Aktuelles

Das Sakkaku Clanviertel

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Sakkaku Saishiro

Guest
Das Viertel des Sakkaku Clans in Konohagakure. Es liegt etwas abgelegen der anderen Viertel, da der Clan schon immer einen großen Wert auf Privatsphäre gelegt hat. Allen Gebäuden voran ist das größte und bedeutendste das der "Königlichen Familie", der Familie die den Clan regiert und führt.



(Vom Sakkaku Clan auch "Der Palast" genannt...)
 
I

Iwamoto Shai

Guest
>> vom abgelegenen Friedhof am Westtor kommend

Noch immer konnte sie nicht aufhören, ihre Tränen, die anhand aufgestauter Emotionen aus ihren Augen herauskullerten, zu versiegen. Der Moment, in dem sie sich befand, war einfach zu emotional, zu bedeutend, als dass sie hätte nicht weinen können... Sie fühlte die Wärme, die von seiner Hand ausging und langsam aber sicher in ihren Körper drang, sodass sich das Mädchen um einiges besser fühlte, als vor einigen Minuten. Es war kaum zu glauben, aber wenn man die tragische Geschichte der beiden kannte, wüsste man, dass es ein Wunder war, die beiden hier noch einmal vereint zusammen zu sehen. Niemand von ihnen hätte je für möglich gehalten, den jeweils anderen wieder in den Armen halten zu können und dauerhaft dessen Anwesenheit zu spüren... zumindest Shai hatte jegliche Hoffnungen auf diesen einen Moment bereits aufgegeben, denn ihr Schicksal wollte sie - bis eben - leiden sehen. Das Mädchen hatte fast alles verloren, was ihr lieb war, doch nun, wo sie mit Shiro wieder vereint war, hatte sie sogar Aussichten, noch einmal von vorne zu beginnen und das Glücksgefühl und die Geborgenheit, die sie langsam hinter sich gelassen hatte, noch einmal auszugraben - zusammen mit Shiro. Bei seinen Worten, die er nach einer Weile über die Lippen brachte, musste das Mädchen unwillkürlich lächeln. Es war schön, zu hören, dass es ihm genauso ergangen war, wie ihr und er sie trotz der geringen Chancen sich wiederzusehen, nicht vergessen hatte. Jeden Tag hatte Shai an ihn denken müssen, grub die vergangenen Momente zusammen mit ihm wieder aus und setzte sich große Hoffnungen, irgendwann noch einmal vor ihm zu stehen und ihm zu sagen, was sie für ihn fühlte... Der Moment hier war trotzdem nicht passend genug, obwohl ihre Gefühle gerade einen Machtkampf in ihr veranstalteten. Zu früh, dachte sich das Mädchen und biss sich leicht auf die Unterlippe, ehe sie fühlte, wie Shiro ihre Hand ergriff und sie ein Stück mit sich zog. Was hatte er? Anscheinend merkte er, wie betroffen Shai auf diesen Friedhof reagierte - zumal Hiyashi hier vor einigen Wochen 'bestattet' wurde. Es stimmte. Der Ort tat wirklich nicht gut. Er war gesprägt von Trauer, zusammengemischt mit ein wenig Einsamkeit, denn für die Verstorbenen hier würde sich wahrscheinlich niemand mehr interessieren. Wirklich traurig, was man den armen Leuten selbst im Tod noch antun konnte - ändern konnte man aber nichts daran. Das blonde Mädchen ließ daraufhin den Kopf etwas sinken, ehe die letzte ihrer Tränen auf den unfruchtbaren Boden des Friedhofs fiel. Als Andenken, dass sie auch an die anderen gedacht hatte - nicht nur an ihren eigenen Bruder. Sie merkte, wie sie von Shiro weitergezogen wurde und kämpfte nicht dagegen an, denn sie wollte selbst von diesem Ort weg. Weit weg von bösen Erinnerungen und traurigen Momenten. Sie wollten wieder glücklich sein, die vergangene Zeit allmählich vergessen und versuchen, das Leben wieder positiver zu gestalten - doch ohne Hilfe ging das nicht. Würde Shiro ihr dabei helfen? Bei dieser gedanklichen Frage, musterte sie den Jungen kurz skeptisch, lächelte aber dann. Bestimmt würde er es tun, da Shai deutlich spürte, jemanden gefunden zu haben, dem sie sich öffnen konnte und der für sie da sein würde, wenn sie ihn brauchte... zumindest bewies Shiro das schon einmal. Es fiel dem Mädchen schwer, noch mal auf die Mission zurückzublicken, doch der Moment, den die beiden dort hatten, war ihr ziemlich wichtig gewesen. Schwer krank lag sie auf ihrem Futon und der einzige, der für sie da war, war Shiro gewesen. Er hatte sie gewärmt, damit es ihr bald besser gehen würde und sie an der Mission teilnehmen konnte... tja, ab hier hatte natürlich noch niemand gewusst, was noch kommen würde, doch war der Zeitpunkt der Zweisamkeit ein bedeutender Augenblick für Shai gewesen, den sie niemals vergessen könnte. Warum? Ganz einfach: Er trug dazu bei, dass sie lernte, zu vertrauen und dass sie am ganzen Körper fühlte, wie es war, sich einem Menschen zu öffnen, der ihr wohl im Leben am allerwichtigsten war. Wie gerne würde sie sich bei Shiro dafür bedanken... doch nicht jetzt. Später. Der richtige Zeitpunkt ist nämlich noch nicht gekommen.

Wie dem auch sei. Schluss mit den Gedanken, denn nun war Shai erst einmal gespannt, wohin Shiro überhaupt mit ihr gehen wollte. Auf jedenfall weg vom Friedhof, so schlau war sie nun auch... aber... kannte er vielleicht einen Platz, an dem es angenehmer war, sich zu unterhalten? Möglich, doch Shai wusste es nicht, konnte sich auch irgendwie nicht wirklich darauf konzentrieren, weshalb sie einfach beschloss, abzuwarten und ihm zu folgen. Selbst wenn die beiden keine Worte miteinander wechselten, fühlte Shai doch die Geborgenheit, die von Shiro ausging und sich auf das Mädchen übertrug... selbst kleine Gesten wie das jetzige Händchenhalten waren ihr sehr wichtig, obwohl das vielleicht andere als 'normal' beschreiben würden. Für Shai war es was ganz Großes und auch Neues, denn bevor sie Shiro kennengelernt hatte, hätte sie nie gedacht, dass es sich so entwickelte - vor allendingen, da Shai eigentlich so gut wie keine Aufmerksamkeit und Zuneigung in ihrem bisherigen Leben erhalten hatte. Außer von ihrer Mutter, doch die lebte schon lange nicht mehr... Ein Schlucken war zu hören, doch so leise, dass man es hätte eigentlich nicht hören können. Egal, denn in ihren ganzen Gedankengängen hatte Shai gar nicht gemerkt, wie die zwei langsam am Armenviertel vorbeiliefen und das Reichenviertel erreichten. Wenn Shiro dort wohnte, dann müsste sich das Mädchen einige Gedanken machen... aber er deutete - so wie sie es in Erinnerung hatte - mal etwas an, dass sein Clan ziemlich groß und wohlhabend sei. Oder hatte sie sich geirrt? Auf jedenfall bekam Shai immer weiche Knie, wenn sie sich im Reichenviertel befand, denn früher, als sie noch klein war und ihre Eltern noch lebten, wohnte das Mädchen ebenfalls hier. Doch nach und nach hatte man sie allein gelassen und Shai ist hinüber ins Armenviertel gewandert, wo sie einige Jahre mit ihrem Bruder im Waisenhaus gelebt hatte. Nun lebt sie wieder dort, was ihr so gut wie gar nicht gefiel, da man überhaupt keine Privatsphäre hatte und dauernd von Ichinose-san überwacht wurde - und das sogar extrem, wenn sie selbst sich ein Kind herauspickte und es als 'Problemkind' ansah. Wie gerne würde Shai sie...

"...????!!!!" Der Gedanke an Ichinose war sofort über Bord geworfen, als sie sich dem großen Palast gegenübersah, der auf der anderen Seite der roten Brücke lag und im Mondschein wundervoll glänzte. Was zur Hölle war DAS? Und wer zur Hölle wohnte in solch einem prächtigen Gebäude? Man merkte deutlich, dass Shai ziemlich angetan zu sein schien, zumal ihre blauen Augen auf einmal noch größer waren als vorher. Respekt, Erstaunen und Verblüffung machte sich in ihrem Gesichtsausdruck breit, denn so etwas hatte sie selbst in Büchern noch nicht gesehen. Sie wusste bis eben noch nicht einmal, dass solch ein luxuriöses 'Haus' überhaupt in Konoha existierte! Saishiro's Clan muss wohlhabender sein, als sie gedacht hatte. Aber noch hatten sie das Schloss nicht erreicht, was Shai eigentlich auch gar nicht erreichen wollte, da sie sich dort womöglich nicht wirklich wohlgefühlt hätte, schon allein, weil sie sich leider schämte, aus nicht so tollen Verhältnissen zu kommen und mit vielen hier nicht mithalten konnte. Bald aber legte sich ihre Überraschung wieder, denn noch immer schlenderten sie durch einige Straßen - die aber auch wieder so tolle und wohlhabende Häuser hatten! Naja, zumindest 70 % davon, denn es gab ein Gebäude, was das Mädchen stark an ein Waisenhaus erinnerte. Womöglich gab es auch innerhalb eines solch großen Clans Waisenkinder, die von ihren Eltern ausgesetzt und ins Waisenhaus gebracht wurden. Sie taten dem blonden Mädchen Leid, denn Shai wusste genau, wie es ist, keine Eltern zu haben und alleine aufzuwachsen. Solche Gedanken taten aber weh, deswegen verdrängte sie sie wieder und folgte Shiro weiterhin, bis sie - verdammt noch mal - vor dieser roten Brücke standen und Shai ihren riesigen Kloß herunterschlucken musste, der sich in einer Minute in ihrem Hals gebildet hatte. Leicht geschockt drehte sie sich zu ihrem Begleiter um, musterte ihn erneut, sagte aber kein Ton, denn sie hatte nicht erwartet, schlussendlich vor diesem Palast da vorne zu stehen. Vielleicht wollte er aber auch gar nicht die Brücke passieren, sondern nur etwas über die Familie erzählen, die dort hauste... Ja, das musste es sein, etwas anderes kam dem Mädchen nämlich nicht in den Sinn. Falsch gedacht! Saishiro schwieg - was im Moment leider nicht so angebracht war für Shai - hatte immer noch ihre Hand umschlossen, zog sie leicht auf die rote Brücke, bis Shai langsam aber sicher realisierte, was nun Sache war: Saishiro wohnte in diesem Haus, seine Familie war die angesehenste Familie, die der Clan haben muss und wahrscheinlich wurden sie auch noch von allen respektiert. Nach jedem Schritt, den Shai machte, fühlte sie sich unwohler, wollte sogar umdrehen und ihm sagen, dass sie nach Hause musste... doch konnte sie dies einfach nicht bringen. Außerdem würde sie wohl nun zum ersten Mal die Gelegenheit haben, etwas privatliches von Shiro zu erfahren, nämlich wie er so wohnte und wo er wohnte. Und was war mit seinen Eltern? Wie würden die reagieren, wenn er plötzlich ein Mädchen mit nach Hause brachte, welches so ganz und gar nicht in das Schema der Wohlhabenden passte? Shai fühlte sich elendig schlecht, trotzdem versuchte sie sich zu beherrschen und setzte ein leichtes Lächeln auf, bevor sie nun endlich vor dem riesigen Palast standen, der das Mädchen beinahe mit seiner Größe zum Umfallen brachte. Es war viel größer, wenn man direkt vorstand - da war die Panorama-Ansicht von der anderen Seite gar nichts gegen! Noch einmal schluckte das Mädchen, ehe sie sich erwartungsvoll in die Richtung Saishiro's drehte, den Kopf schief legte und kurz Luft holte, um etwas zu sagen: "Hier wohnst du?" Die Frage hatte einen ziemlich zögerlichen und ungläubigen Unterton, denn man merkte dem Mädchen an, dass sie etwas verunsichert war und nicht wusste, wie sie nun eigentlich darauf reagieren sollte. Nun hieß es abwarten... Was würde passieren? Und wird Shai den heutigen Tag noch überleben? Das alles wird sich wohl in den nächsten Momenten zeigen...
 
S

Sakkaku Saishiro

Guest
<<< Abgelegener Friedhof am Westtor

Shiros Hand war fest um die von Shai gelegt und er hatte kein bisschen das Bedürfnis sie jemals wieder loszulassen. Wenn man ihm noch vor ein paar Monaten gesagt hätte, er würde Händchen haltend mit einem Mädchen quer durch das Dorf laufen um sie mit in das Sakkaku Clanviertel zu bringen, ja sogar um sie zu sich nach Hause zu bringen, dann hätte er nichts anderes getan als ungläubig eine Augenbraue zu heben. Zum einen wäre er der festen Überzeugung, dass er nicht so simpel ein Mädchen finden würde, dass ihm tatsächlich auch gefallen würde - denn Shiro war niemand der sich nur auf Äußerlichkeiten konzentrierte. Zum anderen jedoch hätte Shiro alles was er besaß darauf verwettet, dass er niemals in der Öffentlichkeit so mit einem Mädchen rumgelaufen wäre, egal ob man sie bei Nacht nun erkennen konnte oder nicht. Es wäre ihm einfach viel zu peinlich gewesen, dass jemand hätte sehen können, dass er mit jemanden so gerne zusammen sein wollte, dass er dauerhafte körperliche Nähe suchte. Allerdings interessierte Shiro das im Moment herzlich wenig und wenn es hätte sein müssen, dann hätte er Shai sogar auf seinen Händen durch die Gegend getragen. Aber konnte man ihm diesen plötzlichen Emotionsschub verdenken? Tief in seinem innersten wusste er, dass diese unglaubliche Freude wohl irgendwann in den nächsten Wochen wieder abflauen würde, zumindest würde sein Herz irgendwann mal wieder anfangen normal zu schlagen, anstatt einen Marathon durchlaufen zu wollen. Aber im Moment war er einfach vollkommen überwältigt von dem Gefühl, Shai wiederbekommen zu haben und er hatte keine Ahnung, womit er dieses Geschenk eigentlich verdient hatte. Doch was war ihm egal, Hauptsache sie war jetzt hier, hier an seiner Seite und es ging ihr gut! was er nur wenige Stunden zuvor noch mehr als nur bezweifelt hatte...

Unwillkürlich stiegen in Shiro wieder die Erinnerungen auf, wie er auf jedem einzelnen Friedhof in ganz Konohagakure umhergeirrt ist, nur um sich Bestätigung zu holen, dass Shai tatsächlich tot war... nein, eigentlich war es ja umgekehrt. Er hatte gehofft, solange er ihren Namen dort nicht finden würde, würde sie noch Leben, irgendwo, und sie würde zurückkommen. Diese beiden Gedanken sind Hand in Hand gegangen, weswegen es ihn so unglaublich viel Überwindung gekostet hatte, sich wirklich jeden Grabstein anzuschauen. Und auch wenn es sehr makaber klingt, so war er jedes Mal erleichtert, wenn er wusste, dass dort ein andere mensch lag, und nicht Shai. Er fühlte sich ein bisschen schlecht deswegen, weil ihm jede andere Person dessen Namen er gelesen hatte vollkommen gleich gewesen war, und dass es ihm ebenfalls vollkommen gleich war, was mit dieser Person geschehen war, oder wer sie gewesen war. Vielleicht waren es ja Eltern, die ihre Kinder alleine zurückließen? Vielleicht waren es aber auch Kinder, die ihren Eltern zu früh genommen wurden? All das war Shiro egal gewesen, solange auf keinem der Steine der Name Iwamoto Shai stand. Ziemlich egoistisch von ihm, das wusste er, doch letztendlich war ihm das egal... und er zumindest konnte ganz gut damit leben, dass ihm das egal war.

Nach einigen Minuten, in denen Shiro zwar immer wieder mal einen Blick zu Shai geworfen hatte, jedoch kein einziges Wort gesagt hatte, hatten die beiden schließlich das Sakkaku Clanviertel erreicht. Für ihn gab es hier natürlich rein gar nichts besonders zu sehen, Shai allerdings verrenkte des öfteren ihren Hals um sich manche Gebäude näher anzuschauen, allerdings blieben die beiden nie stehen. Unterwegs trafen sie auf keine einzige Person, allerdings wählte Shiro auch klugerweise einen Pfad, auf dem nur selten viele menschen umhergingen, vor allem zu dieser späten Stunde gab es kaum jemanden, der sich hier aufhielt. Langsam allerdings kamen in Shiro leichte Zweifel auf. Er hatte Shai einfach gepackt und mehr oder weniger hinter sich her gezehrt, ohne ihr zu sagen wohin sie eigentlich gingen und ohne sie zu fragen ob sie das überhaupt wollte. So schön ihre Wiedersehensfreude auch war, er konnte nicht alleine entscheiden, was die beiden nun tun sollten. Aber jetzt war es ohnehin schon zu spät um anzuhalten und Shai zu fragen, ob sie überhaupt etwas dagegen hatte, ihn nach Hause zu begleiten. Es war einfach... er wollte sie in seiner Nähe wissen und sicher sein, dass es ihr gut ging und das konnte er nirgendwo anders so gut wie wenn Shai sich zwischen den vier Wänden der "Königlichen Familie" befand. Unbemerkt würde es niemandem gelingen in den Palast einzudringen und sobald ein Kampf entbrannte war es ohnehin aus für den Einbrecher, denn traf er auf Shiros Mutter, dann war Feierabend. Und schon war da der nächste Gedanke der Shiro beunruhigte, während er mit Shai im Schlepptau über die große rote Brücke ging, die den Palast mit dem Rest des Viertels verband.

Shiro war wahrlich kein Muttersöhnchen, doch war er sich sicher, dass es unklug war einfach so, mitten in der Nacht eine, zumindest für seine Eltern, fremde Person mitzubringen. Akiko war nicht gerade beliebt und musste immer und überall mit Anschlägen auf sie rechnen, auch wenn es bisher noch niemand gewagt hatte so etwas zu versuchen. Shiro meinte, ihre angst ginge zu weit, Akiko allerdings war sich sicher, dass es bisher nur noch keinen versuch gab, weil man sich einen sehr ausgefuchsten Plan überlegte. Und einen Augenblick, eine winzige Sekunde überkamen Shiro Zweifel, während er mit Shai zusammen vor dem großen Eingangsportal stand. er blickte zu ihr hinüber. Er hatte sich eingeredet sie für immer verloren zu haben, nachdem auf der Mission so viel schief gegangen war. Aber was, wenn das alles, was bei der Mission geschehen war, beabsichtigt war? Was, wenn Shai tatsächlich gestorben ist? Und dass man wusste, was für ein herber Schlag das für Shiro sein würde? Wenn man mit seiner Schwäche gespielt hätte und nur auf den Augenblick gewartet hätte, dass er Shai, die in diesem Fall nichts weiter wäre als ein Henge, so bereitwillig in den Palast vortreten ließ? Wenn das alles nur ein abgekartetes Spiel war? Er das schwächste Glied der Familie, das wusste er... konnte es sein, dass man einen so hinterhältigen versuch unternahm sie zu stürzen?

"Hier wohnst du?"

Nein... das musste einfach die echte Shai sein! Jedes ihrer Worte löste in ihm ein wahres Gefühlswirrwar aus, egal um was es sich dabei handelte! So etwas konnte keine Illusion sein... er weigerte sich das zu glauben! Stattdessen begann er zu versuchen zu verstehen, warum Shai so verunsichert klang. Natürlich war das hier sein zu Hause, wohin hätte er sie denn sonst bringen sollen? Was gab ihr so zu denken? Er führte seinen Blick weg von dem blonden Mädchen und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen um das haus zu begutachten. Der Name Palast traf es allerdings wirklich passender, das musste sich Shiro eingestehen. Und plötzlich verstand er was los war! Sein Blick wanderte noch einmal kurz zu Shai hinüber und es legte sich plötzlich ein Lächeln auf sein Gesicht. Dass sich das Mädchen von so etwas verunsichern ließ, das hatte Shiro nicht erwartet, allerdings hatte er ehrlich gesagt auch keine Ahnung aus was für Kreisen Shai eigentlich stammte. Dieses riesige Gebäude musste dem Mädchen eine gewisse Ehrfurcht einflößen, dessen war er sich mittlerweile bewusst... er selbst lebte hier seitdem er denken konnte, von daher hatte es für ihn nichts besonderes mehr an sich. das Lächeln war noch immer nicht von Shiros Gesicht gewichen. Er hatte nicht vor Shai zu erkennen zu geben, dass er ihre Unsicherheit bemerkte. Außerdem fragte er sich, was für ein Gesicht sie machen würde, nachdem er seinen nächste Schritt machte. Leise räusperte sich der Junge.

"Ja, genau, hier wohne ich, zusammen mit meinem Vater und meiner Mutter...", meinte Shiro und wollte schon seinen Satz mit '...die übrigens das Clanoberhaupt ist' beenden, allerdings hielt er inne und entschied sich, das erst einmal nicht so offen auszusprechen, vor allem nicht in einem Moment in dem Shai ohnehin schon ziemlich verunsichert schien. Stattdessen hob er seine freie Hand und berührte damit die glatte Tür, die aus schwarzem Stein geschlagen war, jedoch Holz zum verwechseln ähnlich sah. Wieder räusperte er sich leicht. "Schau mal, ich zeig dir mal was cooles... willst du wissen wie man diese Tür öffnet? man legt die Handfläche auf die glatte Stelle in der Mitte und die Tür erkennt den Chakrastrom der Person. Und wenn es der Chakrastrom von mir oder der meiner Eltern ist, dann öffnet sich die Tür. Das macht es unmöglich hier einzubrechen. super, was?" Shiro sprach zwar die ganze Zeit mit einem Lächel, aber mittlerweile fragte er sich, ob es vielleicht klüger gewesen wäre, wenn er nichts gesagt hätte. Vielleicht steigerte er Shais Unsicherheit nur, indem er ihr alles so haarklein erklärte. Jetzt war es ohnehin schon zu spät und die schwere Tür schwang langsam auf, ganz so als ob sie wie von Geisterhand gesteuert werden würde. Ein einladendes licht leuchtete den beiden entgegen und lud sie praktisch dazu ein, in den warme Schein zu treten und wieder übernahm Shiro die Führung und zog Shai hinter sich in die große Eingangshalle. Verstohlen blickte er auf ihr Gesicht. Das war eigentlich der Moment in dem er nachfragen sollte, wie es ihr denn gefiel, doch sprach der Ausdruck auf ihrem Gesicht mehr als tausend Bände. Shiro zog, nun selber leicht verunsichert, die Augenbrauen etwas zusammen und fragte sich, wo er sie hinführen sollte. Ins Wohnzimmer wollte er nicht wirklich, da er das ungute Gefühl hatte, dass dort seine Mutter saß, beschäftigt mit irgendwelchen wichtigen Dingen die den Sakkaku Clan betreffen würden. Er hatte es nicht wirklich im Kopf ihr spätnachts ein Mädchen zu zeigen, das sie nicht kannte und er sofort zu sich nach Hause mitnahm. Zum Glück gab es ja auch andere Wege...

"Folge mir... und versuch ruhig zu sein... ich... will niemanden wecken..."
, meinte Shiro leise und führte Shai hinter sich in einen der Gänge, der von der Eingangshalle weg führte und bereits nach wenigen Metern einen Knick machte. Würden sie dem gang weiter folgen, dann würde es nicht lange dauern, bis sie bei Shiros Zimmer angekommen war... doch offenbar hatte das Schicksal andere Pläne... Pläne, die es offenbar für sehr lustig und unterhaltsam hielt. "Wen willst du nicht wecken, Shiro? Du weißt doch, ich schlafe kaum...", sprach plötzlich eine Stimme und Shiro jagte diese zuckersüße Unterton jetzt schon ein sehr unangenehmes Gefühl in seine Magengegend. Das war seine Mutter! Sie war um die Ecke getreten und betrachtete ihn und Shai mit einem leichten Grinsen. Shiro hatte Shais Hand losgelassen, noch ehe der Blick seiner Mutter die beiden entdeckt hatte. Er wusste nicht genau wieso, allerdings war es eher eine unterbewusste Handlung als etwas, was er beabsichtigt hatte. "Ich bin eben ein rücksichtsvoller Mensch, weißt du...", sprach Shiro ausweichend und hatte nun einen totalen Black Out und wusste nicht, was er nun tun sollte. Akiko stand seelenruhig im Gang, die Arme lässig hinter dem Rücken verschränkt und ihre Augen wanderten unablässig zwischen Shai und Shiro umher, wobei sie das Mädchen deutlich interessierter musterte. Dann seufzte sie plötzlich. "Das ist ja peinlich...", sprach sie leise und wandte sich dann plötzlich direkt an Shai. "Weißt du, ich dachte eigentlich ich hätte meinem Sohn Manieren beigebracht, dabei schafft er es noch nicht einmal uns beide vorzustellen...", meinte sie schließlich grinsend und warf einen erwartungsvollen Blick zu ihrem Sohn. Shiro biss die Zähne zusammen, damit ihm kein blöder Kommentar entfloh und tat stattdessen das, was seine mutter von ihm verlangt hatte. "Mum, ich stelle dir Shai vor. Ich glaube ich dir einmal von ihr erzählt... sie war während der Mission vor einigen Monaten dabei. Und das hier ist meine Mutter Akiko...", meinte Shiro schlicht und hoffte es war nun getan. Allerdings schien seine Mutter heute ganz besonders grausam aufgelegt zu sein und zog nur eine Augenbraue nach oben. "Schämst du dich seit neustem dafür zu erwähnen, dass ich das Clanoberhaupt bin, oder ist es dir schlichtweg entfallen?", sagte sie und auch wenn sie tatsächlich einen einigermaßen ernsten Blick aufgesetzt hatte, so wusste Shiro, dass die Frau vor ihm sich innerlich mit Sicherheit kaputt lachte. So nicht..., dachte sich Shiro und wollte seinen Mund öffnen, doch kam ihm seine Mutter zuvor. "Weißt du, es wäre nett, wenn du unserem gast und mir etwas zum trinken holen könntest. Ich denke Tee wäre passend. Und lass dir ruhig Zeit... du findest uns beide dann im Wohnzimmer.", sprach Akiko rasch und warf Shiro für einen winzigen Augenblick ein fieses Lächeln zu. Sie wussten beide, dass die Küche verdammt weit entfernt lag vom Wohnzimmer und ein Tee brauchte nun mal seine zeit. Es war unmissverständlich, dass Akiko allein sein wollte mit Shai und er konnte absolut nichts dagegen tun. Alles was er machen konnte war seiner Mutter ein Nicken zu schenken und sich dann so schnell wie möglich in Richtung Küche aufzumachen, ohne den Eindruck zu hinterlassen, dass er es allzu eilig hatte.

[Aikiko]

"Folge mir, das Wohnzimmer ist nicht weit entfernt...", meinte Akiko und lächelte Shai zu und führte das blonde Mädchen schließlich zum großen Wohnzimmer. Abgesehen von vielen gemütlichen Möbeln, die überall im raum verstreut lagen, nahmen ein Kamin, in dem ein helles feuer brannte, und ein großer Tisch den Großteil des Zimmers ein. Langsam führte Akiko das Mädchen zu einem der Stühle, der an einem Kopfende des Tisches stand. Sie selber wartete bis Shai sich gesetzt hatte und nahm dann ihrerseits den Platz am anderen Ende des Tisches ein, sodass die beiden sich von Angesicht zu Angesicht beobachten konnte, jedoch eine große Distanz zwischen ihnen lag. "So lange wir noch nichts zu trinken haben, könnten wir ja ein bisschen Small-Talk betreiben, oder was meinst du?", fragte Akiko in Richtung Shai, obwohl das vielmehr einen rhetorische als eine ernst zu nehmende Frage war, zu der sie die Meinung von Shai hören wollte. "Du heißt also Shai? Nicht zufällig... Iwamoto Shai, oder?", fragte Akiko wie beiläufig, während ihr Blick auf ein kleines Stück Papier fiel, dass sich auf dem Tisch vor ihr befand. es sah ganz so aus, als ob sie den Namen eben erst abgelesen hatte. "Weißt du, es ist schön mal Gäste zu sehen, die Shiro mit nach hause bringt. Man kann nicht gerade sagen, dass er oft Leute mitbringt... ist er wirklich so unausstehlich? Was hältst du von ihm?", fing Akiko dann auch plötzlich schon an zu fragen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie würde ihre helle Freude an diesem Gespräch haben, wobei sie sich fragte, wie Shai es wohl dabei gehen würde... das blieb abzuwarten und Akiko war eine neugierige Person.
 
