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Auf streng geheimer Mission

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Sora
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Kiri
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Während die ersten Sonnenstrahlen das verschlafene Soragakure weckte und es im Kiri-Ryokan noch still war, gab es mindestens eine Person, die zu dieser Uhrzeit bereits auf den Beinen war. Iwamoto Yuto um genau zu sein. Vom Rang Chuunin und in der jetzigen Sekunde, zwar munter aber doch recht angespannt. Es war noch nicht lange her, dass er die Chuuninexamen bestand und sich damit gegenüber den anderen Einwohnern des Kiri-Ryokans nur noch mehr verpflichtet fühlte.
Seine rotbraunen Augen fixierten eine Seite seines kleinen Notizbüchleins - es war ein neues, noch kaum gebrauchtes, denn für das was er vorhatte wäre es eher ungeschickt ein vollgeschriebenes mitzunehmen - auf der man eine Liste sehen konnte, die aus mehreren Punkten bestand. Nur zwei Punkte mussten auf seiner Liste noch abgehakt werden, zum einen musste er nochmals sichergehen, dass er auch wirklich alles eingepackt hatte, zum anderen, dass er auch nicht noch etwas unbrauchbares in seinen Taschen mit sich schleppte. Doch weder in seinem Rucksack, noch in den Taschen seiner Kleidung oder der kleinen an der Hüfte, war etwas das dort nicht hin sollte. Ein Häkchen und noch ein weiteres später stand er mit gesatteltem Rucksack in der Kücke und atmete den süßen Duft der frischen Pfannkuchen ein, die er für die restlichen Einwohner des Kiri-Ryokans gemacht hatte. Selbst der Tisch war bereits gedeckt. Es fiel ihm sichtlich schwer einfach das Haus zu verlassen. Aber wer konnte es ihm verübeln? Bei der Einwohner-Konstellation aus Kirigakure musste man sich ja auf alles gefasst machen. Auf eines mit Sicherheit, kaum würde er wieder da sein, könnte er das Haus von oben bis unten putzen.

Nachdem er nun also nochmals die mit Notizzetteln - auf denen Adressen, Nummern und Rezepte für die restlichen Einwohner des Kiri-Ryokans standen - gepflasterte Küche überprüft hatte, gab er sich selbst einen Ruck und verließ das Haus. "Sayonara Kiri-Ryokan!"

Anstatt das sich die Gedanken des jungen Chuunin jedoch um die bevorstehende Reise drehten, wurden diese eher mit Bildern von Müll, Chaos, billigen Fertiggerichten und Rechnungen durchzogen. Er würde sich wohl erst richtig auf etwas anderes konzentrieren können, wenn er Soragakure verlassen hatte... und so war es auch. Bereits beim Abstieg nach Getsurin, lösten sich die verdichteten Gedanken und sein Gesicht nahm nun eher einen nachdenklichen als angespannten Gesichtsausdruck an. Nachdenklich aus dem Grund, da er nicht wirklich wusste was ihn erwarten würde. Offiziel hieß es ja, er würde in Kirigakure nach dem Rechten sehen, um genau zu sein, wie es mit dem Anwesen seiner Sensei Saya stand. Dies wussten zumindest seine Mitbewohner, in der Dorfverwaltung, wurde vermerkt, dass er einige Tage Pause nach seiner letzten Mission nahm. Sein momentanes Ziel war nun also erst mal ein Schiff, dass ihn zu seinem richtigen Ziel bringen würde. Das Schiff, dass er dann schlussendlich bestieg fuhr nicht in Richtung Kirigakure, sondern in die entgegengesetzte Richtung. In Richtung des Feuerreiches oder um genau zu sein, steuerte es eine Hafenstadt an, die auf neutralem Boden - aber doch ganz in der Nähe der Grenze des Feuerreiches - stand.

Erst am späteren Abend würde er sein Ziel erreichen, doch was sollte man in dieser Zeit, alleine, an Deck eines Transportschiffes anstellen? Für Yuto stellte diese Zeitspanne keinerlei Langweile oder vergeudete Zeit da, denn wie sonst auch füllte er seine Zeit gerne mit einem guten Buch. In diesem Falle war es jedoch eher weniger ein gutes Buch, sondern viel mehr ein informatives. Doch wer ihn kannte, der wusste, dass ein Buch für fast einen ganzen Tag Freizeit wohl nicht reichen würde. Aus diesem Grund befanden sich in seinem Rucksack auch drei Bücher (die sich alle um das Feuerreich drehten) , ein Lunchpaket - das hauptsächlich aus gefüllten Reisbällchen und grünem Tee bestand - und einigen Ninjautensilien.
Außer das er einige male die Toilette besuchte oder einmal aufstand um eine bessere Sicht auf die untergehende Sonne zu erhaschen, hatte er seinen Platz die gesamte Zeit nicht verlassen. Warum auch? Die Zeit verging zwischen den Zeilen und Buchstaben oder auch dem ein oder anderen Reiskorn, wie im Flug und nicht lange, nachdem er das dritte und damit letzte Buch wieder in seinem Rucksack verstaut hatte, konnte er bereits in der Ferne sein Ziel ausmachen. Zwar waren es bis jetzt noch nicht mehr als einige leuchtende Punkte in Ferne, aber auch die Rufe der Matrosen gaben ihm die Bestätigung, dass es sein Ziel war.
 
M

Mameha Junko

Guest
Erst in dem Moment, als Junko ihre Hand mit mildem Interesse beim leichten Zittern betrachtete, merkte sie, dass sie Angst hatte.
War es ihr zu verdenken? Das, was sie ihm Begriff war zu tun, war nach allen Regeln der Kunst und nach jedweder Definition einfach nur als Verrat bezeichnen, Verrat am eigenen Dorf. Dabei war Loyalität doch eines der obersten Gebote eines Shinobi, und sie, Junko, brach es. Ausgerechnet sie, die sonst an Regelfanatismus kaum zu überbieten war, und das alles nur im Namen der Neugier. „Fraternisierung mit dem Feind“, nannte man so etwas im Allgemeinen, und wer bei so etwas erwischt wurde, musste augenblicklich mit dem Verstoß aus dem eigenen Dorf und Schlimmerem rechnen … aber um umzukehren war es wohl ein wenig zu spät. Somit hatte sich die Kunoichi mit ausgesuchter Vorsicht auf ihrer Reiseroute an diesen Ort bewegt, hatte regelmäßig kontrolliert, ob sie von den eigenen Leuten verfolgt wurde und was sich nunmehr ziemlich sicher, dass sich niemand darum scherte, ob sich eine Chuunin nun tatsächlich bequemte, nach Hause zurückzukehren und dort Zeit mit der Familie zu verbringen, oder stattdessen diese Hafenstadt aufzusuchen.
Da saß sie jetzt, mit einem Henge getarnt, welches sie vor allem als unauffälliges, schwarzhaariges Mädchen aussehen ließ, auf einer Bank und versuchte, ihrer selbst und natürlich dieses verdammten Siegels Herr zu werden. Die Kunoichi durchlief gerade eine Palette von Gefühlsregungen, die sie sonst nicht kannte. Es ließ sich als Kribbeln in der Magengegend beschreiben, aber zugleich als Andrang, eine Art Flamme, die sie daran hinderte, sich zu konzentrieren und dieses Siegel zu brechen.
War es einfach nur die Tatsache, dass sich ihre Sorgen in der mehrtägigen Reise nur verstärkt hatten, sodass ihr jetzt sogar einfachste Aufgaben schwer fielen, oder was war passiert? Hatte sie plötzlich die Basis des Siegelbrechens verlernt oder war Kayros auf einmal gewitzt genug, um sogar sie zu beschäftigen? Und überhaupt, warum regte sie sich darüber auf, dass kannte sie gar nicht von sich selbst.
Dieses Gefühl nennt man Nervosität, und es ist auf Furcht zurückzuführen. Das zumindest sagte der Verstand, der sie zum wiederholten Male darauf hinwies, dass Angst durchaus ein nützliches Gefühl war und vor Gefahren warnte. Aber konnte man die Gefahr hier einschätzen? Sie hatte sich vorbereitet, so gut es ging, sie hatte den Ort gesichtet, alles überprüft, soweit es in ihrer Macht stand und sogar sich selbst getarnt. Mehr konnte sie nicht tun, besser konnte sie sich nicht vorbereiten. Jetzt galt es nur noch die Zeit tot zu schlagen und dieses Siegel … ah, es löste sich.
Kaum löste sich das Siegel, wurde ein Buch zutage gefördert, welches Junko nur allzu gut kannte. Rosa Cover mit halbnacktem Pärchen, schnulziger Titel, abgegriffen dank Kayros und Mutter Mameha … das Leben war so ungerecht. Hatte sie diese blöde halbpornographische Liebesschmonzette nicht mit Wonne in einen Papierkorb oder zumindest in die Nähe eines Mülleimers geworfen? Und jetzt hatte es den Weg zu ihr zurückgefunden, Kayros sei Dank, welcher gerade stumm von Junko verflucht wurde (und sie hoffte inständig, dass er zumindest eine klitzekleine Warze auf der Nase davontragen würde). Zugleich schoss ihr die Röte ins Gesicht, denn das alles bedeutete auch, dass er wusste, dass sie zumindest einmal in dieses Buch reingeschaut hatte. Der beigelegte Zettel mit einer nicht ganz so ausführlichen Rezension belegte dies, denn der Suna-Nin hatte sich lediglich zu einem kurzen Satz hinreißen lassen: Nicht mein Fall.
Witzbold. Mehr war die Kunoichi nicht mehr fähig zu denken, als sie ihre Utensilien zusammenpackte und diese grausige Entschuldigung für ein Buch in ihrem Rucksack verschwinden ließ, damit das Ding nicht schon wieder über irgendwelche dubiosen Umwege zu ihr zurückfand. Manchmal war das Leben so ungerecht.
… A propos ungerecht, das Schiff traf ein, auf welches Junko die ganze Zeit gewartet hatte. Sie konnte spüren, wie ihr Herz gegen die Rippen hämmerte und wie dieses unangenehme, nervöse Gefühl sich verstärkte. Ein Zurück gab es nicht mehr, es sei denn, sie würde jetzt auf dem Absatz umdrehen und fliehen. Aber wenn es um Stresssituationen ging, gab es nur drei Optionen: Kampf, Flucht und Erstarren. Für die Kunoichi hatte es in dieser Auswahl immer nur Kampf gegeben, und sie würde auch diesmal nicht weglaufen. Noch einmal atmete sie durch, schaute sich noch einmal um, um sich ein letztes Mal zu vergewissern, dass wirklich kein Shinobi, den sie kannte, anwesend war, nur um hinter eine Häuserecke zu verschwinden und ihr Jutsu, welches sie zur Tarnung benutzt hatte, fallenzulassen. Sodann suchte sie sich eine zuvor ausgespähte Position, von der aus sie die Passagiere beobachten konnte, ohne gleich selbst wahrgenommen zu werden – sicher war sicher, und wer konnte schon wissen, was ein Sora-Nin – der Feind, um Himmels willen! – vorhatte, selbst wenn es sich hier um einen guten Bekannten handelte.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Umso näher die Hafenstadt kam, umso mehr stiegen in Yuto die Zweifel auf. War es wirklich das richtige hier her zu kommen? Alleine in einem "feindlichen" und unbekanntem Gebiet. Hätte es nicht gereicht, einfach alles in einigen Briefen zu besprechen? Doch Yuto wusste, dass ihn eine schlichte schriftliche Antwort nicht genügen würde. Er wollte Antworten und diese würde er nur in einer ihm ausreichenden Form bekommen wenn er sich mit einer bestimmten Person treffen würde - dem Feind. Ein Gespräch unter vier Augen, von Shinobi zu Shinobi.
Wie man sich aber denken könnte, hatte der rothaarige Wuschelkopf nie wirklich daran gedacht, dass er sich mit einem "Feind" treffen würde. Auch Angst hatte er nicht, zumindest nicht vor der Person mit der er sich treffen würde. Neben seinen Zweifeln und einer leichten Nervosität baute sich aber auch noch ein anderes Gefühl in ihm auf - Vorfreude. Zum einen würde er eine Person wiedersehen, die er normalerweise nur in Form von Buchstaben bzw. einer speziell ausgearbeiteten Schrift sah. Zum anderen, weil er ein ihm fremdes Land sehen würde, zwar nur sehr wenig davon aber immerhin.
"Alle Passanten von Bord, wir sind angekommen!", konnte Yuto einen der Matrosen brüllen hören, doch dies musste man ihm nicht noch extra sagen. Das tolle an diesem Schiff war, dass es eigentlich ein reines Transportschiff war und nur selten Passagiere mitnahm. Doch wenn dies mal der Fall sein sollte, dann fragte man nicht nach, wieso und weshalb. Ein weiterer Pluspunkt war, dass es im Hafen von Getsurin in der Nähe des Schiffes stand, dass gewöhnlich nach Kirigakure fuhr. Eine Verkleidung oder sonstiges war auch nicht weiter nötig, da man die Matrosen nur sehr selten zu Gesicht bekam und das Gesicht von Yuto sowieso die Fahrt über hinter einem Buch versteckt war. Doch ob er etwas falsch gemacht hatte oder nicht störte ihn momentan nicht weiter, was ihn eher sorgte war das das auf ihn zukommen würde.
Während er mit einem leichten Zögern das Schiff verließ, suchten seine Augen die Umgebung ab. Keine Kontrollposten, keine groß auffälligen Personen sondern nur ein paar Fischer, die entweder gerade in ihr Boot stiegen oder ihre Beute ausluden.
"Ab diesem Punkt gibt es kein zurück mehr... oder zumindest erst morgen, mit einem anderen Schiff...", murmelte er in sich hinein. Mit einem plötzlichen Seufzer blieb er stehen, er hatte gemerkt, dass er scheinbar vor einem kleinen Problem stand. Hier wollten sie sich treffen, hier in dieser kleinen Hafenstadt. Doch, für ein unbekanntes Gebiet war es ein großer Ort - zumindest für ihn. Wo war also hier? Würde er sie erkennen können? Aber, da es ja hier eher ihr Gebiet war als seines, würde wohl sie ihn finden, bevor er sie finden könnte. Seine roten Haare würden ihr sicherlich den Weg weisen, denn groß verändert hatte er sich nicht. Etwas größer, etwas älter, aber im Grunde immer noch die selbe Person.
 
