gendImmer wieder wischte sich das Mädchen einige Äste aus dem Weg, die sich von allen Seiten in ihren Haaren verfingen und an ihren Kleidern hängen blieben. Es war wirklich ätzend gewesen, so schnurstracks durch das Dickicht zu wandern, da dieser Marsch wirklich so etwas ähnliches war, wie ein Hindernisparcourt, den sie zu überwinden hatten. Überall Äste, Büsche, Baumstümpfe, Steine, wenn nicht sogar Kleintiere, die Kisho aus Versehen beinahe zertreten hätte... Es war so anders als in Sunagakure und deswegen musste sie sich erst einmal wieder an die alte Heimat gewöhnen. Dieser Wetterumschwung ist wirklich heftig, was man vor allem in Suna dem Mädchen anmerkte, da das Klima dort wirklich nicht für Kisho gemacht worden ist. Naja, aber wenigstens jetzt konnte sie sich von ihrem kleinen Hitzschlag von vor 2 Tagen endlich wieder richtig erholen, da diese elendige Sonne nicht so extrem brannte wie in der großen Wüste... Der Wind, der nun durch das Geäst und schließlich durch die violetten Haare des Mädchens wehte, bestätigte das angenehme kühle Klima des Feuerlandes, indem er dem Team ein paarmal über die Kopfe strich. Leise seufzte das Mädchen auf und blickte daraufhin in die Ferne, wo ein kleines Dorf zu sehen war. Beim ersten Anblick rutschte ihr das Herz geradewegs in die Knie, weshalb auch Kisho kurzfristig stehenblieb und die anderen sie überholten.
"Das Geisha-Viertel?!", murmelte sie nicht hörbar und lenkte die pinken Augen über die Bäume und die Häuserformen, die dort über das Dickicht ragten. Doch sogleich normalisierte sich ihr Zustand wieder, da es nicht das Geisha-Viertel war... Dort wuchsen unter anderem Kirschbäume und Bonsais, auch Bambussträucher waren ein gern gesehenes Gewächs dort. Doch all das, was hier wuchs, sah aus wie de Vegetation aus dem großen Wald, weshalb es unmöglich das Geisha-Viertel sein konnte... Und die Häuser erst... Erleichtert, aber dennoch leicht angespannt, senkte Kisho den Kopf und blickte für ein paar Sekunden zu Boden, ehe sie ihren Schritt wieder beschleunigte, um mit den anderen wieder gleichauf zu sein. Sie kamen diesem Dorf immer näher, und der Gedanke, der dem Mädchen sogleich in den Kopf kam, bestätigte sich, da es sich bei diesem kleinen Dorf wohl um Togu handeln musste. Neugierig musterte Kisho alles, was ihr unter die Augen kam. Sogar die Menschen, aber von denen bekam das Mädchen nur abweisende Blicke und es wurde ziemlich viel untereinander getuschelt. Zögerlich setzte Kisho ihre Schritte fort und versuchte sich einigermaßen mit Summen die Nervösität von der Seele zu verarbeiten, denn einige Menschen redeten wirklich hörbar über sie oder ließen zumindest irgendwelche Kommentare ab, welche sie nicht wirklich verstehen konnte. Konnte es sein, dass diese Leute wussten, wer sie war? Unmöglich, schier unmöglich, denn dieses Dorf hatte das hübsche Mädchen noch nie in ihrem Leben besucht und schon gar nicht in ihrer Zeit als berühmteste Geisha im Viertel. Doch... irgendetwas war wirklich komisch an dieser Situation, jedoch konnte Kisho sich auch täuschen und die Leute redeten allgemein über das Team, da sich Team Mizu recht auffällig von den Bewohnern unterschied. Die Kleidung, das Auftreten, die Protektoren, einfach alles war anders im Vergleich zu Togu... Beim genaueren Hinsehen konnte das Mädchen sogar feststellen, dass es sich hierbei wohl um ein ärmliches Dorf handeln musste, in dem nur Leute lebten, die wenig Hab und Gut besaßen und auch mit dem Finanziellen schlecht zurechtkamen. Als das Team schließlich eine Straße entlanglief, fuhr Kisho mit dem Blick an den Hauswänden vorbei, ehe sie einen kleinen Jungen wahrnahm, der verwarlost an einer dieser Wände lehnte und wohl weinte. So gutmütig das Mädchen auch war, musste sie natürlich sofort auf den kleinen Jungen zulaufen, vor dem sie sich nun mit besorgtem Blick hinkniete und ihn anschaute.
"Anosa*," murmelte Kisho und der Junge blickte sie mit tränengefüllten Augen an, ehe sie weitersprach, "hast du Hunger?" Der kleine Junge nickte heftig und Kisho kramte schließlich ihr letztes Brot aus der Tasche, um es dem Jungen mit einem warmen Lächeln auf dem Gesicht zu überreichen. Auch ein paar Bonbons, die Kisho ohnehin immer dabei hatte, drückte sie ihm in die Hand, woraufhin sie sich sogleich einen erstaunten und dankbaren Blick einfing. "Arigatou*!" Winkend lief der Junge zu einer Frau, die wohl die Mutter war, um ihr laut zu verkünden: "Oka-sama*! Dieses Mädchen dort drüben hat mit das hier gegeben!"
Kisho, die sich gerade wieder lächelnd zu den anderen gedreht hatte, verlor das Lächeln plötzlich und ihre Mundwinkel sanken ganz weit nach unten. Auch ihr Ausdruck in den Augen hatte sich verändert und bekamen einen seltsamen abweisenden Glanz, ehe sie ihre Hand zum Hinterkopf führte um schlussendlich beschämt zu lachen. "Ehehehe, diese Kinder von heute... wirklich schlimm...," entgegnete das Mädchen ihren Teamgefährten schließlich und lief nur stumm neben Ryuo und Mizu her, als ob sie versuchte, diese Szene von gerade eben zu vergessen....
________
*Anosa = Hey
*Arigatou = Danke
*Oka-sama = Mutter