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Dark Nature

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Größe
1,67m
Fraktion
Shiro
Dorf
Shiro
Steckbrief
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Hey Leute ;),

Das ist eine Geschichte, die ich vor langer Zeit mal geschrieben habe, die aber all die Jahre irgendwie auf meinem Pc überdauert hat. Da dachte ich, ich stell sie hier mal rein. Ich hoffe sie gefällt euch und viel Spaß ;)

LG Himi :)

Die Legende:

Ist die Natur nicht wunderschön ? Ich gehe gerne wandern, fühle ihre Magie und sehe ihre kleinen wie großen Wunder. Freie Winde die mich berühren und mich ihre Freiheit spüren lassen. Blätter die mit dem Wind tanzen und mit meinen Augen spielen. Flüsternde Bäume, die mir ihre alten geheimnisvollen Geschichten erzählen. Glitzernde Flüsse, die somanches gefallene Blatt leicht und sanft der Strömung folgen lassen. Rehe die auf einer Wiese das saftige Morgengras essen. Singende Vögel, die fröhlich zwitschernd durch die Lüfte fliegen. Riesige Berge die sich über jeden Besuch freuen und mich immer wieder einladen sie zu erklimmen. Gemütliche Waldwege, die mich mit Blütenregen empfangen. Zauber für Zauber lässt die Magie der Natur mich unweigerlich spüren und befreit meinen Geist. Sie zeigt mir die Vielfalt des Lebens in voller Pracht. Doch es gibt auch viele Dinge die ich bzw. wir nicht sehen und auch ehrlich gesagt nicht sehen wollen. Jenseits dieser Harmonie, verborgen hinter den alten Waldriesen findet man die Schattenseite der Natur. Stiller wie gewaltsamer Tod statt Leben. Fließendes Blut statt glitzernde Flüsse. Entwurzelte Bäume statt gefallene Blätter und so manch anderes Schreckensbild. Dinge vor denen wir wirklich Angst haben. Ich bin froh, dass ich die Natur nur besuche und nicht in ihr lebe. Ich weiß das die Harmonie die ich täglich sehe nur eine Seite der Münze ist. Doch nun entführe ich sie in die Welt auf der anderen Seite dieser Münze. Stellet euch eine Welt vor, in der die Harmonie in der Dunkelheit schlummert und Schatten sich über das Land legen. In der die Natur, in all ihrer Form, Schauplatz eines stillen Krieges ist. Es ist nicht mehr als eine Insel, umgeben von endlos scheinenden Wasser. Sie besteht größtenteils aus einem Dschungel, gefüllt mit allen möglichen Arten von Tieren. Ein langer Fluss, der den Namen "Ressaw red Gnutlaps" trägt, teilt diese Insel in zwei Hälften. Dieser Fluss bildet die Grenze zweier verfeindeter Tiermächte. Im Norden leben die Kätzischen, die im Gegensatz zu ihren gehassten Nachbarn im Süden, welche sich als Hündische bezeichnen ein eher ungemeinschaftliches Leben führen. Ob Tiger, Leoparden, Geparde, Panther, Wildkatzen, Luchse, Pumas, Karkale oder andere Klein- und Großkatzen leben mit Vorliebe allein, auch wenn sich im Laufe der Zeit gewisse Stämme gebildet haben. Dies ist jedoch nicht direkt eine zusammenlebende Gemeinschaft, bei der sich einer um den anderen sorgt, sondern vielmehr eine Sicherheitsmaßnahme um sich vor hündischen Angriffen schützen zu können. Die einzigen Kätzischen die ihre Stärke in der Gruppe sehen sind wohl die Löwen. Sie sind auf der Insel bekannt dafür wohltätig und hilfsbereit gegenüber ihren Artverwandten zu sein, was bei den Kätzischen wahrlich eine Besonderheit ist. Das Leben der Hündischen hingegen beruht auf dem Motto: "Ein Maul besitzt viele Zähne um seine Aufgabe zu erfüllen und je mehr man hat und je stärker sie sind desto schmerzvoller ist der Biss". So liegt das Interesse der Hündischen vor allem im Wohlergehen ihrer Brüder und Schwestern. Ob Füchse, Schakale, Kojoten oder andere Artverwandten, alle Leben unter sich in Einigkeit. Über die Jahre haben sich die Wölfe jedoch aus dieser Masse hervorgehoben und übernehmen schon seit langer Zeit die Führung der Hündischen. Seit mehr als tausend Jahren tobt ein stiller Krieg zwischen beiden Mächten. Der eigentliche Grund warum man den roten Fluss immer weiter fließen lässt ist längst vergessen. Doch der Hass der