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Mameha Junko

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Yuto mochte größer geworden sein, Junko allerdings war es nicht. Sie hatte, als sie den Sora-Nin das erste Mal getroffen hatte, gerade einen Wachstumsschub hinter sich gehabt und hatte ohnehin den Verdacht, dass sie niemals besonders groß werden würde. Im Allgemeinen wuchs sie sowieso nicht viel, weder an der einen noch an der anderen Stelle, weder in die Höhe noch in die Breite. Doch das war nur ein geringer Unterschied zwischen den beiden Shinobi, die sich per chiffrierten Briefverkehr unterhielten und beschlossen hatten, dass ein persönliches Gespräch notwendig war. Die Kunoichi hatte zwar ihrerseits auch nach einem Grund gesucht, die Bekanntschaft zu pflegen, wurde aber in der Regel von ihrer eigenen Rationalität aufgehalten. Das Risiko war nicht zu unterschätzen, und die Konsequenzen, wenn man sie bei diesem Vorhaben entdecken würde, waren einfach fatal. Dieser Gedanke trat erneut in den Vordergrund, als sie den roten Schopf von Yuto entdeckte. Da war er, und er schien nicht verfolgt zu werden. Warum zuckte sie trotzdem zusammen, als sie den Sora-Shinobi erspähte? Vermutlich war es die Tatsache, dass man während der Ausbildung nur allzu oft gegen die gegnerische Fraktion aufgewiegelt wurde und man Loyalität in allen Lebenslagen predigte. Und doch hatte Junko alle goldenen und sicheren Regeln über Bord geworfen, und das, obwohl sie sich schon schwer damit tat, ihren eigenen Kollegen und Freunden über den Weg zu trauen. Kein Wunder also, dass sie ein wenig in der Luft hing, so ohne die Stütze der ach so wichtigen Regeln. Brachte sie Yuto Vertrauen entgegen? Wohl nicht mehr als jedem anderen Menschen. Misstraute sie ihm? Nein, sie glaubte nicht, dass er ihr schaden wollte, und das konnte sie mit intuitiver Sicherheit sagen. Arbeitete er nicht sorgfältig und riskierte es, verfolgt zu werden? Auch das sprach gegen alle Wahrscheinlichkeit. Damit waren alle Gründe, jetzt nicht auf den Rotschopf zuzugehen, aus der Welt geschafft und Junko musste nur noch dieses von ihr oft verleugnete Gefühl namens Furcht überwinden, was sie einfach tat, indem sie innerlich mit dem Finger darauf deutete und „irrational!“ rief.
Noch einmal schaute sich die Kunoichi verstohlen und in aller Vorsicht um, nur um festzustellen, was sie schon vor Stunden festgestellt hatte: Sie wurde höchstwahrscheinlich nicht verfolgt – wobei die Wahrscheinlichkeit dafür ohnehin gegen Null gelaufen war – und befand sich auf einem Gebiet, in dem es auch sehr unwahrscheinlich war, einem Shinobi der eigenen Fraktion zu begegnen. Und selbst wenn dieser unmögliche Fall eintreffen sollte, war es immer noch unwahrscheinlich, dass man sie erkannte, zivil und nicht als Ninja zu erkennen, wie sie zur Zeit war. Und selbst wenn in diesem ganzen Sammelsurium der Unwahrscheinlichkeiten die verschwindend geringe Möglichkeit eintraf, dass sie ausgerechnet hier von jemandem, der sie kannte, mit einem gleichaltrigen Jungen gesehen wurde, der aus irgendwelchen vollkommen aus der Luft gegriffenen Gründen als Sora-Nin identifiziert wurde, ja dann hatte das Universum der Unwahrscheinlichkeiten diese Situation auch verdient – mal ganz davon abgesehen gab es immer noch die Möglichkeit, sich aus allem herauszuschwindeln. Wie leicht konnte man so ein Treffen als ein Vorhaben ausgeben, welches von Junko unter der Kategorie „erniedrigendes Teenager-Balzritual“ und vom Rest der Welt als „Date“ geführt wurde. Eben. Es war noch nicht einmal notwendig, sich per Jutsu zu tarnen, mal ganz davon abgesehen, dass es zuviel an den Chakrareserven nagte, und wenn ihr das zum Verhängnis werden sollte … wir erinnern uns an das Sammelsurium der Unwahrscheinlichkeiten. Dann hatte die Welt es einfach verdient, Punkt, aus, Schluss.
Somit atmete Junko noch einmal tief ein, vergewisserte sich ein letztes Mal, dass wirklich nirgendwo eine Tiermaske lauerte – wenn das der Fall war, war es ohnehin schon zu spät – und ging festen Schrittes auf den Sora-Nin zu, wobei sie darauf achtete, sich diesem aus dem Rücken zu nähern. Ihre Miene strahlte wie üblich absolute Neutralität und Kühle aus, während sie sich in einer selbstverständlich wirkenden Geste nach dem freien Arm des Rotschopfes griff und sich einhakte. Ihr Griff war nicht fest, sondern federleicht, als würde sie sich fürchten, was durch ein kaum merkliches Zittern auch noch unterstützt wurde. Dumme Hände, unterwarfen sich nicht einmal der Kontrolle des Willens! Für einen Augenblick hielt die Kunoichi inne, um sich selbst zu verfluchen und vermied es tunlichst, jetzt absolut klischeehaft in das Gesicht des Jungen zu schauen. Solche Situationen gab es in Büchern immer wieder, und stets sah der ängstliche Protagonist hoch und musste erkennen, dass sein Gegenüber auf einmal in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch. Außerdem lief es meistens auf irgendwelche Romantik hinaus, und allein deswegen schon weigerte sich Junko sturköpfig, den Blick zu heben.
„Das hier ist … ungewöhnlich.“
Brachte sie zwischen den Zähnen hervor. Nun, nicht die herzlichste Begrüßung, zumal „ungewöhnlich“ vom Ton her genauso gut „gefährlich“ hätte heißen können. Oder hatte sie sogar „gefährlich“ gesagt? Der Klang war auf einmal so ähnlich, und ganz Unrecht hatte das Mädchen damit auch nicht.
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Es gab noch etwas weiteres, dass ihm erst jetzt auffiel. Auch wenn er hier auf fremden Boden und feindlichem Boden stand, das Wasser in seiner unmittelbaren Umgebung war genauso wie das bei ihnen - kühl und nass. Wasser bedeutete für den jungen Iwamoto nicht nur Leben, sondern auch einen klaren taktischen Vorteil in einem Kampf oder bei einer Flucht. Natürlich nur, wenn es auch wirklich in seiner Nähe war. Der Fakt, dass er hier an einem Hafen war, bedeutete zumindest in dieser Hinsicht etwas sichtlich positives für ihn. Er bezweifelte oder nahm es viel mehr an, dass ein Angriff auf ihn stattfinden würde oder gar, dass er von der Shiro-Fraktion in eine Falle gelockt werden würde. Warum auch? Es sollte im Grunde ja nur ein Treffen sein. Doch auch für den Fall einer Kontrolle oder wenn es sogar eine Entführung geben sollte hatte er zwei Sachen aus reiner Vorsicht, bevor er abgereist war geplant. Die eine Sache war es, sein Kirigakure Stirnband so gut wie es geht an seinem Körper zu verstecken. Es befand sich, unter vielen anderen Gegenständen, in einer der Schriftrollen, die man in seiner Hüfttasche finden konnte. Die andere Sache war es, dass er unter Daisukes Wäsche, die ab dem jetzigen Tage, genau eine Woche halten würde , einen Brief versteckt. Da er genau wusste, dass sich die Schublade in der sich die Wäsche befand, nun täglich etwas mehr leeren würde (und sich die getragene Wäsche auf einem Haufen türmen würde, bis Yuto sie aufsammeln, waschen und zusammengelegt wieder einräumen würde. Aus diesem Grund konnte er sich sicher sein, dass Daisuke also innerhalb einer Woche informiert werden würde, sofern ihm etwas zustoßen sollte und er den Brief nicht rechtzeitig wegräumen könnte.
Doch diese Gedanken sollten im nächsten Moment sowieso gestrichen werden, denn plötzlich konnte er an seiner Seite eine Berührung spüren. Ein erschrockenes Zucken durchfuhr seinen gesamten Körper wie ein Schlag. Er hatte seinen Rücken wohl doch zu lange ohne Schutz gelassen, denn sonst hätte ihn dies nicht so überrascht. Er dachte erst, jemand würde seinen Arm greifen, doch stattdessen hakte sich jemand bei ihm ein.
Für einen Moment schien die Situation ihn sichtlich zu überfordern. Wer war das? Wieso machte diese Person das? Doch als er einen Blick auf die Seite riskierte und das Profil eines ihm bekannten Menschen sah, wusste er was los war. Das was die Person an seiner Seite in den folgenden Sekunden sagte, konnte er nur bejahen. "Schon, aber auch eine gute Idee...", lange war es her, dass er sie zum letzten mal gesehen hatte, doch sie schien sich nicht groß verändert zu haben. "...Junko!"
Während er überlegte, was er wohl als nächstes sagen sollte, fragte er sich, ob die Situation wohl im ganzen für Sie oder für ihn schlimmer war. Das Einhaken war damit natürlich nicht gemeint, zumindest hoffte er dies, denn sie zitterte spürbar. Ob ihr nun kalt war oder sie sich fürchtete, konnte er in diesem Moment nicht genau bestimmen. Elegant hakte er sich deswegen aus und bot ihr mit einer stillen Geste seinen Mantel an. Auch wenn sie ihn nicht wollte, weil ihr eben nicht kalt war, dann würde er wenigstens eine Option ausschließen können, zum anderen würde dies auch etwas dem Bild, dass Junko wohl gerade von ihnen aufbauen wollte, unterstützen. "Wo finden wir hier denn nun ein Quartier für die Nacht?!
 
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Mameha Junko

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Die Kunoichi hatte ähnliche Vorbereitungen wie der Sora-Nin getroffen: Auch sie hatte ihr Konoha-Stirnband sorgfältig in einer Schriftrolle in den Tiefen ihres Rucksacks verstaut, sich sogar entwaffnet. Allerdings hatte sie im Gegensatz zu Yuto auf eine Absicherung in Form einer versteckten Nachricht an die Zimmergenossen verzichtet, weil sie zum einen deren festen Gewohnheiten nicht traute und zum anderen nicht wirklich einen Sinn darin sah. Wenn sie auf einer Mission verloren ging, war das nun einmal so, aber auf eine wahre Rettungsaktion konnte Junko nicht hoffen. Es war ja nicht so, dass sie irgend etwas außer ihren Fähigkeiten besaß, was dem Feind in die Hände fallen durfte. Sie wusste, dass man große Mühen auf sich nahm, um die Leichname von Bluterbeträgern zu hüten – sie hatte selbst einmal beobachten dürfen, welch kompetent aussehende Gruppe sich am Haupttor einzig und alleine zu dem Zwecke versammelt hatte, den Körper eines gefallenen Inuzuka zu bergen – aber tat man so etwas für normalsterbliche Ninja, deren Körper keine Geheimnisse enthielten? Nein, und im Hinblick auf Dorfgeheimnisse musste man auch einfach mal so sagen, dass es sich bei ihr nur um einen Chuunin handelte, und somit noch recht wenig mit der Politik zu tun hatte.
Der fehlende Druck der Beintasche am linken Oberschenkel sowie die Gewissheit, beim Griff in die Hintertasche ins Leere zu greifen, sorgte dann doch dafür, dass sich Junko in diesem Sinne nackt fühlte. Auf ein Gefecht war sie nur unzureichend vorbereitet … aber wenn es hier zu einem Gefecht kommen würde, war eh Hopfen und Malz verloren.
Yuto schien die ganze Situation gelassener hinzunehmen als sie selbst, er schien sich sogar zu freuen und vergaß auch die Etikette nicht, als er ihre Geste missdeutete und ihr einen Mantel anbot. Verhaltensregel 278 schoss der Kunoichi durch den Kopf „Nimm niemals ein Kleidungsstück eines Mitglieds des anderen Geschlechts an (es sei denn, du stirbst gerade den Erfrierungstod)“. Mal ganz davon abgesehen war ihr wirklich nicht kalt, weswegen sie mit einer freundlichen, aber bestimmten Geste ablehnte und sich zu einem Lächeln zwang. Die Tatsache, dass der Sora-Shinobi trotz ihrer Weigerung, den Kopf zu heben ungefähr zu erkennen schien, was gerade in ihr vorging, war frustrierend. Auch musste sich Junko fragen, warum sie den armen Yuto überhaupt angefasst hatte, sodass es zu diesem Missverständnis kommen konnte, und musste feststellen, dass sie wohl verunsichert genug war, um das Bedürfnis zu haben, sich irgendwo festzuhalten – egal wo, egal an wem. Und Yuto war nun einmal in dieser Umgebung so ziemlich die einzige bekannte Komponente, also logisch. Warum regte die gesamte Angelegenheit sie eigentlich so auf?
Ich weiß die Antwort.
Du bist spät dran.
Ich weiß, aber den Luxus kann ich mir gönnen. Also?
Also was?
Frag’ schon.