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Iwamoto Shai

Guest
Während sie auf eine Antwort Shiro's wartete, begann das Mädchen unwillkürlich die Gesichtszüge des Jungen zu betrachten und danach leicht die Augenbraue zu heben, nachdem Shiro es geschafft hatte, ein recht schelmisches Grinsen aufzusetzen. Shai verstand nicht. Wieso lächelte er so plötzlich und was war daran so schwer, ihre Frage normal zu beantworten? Als sich Shiro dann räusperte, wusste das Mädchen, dass wohl doch noch eine Antwort kommen würde, weswegen sie erwartungsvoll mit den Augen klimperte und seinen nachfolgenden Worten lauschte. Wort für Wort konnte man bei Shai eine LEICHTE Veränderung im Gesichtsausdruck erkennen: Anfangs nickte sie beim ersten Teil seiner Erklärung mit, sobald er aber anmerkte, dass er hier mit seinem Vater und seiner Mutter lebte, riss das Mädchen erneut ungläubig die Augen auf. Auch ihre Kinnlade klappte etwas hinunter. Warum? Dieser große Palast gehörte nur drei Personen?!! Geschätzt besaß das Ding da vor ihr ca. 20 Zimmer in denen mehrere Großfamilien Platz hätten. Shai wusste nicht, was sie denken sollte, denn das einzige, was ihr im Kopf rumschwirrte, war, dass sie nicht gleich einen Schock bekam, würde sie in das Haus eintreten. Doch zuerst musste die große Tür geöffnet werden, was der silberhaarige Junge auch gleich stolz präsentierte: Während er seine Hand auf die Tür legte und dem Mädchen erklärte, dass sie nur anhand von Chakraströmen besonderer Personen aufgeht, musste Shai staunen. So etwas war wirklich praktisch, um Einbrechern vorzubeugen und das Haus - auch wenn die Familie auf Reisen ist - gleichzeitig zu sichern. Hätte Ichinose-san so etwas, würde sie sich bestimmt freuen. Bei dem Gedanken huschte kurz ein Lächeln auf Shai's Gesicht, doch galt dies nicht der alten Frau, sondern der Tatsache, dass Shai gerade besseres zu tun hatte, als allein und verkümmert zurück ins Heim zu gehen. "Jupp," gab sie ihm lächelnd als Antwort, wollte gerade eigens eintreten, wurde aber erneut von Shiro an der Hand genommen und sogleich in die Eingangshalle geführt. Erst einmal konnte das blonde Mädchen überhaupt nichts erkennen, schon allein weil ein helles Licht ihre Augen ein wenig blendete. Draußen war es schon dunkel, da war es normal, dass man sich nicht sofort an das Licht gewöhnen konnte und erst einmal aussah, als hätte man seit Tagen die Augen nicht mehr aufgemacht. Als sich Shai's Augen nach einiger Zeit an das Licht gewöhnt hatten, begann das Mädchen, neugierig diese unbekannte Umgebung zu mustern und musste sich ziemlich zurückhalten, nicht bei jedem einzelnen Gegenstand ein interessiertes 'oooh' oder 'aaah' zu rufen. Es war alles so luxuriös und wunderschön eingerichtet, sodass Shai einfach nicht anders konnte, als jede Kleinigkeit - sei es noch so winzig - zu betrachten und in ihrem Kopf einzuspeichern. Gerade für ein Mädchen mit ärmlichen Verhältnissen war solch ein Anblick eine pure Seltenheit - schon allein deswegen war es von Nöten, diesen Augenblick vollends auszunutzen und zu genießen. Wer auch immer dieses Haus eingerichtet hatte, er war ein Meister! Man konnte deutlich an dem Glitzern ihrer Augen erkennen, dass ihr die Einrichtung und alles drum und dran extrem gefiel. Gerade, als sie ihren Begleiter ein wenig über die Einrichtung ausfragen wollte, kam er ihr zuvor um anzumerken, dass sie ihm folgen sollte und zu versuchen, ruhig zu sein. Okay, Lärm machen wollte das Mädchen ohnehin nicht, dafür hatte sie viel zu viel Respekt vor diesem grandiosen Palast!

Auf sein Kommentar nickte sie nur stumm, bis sie schließlich einen Gang betraten, der bald schon zuende war und womöglich noch viel mehr Räume preisgab als bloß die Eingangshalle. Voller Vorfreude, betrachtete sie die Wände an den Gängen, malte sich aus, wie es wohl weitergehen würde im Haus und fragte sich sogar beiläufig, was für ein Zimmer Shiro eigentlich besaß. War es eher schlicht eingerichtet oder doch ziemlich knabenhaft? Wer weiß, wer weiß. Ihres beispielsweise war einfach typisch schlicht eingerichtet, mit einem Bett, einem Schreibtisch, einige Bilder, die sie mal im Zentrum Konohas gekauft hatte und ein paar Blumen, um alles noch ein wenig freundlicher zu gestalten. Nix festes, denn Shai wusste ja nicht, dass sie die nächste Zeit wieder im Heim verbringen sollte, zumal sie mit solch einer Lebenswendung nach der Mission leider nicht gerechnet hatte. Wie dem auch sei. Shai wollte hier nicht wieder in negative Gedanken verschwinden, weswegen sie leicht den Kopf schüttelte und wieder eine freundlichere Miene ausdrückte, um dem Jungen neben ihr nicht unnötige Sorgen zu bereiten. Dass es ihr nicht gut ging, wussten beide, doch wollte sie sich wenigstens hier ein wenig zusammenreißen und versuchen, die Zeit mit Shiro zu genießen, um wieder auf positivere Gedanken zu kommen. "Wen willst du nicht wecken, Shiro? Du weißt doch, ich schlafe kaum...", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme aus demselben Gang, die Shai aus ihren Gedanken riss und das Mädchen sich unwillkürlich zum dazugehörigen Menschen drehte. Eine Frau - die eben um die Ecke bog - stolzierte auf die beiden zu und betrachtete die zwei jungen Genin mit einem vielsagenden Grinsen. Kurz wurde diese Frau einer Musterung unterzogen, wobei Shai zu folgendem Ergebnis kam: Sie war wunderschön, musste ziemlich jung sein und gehörte wohl zu Shiro's Familie. Doch Moment! Hatte er nicht vorhin gesagt, er wohne hier mit seiner Mutter und seinem Vater? Soviel Shai mitbekommen hatte, verlor Shiro nichts von einer Schwester oder dergleichen, weswegen die Frau wohl wirklich Shiro's Mutter sein musste! Ähnlich sahen sich die beiden nicht wirklich, doch nun wusste Shai wenigstens, woher der Junge sein gutes aussehen hatte. Bei diesem leicht abwegigen Gedanken musste Shai kurzerhand Lächeln, verfing sich aber bald wieder in die ausdrucksstarken Augen Shiro's Mutter, die einem wirklich sehr respektvoll gegenübertrat. Die Konversation zwischen Mutter und Sohn nahm das Mädchen eher locker, denn Shai hatte bereits gemerkt, dass die Frau alles andere als sauer war und den Augenblick, ihren Sohn ein wenig aufzuziehen, sichtlich genoss. Als sich die Frau dann mit einem süßlichen Satz an Shai wandt, stieß das Mädchen Shiro sanft in die Seite, ehe dieser bereits anfing - eher spontan als geplant - seine Begleiterin kurz und knappt vorzustellen. Für Shai war dies fürs erste genug, denn das Mädchen sah sich ohnehin schon einer ausschweifenderen Konversation mit Akiko - wie Shiro die Frau vorstellte - eingehend. Doch was danach an den Tag gelegt wurde, verunsicherte das Mädchen erneut, denn in der nächsten Minute stellte sich heraus, dass Akiko das Clanoberhaupt des Sakkaku-Clans war und somit eine extrem hohe Person innerhalb des ganzen Viertels. Wie... verhielt man sich eigentlich gegenüber eines Oberhauptes? Zwar sah sie nicht unbedingt so aus, besaß Akiko doch sehr viel Vermögen, Reichtum und Ansehen, woraufhin das Mädchen sich auf die Unterlippe biss und versuchte, so normal wie möglich auszusehen. Trotzdem gelang ihr es einfach nicht, die Glieder zu entspannen und eine angenehme Haltung anzunehmen - die Aufregung und gleichzeitige Unsicherheit verhinderten dies nämlich.

"Weißt du, es wäre nett, wenn du unserem gast und mir etwas zum trinken holen könntest. Ich denke Tee wäre passend. Und lass dir ruhig Zeit... du findest uns beide dann im Wohnzimmer.", warf die Frau nun in die Konversation und schickte ihren Sohn schlagartig in die Küche, damit dieser Tee für die beiden Frauen zubereiten durfte. Shai verkniff sich das Lachen, welches ihr unkontrolliert beinahe rausgerutscht wäre und betrachtete nun etwas eingehender die hübsche Akiko, die das blonde Mädchen nun in das nahegelegene Wohnzimmer führte. Genauso wie die Einganshalle war auch dieser Raum luxuriös und einladend gestaltet. Sogar ein Kamin schmückte das Zimmer, in dem gemütlich leichte Flammen loderten, die dem Mädchen beim Betrachten eine wohlige Ruhe schenkten. Auch das Knistern des Holzes beruhigte sie ein wenig, weshalb der nachfolgende Moment wohl nicht mehr so angespannt verlaufen würde, wie sich Shai es eigentlich gedacht hatte. Höflich nickte sie Akiko zu, die sie gerade zu einem der Stühle geführt hatte, damit das Mädchen Platz nehmen konnte. Die Clanoberhäuptin selbst steuerte das andere Ende des Tisches an, sodass Shai und Akiko sich schlussendlich direkt gegenübersaßen - auch wenn der Platz zwischen den beiden Stühlen sehr weit auseinanderlag. Es war zumindest nah genug, noch die hübschen Augen der Frau betrachten zu können und dieser ein freundliches Lächeln zu schenken. Was sich das Mädchen gekonnt nicht anmerken ließ, war das Kribbeln, welches sich so sozial in ihrer gesamten Magengegend ausbreitete und damit ausdrückte: "Wenn du jetzt etwas falsches sagst, ist alles dahin." Das Mädchen musste sich zusammenreißen, durfte sich möglichst nicht unnötig versprechen oder unhöflich rüberkommen - das könnte sie bei solch einer Person einfach nicht bringen! So kam es auch, dass das Mädchen langsam unruhig wurde und versuchte, dem ständig aufrecht erhaltenen Blickkontakt zu Akiko, auszuweichen. Auf die Frage bezüglich des Small-Talks nickte Shai und auch auf die nächste Frage, was Shai's vollen Namen bestätigte. Doch schon gleich hätte sich das Mädchen ohrfeigen können: Die ganze Zeit über verhielt sich Shai wie die Höflichste aller Höflichsten, obwohl sie im Moment Angst vor ihrem eigenen Benehmen bekam. Sollte sie sich unnötig umstellen, nur weil sie dem Clanoberhaupt des Sakkaku-Clans gegenüberstand? War es nicht hilfreicher, sich so zu geben, wie man eigentlich war, damit Akiko sofort wusste, was ihr Sohn da mit nach Hause gebracht hatte? Ja das war es, weswegen Shai kurz durchatmete und beschloss, von nun an etwas selbstbewusster in die Konversation mit Akiko einzuwirken, was sie auch dank der nächsten Frage machen 'durfte'... Argh. Nur leider war es eine Frage, die Shai sogleich erröten ließ, was man auch anhand des großen Stuhlabstandes deutlich erkennen konnte. "Naja...," begann das Mädchen, doch merkte sie erneut, dass sie einfach nicht sie selbst war. Räuspernd runzelte sie die Stirn, fuhr mit ihrer Hand durch das blonde Haar und hob nun den Blick, der um einiges lebhafter und selbstbewusster aussah, als vor einigen Minuten. "Naja," wiederholte sie noch einmal mit einer deutlicheren Stimme und grinste dabei, "...was ich von ihm halte?" Der ersten Frage Akiko's wich das Mädchen gekonnt aus, denn unausstehlich war Shiro nun wirklich nicht, reinste ironische Übertreibung seiner Mutter. "Es wäre langweilig, Ihnen gleich alles zu erzählen. Was denken Sie denn, was ich von ihm halten könnte? Beziehungsweise, wie andere - in dem Falle ich - Ihren Sohn einschätzen?" Es machte dem Mädchen Spaß, ein wenig frecher zu wirken und den neugiergen Fragen Akikos zu umgehen, ohne eine konkrete Antwort preiszugeben. Diese Frage war für das Mädchen ohnehin ein Tick zu persönlich für das erste Treffen, weshalb sie Shiros Mutter ein wenig im Dunkeln tapsen lassen wollte und beispielsweise erfahren, was sie denn so auf den ersten Blick dachte. Ob diese Art gut angekommen war, konnte das Mädchen selbst nicht einschätzen, doch hoffte sie, dass Akiko ihr das nicht irgendwie übel nehmen und sie nun als 'unerzogen' beschimpfen würde... Naja, die Zeit gibt Rat, deswegen war es auch das passendste, nun erst einmal abzuwarten, wie Akiko auf ihren Konter reagierte und wann Shiro denn mit dem Tee fertig war... ~
 
S

Sakkaku Saishiro

Guest
[Shiro]

Ungeduldig und beinahe schon nervös stand Shiro in der Küche an eine der Holzwände gelehnt und malte sich die schlimmsten Szenen vor, die ihm in den Sinn kamen. Was besprach seine Mutter dort mit Shai? Wie würde sie überhaupt auf Shai reagieren? Auch wenn er seine Mutter recht gut kannte, so hatte Shiro keine Ahnung, wie sie mit dem Mädchen umgehen würde. Würde sie Shai vielleicht angehen, dass sie sich spätnachts zusammen mit ihm in ihr Anwesen geschlichen hatte? Oder würde sie damit beginnen Shai nun über alles in ihrem Leben auszufragen? Shiro wusste, dass das letzte mit Sicherheit der falsche Schritt war, zumindest war er sich sicher, dass Shai im Augenblick nicht gerade... nun ja, sie hatte nicht gerade einen festen seelischen Standpunkt. Sie jetzt auch noch auf all die Dinge wegen der Mission anzusprechen wäre mit Sicherheit ein großer Fehler, doch konnte seine Mutter das unmöglich wissen. Shiro lies einen kleinen Seufzer hören. Er konnte ohnehin nichts unternehmen, nicht solange nicht endlich dieser verfluchte Tee fertig war! Und dabei hatte das Wasser bisher noch nicht einmal angefangen zu kochen! In diesem Augenblick überkam ihn unwillkürlich der Wunsch, dass er das Feuerlement beherrschen würde, dann könnte er die Sache hier ziemlich beschleunigen. So allerdings musste Shai wohl noch einige Zeit ohne ihn auskommen und er hoffte, dass sie nicht gerade von seiner Mutter in die Mangel genommen wurde... denn Shiro wusste eines ganz gewiss! Seine Mutter war hinterlistig...

[Akiko]

Sie scheint irgendwie nervös zu sein... naja, wen wundert´s?
, dachte sich Akiko, während sie noch immer freundlich zu Shai hinüberblickte und auf deren Antwort wartete. Die Frau konnte sich nur allzu genau vorstellen, warum Shai so verunsichert war, immerhin wusste sie mehr über dieses Mädchen, als Shai wahrscheinlich lieb war. Allerdings wusste sie noch nicht genug, besser gesagt wusste sie nicht das, was sie eigentlich in Erfahrung bringen wollte. Mit einem Mal schien das Mädchen, das ihr gegenüber saß, ihre Stimme wieder entdeckt zu haben und gleichzeitig fiel es Akiko nur schwer sich ein Lächeln zurückzuhalten als sie erkannte, dass Shai doch tatsächlich leicht errötete. Akiko brannte darauf zu erfahren, was das Mädchen eigentlich von ihr hielt, besser gesagt was sie denn erwartete, wie das Clanoberhaupt denn weiter vorgehen würde. Akiko konnte sich denken, dass Shai bisher keiner so wichtigen Person im Dorf so nahe gekommen war. Zumindest konnte sie sich nicht vorstellen, dass Shai mal beim Hokage hineinspazierte um in der Nacht noch eine Tasse Tee mit ihm zu trinken. Ein amüsanter Gedanke, aber die Frau musste sich konzentrieren. Die Antwort von Shai war ziemlich geschickt, was Akiko eigentlich nicht erwartet hatte. Mit einer Gegenfrage zu kontern war zwar nicht sehr einfallsreich, allerdings sehr effektiv und Shai schien schlagfertig zu sein... zumindest wenn sie mal ihre anfängliche Scheu überwinden könnte. Akiko war niemals so zurückhaltend gewesen als sie jünger war, egal mit wem sie über was sprach. Allerdings musste sie sich eingestehen, selber niemals in so einer Position gewesen zu sein wie Shai hier. Die Frau überlegte kurz, was sie antworten sollte, als ihr mit einem Mal eine - zumindest in ihren Augen - sehr gute Idee kam. Wobei das eigentlich schon fast zu fies war... aber sie brauchte eben die Gewissheit... sie konnte leider Gottes nicht jeden einfach so in ihre Familie lassen. Sie überlegte kurz, wie sie es am besten anstellen konnte und hatte dann auch ziemlich schnell einen Entschluss gefasst. Das würde lustig werden! Oder sehr peinlich... je nachdem.

Akiko stütze ihren Kopf auf ihre Hände, die sie elegant vor sich gekreuzt hatte und blickte unverändert in Shais Richtung und trug dabei noch immer ein Lächeln auf dem Gesicht. "Es wäre langweilig, mir gleich alles zu erzählen? Das hört sich ja ganz so an, als ob ihr beide wirklich schon einiges zusammen erlebt habt... ich wusste gar nicht, dass ihr so viel zeit miteinander verbringt...", meinte Akiko und damit elegant dem Teil von Shais Frage aus, der sie dazu gezwungen hätte selber etwas über ihren Sohn zu erzählen. Hier und jetzt war nicht der Moment, dass sie redete, das war Shais Aufgabe! Einen Augenblick lang hatte Akiko nur ein verschmitztes Lächeln aufgesetzt, ehe sie plötzlich ihre Doujutsu, das Yume Utsutsu, aktivierte. Aus orangenen Augen heraus betrachtete Akiko nun ihr Gegenüber und ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter, ehe sie die nächsten Worte mit einer sehr lieblich gewählten Stimme auszusprechen begann. "Seine Augen haben es dir angetan, hab ich recht?", meinte sie grinsend und wandte dabei nicht einmal für auch nur eine Sekunde ihre Augen von denen Shais ab. Hab ich dich!, dachte Akiko mittlerweile in ihrem Kopf, jedoch ließ sie sich nichts anmerken. Stattdessen erhob sie sich plötzlich von ihrem Platz und warf mit einem Mal einen etwas entschuldigenden Blick zu dem Mädchen hinüber. "Es tut mir leid, dass ich nun selber auf meine sonst üblichen guten Manieren verzichten muss und dich einen Augenblick lang hier allein lasse. Mir ist etwas eingefallen, was ich noch dringen erledigen muss, es dauert allerdings nicht allzu lange. Wenn Shiro mit dem Tee kommt, könnt ihr ruhig schon ohne mich anfangen. Aber nicht, dass ihr verschwindet bevor ich wieder da bin!", meinte die Frau und deutete eine leichte Verbeugung an, ehe sie schnell aus dem raum verschwand. Sie hatte nicht viel Zeit, das wusste sie, maximal zwei Minuten nachdem sie ihr Genjutsu auf Shai gewirkt hatte konnte sie es auch dann aktivieren, wenn sie nicht in ihrer Nähe war. Die Technik lag auf ihr, jetzt kam der Moment, in dem Akiko ihr Spiel beginnen würde. Jûyô Jinbutsu..., sprach die Frau zu sich selbst und wirkte damit das eigentlich recht simple Jutsu, das allerdings ungeheure Folgen haben konnte.

Akiko machte auf dem Absatz kehrt und ihre Schritte leiteten sie schnell wieder zurück in Richtung Wohnzimmer, welches sie vor nicht einmal einer Minute verlassen hatte. Sie betrat das Zimmer, in dem sich absolut gar nichts veränder hatte. Allerdings hatte sie sich verändert, zumindest in Shais Augen. Mit dem 'Jûyô Jinbutsu' nahm man für die mit dem Genjutsu belegte Person die Gestalt der Person an, die ihr am wichtigsten ist im Leben. Akiko wusste, dass das hinterhältig war, aber wenn sie alles richtig eingeschätzt hatte, dann war Shai nicht mehr gerade viel im Leben geblieben und wenn Akiko nun, wie sie hoffte, für Shai wie Shiro aussah und sich auch wie Shiro anhörte, dann wäre zu hundert Prozent bestätigt, dass Shai keinerlei Hintergedanken hatte, wenn sie sich mit Shiro zusammen aufhielt. Auch wenn es Akiko Leid war, sie musste immer und überall mit Verrat rechnen und deshalb sehr vorsichtig sein und ihre Familie beschützen. Aus diesem Grund wäre ein einfach Verwandlungsjutsu auch sinnlos gewesen, da sie nicht einfach nur mit Shai spielen wollte, sondern mit dieser Aktion etwas herausfinden wollte! Wie viel bedeutete dem Mädchen Shiro eigentlich wirklich? Vorsichtig trat Akiko näher und versuchte den Schritt ihres Sohnes zu imitieren, was allerdings nicht besonders schwer war. Einfach etwas lässig und entspannt gehen. Dabei verlor sie allerdings nicht den leicht angespannten Ausdruck auf dem Gesicht, den Shiro im Augenblick sicher auch selber mit sich herumtrug. Ein paar Schritte von Shai entfernt blieb sie dann stehen und sah sich um. "Wo ist Mum denn hin?", fragte sie schlicht und betete inständig, dass sie wirklich Shiro war, da sich die Situation hier ansonsten als extrem peinlich herausstellen würde. "Ich dachte, sie wollte eigentlich mit dir im Wohnzimmer sein und etwas bereden? Hat sie dich ausgefragt?"
 
I

Iwamoto Shai

Guest
Shai verhielt sich absolut ruhig, ließ sich nichts von ihrer Anspannung in den Gliedern anmerken und blickte ihre Gegenüber an, als würden sie sich schon ewig kennen. Trotzdem schluckte das Mädchen ab und zu ihre Aufregung hinunter, da sie einfach nicht so wirken wollte, als wäre sie nervös, solch einer respekteinflößenden Person gegenüberzusitzen, was jedoch alles andere als einfach war - zumindest dank ihrer derzeitigen Laune, die sich all die Wochen in ihrem Körper zusammengestellt hatte. Shai musste sich einfach ein wenig beherrschen, ihre Emotionen in den Griff kriegen und sich möglichst normal verhalten, damit Akiko nicht allzu damit beschäftigt war, die Gefühle in Shai zu deuten und das Mädchen falsch einzuschätzen. Dass die Frau allerdings fast alles über das blonde Mädchen wusste, war Shai natürlich nicht klar - woher auch? Deswegen dachte sie sich jetzt auch nicht direkt, dass es unüblich war, dass Akiko ihren vollen Namen kannte. Shiro hatte auch angemerkt, dass er seiner Mutter damals etwas über Shai erzählte hatte - zumindest hatte Shai dies im Flur noch zu hören bekommen, weshalb der Gedanke daran auch nicht allzu intensiviert wurde. Doch was würde jetzt geschehen? Es lag eine unangenehme Stille in der Luft und Shai dachte schon, sie hätte etwas falsches gesagt, jedoch bestätigte sich das als Irrtum, da Akiko genauso geschickt antwortete, wie sich das Mädchen es sich hätte denken können. Die Frau war schlau, keinen Zweifel, doch wie lange würde dieses Wortgefecht noch anhalten? Beide waren - ungelogen - nicht gerade wortkarg und soweit Shai die Frau einschätzen konnte, wusste sie, wie man geschickt Fragen auswich und den jeweils anderen in Verlegenheit bringen 'könnte'. Eigentlich hätte man erwartet, dass Shai nun rot anlief, doch behielt sie ihr warmes Lächeln, kontrollierte ihre leichte Zurückhaltung und hielt den Blickkontakt mit Akiko, die schon die ganze Zeit ihre Augen auf das Mädchen gerichtet hatte. Shai kannte die Folgen dessen nicht, da sie nicht einmal merkte, wie die Frau ihr Doujutsu aktivierte und plötzlich fiese Hintergedanken bekam, wie sie Shai denn nun am besten 'testen' konnte. Gerade, als Shai etwas auf ihre Aussage hin erwidern wollte, kam sie auch schon mit der nächsten Frage: "Seine Augen haben es dir angetan, hab ich recht?" Schon wieder so eine persönliche Frage, denn Shai wollte keineswegs hier anfangen von Shiro zu schwärmen und Akiko haarklein zu erzählen, was denn alles so toll an ihm sei... Das ging eigentlich niemanden etwas an, sondern war allein die Sache des Mädchens bzw. des Jungens, denn Shiro konnte ruhig wissen, was Shai von ihm hielt. Während sie versuchte, nach einer Antwort darauf zu suchen, musste das Mädchen unwillkürlich die Stirn runzeln. Ihr kam das ganze hier wie eine Art 'Quizshow' vor, bei der man scharf nachdenken musste, was man denn nun auf Fragen des 'Quizmasters' - in dem Falle Akiko - nun antworten sollte, ohne gleich durchzufallen oder eine Falschantwort zu geben. Dass Akiko diese Frage eigentlich nur nutzte, um Shai in das Genjutsu zu locken, wusste sie nicht. Umso mehr überraschte es das blonde Mädchen, als die Frau plötzlich aufstand und sich bei Shai entschuldigte. Sie hatte anscheinend noch etwas zu tun - konnte das Mädchen auch verstehen, wenn man mal davon absah, welche Position die Frau eigentlich im Sakkaku-Clan hatte. Um nicht unhöflich zu wirken, nickte das Mädchen der Frau zu, wartete bis diese aus der Tür war und atmete erst einmal ihre ganze Angespanntheit aus...

"Oh mann...," murmelte sie vor sich hin, rutschte mit dem Stuhl ein wenig nach hinten, um schließlich ihr rechtes Bein über das linke zu schlagen, um nun eine angenehmere Position einzunehmen. Zugegeben, es war hart, sich mit Shiro's Mutter zu unterhalten, war Shai doch nun um einiges froh, dass es vorbei war. Denkste! Natürlich konnte das Mädchen nicht wissen, dass sie bereits Opfer eines ziemlich hinterlistigen Plans war und dieser in den nächsten Minuten beginnen würde. Doch nun konnte das Mädchen erst einmal eine Weile verschnaufen, sich ein paar Gedanken über den Verlauf des Abends machen und hoffen, dass Shiro mit dem Tee bald kommen würde - noch eine Konversation mit seiner Mutter würde sie nicht überstehen! Naja, eigentlich musste Shai trotzdem zugeben, dass Akiko vollkommen in Ordnung war. Das Mädchen verstand, wieso die Frau so handelte und was der Grund dieser ganzen persönlichen Fragen war: sie machte sich Sorgen um ihren Sohn und wollte Shai testen, inwiefern man ihr vertrauen konnte. Zumindest hoffte Shai, dass es so war, denn etwas anderes konnte sie der Mutter eigentlich nicht zutrauen, um ehrlich zu sein. Wieso Shai so schnell auf diesen Gedanken kam? Ganz einfach: Ihre Mutter hatte damals einen ähnlichen Charakter wie Akiko gehabt, deswegen wusste das Mädchen, wie man mit solchen Menschen umgehen und wie ihre Taten bzw. Emotionen gedeutet werden konnten. Auch konnte sie es der Frau nicht verübeln, hätte sie wahrscheinlich selbst so gemacht, wenn ihr eigenes Kind plötzlich mit einem Begleiter des anderen Geschlechts nach Hause kam. ~ Bei den Gedanken legte sich ein warmes Lächeln auf die Lippen des Mädchens, ehe urplötzlich die Tür aufging, das Mädchen angespannt zur Tür blickte und den silberhaarigen Shiro hereinspazieren sah. "Das ging aber schnell...," dachte sich Shai, wunderte sich darüber, dass er seiner Mutter nicht auf dem Gang begegnet war und begann, den Jungen kurz zu mustern. Es war Shiro, kein Zweifel, doch.. hatte er nicht etwas vergessen? Seine Mutter hatte ihm vor ein paar Momenten auf dem Gang gesagt, dass er ihnen Tee machen sollte und nun stand er da, ohne Tablett, ohne Tassen und ohne Tee. Nicht, dass es dem Mädchen etwas ausmachte, jedoch fand sie die Situation ein wenig - naja, merkwürdig eben. Dennoch fühlte sich Shai in der Nähe Shiros um einiges wohler als in Akikos Nähe, weswegen man deutlich erkennen konnte, wie sich Shai's Angespanntheit löste und das Mädchen einen angenehmeren Ausdruck im Gesicht bekam, als in Zweisamkeit mit dem Clanoberhaupt. "Sie meinte, dass sie noch etwas zu erledigen hätte und wir ruhig schon mit dem... ehm... nicht vorhandenen Tee anfangen können." Wieso sie nun lachte? Wusste sie selbst nicht, doch irgendwie fand Shai die Situation gerade witzig! Entweder war Shiro einfach vergesslich oder er hatte den Tee kurzerhand zum Abkühlen abgestellt, um sich zu erkundigen, was Shai und Akiko denn so machten. Als sich das Mädchen langsam wieder beruhigte, behielt sie ihr sanftes Lächeln, blickte den Jungen an und machte sich dann daran, seine nächsten Fragen zu beantworten, die er ihr direkt nach der ersten gestellt hatte: "Mhm... Ausfragen könnte man es nicht nennen, zu soviel Konversation sind wir eigentlich nicht mehr gekommen. Aber Shiro..." Sie hatte kurz aufgehört zu reden, um den Jungen skeptisch zu mustern und dabei den Kopf schief zu legen. "Wolltest du nicht Tee machen?" Wie gesagt, brannte das Mädchen nicht wirklich darauf, den Tee nun unbedingt zu trinken - sie dachte eher an Akiko, die vielleicht darüber erboßt sein würde, dass ihr Sohn nicht in der Lage war, dass zu tun, was sie vorhin von ihm verlangt hatte. Shai wollte sich etwas von der vergangenen Situation erholen, weswegen sie beschloss, einfach mal aufzustehen und ein wenig im Wohnzimmer herumzulaufen, um sich die Einrichtung und auch die Dekoration genauer anzusehen. Es war alles so wunderschön eingerichtet, es passte einfach alles zu dem glamourösen Eindruck des 'Hauses' und zu den Leuten, die darin wohnten. "Ich mag euer Haus - sofern man es als 'Haus' betrachten kann," warf Shai in die Stille und musste noch einmal kurz anfangen zu lachen. Sie kam etwas fröhlicher rüber als bei ihrer Ankunft, was Shiro deutlich auffallen sollte... doch reichte es noch nicht, das hinter sich zu lassen, was dem Mädchen die Seele zerstört hatte. "Die Einrichtungen sind wunderschön. Hat deine Mutter das so eingerichtet oder jemand anders?" Während sie auf eine Antwort wartete, schlenderte sie weiter durch den Raum, positionierte sich vor dem Kamin und ging kurz in die Hocke, um sich das knisternde Feuer ein wenig näher anzusehen. Vor Shiro hatte das Mädchen keinerlei Scheu und Angst, weshalb sie sich einfach so geben konnte, wie sie sich sonst auch immer gab - freundlich, warm und vertraut. "Hmmm..." Shai merkte, dass sie langsam aber sicher mit den Gedanken wieder auf andere Themen kommen würde - es war besser, sich Shiro zuzuwenden, als so tun, als würde sie ihm nicht zuhören, wenn er ihr eine Antwort auf ihre Frage gab. Sie erhob sich langsam aus ihrer Hockposition, verfing sich in den bernsteinfarbenen Augen des Jungen und blickte ihn erwartungsvoll an...
 