Hündischen und Kätzischen sitzt so tief, dass Gründe so schnell gefunden werden wie sie wegen ihrer Sinnlosigkeit durch die Priester gebannt werden. Die Priester des Tempels der Einigkeit sind wohl die wichtigste Gemeinschaft für die, die auf Frieden sinnen. Eine Gemeinschaft aus den Reihen der Hündischen und Kätzischen, die weder Hass noch Wut gegen andere hegen. Sie folgen dem Glaube und der Lehre eines alten Fluches. Es geschah als die Menschen verschwanden und einen prachtvollen Tempel im tiefen Dschungel zurückließen umwoben von einer magischen Legende. Sie handelt von zwei Menschenvölkern die einst in Frieden lebten und als Symbol ihrer Einigkeit einen Tempel im Herzen des Dschungels bauten. So lebten sie nicht nur mit sich selbst in Harmonie, sondern auch mit der gesamten Insel und das Leben das sie birgte. Die Tiere kannten keine Scheu vor den Menschen, dazu gab es keinen Grund, da sie sich nur nahmen was sie brauchten und sich um die Probleme der Insel verantwortungsvoll kümmerten. Doch dann folgte ein harter Winter nach den anderen. Die Ernten misslangen, Heilkräuter wuchsen nicht mehr und viele Tiere starben auf Grund der unerwarteten Klimaverhältnisse. Die Habgier der Menschen besiegelte schließlich deren Schicksal und entfachte einen Krieg der die ganze Insel zu verschlingen drohte. Nur eine alte Priesterin die über den Tempel der Einigkeit wachte versuchte die beiden Völker zur Vernunft zu bringen, doch zwecklos. Der Krieg verbreitete sich unaufhaltsam und zerstörerisch wie eine Welle aus tobenden Flammen über die ganze Insel. Keiner der beiden Völker machte sich Gedanken um die Natur. Wie wildes Getier gingen sie aufeinander los, blind vor Hunger und von stetig steigendem Hass angetrieben. Selbst als die Nahrungskrise wieder gemäßigte Verhältnisse annahm hörte der Krieg nicht auf. Es war kein Problem, dass die Menschen aufeinander hetzte sondern vielmehr das was der Krieg aus ihnen gemacht hatte. Schließlich sollte ein letztes Gefecht am Tempel der Einigkeit den Krieg entscheiden und den Sieger zum alleinigen Herrscher der Insel küren. Doch selbst der Damm eines geübten Handwerkers gibt irgendwann nach wenn brechende Strömungen pausenlos auf ihn eindonnern und peitschende Wellen blitzartig hinterher preschen. So kämpften die Anführer bis an das Ende ihrer Kräfte und rannten das letzt mal voller Konzentration aufeinander zu. Dieser letzte Aufprall von kaltem Stahl und feurigem Hass sollte alles entscheiden. Doch es geschah was hätte nie geschehen sollen, was hätte nie geschehen dürfen. Die alte Priesterin, die über den Tempel wachte schmieß sich entschlossen in die Schwerter der beiden Anführer, um das Leiden der Insel zu stoppen. Der Tod einer unschuldigen Seele hatte das Antlitz des Tempels entweiht und einen Fluch über die Bewohner der Insel gelegt. Die Sonne verschwand traurig hinter dunklen Wolken und schauriger Regen überflutete das Land. Ein gewaltiger Sturm zog über die entsetzten Anführer und ihres Gleichen auf. Blitze hagelten wie Speere von den pechschwarzen Wolken herab, gefolgt von den Trommel- ähnlichen Donner der drohend das düstere Schicksal der Menschen ankündigte. Schreiende Winde zogen über die von Blut befleckte Insel und verkündeten ihre unheilvolle Botschaft. Zu spät begriffen die Völker den begangenen Fehler und das verfluchte Schicksal nahm seinen Lauf. Ihre Hände wurden zu Tatzen und Pfoten und Ihre Schwerter zu Krallen und Zähnen. Als das Gewitter vorüber war sahen sich die Völker als das wieder was sie selbst aus sich gemacht hatten. Sieh sahen sich als wildes Getier wieder, die einen als katzenartige Wesen und die anderen als hundeähnliche Geschöpfe. Die wenigen die sich aus dem Krieg heraushielten und tatenlos zugesehen hatten wie der Krieg die Insel zerstörte nahmen die unterschiedlichsten Tierformen an und zogen sich zu den anderen Tieren zurück, die an Orten hausten die den Krieg einigermaßen überstanden hatten. So erzählten es sich die Tiere Jahrhundert für Jahrhundert.