Ich hab’ Zeit.
… Nun gut. Warum lerne ich gerade Furcht kennen, wie ich sie noch nie erlebt habe?
Das ist mit einer Gegenfrage sehr leicht zu beantworten. Was würdest du tun, wenn du einen deiner Kollegen und Freunde in exakt dieser Situation erwischen würdest?
Die Antwort war bitter: Sie würde sich gezwungen sehen, gegen so eine Person vorzugehen, und das war noch eine schöne Umschreibung der Angelegenheit. Was machte also diese Situation so besonders? Vor wenigen Monaten noch hatte sie gelernt, mit einem Sora-Nin zusammenzuarbeiten, um ein Ziel zu erreichen, und sie hatte hierbei Yutos Gesellschaft zu schätzen gelernt. Gab es so etwas häufiger, ganz unter der Hand? Gab es andere Shinobi, die tatsächlich mit der gegnerischen Fraktion Kontakt hatten, ohne, dass es jemand mitbekam? Wem könnte man das zutrauen? Ryoichi, Zimmergenosse Nummer eins, auf jeden Fall nicht. Er war viel zu ehrlich und viel zu ungeschickt für die Verschleierung einer derartigen Korrespondenz. Kayros, Zimmergenosse Nummer zwei? Der stolperte gelinde gesagt über seine eigenen Füße und hatte ein viel zu kindliches Gemüt … und wo wir gerade bei den beiden sind, was dachte sich die Dorfverwaltung eigentlich dabei, sie in den Wohnbereich dieser beiden Chaoten zu stecken? Der Mangel an Kunoichis musste wirklich gravierend sein oder die Hyuuga von Gegenüber war zu spät aufgetaucht. Dennoch ließ sie der Gedanke nicht los … was würden jene, die ihr nahestanden, wohl tun, wenn sie die regelfanatische und immerzu korrekte Junko in dieser Situation sehen könnten? Itoe würde ihr wahrscheinlich ohne große Umschweife die Eingeweide zerstäuben – sie war eine Hyuuga, und Hyuuga waren standen nicht ohne Grund in dem Ruf, arrogant, loyal und resolut zu sein. Hiroshi, der Junko immer und immer wieder für mangelnde Flexibilität und Regelvernarrtheit getadelt hätte, würde wohl seinen Augen nicht trauen, während Ryoichi fälschlicherweise von Verrat ausgehen würde … das wiederum könnte dazu führen, dass dieser sich so lange mit Training selbst schindete, bis er mit einer Tiermaske auf dem Gesicht auf „Rettungsmission“ gehen konnte. Und Kayros? Der Junge schien das Konzept von Loyalität zur eigenen Fraktion nicht zu verstehen, genauso wenig wie er das Konzept einer ausgeklügelten Taktik verstand, und würde wahrscheinlich das Verbrechen dahinter nicht ganz verstehen. Das alles war so untypisch für sie, und doch fühlte es sich nicht falsch an. Der Kopfmensch Junko hatte das Gefühl, das Richtige zu tun. Die Merkwürdigkeiten nahmen nicht ab.
„Das ist doch albern.“, bemerkte sie mit einem bitteren Lächeln und Kopfschütteln, mehr zu sich selbst als zu dem Rotschopf, der immer noch neben ihr stand, und atmete ein letztes Mal durch. Das musste jetzt reichen, das hatte sie mal eben so beschlossen.
„Es gibt keinen logischen Grund, sich aufzuregen.“ Erstmals sah sie Yuto direkt und mit festem, entschlossenen Blick ins Gesicht, und doch konnte man sich wohl des Eindrucks nicht erwehren, sie müsste vor allem sich selbst und nicht ihr Gegenüber davon überzeugen, dass es nach den Regeln der Logik nicht wirklich jemandem etwas brachte, sich zu fürchten, alles mögliche zu befürchten und sich allgemein aufzuregen. Es gab jetzt ohnehin kein Zurück mehr, nicht wahr? Erst jetzt nahm sich die Kunoichi auch einen Moment Zeit, um den Rotschopf einen Augenblick eingehender zu betrachten.
„Du bist größer … und irgendwie erwachsener. Ich habe keine Ahnung, ob das jetzt richtig war, dir das zu sagen. Hätte ich „reifer“ sagen sollen? Oder „älter“? Vielleicht „besser“? Ah, stör’ dich nicht dran, wenn ich plappere, ich befinde mich ohnehin im Ausnahmezustand. Unterkunft für die Nacht, vier Straßen weiter, Kreuzung links das zweite Gebäude.“ Na, wenigstens hatte sich das Mädchen vorbereitet, auch wenn sie bei so einer Angelegenheit etwas merkwürdig vorging. Das Aussuchen einer anständigen Herberge war eine der wenigen Dinge, die Mutter Mameha auch aktiv gelehrt hatte – man ging nach dem servierten Tee. Wenn der Tee etwas taugte und nicht lasch oder falsch zubereitet wurde, dann taugte die Herberge etwas, wenn nicht, besser draußen kampieren. Auf eine ähnliche Art und Weise suchte Junko auch Eisdielen aus – wenn das Vanilleeis wässrig schmeckte, brauchte man den Rest der Sorten gar nicht erst zu probieren, sondern konnte sich die Mühe sparen und gleich die nächste Eisdiele aufsuchen. Das Prinzip des Tee- bzw. Vanilleeisstippens hatte sich bewährt, sorgte halt nur für ein wenig Laufarbeit, weswegen sich die Chuunin auch in Bewegung setzte, sorgfältig aus Gewohnheit darauf achtend, den Rotschopf in ihrer Begleitung nicht direkt im Rücken zu haben. Von der Haltung her schien sich die Mameha beruhigt zu haben, ebenso von der Mimik her, aber bei genauerer Betrachtung war die Anspannung des Mädchens deutlich zu sehen, was ihre Gedanken, nachfolgend wörtlich zitiert, preisgab.
Hilfe!
 

Iwamoto Yuto

Chuunin
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Junkos ebenso stille Geste gab ihm die nötige Antwort. Das Zittern entstand nicht dadurch, dass ihr möglicherweise kalt wäre. Immerhin hieß das für ihn, dass eine Option dadurch gestrichen war, aber was nun der wirkliche Auslöser für ihre Angst war, die wohl das Zittern verursachte, blieb ungewiss. Er konnte sich mehrere Dinge vorstellen. Zum einen, dass sie Angst hatte von einem bekannten Gesicht gesehen zu werden, besonders in dieser Szene, eingehakt bei einem fremden Jungen. Zum anderen wohl, die Angst davor, was die beiden hier gerade machten - Kommunikation mit dem Feind und dies vollkommen bewusst. Aber es gab noch eine dritte Möglichkeit, sie hatte Angst vor ihm oder vielleicht eher dem, was es bedeuten könnte, das er hier war. Doch noch lief alles glatt, keine suspekten Personen, keine Gefahren außer ihm selbst natürlich.
Einige schweigsame Momente vergingen als sie scheinbar ziellos, zumindest schien es Yuto so, am Hafen entlangliefen, bis sich Junko erneut zu Wort meldete. Ihre Worte machen für den Iwamoto jedoch wenig Sinn, sie schienen nicht mal direkt an ihn gerichtet zu sein. Doch was genau meinte sie damit, dass etwas albern war? War dies vielleicht doch eine verspätete Reaktion daraufhin, dass er ihr seinen Mantel angeboten hatte? Oder war es etwas anderes, etwas das er falsch gemacht hatte? Doch es ging noch weiter, dieses mal meinte sie, dass es keinen logischen Grund gäbe sich aufzuregen. Doch auch hier wusste Yuto nicht wieso und über was. Aber immerhin blickte sie ihm dieses mal ins Gesicht. Ihr Blick jedoch verhieß nicht wirklich etwas gutes für ihn. Es war ein ernster und schon fast furchteinflößender Blick, den Yuto wie ihre vorherigen Worte nicht wirklich deuten konnte. Gleich darauf folgte ein Wortschwall, den Yuto in dieser Form wohl definitiv nicht erwartet hatte, aber wieso auch nicht? Reden würde sie wohl ablenken, doch welches Thema sollte er anschneiden? Vielleicht doch erst mal auf ihren Wortschwall antworten? Gute Idee. „Also… ich weiß nicht genau. Ich finde Personen aus seinem Umfeld können eher sagen ob man sich verändert hat als man selbst, oder nicht? Aber,… „ er setzte eine kurze Denkpause ein, da er nicht wirklich wusste, wie er das was er sagen wollte, in Worte fassen sollte. „ … ich denke, ich kann es als ein gutes Kompliment aufnehmen, wenn mir jemand sagt, dass ich erwachsener wirke. Danke. Ich meine, als Chuunin hat man es ja nicht mehr so leicht wie als Genin. Wenn man da also etwas erwachsener wirkt, sollte das recht positiv sein. “ Und wieder einmal war ein Moment gekommen, in dem er sich wirklich über seine etwas längeren, roten Haare freute, denn sonst hätte Junko just in diesem Moment sehen könnte, wie er die Augen verdrehte. Nicht wegen ihr, keinesfalls, sondern weil er sich innerlich etwas darüber aufregte, plötzlich solch einen Stuss zu reden. Sonst waren normale Antworten doch auch kein Problem, wieso also jetzt? Sei es drum, bis zur Unterkunft war es nicht mehr weit, zumindest nicht ihrer Beschreibung nach. Sollte einer der Straßen nun aber einige Kilometer lang sein, würde sich dies natürlich abrupt ändern. Während der Teil seines Gehirns, der für die Kommunikation zuständig war, scheinbar nicht richtig arbeitete, machte der andere, der für seine Fantasie zuständig war, Überstunden.
Vorsichtig betrat er einen Raum und Junko folgte ihm. Es war dunkel, doch man konnte das Inventar mehr oder weniger ausmachen. Ein Sofa, ein Bett, eine Tür, die wahrscheinlich zum Badezimmer führte und eine kleine Kommode sowie ein Schrank in der Ecke. Das Licht ging von alleine an, gerade als er die Tür geschlossen hatte und den Lichtschalter ertasten wollte. Noch im selben Moment sprangen hinter dem Sofa mehrere Personen mit lustigen Tiermasken hervor und Luftschlangen schossen auf ihn los.Herzlich Willkommen bei ‚Sie sollten nicht hier sein‘!
Es dauerte eine Sekunde, bis er den Drang abschütteln konnte, seine Augen erneut zu verdrehen. Doch dies sollte sowieso egal sein, denn vor ihnen war nun endlich das Gebäude, dass sie scheinbar gesucht hatten. „Wir sind… da?!
 
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Mameha Junko

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Das Gebäude, vor dem die beiden Shinobi standen, wäre für jemanden, der nur traumwandelnd durch die Gegend zog, leicht zu übersehen gewesen. Junko ihrerseits nickte nur kurz und ging auch ohne Umschweife hinein, darauf vertrauend, dass der Sora-Nin ihr einfach folgen würde. Dass er ihr in den Rücken fallen konnte, wusste sie, schob aber den Gedanken beiseite. Wenn der etwas weniger geistreiche Wortschwall des sonst eher nachdenklichen Yuto etwas bewiesen hatte, dann die Tatsache, dass auch er mit der Situation ein klein wenig überfordert war und auch so seine Bedenken hatte, sich vielleicht sogar ebenso wie sie fürchtete. Und was bedeutete das? Er traute der ganzen Angelegenheit nicht so ganz über den Weg, und die Faustregel besagte, dass man jemandem mit Misstrauen eher trauen konnte als jemandem, der bereitwillig alles mit sich machen ließ. Aber … hatte sich die Vertrauensfrage nicht ohnehin schon geklärt, als sie hinsichtlich dieses Treffens eingewilligt hatte?
Der Innenbereich konnte als Höhepunkt des Mittelmaßes bezeichnet werden: Eine rustikal eingerichtetes Etablissement, gemütlich, ein wenig spartanisch, roch gut. Mittelmäßig für den Geldbeutel, mittelmäßig besucht, also gut für Shinobi, die nicht unbedingt bekannten Gesichtern über den Weg laufen wollten. Die automatisierte Handlung des Bestellens von Tee wurde von Junko erst in dem Moment wahrgenommen, als sie den armen Sora-Nin praktisch schon genötigt hatte, sich mit ihr an einen etwas abgelegenen Tisch zu setzen, der außerdem Blick auf die Eingangstür bot – man musste sich ja gewisse Klischees bedienen, und seien sie noch so abgenudelt.
„Ich glaube, wir sind beide etwas nervös. Ist ja auch keine alltägliche Situation.“ Erklärte sie mit einem entschuldigenden Unterton, während sie versuchte, es sich auf ihrem Stuhl bequem zu machen. Hoffnungsloses Unterfangen, da viel zu angespannt.
„Ah, wie kriegen wir jetzt das Gespräch zum Laufen? Normalerweise müssten wir jetzt dafür sorgen, dass wir uns beide einigermaßen wohl fühlen, bevor wir an irgendwelche empfindlichen Themen gehen. Ich habe momentan nur keine Ahnung, wie wir das anstellen sollen. Einfach hier sitzen und Plauschen? Ich finde das schon fast witzig … äh, fast. Fast witzig. So viel.“
Das musste der absolute Tiefpunkt sein, denn Junko untermalte ihre Aussage mit Zeigefinger und Daumen, mit der sie die ungefähre Dicke ihres Ringfingers festhielt.
Trine, hör auf zu plappern.
Was soll ich denn sonst tun?
Einatmen. Ausatmen. Nicht Hyperventilieren.
Schon dreimal erledigt.
Unverfängliches Gesprächsthema anschneiden.
Unverfänglich … im Sinne von?
Alltäglich, nur von mildem Interesse, allgegenwärtig wie das Wetter, nicht anstößig, nicht monologgefährdet.
„Ich werde jetzt nicht übers Wetter reden, das wäre richtig dämlich“ Hoppala, hatte sie das etwa laut gesagt?
Depp.
Das war doch nicht mehr feierlich. Der Zufall gewährte Junko einen kurzen Moment, um sich zu sammeln, als nämlich zwei Becher dampfender Tee auf den Tisch gestellt wurden, und dann war sie schon wieder in der Falle. Im sonst so kühlen Gesicht der Chuunin ließen sich nun sehr klar und deutlich Gefühle wie Verunsicherung und auch eine Spur Frustration ablesen. Soeben beschloss die Kunoichi, dass sie nunmehr ihren Tiefpunkt oder eher den Höhepunkt des Tiefpunkts erreicht hatte und dass es nunmehr bergauf gehen musste.
„Kommen wir zu wichtigeren Themen. Wie geht es Daisuke-kun?“ Na bitte, da hatte man die Kurve doch noch gekriegt. Natürlich erinnerte sich Junko an den kleinen Kampfzwerg, der sich selbst als Adeliger bezeichnete und unbedingt extrem höflich angeredet werden wollte. Aber im Ernst, seit wann wurde sogenannter Adel von Shiro-Nins berücksichtigt? Genau das spiegelte sich jetzt auch im Verhalten Junkos wieder, die froh war, endlich ein Gesprächsthema gefunden zu haben, bei dem sie sich nicht allzu nervös fühlte und auch vergessen konnte, wo genau sie war, mit wem (bzw. was jene Person darstellte) sie gerade sprach und was das konkret in Loyalitätsfragen bedeutete.
 