S

Sakkaku Saishiro

Guest
[Shiro]

Kam es ihm nur vor, oder ging das mit dem Tee heute nur unglaublich langsam voran? Das Wasser hatte noch nicht einmal annähernd die dunkelrote Farbe aufgenommen, die es eigentlich tragen sollte, sobald der Tee fertig war. genervt blickte Shiro auf die große Uhr, die an einer der Wände hing und die ihm verriet, dass noch keine zehn Minuten vergangen waren, seitdem er sich von seiner Mutter und von Shai getrennt hatte. Eigentlich konnte doch gar nichts schlimmes passiert sein. Akiko würde ja wohl taktvoll genug sein, um Shai nicht gleich zu vergraulen, oder? Shiro hoffte einfach darauf, dass Akiko die Etikette an den Tag legte, die sie auch dann immer zeigte, wenn sie mit wichtigen Personen sprach, die in ihr haus kamen, egal ob es nun darum ging, wichtige Angelegenheiten zu klären, die den Clan betrafen, oder ob sie Verhandlungen mit Konohagakure führte. Es gab keinen Grund, dass sie sich gegenüber Shai irgendwie so verhielt, dass Shiro die Konsequenzen zu führen hatte. Immerhin war es ja nicht so, als ob die beiden sich lange kannten und auf Anhieb ein tolles Thema fanden, über das sie sich austauschen konnten. Wahrscheinlich stellten sie sich einfach aneinander etwas näher vor. Dann fiel Shiro ein, dass sie durchaus ein Thema besaßen, dass beiden etwas sagen musste. Ihn! Es drehte ihm leicht den Magen um als er daran dachte, was Akiko dem jungen Mädchen wohl alles über ihn erzählen würde? Alleine die Art, wie sie vorhin schon mit ihm umgesprungen war, war die höhe gewesen, nicht auszudenken wie sie über ihn sprach, wenn er nicht einmal in ihrer Anwesenheit war! Shiros Blick wirkte mit einem Mal gehetzt, als er auf die Teekanne sah und sie in Gedanken praktisch anflehte sich zu beeilen.

[Akiko]

Akiko verkniff es sich, erleichtert auszuatmen. Sie war also tatsächlich Shiro! Das bedeutete, dass ihr Sohn im Moment der wichtigste Mensch im Leben von Shai war und ihr am meisten bedeutete. Auch wenn sie ja irgendwie damit gerechnet hatte, so war das Clanoberhaupt doch überrascht davon, dass bisher jeder einzelne ihrer Schritte in diesem Spiel so wunderbar geklappt hat. Sollte sie noch weiter gehen? Sollte sie versuchen noch mehr aus dieser Gelegenheit herauszuholen? Noch bevor sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, sprach Shai plötzlich etwas an, was Akiko zugegeben total vergessen hatte. Shiro sollte Tee machen! Eigentlich hatte sie vorhin nur einen Vorwand gesucht, um ihn möglichst weit weg von ihnen beiden zu wissen und ehrlich gesagt hatte sie keine sonderlich große Lust auf eine Tasse Tee, allerdings dauerte es nun mal eine zeit, bis er fertig zubereitet war und da hatte sie sich kurzerhand entschlossen die Gelegenheit zu ergreifen. Nun allerdings musste sie sich schnell eine Ausrede zurecht legen, allerdings war das nicht besonders schwer, wenn man mal von den Umständen ausging. Shai hatte keine Ahnung, wie weit die Küche eigentlich vom Wohnzimmer entfernt war das lies sich leicht ausnutzen. "Naja, um ehrlich zu sein wollte ich einfach mal nachschauen, was ihr beiden hier denn so treibt. Der Tee braucht noch ein bisschen und da dachte ich mir, ich schaue mal kurz vorbei... ich hatte vorhin das ungute Gefühl, dass dir nicht ganz behaglich dabei war, mit meiner Mutter alleine sen zu müssen.", sprach Akiko ruhig mit Shiros Stimme, auch wenn sie sich für sich selber ganz normal anhörte. Sie war froh eine so simple ausrede gefunden zu haben, denn je komplizierter die Geschichte hier wurde, desto mehr könnte schief gehen und sie wollte nicht wissen, was Shiro mit ihr anstellen würde, wenn er ihr auf die Schliche kam. Dabei hatte sie bei ihm sogar einmal fast genau das gleiche Spiel abgezogen. Akiko beobachtete Shai, die nun um einiges gelassener wirkte, nicht mehr so angespannt wie vorhin, als sie mit ihr alleine im Raum war. Entweder verunsicherte Akiko das Mädchen, oder Shiro schenkte ihr Sicherheit... oder beides!

"Zugegeben, das war ich...", antwortete Akiko unvorsichtig auf Shais Frage und hätte sich im nächsten Augenblick selber dafür schlagen können! Hätte sie nicht so eine glückliche Wortwahl gehabt, dann hätte sie sich mit diesen Worten gerade verraten. Jetzt allerdings sollte sie das lieber schnell wieder gerade biegen, bevor in Shai noch ein Verdacht aufkam. "Naja, also nachdem ich keine Lust hatte mir Tag ein Tag aus immer die selbe, langweilige Dekoration anzusehen, die meine Mutter zusammengestellt hatte, hab ich mal ein bisschen von meinen Ideen hinzu getragen. Es freut mich, dass es dir gefällt!", meinte Akiko und hoffte, dass Shai in diesem Augenblick nicht gerade einen Blick hinüber zu einem der Fenster warf, das über und über mit Blumen dekoriert war. Immerhin wollte sie kein falsches Bild von Shiro hinterlassen und sie wusste, dass Shiro sich nicht gerade sonderlich für Blumen interessierte. Shai hatte mittlerweile ihre kleine Reise durch das Wohnzimmer beendet und war nun wieder vor Akiko zum stehen gekommen und blickte ihr in die Augen. Zumindest weiß ich jetzt, warum sie es dir so angetan hat..., dachte sich Akiko und blickte in Shais wunderschöne blauen Augen und so aus der Nähe erkannte sie, dass auch der Rest ihres Gesicht durchaus ein paar Blicke mehr wert war. irgendwie fand sie es trotzdem ziemlich lustig sich vorzustellen, dass Shiro solche Gefühle für jemanden aufbringen konnte, zumal bisher nicht einmal annähernd irgendetwas in diese Richtung zum Vorschein getreten war und er ja ohnehin nicht gerade jemand war, der allzu großen Wert auf soziale Kontakte gab, wenn sie nicht sehr wichtig waren. Ob Shai überhaupt wusste, wie besonders sie in Akikos Augen eigentlich sein musste? Einen Moment lang verlor sich Akiko in den blauen Augen von Shai, als sich plötzlich ein breites lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Eigentlich hatte sie nicht Lächeln wollen, aber ihr waren gerade ein paar sehr lustige Gedanken durch den Kopf geschossen.

Nein, das wäre nicht klug, das weißt du..., mahnte sie sich selbst und versuchte ihr lächeln wieder in den Griff zu bekommen. Vielleicht wenn du jünger wärst... damals hättest du solche dummen Witze mit Sicherheit riskiert!, sprach sie in Gedanken zu sich selbst und versuchte diese Wahnidee aus ihrem Kopf zu vertreiben. Es stimmte, wenn Akiko wieder etwas jünger wäre, mit weniger Verantwortung und mehr Spaß am Leben... dann hätte sie sich getraut, ein bisschen mit Shai zu spielen. Aber im Moment kam ihr der Gedanke, sich in Form von Shiro etwas an Shai ranzumachen einfach nur unsinnig vor. Wobei es sicher ein riesiger Spaß wäre zu sehen, wie sie reagierte und Akiko hätte das Spielchen sicher so weit treiben können, dass die beiden sich am Ende sogar noch küssend in den Armen gelegen hätten. Aber sowas war einfach nur kindisch, das wusste sie, vor allem da sie sich fragte, ob sie es überleben würde, wenn Shiro sie dabei sogar erwischt hätte. das war auch der Grund, warum sie so unwillkürlich lachen musste, denn die Vorstellung von einem Shiro der ins Wohnzimmer gestürmt kam, mit einem Tablett voller Tassen und Tee in der Hand und der fragte 'Mum, warum machst du dich an meine Freundin ran? Und Shai, was zur Hölle denkst DU dir eigentlich dabei???', war einfach zu himmlisch. Aber Akiko verscheuchte den Gedanken. Sie hatte es ohnehin schon sehr weit gerieben, indem sie sich in Shiro verwandelt hatte, außerdem hatte sie ja in Erfahrung gebracht, was sie wollte. ebenfalls müsste Shiro bald wieder hier sein und je mehr sie nun mit Shai sprach, desto mehr könnte sie von diesem Gespräch Shiro erzählen, der dann vollkommen ratlos und verwirrt rumstehen würde und sich fragte, wovon Shai eigentlich sprach. Es war das beste, das jetzt zu beenden... aber um einen Spruch kam sie schlichtweg nicht herum! Sie war wohl doch noch kindischer, als sie es sich zugetraut hätte.

"Ich sollte mich langsam wieder auf den Weg machen und nach dem Tee sehen, wenn ich das auch noch verbocke, dann kannst du dir vorstellen, wie Mum über mich herziehen wird. Und erzähl ihr am besten gar nicht, dass ich hier war, ich denke du kannst dir denken warum es besser wäre, dass sie nicht weiß, dass ich mich hinter ihrem Rücken herumschleiche. Und frag sie bei Gelegenheit mal, ob es sie stört, dass du heute Nacht bei mir schläfst... alle Gästezimmer sind zurzeit leider nicht dazu vorbereitet sie zu benutzen."
, meinte Akiko zwinkernd und drehte sich um, um daraufhin, wie schon vorhin, das Wohnzimmer zu verlassen. Ein breites grinsen fiel ihr übers Gesicht und nachdem sie weit genug weg war, löste sie das Genjutsu auf, das auf Shai lag und atmete erst einmal tief aus. Alles schien glatt gelaufen zu sein und sie hatte ihren Spaß dabei gehabt! jetzt musste sie nur noch aufpassen, dass sie sich nicht verraten würde und dass sie sich vollkommen normal gab, wenn sie wieder zurück in das Wohnzimmer trat. Sie wartete eine Zeit lang, da es zu auffällig wäre, wenn sofort nach Shiros Verschwinden sie wieder auftauchte. Aber nach drei Minuten hielt sie die Zeit für reif und kam wieder in das Zimmer geschlendert, richtete ihren Blick auf Shai und lächelte freundlich. "Ich entschuldige mich nochmals, dich hier ganz alleine gelassen zu haben, aber du kannst dir sicher denken, dass es manche dinge gibt, die keinen Aufschub dulden und denen ich sofort nachgehen muss. War Shiro schon hier mit de Tee?", fragte sie, doch wurde ihre frage von ihrem Sohn höchstpersönlich beantwortet, indem er in genau diesem Augenblick mit dem Tee in das Zimmer eintrat. Akiko fiel es schwer seine Miene zu deuten, doch war sie sich sicher, dass er sich gefragt hatte, was sie wohl alles besprochen haben und was sie so mit Shai angestellt hatte. Wenn du wüsstest...
 
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Iwamoto Shai

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Nun kam auch endlich Shiro dazu, seinen Mund zu öffnen und auf die Fragen von Shai einzugehen, wobei er erst einmal damit begann, zu beantworten, wieso er ohne Tee ins Wohnzimmer gekommen war. Wie sich das Mädchen bereits denken konnte - und auch für das einzig mögliche gehalten hatte - , wollte der Junge bloß mal schauen, was seine Mutter und Shai denn machten. Trotzdem fand sie es recht süß, dass er sich indirekt um sie Sorgen machte. Was hatte er für Bedenken, was seine Mutter und sie anging? Dachte er, dass sie sich nicht verstehen würden und Akiko Shai gleich kommentarlos nach Hause schickte? Vielleicht, denn eben jenes konnte sie aus seinem letzten Satz heraushören, was sie unwillkürlich zum schmunzeln brachte. Glücklicherweise ging vorhin aber alles glatt mit seiner Mutter, da konnte sie Shiro beruhigen, denn Akiko machte nicht gerade den Eindruck, als sei sie negativ auf das blonde Mädchen abgestimmt. Positiv für Shai, denn das hieß, dass Shiro und sie nun einen Schritt weiter waren im Leben... oder nicht? Während sich Shiro einige Zeit bis zur nächsten Antwort ließ, nutzte Shai die Zeit, um noch ein wenig mit den Augen den Raum zu überfließen und schließlich skeptisch bei den Fenstern landete. Einige Blumen schmückten die Fensterscheibe und gaben dem Raum einen harmonischen Touch, weshalb das Mädchen gleich auf den Gedanken kam, dass Akiko dies hatte geschmückt. Warum? Frauen haben bekanntermaßen das beste Gefühl was Blumen und Styling angeht, deswegen konnte sich Shai auch niemand anderes vorstellen, als Akiko, die mit Sorgfalt und Spaß bei der Sache ihr 'Haus' einrichtete und dekorierte. "Zugegeben, das war ich...", platzte Shiro mit der Antwort heraus und das sanfte Lächeln auf Shai's Gesicht, verschwand. Aus dem warmen Gesichtsausdruck wurde großes Misstrauen und Skepsis, denn Shiro und Dekorieren passten genauso zusammen wie Winter und Badeanzug. Ihre Stirn kräuselte sich zusehends, während Shai abwechselnd Shiro anblickte und dann hinüber zum Blumenfenster hinüberstarrte, versuchend, die zwei Dinge irgendwie miteinander zu kombinieren, sodass sie für das Mädchen Sinn machten. Taten sie aber nicht! Gerade, als sie anfangen wollte, über diese kuriose Sache nachzudenken, fand Shiro seine Sprache wieder und beendete seinen Satz, was eher nach einer blöden Ausrede, anstatt der Wahrheit entsprach. Als ob es einen Jungen interessiert, wie die Dekoration im eigenen Haus aussah... zudem war es noch sehr unüblich, sich Shiro dabei vorzustellen, wie er Akikos Dekoration abhing und irgendwelche Blümchen ans Fenster klebte. Da passte doch irgendetwas nicht zusammen! "Okay....," sprach das Mädchen etwas ungläubig, während sie die rechte Augenbraue in die Höhe hob, aber dennoch nicht länger auf das Thema einging. Es wäre besser, wenn sie die Gedanken wegschob und einfach von den Dekorationen hinwegsah... ~ Trotzdem konnte sie es nicht verkneifen, sich zu räuspern und skeptisch die Schultern zu zucken, während sie versuchte, die Konversation mit Shiro nicht unnötig auffällig zu unterbrechen. Die nächsten Sekunden füllten sich mit Stille und das Mädchen merkte, wie der Junge begann, ihr in die Augen zu sehen. Obwohl das eigentlich nicht der echte Shiro war - was sie natürlich nicht wusste - konnte sie sagen, dass er dies ziemlich oft bei ihr tat, wenn eine langanhaltende Stille herrscht, das Mädchen aber nicht sonderlich störte. Zugegeben, sie mochte es, wenn die beiden einen intensiveren Augenkontakt hatten, da sie meist in seinen Augen sehen konnte, wie glücklich oder wie unsicher er in verschiedenen Situationen war. Das einzige, was sie jetzt in diesem Moment sehen konnte, war pure Offenheit - zudem trug der Junge noch dieses breite, verschmitzte Grinsen, was sie so gar nicht von ihm kannte. Die meiste Zeit ihrer Zweisamkeit verhielt sich der Junge eher ruhig und zurückhaltend, Shai war sogar meist diejenige, die die Offensive ergriff und versuchte, sich Shiro irgendwie zu nähern. Doch jetzt gerade schien die Situation ein wenig... ehm... ausarten zu wollen, zumindest hatte Shai dies im Gefühl, weshalb sie die Stirn wieder kräuselte, kurz schluckte und danach automatisch wieder woanders hinschauen musste, um nicht irgendwelche Zweifel an der Situation hier zu bekommen. Was sollte sie tun? Ein anderes Thema anschneiden oder einfach nur abwarten, ob er selbst noch etwas zu sagen hatte? Sie wusste es nicht und um sich abzulenken, linste das Mädchen des öfteren über Shiros Schultern, um die Tür im Auge zu behalten. Es konnte immer sein, dass Akiko jeden Moment hier hereinstolzierte, ihren Sohn im Wohnzimmer sah und es Schelte gab, wieso der Tee eigentlich noch nicht auf dem Tisch stand. Ja, der Tee... der wohl gerade in seiner ganzen Pracht in der Küche des Hauses blubberte und darauf wartete, dass Leute sich an seiner Wärme und an seinem unwiderstehlichen Geschmack labten. Was für ein schönes Gefühl er ihnen vermitteln konnte und... was zur Hölle hatte Shai in ihrem Kopf?! Wie konnte man an Tee denken, wenn einem der Mensch gegenüberstand, der im eigenen Leben die wichtigste Position überhaupt eingenommen hatte? Shai wusste es selbst nicht und konnte sich schlichtweg dafür ohrfeigen, solch abwegige und blöde Gedanken zu haben. Trotzdem konnte sie nichts dafür. Innerlich war das Mädchen ziemlich aufgewühlt, konnte sich theoretisch auf keine Sache richtig konzentrieren und ertappte sich sogar manchmal dabei, wie sie versuchte, den langanhaltenden Blicken des Sakkaku-Sprösslings auszuweichen. Nicht, dass es ihr unangenehm wäre, es bestand nur das Gefühl in ihrer Magengegend, gleich von irgendjemandem aus dem Haus erwischt zu werden, der zufälligerweise Lust hatte, das Wohnzimmer zu betreten und zu schauen, was hier wohl getrieben wird. Natürlich wird hier nix getrieben, soweit kams noch! Aber trotzdem wollte Shai nicht unbedingt, dass Shiro wegen ihr Ärger bekam und von seiner Mutter - anstatt in der Küche - im Wohnzimmer erwischt wurde, ohne Tee! Schon wieder der blöde Tee, der sich in den Gedanken des Mädchens festnagelte und sie schier um den verstand brachte...

Glücklicherweise war Shiro dennoch so frei, das Gespräch noch einmal aufflammen zu lassen und anzukündigen, dass es nun besser wäre, sich nach dem Tee zu erkundigen, was Shai als eine sehr gute Idee empfand. Lächelnd nickte sie ihm zu, hatte das Lächeln aber wieder verloren, als er seinen letzten Satz zuende gesprochen hatte... Was? Shai glaubte, sich verhört zu haben, denn es klang irgendwie dumpf in ihren Ohren, was er da von ihr verlangte! Sie solle seine Mutter fragen, ob sie bei ihm schlafen dürfe? Neben diesem Gedanken hatte sie auch noch die Gästezimmer, die leider nicht dazu vorbereitet waren, um einen Gast über Nacht aufzunehmen. Was.. bedeutete das nun genau? Und was würde Akiko denken, wenn sich Shai vor sie hinstellte und anfing zu fragen, ob es okay wäre, bei ihrem Sohn zu schlafen? Am liebsten wäre das Mädchen hier und jetzt im Wohnzimmerboden versunken, doch weil wir in der Realität leben, muss Shai sich leider damit abfinden, immer noch im Wohnzimmer von Shiros Familie zu stehen. Verdammt! Wusste er denn nicht, was er gerade mit ihr angestellt hatte? Anscheinend nicht, denn nachdem Shiro zwinkernd das Wohnzimmer verlassen hatte, lief das blonde Mädchen krebsrot an und versuchte, sich so nah an den Kamin zu stellen, um ihre rote Gesichtsfarbe wenigstens logisch Akiko zu erklären, falls diese nun wieder das Zimmer betreten sollte. Wieso war es nur gerade so warm? Einen Seitenblick auf den Kamin werfend, verdrehte das Mädchen die Augen, tappste ein paar Schritte von der Hitzequelle weg und sprach zu sich selbst: "Shai, es ist okay. Bleib ruhig, verhalte dich wie immer und versuche auf keinen Fall, dich anhand von unsinnigen Erklärungen irgendwo herauszureden, wenn Akiko es nicht ansprechen sollte." Schließlich war sie zu dem Zeitpunkt nicht da gewesen und konnte natürlich nicht ahnen, dass ihr Sohn sich gerade zusammen mit Shai im Wohnzimmer aufgehalten hatte. Zudem kam noch hinzu, dass Shai auf gut Deutsch 'reingelegt' wurde und überhaupt nicht wusste, dass das gerade eben nicht einmal Shiro gewesen war! Es wäre sehr dumm gewesen, in den Zeitpunkten etwas negatives über seine Mutter fallen zu lassen - obwohl es im Moment für Shai gar nichts gab, was sie dem Clanoberhaupt des Sakkaku-Clans hätte übel nehmen können. Akiko war eine aufrichtige und nette Frau, doch hatte sie - für Shais Verhältnisse - ein paar ZU persönliche Fragen parat, die das Mädchen auf keinen Fall beantwortete, würde Akiko das Spielchen wiederholen.

Nun stand sie aber da, mit verschränkten Armen neben dem Kamin, den Blick gesenkt und die Gedanken um den Satz kreisend, den Shiro vor genau 2 Minuten - Shai hatte stets den Takt der Uhr im Kopf, der bereits 120 Mal in ihren Ohren widerhallte - zu ihr gesagt hatte. Das konnte sie niemals tun... sie wusste nicht einmal, wie sie das anstellen sollte, geschweige denn, wie unverschämt das rüberkam! Auch wenn Akiko fragen würde, woher Shai solche Flausen hatte, konnte das Mädchen schlecht sagen, dass Shiro von ihr 'verlang' hatte, Akiko ja mal zu fragen, ob das in Ordnung wäre... Es war einfach zum Haareraufen, fertig aus! "Mhm," seufzte sie angespannt in die Stille, die nur von dem knisternden Holz im Kamin durchdrungen wurde und das Mädchen von Mal zu Mal nervöser machte. Unkontrolliert begann sie, in dem Zimmer herumzulaufen, nicht mehr auf die Zeit zu achten und urplötzlich aufzuschrecken, als die Tür hinter ihr erneut aufging. Und wer stand da natürlich? Genau: Sakkaku Akiko, die sich bei dem Mädchen erneut entschuldigte und ihr direkt eine Frage entgegenbrachte, auf die Shai zuerst mit einer Antwort auf Akikos Entschuldigung einging: "Sie brauchen sich nicht für Ihre Arbeit zu entschuldigen. Wenn man was dringendes zu erledigen hat, sollte man dem auch direkt nachgehen." Shai machte es nichts aus, zu warten, denn als Clanoberhaupt hatte man sicherlich eine Menge zu tun, das konnte sich das Mädchen ausmalen. Gerade, als sie Luft holen und der Frau sagen wollte, dass ihr Sohn noch nicht zurück war, öffnete sich die Tür und der silberhaarige Junge schlenderte zusammen mit dem - gottverdammten - Tee ins Wohnzimmer. Shai stand immer noch mit leicht gerötetem Kopf neben dem Kamin, runzelte die Stirn und blickte abwechselnd zu Shiro und danach zu Akiko... Das einzige, was ihr in den Sinn kam, war 'Blah', mehr konnte sie in diesem Moment nicht wirklich denken. Deswegen schwieg sie auch, was ihr viel lieber war, als sich zu verplappern. Aber Moment! Shiro war ja wohl derjenige, der ihr gesagt hatte, sie solle Akiko fragen... oder nicht? Hilfesuchend blickte sie in seine Augen, deren Glanz aber alles andere als Aufmunterung bzw. Hilfe ausstrahlte. Hallo?! Das erdrückende Gefühl der Beklommenheit verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ihrem Körper, ehe sich Shai verschämt an der Schläfe kratzte und den Blickkontakt zu Akiko aufnahm. "A-Akiko-sama...," begann sie zögerlich, hätte sich aber sofort wieder ohrfeigen können, da man deutlich merkte, wie Shai es peinlich war, weiterzusprechen. Es folgte noch eine bedrückende Stille, bis das Mädchen ihren Mund wiederholt öffnete: "Ich möchte nicht... ehm.. aufdringlich oder so wirken, aber... nein... nein, nein, vergessen Sie's!" Urplötzlich schmückte ein gequältes Lächeln das Gesicht des Mädchens, denn sie konnte einfach nicht weitersprechen. Es ging nicht, sie bekam die Frage nicht über die Lippen - obwohl sie natürlich gerne mit Shiro zusammensein wollte, es funktionierte einfach nicht. Schluckend senkte das Mädchen den Kopf, um Akiko nicht ansehen zu müssen. "Es tut mir Leid, dass ich Sie fragen wollte, ob es Ihnen etwas ausmacht, wenn ich eventuell die Nacht bei ihrem Sohn verbringe."

OH MEIN GOTT!

"Argh... was... kam da eben aus meinem Mund...?", dachte Shai und musste nun unwillkürlich anfangen, innerlich über ihre eigene Dummheit - oder Verpeiltheit - nachzudenken. Wenn es einen Gott gab, der da draußen über die Leute wachte, sollte er das Mädchen ganz schnell im Erdboden versinken oder sie aus dem schlechten Albtraum aufwachen lassen, damit sie Klarheit hatte und mit Stolz sagen konnte, dass diese Konversation in den letzten 2 Minuten NICHT stattgefunden hatte. Doch es war die pure Realität und im Wohnzimmer herrschte eine eisig kalte Stille, die Shai nicht deuten konnte und auch nicht deuten wollte... Es war zum Heulen irgendwo und gerade in dem Moment war sich das Mädchen zu 100 % sicher, dass sie es sowohl bei Akiko als auch bei Shiro verspielt hatte. "Game over, Shai."
 
S

Sakkaku Saishiro

Guest
Shiro hatte kein Wort gesagt, seitdem er das große Wohnzimmer betreten hatte, das vom hellen Schein des Kaminfeuers erleuchtet wurde und warm und einladend aussah. Stattdessen warf er sowohl Shai, als auch seiner Mutter immer wieder verstohlene blicke zu. Auch von den beiden schien im Moment niemand das Wort erheben wollen und was Shiro mehr als alles andere beunruhigte war dieses kaum merkliche Lächeln, das seine Mutter auf dem Gesicht trug und das mit Sicherheit nichts gutes verheißen konnte. Shiro erinnerte sich an etwas, was sein Vater mal gesagt hatte. 'Solange man deine Mutter als Verbündete hat, egal in welchem Bereich, ist man auf der sicheren Seite. Hast du sie als Gegenspielerin, dann rechne mit allem, ansonsten hast du verloren. Ich bin das beste Beispiel! Zack, einen Moment nicht aufgepasst, schon war ich mit ihr verheiratet!'. Gut, den letzten Teil strich Shiro aus seinen Gedanken, aber es stimmte schon, was sein Vater ihm da gesagt hatte. Shiro selber hatte Akiko ja immer als Trainingspartnerin und von daher wusste er, wie sie vorging, zumindest wie sie das im Kampf tat. Und da er sie, als er jünger war, schon immer bei ihren Clangeschäften beobachtet und wenn möglich auch unterstützt hat, hatte er auch eine gute Vorstellung wie sie in Sachen diplomatisches Verständnis vorging. Und er wusste ganz genau, was dieses Grinsen da bedeuten musste, sie hatte noch irgendetwas vor, denn diese kindische Freude, dass sie ihn und Shai mehr oder minder 'ertappt" hatte, als sie sich, so hatte es zumindest den Anschein gehabt, ins und durchs Haus schleichen wollten, musste schon längst verflogen sein. Allerdings war Shiro nicht gerade besonders heiß darauf zu erfahren, was genau da noch kommen würde und so beschäftigte er sich in Gedanken nun mehr mit Shai.

Auch wenn er sich nicht ganz sicher sein konnte, so wirkte Shai im Augenblick jedoch ziemlich angespannt und noch nervöser, als Akiko die beiden plötzlich überrascht hatte. Was war zwischen den beiden hier vorgefallen? Hatte Akiko Shai vielleicht irgendwie in Verlegenheit gebracht und deswegen fühlte sich das Mädchen im Moment nicht gerade wohl in seiner Haut? Hatte es seine Mutter vielleicht sogar so weit getrieben, dass Shai nicht mehr hier sein wollte? Vielleicht war es wirklich ein Fehler gewesen sie so unvermittelt mit nach Hause zu bringen, aber er hatte nicht wirklich eine andere Wahl gehabt, außerdem bereute er es nicht, da es ihm zu diesem Zeitpunkt, als sie auf dem Friedhof standen, der von einem kühlen Luftzug überschattet worden war und von Dunkelheit eingeschlossen wurde, richtig vorkam. Dennoch fragte er sich, warum Shai so unsicher wirkte, zumal das doch absolut nicht ihre Art war. Zumindest ihm gegenüber hatte sie schon einige Aktionen gebracht, die ihm den Atem still stehen ließen. Dass sie jetzt auf einmal so zurückhaltend und wenn nicht sogar schüchtern wirkte... irgendetwas stimmte dort nicht, aber Shiro konnte nichts anderes zu tun als zu raten, denn er konnte ja nicht ahnen, was für ein Spiel seine Mutter hier eigentlich getrieben hatte. Doch würde er die Folgen davon deutlich zu spüren bekommen! Shiro wandte sich von den beiden ab und begann damit Tee in die drei dafür vorhergesehenen Tassen zu schütten, ehe er sich daran machte, die Tassen zu verteilen. er war gerade auf halben Weg zu Akiko, als er mit einem Mal hörte, wie Shai anfing zu stottern. Verwundert drehte sich Shiro halb zu dem Mädchen um und es fiel ihm nur schwer seinen überraschten Blick zu verbergen. War das wirklich Shai? was um Himmels willen konnte sie so sehr durcheinander bringen, dass sie nicht mehr wirklich wusste, was sie sagen sollte. Eine Sekunde lang beobachtete er sie noch, dann ging er weiter in Richtung seiner Mutter... bis er plötzlich hörte, wie sich Shais Stimme erneut erhob und einen recht... sonderbaren Satz von sich gab.
"Es tut mir Leid, dass ich Sie fragen wollte, ob es Ihnen etwas ausmacht, wenn ich eventuell die Nacht bei ihrem Sohn verbringe."