1.Kapitel: Der Schatten der Vergangenheit

Ein dichter Nebel zog durch den Dschungel und das Reh tat sich schwer damit seine verlorene Gruppe zu suchen. Wer weiß wo es sie hin getrieben hatte oder wo es jetzt war. Mitten in der Nacht kam es unauffällig, wie ein vom Wind getragener Schatten zum Ruheplatz der Herde. es muss die Herde schon seit längerer Zeit beobachtet haben, denn es musste genau gewusst haben wo der Platz jedes einzelnen Rehs zu dieser Stunde war, wo und wie es sich bewegen musste um unbemerkt so nah heran zu kommen. Hätten die geübten Augen des alten Hirsches es nicht rechtzeitig entdeckt, hätte es freie Auswahl gehabt und nur zubeißen müssen. Dabei war es riesig gewesen, bei mehr Licht kaum zu übersehen, nur das dunkle Fell war schwer in der Nacht zu erkennen. Schwarz wie Pupillen und genauso geheimnisvoll war es gewesen. Erst die Augen von dieser Bestie hatten es enttarnt. Wie die Glut eines ewig brennenden Feuers schienen sie über die Wiese zu leuchten. An mehr konnte sich das Reh nicht erinnern, denn dann herrschte das reinste Chaos. Die Bestie kannte ihr Fluchtmanöver und durchkreuzte es mit den Trugbildern der Dunkelheit. Es war ein Schatten und tauchte da auf wo es wollte. Denn wie sollte man einen Schatten in der Dunkelheit erkennen, man konnte ihm nur in die Klauen laufen. Die letzte Möglichkeit war die Trennung von der Herde und das Reh rannte in das lebende Grab des Dschungels. Es war der reinste Irrgarten wenn man nicht sein Leben hier drin verbracht hatte du das hatte das Reh nicht. Es fühlte sich auf freien, gut überblickbaren Gelände oder in Waldabschnitten wohler, doch der Dschungel war zu dicht, zu gefährlich, zu belebt. Es war erst zehn Minuten unterwegs und hatte jetzt schon die Orientierung verloren. Vorsichtig trat es durch den Nebel der wie ein Schleier über den Dschungel zu liegen schien und die großen Bäume verdeckten den Mondschein, wodurch sie die Dunkelheit schützten. Augen waren im Moment keine Hilfe vor Gefahr, sie konnten nur den nächsten Schritt sicherstellen. Auch die Ohren boten wenig Unterstützung, denn die Geräusche der Nacht sind täuschend. Jeder Busch an dem man vorbei ging begann zu rascheln. Die verschiedensten Tierlaute hallten von Baum zu Baum und der Wind erzählte seine langen Geschichten. Das einzige was dem Reh noch blieb war der Instinkt. Das Glücksspiel von hundert Lauten die wenigen gefährlichen herauszufiltern und sich von ihnen zu entfernen. In wenigen Sekunden, die Umrisse die die Augen leicht wahrnahmen als gefährlich oder ungefährlich auszumachen und den gesamten Körper in einen Status zu versetzen als würde er nur noch kurze Zeit Leben und müsste vorher noch alle Lebensenergie entleeren. Doch mit jeder Sekunde ging diese Kraft der Verzweiflung verloren. Die Beine des Rehs begannen jetzt mittlerweile zu zittern, da es sich bei der Flucht verletzt hatte. Während des Angriffs wurde es von seinen Genossen getreten und gerammt und blutete nun leicht am rechten Hinterbein. Es musste einen Ort finden an dem es sich ausruhen konnte. Das Reh trottete noch ein paar Schritte und huschte durch einen Busch hinter dem eine kleine Lichtung zu finden war. Nicht gerade der beste Schutz für ein verwundetes Beutetier auf der Flucht. Doch war kein Ort in diesem Dschungel wirklich sicher und das Reh fühlte sich von der Lichtung angezogen. Es wusste nicht warum, aber es bewegte sich mit langsamen Schritten auf die Mitte der kleinen Lichtung zu. Vielleicht war es der Schein des Vollmondes, der das saftig, dunkelgrüne Gras auf magische Weise beleuchtete, während der Wind es sanft streichelte. Oder wegen den Glühwürmchen, die wie fröhliche kleine Funken über der Lichtung flogen. Es wahr ein traumhaft schöner Ort. Bei Tag stachen die bunten Blumen des Dschungels heraus, die am Rande der Lichtung wuchsen. Ob blaue, weiße, gelbe, grüne, rote, violette man konnte alles finden, hier und überall im Dschungel. Das wusste das Reh, denn es war bei Tage schon mal hier gewesen und hatte an verschiedensten Blumen gerochen und das saftige, feuchte Gras am Morgen verzehrt, und es sehnte sich wieder nach der Sonne, die mit ihren strahlenden Schein den Dschungel wieder in eine ganz andere Welt verwandelte. Doch gleich welche Tageszeit anbrach, welches Licht das Aussehen des Dschungels veränderte. Das Leben und der Tod blieben immer gleich. Wo Sonne oder Mond auch gerade standen, auf dieser Insel gab es immer ein Raubtier das gerade jagte um seinen Hunger zu stillen. Manche jagten auch nur zum Spaß oder aus Hass. Es war ein Krieg zwischen den Raubtieren und seine Herde war lediglich ein Wert. Eine Beute die es in Besitz zu bringen galt. Plötzlich wurde es still und auch die letzten Tierrufe verstummten. Nur der Wind strich sanft durchs Gras und heulte leicht über die Lichtung. Die Glühwürmchen schienen weiter unbekümmert durch die Dunkelheit zu schwirren. Doch es war hier, es war der Blutspur gefolgt. Das Reh spürte das leichte zittern der Erde, doch es konnte nicht ausmachen woher es kam. Ängstlich starrte es in die Dunkelheit und versuchte mit seinen Augen durch den Nebel zu dringen. Hunderte von Schatten tummelten sich hinter Bäumen, Büschen und Nebel. Doch welcher war der echte ? Ängstliche stapfte das Reh im Kreis und suchte verzweifelt eine Bewegung in der Dunkelheit. Doch der Wind spielte wie ein Marionettenspieler mit der Umgebung. Er streifte durch Büsche, wackelte an Ästen und wirbelte leicht Blätter auf. Plötzlich sah das Reh eine Gestalt versteckt im Nebel. Sie kam näher. Zuerst sah man die rötlich schimmernden Augen durch Finsternis und Nebel brechen. Dann eine große Pranke, die aus dem Nebel trat und schließlich auch das Gesicht samt der Mähne. Es war ein Löwe unnatürlich groß mit pechschwarzen Fell und pechschwarzer Mähne. Er bewegte sich langsam auf das Reh zu. Seine Zähne blinkten und trieften vor sabbern. Das Reh wäre längst los gerannt wenn sich das verletzte Bein nicht so schwer angefühlt hätte und es nicht in den Bann der Augen dieser Bestie geraten wäre. Sie hatten etwas seltsames an sich, nicht das dieser Dschungel schon seltsam genug wäre. Doch diese Augen hatten wirklich etwas besonderes. Sie schimmerten rötlich wie der Schein des Feuers, dennoch wirkten sie kalt und abweisend. Sie waren schön anzusehen, doch spürte man dabei auch zugleich tiefen Hass in ihnen. Ja dieses Wesen trug viel Leid in sich und noch mehr Leid hatte sich bereits zum Hass gewandelt. Doch es war noch etwas ihm, ein weiteres Gefühl unmittelbar mit Hass und Leid verbunden. Trauer. Sie ist der Auslöser. Die Wurzel, der Ursprung, der Kern. Wie seltsam sie sind, diese Gefühle. Sie entstehen in wenigen Sekunden und bleiben eine Ewigkeit. Doch am schlimmsten sind die Gefühle, die sich mit der Zeit entwickeln.