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Iwamoto Yuto

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Das Gebäude vor ihnen sollte also ihre Unterkunft für die kommenden Stunden sein. Es war schlicht, nicht zu viel und nicht zu wenig von allem, gut so. Doch das war bis jetzt ja auch nur der Eingangsbereich, die Zimmer hatte er ja noch nicht gesehen, aber da es Junko ausgesucht hatte, konnte es nicht schlecht sein. Bestimmt nicht.
Bevor er sich versah, sasen sie auch schon an einem leicht abgelegenem Tisch, von dem man auch einen guten Blick zur Tür hatte. Das Junko nicht nur den Tisch gewählt hatte, sondern auch gleich Tee bestellte, störte Yuto nicht im geringsten, es war ihm sogar gerade sehr recht, dass sie die Fäden in die Hand nahm.
Auf ihre Aussage hin, dass sie beide wohl nervös waren und eine eigentlich nicht alltägliche Situation durchlebten, konnte er dies nur mit einem Nicken bestätigen. Was hätte er denn auch schon groß dazu sagen können? Es war eben so wie es war und das wussten beide. Ein weiterer Wortschwall folgte, wohl genauso geistreich wie der vorherige von ihm selbst, jedoch war der Inhalt wesentlich sinnvoller. Sie hatte recht, ein Gesprächsthema musste her, doch was für eines? Ein Lächeln huschte über seine Lippen als Junko ihm mit ihren Fingern versuchte klar zu machen, wie witzig es doch war. Es war ein ehrliches Lächeln, freundlich, aber doch auch etwas unsicher. Aber dies zeigte doch nur, dass die beiden in der selben Situation waren. Nervös, unsicher, in einer nicht alltäglichen Situation und vorallem wussten sie nicht was noch auf sie zukommen würde.
Dies bestätigte sich nochmals, als Junko scheinbar ihre Gedanken aussprach ohne dies beabsichtigt zu haben, doch wahrscheinlich war es ihr ganz recht, dass Yuto dies nicht wirklich mitbekam, da fast im selben Moment der Tee kam. Während man bei Junko mittlerweile eher eine frustierte Mimik deuten konnte, war Yutos Lächeln verschwunden und eine nachdenkliche Mimik folgte. Doch dann hatten sie endlich ein Thema gefunden oder wohl eher Junko hatte eines gefunden. Doch bevor er ihr antwortete zögerte er und sah nachdenklich die Teetasse an.
"Der Tee scheint gut heiß zu sein, normalerweise trinken ich ja nur kühlen Tee. Soll ich nun also erst einen Schluck nehmen und damit riskieren, dass ich mir die Zunge verbrühe oder erst antworten und dann einen Schluck nehmen, wenn sie dann auf meine Antwort antwortet und der Tee dann etwas kühler ist? Ich tendiere eher zur zweiten Methode. Wieso mache ich mir darüber Gedanken? Antworte einfach."
Erneut hatte er das Gefühl seinen Kopf schütteln zu müssen, wahrscheinlich vermutete er, dass er damit seine Nervosität abschütteln könnte. Sollte er es riskieren? Vielleicht wenn sie mal kurz nicht zu ihm hinsieht? Oder aber einfach antworten, wesentlich einfacher. Dabei würde er auch seine Gedanken etwas auf einen Punkt lenken können, zumindest viel ihm dies auf während er bereits die ersten Brocken gesprochen hatte. " Also Daisuke geht es soweit gut. Putzmunter, so wie immer eigentlich. Den anderen aus dem ..., Er stoppte sich, gerade noch rechtzeitig, denn es war für ihn eine reine Gewohnheit ein bestimmtes Wort auszusprechen. Doch dieses sollte in dieser Umgebung wohl wenn dann nur sehr leise ausgesprochen werden. Immerhin enthielt es oder um es auf den Punkt zu bringen, der Name ihrer Unterkunft, einen Namen eines anderen Dorfes, dass zur feindlichen Fraktion gehörte. Er verbesserte sich also. ..., ich meine, den anderen aus unserer Wohngemeintschaft geht es auch gut. Apropos, wie geht es Kayros?
Ohrfeigen sollte man ihn. Sonst war er doch wirklich nicht auf den Mund gefallen und konnte mit einiger Redegewandheit selbst bei erwachsenen Eindruck schinden. Doch nun? Hoffnungslos. Aber immerhin, er hatte ihr geantwortet und selbst eine Frage gestellt, das Gespräch blieb also am rollen.
Zurück mit den Gedanken beim Tee, fragte er sich wie er wohl schmecken würde. Was für eine Sorte es war wusste er auch nicht. Würde er wohl süßlich schmecken?
Wenn er nach Zucker fragen würde, also nur im Falle, dass er ihm nicht schmecken würde, wäre dies unhöflich? Junko wollte er danach lieber nicht fragen, seine patzigen Antworten reichten ihm da schon. Noch dazu seltsame Fragen zu stellen war nun wirklich nicht noch drinn. Aber wieso eigentlich nicht? Es würde vielleicht etwas unterhaltsam auf sie wirken, oder sie könnte es sogar als Scherz werten. Aber lieber nicht, dem Glück und Zufall überlies er in dieser Situation ja bereits seine Zukunft, da musste man so etwas unwichtiges nicht noch dazu werfen.
Das hies nun für ihn, dass er zum einen einfach schauen würde, was sie machen würde, zum anderen, dass er ihn im Falle das er nicht schmecken sollte, einfach trinken würde. Das er dabei auf keinen Fall die Miene verziehen würde war ja wohl klar, oder nicht?
 
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Mameha Junko

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Man konnte selbst mit Tee tiefsinnige Gespräche führen … oder eher mit sich selbst, wie Yuto deutlich bewies, als er über die Temperatur und den Geschmack von Tee nachdachte. Wenn er sich endlich dazu durchrang, diesen zu trinken, würde er bemerken, dass dieser überraschend erfrischend schmeckte, nicht etwa süß oder bitter, aber das nur nebenbei. Es schien auch nicht so, dass seine Gesprächspartnerin sich groß Gedanken über Tee machte, auch wenn das vielleicht eine Maßnahme gewesen wäre. Junko ihrerseits hatte allerdings mit Nachdruck beschlossen, dass Aufregung und Unsicherheit zwar nicht vollkommen fehl am Platze waren, aber es eigentlich genug sein sollte. Das freundliche Lächeln ihres Gesprächspartners half ihr dabei, denn je unsicherer der Sora-Nin war, desto mehr war die Kunoichi bereit zu akzeptieren, dass sie eben nicht in eine Falle lief … sonst sähe die Nervosität des Rotschopfes anders aus. Schuldbewusst, nicht unsicher. Alle Gründen sprachen dagegen, sich aufzuregen, warum tat sie es dennoch? Warum krampfte sich in schöner Regelmäßigkeit der Magen zusammen, warum klopfte das Herz viel zu schnell gegen die Rippen?
Die Gefahr lässt sich nicht wegrationalisieren., dachte Junko mit einem verschmitzten Lächeln, welches leicht misszuverstehen war, während sie Yuto aufmerksam zuhörte, was er über Daisuke zu berichten hatte … ebenso wie über den Rest seiner Wohngemeinschaft. Wenn es sich nicht wegrationalisieren ließ, dann konnte man vielleicht den Fakt aus dem Bewusstsein verbannen? Konnte sie das, ihre Gedanken einfach nur auf das unverfängliche Gespräch lenken und an nichts anderes denken? Einen Versuch war es wert, denn wenn sie weiterhin so verkrampft in ihrem Stuhl saß, würden ihre Muskeln sich spätestens am nächsten Morgen dafür bedanken. Außerdem gab Yuto gerade eine Vorlage, die wirklich dazu erdacht war, abzulenken.
„Kayros? Er wird immer merkwürdiger, nervöser und emotionaler“ Eigentlich war die Situation gar nicht so schlecht. Normalerweise behielt Junko für sich, was sie über ihre Mitbewohner und Kollegen dachte, aber wenn sie Yuto diesbezüglich ihre Gedanken offenbarte, war es sehr unwahrscheinlich, dass diese Meinung jemals die entsprechenden Personen erreichte. Das sowie ihre allgemeine Anspannung und der Entschluss, sich eben nur auf dieses Gespräch und nichts anderes zu konzentrieren, sorgte im Endeffekt dafür, dass sie ausgerechnet jetzt zu diesem unpassenden Zeitpunkt Seelenballast abwarf. Tja, aber wenn alles zu schwer wurde, musste man Ballast abwerfen, um den Tiefgang zu verringern. Begriff aus der Seefahrt, aber passend in allen Lebenslagen.
„Er hat sich ebenso wie mein anderer Zimmergenosse für das Examen angemeldet. Beide sind natürlich furchtbar nervös und wollen Ratschläge … aber ich glaube, ich habe keine.“ Der Gesichtsausdruck der Chuunin kündete von Nachdenklichkeit, während sie den Blick etwas senkte, sodass es den Anschein hatte, sie würde Tasse und Hände ihres Gegenübers betrachten oder nach Antworten suchen, die irgendwo auf dem Tisch herumliegen mussten. Was sie mit dem „Examen“ meinte, konnte für Außenstehende als Prüfung des Geistes aufgefasst werden, aber keinesfalls als Ninjaprüfung. Tarnung aufrecht erhalten, Mission erfüllt.
„Kayros könnte so viel machen. Er hat so viel Wissen angesammelt, scheint aber nicht in der Lage, einen Vorteil daraus zu ziehen oder es geschickt anzuwenden.“ Sprich, er konnte einen Haufen Jutsus, war stark wie ein Bär(chen), schnell wie ein Gepard, hatte einen ansehnlichen Chakravorrat und das Talent, diesen auch effektiv zu nutzen … nur leider haperte es bei Kayros im Kampf an der Taktik. Im Ernst, das hatte er in der letzten Mission bewiesen, als er, statt sich taktisch günstig hinter dem Gegner zu positionieren, lieber neben sie, Junko, gestellt hatte … und das alles nur, um ihr für rasches und beherztes Eingreifen zu danken.
„Außerdem hat er komische Anwandlungen, die ich nicht ganz verstehe. Er läuft mir hinterher, ich höre nie ein kritisches Wort von ihm, er bedankt sich übermäßig für Kleinigkeiten, die selbstverständlich sein sollten …ich meine, kurz vor meiner Abreise hat er mich mit Tränen in den Augen *umarmt*. Was soll ich denn davon halten?“
Roter Alarm, Junko versagte in der Interpretation von Gesten, wie sich aus diesem Singsang an Aufzählungen deutlich heraushören ließ. Sie war fest überzeugt, mit Kayros nur auf rein platonischer Ebene zu agieren, aber irgendwie kam sie mit dem Verhalten dann doch nicht ganz zurecht und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte … in erster Linie war es dann milde Verärgerung, die Kayros entgegenschlug. Oooh, aber Junko hatte gerade angefangen, über Dinge zu reden, die sie noch nicht einmal ihrem Kuschelkopfkissen erzählte.
„Warum hat man mich eigentlich zu zwei solchen Chaoten gesteckt? Mit Ryoichi hatte ich vor meiner Abreise ein ernstes Gespräch. Du musst wissen, er ist der typische Gute-Laune-Bär, der die Welt retten möchte. Ich weiß wirklich nicht, ob er genug Magen für das Examen hat.“ Was zu Deutsch hieß: Sie hatte so ihre Zweifel, dass sich Ryoichi mit der Thematik „Tod“ weiter auseinandersetzen wollte. Am dieser Stelle betrachtete sie den Rotschopf wieder genauer, hatte den Blick gehoben und vermied den Blickkontakt nicht mehr. Die Miene zeugte immer noch von Nachdenklichkeit, und irgendwann würde sicherlich auch Schuldbewusstsein über den langen Monolog hinzukommen … aber offenbar war das genau die richtige Methode, um Nervosität abzubauen. Sie entspannte sich langsam, was daran lag, dass ihre Gedanken nunmehr auf ihr eigenes Umfeld und ihre Beobachtungen der Menschen, die ihr am nächsten waren, fokussiert waren. Na, so ging es offenbar auch.
„Zuletzt wäre da noch jemand, mit dem ich öfter zu tun habe. Aus Hiroshi werde ich absolut nicht schlau. Von jedem Menschen empfängt man im Gespräch so etwas wie … Schwingungen. Klingt blöd, kann ich aber gerade nicht anders erklären. Von Kayros und Ryoichi kriege ich, was immer sie auch für Blödsinn anstellen, kindliche bis neutrale Schwingungen … aber die von Hiroshi sind männlich. Riiiichtiiig männlich. Und weißt du was? Er ist nicht einmal nett. Ich habe keine Ahnung, was …“
An dieser Stelle bemerkte die etwas frustriert wirkende Kunoichi, dass etwas nicht stimmte … Monolog. Das, was man in einem Gespräch vermeiden sollte. Sie hatte irgendwann einmal gelesen, dass man, um das Gespräch interessant zu gestalten und den Gesprächspartner nicht zu langweilen, allerhöchstens dreißig Sekunden in Anspruch nehmen sollte, bevor man das Ruder wieder abgab. Ergo war von der sonst so bierernsten Junko nun eine fast kindlich beschämte Aktion zu beobachten – sie stellte ihren Tee ab und schaute recht schuldbewusst drein, wobei es offensichtlich war, dass sie sich Mühe geben musste, um nicht in den eigenen Zeigefinger zu beißen.
„Das willst du alles gar nicht wissen, oder?“ Natürlich wollte er das nicht. Er kannte diese Leute nicht und hatte mit großer Wahrscheinlichkeit keine Ahnung, wovon sie redete und warum sie es tat.
 