RUMMS

"Äh... Entschuldigung... das war... ein Versehen...", stotterte Shiro plötzlich und er hatte keine Ahnung, was da gerade passiert war. Was zur Hölle...?, war alles, was er sich denken konnte, als ihm immer und immer wieder Shais Worte durch den Kopf gingen. Die Nacht bei ihrem Sohn verbringen? Vor Schock hatte Shiro die Tasse mit Tee, die eigentlich für seine Mutter bestimmt war, fallen lassen und deren Inhalt quer über den großen Wohnzimmertisch verschüttet. Shiro spürte, wie langsam Hitze in ihm aufstieg und er war sich sicher, auch ohne einen Spiegel zu brauchen der ihm das bestätigte, dass er nun sicher rot im Gesicht war. Was war da bloß passiert? Wie zum Teufel kam Shai auf die Idee plötzlich so eine Frage zu stellen? Und dann auch noch die Art, wie sie es getan hatte! Das hätte man auch geschickter ausdrücken können, um diesen peinlichen Moment hier zu umgehen. Aber offenbar hatte das Schicksal heute Abend vor keinerlei Rücksicht auf ihn zu nehmen und ihm nichts zu ersparen, was das Thema 'peinliche Momente' anging. Erst, wie er von seiner Mutter hingestellt wurde, als er mit Shai hier ankam, und jetzt dieser Text von Shai. Eigentlich wollte er zu Shai hinübersehen, doch wagte er es in diesem Augenblick nicht wirklich einen Blick zu ihr zu werfen, dafür war ihm der Moment zu unangenehm. Stattdessen machte er sich, ziemlich sinnloserweise, daran, den verschütteten Tee mit der bloßen Hand vom glatten Tisch auf´s Tablett zu schieben, was gerade ziemlich lächerlich aussehen musste, aber er brauchte Ablenkung. was mochte jetzt seine Mutter von Shai halten? Praktisch das erste, was das Mädchen fragte, nachdem sie hier war, war ob sie denn mit Shiro... nein, ob sie bei Shiro eine Nacht verbringen könnte. Man musste kein Genie sein, um alle möglichen Spekulationen in diesen Satz hineininterpretieren zu können und irgendwie war eine peinlicher als die andere. Shiro wusste nicht, ob er nun glücklich oder ängstlich sein sollte, als seine Mutter sich plötzlich räusperte und Anstalten machte, etwas zu Shais Frage zu antworten. was würde jetzt kommen?

[Akiko]

Oh... mein... Gott...
Das war das einzige, was dem Clanoberhaupt in dem Moment durch den Kopf schoss, in dem Shai ihre Frage ausgesprochen hatte und es fiel der Frau nur sehr schwer nicht ihre Augen weit aufzureißen. Das... das war doch vorhin nur ein Witz von mir! Nur eine kleine Andeutung, mehr nicht! Hat sie etwa ernsthaft gemeint Shiro wolle...? Akikos Blick wanderte von Shai zu Shiro, der allerdings damit beschäftigt war den Tisch zu streicheln, oder besser gesagt den Tee vom Tisch auf das Tablett zu befördern. Sie gestand sich ein, dass sie diesen Augenblick nicht mit eingeplant hatte, auch wenn sie ohnehin davon überzeugt gewesen war, dass Shai diese 'Bitte' - auch wenn sich die Frau noch immer fragte wie man diese wirklich als so eine auffassen konnte - sowieso als viel zu abstrakt und ungewöhnlich erschien. War sie denn so ungewöhnlich? Oder hatten die beiden schon... nein, hier hörte sie auf weiterzudenken und versuchte lieber ihre Fassung wiederzugewinnen und sich zu überlegen, was sie denn nun tun sollte. Sie hatte die beiden in diese Lage reingeritten, ohne dass sie überhaupt etwas davon wussten. Wenn sie jetzt aufgebracht reagieren würde und die Lage dadurch außer Kontrolle geriet, dann würde den beiden schnell klar werden, dass etwas nicht stimmte. Wenn Akiko nun aggressiv verneinen würde, dann müsste Shai klar sein, dass irgendetwas nicht stimmte, dann Shiro würde niemals so etwas von Shai verlangen, wenn er sich nicht sicher wäre, dass sie das gelassen aufnehmen würde. Wenn sie nun aber sagte, Shai könne sich doch ein Gästezimmer nehmen, dann würde Shai sich fragen, warum Shiro sie denn belogen hatte und wieder würde die ganze Sache rauskommen. Also blieb der Frau schlichtweg nur ein Weg. Genau das war der Grund, warum du die geschworen hast solche Scherze zu lassen, dabei kommt niemals etwas positives raus!, schelte sie sich noch einmal selbst in Gedanken, ehe sie sich räusperte und daran machte auf Shais Frage zu antworten. "Also von meiner Seite aus gibt es da eigentlich keine Einwände...", fing sie an und hatte ein Lächeln aufgesetzt und all ihre Unsicherheit war wie weggeblasen. Es war wichtig, dass Shai jetzt glaubte, dass Shiro sich ohnehin sicher war, dass das in Ordnung ging, so dass die beiden nicht mehr auf dieses Thema zu sprechen kamen. jetzt musste sie nur noch wie üblich eine kleine, tückische Bemerkung machen und die beiden dann hier alleine stehen lassen, dann wäre alles okay... hoffte sie zumindest. Sie näherte sich etwas dem Ausgang des Wohnzimmers, ehe sie noch einmal stehen blieb und die beiden verschmitzt anlächelte, ehe sie ihre letzten Worte sagte und die beiden für heute allein ließ. "Ich habe lediglich eine Bitte... seid nicht zu laut... also wenn ihr euch Nachts noch unterhaltet, mein ich. Du hast es ja schon erwähnt, Shiro, du bist doch ein rücksichtsvoller Mensch. Gute Nacht, euch beiden!"

[Shiro]

Was... was passiert hier eigentlich gerade?, fragte sich Shiro, nun komplett verwirrt, und seine Augen ruhten an der Stelle, an der noch eben eine Person gestanden hatte, die unmöglich seine Mutter sein konnte und die ihnen soeben eine gute Nacht gewünscht hatte. waren hier jetzt eigentlich alle vollkommen verrückt geworden? Erst Shai mit ihrer recht ausgefallenen und dann auch noch seine Mutter, die nichts anderes meinte, als dass sie ruhig tun und lassen könnten was sie wollten. Ziemlich mit den Nerven am ende fragte sich Shiro, ob er im Moment vielleicht einfach nur träumte. Vielleicht war er ja vorhin eingeschlafen, als er so lange auf den Tee gewartet hatte, der endlich fertig sein sollte. Doch wagte er irgendwie nicht wirklich daran zu glauben, denn dafür war das Schamgefühl, welches er in diesem Moment empfand, nur allzu deutlich zu spüren. Langsam und vorsichtig drehte sich der Junge nun zu Shai um und er öffnete leicht den Mund, wusste allerdings nicht wirklich, was er denn sagen sollte. nachfragen, warum sie so etwas denn von sich gegeben hatte wollte er nicht wirklich, er hatte nicht vor das Thema jetzt noch einmal aufzugreifen, ihm reichte es, wenn er es sich schon in Gedanken breitschlug. Das Schweigen um die beiden herum wurde langsam ziemlich unangenehm und Shiro wurde klar, dass er nun irgendetwas tun musste um wieder einigermaßen Normalität in die Szene reinzubringen. Er räusperte sich kurz, ehe er leise seine nächsten Worte aussprach. "Nun... es ist schon spät... vielleicht wäre es wirklich das beste, wenn wir und langsam mal auf machen. Ich bring dich... zu meinem Zimmer.", meinte Shiro und merkte, dass es einfach keine Möglichkeit gab nen Satz zu formulieren, der nicht irgendwie peinlich war. Trotzdem... was er gesagt hatte war die wahrheit und er machte sich auf, Shai zu seinem zimmer zu führen, wobei er sie dieses mal nicht bei der Hand nahm und herumführte, wie er es vorhin getan hatte.


out: gedanklicher Szenenwechsel; Shai & Shiro in Shiros Zimmer o.o
 
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Iwamoto Shai

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Langsam aber sicher stieg die Hitze in ihr auf und mit dieser unangenehmen Hitze auch die Wut auf sich selbst. Wie konnte sie nur so überaus dumm sein? Wieso wusste sie schon als sie das Haus zum ersten Mal betrat, dass Shai den Tag heute versauen würde? Warum wusste sie, dass sie es mit ihrer jetzigen Art und Weise vollkommen verspielt hatte? Was war der Grund, weswegen Shai überhaupt mitgegangen war? Schon an der roten Brücke hätte das Mädchen arrogant kehrtmachen sollen, denn solch eine Situation war vorprogrammiert. Gerade in diesem Moment hätte sie - ungelogen - heulen können. Heulen über ihre eigene Dummheit und über den Zweifel, der gerade ihren Körper durchforstete und das Mädchen nach und nach in seinen Bann riss. Welche Zeifel fragte man sich sicher, doch das war für ein Mädchen wie Shai leicht zu beantworten: Sie gehörte nicht hierher. Sie wusste ganz genau, dass sie fehl am Platze war und nun alles zerstört hatte. Die Verhältnisse, in die Shiro geboren wurde und in denen er lebte war das genaue Gegenteil von ihrem Leben - deswegen fing Shai langsam an zu denken, dass sie einfach dahin zurückgehen sollte, wo sie herkam. Was musste Akiko denken? Der Satz gerade eben musste ihr am meisten zugesteckt haben, denn wan bekam man bitteschön alle Tage mal solch einen Satz bezüglich des Sohnes an den Satz geworfen? Dabei wollte Shai ihn nicht einmal laut aussprechen! Und nun? Wie würde es weitergehen? Das Gefühl, welches sich mit der Angst zusammenmischte, sagte dem Mädchen, dass es das Beste wäre, dieses Anwesen so schnell wie möglich zu verlassen: alleine! Doch befand sie sich in einer Dauerstarre. Ihre Glieder waren fest angespannt, ihr Blick am Boden geheftet. Schaute man genauer hin, erkannte man deutlich, dass sie zitterte - obwohl es im Zimmer dank des lodernden Feuers wohlig warm war und jeden Wanderer, der von draußen kam, sofort aufgewärmt hätte. Es war die plötzliche Angst und der Zweifel, der sie leicht zittern ließ, ihr einen abweisenden Blick verpasste und das Mädchen in einem Licht darstellte, in dem sie nie gestanden hatte. Was war nur mit ihr los? Was sollte das ganze hier? Warum tat sie das? Gut möglich, dass ihre Emotionen und ihre Gefühle verrückt gespielt hatten, dass alles auf einmal auf sie eindrosch und sie zu so etwas fähig machten. Die echte Shai hätte so etwas niemals getan, vorher hätte sie sich selbst mit einem Baumstamm erschlagen... - doch es war tatsächlich passiert! Das Klirren einer Teetasse ließ das Mädchen gewaltsam zusammenzucken, wobei sie es sich nicht verkneifen konnte sich zum Teil ängstlich die Ohren zuzuhalten. Ein Häufchen Elend würde man sie nennen und niemand, der Shai kannte, würde für möglich halten, dass das Mädchen solch eine Persönlichkeitsschwankung erlitt. Niemand. Nicht einmal sie selbst, deswegen schien der Moment wie ein böser Traum zu sein, aus dem das blonde Mädchen sofort aufwachen wollte... Den Blickkontakt mit Shiro suchte sie nicht, das wollte sie auch gar nicht - sie wollte ihn lieber überhaupt nicht mehr ansehen, sich von ihm und seiner Familie fernhalten... doch das würde sie wohl noch weniger verkraften als das hier. Der Blick des Mädchens blieb gesenkt, fest am Parkettboden genagelt und würde sich in den nächsten Momenten auch nicht lösen, dafür wirkte Shai zu abgetreten von der Realität. Was dachte sie? Und was bedeutete der emotionslose Glanz in ihren Augen? War das die Nachwirkung der Einsamkeit? Eigentlich absurd, doch es konnte durchaus sein, dass der Schmerz, den sie gefühlt hatte, komplett auf ihr Wesen abfärbte und sie nun zu das gemacht hatte, was vor Akiko und Shiro stand. Innerlich sprach sich Shai immer wieder zu, wie dumm sie war, wie sie sich hasste und wie schlecht die anderen nun von ihr dachten - fest am negativen gehalten und nicht auf die Idee kommend, etwas positives an der Sache zu sehen. Warum? Es gab nichts Positives! Rein gar nichts, auch wenn man danach gesucht hätte. Das Räuspern der Clanoberhäuptin bekam das Mädchen nur halbwegs mit und hob nur leicht den Kopf, schaute Akiko aber nicht an, sondern blickte durch sie hindurch. Shai konnte niemandem in die Augen sehen... wohl nicht einmal sich selbst. Shiro war währenddessen immer noch damit beschäftigt, den heißen Tee vom Holztisch zu wischen - man merke an: mit der bloßen Hand - und aufs Tablett zu befördern. Shai wusste nicht, wie er sich nun fühlte, doch sie konnte es sich trotzdem vorstellen: Entweder war es ihm extrem peinlich, was Shai veranstaltet hatte oder er würde enorm sauer auf sie sein - vielleicht auch beides, was sie dem Sakkaku-Sprössling in keinster Weise übel nehmen konnte. Sie hätte sich wohl genauso gefühlt, wenn man sie in seine Haut steckte, deswegen war sie auch nun - mehr oder weniger - auf alles schlimme vorbereitet, was nun eventuell passieren könnte. Es gab nur noch eine Sache, die das Mädchen für immer und ewig zu einer leblosen Körperhülle machen würde: die Trennung von Shiro und von ihm in Vergessenheit zu geraten. Ja, Shai war durchaus in der Lage, diese Situation zu übertreiben, doch was erwartete man von einem Mädchen, welches gerade eben einen Schock erlitt, weil sie zwei ihrer Brüder verloren hatte und seit einem geschlagegen Monat nur in ihrem Zimmer saß, um nachzudenken und zu trauern. Sie hatte schon so viel hinter sich lassen müssen, alles was ihr lieb und teuer war wurde ihr genommen - da war es eigentlich kein Wunder, dass sie irgendwann einmal einen seelischen Absturz erlitt, oder?

Ein lautloses Seufzen fuhr über Shais Lippen. Es war eher gedanklich als real, deswegen konnte es auch niemand in dem Raum vernehmen. Die Stille, die sich über die Anwesenden gelegt hatte, drückte ungemein auf die Nerven des Mädchens und als Akiko anfing zu sprechen, fühlte sich Shai irgendwie erleichtert, obwohl dieses Gefühl wohl das unpassendste Gefühl in solch einer Situation war. War ja auch irgendwo egal, zumindest für Shai, denn nun war es endgültig vorbei mit den klaren Gedanken. Das sinnlose und kindische Stottern von vorhin, nahm Akiko simpel auf - zwar hatte Shai dies nicht gedacht, freute sich aber auch nicht wirklich darüber - und erlaubte dem Mädchen, die Nacht bei Shiro zu verbringen. Ehrlich? Sie wollte nicht mehr. Shai wollte nur noch weg und verspürte diesen Drang mehr und mehr je länger sie in diesem Wohnzimmer stand und hinter ihr dieses blöde Holz knisterte. Es war warm, fast schon heiß, denn das Mädchen stand bereits eine geraume Zeit vor dem Kamin und bekam die volle Hitze des Feuers ab. Trotzdem schwitzte sie nicht, sondern zitterte immer noch leicht. Wieso konnte sich Shai nicht beruhigen? Von der echten Shai hätte es nun große Schelte gegeben, doch auch dies blieb heute aus. Akiko, die ihre Erlaubnis mit einem sanften Lächeln untermalte, konnte die Stimmung Shais aber trotzdem nicht heben, egal, wie man jetzt mit ihr umgesprungen wäre, es hätte dem Mädchen nichts ausgemacht. "Ich habe lediglich eine Bitte... seid nicht zu laut... also wenn ihr euch Nachts noch unterhaltet, mein ich. Du hast es ja schon erwähnt, Shiro, du bist doch ein rücksichtsvoller Mensch. Gute Nacht, euch beiden!" Eigentlich würde Shai nun auflachen, da sie Akikos Andeutung durchaus verstand, jedoch blieb auch das herzhafte und warme Lachen heute aus. Nicht einmal eine Gute Nacht wünschte sie der Clanoberhäuptin, sondern beobachtete nur stumm, die die Frau aus dem Wohnzimmer stolzierte und ihren Sohn zusammen mit Shai alleine ließ. Erneute Stille legte sich über die Anwesenden, was dem Mädchen überhaupt nicht gefiel, sie es aber nicht offen zeigen wollte. Selbst Shiro schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, doch das war eigentlich keine Neuheit gewesen, bei solchen Situationen schwieg er nämlich meistens. Dennoch wollte das Mädchen wissen, was er nun dachte, wollte in seine Gedanken schauen, um zu wissen, was nun los war und wo sie stand... Anstatt eines Einblicks in Shiros Gedankengänge, bekam das Mädchen seine Stimme, die sagte - eher verwirrt als normal -, dass es nun das beste wäre, wenn sie sich zu seinem Zimmer aufmachen würden. Am liebsten hätte sie ihm direkt gesagt, dass es das allerbeste wäre, wenn sie nun aus seinem Haus spazierte und zurück zum Waisenhaus ging. Ichinose-san machte sich bestimmt Sorgen. War ihr das vorhin nicht eigentlich gleichgültig gewesen? Naja, nicht nur vorhin, auch jetzt interessierte sich das Mädchen recht wenig für die alte Frau und für ihr provisorisches Zuhause. Sollte sie ihm nun folgen? Nein. Lieber nicht. Wie gerne hätte sie kehrtgemacht, doch ihre Glieder wollten sie nicht gehen lassen! Nachdem seine Worte in ihrem Kopf erneut erklangen, setzte sie den ersten, eher mühsamen Schritt fort, damit Shiro sehen konnte, dass das Mädchen ihm sicher folgte. Trotzdem hielt Shai einen ziemlich großen Abstand zu Shiro. Sie wollte ihm immer noch nicht unter die Augen treten, denn dann würde sie sich an alles erinnern, was gerade eben passiert war, sich nur noch mehr Vorwürfe machen und den Abend komplett ruinieren - wenn er nicht schon längst ruiniert war. Zusätzlich zu diesen negativen Gedanken kamen aber Gedanken, die mit der Sehnsucht umspielt wurden und sich mehr als nur passend auf das Mädchen einwirkten: Während des kleinen Spaziergangs durch die Gänge, betrachtete Shai immer wieder die Hand des silberhaarigen Jungen, malte sich aus, dass sie sich besser fühlen würde, wenn sie diese mit ihrer eigenen Hand umschloss, um wieder die benötigte Geborgenheit zu fuhlen, die das Mädchen dringend brauchte. Sie konnte nicht. Anstatt die Hand des Jungen zu nehmen, befand sich die Hand Shais als Faust geballt fest an deren Hüfte gepresst. Immer noch fühlte das Mädchen diese blöde Anspannung, die sich von Schritt zu Schritt intensivierte und Shai irgendwie innerlich quälten. Wäre das nicht passiert, hätte sie sich in dem Moment vielleicht ganz anders gefühlt - glücklicher, geborgener und mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Es wäre das Beste gewesen, doch konnte sie diese positiven Gefühle gerade überhaupt nicht fühlen, obwohl sie es wollte, denn sie brauchte es wirklich. ~

Der Marsch der beiden dauerte noch eine Weile an, bis beide sich in einem Gang befanden, der deutlich weiter vom Wohnzimmer weglag und auch nicht viele Räume zum bewohnen hatte. Eins davon stieß aber direkt ins Auge des Mädchens: Die Tür des Zimmers war komplett geöffnet und der Inhalt zur Überraschung des Mädchens extrem demoliert, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Was war hier passiert? Und vor allem: Wem gehörte das Zimmer? Shai grübelte eine Weile, doch kam sie schlussendlich auf den Gedanken, dass es vielleicht neu renoviert werden müsse oder einfach als Abstellkammer diente. Falsch gedacht, denn der junge Sakkaku- Sprössling peilte genau dieses Zimmer sofort an, woraufhin Shai unbewusst inmitten des dunklen Ganges stehen blieb. Dort hob sie zum ersten Mal wieder den Kopf, hatte keine Scheu ihm nun direkt in die Augen zu Blicken. Man konnte deutlich in ihrem Blick lesen, wie es ihr ging und das die Gefühle, die Shai gerade durchströmten, alles andere als schön waren. "Es tut mir Leid....," trat es ihr über die Lippen, ehe sie ihren Blick von Shiro abwand und abweisend seitlich zu Boden richtete. Was nun? Reichte die Entschuldigung aus, um das gut zu machen, was sie im Wohnzimmer sowohl seiner Mutter als auch ihm angetan hatte? Sie wusste nicht einmal, wie Shiro sich gerade fühlte bzw. was er von der ganzen Sache hielt. Sollte sie nun gehen, Shiro unwissend zurücklassen und ihn für die nächste Zeit meiden? Oder wäre es besser - trotz der immer intensiver werdenden Zweifel - zu bleiben und schauen, wie sich die Situation weiterentwickelte? Shai hatte wirklich keine Ahnung, wie sie vorgehen sollte, deswegen rutschte ihr auch folgender - recht blöder - Satz aus dem Mund:

"Vielleicht... sollte ich lieber gehen, hm?"
 
S

Sakkaku Saishiro

Guest
*klick mich beim lesen*

Die beiden gingen von Gang zu Gang und kamen an vielen Zimmern vorbei, von denen Shiro wusste, dass sie leer standen und das dort jederzeit Gäste übernachten konnte. Es waren hübsche, kleine Zimmer, schlicht eingerichtet und doch gaben sie jedem Besucher ein gewisses Gefühl der Geborgenheit. Akiko hatte schon immer großen Wert darauf gelegt eine gute Gastgeberin zu sein und wenn verlangt wurde, dass eine wichtige Person hier übernachtete, was in der tat jedoch äußerst selten vorkam, dann musste nun mal alles auf Hochglanz sein und alles musste perfekt vorbereitet sein. Eigentlich wäre es das logische und wohl auch sinnvollste gewesen, Shai einfach in einem dieser Räumer unterzubringen und dort ihr Schlafquartier herzurichten. Aber irgendetwas in Shiro hielt ihn davon ab diesen klugen Vorschlag zu bringen und wie die beiden Genin wortlos durch die kaum beleuchteten Gänge schritten, wurde Shiro schnell klar, warum er nichts sagte. Zum einen konnte er sich gut vorstellen, dass es nicht nur ihm, sondern vor allem auch Shai peinlich wäre das Thema jetzt noch einmal so offen anzusprechen. Dass es ihr zu schaffen machte hatte er vorhin im Wohnzimmer deutlich mitbekommen und wenn er ehrlich war, versetzte es ihm sogar selber einen Stich zu sehen, wie sehr Shai an ihrem, wie er es nannte, 'kleinen Aussetzter' zu kauen hatte. Auch wenn es ihm am Anfang nicht klar gewesen war, so glaubte er jetzt zu begreifen, was in Shai vorgehen musste. Eigentlich hätte er das schon erkennen müssen, als er mit Shai vor dem großen Eingangsportal gestanden hatte. Man hatte ihr angesehen, dass sie nicht wirklich glücklich gewesen war, in dieses Haus zu treten. Wahrscheinlich wäre sie mit Shiro lieber in irgendein anderes, stinknormales Haus in der Umgebung gegangen und hätte sich gefreut seine normale Mutter kennen zu lernen, die nicht das Oberhaupt des Clans darstellte. Eigentlich hatte Shiro immer gedacht, dass die Leute es doch eher für cool erachten müssen, wenn sie mit einem Mal in solchen Kreisen verkehren, doch Shai ging das ganz offensichtlich nicht so. Am Anfang hatte Shiro ihre Unsicherheit damit abgetan, dass sie einfach etwas fasziniert war, von all dem Neuen, was sich ihr hier bot, doch mittlerweile hatte er erkannt, dass sie davon regelrecht eingeschüchtert wurde. Anscheinend war sie so eine Behandlung nicht nur nicht gewohnt, sondern schien sie ebenfalls der Ansicht zu sein, dass sie hier nicht wirklich hingehörte. So ein Unfug!

Shiro spürte, wie er sich innerlich in irgendetwas hineinsteigerte und sich darüber aufregte, wie sehr Reichtum und Besitz die menschen veränderte, und zwar nicht nur diejenigen, die ihn besaßen, sondern auch die, die nicht wussten wie sie damit umgehen sollten. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Shiro von ganzem herzen nicht der zu sein, der er war. Nicht der Sohn des Clanoberhauptes, nicht rein geboren in eine wichtige Familie und er wünschte nicht so viel Geld zu besitzen, dass er darin schwimmen konnte. Denn all das verhinderte, dass Shai sich normal benahm und dass es ihr gut ging und dass sie sich wohl fühlte. Und das war allemal mehr wert als Geld, Macht und Ruhm. Aber was sollte er tun? Es war ja nicht so, als ob es die beiden glücklicher machen würde, wenn Shiro beschloss von heute auf Morgen aus dem Clan auszutreten und alles hinter sich zu lassen, was er bisher errungen hatte. Auch wenn ihn, zugegeben, kaum jemand wirklich vermissen würde. Das einzige was er versuchen konnte war, Shai so gut wie möglich von alledem abzulenken. Er musste ihr das Gefühl geben, dass das alles unwichtig war und dass es egal war, ob sie sich für 'angemessen' hielt hier zu sein, er musste ihr klar machen, dass sie willkommen war und dass sie die einzige hier drinnen war die es kümmerte, ob sie hier reinpasste oder nicht. Shiro musste ihr das Gefühl geben, dass alles hier... nun ja, einfach normal war und nichts anders als sie es sonst gewohnt war. Aber wie sollte er das machen? So offen konnte er ihr das einfach nicht sagen, dafür fielen ihm nicht die richtigen Worte ein, außerdem wusste er, dass er sich verplappern würde und das sich das aus seinem Mund mit Sicherheit alles andere als beruhigend anhören würde. Allerdings blieben ihm nicht mehr wirklich viele andere Optionen auf die er zurückgreifen konnte. Obwohl, eine Sache fiel ihm tatsächlich noch ein, die Shai, wenn vielleicht auch nur ein bisschen, etwas beruhigen könnte. Und alles was er zu tun hatte, damit dies geschah, war diesen Gang hier weiter entlangzulaufen, bis sie ankommen würden.

Schließlich kamen der Junge und das Mädchen bei Shiros Zimmer an und unwillkürlich stahl sich ein kleines Lächeln auf Shiros Gesicht, auch wenn Shai es nicht erkennen konnte, da sie noch immer hinter ihm herging. Dieses Zimmer hier wirkte mittlerweile mehr als jeder andere raum vollkommen ordinär, wenn das nicht noch übertrieben war. In seinen Wochen der Wut und Verzweiflung und der trauer kam Shiro nicht drum herum seinen Gefühlen Ausdruck zu verliehen und das hatte er meistens mit roher Gewalt getan, wie man sehr schön an den Möbeln im Zimmer erkennen konnte. Zwar wusste er, dass der Moment in dem er Shai gestehen musste, dass die meisten dieser Wutausbrüche mit ihrem Verschwinden - nein, eigentlich mit ihrem vermeintlichen Tod - zu tun hatten, für ihn irgendwie peinlich werden würde, allerdings war das ein Preis den er gerne zahlen würde, wenn der Anblick von Shiros Zimmer vielleicht ein kurzes Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Nachdem er nun vor der offen stehenden Tür angehalten hatte, drehte er sich langsam um und wollte schauen, was Shai denn so zu seinem Zimmer mit dem äußerst ungewöhnlichen Möbelstil zu sagen hatte. Doch war das was er sah, nur ein weiterer Schock für ihn. Nichts auf Shais Gesicht spiegelte auch nur annähernd irgendwie sowas wie Freude wieder. Kein Lächeln, kein leises kichern, dass vielleicht zeigte, dass sie sich doch sehr über dieses Zimmer wunderte... meinte sie vielleicht, er hätte sie mit Absicht zu einem extra gammligen Zimmer geführt, um sie hier alleine zu lassen und dann alleine zu seinem Zimmer weiter zu gehen? Er hoffte nicht und um gleich jeden Zweifel aus der Welt zu schaffen, wollte er gerade seinen Mund öffnen und etwas sagen, als sich plötzlich ihre Blicke trafen und Shai ihm zuvorkam. Ihre entschuldigenden Worte trafen Shiro mitten ins Herz und er hatte das Gefühl, dass er selber Shai noch nie so verletzlich gesehen hatte. war das wirklich dieses lebensfrohe Mädchen gewesen, das er vor einigen Monaten getroffen hatte? das Mädchen, mit dem er zusammen eine streunende Katze gejagt hatte? Das Mädchen, dass ihn, spätestens mit ihrer legendären Aktion am Fluss, den Kopf verdreht hatte? das Mädchen, dass selbst dann noch bei der Mission mitmachen wollte, als sie krank und fiebrig auf einem Futon in dem Zimmer lag, dass die beiden sich geteilt hatten? War sie das Mädchen, in das er sich verliebt hatte?

"Vielleicht... sollte ich lieber gehen, hm?"