Er war 13 Jahre alt gewesen und noch recht klein und schmal verglichen mit dem alten Rudelführer, den er stolz seinen Vater heißen konnte. Das Rudel bestand außer ihm und seinem Vater aus seiner Mutter, zwei anderen Löwinnen und seiner gleichaltrigen Schwester. Sie lebten auf einen Gipfel unter dem der Ressaw Red Gnutlaps hindurch führte. Weshalb man ihn nie als kätzisches oder hündisches Territorium einstufen konnte. Es begann alles mit einem wunderschönen Tag. Ein ruhiger Wind wanderte gemächlich über den Gipfel, das Gras das den Gipfel bewucherte war noch feucht vom Regen der letzten Nacht und die Sonne schien so fröhlich und energiegeladen, dass ihre Strahlen selbst in den Löwenbau drangen in dem der kleine Captus seelenruhig schlief. "Aufwachen du Faulpelz ", weckte ihn die fröhliche, nervige Stimme seiner Schwester. "Hmm jetzt schon ?" murmelte er schlaftrunken und blinzelte seine Schwester an. Sie hatte glitzernde Augen, blauer als der lange Fluss und ein schimmernd gelbes Fell, das selbst die Sonne an manchen Tagen vor Neid erblassen ließ. "Schon ? Der goldene Kreis hat den Gipfel längst überragt und ist schon fast wieder am sinken und Vater ist mit Mutter und Venatri schon lange auf der Jagd." "Auf der Jagd ?! Nehmen sie uns denn gar nicht mit ?", fragte Captus mit erstauntem und enttäuschtem Blick. "Nein sie sagten wir brauchen langsam was zu essen. Wir könnten uns nicht leisten das du uns wieder die Beute vertreibst. Du weißt schon wie gestern, als du beim Anpirschen in den Fluss gefallen bist und alle Büffel verscheucht hast und..." "Ja Ja schon gut" unterbrach sie Captus beschämt "Und spar dir den vorwurfsvollen Ton !" Grinsend sprang seine Schwester aus dem Bau und auch Captus rappelte sich schließlich auf und tapste langsam ins Freie. Sofort empfing ihn die Sonne mit ihrer wärmenden Begrüßung und der Geruch von saftigem Gras kroch ihm in die Nase. "Komm wir gehen runter zum Fluss und jagen ein paar Fische im schmalen Gewässer" sagte seine Schwester unternehmungslustig und sprang aufgeregt um ihn herum. "Na gut. Auf geht‘s !", demonstrierte Captus seine aufgeheiterte Stimme. Mit einem besonders großen Fisch könnte er den Fehler von gestern wieder gut machen. Im Gleichschritt bewegten sie sich Richtung bergab. "Einen Moment Captus und Sahara ! Was habt ihr vor ?", rief eine neugierige Stimme, die nur von Socia ihrer heutigen Aufpasserin sein konnte. "Wir wollten runter an den Fluss spielen", antwortete Sahara in ihrer Engelsstimme und sah sie mit ihren strahlend blauen Augen an. "Von mir aus, aber passt ja schön auf und überquert ja nicht den Fluss. Da leben die Hündischen !" "Ja ja, wär‘s glaubt", flüsterte Captus gelangweilt und tapste weiter. Sahara schenkte Socia noch ein kurzes Lächeln und wandte sich dann ebenfalls flüsternd zu Captus: "Was meinst du den damit ?", fragte sie voller Spannung. Captus grinste rechthaberisch "Na du glaubst doch nicht an die Märchen, die uns die Erwachsenen immer erzählen oder ?" "Das sind keine Märchen !", rief Sahara, entsetzt darüber, dass ihr Bruder so dachte. "Als der Mond im vollem Glanz herab schien hörte ich mal das Geheul der Wölfe,…. oder zumindest glaube ich das", sagte sie nachdenklich. "Klingt eher so, als würdest du zu viele Geschichten von Vater hören", lachte Captus und erhöhte sein Marschtempo. Doch plötzlich raste seine Schwester an ihm vorbei. "Wer erster am Fluss ist", rief sie strahlend. Ohne Worte hetzte Captus seiner Schwester hinterher. Der Fluss war nicht mehr weit und seine Schwester hatte einen gewaltigen Vorsprung. "Sie kann nicht viel, aber rennen kann sie", sagte Captus zu sich selbst während er verzweifelt versuchte sein Tempo zu erhöhen. Ein letzter Hügel, ein letzter Sprung und er sah den langen glitzernden Fluss mit seinen leichten und sanften Strömungen, umgeben von den unterschiedlichsten Pflanzen des Dschungels. "Erster !", rief Sahara breit grinsend und im schmalen Gewässer tapsend. "Pah, du bist ja auch früher los gerannt ", sagte Captus schmollend, während er sich zügig ins schmale Gewässer begab, um als erster den dicksten Fisch zu entdecken. "Ich wette ich fange auch den größeren Fisch", neckte ihn Sahara. "Tze das glaubst du doch selbst nicht", sprach der kleine schwarze Löwe belustigt und wanderte mit seinem stechenden Blick durch das schimmernde Wasser. Nur kurze Zeit später hörte Captus ein aufgeregtes Plätschern hinter sich und drehte sich schlagartig um. Seine Schwester schlug mit ihren Tatzen wild in das Wasser ein. Mit ihren scharfen Augen, schien sie etwas zu fixieren und tatsächlich zog sie nach ein paar weiteren Schlägen einen zappelten, dicken Fisch mit ihrem Maul aus dem Wasser. Lächelnd und neckend blickte sie zu Captus. Captus warf einen zornigen und gleichzeitig erstaunten Blick zurück. Sie durfte keinen dickeren Fisch als er fangen. Was würde nur sein Vater von ihm halten? Zögernd blickte er auf die andere Seite des Flusses. Der dunkle Dschungel lockte ihn, wie ein Schatz der zum greifen nah erschien. Er konnte förmlich das Flüstern der Bäume hören, das der Wind ihm zutrug: "Geh Captus ! Geh und sieh, was ich für dich bereit halte !". Captus konnte nicht anders als seinem Unterbewusstsein zu gehorchen. Er bewegte sich willenlos in Richtung des gegenüberliegenden Ufers . "Captus !? Was hast du vor ? Komm zurück du hast gehört was Socia gesagt hat !", rief seine Schwester entsetzt, die ihre Beute gerade an Land gebracht hatte. "Ach komm schon. Was soll passieren, sollen deine Phantomwölfe mich holen ? Ich bin ja gleich wieder da", rief Captus beruhigend zurück und setzte seine Erkundungsreise fort. Auf der anderen Seite des Ufers angekommen folgte er den Fluss westwärts. In den Dschungel würde er nicht gehen. Denn er war selbst für Löwen gefährlich, dass wusste Captus. Wenigstens hatte das Eingreifen seiner Schwester ihn vor dieser Dummheit bewahrt, vielleicht hätte er es auch wirklich getan. Er wusste nicht wie lange er dem Fluss folgte, es war ihm auch egal. Er wollte nur etwas größeres finden als seine Schwester und er fand auch etwas. Ein totes Rehkitz lag versteckt hinter einem Busch. Forschend sah sich Thanatos um. Es war niemand in Sicht, der es erlegt haben könnte. Wahrscheinlich hatte man lieber die größeren Rehe bevorzugt und das hier liegen lassen. "Captus !", rief seine Schwester aufgeregt. Seufzend nahm er mit seinem kraftvollen Kiefer das Rehkitz am Genick und zog es mühevoll hinter sich her. Er war doch weiter weggelaufen als er dachte und vorhatte.

Seine leichtsinnige Schwester war ihm tatsächlich auf die andere Seite gefolgt. Captus legte das junge Reh hinter einem Busch ab und tapste auf Sahara zu, die interessiert und verängstigt etwas auf dem Boden betrachtete. "Komm und sieh dir das an ! Ich habe doch gesagt es waren keine Märchen !", rief sie aufgeregt. Gespannt verfolgte Captus ihren Blick zu einem Pfotenabdruck auf dem Boden. Es sah nicht aus als stammte es von einem Löwen, oder einer anderen Katzenart, genauso wenig kannte Captus ein anderes Tier das diesen Abdruck hinterlassen haben könnte. "Siehst du, du erkennst die Spur auch nicht wieder !", sagte seine Schwester angespannt. "Na und ? Das heißt aber noch lange nicht das es deine Wolfsgeister waren. Sieh dir lieber an was ich erlegt habe". Stolz lief Captus zum Busch und präsentierte Sahara das tote Rehkid. "Das hast du gefangen ?!" Sahara starrte ihn erstaunt und zugleich unglaubwürdig an. "Na klar hab ich das ! Guck nicht so zweifelhaft. Ich bin schon sehr reif im Alter und in der Jagdkunst. Meine Mähne kommt schon raus siehst du ?", sagte Captus eifrig und schwenkte seinen Kopf. "Naja darüber kann man streiten", winkte Sahara ihn lachend ab und betrachtete dann wieder besorgt den geheimnisvollen Pfotenabdruck. "Lass uns nah Hause gehen Captus . Ich fühl mich hier nicht wohl", sagte seine Schwester leise und ängstlich. "Tze du wärst besser ein Angsthase geworden als eine Löwin", neckte sie Captus und packte erneut sein Reh am Nacken.