Iwamoto Yuto

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Scheinbar versuchten beide Chuunin ihre Probleme bezüglich ihrer Nervosität auf ihre jeweils individuelle Art zu lösen. Während der rothaarige Wuschelkopf eher versuchte so wenig wie möglich zu sprechen und sich dabei mehr und mehr auf die Teetasse vor ihm fixierte, schien Junko es zu lösen in dem sie redete und damit wohl auch nicht so schnell auhören wollte.
Ihr, wie sich später herausstellen sollte, Monolog begann mit dem Thema Kayros. Logisch, immerhin hatte er sie einige Sekunden zuvor auch nach diesem befragt. Es folgten Informationen über ihn, dass er sich bei den anstehenden Examen anmelden wollte und noch über einen ihm bis jetzt unbekannten Zimmergenossen. Hauptsächlich ging es aber um Kayros und dessen Entwicklung.
Auch wenn Yuto sich viele Dinge in kurzer Zeit gut merken konnte, rutschte seine Hand langsam aber sicher vom Tisch. Sie war ganz instinktiv auf der Suche nach seinem kleinen Notizbüchlein, dass sich in seiner Hosentasche befand. Aber wieso griff er danach? Wohl einfach aus dem Grund, da er vermutete, dass dieses Gespräch länger dauern würde als ihm lieb war. Doch glücklicherweise konnten seine Gedanken den Tee und das Gespräch für einige Sekunden vernachlässigen und sich seinem eigenen Körper widmen. "Aus Yuto! Hand auf den Tisch!" Mehr erschrocken von sich selbst als reflexartig zuckte er innerlich auf und im nächsten Moment lag seine Hand wieder auf dem Tisch. Mittlerweile war sie bei seltsamen Anwandlungen von Kayros angelangt und er selbst war wieder in der vorherigen Situation - atmen, zuhören, die Informationen verarbeiten und sich natürlich überlegen was er denn nun endlich mit dem Tee anstellen würde.
Während die Themen nun allmählich komplexer wurden schien er doch tatsächlich aufzublühen. Nun ja, um genau zu sein verstand er zwar an einigen Stellen nicht wirklich auf sie hinaus wollte und auch nicht direkt wieso sie ihm so etwas erzählte - wobei, sie würden sich wohl in der nächsten Zeit sicherlich nicht über den Weg laufen und außerdem war er nun mal kein Plappermaul - aber immerhin hatte er nun eine Lösung für sein kleines Problem mit dem Tee. Sie sprach, er setzte an und nahm zögerlich einen Schluck. Schluck für Schluck, Wort für Wort. Ohne es zu erwarten, leerte sich die Tasse recht schnell, denn der Tee schmeckte gut und war mittlerweile auch lauwarm, doch nicht nur die Teetasse war schlussendlich leer, sondern auch das Gespräch war beendet. Fast schon leicht verdutzt stellte er seine Tasse auf den Tisch und räusperte sich. Wieso hatte das Gespräch durch den Tee einen kleinen Geschwindigkeitsschub bekommen? War da etwas im Tee? Nein, bestimmt nicht.
Da Junko nun ihren Teil des eigentlichen Dialoges beendet hatte und scheinbar dachte, dass Yuto nichts davon interessiert hätte, war nun also er an der Reihe. Doch wo sollte er anfangen? Immerhin war das nun ein ganzer Haufen an Informationen, die man einfach mal so auf ihn geworfen hatte. Ironischerweise fühlte er sich davon aber nichtmals erschlagen, lag wohl doch am Tee. Wie dem auch sei, er fing einfach damit an, eine passende Antwort für den ersten Teil ihres Monologes zu finden.
"Merkwürdiger, nervöser und emotionaler sagst du? Er wird, wie soll ich sagen... menschlicher? Eine Phase in der Art hatte ich auch schon, ich denke solche Zeiten durchlebt eben jeder anders."
Yuto verschwieg beabsichtigt, warum er diese Phase oder eher Phasen hatte. Der Thema rund um den plötzlichen Tod seines gesamten Umfeldes, seiner zweiten Familie, gehörte wohl definitiv nicht in dieses Gespräch. Natürlich würde er ihr erzählen wieso er diese Phasen hatte, das heißt, sofern sie ihn darauf ansprechen würde. Aber wieso sollte sie? Aus Neugierde vielleicht, sollte er ja eigentlich von sich selbst gewohnt sein.
"Ich wüsste auch nicht genau was für Tipps ich Daisuke und den anderen geben sollte. Einen guten Tipp gibt es meiner Meinung auch nicht. Außer vielleicht, dass sie einfach ihr bestes geben sollten. Auf jeden Fall könnten sie sich sicher sein, dass wenn sie nach Hause kommen, ein Gericht ihrer Wahl auf dem Tisch steht, dass habe ich ihnen dummerweise versprochen."
Natürlich hatte sich auch der Rest der Kiri-Brigade für das Examen angemeldet. Warum auch nicht? Er wusste wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hatten, schon fast erschreckend schnell. Auch wenn momentan noch in einigen Bereichen eine Lücke zwischen ihnen klaffte, so würden sie diese wohl auch schon bald überwindet haben. Ein gutes Beispiel war da die Stärke von Daisuke. Sie standen wohl fast auf der gleichen Stufe, aber auch nur wenn es nur um die Kraft ging. Wenn es um das Thema der Anwendung der Stärke ging, dann war Daisuke ohne Zweifel um einige Stufen höher als er. Dies war aber nicht seltsam, immerhin war Daisuke ja auch total in seinen Taijutsu-Stil vernarrt, er hingegen erfreute sich lieber beim Umgang mit Chakra - um genau zu sein, dem Ninjutsu.
"Seltsame Anwandlungen... ach, da kann ich dir auch ein Lied von vortragen. Daisuke und Yashi, er ist auch ein Mitbewohner unserer Wohngemeinschaft, scheinen sich in letzter Zeit irgenwie zu... hm ... distanzieren? Aber was erzähl ich dir davon, ich verstehe es selbst nicht mal."
Yuto hatte tatsächlich desöfteren das Gefühl, dass sich die beiden distanzierten. Aber nicht weil sie wie kleine Kinder abseits der anderen über diese tuscheln wollten, sondern... ja, was eigentlich? Hatten sie etwa ein Geheimnis, dass sie, besonders Daisuke, nicht mal Yuto erzählen konnten? Oder war es auch nur so etwas wie eine Phase, die sie durchlebten? Wer weiß das schon. Möglicherweise versteckten sie aber auch einfach nur ein paar kleine Kätzchen oder aßen hinter dem Rücken der anderen, den gesamten Keksbestand von Soragakure auf.
"Ich hatte ja die Wahl, entweder ich wäre in ein total normales Wohnheim eingezogen oder eben in unsere kleine Wohngemeinschaft. Auch wenn es ab und zu wirklich stressig sein kann mit all den anderen, ich könnte mir momentan ein Leben ohne sie, nicht wirklich vorstellen. Außerdem würde ich mir nicht vorstellen wollen, was passiert wenn ich längere Zeit nicht anwesend bin. Natürlich ist es auch schon fast wie eine Art Familie mit der man zusamenlebt..."
Beim Wort Familie, dass dummerweise aus seinem eigenen Mund kam, senkte er für einen Augenblick seinen Blick und betrachtete das innere seiner Teetasse. Er wollte in dieser Sekunde einfach nicht in ihre Augen schauen. Hatte sie überhaupt selbst Familie oder musste sie schon genauso wie er an ihren Gräbern trauern? Ein weiterer Punkt, den er nicht von sich aus ansprechen würde. Doch genug mit dem Trübsal blasen, schließlich wusste er immer noch nicht wirklich was er mit ihren letzten Sätzen anfangen sollte. Er verstand nicht genau auf was sie hinaus wollte.
Doch da sein Gehirn keine Antworten fand, fand sein Körper eine. Ein Gang zur Toilette, denn mittlerweile machte sich der Tee, den er ziemlich schnell hinuntergestürzt hatte, bemerkbar. Dies kam ihm in dieser Situation natürlich gerade recht. Glückspilz.
Langsam richtete er sich auf und teilte ihr mit, dass er eben die Toilette aufsuchen würde.
 
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Mameha Junko

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Junko hörte ihrem Gesprächspartner genauer zu, als dieser vielleicht dachte, und sie nahm mehr wahr, als sie selbst vermutete. Sie war nur ungefähr ab dem Moment, als Yutos Hand unter den Tisch wanderte, unfähig, ihre Eindrücke zu verarbeiten, weil sich erst die Frage aufdrängte, was zur Hölle den Sora-Nin dazu brachte, die Hand Richtung Gürtel zu führen. Um es genau festzuhalten: Junko wurde bald fünfzehn, was bedeutete, dass in ihrem Körper verschiedene Hormone um die Vorherrschaft kämpften und ein Chaos verursachten, welches sich in seltsamen Handlungen und Gedankengängen äußerte. Somit nahm sie zwar auf, beschäftigte sich während Yutos Antwort eher mit der Frage „Was war das mit der Hand?“. Sie kam zu folgenden Schlussfolgerungen.


  • Er langweilte sich und wollte ein Buch zum Lesen aus der Tasche holen. Abwegig, aber wie nahe die Kunoichi damit an der Wahrheit lag, war schon erschreckend.
  • Er wollte sich kratzen. Eeewwww. Stelle merken und waschen!
  • Er hatte ein unsichtbares Känguru auf dem Schoß und wollte es tätscheln.
  • Er musste unauffällig einen Teefleck von seiner Hose wischen.
  • Er war in Begriff, eine sexuelle Handlung an sich selbst zu unternehmen.

Gerade der letzte Punkt, der auf einmal im pubertierenden Kopf Junkos durchaus wahrscheinlicher erschien als das Känguru, benötigte alle Schauspielkunst, um ein neutrales Gesicht zu wahren. Somit sah sich Yuto mit einer steinernen Miene konfrontiert, die zwar von mildem Interesse kündete, aber ansonsten in keinster Weise preisgab, was Junko sich gerade dachte oder ob sie überhaupt alles mitbekam. Wie bereits angemerkt nahm sie alles auf, verschob die Auswertung allerdings auf einen späteren Zeitpunkt, und schon bald sollte sich eine Gelegenheit ergeben, da der Sora-Nin sich erhob und für den Weg ins Badezimmer empfahl. Hier begann das pubertierende Hirn Junkos erneut zu rattern und die Möglichkeiten durchzugehen.


  • Der Tee lief außergewöhnlich schnell durch und er hatte wirklich die Hilfe eines Klobeckens nötig.
  • Er hatte sich die Stelle gemerkt und wollte sie waschen, bevor er sie erneut kratzen musste.
  • Yuto sagte gerade dem wartenden Anbu-Kommando Bescheid, dass die Shiro-Kunoichi jetzt wirklich nicht mit einem Angriff rechnete und sich die Anführerin des Teams noch nicht einmal einen Fingernagel abbrechen musste.
  • Das mit dem Kleckern hatte ihn mehr gestört als ursprünglich angenommen.
  • Er vollzog die sexuelle Handlung, die er vorhin abgebrochen hatte.

Punkte fünf und … nun ja, fünf … stimmten einigermaßen überein und waren somit im Bereich des Wahrscheinlichen, was die einigermaßen abgebrühte Kunoichi nicht nur einmal kräftig alle Rotschattieren durchlaufen ließ, sondern auch die Frage aufwarf, *warum* Yuto das tat. An ihr konnte es nicht liegen, oder? Ein kurzer Blick in den eigenen Ausschnitt verriet nur eine müde Andeutung, was unter anderem daran lag, dass die Kleidung nicht dazu erdacht war, in den Ausschnitt zu linsen. Hatte sie vielleicht unbewusst was mit den Beinen gemacht? Einen kurzen Blick unter den Tisch später stand fest, dass es höchst unwahrscheinlich war, dass die Kunoichi ihren armen Gesprächspartner versehentlich mit den Beinen gestreift hatte, was – und das sagte der Verstand ihr jetzt erst – unter anderem daran lag, dass sie die Beine beim Sitzen stets anzog und das auch hier getan hatte.
Möglicherweise hatte sich die peinlich berührte Junko mehr Zeit für die Überprüfung ihrer These gelassen, als ursprünglich angenommen, denn der Sora-Nin setzte sich schon wieder an den Tisch, als die Kunoichi diesen noch mit abschätzendem Blick in Augenschein nahm. Auf frischer Tat ertappt und überzeugt davon, sich ausgerechnet mit dem einzigen Perversling in Kiri und Umgebung zu treffen, schreckte Junko hoch, musterte den besagten Kiri-Nin von oben bis unten und sah sich einmal mehr mit der Frage konfrontiert, wie sie mit dieser durchaus stressigen Situation umgehen wollte. Kampf oder Flucht? Kampf oder Flucht? Kampf oder … ach zur Hölle damit, es lief ohnehin immer auf Kampf hinaus, wie der vollkommen unschuldige Yuto jetzt wahrscheinlich feststellte, als ihm Junko im ruhigen, aber bestimmten Ton eine Anweisung erteilte, die über acht Ecken auch ihre Gedankengänge verriet.
„Die Griffel bleiben auf dem Tisch, ja?“
 