Und schon versetzte sie ihm den nächsten Stich ins Herz. Natürlich sollte sie nicht gehen! Sie sollte bleiben! Sie MUSSTE bleiben! Er brauchte sie! Die letzten Wochen hatte er sich nichts anderes gewünscht als die Gewissheit zu haben, dass es Shai gut ging, und dass sie in Sicherheit war. Er hatte ja nicht einmal von Gott verlangt, dass sie in seiner Nähe sein musste, Hauptsache sie war wohl auf und ihr fehlte nichts. Und jetzt, nachdem das passiert war, was er für ein Wunder hielt, nachdem er sie endlich wieder getroffen hatte, sie endlich wieder berühren konnte, mit ihr sprechen konnte ja sie sogar bloß anschauen konnte... da fühlte sie sich unwohl in seiner Gegenwart. Es tat ihr nicht gut hier zu sein, in diesem Haus, wahrscheinlich war es ihr schon unwohl überhaupt im Sakkaku Clanviertel zu sein. Aber natürlich hatte er sie ja hierher schleppen müssen! Letztendlich hatte er wieder alles kaputt gemacht, auch wenn er das gar nicht gewollt hatte. Und trotzdem hatte er es getan und er hätte sich selbst ohrfeigen können dafür. Doch das half jetzt auch nichts... er war leicht verzweifelt, da er nicht so recht wusste, was er nun tun sollte. Bei allen denkbaren Szenarien, die er sich vorgestellt hatte, bei denen er und Shai auf wundersame Weise doch wieder zusammen kommen würde, bei all diesen Gedanken war nicht einmal annähernd so etwas vorgekommen wie das, was sich ihm nun in der Realität bot. Es gab nun nur noch eine einzige Möglichkeit, was er tun konnte, auch wenn es ihn einiges an Überwindung kostete... er musste auf sein Herz hören. Und heute, nur dieses eine Mal, ließ er sich vollkommen von ihm leiten.

Shiro blickte kurz zu Boden, auch wenn er nicht wirklich wusste, warum er dies tat. Vielleicht wollte er Shai jetzt gerade nicht ins Gesicht schauen? Wahrscheinlich hätte es ihn doch zu sehr verunsichert und er hätte nicht mehr das tun können, was als nächstes geschah. Er machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Und dann noch einen. Und noch einen. Bis er schließlich vor ihr stand und er legte seine Arme um sie und drückte sie eng an sich. Ihn durchströmte ein unglaubliches Gefühl, das ihn leicht erschaudern ließ. Erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, wie sehr Shai ihm gefehlt hatte, nicht nur ihre geistige Anwesenheit, sondern auch ihre körperliche Nähe. Es war einfach zu schön zu wissen, dass sie jetzt hie war, nach allem was sie durchlebt hatten stand sie jetzt vor ihm und er konnte sie an sich drücken. Shiro hätte nicht gedacht, dass es so gut tat einfach mal seinem Herzen zu folgen. Und es kam noch mehr, was sein Herz ihn befahl. Er atmete einmal tief aus und wieder ein und bemerkte dabei, dass er den Geruch von Shai wiedererkannte. Er konnte ihn nicht definieren, doch er erkannte jetzt, dass sie genauso roch wie damals, als er ihr bei ihrem Fieber beigestanden und sie gewärmt hatte. Es war kein Duft, den man in gut oder schlecht unterscheiden konnte... es war schlichtweg Shai. Nachdem er tief eingeatmet hatte und hoffte, dass das nicht irgendwie anstößig gewirkt hatte, begann er zu sprechen. "Nein... nein, du darfst nicht gehen... und wenn, dann nimm mich mit. Du hast mich schon einmal alleine gelassen... tu mir das nicht noch einmal an...", sprach er mit sanfter Stimme und hielt Shai dabei noch immer fest in seinen Armen. Er hoffte, dass er nicht aufdringlich wirkte und das Shai diese Situation nun nicht unangenehm wäre, denn eigentlich wollte er ja nur, dass sie sich endlich etwas besser fühlte. "Ich habe dich vermisst, weißt du? Habe mich gefragt ob es dir gut ging und ob du noch... und ob du noch an mich denkst...", fuhr Shiro fort und hatte seinen Satz mitten drin noch einmal umgeändert. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass er sich gefragt hatte, ob sie noch lebte, aber in diesem Augenblick schien ihm diese Wortwahl ziemlich ungelegen. "Ich habe nur gehofft, dass wir uns wiedersehen würden und wir wieder miteinander sprechen könnten... du darfst jetzt nicht gehen, wo es endlich so weit ist...", beendete Shiro nun seinen kleinen Vortrag, für den er sich komischerweise kein bisschen schämte. Was er da sagte, war die Wahrheit und er hoffte Shai wusste, wie viel er da eben eigentlich von sich preisgegeben hatte. Eigentlich hatte er vor gehabt sie nun in sein Zimmer zu führen, doch schaffte er es einfach nicht sich aus der Umarmung zu lösen. Er wollte Shai nicht mehr loslassen... nie mehr!
 
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I

Iwamoto Shai

Guest
Nachdem diese überaus geistreichen Worte den Mund Shais verlassen hatten, schien es so, als hallten sie noch Ewigkeiten durch den dunklen Gang. Immer wieder bekam das Mädchen ihren eigenen Satz an den Kopf, spürte, wie weh er tat und merkte erst jetzt, wie sich Saishiro nun fühlten musste: Verletzt. Reichte es nicht, wenn sie selbst schon am Ende war? Musste Shai mit ihrer Art im Moment noch den Menschen wehtun, die ihr am nächsten waren? Wollte sie vielleicht sogar, dass sie fühlten, wie sie sich fühlte? Es war egoistisch, so etwas zu tun und Shai wusste das auch, nur konnte sie sich nicht wirklich auf das konzentrieren, was sie eigentlich wirklich sagen wollte. So oft schon drückten sich Worte ihre Kehle hoch, die sie dem Jungen vor ihr gerne schon früher gesagt hätte - Worte, die sie ernst meinte und Worte, die alles andere als verletzend waren. Konnte es sein, dass sie anstatt Liebe zu geben und zu erwidern, einfach versuchte, ihren Schmerz loszuwerden und diesen unbeabsichtigt auf andere übertrug? Das durfte nicht sein, das konnte Shai nicht machen, dafür tat ihr Shiro viel zu Leid, als das man ihn hätte verletzen können - zumal er nichts dafür konnte und versuchte, sie auf andere Gedanken zu bringen, indem er sie hierher brachte. Zugegeben, er hatte es geschafft, dem Mädchen andere Gedanken zu geben, doch unterschiedenen sie sich mit ihrem Ausmaß nicht unbedingt von den Gedanken, die sie an ihre letzte Mission verschenkte. Zwar waren Luxus und Trauer zwei verschiedene Sachen, gaben aber nur negative Gedankengänge, weswegen das Mädchen diese beiden Dinge schlichtweg zusammentun konnte. Es stimmte: Wäre Shiro in normalen Verhältnissen aufgewachsen, würde sich Shai um einiges wohler fühlen, doch konnte sie ihn nicht einfach anhand seines Wohnortes abschieben. Das war genauso, als wenn man sie dank ihrer ärmlichen Verhältnisse abschreiben würde, ohne den Menschen, der hinter dieser Lebenseinstellung stand, zu kennen. Shai wusste, dass Shiro anders war und wenn er damals am See nicht gesagt hätte, dass er aus einem wohlhabenden Clan kam, wäre das Mädchen nicht einmal annähernd auf die Idee gekommen, Shiro in solch einem Palast wohnen zu sehen. Wie dem auch sei. In der letzten Zeit durfte sie den Sakkaku-Jungen näher kennenlernen, ein wenig von seinem Privatleben erfahren und auch fühlen, wie er zu ihr stand und dass er sie auch mochte, wenn sie nicht so lebte wie er selbst. Das war es, was dem Mädchen so fremd war, aber ihr dennoch ein wohlig warmes Gefühl in der Magengegend schenkte, wenn sie sich in Shiros Nähe befand. Man mochte sie, so wie sie war, so wie sie sich gab und achtete gar nicht mehr darauf, wo sie herkam, was für einen sozialen Stand sie hatte und ob sie nun glamorös gekleidet war oder nicht - sie würde anerkannt und das war etwas, was dem Mädchen sehr viel bedeutete. Man konnte gar nicht ahnen, WIEVIEL es ihr bedeutete, denn so geborgen und beschützt hatte sie sich schon lange bei keinem mehr gefühlt... Was wäre geschehen, wenn sie Shiro niemals kennengelernt hätte? Na, dann würde sie zusammen mit ihrem Bruder Yuto, Iwari und Saya-sensei irgendwelche Missionen ihres Ranges entsprechend vollbringen und stärker werden! Toll. Gedanklich stellte Shai gerade ihr Team auf die rechte Seite und Shiro auf die linke Seite. Zwischen beidem konnte sie sich niemals entscheiden, doch das wollte sie auch nicht. Es reichte, dass sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug, wenn sie den Jungen betrachtete und wie gut sie sich fühlte, wenn sie mit ihm zusammen war. Es war was ganz anderes als in der Mitte von ihren Freunden - etwas, was sie noch nie erlebt hatte. Ungelogen, Shai hätte niemals gedacht für einen Menschen soviel zu empfinden wie für Shiro, denn in ihrem Leben gab es eigentlich so gut wie keinen, dem sie sich öffnen konnte und den sie wirklich als jemanden betrachtete, der ihr näher lag als alles andere. Und ab hier war für das Mädchen auch klar: Es war egal, wie unterschiedlich zwei Menschen sein konnten, denn das, was zählte, war die Zuneigung, die sie für den jeweils anderen aufbrachten. Wie konnte Shai nur vorhin auf solch dumme Gedanken kommen? Das war nicht sie und das merkte sie glücklicherweise jetzt. Diesen Satz musste sie wiedergutmachen, da sie nicht von Shiro wegwollte - nicht jetzt, nicht in den nächsten fünf Minuten... niemals wollte sie von ihm weg, niemals wollte sie ihn noch einmal verlieren und niemals würde sie ihn gehen lassen bzw. vor ihm flüchten. Sie hatte tatsächlich versucht, ihn zu ignorieren und ihre Gefühle zu unterdrücken, nur, weil dieser blöde Zweifel und die Angst in ihr die Oberhand des Mädchens ergriffen hatten. ~

Leise seufzend hob das blonde Mädchen den Blick vom Boden und lenkte ihn auf den jungen Shiro, der ihr immer noch gegenüberstand. Seine Augen verrieten ihr deutlich, wie er fühlte und was ihm womöglich durch den Kopf ging. Er tat ihr Leid. So Leid, dass sie es fast gar nicht übers Herz brachte, ihn überhaupt nur anzusehen. Doch sie tat es, denn es musste etwas geändert werden, so ging das einfach nicht weiter! Nicht noch einmal würde sich Shai so dumm und rücksichtlos verhalten wie gerade eben, denn den Satz vorhin im Wohnzimmer hätte die echte Shai nämlich mit viel Humor genommen, als man sich vorstellen konnte. Okay, es wäre nicht einmal zu so einem dummen Verplapperer gekommen, doch dieser lag nun auch weit in der Vergangenheit, zumindest für Shai, obwohl es erst eine geschlagene Viertelstunde her war, als er über ihre Lippen glitt. Es war ein Ausrutscher, mehr nicht und jetzt, wo Shai sich alles vor Augen genommen hatte, bemerkte sie, dass niemand es dem Mädchen übel genommen hatte. Akiko hatte es sogar noch ohne Einwände erlaubt, was Shai wohl in dem Moment für unmöglich gehalten hätte, stünde sie nicht so unter Druck und Selbstzweifel. Egal. Es war vollkommen egal! Allmählich wurde das Mädchen wahnsinnig, wenn sie nicht gleich den Mund öffnete, doch zu einer noch tieferen Entschuldigung wollte das Schicksal Shai nicht zurückgreifen lassen, denn Shiro war schneller... Nur noch wage verfolgte sie mit ihrem wachsamen Blick die zaghaften Schritte des Jungen, bis dieser schließlich vor ihr stand und auf sie herabblickte. Das Mädchen reichte ihm knapp bis zur Nase, doch konnte Shai trotzdem direkt in die bernsteinfarbenen Augen des Jungen blicken, in denen sie sich sofort verfing. Was würde nun passieren? Was tat Shiro da? Weglaufen wollte sie nicht - niemals! Das brauchte sie auch nicht, denn Shai wusste, dass sie sich in seiner Nähe viel wohler fühlte als anderswo, weswegen sie auch einfach stehenblieb, um ihm weiterhin in die Augen zu blicken. Von einer Sekunde auf die andere merkte das Mädchen langsam, wie ihr Herz schneller schlug. Die Arme des Jungen hatten sich um sie gelegt, während er selbst sie sanft an sich drückte - eine Geste, die Shai nach ihrer verletzenden Frage nicht erwartet hätte. Wollte er ihr somit tschüss sagen? Nein, die Umarmung war viel zu intensiv dafür gewesen und Shai spürte das. Noch nie hatte er sie so in den Arm genommen wie jetzt, woraufhin das Mädchen eigentlich nur gleichzeitig stutzen als auch berührt dreinblicken konnte. Ja, sie war wirklich berührt, positiv berührt über diese plötzliche und vor allem gut tuende Geste des silberhaarigen Jungen gewesen, was dazu führte, dass sie sich jetzt wohler fühlte, als je zuvor. Die Schmerzen schienen wie vergessen zu sein und auch die Gedanken an die letzten Monate verblassten langsam, sodass das Mädchen wieder klar denken konnte - zumindest im Moment. Wie lange dies anhalten würde, wusste niemand, doch Shai hatte Hoffnungen in sich, dass dies der erste Schritt war, um ihre Persönlichkeit wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig war sie dem Sakkaku-Sprössling auch dankbar gewesen. Nun hatte sie Klarheit, dass es falsch war, wie sie gedacht hatte und dass er sie nicht abschob, nur weil sie eben anders war als er selbst... - es tat gut in der Seele, so etwas zu spüren. Trotzdem sagte keiner der beiden etwas, was auch nicht allzu schlimm war, zumindest nicht für Shai. Wenn es nach ihr ginge, hätte es auch die nächsten zwanzig Minuten so sein können, hauptsache, sie war bei ihm und fühlte sich wohl. Körperliche Nähe... vielleicht fehlte das einfach in ihrem Leben, denn jedes Mal, wenn sie von Shiro irgendwie berührt wurde, fühlte sie sich geborgen. Es mussten nicht einmal große Berührungen sein, selbst Händchenhalten oder über die Wange streicheln reichte aus, um das Mädchen mit Emotionen zu füllen, die sie lange in den Tiefen ihres Herzens versteckt gehalten hatte. "Nein... nein, du darfst nicht gehen... und wenn, dann nimm mich mit. Du hast mich schon einmal alleine gelassen... tu mir das nicht noch einmal an...", sprach Shiro ihr mit sanfter Stimme zu. "Ich werde nicht gehen..." Ihre Antwort war nur gedanklich, doch konnte Shai nun ohnehin keinen einzigen Satz über die Lippen bringen - nicht, wenn der Moment gerade so gefühlsvoll und emotional war wie jetzt. "Ich lass dich nie mehr alleine... ich verspreche es..." Shai merkte, wie die Gefühle in ihr einen Krieg begannen und ihre Augen langsam aber sicher einen feuchten Glanz bekamen. Eigentlich würde sie sich nun gleich eine Heulsuse schimpfen, doch ging es nicht anders. Es musste raus! Alles, was sich in ihr aufgestaut hatte, musste raus! Shai konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, musste sie herauslassen und somit den Schmerz wegschwemmen, der all die Monate, wenn nicht sogar Jahre, in ihrem Körper verweilte. Ein weiteres leises Schlucken folgte und somit auch der nächste Satz Shiros, der dem Mädchen verriet, dass er sie all die Zeit, in der die beiden getrennt waren, vermisste und gehofft hatte, dass es ihr gut ging und dass sie an ihn denken würde. Shai hatte jeden Tag an ihn gedacht, jeden Abend sogar gebetet, dass Gott ihn wieder zu ihr zurückbringen würde und ihr damit zeigte, dass sie doch noch ein Fünkchen Hoffnung in ihrem Leben besitzen durfte. In ihren Träumen war Shiro die Hauptperson gewesen und es schmerzte das Mädchen zutiefst, wenn sie am nächsten Morgen aufwachte und ihn nicht bei sich fand. ~ Allmählich wuchs der Drang in ihr, ihm zu sagen, was in ihr vorging und wie sie sich fühlte, doch musste sie sich noch zurückhalten. Noch nicht. Nicht jetzt. Es war noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür...

...oder vielleicht doch?

Einen letzten Satz brachte der Junge, dem sie in den Armen lag, noch über die Lippen und fühlte bei jedem seiner Worte mit, wie ernst es ihm war und dass er das nicht nur erzählte, um sie schlichtweg zu beruhigen. Diese Worte kamen von seinem Herzen. Von seinem tiefsten Inneren, was dem Mädchen eigentlich teilweise noch sehr unbekannt war, da Shiro nicht sofort seine wahren Gefühle preisgab und sie so offen auf den Tisch legte. Shai verstand das, sie war oftmals auch nicht besser als er, dich fühlte sie sich einfach erleichteter, wenn das raus war, was sie in ihrem Inneren fühlte. Sie wollte, dass er WUSSTE, wie es in ihr aussah, nicht, dass er spekulierte und sich selbst etwas in seinem Kopf ausmalte, was sie denn hätte fühlen KÖNNEN. Shai wollte ihm Klarheit geben, Klarheit darüber, wie wichtig er ihr war... ~ Ihre leicht zittrige Hand legte sich während der Umarmung auf die Herzstelle des Jungen, woraufhin sie sein Herz spürte, welches in dem Moment nur allein für sie schlug. Dies hatte sie schon einmal gemacht, vor einem Monat auf der Mission, als er sie gewärmt hatte, damit das hohe Fieber langsam runtergehen würde. Und immer noch war es ein wunderschönes Gefühl für sie gewesen, zu spüren, wie das Herz Shiros unter ihrer Handfläche schneller schlug. "Shiro...," sprach sie in Gedanken seinen Namen aus, schmiegte sich in der Umarmung näher an den Körper des Jungen und hob ihren Kopf etwas in die Höhe, um ihm nun alles auf einmal zu sagen, was sie innerlich für ihn fühlte. Man dachte jetzt bestimmt an einen riesengroßen Vortrag, für den Shai noch die nächsten Minuten brauchen würde, doch das Mädchen hatte etwas parat, was alles sofort in einer Kurzfassung preisgab:

"...ich liebe dich..." ~
 
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Sakkaku Saishiro

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Noch immer verharrten die beiden in dieser innigen Umarmung und schenkten sich aneinander Nähe und Zuneigung und Shiro war ja schon froh darüber, dass sich Shai nicht plötzlich überrascht und erschrocken aus seiner Umarmung gelöst hatte. Zwar hätte er das auch nie im Leben von Shai erwartet, doch war heute Abend eine Menge geschehen und es gab schon einige Momente, in denen Shai Dinge getan und gesagt hatte, die er ihr nicht wirklich zugetraut hatte und deswegen hatte er sich auf alles eingestellt, egal was kommen sollte. Alles was er tun konnte war zu hoffen, dass Shai so reagierte, wie er es sich dachte, oder besser gesagt so, wie er es von ihr erwartete. Er hatte sich ihr vollkommen geöffnet und sich damit so verletzbar gemacht wie noch nie im Leben und krass gesprochen konnte man sagen, dass Shai in diesem Augenblick die volle macht über ihn hatte. Er hatte nicht nur sein Herz geöffnet, es war vielmehr so als ob er Shai seine Seele gezeigt hätte und als ob sie nun darüber entscheiden konnte, was mit ihr geschah. Entweder würde sie seine Gefühle erwidern und ihm zeigen, dass er nicht der einzige war, der so fühlte und empfand und ihm klar machen, dass sie gar nicht von ihm weg wollte und dass das alles nichts mehr war als ihre bloße Unsicherheit... oder sie würde seine Seele zertrümmern indem sie sich nun von ihm entfernte, ihn abschob und ihn hier alleine ließ, wie sie es vor wenigen Sekunden ja offenbar noch realistisch in Betracht gezogen hatte. in diesem einem Augenblick gehörte er voll und ganz ihr und war einzig und alleine den Gefühlen des Mädchens ausgeliefert und er hatte sich bewusst für diesen Weg entschieden. Er wusste, dass das eigentlich nicht seine Art war, so zu sprechen, so zu handeln wie er es gerade getan hatte, doch es tat unendlich gut und er spürte, dass er das richtige tat. Bisher hatte er es immer als eine Art Schwäche angesehen, wenn man zu viel von sich preis gab und seine Gefühle zu offen mit sich herumtrug und sich jemanden zu sehr öffnete, eben weil man sich dadurch verletzbar machte und für Shiro gab es einfach keinen Menschen, dem er so sehr vertrauen konnte, dass er über seinen Schatten springen konnte um diese Ängste hinter sich zu lassen... das hieß, einen Mensch gab es da schon, das war ihm jetzt klar geworden, und diesen Menschen hielt er gerade fest in seinen Armen. Doch wie sah es in Shai aus? Im Moment blieb ihm nicht anderes übrig als Vermutungen anzustellen und ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, was er tun würde, wenn sie nun doch nicht für diese Art von Gefühlen empfänglich wäre. Würde er weinen? Bestimmt, doch würde er das niemanden sehen lassen. Würde er sein Zimmer letztendlich komplett vernichten? es würde wohl nicht nur bei seinem Zimmer bleiben. Würde er wütend auf Shai sein und würde er ihr niemals ergeben? Nein... zumindest in diesem Moment konnte Shiro sich unmöglich vorstellen irgendetwas negatives für Shai zu empfinden, egal um was es sich dabei handelte. Doch blieb ihm jetzt wohl erst einmal nichts anderes übrig als abzuwarten, was Shai zu dieser ganze Sache zu sagen hatte... würde sie überhaupt etwas sagen?

Zumindest verlieh sie ihren Gefühlen auf eine andere Weise Ausdruck, denn Shiro entgingen keineswegs einige ihrer leisen Schluchzer und er konnte spüren, dass sie weinte. Ungewollt legte sich ein gequältes Lächeln auf sein Gesicht und er spürte gleichzeitig zwei Gefühle, die unterschiedlicher nicht sein konnten: Freude und Trauer! Freude, weil er vermutete, dass seine Worte Shai berührten und dass er mit ihnen das erreicht hatte, was er wollte, nämlich ihr zeigen, wie er wirklich für sie empfand und wie viel sie ihm bedeutete und dass sie es ihm nicht antun konnte nun plötzlich aus seinem Leben zu verschwinden, auch wenn es nur für diesen einen Abend gewesen wäre. Sie hatte wohl erkannt, sie ihm wichtig war, wirklich wichtig war, eine Tatsache an der sie vielleicht zwischendurch an diesem Abend ein oder zweimal gezweifelt hatte... zu unrecht natürlich! Auch wenn Shiro nie von sich gedacht hatte es sich selbst einmal so offen zugestehen zu können, aber Shai war für ihn die wichtigste Person auf dieser Welt. Es war doch egal, was mit seinen Eltern, seinen Freunden oder ihm selber passierte, so lange er wusste, dass es Shai gut ging und dass sie keine Schmerzen hatte, egal ob nun physische oder psychische. Allerdings brachte ihm das gleich zu seinem nächsten Punkt, nämlich der Trauer. Er wollte nicht, dass Shai seinetwegen Tränen vergoß, denn Tränen hatten seiner Meinung nach immer auch ein Stück weit mit Leid zu tun und er wollte nicht, dass Shai in irgendeiner Weise wegen ihm litt. Er war sich zwar durchaus bewusst, oder hoffte es zumindest, dass es sich herbei um so etwas wie Freudentränen handeln musste, doch half ihm das auch nicht, sich besser zu fühlen. Allerdings war er sich im Klaren darüber, dass man solche Dinge wie Gefühle und Emotionen nicht so einfach lenken konnte und auch, wenn er sich wohl mehr über ein Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens gefreut hätte, so wusste er, dass Shai eben auf diese Weise zeigte, was sie fühlte und es genauso ehrlich gemeint war. Diese Reaktion von Shai gab Shiro ein wenig von seiner Sicherheit zurück und er fühlte sich nun etwas behaglicher in seiner Haut und er fragte sich, ob er vielleicht etwas sagen sollte, um Shai nun doch einmal davon abzubringen zu weinen, denn es versetzte ihm einen kleinen Stich sie so in seinen Armen zu halten. Ja, er wusste, dass das bescheuert war so zu denken, aber er konnte nichts dafür, in seinen Augen litt ein kleiner Teil von Shai und er litt mit ihr. Doch sein Herz sagte ihm, dass es noch nicht an der Zeit war zu reden und Shiro hatte das Gefühl, dass er sich heute Abend zu hundert Prozent auf die Eingebungen, die sein Herz ihm gab, einlassen konnte. Und so entschied er sich abzuwarten.

Das nächste was geschah war, dass Shai ihre Hand, die leicht zitterte, so wie auch der Rest ihres Körpers, wie Shiro spüren konnte, auf seine Brust setzte und dort verharren ließ, genau auf der Stelle an dem sein Herz lag. Erst jetzt, nach diese Geste wurde ihm bewusst, dass sein Herz mal wieder begonnen hatte zu rasen, doch war es dieses Mal nicht so wie zu dem Zeitpunkt damals auf der Mission. Er erinnerte sich... damals schien ihm die ganze Situation leicht ungelegen zu sein. Shai, die krank unter ihrer Decke kauerte... er, der sich zu ihr gelegt hatte um sie zu wärmen... er wusste noch ganz genau, wie aufgeregt er damals gewesen war und wie es ihn praktisch fast jede Sekunde hätte zerreisen können, da er selbst in diesem intimen Augenblick nicht hatte sagen können, wie es denn zwischen den beiden aussah, was ihre Gefühle füreinander anging, außerdem war es der erste Moment gewesen, dass er Shai wirklich so nahe gewesen war und sein ganzer Körper wurde von Emotionen durchschossen, die er noch nie gefühlt hatte und die ihm komplett neu gewesen waren und ihm ein wundersames Gefühl gegeben hatte, welches zwischen dem unbedingten Drang wegzulaufen, sowie dem Verlangen Shai noch enger an sich zu drücken, gelegen hatten. heute spürte er die selben Emotionen in sich aufsteigen, doch war es dieses Mal anders, weil er wusste, was sie zu bedeuten hatten und weil er zumindest ein wenig wusste, wie er mit ihnen umzugehen hatte. dass hieß nicht, dass sie sich deswegen nun langweilig oder anders anfühlten, es war lediglich anders... dieses mal konnte er sich ohne Zweifel fallen lassen und er wusste, dass Shai da war um ihn aufzufangen und diese Gewissheit war ein unglaubliches Gefühl, dass Shiros Kopf komplett lahm zu legen schien, obwohl er die gesamte Situation hier mehr als deutlich mitbekam. Auch wenn Shai wusste, dass das Herz, welches unter diese Brust schlug, dies nur für sie tat, so bezweifelte Shiro, dass das Mädchen wusste, wie wichtig sie ihm wirklich war und was sie eigentlich in seinem Leben bedeutete. Doch hatte er nicht vor heute zu schweigen, nicht wenn er sich getraut heute diesen einen Schritt zu wagen. Er würde sich ihr weiter öffnen und ihr zeigen, dass sie es war, die er in seiner Nähe wissen wollte, und ansonsten keinen anderen Menschen. Doch noch bevor er überhaupt über mögliche Worte hatte nachdenken können, die seinen Gefühlen hätten Ausdruck verleihen können, kam Shai ihm zuvor und gab drei winzig kleine Worte von sich, die jedoch vollkommen ausreichten, um Shiros Welt nun komplett auf den Kopf zu stellen.

"...ich liebe dich..."

Shiro hielt das Mädchen noch immer eng an sich gedrückt und blickte hinab in ihre blauen Augen, die leicht glänzten, vermutlich von den eben vergossenen Tränen. Er wirkte wie versteinert, zumindest was seinen Körper anging, denn nichts, mit Ausnahme seines Herzens, welches noch einen Gang draufgelegt hatte, schien sich zu bewegen oder schien irgendwie zu zeigen, was diese Worte in ihm auslösten. Konnte Shai wissen, wie viel ihm diese Worte bedeuteten? Auch wenn es sich unglaublich anhörte, aber hatte Shiro diese Worte bisher nur zweimal in seinem Leben gehört, einmal von seiner Mutter und einmal von seinem Vater. Damals war er noch jung gewesen, doch da es das erste und einzige mal gewesen war, dass man ihm das gesagt hatte, hatten ihm diese Worte schon damals ungeheru viel bedeutet. Es gab ansonsten keine Menschen mehr, die sich so sehr für ihn interessierten, wirklich interessierten. Nicht für Sakkaku Saishiro, den Sohn des Clanoberhauptes und auch nicht für Sakkaku Saishiro, den begabten Shinobi, der den Clan nach außen hin repräsentieren sollte. Sondern eben für ihn als Menschen, für seinen Charakter, für sein Wesen und für die Dinge die er fühlte und die er empfand und eigentlich niemals jemandem mitteilte. Auch wenn diese Worte ohnehin schon etwas sehr besonderes waren, so waren für Shiro noch viel mehr, denn die hießen für ihn, dass sich ein Mensch gefunden hatte, der nun einen festen Platz in seinem Leben eingenommen hatte und der nie wieder daraus verschwinden würde. Sie bedeuteten für ihn, dass er so akzeptiert wurde wie er war und dass Shai nicht wollte, dass er sich auf irgendeine Weise änderte. Es hieß einfach... dass sie ihn liebte. Noch immer geschah nichts und Shiro ließ keine Antwort über seine Lippen gleiten die ausdrückten, was er fühlte, doch tat er dies auf eine andere Weise, wie er plötzlich bemerkte. Sein Blick wurde mit einem mal etwas glasig und erst nachdem er kurz blinzelte, erkannte er Shai wieder klar und deutlich vor sich stehen. Er weinte! Und dabei hatte er selbst eben noch in Gedanken Shai dafür geschollten, dass sie weinte, da ihn das mitten ins Herz traf. Und nun schaffte er es nicht einmal selber sich die Tränen zurückzuhalten, die, wenn auch nur vereinzelt und selten, über seine Wangen rinnen. Eigentlich wollte er sie sich aus dem Gesicht wischen, doch wollt er seine Hände noch immer nicht von Shai nehmen und so beließ er es einfach dabei, dass auch er zu sehr von diesem Augenblick berührt wurde, als dass er sich völlig unter Kontrolle hätte. Stattdessen schossen ihm tausende von Gedanken durch den Kopf, was und wie er denn nun antworten sollte. Er hatte sich niemals, nicht einmal in Gedanken, auf so einen Augenblick vorbereitet und von daher leider keinerlei emotionalen Worte vorbereitet, die zeigte, was er empfand und ihm wollte partout nichts romantisches einfallen, obwohl es doch gerade so wichtig gewesen wäre, die richtigen Worte zu finden! Doch schließlich wurde ihm klar, was er zu sagen hatte und wenn Shai die Worte genauso viel bedeuteten wie ihm selber, dann wäre das sowieso das beste, was er ihr nun sagen konnte. Noch immer blickte er in ihre blauen Augen, in die er sich wieder einmal verloren hatte und setzte nun ein kleines Lächeln auf, wobei er keine Ahnung hatte, wie es in Kombination mit seinen Tränen überhaupt wirkte. Doch würden seine Worte da ohnehin überspielen. Er sprach leise, es war schon beinahe ein Flüstern, aber da die beiden hier ganz alleine in diesem gang standen und alles totenstill war, wusste er, dass Shai ihn hören konnte.