Im zügigen Schritt ging Sahara auf ihren weg nah Hause voran. "Beeil disch mal, die helle Scheibe ischt schon ziemlisch weit unten!", sagte sie drängelnd mit dem Fisch im Maul. Captus murmelte mit dem kleinen Reh zwischen den Zähnen etwas zurück und versuchte ihr klar zumachen, dass er nicht schneller konnte. Als sie schließlich den Gipfel erklommen hatten, stand bereits ihr Vater wartend auf der Gipfelspitze. Der Wind strich sanft durch seine ausgeprägte Mähne und spielte mit seinem Haar. Sein Fell war etwas dunkler als das von Sahara, aber dennoch blendend hell, als ob es die Strahlen der Sonne reflektierte. Schärfer als jede ihrer Krallen und dennoch weicher als die Oberfläche jeder Blüte, begegneten sich die feurigen Augen von Captus und die dunkelblauen Augen seines Vaters. Starr wie Bäume an kalten Wintertagen musterten sie sich und versuchten die Gedanken des anderen zu lesen. Captus wurde ganz schlecht als sein Vater ihn mit seinem scharfen Blick durchbohrte. Als ob er sah das Captus die verbotene Seite des Flusses betreten hatte und das die Beute die er so stolz in seinem Maul präsentierte nicht ihm gehörte. "Hallo Papa ! Wart ihr erfolgreich bei der Jagt ?", unterbrach Sahara die Stille der Musterung. "Ja aber nicht so sehr wie ihr, wie ich sehe", lobte er Captus und Sahara und betrachtete ihre Beute. "Vielleicht war es ein Fehler euch zu Hause zulassen. Natürlich war das die Entscheidung eurer Mutter ", grinste sie der große Löwe entschuldigend an. "Ja natürlich !", drang Sahara in das Gekicher von Captus ein und warf ihren Vater einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie sich in den Bau zu den weiblichen Löwinnen gesellte. Belustigt setzte sich Captus neben seinem Vater und genoss die wundervolle Aussicht, die ihnen der Gipfel bot. Sie machten das oft wenn der helle Kreis den Dschungel ihn rötliche Farben tunkte und sich der Himmel zu einer Farbenpracht färbte. Wie eine Orchidee die jeden Tag erblühte. "Du hast heute gut gejagt mein Sohn. Ich bin stolz auf dich.", sagte sein Vater gelassen während er seinen Blick durch das Farbenmeer schweifen ließ. Unwissend das er Captus gerade mit Krallen mitten ins Herz gestochen hatte. Voller Schuldgefühle brachte Captus ein "Danke Vater" hervor. "Hey ein wenig mehr Begeisterung ! Ich hab in diesem Alter kein Tier dieser Größe gefangen." Würde sein Vater noch tiefer in sein Herz stechen würde er noch innerlich verbluten, dachte Captus und murmelte mit einem gespielten Lächeln: "Ja... Ich bin eben ein großer Jäger" Na toll, das wurde ja immer besser. Wie die Hufen gewaltiger Elefanten hämmerten die Worte der Wahrheit gegen seine Brust. Doch er konnte sie nicht rauslassen. Wie ein wild gewordener Löwe den man die Freiheit gestohlen hätte, würden sie herausstürmen und denn Zorn seines Vaters auf ihn hetzen. "Komm Vater ! Es wird Nacht und deren langen Schatten verbergen die Welt vor uns.", sagte Captus um sich aus den Wurzel der Schuldgefühle, die sein Herz umwucherten und langsam begangen schmerzvoll in ihn hineinzuwachsen zu befreien. "Nein, die Schatten zeigen uns die Welt nur aus eine anderen Sicht. Manchmal scheinen sie heller als die Sonne und zeigen uns Dinge, die wir bei Tage nie erkennen würden." Verwirrt blickte Captus seinen Vater an und starrte dann in den dunklen, geheimnisvollen Dschungel der ihm aber nichts als Finsternis zeigte. Lachend machte sich sein Vater auf in den Bau und der gewohnte nervige Satz folgte, wenn sein Vater merkte das er etwas nicht verstanden hatte : "Eines Tages krabbeln die Flöhe auch in dein Gehirn". Wie Captus diesen Satz hasste. Er war einfach nur fies und ließ ihn wie ein Löwenbaby dastehen. Oder mochte er ihn nur nicht, weil er wie so oft das Gesprächsende zwischen ihm und seinem Vater bedeutete. Doch diesmal kam ihm das Gesprächsende gerade recht. Hätte es noch ein wenig länger gedauert, wäre die Wahrheit wohl aus seinem Mund entkommen und hätte seinen Vater in einen sehr unangenehmen Status versetzt. Captus schnappte das Rehkitz und trug es in die Höhle.