Iwamoto Yuto

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"Ähm?" Wo er hin wollte war klar, nur wo befand sich das stille Örtchen? Normalerweise konnte man in Restaurants oder in einem Hotel doch immer solche kleinen Schilder an den Wänden finden, hier scheinbar nicht, oder doch? Ohne sich groß weiter umzuschauen, folgte er einfach einem oder besser gesagt dem einzigen Gang, der vom Sitzbereich wegführte. Bingo! Bereits im Gang konnte er ein kleines Schild an einer Wand erkennen, dass den Gästen, den Weg zur Toilette wies.
Auf jenem selbst atmete er zuerst ein mal tief durch, sammelte sich und schien sich langsam etwas zu entspannen. Während im Hintergrund die Klospülung lief und direkt vor ihm das Wasser aus dem Wasserhahn schoss und er sich mit diesem das Gesicht und die Hände wusch - natürlich die Hände zuerst - konnte er seine Gedanken ordnen und das bisherige Gespräch etwas Revue passieren lassen. Nachvollziehbar war für ihn eigentlich alles, alles bis auf die Schwingungen. Was bitte waren neutrale und riiichtig männliche Schwingungen. Inwiefern war das damit verbunden, dass die besagte Person nett oder auch nicht war? Er verstand diesen Punkt nicht wirklich. Seit er sich scheinbar in Himawari verguckt hatte und diese dann so plötzlich aus seinem und vor allem ihrem Leben getreten war, hatte er nicht wirkliche Regung in Bezug auf eine Beziehung oder eine erneute Liebe gezeigt. Keinem Mädchen schaute er schief hinterher oder versuchte gar sie anzubaggern, wie es Daisuke doch so gerne machte. Man konnte jedoch nicht sagen, dass ihm das auch nur in irgendeiner Weise fehlen würde. Wenn er auf einer Mission war, dann hatte er sein Ziel vor Augen und natürlich, dass alle anderen mit ihm wieder zurück kommen würden. Zuhause, in Soragakure, wartete außer lustigen Momenten mit den anderen Bewohnern des Kiri Ryokans auch die Arbeit auf ihn. Es gab also nicht viele Möglichkeiten für ihn überhaupt mal an eine Beziehung zu denken. Wenn es an der Zeit war, dann würde er sicherlich auch mal den ein oder anderen Gedanken oder sogar Blick riskieren, doch momentan war seine größte Liebe wohl ein gutes Buch. Ein gutes Buch ersetzte natürlich keine Beziehung zu einem anderen Menschen, aber für Yuto schien es eine gute Lösung in seinem Leben zu sein, zumindest jetzt noch.
Als er sich die Hände und das Gesicht abtrocknete, fiel seine Aufmerksamkeit auf seine Hände. Erst jetzt bemerkte er, dass die Aktion mit der "Ich schreib dann doch lieber mal alles mit" Angewohnheit hätte unterbinden sollen, denn von der anderen Seite des Tisches aus, musste es etwas seltsam ausgesehen haben. Aber wer weiß, vielleicht war Junko ja so in ihren Monolog und ihren Tee vertieft, dass sie das gar nicht mitbekommen hatte - hoffentlich.
Zurück am Tisch musste er jedoch feststellen, dass sie es mitbekommen hatte und dies jedoch völlig falsch interpretiert hatte. Mit einem hochroten Kopf wollte er sich bereits setzen, entschloss sich dann jedoch dazu, noch kurz stehen zu bleiben und ihr einfach zu erklären was er machen wollte. "Um ehrlich zu sein, ist mir etwas wichtiges eingefallen und das wollte ich eigentlich in meinem Notizbuch vermerken..." Er zog sein Notizbuch aus der Hosentasche und legte es auf den Tisch. Auch wenn er bezweifelte, dass sie ihm dies einfach so abkaufen würde, so war es dennoch die Wahrheit. "Ich wollte dich gerade eben einfach nicht unterbrechen, deswegen hatte ich es dann doch gelassen, entschuldige." Nun gut, die Kernaussage, dass er etwas in sein Notizbuch schreiben wollte, war tatsächlich wahr. Das er sich aber nur kurz einige Notizen machen wollte, nicht ganz. Es war zwar nicht schlimm, dass er sich einfach nur ein paar Dinge notieren wollte, die er nicht ganz verstanden hatte, zugeben wollte er dies trotzdem nicht.
Langsam aber sicher sollten sie sich nun aber dem Thema widmen, weswegen sie überhaupt dieses Risiko aufsich nahmen und sich getroffen hatten. Die folgende Frage sollte dies nicht nur einleiten, auch sollte sie über die Hosentaschen-Affäre etwas Gras wachsen lassen. "Sollen wir noch Tee bestellen?" Oder vielleicht doch eher eine ganze Hecke.
 
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Mameha Junko

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Das konnte nicht wahr sein. Die unwahrscheinlichste Möglichkeit, nämlich dass der Junge ein Notizbuch benutzte, war ausgerechnet die Wahrheit. Nun war es an Junko, die Farbe einer überreifen Tomate anzunehmen und peinlich berührt irgend etwas auf der Tischplatte zu suchen. Das war eine waschechte peinliche Stresssituation und erstmals in ihrem Leben hatte die Kunoichi auf die Frage „Kampf oder Flucht?“ nicht sofort das Bedürfnis „Kampf!“ zu schreien. Noch dazu hatte der junge Sora-Nin sie nicht unterbrechen wollen und so weiter … irgendwie war Junko überfordert, überfordert genug, um den Blick zu heben, den Mund aufzumachen, und zu vergessen, was sie eigentlich sagen wollte. Noch einmal versuchte sie, hilflos irgend etwas zu sagen, was die Situation retten konnte, musste sich aber eingestehen, dass es da nichts zu retten gab.
„Können wir so tun, als wäre das nie passiert? Bitte? Bittebittebitte?“ So wie Yuto nicht über Himiwari mit seiner Kiribande sprach, so sah das Umfeld Junkos selten diese Seite der sonst so strengen, humorlosen Kunoichi, die doch so gekonnt jede Unsicherheit überspielte. Spätestens an dieser Stelle sollte für den Rotschopf ersichtlich sein, dass es sich bei seiner Gesprächspartnerin um eine wenig charmante, soziale Niete handelte, die nur zurechtkam, wenn sie sich ans Protokoll halten konnte. Das zumindest erklärte ihre Regelversessenheit, und das erklärte auch, warum ihre Wangen einfach nicht aufhörten, zu glühen – absolute Unfähigkeit gestand sich nämlich niemand gerne ein.
Roter Alarm, alle Mann auf Kampfstationen! Haben schwere Treffer kassiert, brauche Schadensbericht. Hauptmast weggefeuert, wir kentern gleich!
Lass’ den Quatsch und hilf mir lieber!
Hm? Was? Oh ja, ganz deiner Meinung, die Finger hat er sich gewaschen.
Was soll ich tun? Was soll ich tun?
Keine Panik, wir haben Handtücher an Bord. Erstmal beruhigst du dich wieder. Diesen Menschen siehst du nicht so häufig und die Wahrscheinlichkeit, dass der diese Sache jemals weitererzählt, ist nicht hoch. Ruhig bleiben, das ist gerade genauso unangenehm für ihn wie für dich.
Wie hätte ich das mit dem Notizbuch wissen sollen?
Ich könnte jetzt eine Menge Dinge dazu sagen, aber ganz ehrlich, ich hab keine Zeit. Der Junge dir gegenüber fragt sich schon die ganze Zeit, warum du pausierst.
Gah! Oh nein, was soll ich sagen?
Gespräch aufnehmen, mein fieses Gelächter anhören, da weitermachen, wo ihr aufgehört habt.
Du hast Recht. Vor dem Notizbuch waren wir bei Phasen, merkwürdigen Phasen und seinen beiden Kollegen. Daisuke und jemand namens Yashi ziehen sich vor ihm zurück und er sieht sie als Ersatzfamilie an.
Der hats gerade nicht einfach, der Junge.
Veränderung des Umfelds, Gewohnheiten werden gesprengt.
Jetzt erkenne ich dich wieder. Keine Panik mehr?
Keine Panik mehr.
„Wir waren bei Phasen, bevor … ich Dinge falsch interpretiert habe. Phasen, die andere Leute haben, die aber an mir vorbeigehen, irgendwie. Diese Phasen sorgen anscheinend dafür, dass deine beiden Kollegen sich in ihre eigenen Angelegenheiten zurückziehen und … ähm, mit denen du dich auskennst. Das klang jetzt komisch, oder?“
Ganz gefangen hatte sie sich noch nicht, aber offenkundig hatte Junko die vorherigen Aussagen ihres Gesprächspartners abgespeichert wie eine Maschine und nahm nun den Faden wieder auf. Dieser Faden konnte nahtlos in das Thema übergehen, wegen dem sie sich eigentlich getroffen hatten, oder ungeahnte Wendungen nehmen. Die Sicherheit hatte die Kunoichi für den Moment jedoch verlassen, und welche Wendung das Gespräch jetzt nahm, lag an Yuto und an ihm allein.
 

Iwamoto Yuto

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Guten Abend meine Damen und Herren, hier sind wir wieder live beim wöchentlichen Tomatenkopf-Wettbewerb des Feuerreiches! Dieses mal dürfen wir einen besonderen Gast bei uns willkommen heißen, ein Besucher aus der feindlichen Fraktion - Iwamoto Yuto. Sein Gegner, ein Bewohner wie sie und ich, meine Damen und Herren, aus dem Feuerreich - Mameha Junko. Die beiden geben sich wirklich nichts wie sie hier sehen können, doch da kommt bereits die Entscheidung der Schiedrichter reingeflattert! Ein... unglaublich, ein Untenschieden! Damit verabschiede ich mich auch schon wieder, schalten sie auch nächstes mal wieder ein, wenn es heißt "Rot, röter, Tomatenkopf"!
Yuto war darüber erstaunt, dass er seine letzten Worte wenigstens nicht genuschelt hatte und sie klar und deutlich, wenn auch einen Ticken leiser als gewöhlich, an Junko richten konnte. Seine Hände lagen, wie man sich nach diesem seltsamen Zwischenfall vorstellen konnte, natürlich auf dem Tisch, alle beide. Von der Tischplatte würden sie sich auch nicht mehr bewegen, außer wenn er einen Schluck Tee trinken wollte und dafür die Tasse an seinen Mund führen musste. Er war sich zwar immer noch nicht ganz im klaren, was genau er getan hatte, aber es schien ihm definitiv nichts gutes gewesen zu sein. Auf ihre Bitte hin, dass sie dies doch einfach alles vergessen sollten oder einfach so tun sollten, als ob dies nie passiert wäre, antwortete er erneut mit einem stillen Nicken. Es schien ihr genauso wie ihm an manchen Tagen zu gehen, man verstand etwas völlig falsch oder versuchte einer Person etwas bestimmtes klar zu machen, doch diese interpretierte dies dann völlig falsch. Eigentlich ja völlig normale, alltägliche Situationen, aber wie schon so oft gesagt, was bitte war heute denn noch normal?
Das folgende Schweigen ihrerseits kam ihm recht gelegen. Es gab ihm die Zeit dazu sich erneut zu sammeln. Hatte er dies nicht gerade eben schon auf der Toilette versucht? Dann war es eben schon Versuch Nummer zwei, was solls. Irgendwie wurde er jedoch das Gefühl nicht los, dass es nicht das letzte mal für diese Tage gewesen sein würde. Weiter im Text, Junko schien wieder vollständig dabei zu sein und führte das Gespräch fort, dass sie vor kurzem ja auf eine etwas unübliche Weise unterbrochen hatten. Bevor er jedoch zu seiner Antwort kommen konnte, wurde die zweite Ladung an Tee serviert. Er seufzte als er kurz über seine Antwort nachdachte und den warmen Dampf des Tees einatmete. Der Tee hatte tatsächlich etwas beruhigendes an sich, denn er wäre wegen seinem plötzlichen, wenn auch in Maßen gehaltenem Seufzer, fast erneut erötet. "Wenn ich wenigstens wüsste, was es für Phasen wären oder eben für Angelegenheiten. Nur leider habe ich keinerlei Ahnung. Abwarten und zusehen wie es sich entwickelt, mehr kann ich da momentan wohl nicht machen. So wie ich Daisuke aber kennen gelernt habe, sollte das nicht auf Dauer nur ihre Angelegenheit bleiben, zumindest nicht komplett." Ein fast schon geflüstertes "hoffe ich doch" fügte er nach einigen Sekunden noch hinzu. Was war eigentlich mit ihrer Familie? Hatte sie noch welche oder war es in ihrem Falle ähnlich wie bei ihm selbst, dass seine Familie aus fast gleichaltrigen aus einer Wohngemeinschaft bestand (und noch einer etwas älteren Dame, die in Kirigakure wohnte und er langsam aber sicher aus unerklärlichen Gründen keinen richtigen Bezug mehr fand? Es musste die Entfernung sein und das er immer älter wurde, aber nicht nur er selbst, sondern natürlich auch sie). Da er also selbst nicht gerne über das Thema Familie sprach sollte er dies vielleicht eher meiden, wobei er auch zugeben musste, dass es ihm doch tatsächlich leichter fiel, einige Dinge in ihrer Gegenwart anzusprechen, als in der Gegenwart der Personen, die fast täglich um ihn herum waren. "Thema Familie, gestrichen. Thema Wetter, sonst noch Wünsche? Thema... gibt es denn wirklich nichts vernünftiges mehr, dass man einfach so ansprechen sollte? Oder soll ich vielleicht doch schon den eigentlichen Grund unseres Treffens ansprechen? Vielleicht doch noch etwas warten, bis das Gras etwas höher gewachsen ist. Freunde und Wohngemeinschaften haben wir auch bereits abgehakt, was hätten wir sonst noch? Denk Yuto, denk nach! Ich könnte sie fragen wie die Zimmer hier si... nach diesem Zwischenfall wohl eher nicht, ich lasse mich überraschen. Nimm jetzt einfach das nächst beste! Das wäre dann wohl, der letzte Punkt des unterbrochenen Gespräches..."
Vorsichtig nahm er einen Schluck Tee oder eher, er nippte kurz daran. Zum einen wollte er verhindern, dass er sich die Zunge verbrannte, zum anderen, dass er nicht schlürfen würde. Letzteres würde zwar sicherlich den Tee kühlen, aber ob es Junko gefallen würde, wenn er neben ihr den Tee schlürfen würde, war doch recht unwahrscheinlich. "Was genau meintest du eigentlich mit diesen Schwingungen?"
Unwissenheit, Neugierde und vielleicht sogar noch eine leichte Prise Naivität steckten hinter dieser Frage, gut nur das er sich wenigstens so ausgedrückt hatte. Er hatte eine Vermutung was genau sie damit meinte, doch nachfragen sollte nicht schaden, auch wenn es zur vorherigen Situation vielleicht nicht direkt passen mochte. Apropos Tee, man sollte sich doch wirklich die Frage stellen, wie viele Tassen Tee sie an diesem Abend noch trinken würden, denn zumindest jetzt war noch kein baldiges Ende des Gespräches in Sicht. Tasse zwei konnte man mit Sicherheit aber schon bald auf einer imaginären Liste abhaken.
 