"...ich liebe dich auch..."


und bevor er sich noch weitere Gedanken machen konnte, meldete sich mit einem Mal sein Herz wieder zu Wort und schenkte ihm die nächste Eingebung, der er ohne zu zögern nachging. Langsam, beinahe schon vorsichtig, beugte er sich mit seinem Gesicht tiefer hinab zu Shai, bis sie schließlich nur noch wenige Millimeter von einander entfernt waren und er ihren warmen Atem bereits auf seinen Lippen spüren konnte. Eine Sekunde behielt er diese Position, damit er dieses Gefühl genießen konnte, ehe er sich schließlich noch ein kleines Stück weiter vorbeugte und Shai, die er noch immer in einer festen Umarmung hielt, sanft seine Lippen auf den Mund drückte und sie küsste.
 
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Iwamoto Shai

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Endlich hatte sie es geschafft und war sichtlich stolz auf sich selbst. Immer wieder hatte Shai versucht, einen passenden Augenblick zu finden, um ihre tiefsten Gefühle aus der Seele hinauszusprechen - anhand von drei Worten - und hatte es nun geschafft, dem Sakkaku-Sprössling offen und ohne Scheu zu zeigen, wie wichtig er für sie war. Auch schämte sich das Mädchen nicht dafür, denn früher oder später hätte er es ohnehin erfahren. Außerdem, was war dabei, ihm zu sagen, dass sie ihn liebte? Es stimmte und spätestens, nachdem sie bei der Mission getrennt wurden, wusste sie, was diese drei Worte wirklich bedeuteten. Niemand anderen hätte sie nun lieber an ihrer Seite gehabt, als ihn, da sie wohl bei niemandem gerade so ruhig werden würde, wie in seiner Nähe. Im Moment brauchte sie ihn dringender als jeden anderen und konnte sich schon gar nicht mehr vorstellen, ein Leben ohne Shiro zu führen, da dieser Gedanke für das blonde Mädchen schier unmöglich war. Nie wieder Shiro vor sich zu haben, in seine Augen zu schauen und Stück für Stück den Panzer zu durchbrechen, der Shiros wahre Gefühle stets versteckt hatte und nur schwer hinausließ. Dennoch hatte es Shai irgendwie geschafft, den sonst zu ruhigen und kühlen Jungen etwas aufzutauen, sodass er nicht mehr allzu nervös in ihrer Nähe war und sich durchaus einiges antun konnte, woraus Shai sich einen Spaß machte. Das beste Beispiel wäre wohl der Fluss gewesen, den die beiden besucht hatten, als sie dank Yuudari Mizu drei entlaufene Katzen wieder einfangen mussten und sich schlussendlich komplett außerhalb von Konohagakure befanden. Die Szene mit dem Wolf war ebenso genial und dank der Katze, die Shai damals an der Wange verletzt hatte, funkte es zum ersten Mal zwischen den beiden - zumindest fand Shai einfach keinen besseren Zeitpunkt, um dies zu behaupten. Er hatte sie unbewusst berührt, indem Shiro ihr leicht das Blut von der Wange wischte und sie sich in seinen ausdrucksvollen Augen verfang. Zwar wurde die Szene schnell wieder gelöst, jedoch brannte sie sich für den ersten Zeitpunkt fest in das Gedächtnis des Mädchens ein. Ab hier wurde ihr klar: Er war toll. So kühl und ernst wie er sich gab und wie er auf das Mädchen damals wirkte. Unnahbar und unantastbar, wie, wenn man bei sternenklarer Nacht versuchte, sich mit der bloßen Hand einen Stern zu greifen. Nun aber stand er direkt vor ihr, hielt sie fest in seinen Armen und schenkte ihr das wichtigste Gefühl überhaupt: Vertrauen. Shai fühlte sich extrem wohl bei ihm, wusste, dass er ein Mensch war, dem man alles anvertrauen konnte, ohne, dass er darüber lachte oder es weitererzählte. Sie wusste, dass er für sie da wäre, wenn sie ihn am meisten brauchte, dass er sie aufheitern würde, wenn es ihr schlechtging, dass er ihr Halt gab, wenn Shai sich am Boden zerstört fühlte, dass er da sein würde, wenn sie ihn am dringendsten brauchte und sie wusste auch, dass er sie niemals wieder alleine lassen würde, denn das wäre für das Mädchen ein ziemlicher Untergang. Niemals wieder wollte sie von den Menschen allein gelassen werden, die ihr am meisten bedeuteten. Sie wollte lachen, fröhlich sein und am liebsten alles vergessen, was sie innerlich quälte - deswegen brauchte sie Shiro. Früher hätte sie sich nie eingestehen können, dass es wohl mal einen Menschen geben würde, der in ihrem Leben eine sehr wichtige - wenn nicht sogar die wichtigste - Rolle überhaupt einnahm. Vielleicht hätte Shai sogar gelacht und geantwortet, dass sie niemanden brauchte und auf sich selbst aufpassen konnte. Jetzt, wo man das Mädchen einigermaßen kennenlernen durfte, merkte man, dass sie ihre wahren Gefühle meist hinter einer gespielten Fassade versteckt hatte und sie nie ans Tageslicht kommen ließ, in der Angst, etwas falsch oder sich zum Affen zu machen. Immer hatte sie sich von intensiven Gefühlen abgelenkt und die Leute vergessen, doch Shiro war anders. Bei ihm spürte sie zum ersten Mal, dass es sie richtig erwischt hatte - schon als sie ihn das erste Mal zu Gesicht bekam. Alles an ihm war etwas Besonderes, doch konnte das blonde Mädchen nicht genau sagen, was sie denn so besonders an ihm fand... Wenn jemand ihr exakt diese Frage stellen würde, hätte sie nur schlicht geantwortet: "Alles." Und das stimmte auch, denn Shiro war ein besonderer Mensch, mit dem sie am liebsten für immer ihr Leben verbringen wollte. Ob das Schicksal ebenfalls mitspielte? Möglich, denn schließlich hatte es dem Mädchen verholfen, ihre verlorene Liebe wiederzufinden und sie vereint, was - so sah das Shai - ihre Beziehung und ihre Gefühle noch um einiges intensiviert hatte. Doch genug der Gedankengänge, nun war es nämlich erst einmal wichtig, sich wieder voll und ganz auf die Situation zu konzentrieren, in der sich Shai befand und abzuwarten, was Shiro auf ihre Worte sagte bzw. ob er überhaupt etwas darauf erwiderte. Es wäre traurig, wenn es ihn kalt lassen würde oder er nicht herausbekam, doch konnte sie nicht alles von ihm verlangen... Wenn Shiro sie nun zurückstieß, wäre das zwar wie ein Schlag ins Gesicht, jedoch konnte sie sich die Zuneigung von ihm nicht erzwingen, die sie für ihn empfand. Es war etwas sehr Wertvolles und Ernstzunehmendes, deswegen hoffte Shai auch, dass er nicht mit ihren Gefühlen spielte oder sie gar ausnutzte - was sie sich aber keinesfalls bei Shiro vorstellen konnte. ~

Das Weinen hatte das Mädchen eingestellt, denn sie fühlte sich nach ein paar Minuten Tränen vergießen um einiges erleichteter, als vorher. Sie war froh, dass die aufgestauten und durcheinandergebrachten Emotionen für alle mal wegwaren und das Mädchen wieder klar denken konnte, sodass eine peinliche Situation wie die im Wohnzimmer, wohl nicht mehr stattfinden würde - hoffte sie zumindest. Trotzdem konnte sie sagen, dass es wohl nur Shiros Verdienst war, sie wieder zu fröhlich und lebhaft wiederzufinden, wie der Junge sie damals kennengelernt hatte. Ihre Augen hatten zwar noch einen ziemlich feuchten Glanz, zeigten aber deutlich die Glückseligkeit, die sich gerade im Körper des Mädchens breitmachte und sie vollends übernahm. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass Shiro Blickkontakt zu ihr suchte, welchen sie auch sofort aufnahm und aufrechterhielt, um abzuwarten, was als nächstes folgte. Doch das, was sich ihrem Anblick gerate bot, hätte sie - zumindest bei Shiro - nicht für möglich gehalten: Es schien, als hatte auch Shiro einige Emotionen, die anders als mit Tränen nicht ausgedrückt werden konnten und nun aus ihm herausquollen, was Shai unwiderruflich zum Schmunzeln brachte. Ihre drei Worte hatten ihre Wirkung also nicht verfehlt, Shiro direkt getroffen und wohl einiges in dem Jungen durcheinander gebracht, zumindest so heftig, dass er anfing, vor ihr Tränen zu vergießen. "Kawaii*...," dachte Shai und konnte es sich gerade noch so verkneifen, ein viel breiteres Grinsen aufzusetzen, denn das hätte garantiert die gesamte Stimmung zwischen den beiden zerstört. Naja, aber einerseits hätte sich Saishiro dann keine Gedanken mehr darüber machen müssen, sie wieder auf den Boden der Realität zu holen - diesen hatte sie nämlich erreicht und wollte auch gar nicht mehr weg davon. Wie dem auch sei. Shiros darauffolgende Worte bestätigten ihr, dass er genauso intensiv fühlte, wie Shai selbst und ebenfalls keine Scheu hatte, dies offen zuzugeben - zwar mit Tränen in den Augen, doch störte das Mädchen sich ohnehin nicht daran. Wann sah man den Sakkaku-Sprössling schon mal weinen? Doch als Shiro sich langsam dem Mädchen näherte, vermischte sich die intensive Glückseligkeit mit ein wenig Aufregung, denn man konnte deutlich erahnen, was als nächstes passieren würde. Schon damals bei der unglücklichen Mission, hatte Shai gedacht, sie müsse explodieren, denn ihr Körper nahm wirklich jede einzelne Emotion in sich auf, woraufhin ihre Magengegend unaufhörlich zu kribbeln begann. Ob dies noch etwas mit dem Fieber zu tun hatte, wusste sie nicht, jedoch konnte sie durchaus sagen, dass es etwas Schönes war, wenn sie Shiro so nahe sein durfte. Shais Augen hefteten sich an die Lippen des Sakkaku-Jungen, die von Sekunde zu Sekunde näher kamen und sich schlussendlich auf ihren Mund ablegten, woraufhin dieses extreme Kribbelgefühl von damals in ihrer Magengegend aufflammte. Wie schön es sich anfühlte, dachte sie und schloss während des Kusses ihre Augen, um wirklich alles in jenem Moment einfangen zu können, was Shiro in ihr auslöste. Zuviele Gefühle bekriegten sich in ihrem Körper, doch fühlte es sich wunderschön an, um dieses Gefecht wirklich als 'Krieg' bezeichnen zu können. Und nun? Lange konnten sich die beiden im Gang nicht mehr küssend in den Armen liegen - obwohl es Shai rein gar nichts ausmachen würde - weshalb das Mädchen auch die erste war, die den Kuss nach einer langen Ewigkeit löste. Ihre Gesichter waren immer noch nah beieinander und Shai schenkte ihm ein warmes und vertrautes Lächeln, um zu zeigen, dass es ihr nun um einiges besser ging, als vor einigen Augenblicken zusammen mit Akiko im Wohnzimmer. Doch augenblicklich legte sich die Handfläche Shais auf die warme Wange des Jungen, um sanft die Tränen wegzuwischen, die sich dank seines Emotionsschubes ihre Wege über sein Gesicht bahnten...

"Hey...," begann sie und musste leise kichern, "...es ist okay. Es reicht, wenn ich weinen musste." Ein Zwinkern huschte über ihr Gesicht, ehe sie ihm noch einen leichten Kuss auf die Wange drückte und sich danach vorsichtig aus der innigen Umarmung löste. Nun war es für Shai an der Zeit, mal einen genaueren Blick auf das Zimmer zu werfen, dessen Tür so einladend offen stand. Gehörte dieses Zimmer Shiro? Mit leisen Schritten näherte sie sich dem Türrahmen, fuhr mit der Handfläche über das glatte Holz und verschaffte sich dann Eintritt, um nun vollkommenen Ausblick auf das Chaos zu haben, was sich ihr bot. Was hatte hier gewütet? Alles war recht ramponiert, zerstört und vollkommen gewaltsam behandelt worden, was das Mädchen stutzen ließ. Es musste das Zimmer von Shiro sein, denn es passte einfach irgendwie zu ihm. Natürlich nicht das Chaos, sondern die allgemeine Einrichtung, sofern sie nicht zerstört auf dem Boden herumfliegte oder zerschmettert in einer Ecke lag. Ein trauriger Anblick eigentlich und wenn Shai ein wenig nachdachte, dann würde das Mädchen schnell darauf kommen können, wieso Shiro dieses Chaos zustande gebracht hatte. Es war wegen ihr. Bestimmt. Niemand sonst würde ohne Grund sein eigenes Zimmer demolieren.. aber... wieso stand überhaupt die Tür sperrangelweit offen, sodass jeder x-beliebige hineinschauen konnte? Wollte Shiro, dass Shai nun sah, wie er unter ihrer Abwesenheit gelitten hatte? So musste es sein, doch das Mädchen wusste nun, wie sie das wieder gut machen konnte: Sie musste nur für ihn da sein und ihm beweisen, dass sie ihn niemals freiwillig erneut verlassen würde. Doch... irgendwie hütete sie sich davor, sich aufs Bett zu setzen und den heutigen Tag bereits zu beenden. Die Nacht war noch jung und laut Uhr, die sich - gott sei dank - noch nicht vollends zertrümmert auf einem kleinen - leider zertrümmerten - Tischrest stand und Shai eine Zeitangabe präsentierte, war es gerade mal knapp 22 Uhr vorbei... Bei dem Gedanken, dass es bereits 22 Uhr war, musste Shai unwillkürlich grinsen, denn Ichinose-san, die Heimleiterin, würde sich bestimmt vor Sorgen in die Hose machen - falls ihr Shais Verschwinden überhaupt aufgefallen war. Man wusste ja nie. Da der Raum gerade aber alles andere als positiv auf das Mädchen wirkte, betrachtete sie noch einmal alles im Schnelldurchlauf, um sich auch gleich wieder umzudrehen und sich an den silberhaarigen Shiro zu weden, der lässig im Türrahmen stand un Shai zu beobachten schien. "Hmmm..," fuhr es dem Mädchen über die Lippen, während sie nachdenklich die Stirn kräuselte. Dieses Haus war enorm groß, das wusste sie auch schon, als sie draußen vor der Tür stand und das Riesending von unten herauf gemustert hatte. Wieviele Zimmer hatte es? Und vor allendingen: WAS hatte es alles für Zimmer? Vielleicht hatten sie ja auch..? Sich bei dem Gedanken an ein heißes, blubberndes und wohltuendes Bad auf die Unterlippe beißend, musste sich das Mädchen beherrschen, nicht gleich vollends diesen Träumen ausgeliefert zu sein, doch die Zeit, in der Shai ein richtig tolles Bad genommen hatte, lag ziemlich weit zurück. Sie liebte heiße Bäder, heiße Quellen und alles was dazu gehörte... wieso sollten die Sakkakus so etwas denn nicht haben? Da Shiro dies am besten wissen musste, zögerte das Mädchen nicht lange, schenkte dem Jungen ein Lächeln und sprach ihre Frage direkt aus:

"Sag mal, Shiro-kun...," begann sie und verschränkte die Arme leicht hinter ihrem Rücken, was ziemlich niedlich aussah, aber dennoch vollends der Persönlichkeit des Mädchens entsprach, "...ihr habt nicht zufälligerweise ein tolles Bad, in dem man zu zweit Platz hat... ?" Wie Lust sie doch hatte, nun in einem heißen Bad zu entspannen, das wohlige Wasser zu genießen und zusammen mit Shiro ein wenig den Abend verbringen, ohne in seinem Zimmer sitzen zu müssen und sofort zu schlafen. Jetzt, wo sie hier war, konnte er sie auch ruhig mal etwas mit dem Haus bekannt machen, wobei er ihr sofort sozial das Bad oder einen sonstigen Raum zeigen durfte, den sie - wenn es möglich war - sogar mal ausprobieren wollte! "Duu... hast doch sicher nichts dagegen mit mir... zu baden...," hier stoppte das Mädchen nun kurz und legte zuckersüß ihren Kopf schief, um ihrer darauffolgenden Frage ein wenig mehr Nachdruck zu verleihen: ...oder?" Voller Erwartungen blickte sie dem Jungen in die bernsteinfarbenen Augen und wartete gespannt auf eine Antwort seinerseits... ~
___________
*Kawaii = Süß, niedlich <3
 
S

Sakkaku Saishiro

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Nur ungern löste sich Shiro aus dem innigen Kuss mit Shai und hätte das Mädchen nicht diesen Schritt gemacht, dann wäre das ganze hier wohl noch Stunden weiter gegangen. Doch der Junge wusste, dass es klüger war nicht einfach so knutschend auf dem gang herumzustehen. Sie waren heute Abend schon einmal überrascht worden und er bezweifelte stark, dass seine Mutter schlafen gegangen war und er traute ihr alles zu, selbst dass sie die beiden hier irgendwie heimlich beobachtete. doch das war ein alberner Gedanke, es war niemand hier, niemand außer ihm und Shai, die er noch immer umarmt hielt, auch wenn sie den Kuss gelöst hatten. Sie blickten sich in die Augen und er konnte sehen, wie Shai nun, endlich, ein Lächeln aufgesetzt hatte und er konnte spüren, wie gut es ihm tat zu sehen, dass es ihr gut ging. Er selbst lächelte leicht, immerhin hatte dieser intime Moment eben seine Gefühle innerlich mal wieder explodieren lassen und kreuz und quer durch seinen Körper geworfen, wobei das Kribbeln in seinem Bauch, was sich eher so anfühlte als ob sich wirklich alles in ihm wand vor Aufregung, ihm am intensivsten aufgefallen war. Natürlich davon abgesehen, was er mit seinem Mund hatte erleben dürfen. Glücklich sah der Junge, wie das Lächeln von Shai noch eine winzige Spur breiter zu werden schien, als sie ihm plötzlich eine ihrer warmen Hände auf seine Wange legte, die, wie er merkte, ebenfalls am glühen war, und begann ihm sanft seine einzelnen Tränen wegzuwischen. Mittlerweile hatte er natürlich wieder aufgehört zu weinen, es hatte ihn einfach so überkommen, als der Moment mit dem Mädchen einfach zu emotional wurde, selbst für ihn. Wobei, was hieß hier 'selbst für ihn'? Vielleicht würde er auch öfters mal weinen, wenn ihm öfters im Leben mal solch emotionalen dinge geschahen, doch war das simpel nicht der Fall, wodurch dieser Augenblick zusammen mit Shai noch wichtiger für ihn wurde. Er sah, wie Shai ihren Mund öffnete und wartete gespannt auf das, was sie ihm zu sagen hatte.

Diese kleine, freche..., dachte sich Shiro in Gedanken, musste jedoch sofort selber ein klein wenig breiter grinsen, da er wusste, dass es lieb gemeint war von Shai und er wusste, dass er sich ihr gegenüber nicht für seine Gefühle und den damit verbundenen Folgen schämen musste. Trotzdem war es irgendwie ironisch, dass sie ihm nun genau das vorhielt, was er sich vor wenigen Minuten noch selbst gedacht hatte. Doch selbst wenn diese Worte Shiro irgendwie hätten verletzen können, was sie keinesfalls taten, hätte der kurze Kuss, den Shai ihm sofort darauf auf die Wange gab, ihn seine Wut sofort wieder vergessen lassen. Das Mädchen löste sich nun auch aus der Umarmung und schritt vorsichtig in Richtung von Shiros Zimmer zu. hatte er sich vorhin noch gedacht, es wäre das beste Shai ein ramponiertes und in Mitleidenschaft geratenes zimmer zu zeigen, so wünschte er sich jetzt er hätte es ihr zeigen können, wie es aussah, wenn nicht gerade alle Möbel kurz und klein geschlagen waren, denn mit Ausnahme seines großen Bettes, auf das er sich in seiner trauer immer verzogen hatte, war kaum etwas heil geblieben. Sein Nachtkästchen hätte man wohl nicht mehr als solches identifizieren können und auch seinen Kleiderschrank konnte man nur noch daran erkennen, dass er sperriger und größer war als die restlichen hölzernen Überreste, die entweder auf dem Boden lagen oder an die wand gelehnt waren. Selbst sein großer Schreibtisch hatte sehr unter seiner Verzweiflung leiden müssen und er hatte lediglich den Teil des Tisches verschont, auf dem seine Uhr stand. Er hatte sie wirklich gebraucht, weil er ansonsten jegliches Zeitgefühl verloren hätte, was seine Lage noch einmal verschlimmert hätte. Was mochte Shai wohl nun von ihm denken? Hatte sie eine Ahnung, dass sie der Grund war, warum er alles hier drinnen zerstört hatte? Shiro wusste es nicht und konnte sich für keine der beiden Optionen wirklich entscheiden, von daher ließ er diese Frage einfach offen. Allerdings interessierte es ihn, ob Shai irgendetwas zu seinem Zimmer zu sagen hatte. Wenn, dann wäre es wahrscheinlich irgendein lustiger Spruch über dessen jetzigen Zustand gewesen, zumindest konnte er sich bei Shai sehr gut vorstellen. Bei der echten Shai. Bei der Shai, die er nun hoffentlich zurück ins Leben geholt hatte und sich nicht mehr so schüchtern und unsicher verhielt. Ihm gefiel es einfach viel mehr, wenn man in ihren Augen jederzeit ihre Lebensfreude sehen konnte, es hatte irgendwie etwas ermutigendes und aufheiterndes an sich. Wobei Shiro sich sicher gleich verfluchen würde, wenn er erkannte, dass er mit der alten Shai auch den Teil wiedergeholt hatte, dem es offenbar einen riesigen Spaß bereitete kleine Spiele mit ihm zu treiben und zu sehen, wie weit sie eigentlich bei ihm gehen konnte.

Shiro, der sich lässig mit vor der Brust verschränkten Armen an den lehnte und Shai bei ihrem kleinen Rundgang durch das Zimmer beobachtete, sah nun wie das Mädchen auf ihm zukam und ihm ein süßes Lächeln schenkte, ehe sie sich in einer ebenso süßen Haltung vor ihn stellte und ihm eine kleine und wie es aus ihrem Mund klang schon beinahe beiläufige Frage stellte, nämlich ob sie... zusammen Baden würden. Shiro schaffte es nicht, seinen überraschten Gesichtsausdruck zu verbergen, doch zumindest gelang es ihm sein Kinn davor zu bewahren auf den Boden zu knallen, auch wenn sich sein Mund vor Verwunderung trotzdem leicht geöffnet hatte. Offenbar hatte Shai es heute mit ihren irgendwie zweideutigen Fragen, zumindest erinnerte Shiro diese hier ungemein an die Szene, die sich eben noch im Wohnzimmer abgespielt hatte. Doch was dachte er eigentlich gerade so lange nach, Shai hatte ihm eine Frage gestellt und erwartete eine Antwort von ihm, wobei ihm das nicht gerade leicht fiel. Wie sie ihn da anschaute, mit ihrem zuckersüßen Ausdruck auf dem Gesicht, konnte er sich noch weniger konzentrieren und musste einmal kurz leicht schlucken. Hier kam es nicht einmal mehr darauf an, ob er wollte oder nicht, er musste es tun! Er hatte ihr immerhin gerade gesagt, dass er sie liebte, ebenso wie sie ihm das gestanden hatte. Wie würde es wohl rüberkommen, wenn Shiro nun sofort ihre erste Bitte abweisen würde? Aber was war das auch für eine Bitte, schoss es dem Jungen direkt danach durch den Kopf. Sie wusste doch ganz genau, wie schwer es ihm fiel auf solche Dinge zu reagieren, denn auch wenn es wohl sonst kaum Momente gab, in denen der Junge schüchtern war, das hier war ganz klar einer und Shiro wurde das Gefühl nicht los, dass Shai es regelrecht genoss ihn hier so zappeln zu sehen. Aber schlussendlich hatte er sich die Antwort schon gegeben... er musste mitmachen. Und es war ja auch nicht so, als ob er nicht wollte, aber der Gedanke, alleine mit Shai ein bad zu nehmen... es ließ ihn einfach ziemlich nervös werden und wenn er nervös wurde, dann unterliefen ihm Fehler und eigentlich hatte er nicht vor was Shai anging irgendwelche blöden Fehler zu machen. Es ist doch nur ein kleines, harmloses Bad das sie nehmen möchte, mehr nicht... was denkt sie von dir, wenn du schon vor so etwas Angst hast?, rief sich Shiro in seinem Kopf zu und versuchte nun wieder Zuversicht auf sein Gesicht treten zu lassen, ehe er dem Mädchen antwortete. Wenn sie ihn doch nicht gleichzeitig so ansehen würde, dass es ihm ganz den Kopf verdrehte!

"Also, wir haben da schon das ein oder andere Bad in unserem Haus und die sind groß genug um auch mehr als nur zwei Personen aufzunehmen, von daher denke ich... dass es kein Problem sein sollte, wenn wir zusammen ein bad nehmen.", sprach Shiro nun aus, wobei es ihn viel mehr Überwindung gekostet hatte die letzten Worte wirklich zu sagen, als er sich bis eben noch gedacht hatte. Einen Augenblick lang noch blieb er ruhig an seinen Türrahmen angelehnt, ehe er sich langsam von diesem losmachte und kurz einen gang auf den gang hinter sich warf. Es war alles vollkommen leer und es hatte auch nicht den Anschein, als ob hier jeden Augenblick irgendjemand vorbeigehen würde. Doch kam Shiro nun unweigerlich der Gedanke in den Kopf geschossen, was wohl passieren würde, wenn man die beiden bei einem nächtlichen Bad erwischen würde. Naja, Akiko selbst hatte vorhin noch gemeint, sie könnten tun und lassen was sie wollten, so lange sie nur leise seien... wobei er sich mittlerweile ziemlich sicher war, dass sie das nur gesagt hatte, weil sie sofort Shais Zustand erkannt hatte und es für das beste hielt, ihrem Ausrutscher keinerlei Bedeutung zukommen zu lassen. Aber wer war seine Mutter schon, dass sie ihm in Sachen Liebe irgendwelche Vorschriften machen konnte? Shiro warf einen kurzen Blick zurück zu Shai und lächelte ihr kurz entgegen, ehe er seine Stimme erhob. "Ich denke mal, da du bisher noch nicht wirklich die Gelegenheit gehabt hast jedes Zimmer in diesem Haus abzuchecken, werde ich dich zum Bad führen. Wenn wir Glück haben, dann sollte dort eigentlich alles schon bereit stehen, was Handtücher und ähnliches angeht...", sagte Shiro und merkte schnell, dass er versuchte mit irgendwelchen unnötigen Informationen Zeit zu schinden. Er hielt es für das beste hier einfach aufzuhören zu erzählen und die beiden zu einem der Bäder zu führen, den Rest würde Shai ohnehin gleich selber zu Gesicht bekommen.
 
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Iwamoto Shai

Guest
Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde noch eine Spur breiter und auch das Glänzen in ihren Augen wirkte lebhafter, während sie den Sakkaku-Sprössling eingehend musterte, um auf eine Antwort seinerseits zu waren. Er schien zu zögern - zumindest brauchte er für eine Antwort sehr lange, bis er sie über die Lippen gebracht hatte und das Mädchen ihre Augen kurz darauf etwas weitete. 'Das ein oder andere Bad'. Was bedeutete das? Wieviele Bäder hatte denn dieses Haus? Bei dem Gedanken begann Shai gedanklich einen Querschnitt des Hauses anzufertigen und zu schätzen, was sich denn hier alles für Räume tummelten und wie sie eingerichtet waren bzw. wieviele es von den Räumen etwa gab. Doch schon bald gab sie auf. Es machte keinen Sinn, sich etwas vorzustellen, was man noch nicht einmal ganz besichtigt bzw. erkundet hatte, weswegen Shai ihre Gedankengänge abbrach und ihrem Freund in die Augen schaute. Immer noch schien Shiro ziemlich angespannt zu sein, was wohl eher daran lag, dass er noch nie mit einem Mädchen gebadet hatte - sie konnte es verstehen. Auch sie selbst war ziemlich aufgeregt, denn solche Momente waren immer irgendwie 'intim'. Ein besseres Wort fiel dem Mädchen gerade nicht ein, da sie das Gefühl - auch wenn sie scharf nachdachte - nicht wirklich beschreiben konnte... Es war einfach etwas Besonderes, was nicht immer stattfand und die beiden vielleicht noch ein kleines Stückchen näher brachte. Genau. So musste es sein. Unwillkürlich befand sich Shai mit ihren Gedanken wieder bei vergangenen Momenten, die besonders wichtig für die beiden waren und erheblichen Einfluss auf ihre Zuneigung hatten. Immer wieder steigerten sich die gefühlvollen Momente und intensivierten die Gefühle für den jeweils anderen, sodass es immer zu neuen, bedeutenden Momenten kam - bis sie an eben jenem angekommen waren. Sie standen im Gang, hatten ihre innersten Gefühle preisgegeben, was dem Mädchen sehr wichtig war, denn nun konnte sie ohne zu lügen sagen, dass er derjenige war, mit dem sie für immer zusammenbleiben wollte. Nie wieder wollte sie von seiner Seite weichen, für immer bei ihm bleiben und die Zeit mit ihm genießen, die die beiden verbrachten. Es tat so gut, zu fühlen, wenn man geliebt wird und jemanden zu haben, der für einen da war - egal, was kam oder kommen würde. Das schätzte Shai sehr an Shiro. Dennoch hielten die kurzen Gedanken nicht länger an, da Shiro nochmals seine Stimme erhob, um ihr zu sagen, dass er sie nun zum Bad führen würde, in dem bereits alles vorbereitet sein müsste. Shai nickte kurz und verlor sich danach wieder in Gedanken: "Scheinen ja alle ziemlich vorausschauend zu sein..." Alles schon bereitzulegen für ein eventuelles Bad machte die Sache noch einfacher und praktischer, denn dann müssten die beiden sich das nicht selbst holen bzw. einrichten.