In der rechten Ecke der Höhle stürzten sich seine Schwester, Socia und Venatri über den Kadaver eines Wasserbüffels, auf dem ganz eindeutig die Kratzspuren seines Vaters zu erkennen waren. "Uiii mein kleiner Captus hat ja tatsächlich ein Reh gefangen", rief seine Mutter entzückt hinter dem Wasserbüffel sitzend. "J...Ja natürlich Mutter", antwortete Captus leise. "Nanu, was ist den los mein Kleiner ? Warum so kleinlaut ?", fragte seine Mutter misstrauisch. "Nichts. Es ist nichts...Ich...Ich bin nur müde", flüsterte Captus und kugelte sich einsam in eine Ecke der Höhle ein. Venatri betrachtete ihn noch eine ganze Weile von dem Kadava aus, bevor sie sich an seine Muter richtete: "Sie werden schnell groß. Gestern fallen sie noch bei der Jagt ins Wasser und heute kehren sie mit beachtlicher Beute zurück." Venatri unterhielt sich noch eine ganze Zeit lang mit seiner Mutter und seinem Vater, der direkt neben ihr saß, während Socia mit Sahara rumalberte . Doch Captus achtete nicht auf sie. Er wollte heute für sich bleiben. Er hätte nie gegen die Regel seines Vaters verstoßen dürfen. Was hatte er sich nur dabei gedacht als er auf die verbotene Seite gelockt wurde. Ja gelockt war das richtige Wort. Wie eine Biene die in das Maul eines Bären fliegt, weil es so schön nach Honig riecht. Nun fühlte er sich schlechter als damals, als er seine Schwester im Dschungel verloren hatte und das Rudel sie den ganzen Tag suchen musste. "Ich sagte doch du sollst auf sie aufpassen !", hörte er immer noch die zornige Stimme seines Vaters durch seinen schmerzenden Kopf schallen. Aber warum fühlte er sich so schlecht ? Es war doch nichts passiert. Doch sein Herz raste wie wild und sein Magen hüpfte auf und ab, jedes Körperglied sendete seine Warnsignale. So etwas hatte Captus noch nie gefühlt, wenn er etwas getan hatte, was er nicht hätte tun dürfen. War es eine Warnung ? Wusste er in seinem Unterbewusstsein was passieren würde ? Er nahm die Stimmen um sich herum nicht mehr war, bis ihn die tiefe Stimme seines Vaters aus seiner Starre zerrte: "Sohn ! Was ist den los mit dir ? Du bist blass und wirkst verängstigt. Geh schlafen und ruhe dich aus." Captus tat wie ihm gehießen wurde. Er schloss die Augen, lauschte den Geräuschen der Nacht und lies sich vom sanften, beruhigenden Nachtwind der in die Höhle zog in den Schlaf tragen.

Ein schreiender Wind schreckte ihn in tief schwarzer Nacht aus dem Schlaf. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust und wollte ihn wohl etwas sagen, doch Captus wollte es nicht hören. Er wusste das er einen Fehler begangen hatte, aber musste sein Herz so übertreiben ? Captus rappelte sich auf und tapste leise ins Freie. Er brauchte jetzt die frische Luft um sich zu beruhigen und seinen Kopf wieder klar denken zu lassen. Dichter Nebel zog über den Gipfel und Captus hatte Mühe den gefüllten Mond am Nachthimmel zu erkennen. Er sah einfach bezaubernd aus, selbst verdeckt durch den Schleier des Nebels. Er gab ein magisches Licht von sich, dass in ihm einfach ein aufgeregtes und fröhliches Gefühl gab und ihn auf eine Art beruhigte die ihm alle Sorgen nahm. Plötzlich zog ihn sein Gehör auf den Gipfelfuß auf der linken Seite. Und für einen kurzen Moment dachte Captus den Umriss eines Schattens zu erkennen, der wieder in einen Busch verschwand. "Buhh !!!", hörte Captus ein Schreien hinter sich und sprang vor Schreck hoch in die Luft. Das Schreien enttarnte sich schließlich als es sich in das vertraute Gekicher seiner Schwester wandelte. "Das nächste Mal bring mich um oder lass mich gehen, aber tu das ja nie wieder.", sagte Captus zornig und zugleich erleichtert. "Was machst du den hier ?", fragte Sahara neugierig. "Ich konnte nicht schlafen", flüsterte Captus abwesend und starrte auf die Stelle wo er den Schatten gesehen hatte. Und Captus traute seinen Augen nicht. Nun krochen viele Schatten hinter den Büschen und Bäumen hervor. Ein lautes Heulen durchbrach die stille Nacht. "Wölfe...", murmelte Sahara neben ihm entsetzt und wich einige Schritte zurück. Captus blieb sprachlos stehen und betrachtete die immer deutlicher werdenden Schatten, die langsam auf ihn zu wanderten. Aufgestellte Ohren, scharfe blinkende Zähne, leuchtende Augen, einen buschigen Schwanz, eine schwarze runde Nase und eine ähnliche Körperhaltung wie die seine. Sah so ein Wolf aus? Obwohl keiner dieser Wesen so groß war wie sein Vater, hatte Captus Angst vor ihnen. Lag es an ihrer schrecklichen Erscheinung in dieser tief schwarzen Nacht? An ihrer großen Gruppenstärke, die Captus immer noch nicht genau ausmachen konnte ? Oder vielleicht, weil er erkannte, dass er ihre Beute war? Captus wusste es nicht und hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken. Er musste wegrennen, doch seine Pfoten gehorchten ihn nicht. Die Jäger kamen näher und näher. Er konnte die Wut dieser Wesen geradezu spüren. Warum waren sie hier? Captus hatte sie nie gesehen. "Diebische Kätzische. Wer meine Beute verschlingt teilt sein Schicksal mit ihr.", knurrte eine tiefe Stimme aus dem Maul eines dieser Wesen. Captus sagte nichts, er dachte nichts. Er betrachtete nur die blitzenden