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Mameha Junko

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Was Naivität anging, hatte Junko auch eine gesunde Portion davon – vielleicht sogar mehr, als Yuto selbst. Immerhin war er ein wenig älter als sie, reifer und zugleich unreifer, in mancher Beziehung geschickter, in anderer Beziehung ungeschickter. Anders konnte man es gar nicht ausdrücken. So kam die Frage, nachdem erneut Tee serviert wurde, nach den Schwingungen wieder auf. Die Kunoichi selbst war mit ihrer ersten Tasse noch nicht fertig, was daran lag, dass sie vor lauter Rotwerden und Reden vergessen hatte, sich ihrer Teetasse zu widmen … nun, es wurde höchste Zeit, das nachzuholen. Diese Teesorte war auch kalt genießbar, aber warmer Tee war immer noch die angenehmere Wahl. Während der Sora-Nin etwas Schattenboxen über Phasen betrieb, widmete sich Junko ihrem Tee und hoffte einfach mal, dass sich ein Toilettenmissverständnis in Zukunft vermeiden ließ. Mal ehrlich, warum lief Tee eigentlich bei Angehörigen der männlichen Spezies so schnell durch? Es musste irgendein ungeschriebenes Gesetz oder ungelöstes Geheimnis des männlichen Metabolismus sein, welches sich den Medizinern der heutigen Zeit noch nicht erschlossen hatte oder unter der Rubrik „Streng geheim“ geführt wurde. Vielleicht setzte Tee auch irgendeinen Adrenalinschub bei der holden Männlichkeit frei, sodass diese zwar stets erlogen, die Toilette aufsuchen zu müssen, aber in Wirklichkeit Waschbecken zertrümmerten. Um diese These zu überprüfen, müsste die Kunoichi allerdings eine Herrentoilette aufsuchen … aber das würde sie nicht tun. Selbst ihre Tapferkeit kannte Grenzen.
„Schwingungen … das war vielleicht falsch ausgedrückt.“, bemerkte die Chuunin, während sie nachdenklich die letzten drei Tropfen Tee in der ersten Tasse betrachtete, ehe sie diese abstellte und zur zweiten Tasse griff.
„Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit das Glück, am Tor festzusitzen und Strichlisten zu führen. Eine anspruchsvolle Tätigkeit, sage ich dir. Auftritt Hiroshi: groß, stark, schnell, überlegen, findet sich gutaussehend und hat den Coolnessfaktor gepachtet.“ Ein leicht genervt anmutendes Verdrehen der Augen sowie ein verschmitztes Lächeln, welches sich tief im rechten Mundwinkel verbarg, waren deutliche Hinweise darauf, dass Junko schon fast Spaß daran hatte, über ihre Kollegen zu lästern … das war ihr sonst nicht möglich. Dass Yuto hiermit Opfer der wenigen mädchenhaften Allüren der Kunoichi wurde, war zwar unglücklich, aber leider nicht zu ändern. Wenigstens hatte sie anscheinend gerade in dieser Lästerrunde die Fähigkeit entdeckt, ihren sonst so rationalen, kühlen Ton abzulegen und mittels Betonung die Geschichte interessant zu gestalten. Auch der Text, der zwischen den Zeilen stand, sollte nicht unbeachtet bleiben; während es sich für einen unbedarften Beobachter wahrscheinlich so anhörte, als wäre Junko eine Schülerin, die gerade über das Sportass der Schule herzog, war für Yuto seinerseits herauszuhören, dass es sich bei Hiroshi nach Junkos Meinung um einen zumindest körperlich fähigeren Ninja handelte als sie selbst.
„Einen spitzen Kommentar in meine Richtung später balzt er mit einer vollbusigen Lippenstiftfanatikerin mit mehr Haarspray als Haaren auf dem Kopf direkt in meinem unmittelbaren Sichtfeld herum, geht natürlich klischeehaft und obligatorisch Kaffeetrinken und kommt nach einer Weile demonstrativ händchenhaltend wieder zurück, um sich überflüssigerweise nach meiner Arbeit zu erkundigen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, er will irgendein Teenagerritual namens Eifersuchtsdrama einleiten. Und hier kommt das Problem: Ich weiß es bis heute nicht besser.“
Spätestens hier sollte Yuto klar werden, dass Junko ihre Umwelt genauer wahrnahm, als man vielleicht denken mochte, aber sie sehr schnell mit einem Buchvergleich zur Stelle war, als hätte eine Bibliothek sie erzogen und nicht etwa eine Mutter. Zugleich schwang neben dem nicht zu verleugnenden Unterhaltungswert auch milde Verwirrung mit … in Junkos Augen waren Teenagerrituale, wie sie diese schilderte, nicht logisch und daher nicht wirklich zu erfassen. Auch sollte in diesem Moment klar sein, was die Kunoichi nicht in Worte fassen konnte: Sie nahm aufgrund dieser Aktion den Chuunin namens Hiroshi im Gegensatz zu ihren Zimmergenossen, in denen sie Freunde, Kinder und Kollegen sah, tatsächlich als Angehörigen des anderen Geschlechts wahr, ohne diesem direkt Zuneigung entgegenzubringen. Das war ein Bruch, bzw. eine Veränderung in der Eigenwahrnehmung, was sie selbst als „Schwingung“ bezeichnete. Die Situation wurde von ihr erfasst, ohne, dass sich ihr eine Lösung offenbarte – kein Wunder also, dass Junko nach einem passenden Vergleich für Yuto suchte, aber in Ermanglung von Kenntnis seines Umfeldes nur auf Daisuke zurückgreifen konnte, mit dessen schillernder Persönlichkeit die Shiro-Kunoichi ohnehin nicht viel anfangen konnte.
„Vielleicht ist das ja auch wieder so ein Ritual, welches Daisuke-kun und … Yashi, sagtest du? … da vollziehen. Es wundert mich ernsthaft, dass ausgerechnet Daisuke Zeit und Muße für derartige Aktivitäten gefunden hat.“
Junko konnte nicht wissen, dass der Rest der Welt Yashiko für einen Jungen hielt, demzufolge war ihre Vermutung zwar nachvollziehbar, aber für Yuto wahrscheinlich außerordentlich abwegig, wenn nicht sogar ein Grund zur Erheiterung.
„Aber ich glaube, zum Familienleben gehört dazu, dass man nicht lange Dinge geheim hält. Sagt man zumindest.“ Oder schreibt man, je nachdem. Junko deutete nur an, dass sie glaubte, dass Yuto, der in seinen Mitbewohnern eine Ersatzfamilie sah, schon früher oder später ins Vertrauen gezogen wurde. Hey, sogar sie konnte das, und dabei war der Sora-Nin doch nun wirklich auf der ganz falschen Seite. Zugleich deutete sie selbst an, nicht viel von Familienleben zu verstehen, was wiederum Raum für Spekulationen ließ, so man denn spekulieren wollte.
 

Iwamoto Yuto

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Die Antwort auf seine Frage begann eigentlich recht einfach, sie hatte sich also falsch ausgedrückt. Doch damit wurde seine Frage noch nicht beantwortet. Während Junko nun zu ihrer zweiten Tasse Tee griff, schien sich das Gespräch oder besser gesagt, die Antwort, in eine vollkommen andere Richtung zu wenden. Auch wenn ihm diese Art der Wendung nicht wirklich ganz mundete, da er ja eigentlich nur eine Antwort auf seine Frage wollte, hörte er aufmerksam zu. Aufmerksames Zuhören war früher eigentlich nicht so wirklich die starke Seite von ihm, außer natürlich es ging um Themen die ihn wirklich brennend interessierten. In seinen folgenden Lebensphasen konnte er im Nachhinein erkennen, dass er ab und an stiller war oder eher wurde als sonst. Während er also in einer längeren Phase der Trauer war und weder seinen eigenen Gedanken, noch den Stimmen irgendwelcher anderen Personen gelauscht hatte und nur sagte was in diesem Moment wichtig war, war er am heutigen Tage in einem besseren Zustand angekommen. Er konnte andere Personen unterhalten, einfach mal eine Runde plaudern oder einfach still sein, Informationen verarbeiten und antworten. Man konnte mit gutem Gewissen also von einer positiven Entwicklung sprechen.
Mit Informationen aufnehmen war aber in keinem Falle gemeint, dass sich dies nur auf gesprochenes bezog, sondern auch auf Tonlagen, Körpersprache und natürlich sein Umfeld bezogen. Im Falle seines Gesprächspartners oder eher seiner Partnerin, konnte er eigentlich mit Sicherheit sagen, dass sie sich allmählich zu entspannen schien. So gut wie es eben in dieser Situation ging und den leicht auf Distanz haltenden Tonfall zu ändern. Mittlerweile konnte sich Yuto ein paar neue Eindrücke verschaffen, aber eine direkte Antwort hatte er immer noch nicht, nicht wirklich zu mindest. Es kam seinem Verdacht, dass es um... (wie erklärte man das nun am einfachsten?) ... wie jemand auf einen wirkte ging, aber wohl ziemlich nahe. Wenn in Junkos Falle vielleicht sogar schon im Beziehungs-Sinne. "So langsam bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob sie ihn nun lobt oder versucht ihn schlecht zu reden..."
Zu seinem Glück folgte nach einigen weiteren Sätzen aber auch wieder ein ihm etwas vertrauteres Thema. Doch, es sollte leider nicht so kommen, wie er es sich gewünscht hatte. Man konnte ihr aber auch nicht verübeln, dass sie Yashi für ein Mädchen hielt. Zum Teil die Art oder mal sonstige seltsame Seiten und das eher weibliche Aussehen und der Name würde da sicherlich dafür sprechen, aber es war nun mal ein Junge. Zumindest sofern sich nichts neues ergeben würde. Was sollte er ihr nun antworten? Was sollte er generell von der Situation halten? Wieder einmal hieß es, einfach drauf los antworten, bevor er in einem zu sehr nachgedachtem Gestottere endete. "Dieser Hiroshi scheint also an diesem Tag ständig versucht zu haben, deine Aufmerksamkeit zu erringen? Entschuldige, falls ich dich da missverstanden haben sollte." Vielleicht brauchte er aber einfach nur eine Person, die ihm Zuneigung geben konnte, so wie Himawari ihm damals. Damals. Heute hatte er zwar nur noch Zuneigung im freundschaftlichen Sinne, doch dies reichte ihm. "Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube weder Daisuke noch ich haben je erwähnt, dass unsere Wohngemeinschaft bis jetzt nur aus... ehm, männlichen Mitbewohnern besteht? Ich weiß also wirklich nicht, was sich da anbahnt. Aber ich denke, so wie du sagst wird sich das bald klären." Auch wenn er äußerlich gerade ein frisches Lächeln über das nachdenkliche Gesicht aufgelegt hatte, so verzog sich seine Mimik im inneren. "Los, sag noch was, irgendwas! Sonst hört sich das sehr... ähm... sehr... feindlich an? Seltsam? Bleiben wir bei seltsam, alles andere wäre seltsamer als seltsam. Oh Gott, ich verwirre mich schon selbst. Aber wenn sie Recht hat? Gut, egal. Nein, nicht egal. Oder doch? Was denn überhaupt?" "Ich meine... selbst wenn es so wäre, es würde doch alles mehr oder weniger beim alten bleiben, oder nicht?" Das eine Ablenkung jetzt nicht schlecht wäre war ihm bewusst, doch was sollte er noch hinzufügen? Was gab es noch an Mitbewohnern? Aku, ein... interessanter Genin, der scheinbar doch mehr drauf hatte als man ihm ansah, aber ebenso mädchenhaft wirkte und ... kindisch. Blieb also nur noch Seishin. Dann musste Seishin eben aushelfen. "Wahrscheinlich hecken sie aber auch einfach nur etwas aus. Einer unserer Mitbewohner, Seishin, scheinen die beiden nicht so zu mögen und liegen sich des öfteren in den Haaren."
Würde dies, das Gespräch retten? Lag wohl nun an Junko und wie sie dies auffasste. Nun hies es also, abwarten und Tee trinken. Schluck für Schluck.
 
M

Mameha Junko

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Seine Gesprächspartnerin hatte sich gerade dazu entschlossen, ein wenig entspannter an die Situation heranzugehen und traf schon gleich den falschen Nerv bei Yuto, der sodann auch in Gestotter verfiel. Die Tatsache allein war schon alarmierend genug, wenn er nicht sogar noch mit einem falschen Lächeln versuchen würde, seine Unsicherheit zu verschleiern und dann umgehend das Thema zu wechseln. Ein neuer Spieler betrat die Bühne, oder wurde vielmehr erwähnt; offenbar gab es in der Wohngemeinschaft Yutos einen Jungen namens Seishin, der sich als Problemkind herausstellte, aus welchen Gründen auch immer. Auch schien der Sora-Nin peinlich berührt, Junko mitzuteilen, dass es sich bei Yashi um einen Angehörigen der männlichen Spezies handeln musste. Für einen kurzen Moment kaute Junko ihren Verdacht noch einmal durch. In Büchern gab es auch immer das Alibi-Schwulenpärchen, welches beweisen sollte, dass der Autor keinesfalls Homosexualität verdammte oder verabscheute. Da Junko ohnehin die Ansicht vertrat, dass sich irgendwo in irgendeiner Ecke der Regisseur ihres Lebens regelmäßig kaputtlachte, konnte es durchaus sein, dass gerade dieses Alibipärchen ihr Leben streifte, wenn es auch nur von Hörensagen war und selbst, wenn es sich nur um einen Bekannten wie Daisuke handelte. Im Ernst, war etwas dagegen einzuwenden? Daisuke war durchaus ein willensstarkes Persönchen, warum sollte er zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden. Allerdings zog Junko in diesem Augenblick nicht in Betracht, dass sie in ihrer Lage auch ein Pärchen aus zwei Mädchen seltsam bis unvorstellbar gefunden hätte.
„Nur Jungs in der Wohngemeinschaft? Meine Güte, wie haltet ihr das sauber? Wenn ich Kayros’ und Ryoichis Dreckecken sehe, wird mir jedes Mal schlecht … und seit wann lässt sich Daisuke von Kleinigkeiten wie dem falschen Geschlecht aufhalten?“
Erst im nächsten Moment wurde der Kunoichi bewusst, dass die Unsicherheit ihres Gesprächspartners sich genau auf die These beziehen musste, die sie so gleichmütig und mit fast schon kaltblütig anmutendem Ton hinnahm. Sie erschrak beinahe darüber, als sie die Erkenntnis traf und fing auch gleich an, sich auf die Unterlippe zu beißen und sich etwas übereilt und offenkundig schuldbewusst wie ein Wasserfall zu reden.
„Entschuldigung! Taktlos, ganz taktlos … schon wieder …“ Für gewöhnlich entschuldigte sich Junko nur selten bei Leuten, denen sie direkt gegenübersaß, und selbst dann waren diese zumeist im zweiten Grad mit ihr verwandt. Kein Wunder also, dass das Mädchen instinktiv nach dem Handgelenk Yutos griff, um es beruhigend zu tätscheln, nur um nach der ruhmreichen Erkenntnis, dass es sich eben nicht um den Bruder handelte, gleich wieder zurückzuschrecken.
„Tut mir Leid … ah, Themawechsel. Jetzt. Schnell. Seishin. Problemverursacher … äh, bringt er den Müll nicht raus?“ Vorbei war es mit der Entspannung, und Junko war jetzt offiziell mit dem Gespräch überfordert. Tsk, hat hier irgendwer damit gerechnet, dass ausgerechnet die kühle und als Teamleiter zwar kompetente, aber eben nicht sehr gesellige Kunoichi auch nur in der Lage war, dieses Gespräch zu retten, wenn sie doch wahrnahm, dass ihr Gegenüber sich nicht wohl fühlte? Sie merkte jetzt schon, dass Yuto den Gedankengang mit dem Müll rausbringen wahrscheinlich nicht nachvollziehen können würde, ganz einfach, weil es eben ein familieninternes Problem war … andererseits sah Yuto seine Wohngemeinschaft aufgrund eigener Aussage als Familie. Warum dann also noch erklären? Besser war eigentlich die Frage, warum nicht erklären, um den Redefluss erst einmal aufrecht zu erhalten und hoffen, dass sich irgendwo noch ein Gesprächsansatz fand, mit dem man wieder einigermaßen auf einen grünen Zweig kommt.
„Du kennst doch die typischen Familienprobleme: Der Vater hilft nicht im Haushalt, weil er das Zuhause als Ruhepol ansieht und es nicht einsieht, irgend etwas beizutragen, die Mutter drückt sich vor dem Spülen, weil sie zu faul ist und auch nicht ganz einsieht, nur auf die Spüle reduziert zu werden und dass der kleine Bruder den Müll nicht rausbringt, lässt auf einmal den Haussegen schiefhängen wie verschmierte Zahnpasta. Es sind diese Kleinigkeiten, die eigentlich niemanden stören sollten, die das Leben in einer Familie aber aus irgendwelchen mir nicht ersichtlichen Gründen kompliziert machen. Ist Seishin … vielleicht so ein Kleiner-Bruder-Kandidat oder ist das doch etwas anderes?“
Nein, dieses Familienleben kannte Yuto nicht, was Junko nicht wissen konnte, und sie manövrierte das Gespräch gerade unwissentlich in ein Gebiet, welches noch viel verfänglicher und empfindlicher war als das vorangegangene Thema. Zugleich kam sich die Kunoichi unglaublich dämlich vor. Wo war der große Intellekt, den man ihr nachsagte, wo war das angelesene Wissen, der analytische, kühle und berechnende Verstand, auf den sie so stolz war? Er schien in Urlaub gegangen zu sein. Selbsteinsicht ist der erste Weg zur Besserung, kein Wunder also, dass die letzte Feststellung in einem äußerst trockenen Ton getätigt wurde.
„Ich plappere dummes Zeug, oder?“
Jupp.
 