Der Weg der beiden führte durch unzählige Gänge, deren Zimmern teils offen teils geschlossen waren und Shai bei den geöffneten Zimmer immer wieder einen Blick hineinwarf. Gästezimmer, kleine Badezimmer, wieder Schlafzimmer und auch einige Zimmer, deren Bedeutungen das Mädchen nicht wirklich einschätzen konnte. Es war einfach von allem etwas dabei und das nicht nur einzelnd, sondern doppelt bis dreifach! So etwas kannte sie eigentlich nur von ihrem Heim, doch da sah das weit nicht so luxuriös und schön aus, wie das Haus von Saishiro und seinen Eltern. Irgendwie genoss sie den Aufenthalt hier, denn anhand des Ambiente konnte sie sich mal vorstellen, wie es war, in einem anderen Status zu leben und sich verwöhnen zu lassen - wie jetzt. Wer badete schon alle Tage in einem großen Bad? Niemand, deswegen musste sie die Zeit - die mit Shiro noch viel kostbarer war - komplett ausnutzen. Nicht immer würden die zwei die Zeit finden, soviel Zweisamkeit auf einen Haufen aufzubringen und sie zu genießen - irgendwann werden sich die Wege der zwei wieder trennen müssen, zumindest dann, wenn jeder von ihnen wieder ein Team hatte, mit dem er Missionen vollbrachte. Ja. Sie würden wieder getrennt werden und sich seltener sehen, was dem Mädchen jetzt schon den Magen umdrehte. Unwillkürlich erlosch ihr Lächeln auf den Lippen, ehe sie mit gesenktem Haupt dem silberhaarigen Sakkaku folgte, bis sie schließlich vor einer riesengroßen Holztür befanden, die Shiro nun öffnete... Sofort fiel helles Licht auf den dunklen Gang, was das Mädchen leicht blendete und sie sich kurz die Hand vor die Augen halten musste. Ein Rauschen war zu hören. Irgendwie erinnerte es sie an kleine Wasserfälle, deren Rauschen das Mädchen immer wieder beruhigten, sofern sie sich in der Nähe eines dieser entspannenden 'Wunder' befand. Sie wollte wissen, was es war und öffnete nun die Augen, ehe sich ihre Kinnlade leicht nach unten klappte. An das helle Licht hatte sich Shai bereits gewöhnt, musterte nun mit voller Ehrfurcht das große Badezimmer, welches sich direkt vor ihr befand und konnte einfach nicht glauben, was sich ihr hier bot. "..." Sie war sprachlos, bekam nichts über die Lippen. Das einzige, was sie tat, war dieses riesige Badezimmer zu begutachten. Als Shiro den Raum als erstes betrat, blieb Shai noch eine ganze Weile draußen stehen, denn irgendwie schien es, als sei sie vor lauter Staunen am Boden festgefroren. "Sugoi*..." Doch erst nach weiteren Momenten des Staunens, bemerkte das Mädchen, dass sie alleine im Gang stand, ordnete ihre Gedanken und folgte dem Sakkaku-Sprössling mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ins Badezimmer. Es war wunderschön eingerichtet und besaß in der Mitte ein großes, mit heißem Wasser gefülltes Becken, neben dem einige Liegen waren, auf denen sich die Gäste wohl ausruhen konnten, wenn sie sich von dem Baden erholen wollten. Etwas weiter von dem großen Becken entfernt gab es kleine Trennwände, über denen jeweils zwei Handtücher gelegt wurden und hinter denen man sich ungestört entkleiden konnte, um schlussendlich den ersten Schritt ins warme Nass zu tun. "Hm?", murmelte sie, als der silberhaarige Junge ihr kurz zunickte und dann auf die eben besichtigten Trennwände zeigen, hinter einer der Junge kurzfristig veschwand. Wollte er sich nun umziehen? Wahrscheinlich. Es wäre nicht verkehrt, wenn Shai ihm das gleichtat und ebenfalls hinter einer dieser schönen bestickten Trennwände verschwand, wo sie erst einmal tief ein- und ausatmete. Ihr Blick fiel daraufhin auf das weiße Handtuch, welches sorgfältig über die Trennwand gelegt wurde. Ohne groß nachzudenken, entledigte sich Shai ihrer Klamotten und wickelte dann das weiche Baumwollhandtuch um ihren schlanken Körper, sodass alle intimen und peinlichen Stellen gut verdeckt wurden. Irgendwie war das Mädchen aufgeregt, doch konnte sie einen Grund dafür nicht finden... Vielleicht war es einfach die Nähe, die sie gleich wieder zu Shiro aufbauen wird? Oder einfach die erdrückende Luft, die sich anhand des heißen Wassers im Badezimmer gebildet hatte? Möglicherweise auch beides zusammen.

Wie dem auch sei. Sie war fertig gerichtet und hatte sich ebend noch mit einem Zopfgummi die Haare nach hinten gebunden, damit diese sie beim Baden nicht unnötig behinderten. Bevor sie aber hinter der Trennwand vorkam, legte sie ihre Klamotten ordentlich zusammen, um sie dann später wieder hier hervorzuholen, sollten Shiro und Shai ihr nächtliches Bad beendet haben. Mit gemischten Gefühlen setzte sie ihren Schritt voraus, fühlte den warmen Boden unter ihren Füßen und bemerkte, dass Shiro noch gar nicht hinter seiner Trennwand vorgekommen war. Vielleicht zog er sich noch um und Shai war einfach schneller gewesen als er - ein lustiger Gedanke, denn bekanntermaßen brauchte Frauen immer länger als Männer. Kurz musste Shai grinsen, ehe sie auf das dampfende, heiße Wasser zulief und ihren rechten Fuß leicht hineinhob. Es war wirklich angenehm und sie freute sich tierisch, endlich mit ihrem ganzen Körper das Wasser an ihrer Haut kribbeln zu spüren. Gedacht, getan. Es dauerte keine Minute, bis das Mädchen sich nun vollkommen im Wasser befand, ihre Augen schloss und sich zurücklehnte, um die Entspannung, die ihr das Wasser gab, in all ihren Gliedern zu fühlen. Es war, als ob all der Stress auf einmal aus ihr herausquoll und Shai sich mit vielen Glücksgefühlen und Geborgenheit füllte... "Wunderschön."

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*Sugoi = Fantastisch
 
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S

Sakkaku Saishiro

Guest
Was mache ich hier eigentlich?

Stumm und ohne irgendwie auch nur auf die Idee zu kommen ein Gespräch mit Shai anzufangen, führte Shiro die beiden mit langsamen Schritten dem großen Badezimmer des Hauses immer näher. Klar, es gab noch mehr als genug andere Räume die sie ebenfalls hätten nutzen können doch gab es zwei Gründe die in seinen Augen dagegen sprachen. Zum einen wollte er Shai gleich ihr bestes Bad zeigen, da das zudem auch das einzige war, in dem schon alles vorbereitet war, vom warmen Wasser bis hin zu den Handtüchern die schon bereit lagen. Doch war der eigentliche Grund viel simpler, denn alle anderen Bäder waren seiner Meinung nach schlichtweg zu klein. Zumindest bekam er ein leicht mulmiges Gefühl in seiner Magengegend, wenn er sich vorstellte, dass er und Shai, mit nichts weiter als einem Handtuch bekleidet, nur wenige Meter von einander entfernt saßen und sich somit ziemlich nahe kamen, auch wenn sie das vielleicht gar nicht geplant hätten. Shiro hielt es für das beste ein Badezimmer aufzusuchen, in dem sie reichlich Freiraum hatten der sie trennte... er wusste, dass er sich mit diesem Verhalten wohl recht schwachsinnig benahm, zum einen da die beiden sich soeben ja sogar schon ihre Liebe gestanden hatte, zum anderen da Shai ja wohl nichts anderes im Kopf hatte als ein harmloses Bad... oder? Doch, so musste es sein, es konnte einfach nicht anders sein. Shiro hatte nämlich keine Ahnung was er tun würde, wenn das Mädchen auch nur irgendwelche Anstalten versuchen sollte sich in so einem Augenblick wirklich näher an ihn heranzuwagen. Einfach aus dem Bad steigen und verschwinden? Das wäre mehr als gefühls- und rücksichtslos, doch traute sich Shiro ohnehin alles zu, sollte sein Gehirn vor Aufregung mal abgeschaltet haben, egal was für Auswirkungen das dann haben sollte. Aber vielleicht sollte er einfach erst gar nicht so weit vorausdenken, sondern alles langsam auf sich zukommen lassen. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht als ihm einfiel wie oft er sich das eigentlich sagte und wie selten er sich letztendlich an diese Regel hielt. So tief in Gedanken versunken übersah Shiro beinahe schon die große Holztür, die sich mit einem Mal vor ihm und Shai auftat und die er schließlich ohne groß zu zögern aufdrückte und somit die Sicht auf das große Bad freigab.

Auch ihn blendet einen Moment lang das helle Licht, das den beiden entgegen strahlte, aber weil er damit gerechnet hatte war es kein Problem für ihn gewesen seinen Augen davor noch mit seiner Hand abzuschirmen, sodass er nicht direkt geblendet wurde. Da Shiro der Anblick der sich hier drinnen bot keineswegs etwas neues oder gar außergewöhnliches war, schritt er natürlich sofort weiter in den großen Raum hinein, bemerkte aber schnell, dass er nur noch seine eigenen Schritte vernehmen konnte und als er sich umdrehte konnte er erkennen, wie Shai wie versteinert zwischen den Angeln der Tür stand. Es war klar zu erkennen, dass der Anblick sie regelrecht umgehauen hatte und wenn das Wort nicht zu weit hergeholt schien, dann hätte man meinen können, dass eine Spur Ehrfurcht auf ihrem Gesicht erschienen war, als sie das große Bad musterte. Allerdings fing sie sich schnell wieder und was Shiro noch mehr freute, sie schien kein bisschen verunsichert zu sein, es hatte viel mehr den Anschein, dass es hier drinnen wirklich gefiel und sie sich nun noch einen Tick mehr auf das gemeinsame Bad freute. Als Shai nach wenigen Sekunden dann auch schon bei ihm angekommen war, deutete er mit einer kurzen Kopfbewegung in Richtung einer der Trennwände und zeigte dem Mädchen damit, dass er nun dahinter verschwinden würde um sich umzuziehen. Noch recht locker ging Shiro auf die Trennwand zu, doch gleich nachdem er hinter ihr verschwunden war, löste sich sein gesamter lässiger Ausdruck und sein Kopf begann wie wild zu arbeiten. Das konnte er jetzt doch nicht einfach so bringen, oder? Es war mitten in der Nacht, er und Shai hatten sich eben erst wieder entdeckt nachdem sie eigentlich gedacht hatten sich niemals wieder zu sehen, dann hatten sie sich ihre Liebe gestanden und nun standen sie davor ein gemeinsames Bad zu nehmen. Shiro wurde den unangenehmen Gedanken nicht los, dass das alles viel zu schnell verlief und er langsam doch mit der Situation überfordert wurde. Wusste Shai eigentlich, dass er bisher keinerlei Erfahrungen mit Mädchen hatte? Krampfhaft versuchte er sich an ihre gemeinsamen Gespräche zurück zu erinnern und nach einem Moment zu suchen, wo er so etwas mal erwähnt hatte, doch er fand nicht. Gleichzeitig fiel ihm auf, dass Shai ihrerseits niemals erwähnt hatte, ob sie denn schon einmal einen Freund gehabt hatte oder wie erfahren sie war. Was, wenn... nein, er musste aufhören jetzt über solche Dinge nachzudenken!

Shiro schüttelte heftig den Kopf um diese Gedanken daraus zu vertreiben und bemerkte plötzlich, dass er sich noch keines einzigen Kleidungsstücks entledigt hatte, obwohl er schon einige zeit hinter der Trennwand stand. Hastig fing er nun an sich auszuziehen und sich danach das weiße Handtuch eng um die Hüfte zu binden. Um einiges enger als üblich stellte er fest, doch wollte er auf Nummer sicher gehen, dass nicht mit einem Mal sein 'Handtuch baden ging' und er dann einen Moment in seinem Leben erfahren würde, der mit Sicherheit ein traumatisches Erlebnis für wäre. Ob er damit übertrieb? Wahrscheinlich, aber mal ehrlich, wer konnte ihm das verdenken? Nachdem Shiro fertig war und doppelt und dreifach abgesichert hatte, dass man rein gar nichts erkennen konnte außer seinem gut durchtrainierten Oberkörper und seinen Füßen, trat er langsam hinter der Trennwand hervor und hatte wieder eine einigermaßen entspannte Haltung angenommen. Auch wenn er ziemlich nervös war, so wollte er nicht unbedingt, dass Shai ihm das sofort ansah. Shiro schritt immer näher an den Rand des großen Bades heran und konnte nun einen Blick auf Shai werfen. In diesem Augenblick war er sehr froh, dass die Temperatur im Bad ihm eine sehr gute Ausrede dafür gab, warum sein Kopf denn so gerötet war. Auch wenn sich Shai schon komplett mit ihrem Körper unter Wasser befand, und auch wenn er ihre genaue Figur durch das Wasser nicht mehr als nur erahnen konnte, so ließ der Anblick, wie sie da so entspannt im Bad saß, seinen Herz doch deutlich schneller schlagen. Er wollte irgendetwas sagen, hielt es jedoch für das klügste im Moment einfach seinen Mund geschlossen zu lassen, da er sich sicher war, dass nur irgendetwas sinnloses und womöglich peinliches zu hören gewesen wäre. So stieg Shiro nun lediglich vorsichtig in das große Becken und ließ sich langsam vom angenehm warmen Wasser umschließen. Egal wie nervös er eben noch gewesen war, in den paar Sekunden in denen das Wasser über seine Schultern bis hin zu seinem Nacken trat und ihn vollkommen umspielte, war er die Ruhe selbst und entspannt wie selten und er schloss die Augen um diese Sekunden vollkommen auszukosten.

Doch auch dieser Augenblick war irgendwann ausgekostet und er öffnete seine Augen wieder und wusste im ersten Moment nicht wirklich, wo er denn hinschauen sollte. Eigentlich hätte er sich ja mal erkunden können wie es Shai so gefiel und ob sie vielleicht irgendetwas auszusetzen hatte, - was er sich allerdings nicht vorstellen konnte - doch er schaffte es nicht seinen Blick in ihre Richtung zu lenken. Macht ihr das hier eigentlich überhaupt nichts aus? Ist sie denn kein bisschen nervös?, fragte sich Shiro und war tatsächlich überrascht, wie locker Shai das alles hier aufnahm. Vielleicht war er es ja auch, der alles einfach nur falsch einschätze? Es war ja nicht so als ob er aus Erfahrung oder ähnlichem sprechen konnte, trotzdem war er der festen Überzeugung, dass es auch jedem anderen, der an seiner Stelle war, schwer fallen würde zu Shai zu blicken und nun ein normales Gespräch oder irgendwie so was anzufangen. Seien Blick stur auf die sich leicht gekräuselte Wasseroberfläche gerichtet, versuchte Shiro seine Gedanken zu ordnen und seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen und irgendwelche unnützen Gefühle zu unterdrücken, die ihn nur daran hinderten klar zu denken. Tatsächlich gelang ihm das so weit, dass er einen kurzen Blick auf das Mädchen werfen konnte und einen kurz Satz an sie richten konnte. "Toll hier, oder? Dieses Bad hier ist das einzige, das zu jeder Zeit bereits mit warmen Wasser eingelassen ist, so dass man es jederzeit benutzen kann...", sprach Shiro und war froh darüber, dass er nicht sinnloses gesagt hatte, auch wenn ihm klar, war dass er nicht gerade ein sehr interessantes Thema angeschnitten hatte. Doch sollte er sich einfach Zeit lassen, dann würde das schon besser werden... sein Blick fiel währenddessen von Shais Gesicht hinab auf ihre freien Schulter die etwas über der Wasseroberfläche lagen und von denen das Wasser langsam abperlte. Schnell jedoch wandte er seinen Blick wieder von diesem kleinen Schauspiel ab und betrachtete die Dekorationen im Bad, ganz so als ob er zum ersten Mal hier wäre und als ob ihn das ungeheuer interessieren würde.
 
I

Iwamoto Shai

Guest
Die warme aber gleichzeitig auch drückende Luft, sammelte sich langsam in den Lungen des Mädchens an, was das regelmäßige Atmen etwas erschwerte und Shai öfter Luft und intensiver Luft holen musste, als außerhalb des Bades. Es war nichts schlimmes, denn in solch einem Zimmer war das schwere Atmen zur Routine geworden, genauso, als wenn man sich in einer heißen Quelle vergnügte. Wunderschön, dieses prickelnde Gefühl auf der Haut zu haben und zu wissen, dass man sich nun endlich - nach etlicher Zeit - wieder vollends entspannen konnte. Schon lange nicht mehr konnte sich das Mädchen so hingeben wie jetzt, auch die Ehrfurcht gegenüber dem Haus, sowie der Selbstzweifel schienen so gut wie weggeblasen zu sein. "Vielleicht... muss ich mich einfach an den Lebensstand von Shiro gewöhnen. Es dauert nur ein Weilchen." Leise seufzend, richtete sich das Mädchen aus ihrer gemütlichen Position auf, öffnete ihre Augen und betrachtete die Oberfläche des Wassers, welches leicht Wellen schlug, berührte Shai dieses leicht mit dem Finger. Es beruhigte sie ein wenig, dem Spiel des Wassers zuzusehen, doch merkte sie auch bald, wie dieses Klima hier sie langsam aber sicher müde machte. Wo würde sie heute schlafen? Eigentlich musste Shiro ja davon ausgegangen sein, dass es nun das Beste für beide wäre, zu schlafen und hatte sie unwillkürlich zu seinem ramponierten Zimmer geführt. Das Bett stand zwar noch, doch konnte sich das Mädchen nicht wirklich vorstellen, dass er zusammen mit ihr in einem Bett schlafen wollte. Wieso eigentlich nicht? Auf der Mission hatten sich die beiden ja auch einen Futon geteilt und Shiro hatte sie gewämrt - warum dachte sie nun, dass es komisch wäre, so etwas noch einmal zu wiederholen? Diese gedanklichen Fragen betrafen nicht einmal sie selbst, sondern eher den Sakkaku-Sprössling. Wie oft hatte das Mädchen ihn in der Zeit der Zweisamkeit beobachtet? Wie oft sah sie einen unsicheren Glanz in seinen Augen? Wie oft bemerkte sie sein leichtes Zittern, wenn sie ihm nahe kam? Und wie oft hatte sein Herz schon unbeschreiblich heftig geschlagen.. nein sogar gerast!? Irgendetwas stimmte da doch nicht. Es musste etwas mit ihr zu tun haben, ganz sicher, denn einen anderen Grund konnte sich Shai wahrlich nicht vorstellen. Doch konnte sie ihn auch verstehen. Er war unsicher, weil er womöglich noch nie Erfahrungen mit einem Mädchen gemacht hatte und deswegen auch Angst hatte, etwas falsch zu machen. Konnte dies sein? Hatte er einfach nur Angst, sich ihr zu nähern oder offensiv zu werden, weil er dachte, in ihrer Gegenwart vielleicht etwas falsches zu sagen, einen falschen Schritt zu tun und eventuell sogar so weit zu gehen, Shai zu verjagen? Eine Tat, die alles verändern konnte, zu tun? Eigentlich hatte Shai diese Ängste, denn Shiro war ein Junge, der von Emotionen ziemlich geleitet wurde und oftmals nicht wusste, was zu tun war und wie man am besten vorgehen sollte. Wenn sich das Mädchen dann auch noch offensiv einschaltete, konnte es durchaus passieren, dass der Junge die Kontrolle über sein Bewusstsein verliert und Dinge tut, die er wohl später bereuen würde. Es war zum Haareraufen. Irgendetwas musste es doch geben, damit diese Unsicherheit aus dem Weg geräumt wird.. oder? Sollte sie ihn einfach darauf ansprechen oder es lieber nur indirekt erwähnen bzw. überhaupt nicht sagen? Sie musste es tun, denn sonst würde Shai irgendwann nicht mehr wissen, was sie tun soll. Doch wie brachte man es einem Menschen am besten bei, ohne gleich direkt zu werden? Es bedarf viel Konzentration diesen Schritt zu durchdenken, weswegen Shai merkte, wie sie sich langsam in ihren Gedankengängen verlor, um die Konversation zwischen ihr und Shiro imaginär abspielen zu lassen. Egal, was sie überlegte, es kam aufs selbe heraus: Shiro fühlte sich unwohl und versuchte, einen gewissen Abstand zu ihr zu haben. Das wollte sie nicht. Das wollte sie ganz und gar nicht! Sie wollte und brauchte seine Nähe, doch fand Shai es zu aufdringlich, ihm anhand von Taten zu zeigen, wie sehr ihr gefiel, dass die beiden sich so nahe waren. Es gab ihr das wunderschöne Gefühl, geliebt zu werden, beschützt zu werden und Geborgenheit zu haben - diese Gefühle zu intensivieren, das ist alles was sie wollte. Shai hatte ewig diese Emotionen nicht mehr fühlen dürfen und jetzt, wo es soweit ist, gab es immer noch das Hindernis, dass beide wenig Erfahrungen in Sachen Freund/Freundin hatten. Nicht, dass Shai sich nicht trauen würde, in die Offensive zu gehen, es war eher so, dass sowohl Shai und Shiro viele Sachen schlichtweg anders auffassten und somit auch anders mit ihnen umgingen. Der eine eher passiv, die andere aktiv. Wo sollte das nur hinführen? Brauchten sie eventuell nur ein wenig Zeit, um sich daran zu gewöhnen? Ging das Shiro vielleicht einfach zu schnell? Möglich, doch nicht bewiesen, sollte man nicht zuerst nachgefragt haben. Sie würde es tun, spätestens dann, wenn Shiro hinter der Trennwand vorkam und sich zu ihr gesellte... Shai würde den richtigen Augenblick finden, sie wusste das.

Das Mädchen seufzte kurz und senkte ihren Blick wieder auf die sich kräuselnde Wasseroberfläche. Ein Gesicht spiegelte sich darin wieder, zwar nicht ihr eigenes, doch reichte es aus, um sie kurzzeitig aufschrecken zu lassen. Sie hatte in ihren ganzen Gedankengängen nicht einmal bemerkt, wie sich Shiro ihr nähherte und sie betrachtete. Naja, betrachten konnte man es nicht wirklich nennen, denn gerade als sie ihren Blick anhob und ihm zulächeln wollte, wandt Shiro selbst seinen Blick wieder von ihr ab. "Huh?", fuhr es ihr flüsternd über die Lippen, doch versuchte sie nicht ein wiederholtes Mal, sich Blickkontakt mit ihm zu verschaffen, sondern begann, den Jungen aufmerksam zu mustern. Zwar hätte sie sein hartes Training niemals angezweifelt, konnte aber trotzdem nicht glauben, wie gut er eigentlich ohne Bekleidung seines Oberkörpers aussah. Unkontrolliert stieg das Blut in ihr hoch, doch die rote Gesichtsfarbe verriet das Mädchen dank des drückenden Klimas nicht - Gott sei Dank, denn wie hätte sie bitteschön dagestanden, hätte er gewusst, wieso sie rot geworden war? Egal. Sie musste sich auf etwas anderes konzentrieren und sich von seinem Anblick abwenden, was ihr auch gelang, nachdem der Junge endlich das warme Wasser betreten hatte. Wieder atmete das Mädchen erleichtert aus und entspannte ihre Glieder, da sie auf keinen Fall den Eindruck machen wollte, das irgendetwas sie gerade leicht aus der Fassung gebracht hatte... zumindest gelang ihr das sehr gut, denn schon nach einigen Atemzügen konnte sie von sich behaupten, dass sie das Bild von gerade eben wieder aus dem Kopf draußen hatte. Ihre blauen Augen wanderten aber schon bald wieder zu ihrem Gegenüber, der die Augen leicht geschlossen hatte, um das warme Wasser zu genießen. Okay, das konnte sie ihm nicht verübeln, denn selbst sie war beim ersten Betreten des Beckens vollkommen aus dem Diesseits getreten. Ein leichtes Lächeln fuhr über ihre Lippen, verblasste aber genauso schnell wieder, wie es gekommen war. Der Grund war kein anderer als Shiro gewesen, der selbst jetzt - nachdem er seine Augen wieder geöffnet hatte - keinen Blickkontakt zu der blonden Shai herstellen konnte. Was war los? War ihm diese Situation wirklich so extrem unangenehm? Während Shai so darüber nachdachte, kamen ihr plötzlich wieder solche Flausen wie: 'Vielleicht hätte ich diesen Vorschlag niemals machen sollen. Es wäre besser gewesen, hätten wir im Bett gelegen und geschlafen.' Doch einerseits wollte sie hier diese Zeit mit ihm verbringen, noch nicht schlafen, sondern das auskosten, was ihnen noch blieb. Sie wollte diesen Tag noch nicht abhaken, lieber noch bei vollem Bewusstsein spüren, wie es war, mit Shiro zusammenzusein und ihn an ihrer Seite zu haben. Sie wollte bei ihm sein, ihm zeigen, wie sehr sie seine Nähe brauchte - doch traute sie sich nicht! Sie traute sich nicht, mit der Angst, ihm damit auf die Nerven zu gehen oder ihn gar damit zu überrumpeln. Unter dem Wasser verkrampften sich leicht die Hände des Mädchens, doch konnte man oberhalb des Wassers rein gar nichts von ihrer Anspannung merken. Shai war zu geschickt, Emotionen zu unterdrücken oder sie zu überspielen, weswegen viele auch nicht wussten, wie sie fühlte oder was sie eventuell dachte. Man brauchte schon gute Menschenkenntnis, um zu wissen, wie Shai war...

"Toll hier, oder? Dieses Bad hier ist das einzige, das zu jeder Zeit bereits mit warmen Wasser eingelassen ist, so dass man es jederzeit benutzen kann...", sprach Shiro plötzlich in die angenehme Stille hinein, woraufhin Shai ihre Gedankengänge verwarf und ihren Blick anhob. Ihre blauen Augen striffen die des Sakkaku-Jungen, doch spürte sie keinerlei Nähe, als sie in diese Augen blickte... Was sollte sie nun darauf antworten? Was wollte er hören? Das dieser Satz sehr uninteressant war und eigentlich wenig in die Situation passte, wusste der Junge vielleicht selbst - doch dem Mädchen war durchaus nicht entgangen, wie sich der Junge danach verhielt. Schon wieder bemerkte sie seine leichten Blicke, die er jedoch in der selben Sekunde wieder gekonnt abwand, um die Dekoration des Raumes zu betrachten, die er - als Bewohner dieses Hauses - eigentlich in- und auswendig kennen musste. Irgendwie passte das alles nicht zusammen und Shai wusste auch wieso: Er war sich unsicher, unsicher, sich ihr zu nähern, sie gar anzusehen! Wie in Trance begann Shai, sich selbst zu mustern, doch konnte sie nichts sehen, was eigentlich hätte ausschlaggebend sein müssen, den Jungen so extrem zu verunsichern. Okay, das 'extrem' passte hier vielleicht nicht so ganz, doch war diese Unsicherheit trotzdem vorhanden, die Shai eigentlich komplett aus ihrer Beziehung verschwinden lassen wollte. "..." Einige Momente lang beobachtete sie die Taten des Jungen mit einer skeptischen Miene, bis sie ihre Hand leicht anhob und mit dem Zeigefinger gegen das Wasser schnippste, ehe ein paar der Tröpfchen direkt in Shiros Gesicht landeten. Eigentlich hätte sie nun kichern sollen, doch der Gesichtsausdruck des Mädchens blieb ernst. Keine warme Miene, kein zartes Lächeln - einfach nur ein starrer Ausdruck, der ebenso leichte Besorgnis ausstrahlte. Sie brauchte seine vollste Aufmerksamkeit, sonst würden ihre nachfolgenden Taten einfach nicht klappen... sie wollte, dass er sie ansah, dass er seinen Blick nicht abwand und sich von nichts ablenken ließ. "Shiro...," glitt es ihr über die Lippen. Danach brachte sie nichts gescheites mehr raus, nur ein abwegiges Seufzen, was sie unwiderruflich gen Wasseroberfläche blicken ließ, um ihre Gedanken zu sammeln. Sie konnte ihr unmöglich abbrechen, denn angefangen hatte sie theoretisch schon - sie musste es durchziehen! Egal, was kam, sie würde es tun... JETZT! Wie aufs Stichwort, hob sich ihr Blick langsam wieder, ehe sich Shai wieder in seinen bernsteinfarbenen Augen wiederfand. "Ich... möchte nicht, dass du dich so von mir abgrenzt." Beiden diesen Worten zeigte Shai ihm den Abstand zwischen den beiden im Becken, woraufhin sie leicht traurig wirkte. Shai wusste nicht, ob er es ebenfalls bemerkt hatte, doch fand sie diese Abgrenzung realtiv schmerzhaft, denn im Gang sah das ja alles noch anders aus - zumindest in ihren Augen. Sie hatten sich in den Armen gelegen und ihre Liebe gestanden, doch von all dem sah man hier im Bad rein gar nichts. Natürlich wusste das Mädchen wieso, wollte sie es doch aber selbst von Shiro hören...

