ Ihre Stimme klang zaghaft, fast verletzlich, und im nächsten Augenblick schalt sie sich schon für ihre Dummheit. Ihr Vater war aller Wahrscheinlichkeit nach tot, und jetzt in irgendwelchen Tricks und Illusionen des Gegners ihren Vater zu suchen, konnte nur an ihrem instabilen Zustand liegen. Kein Wunder, Yamanaka Yuuka hatte sie vor wenigen Stunden erst auf das Thema angesprochen und diese unliebsamen Erinnerungen hochgeholt. Es war einfach nicht verwunderlich, dass sie nunmehr ihren Vater hinter jedem Schatten und jeder Ecke zu sehen glaubte. Wahrscheinlich, so schloss sie, hatte der Angriff nur der Ablenkung gedient und sie hatte zu dem Zeitpunkt in einem raffinierten Genjutsu gesteckt. Das machte Sinn, wenn sie es genau bedachte. Warum suchte sie dann immer noch in den Schatten nach verschwundenen Gestalten, die Sinne geschärft und auf jede Kleinigkeit fokussiert?
 

Misumi Kimihiro

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Im Gegensatz zu ihm schien Yuuka die überraschende Situation völlig unter Kontrolle zu haben. Mit einigen blitzschnellen Handgriffen hatte sie nicht nur sich selbst startklar gemacht, sondern ihrem derzeit einzigen Untergebenen auch Mantel und Beintasche gereicht. Was auch nötig war, denn Kimihiro war alles andere als vorbereitet: Hose, T-Shirt, Sandalen, sowie Armband und Brille, mehr trug der Künstler nicht an oder bei sich. Entsprechend hastig schnallte er sich die klappernde Beintasche um und steckte sich in den weiten Mantel, der ihn hoffentlich angemessen vor der nächtlichen Kälte schützte. Ja, die Chancen dafür standen schlecht, aber immerhin würde ihm die eisige Temperatur dabei helfen, die letzten bettwarmen Sandkörner in den Augen wegzublinzeln.
Schick deine Tiere los, keine Fehler. Richtung? Halte nach Junko Ausschau.“
Die ganze Zeit den Bewegungen seiner Sensei bisher nur tatenlos mit Blicken folgend – der Misumi war noch immer etwas durch den Wind, und die Tatsache, dass Junko tatsächlich nicht in ihrem Bett war, hatte seine kleinen Fortschritte dahingehend mit einem Schlag zunichte gemacht -, setzte sich Kimihiro nun endlich auch selbst in Bewegung. Während er nach Yuuka ebenfalls aus dem Fenster sprang, durchsuchte er mit gewohnten Handgriffen die Tasche an seinem Bein, doch dort, wo seine Finger weiche Borsten erwartet hätten, ertasteten sie eine frisch geschärfte Klinge, die sich beinahe am Blut des Künstlers hätte gütlich tun dürfen.
*Kein Pinsel… Kein Wunder, immerhin nicht meine Tasche.*
Unzufrieden mit sich selbst setzte er den Weg vor seiner Lehrerin fort, indem er auf eines der anderen umgebenden Häuser sprang, um den gemeinsamen Feind auf exakt dessen Art zu verfolgen – über die Dächer Yakusokus. Während den langen Sprüngen packte Kimihiro trotz Mangel an Zeichenutensilien seinen Block aus und erzeugte Tinte in seinem Mund, immerhin brauchte es nicht zwingend einen Pinsel. Wie so oft im Leben machten Werkzeuge das Leben zwar ungemein leichter, doch so manche Arbeit konnte der Mensch auch ohne sie erledigen. Im Zeichen dieser Philosophie steckte sich Kimihiro, den Block in der linken Hand, kurzerhand den Daumen seiner Rechten in den Mund. Das kindliche Bild, das der Daumenlutscher dabei abgeben mochte, versuchte der Künstler hierbei gepflegt zu ignorieren; sowieso blieb im wenig Zeit für solcherlei Trivialitäten, musste er doch gleichzeitig von Dach zu Dach hüpfen und die Position seines Tintenvogels überprüfen, der sich immer weiter von den Ninja entfernte.
*Das muss schneller gehen. Sicherlich könnte Yamanaka-sensei ohne mich besser vorankommen.*
Kurzerhand legte Kimihiro seinen nun geschwärzten Daumen auf das Papier. Eine allzu komplizierte oder gar hübsche Figur konnte er sich nicht leisten, ergo musste es eine einfache Skizze werden. Was nicht schwer war: Eine gewellte Linie, ein Fingerzeichen, und schon umwickelte eine kleine Schlange den Unterarm der Yamanaka, den Kopf schräg in die Luft gereckt. Es fehlte nur noch der telepathische Befehl an das Tier, dass es den Kopf immer in die Richtung halten sollte, die sein Meister ihm vorgab. Mit dem Künstler als Knotenpunkt würde die Schlange immer wissen, wo ihr Zielobjekt gerade war, allerdings brauchte Kimihiro dafür einiges an Konzentration. Deshalb ließ er sich automatisch hinter seine Lehrerin zurückfallen.
„Sie wird euch die Richtung zeigen“, rief Kimihiro Yuuka im selben Moment zu während er immer langsamer wurde, „mehr braucht ihr nicht. Geht einfach ohne mich voraus, schnell!“ Der Blick, den der Misumi seiner Lehrerin dabei schenkte, war ernst und eisern, auch wenn sie ihn wohl schon gar nicht mehr sehen konnte. Er ließ keinen Zweifel daran erkennen, dass die Jounin mit dem kleinen Richtungsweiser allein schneller bei dem Fremden – und damit vielleicht auch bei Junko – sein würde, als im Schlepptau eines Künstlers, der immer wieder zwischen insgesamt drei Blickwinkeln wechseln musste. Und dass die Yamanaka, sollte es zu einem Kampf kommen, auch gut ohne ihn klar kam, stand sowieso außer Frage.
Wenig später blieb Kimihiro allein und auf wackeligen Beinen am Rande eines Dachs stehen, um sich seinem Vogel weiter zu öffnen. Das Signal des Tiers wurde rasch stärker, und Kimihiro verlor keine Zeit, die neuen Koordinaten an seine Schlange weiterzugeben, indem er ihren Kopf etwas verrückte. Derart konzentriert war fiel es dem Künstler deutlich leichter, Yuuka trotz eines Tricks des Schattens den Ort anzugeben, an dem er sich im Moment befand: Am Ufer eines schattigen Sees...
 
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