Iwamoto Yuto

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Das Thema lies ihn einfach nicht los. Es ging nicht. Um es genauer auszudrücken musste man jedoch sagen, dass es eigentlich Yuto war, der das Thema nicht loslassen wollte. Er konnte nicht. Es war ein Gedanke, der für ihn völlig neu war und seine Gedanken für mehrere Augenblicke völlig auslastete. Hatte er nicht diesen weiten Weg und die ganzen Gefahren auf sich genommen um sich mit einer guten Freundin aus der gegnerischen Fraktion zu treffen und mit ihr über bestimmte Themen zu sprechen, die nun wirklich nichts, rein gar nichts damit zu tun hatten? Eigentlich schon, doch zuvor schienen sie sich wohl mit solchen anderen Themen aufzuwärmen, wohl einfach für den Fall, dass sie danach nichts mehr schocken konnte. Doch es schockte Yuto nicht ein mal. Er hätte damit auch keinerlei Probleme wenn es denn wirklich so sein sollte. Warum auch? Daisuke würde sein Freund bleiben, Freund natürlich im rein freundschaftlichen Sinne, Yashi natürlich auch. Wieso aber schockte es ihn nicht? Wahrscheinlich aus dem einfachen Grund, dass er bereits seit er klein war, gelernt hatte, die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Dies bedeutete natürlich nicht, dass er keinen Groll gegen Menschen hegen würde, dies konnte er nämlich gut genug. Über Tage, Wochen und sogar Monate hinweg war sein Herz von Zorn und Kummer zerfressen, doch er stand noch heute hier und konnte ein ehrliches Lächeln auflegen, wenn er es denn wollte. Das einzige das ihn wahrscheinlich wirklich schocken und verletzen würde, wäre der Fall, wenn ein Mitglied seiner Familie sterben oder verschwinden würde.
Wieder ein mal waren Worte einer Person in seiner Nähe, die ihn zurück in die Wirklichkeit holten. Für einen Moment musste er wohl wirklich abwesend gewirkt haben, doch glücklicherweise hatte er die Worte von Junko auch mehr oder weniger unbewusst aufnehmen können. Ob er jedoch alles mitbekommen hatte wusste er nicht. "Ja, wir sind momentan nur Jungs. Mädchen würden wir natürlich auch aufnehmen... gut, darüber können wir sowieso keine Entscheidung treffen, aber die Möglichkeit besteht. Bis jetzt war dem aber nicht so. Ach und "wir" halten das Haus nicht sauber. Ich mache das hauptsächlich alleine. Wäsche soweit auch, kochen ebenfalls... Aufhalten?" Für einen Moment war sich der Rotschopf unsicher, ob er über die letzten Punkte stolz sein sollte oder ob es ihm eher peinlich war. Im Grund aber war er ganz glücklich, dass er kochen konnte und den gesamten Haushalt unter Kontrolle halten konnte. Was sie jedoch mit dem aufhalten durch ein falsches Geschlecht meinte war ihm ein Rätsel. Doch für Rätselraten war nun keinerlei Zeit, denn bereits im nächsten Moment entschuldigte sich Junko für ihre taktlosigkeit, auch wenn Yuto dies nicht für nötig hielt, da er ja im Endeffekt für den Verlauf des Gespräches war. Ihre Reaktion jedoch überraschte ihn. Sie tätschelt sein Handgelenk und entschuldigte sich erneut bei ihm. "Yuto, wenn du jetzt zuckst oder gar rot wirst, dann tu dir einen Gefallen und ertränke dich im Hafen." Es war wirklich eine Reaktion, die ihm zum einen nicht geläufig war und zum anderen, genau aus diesem Grund überraschend wirkte.
Das Gespräch machte eine erneute Wendung und drehte sich dieses mal in Richtung Seishin. Scheinbar ihr neues Gesprächsthema. "Ich meinte eigentlich etwas anderes damit. Er ist kein Unruhestörer in diesem Sinne. Sie würden im übrigen auch alle im Haushalt mit anpacken, wenn ich sie dazu einspannen würde, aber meistens hab ich das dann doch selbst schneller erledigt. Seishin ist in Ordnung, nur ... er hat eben ein paar andere Ansichten und sagt eben gerne, meist genau das was er denkt. Ich meine, im Grunde ist das nicht schlecht, nur die Wahrheit oder die eigenen Gedanken auszusprechen ist eben nicht immer das beste." Er war sich nicht sicher, ob er damit auch das angesprochen hatte was sie mit ihrer Erklärung gemeint hatte, aber immerhin schwieg er nicht. Mittlerweile befürchtete er, dass das Gespräch im Laufe des abends oder der Nacht, doch noch zu einem bestimmten Thema führen würde - der Familie. Wenn es wirklich dazu kommen würde, fragte er sich, was er ihr sagen würde. Genau so, wie als er die Teetasse in seiner Hand anschaute, ob diese schon wieder halbvoll oder halbleer war.
 
M

Mameha Junko

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Was der Sora-Nin dachte, war für Junko nur schwer ersichtlich, aber als dieser erwähnte, wie es in dem Haushalt der Kiribande zuging, hatte sie im übertragenen Sinne und wenn man unbedingt auf Comicsprache zurückgreifen musste, Herzchen in den Augen. Ein Vertreter des männlichen Geschlechts, der kochte und putzte, wo gab es denn so was? Wenn sie da an ihre beiden Mitbewohner, auch die Chaoten vom Dienst genannt, dachte, wurde ihr schon wieder ganz anders. Ryoichi schien sich von nichts anderem als Instant-Nudelsuppe zu ernähren und selbst Kayros, der liebe nette Junge, schien sich oftmals um den Abwasch drücken zu wollen. Es gab einen Grund, warum der Wohnbereich der Jungs stets eher einem Schlachtfeld glich und ihr Zimmer blitzblank und staubfrei war. Nach allem, was Junko gelesen und gesehen hatte, schienen die Herren der Schöpfung ohnehin selten geneigt, auch nur irgend etwas im Haushalt zu tun – Yuto war da eine echte Rarität. Für einen Augenblick ließ die Kunoichi ein wenig verträumt die Gedanken schweifen: Was wäre, wenn Yuto in ihrer Wohngemeinschaft wäre? Endlich würde Ryoichis Ecke nicht mehr nach Hund riechen, der Abwasch würde nicht an ihr hängen bleiben und vielleicht würde auch mal woanders als in ihrem Zimmer der Putzlappen geschwungen werden. Keine Müllberge, kein Dreck und keine billigen Fertiggerichte. Zugleich war der Rotschopf ein sehr umgänglicher Mensch, womit dann die Rappler, die Kayros zuweilen hatte, auch eher unwahrscheinlich waren. Zurück in der Realität musste sich Junko dann aber den Fakt ins Gedächtnis rufen, dass Yuto immerhin ein Angehöriger der gegnerischen Fraktion war, was im Normalfall bedeutete, dass man sich gegenseitig an die Kehle ging oder es eher ein Verbrechen war, es nicht zu tun … wie jetzt zum Beispiel. Und gerade, als der Gedankengang Richtung Verbrechen ging, schien der Sora-Nin verwirrt über die tröstende Geste, zu der Junko angesetzt hatte, zu sein. Gerade, als sie dachte, dass sie sich selbst so richtig schön und mit Schmackes in die Pfanne gehauen hatte, schnitt er ein vollkommen anderes Thema an, welches sich um einen Mitbewohner namens Seishin drehte. Die Beschreibung war kurz, dennoch konnte sich die Kunoichi ein ungefähres Bild von dem Gesellen machen. Scheinbar flunkerte er nichts weg und war recht unverblümt in seinen Meinungen, wenn er diese anderen nicht sogar aufdrängte. Hm, an wen erinnerte sie das bloß? Normalerweise wurde ihr so ein Verhalten nachgesagt. Hieß das, dass sie schwierig im Umgang war? Die Frage stellte sich Junko übrigens zum ersten Mal, denn vorher hatte sie nie einen Gedanken daran verschwendet, andere Fehler als die, die für ihren Beruf von Belang waren, zu analysieren und zu korrigieren. Man konnte durchaus sagen, dass sich die Shiro-Nin in dieser Hinsicht ein wenig dumm anstellte, denn wenn etwas nicht direkt mit ihrem Beruf zusammenhing oder in Büchern nachzulesen war, war es für sie schwer zu erfassen. Der Vergleich mit der Romanfigur eines berühmten Detektivs liegt nahe, welcher über jede Kleinigkeit, die seinen Recherchen zugute kommen konnte, Bescheid wusste und diese auch aus dem Stehgreif abrufen konnte … und dennoch war er unfähig, das Wissen aufzunehmen, dass die Erde rund war. Eine ähnliche Unfähigkeit in etwas schwächerer Form war bei der Kunoichi zu finden, die momentan allerdings noch mit dem Thema „Seishin“ beschäftigt war und zum Besten gab, was sie über diese Art Mensch gelesen hatte.
„Wer sich mit einem Wirbelwind an Worten umgibt, versteckt sich hinter ihnen.“ Und das schien die Weisheit des Tages zu sein, und das ohne dass Junko Seishin auch nur einmal gesehen hatte. Ob sie damit nahe an der Wahrheit oder daneben lag, konnte sie nicht wissen, aber die Aussage war deutlich: Bei so einem Verhalten war anzunehmen, dass dieser Seishin dringend etwas zu verbergen hatte und in seiner Verzweiflung zu dieser Verhaltensweise gegriffen hatte, die ihm nun in Fleisch und Blut übergegangen war. Aber was konnte der Junge möglicherweise verbergen?
Ein junger Shinobi ist stets der Herr seiner Geheimnisse. Mehr gab es in dieser Hinsicht nicht zu sagen, obwohl Junko tatsächlich der Gedanke nicht losließ, dass sie selbst durch ein ähnliches Verhalten negativ auffallen könnte. War das der Grund, warum sie mit Hiroshi so oft aneinandergeriet? Nein, sie stritt sich mit Hiroshi, weil er ihre Meinung nicht respektierte und darüber hinaus irgendwelche komischen Teenagerspiele betreiben musste, die Junko nur halbwegs verstand und die andere Hälfte für Blödsinn hielt. Kayros war auch oft genug genervt bis beleidigt, und Ryoichi aus der Fassung zu bringen war unmöglich. Konnte es also sein? Nun, es gab momentan einen sehr kindischen und direkten Weg, das herauszufinden.
„Falls ich dich in irgendeiner Weise ähnlich wie Seishin angreifen sollte, sag’ mir bitte Bescheid, ja? Ich habe nicht die Absicht, dich zu verärgern.“ Und auch, wenn diese Aussage ein wenig kleinlaut daherkam, war diese doch so ehrlich, wie sie nur sein konnte.
„Es ist nicht so, dass man ihn dafür verurteilen kann, oder? Ich meine, jeder von uns hält irgend etwas verborgen. Manchmal ist es Wissen, manchmal Bestreben, manchmal sind es Wünsche und hin und wieder sind es sogar die Schatten der Vergangenheit.“ Junkos Stimme hatte einen sehr ernsten Ton angenommen, als wüsste sie genau, wovon sie sprach. Dabei stellte sie gerade nur eine Vermutung auf, bei der sie von sich selbst auf andere schloss. Dies wurde ihr erst im Nachhinein bewusst, weswegen sie ein wenig unsicherer eine Frage hinzufügte.
„Dir geht es doch auch so … oder?“
 
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