Zähne und die zornigen Augen, die von allen Seiten auf ihn gerichtet waren. Er spürte wie seine Schwester sich an ihn drückte. Erst jetzt merkte er, dass sie vollkommen umzingelt waren. Plötzlich hallte ein ohrenbetäubendes Brüllen in die Nacht hinein und durchbrach die Starre von Captus. "Vater !", schrien Captus und Sahara. Der mächtige Löwe stürmte mit seinen drei Gefährtinnen auf die Wölfe zu. Doch es waren zu viele. Captus sah wie sich blanke Zähne in den Körper seines Vaters bohrten und er sie mit Hilfe seiner Krallen immer wieder von sich riss. "Captus lauf ! Pass auf deine Schwester auf !", hörte er seinen Vater rufen, als er die Krallen in eine der Spitzohren bohrte, der darauf einen heulenden Schrei von sich gab. Captus erkannte den Ernst der Lage und wollte keine unnötigen Fragen stellen. Er schubste seine Schwester und sie rannten den Gipfel runter. Drei der Wölfe oder was es auch immer waren, schienen ihre Flucht zu bemerken und entfernten sich vom Kampfgetümmel. "Captus sie verfolgen uns !", rief seine Schwester mit einer Stimme in der die pure Panik wohnte. "Schau nicht zurück. Renn einfach so schnell du kannst! Denke einfach es wäre ein Wettrennen!", rief Captus und hörte auf seinen eigenen Rat. Kampfgeknurre und Kampfgefauche, gefolgt von einem lauten Todesschrei hörten sie hinter sich, doch sie sahen nicht zurück. Sie wollten es nicht sehen. Sie rannten nur weiter, bis sie zur Grenze des Dschungels kamen. Zögernd starrte Captus zurück auf die immer näher kommenden Jäger. "Los in den Dschungel !", rief er seiner Schwester zu und stürzte sich mit ihr in einen Busch und huschte an zahllosen Bäumen vorbei, sprang über ihre mächtigen Wurzeln und rannte immer tiefer in den Dschungel, wobei er immer die Anwesenheit seiner Schwester überprüfte. Schließlich blieben sie stehen. Ihre Pfoten wollten sie nicht weiter in den Dschungel tragen, wo wahrscheinlich noch gefährlichere Dinge lauerten. Aufgeregt blickten sie umher und versuchten hinter den Bäumen Bewegungen zu erkennen. Ein lautes Heulen, ganz in ihrer Nähe lies sie erneut auffahren und sie rannten weiter. "Captus ich habe Angst", sagte sie leise, während sie rannten und glitzernden Tränen aus ihren Augen schossen. Als ob der blaue Fluss ihn ihren Augen langsam herausbrach. Doch Captus fand keine Worte die fließenden Tränen zu stoppen und rannte sprachlos weiter. Über Blatt und Stein, über Ast und des Baumes hartem Gebein entdeckten sie ein Erdloch, dass gerade groß genug war, damit sie in ihm Schutz suchen konnten. Captus stürzte in das Loch und seine Schwester steckte abrupt den Kopf rein: "Was machst du ? Komm wieder raus wir müssen weiter !" "Verdammt noch mal hör auf zu schreien und komm rein! Da erwischen sie uns nicht" "Aber...." Dieses Bild hatte Captus in seinem ganzen Leben nie vergessen. Bis heute frisst es sich durch seinen gesamten Körper. Seine Schwester wollte gerade etwas sagen, als ihre strahlend blauen Augen erloschen. Wie ein glitzernder Fluss, der von einer Sekunde zur anderen austrocknete. Und während Captus in die leeren, kalten Augen seiner Schwester sah, hörte er die Stimme seines Vaters aus jeder seiner Zellen schreien: "Pass auf deine Schwester auf!", als ob er mit diesen Worten sich aus Captus Herz verabschiedete und nur die Dunkelheit zurückließ. Ab diesen Moment war er "Captus der Schatten". Fauchend versuchte er die Leiche seiner Schwester in das schützende Erdloch zu ziehen. Doch ihr Mörder war zu stark und zog sie raus. Blind vor Hass wollte Captus aus dem Erdloch stürmen. Ihm war egal was mit ihm passierte, ob er das Schicksal seiner Familie teilte oder, nicht was spielte das noch für eine Rolle ? Ihm wurde das schönste Wesen genommen, dass er je gesehen hatte, Sahara seine Schwester. Der Fluss würde nie wieder aus ihren Augen schimmern und die Sonne nie wieder aus ihrem strahlenden Fell leuchten. Doch eines der Wesen drängte ihn zurück, in den sicheren Grund, wobei die scharfen Zähne ihn über seinen rechten Auge verletzten. Nach einigen wilden, bellenden Versuchen des Wesens sein Maul tiefer in das Erdloch zu drängen, gab es schließlich nach und schnaufte tief. Captus sah nur das Maul wenige Zentimeter vor seinem Gesicht . Er sah jede einzelne Bewegung während es sprach: "Dein Rudel hat sich mit dem Klau unserer Beute zur neuen Beute gemacht und auch dich werden wir eines Tages bekommen." Ein tiefes, unheimliches Flüstern brachte diesen Satz hervor, worauf das Wesen verschwand. Stunden lang kauerte Captus noch in seinem Versteck. Dann taumelte er schließlich raus. Das Blut tropfte über seinem rechten Auge herab und er tapste ziellos umher. Er hatte nur noch seine Schwester vor Augen. Dann legte sich ein Schatten über ihn. Es wurde dunkel, er fiel zu Boden und spürte wie der Schatten des Hasses Besitz von ihm ergriff. Hätte der alte weiße Schimpanse Gorgor ihn in dieser Nacht nicht gefunden, wäre Captus wahrscheinlich gestorben. Doch das war er ohnehin. Er war nur noch ein Schatten mit einem Gedanke. Rache. Rache an den Mördern, Rache an den Hündischen, Rache an dem Krieg.
 
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