Während ihrer zögerlichen Worte, hatte das Mädchen immer wieder kleine Schritte auf den Jungen zugemacht, sodass sie bald darauf nur noch ein paar Zentimeter von ihm entfernt war und die einzelnen Wassertröpfchen auf seinem leicht geröteten Gesicht problemlos hätte zählen können. Doch die Nähe brachte auch das sanfte Lächeln wieder auf Shais Gesicht zurück. In ihrer Magengegend bekriegten sich Nationen, was es dem Mädchen schwer fallen ließ, sich auf ein Gefühl zu konzentrieren und nun mindestens 3 Stück hatte, die sich langsam in ihr ausbreiteten: Glückseligkeit, Angst und Spannung. Alles zusammen ergab ein ziemlich mieses Gefühl, was ihr sagte, dass sie doch lieber nichts machen sollte - nein! Das Gefühl ignorierend, hob sie zaghaft ihren Arm, bis dieser komplett das warme Wasser verlassen hatte, um ihre warme Hand auf die glühende Wange des Jungen niederzulassen. Noch immer versuchte sie mit ihren ausdrucksstarken Augen den Jungen von der Situation abzulenken, sodass er nur darauf konzentriert war, den Blickkontakt zwischen den beiden aufrechtzuerhalten. Wenn Shai es schaffte, ihm das Gefühl zu geben, was er eben im Gang hatte, dann würde diese Situation ein Klacks werden... wenn nicht... würde sie das Vorhaben, was sie vorhin noch gehabt hatte, wohl in die Tat umsetzen müssen. Doch an diese Szene wollte sie nicht noch einmal denken, weswegen sie einfach alles aufs Spiel setzte - egal, was danach dabei herauskommen würde. Ihre Hand befand sich immer noch auf seiner Wange und während des kleinen 'Ablenkungsmanöver' konnte Shai ihren letzten und entscheidenden Schritt auf Shiro zumachen, sodass nur noch wenige Zentimeter die Körper der beiden trennte. Nun hatte sie es geschafft, der Blickkontakt war nicht mehr von Nöten, woraufhin sie ihren Kopf auf seine Schulter ablegte und an die Wand des Badezimmers starrte. Ihr Körper zitterte leicht, denn sie war aufgeregter denn je. Egal, was sie angefangen hatte, musste sie noch zuende bringen. "..." Immer noch schweigend löste sie die leichte Berührung auf seiner Wange wieder und legte ihre Hand auf seine Brust, bis sie auch dort nicht mehr verweilte und ihr Arm sich zeitgleich mit dem anderen erhob, bis sie schließlich beide Arme leicht um ihn geschlungen hatte. Ihre Wange, sowie auch ihr Oberkörper waren leicht an ihn gedrückt, bis sie ihr Gesicht leicht anhob und kurz Luft holte:

"Du... brauchst dich für deine Unerfahrenheit nicht schämen. Ich bin wohl genauso unerfahren, angespannt und unsicher wie du, bei den Dingen, die ich tue...," beendete sie kurz ihren Satz, um erneut die Gedanken zu sammeln und sich innerlich etwas zu entspannen, "...doch... weißt du, ich höre auf mein Herz..." Das Lächeln auf ihren Lippen flammte kurz auf, doch hatte sie ihren Blick immer noch auf die Badezimmerwand gerichtet. Sie konnte sich noch nicht von ihm lösen, ihm noch nicht in die Augen blicken, doch war es ihre linke Hand, die sich kurz lockerte und während des Redens immer sanft seinen Nacken hoch und runterfuhr. Shai wusste nicht, wieso sie es tat, doch sie dachte, dass die kleinen Zärtlichkeiten ihn vielleicht ein wenig beruhigen würden... hoffentlich war dem so, denn wenn nicht, stand sie ganz schon blöde da. Wie dem auch sei. Mit ihrem kleinen Vortrag war sie noch nicht fertig, weswegen sie wieder kurz Luft holte, um da weiterzumachen, wo sie eben abgebrochen hatte: "...alles, was ich bisher getan habe und auch das, was ich nun tue... ich bereue nichts, denn ich weiß, dass es das Richtige ist, was ich tue..." Wieder entstand eine Stille, doch schämte sich Shai nicht dafür. Das Gefühl, welches sich in ihrem Körper breitgemacht hatte, tat enorm gut - es war das die Geborgenheit, die sie in seiner Nähe fühlte und die ihr half, glücklich zu sein. "...ich möchte nur, dass du mir vertraust. Dass du dich so fallen lässt, wie ich und nicht daran denkst, eventuell etwas falsches zu machen.... entspann dich einfach und versuche nicht, dich auf irgendeine Weise von mir zu distanzieren... bitte..." ~ Dies war ihr letzters Satz, ihre Bitte an Shiro. Ihre Augen schlossen sich wie in Zeitlupe und das einzige, was sie hoffen konnte, war, dass er sie jetzt nicht irgendwie gewaltsam wegschubste und sie hier zurückließ... Dies wäre die Tat gewesen, die sie nun hätte am meisten verletzen können, deswegen betete sie auch innerlich, dass es dazu nicht kommen würde.
 
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Sakkaku Saishiro

Guest
Die Stille wurde allmählich drückend, doch noch immer wagte es Shiro nicht, weitere Blicke in Richtung Shai zu werfen. Eigentlich wusste er selber nicht einmal genau, warum es ihn denn so sehr aus der Ruhe brachte hier mit dem Mädchen zu baden. Das hieß, ihm fielen natürlich auf Anhieb genug Gründe ein, die auch alle recht offensichtlich waren. Doch Nervosität war etwas, was sonst nicht besonders üblich war für den Sakkaku-Sprössling, weswegen er auch sagen konnte, dass dies nicht der eigentliche Grund war, besser gesagt, dass das nur eine mehr oder minder kleine Nebensächlichkeit war. Doch was sollte er machen? Er könnte nicht einfach von jetzt auf gleich all die Gefühle die in ihm hochkamen verdrängen und so tun, als ob ihm die ganze Situation hier nichts ausmachen würde. Er konnte nicht einfach, wie es wohl jeder andere getan hätte, augenblicklich Shais Nähe suchen und versuchen die Beziehung zwischen den beiden durch diese gemeinsame Zeit noch zu vertiefen. Er war einfach anders was das anging... distanzierter, vorsichtiger und auch wenn sich das ziemlich krass anhören musste, vor allem nachdem er Shai soeben noch seine Liebe gestanden hatte, so konnte er noch nicht sagen, dass er dem Mädchen total vertraute. Er hasste sich selbst dafür, denn er wusste, dass es an sich nichts gab was dagegen sprach sich dem Mädchen zu öffnen und sie an sich ranzulassen oder im Gegenzug sogar selber mal etwas mehr in die Offensive zu gehen und gemeinsame Momente wie diesen hier zu suchen. Nichts außer seiner eigenen Unsicherheit und seinem Kopf, der ihm immer wieder sagt, es wäre sicherer immer noch mit ein wenig Argwohn an diese Sache ranzugehen. Immerhin konnte der Junge ja nicht wirklich viel falsch machen, wenn er die Beziehung zwischen den beiden erst einmal ruhig angehen ließ... oder? Falsch gedacht, wie sich schnell herausstellte, denn er hatte nicht bedacht, dass er durch sein Zögern und durch sein Abwenden Shai vielleicht in irgendeiner Weise weh tun könnte. Allerdings kam er da recht schnell dahinter. Nachdem das Mädchen ihn einige winzige Tropfen des warmen Wassers ins Gesicht gespritzt hatte und er sich daraufhin leicht lächelnd in ihre Richtung gedreht hatte, war er wie versteinert gewesen, als er den Ausdruck auf ihren Gesicht hatte lesen können und augenblicklich hatte es ihm das Lächeln schon wieder vom Gesicht gewischt.

"Ich... möchte nicht, dass du dich so von mir abgrenzt."

Als Shiro seinen Blick nun auf die Distanz zwischen den beiden lenkte, versetzte es ihn selber einen kleinen Stich, denn er erkannte, dass sie wirklich einige Meter von einander entfernt waren, ganz so als ob sie zwei Fremde in irgendeinem öffentlichen Bad waren und nichts weiter miteinander zu tun haben wollten. Erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er Shai damit weh tat, denn im Moment spürte er diesen Schmerz selber in sich brennen und wieder konnte er sich verfluchen. Warum machte er nur andauernd solche Fehler!? Es war ja nicht so, als ob er Shai mit Absicht weh tun wollte, im Gegenteil, er wollte ja, dass das Mädchen glücklich war, dass sie lächelte und dass er der Grund dafür war, dass es ihr gut ging. Aber im Moment machte er wohl alles falsch, was man nur falsch machen konnte und erreichte mit seinen Taten das genaue Gegenteil. Shiro biss die Zähne zusammen, versuchte allerdings sich nichts anmerken zulassen und dachte gleichzeitig wie ein verrückter nach, was er denn sagen oder tun könnte, um die Situation zu retten. Jetzt einfach zu ihr rüberkommen wäre ziemlich schwach gewesen, denn dann hätte es nicht noch offensichtlicher sein können, dass das nicht seine Idee gewesen war und er das nur getan hatte, weil Shai das so wollte. Aber genauso wenig konnte er einfach stehen bleiben und was er sagen könnte fiel ihm erst recht nicht ein. Tut mir Leid? Es wäre eine Mischung zwischen der Wahrheit und der Lüge... und er wollte Shai eigentlich nicht anlügen, egal wie klein der Teil auch wäre. Aber natürlich konnte er auch nicht einfach schweigend rumstehen... es war zum verzweifeln, Shiro hatte einfach keine Ahnung was er nun tun sollte, was vielleicht sogar von ihm erwartet wurde! Doch glücklicherweise nahm Shai ihm diese ganzen schweren Entscheidungen ab, indem sie sich ihm mit der Zeit immer mehr näherte und es kam Shiro selber so vor, als ob sie sich in Zeitlupe auf ihn zu bewegte. Er hätte darauf geschworen, dass man sein Gehirn hätte arbeiten hören müssen, so angestrengt dachte er darüber nach, was er denn nun tun sollte. Irgendwas romantisches sagen, was den Moment vergessen machte? So etwas lag ihm nicht... sollte er vielleicht weiterhin einfach nur stumm da stehen? Blöd, aber das einzige was er tun konnte, zudem Shai sich ihm noch immer Schritt um Schritt näherte.

Als sie schließlich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war bemerkte er, wie er tatsächlich einige Sekunden lang die Luft anhielt, so nervös war er. Was hatte sie vor? Was wollte sie nun tun? Oder hoffte sie, er würde nun irgendetwas machen? Sie vielleicht irgendwie berühren, um ihr zu zeigen, dass auch er in Wirklichkeit ihre Nähe suchte und sich eigentlich gar nicht abgrenzen wollte? Darauf hätte Shai wohl verzweifelt warten können, denn Shiro war im Moment zu aufgeregt um auch nur irgendetwas tun zu können. Wollte sie am Ende sogar schlichtweg einfach an ihm vorbeigehen, aus dem Bad hinaus und sich dann wieder umziehen? Schmerzhaft fühlte er sich an den Augenblick erinnert, in dem die beiden bei ihrer ersten Mission gemeinsam im kleinen Fluss gestanden hatten, auch wenn es nur für wenige Sekunden gewesen war. Auch damals hatte sie ihn, praktisch wortlos, zurückgelassen und er wusste, dass er dieses mal um einiges verletzter reagieren würde als letztes Mal, wobei es heute sogar seine und einzig seine eigene Schuld gewesen wäre, wenn Shai so handelte. Das einzige was er tun konnte, war das Mädchen mit seinen bernsteinfarbenen Augen zu mustern und das einzige, an dem er sich festhalten konnte, waren ihre klaren, blauen Augen. Er wusste nicht wieso, doch sie gaben ihm Halt und er hatte das Gefühl, dass die Dinge gar nicht so schlimm kommen konnten wie er sie sich gerade ausmalte, solange er ihre Augen im Blickfeld hatte. Schließlich waren die beiden kaum noch einen Schritt voneinander entfernt, als Shai mit einem Mal langsam ihre Hand hob und sanft auf seine Wange legte. Obwohl ihre Hand die ganze Zeit im warmen Wasser gewesen war, hatte Shiro das Gefühl, als ob er etwas kaltes auf seine Wange gelegt bekommen würde und ihm war klar, dass das hieß, dass er selber beinahe schon brennen musste. Allerdings hatte er keine Ahnung, ob Shai es freute, dass er wegen ihr so aufgeregt war, oder ob sie es mittlerweile nur noch als nervig ansah und sie meinte, dass er diese Phase eigentlich schon längst hätte überschreiten sollen. Plötzlich legte sich der Kopf des Mädchens auf eine seiner Schultern und Shiros Herz raste wieder einmal wie verrückt. Unglücklicherweise ließ Shai, ob nun Zufall oder nicht, ihre Hand von seiner Wange nun hinab auf seine Brust gleiten, wo sie ohne Zweifel sein Herz schlagen fühlen musste, dass ihm wohl jeden Augenblick aus dem Brustkorb springen würde. Und er konnte nichts dagegen machen! Rein gar nichts was er sich dachte, egal wie er versuchte sich innerlich zu beruhigen, er hatte keine Kontrolle über seinen Körper und konnte diese Emotionen nicht unterdrücken oder verbergen, selbst als Shinobi nicht. Der Rhythmus seines Herzens glich nun dem eines Marathonläufers, der kurz vor dem Ende der Strecke angekommen war, als Shai ihn plötzlich auch noch in die Arme nahm und ihren Körper an ihn drückte. Stand der Junge nun kurz vor der Ohnmacht? Das war vielleicht übertrieben, doch hätte er sein Gefühlswirrwarr nicht genauer beschreiben sollen und tatsächlich fühlte, dass wenn er noch lange so in Shais Nähe bleiben würde, es ein schlechtes ende nehmen würde. Aber er konnte sie in so einem Augenblick doch nicht einfach von sich wegschieben, das wäre das Kälteste gewesen, was er tun könnte und er war sich sicher, dass er es sich dann für immer bei ihr verspielt hätte. Abermals nahm Shai ihm die Aufgabe ab zu entscheiden, was nun zu tun war, indem sie ihre Stimme erhob und ihm ihre nächsten Worte beinahe schon ins Ohr flüsterte.

Es geschahen nun eindeutig zu viele Dinge gleichzeitig und Shiro musste nun versuchen alle seine Gedanken zu ordnen, was ihm gerade unglaublich schwer fiel. Zuallererst musste er klären, wie er sich denn gerade eigentlich fühlte... er sucht am Grund seines Herzens und er war erschrocken, dass der erste Gedanke den er erkannte, Wut war. Warum war er jetzt wütend? Er grübelte über diese Frage nach, und er war überrascht als er bemerkt, dass er gar nicht so lange brauchte um eine Antwort zu finden. Es war schlichtweg die Art, wie Shai ihre Worte gerade zu ihm gesprochen hatte. Es war diese Selbstverständlichkeit, mit der sie seinen Charakter auseinander nahm und ihm selber vor Augen führte, was er denn eigentlich fühlte. War er so simpel? War es so einfach ihn zu durchschauen, war er so gewöhnlich, dass das Mädchen vor ihm auf den ersten Blick erkannte, wie er dachte und fühlte? Er hatte sich bisher eigentlich für einen komplizierten Menschen gehalten, für jemanden mit dem man erst Jahre verbringen müsste um ihn komplett zu verstehen, wie er dachte, fühlte und was in ihm vorging, auch wenn er es nach außen hin nicht zeigte. Doch Shai kam und legte alles offen hin, seine Emotionen, seine Ängste und die Probleme die er sich selber einredete. Einen weiteren Stich versetzte es ihm, als er sie hören sagte, dass sie das tat, was ihr Herz ihr sagte und dass sie keine der Dinge die sie hier tat bereute und dass sie sich für nichts schämte. Er biss sich leicht auf die Zunge, denn er selber hatte genau dieses Gefühl doch eben erst noch auf dem Gang draußen empfunden. Auch er hatte, anders als sonst üblich, sein Herz die Kontrolle übernehmen lassen und sich dafür entschieden, einfach mal das zu tun, was es ihm sagte. Er hatte sich nicht einmal für seine Tränen geschämt, denn er hatte gewusst, dass es in diesem Augenblick richtig gewesen war zu weinen. Und nun erklärte Shai ihm gerade, dass sie genau dasselbe tat und gleichzeitig war er sauer auf sich selbst, dass er nicht einfach wieder seinem herzen vertrauen konnte. Wusste sie überhaupt, wie viel Überwindung ihn so etwas kostete? Wie schwer ihm das eigentlich fiel und dass es für sie offenbar nicht so ein Problem war sich ihm zu öffnen wie umgekehrt? Nein, offensichtlich nicht, sie schien eher zu glauben, dass er einfach keine Lust hatte sich ihr mehr zu öffnen und ihr mehr anzuvertrauen und als ob er sie irgendwie abgrenzen wollte, dabei konnte er doch eigentlich gar nichts dafür... wenn man diese Gefühle alle zusammennahm, dann war klar, warum Wut das aller erste war, auf das Shiro gestoßen war, als er versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu verstehen.

An sich hätten diese Emotionen ausgereicht, damit er Shai von sich wegdrückte und dann beklommen das Bad verlassen hätte. Doch tat Shai gleichzeitig etwas, was die Lage wohl wieder komplett herumriss und alles rettete. Ob sie eine Ahnung hatte, oder es ein reiner Zufall gewesen war konnte Shiro nicht sagen, doch hatte sie es geschafft seine 'Schwachstelle' zu finden, als sie ihm langsam mit einer ihrer Händen über den Nacken streichelte, während sie weiter auf ihn einsprach. Shiro wusste ganz genau, dass er eigentlich immer, sobald ihm jemand über den Nacken strich und dies einigermaßen zart und vorsichtig tat, er in den Händen dieser Person zu flüssigem Wachs wurde und man mit ihm machen konnte was man wollte. Sein Kopf stellte dann meistens auf Durchzug und er wollte sich meistens dann einfach fallen lassen, sich komplett entspannen und beruhigen. Der Junge hatte keine Ahnung warum das so war und insgeheim war ihm das sogar ein wenig peinlich, da er noch nie im Leben von so etwas gehört hatte, doch ließ sich einfach nichts an diesem Fakt drehen. So kam es, dass er keinerlei Zorn mehr in sich spürte und er ebenso wenig noch Lust verspürte sich von Shai zu entfernen, im Gegenteil, im Moment gab es in seinen Augen keinen Grund sich aus Shais halber Umarmung zu lösen. Stattdessen begann er mit leerem Kopf noch einmal über ihre Worte nachzudenken, allerdings dieses mal aus einem anderen Blickwinkel. Alles was sie sagte stimmte. Das bedeutete, dass sie ihn gut kannte oder dass sie zumindest sein Gefühlsleben gut nachvollziehen konnte. Und war das nicht eigentlich alles was zählte? War er im Endeffekt nicht eigentlich genau das, wonach er immer gesucht hatte?

Stillschweigend dachte Shiro darüber nach, ob er sich insgeheim vielleicht schon immer nach einem Menschen gesehnt hatte, er ihn so gut verstand und dem er offenbar so wichtig war. Vielleicht hatte er sich schon immer nach Zuneigung gesehnt, doch als er bemerkt hatte, dass er keine bekommen würde, hatte er sich von diesem Gefühl abgewandt. Woher hätte er so was auch bekommen sollen? Sein Vater war kein Mensch der viel von großen Worten hielt. Er war zwar immer zu guten Scherzen aufgelegt, doch seine Gefühle hätte er genauso gut wie ein Stein äußern können, von daher hätte Shiro nie im Leben erwarten könne, so etwas wie Geborgenheit oder Zuneigung von ihm zu bekommen. Bei seiner Mutter war das anders. Er wusste, dass er mit ihr über so etwas sprechen konnte und er wusste auch, dass er ihr viel bedeutete. Doch hatten die beiden schon immer ein merkwürdiges Verhältnis und meistens hatte er weniger das Gefühl ihr Sohn zu sein, als vielmehr einfach als ihr Nachfolger für den Thron erzogen zu werden. Für Dinge wie Gefühlsduseleien gab es kaum Platz und Shiro behielt solche Themen vor allem in letzter Zeit lieber für sich als sie zu teilen. Und so hatte der Sakkaku-Sprössling, der ansonsten von beinahe jedem anderen aus dem Clan die kalte Schulter gezeigt bekommt, sich nach und nach einen Schutzpanzer aufgebaut, in dem kein Platz für ein Gefühl wie Zuneigung war und in dem er es auch nicht brauchte und sich keine Gedanken darüber machte. Doch eben diesen Schutzpanzer begann Shai mit der zeit immer mehr einzureißen und auch wenn sie dies auf eine sehr liebevolle und vorsichtige Art tat, so hatte er Angst davor wieder vollkommen ungeschützt dazustehen. Er hatte Angst irgendwie verletzt zu werden weil er vertraute und er wusste, dass es einfacher und sicherer war sich abzuwenden... auch wenn er gleichzeitig wusste, dass das nicht das war was er wollte und es nicht das war, was richtig war...

Shiro kam es vor, als ob er Stunden in Shais Armen lag, auch wenn er wusste, dass es nur wenige Sekunden waren. Es kam ihm beinahe schon so vor, als ob er träumen würde... träumen... mit einem Mal stieg eine längst vergessen geglaubte Erinnerung wieder in dem Jungen hoch und er erinnerte sich urplötzlich an eine Begebenheit, welche sich bei der Mission zutrug, auf der er mit Shai unterwegs gewesen war und auf der die beiden getrennt worden waren. Er hatte damals einen Traum gehabt... nein, eigentlich waren es zwei träume gewesen... in seinem ersten ist ihm klar geworden, was er eigentlich für Shai empfand, nämlich dass er sich in sie verliebt hatte und dass das der Grund dafür war, warum er in ihrer nähe immer dieses Kribbeln im Bauch gespürt hatte und das unbändige Bedürfnis hatte, sich perfekt geben zu müssen und keinen Fehler zu machen. Doch drängte sich jetzt gerade der andere, sein zweiter Traum in Shiro auf und er erinnerte sich, um was es in ihm gegangen war. Er hatte geträumt, dass Shai nun endlich um seine Gefühle wusste, doch nicht um seine Ängste und Befürchtungen. Und er hatte sich nichts anderes so sehr gewünscht, als dass sie ihn komplett verstehen könnte und wusste, wie es in ihm aussah. gerade als er den Mut gefunden hatte ihr alles zu gestehen, hatte die Shai, die im Traum natürlich nichts weiter war als ein Fantasiegebilde, ihm gesagt, dass er sich seine Worte für die echte Shai aufheben sollte und er sich nicht der Illusion hingeben sollte, dass es ausreichte sich seine Gefühle in einem Traum einzugestehen und dass er mit der echten Shai reden musste. Durch eine Aneinanderreihung von ziemlich ungünstigen Umständen kam es, dass Shiro diesen Traum sofort wieder vergessen hatte und danach keine Gelegenheit mehr gehabt hatte Shai darauf anzusprechen. Doch dies hier war der Augenblick, auf den er gewartet hatte! Shai wollte von ihm, dass er sich ihr öffnete, sie wollte, dass er sich fallen ließ und dass er ihr vertraute und sich nicht irgendwie selbst behinderte durch den Gedanken, dass er irgendetwas falsch machen konnte. Und Shiro verstand nun, was er zu tun hatte. Er ließ sich fallen... wortwörtlich! Er beugte sich leicht etwas nach vorne und legte nun seinerseits seine Arme um Shai und ihm war bis gerade gar nicht aufgefallen, dass sein Herzschlag sich eigentlich wieder komplett normalisiert hatte. Es machte ihm auch nichts aus zu spüren, wie sich Shais Oberkörper an seien drückt und er wusste ganz genau, warum das der Fall war... er hörte auf sein Herz! Und wenn er dies tat, dann konnte er einfach nichts falsch machen... nicht bei Shai!

"Shai... es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen, auch wenn du vielleicht nicht immer wirklich verstanden hast, warum ich eine gewisse Distanz zwischen uns gebraucht habe... man könnte schlichtweg sagen, dass ich so eine Nähe einfach nicht gewöhnt bin, egal in welcher Beziehung und dass... dass ich Angst hatte mich dir wirklich zu öffnen...", begann der Junge und auch wenn er hörte, dass er es war, der diese Worte sprach, war er verwundert, dass es ihm so leicht fiel über seine innersten Gefühle zu sprechen. Doch wollte er jetzt nicht aufhören, nicht wenn er die Gelegenheit hatte ihr alles zu sagen. "Weißt du, auch wenn du vielleicht viele meiner Ängste nicht verstehen kannst musst du wissen, dass sie nun mal da sind und dass es seine Zeit braucht sie aus dem Weg zu räumen. Ich weiß, dass ich mich dafür von dir abgrenze ist der falsche Weg, doch bin ich manchmal wohl ziemlich unbeholfen und nehme die einfachste aller Varianten, auch wenn ich dir... damit vielleicht weh tue, obwohl ich das nie vor hatte.", sprach Shiro weiter und war froh, Shai nun so eng an sich spüren zu können, da er wusste, dass ihre volle Aufmerksamkeit ihm galt und das war wichtig, da er bezweifelte, dass er ihr allzu oft die Dinge noch einmal sagen würde, die er ihr hier mitteilte. "Du musst wissen... es gibt so vieles, was da in mir herrscht... zum einem habe ich das Gefühl, als ob das alles zu schön ist um überhaupt wahr sein zu können und manchmal frage ich mich sogar, ob so was schönes eigentlich wirklich richtig sein kann, da ich so was noch nie erlebt habe... aber gleichzeitig habe ich auch jetzt schon Angst, dass das schnell wieder vorbei sein kann... ich meine...", hier stockte der Sakkaku-Sprössling einmal kurz, da er nicht genau wusste, wie er sich denn ausdrücken sollte. "... es ist so, ich habe das Gefühl, ich müsste einfach alles was dich angeht sofort perfekt machen.. Zum einen, da du es so verdient hättest... zum anderen... naja, du kennst meine Stellung ja mittlerweile. Als Sohn des Clanoberhaupts kann ich mir nicht irgendwelche halben Sachen erlauben. Entweder mache ich etwas perfekt, oder ich mache es falsch und hab es verdorben... so war mein leben bisher... und weil ich weiß, dass ich nicht alles perfekt machen kann habe ich andauernd diese Angst, dass ich dich... sofort wieder verlieren könnte... ", vollendete Shiro nun endlich seine Gedankengänge und war froh, dass das nun endlich draußen war. Sein Kopf schwirrte etwas, was zum Teil mit Sicherheit auch mit der Temperatur hier im Bad und dem warmen Dampf zu tun hatte, doch war der Hauptgrund natürlich, dass es ihn eine menge Überwindung gekostet hatte, wirklich so weit zu gehen und Shai sein Herz auszuschütten. Wie würde sie das, was er gesagt hatte, aufnehmen? Die ganze Zeit über hatte sie nicht damit aufgehört über seinen Nacken zu streicheln und noch immer beruhigte ihn diese Geste ungemein, während er darauf wartete, dass Shai irgendetwas sagte oder tat.
 
I

Iwamoto Shai

Guest
Stille.

Nichts als bedrückende, schmerzende Stille. Eine Stille, die eigentlich von allerlei verschiedenen Geräuschen durchbrochen wurde - zum einen war das leise Plätschern des Wassers erwähnenswert, zum anderen das unregelmäßige Atmen der blonden Shai. Dieser Moment, diese Situation gerade, es war alles ein wenig angespannt, sodass sich das Mädchen kaum unter Kontrolle hatte und ihr Körper leicht ins Zittern geriet. Jeder normale Mensch hätte jetzt gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte, denn Kälte gab es in diesem luxuriösen Badezimmer der Sakkaku-Familie nicht. Es musste mit etwas Emotionalem zusammenhängen - mit Shiro. Nein. Eher mit dieser nervtötenden Stille, die noch immer über den zwei Genin lag, nicht in Aussicht, jemals zu verschwinden. Shai biss sich auf die Unterlippe - eine Geste, die jedes Mal zum Vorschein kam, wenn sie sich Gedanken machte und zeitgleich sogar Angst hatte. Wovor Angst? Hatte sie Angst, etwas an den Kopf geworfen zu bekommen, was sie verletzte? Angst, grob weggestoßen und zurückgelassen zu werden? Dies alles konnte bald passieren und jetzt schon wusste sie nicht einmal, wie sie auf diese überaus sozialen Gesten eigentlich reagierten sollte. Was würde sie dann tun? So wie sich Shai kannte, würde sie ihren Gedanken auf dem Flur in die Tat umsetzen: Einfach nach Hause gehen, weit weg von Shiro, weit weg von seinen Lebenseinstellungen und weit weg vom Sakkaku-Clan.. Doch wollte sie das? Sie hatte so schlimme Sachen im Kopf gehabt, die sich nach der Zeit wie in Luft auflösten und dem Mädchen wieder einen klaren Gedanken gaben - doch merkte sie erst jetzt, wie sie sich vorhin in Selbstzweifel gewälzt hatte, wie sie sich wie ein kleines Würmchen vor ihrer eigenen Angst verkriechen wollte, ohne sie zu deuten. War sie nicht eigentlich ein Mensch, der viel einstecken konnte, ohne den Schmerz und die Trauer öffentlich zu zeigen? War sie nicht immer diejenige gewesen, die ihre Vergangenheit verdrängt hatte, damit sich andere keine Sorgen um sie machen mussten? War sie es, die nach all den Verlusten immer noch auf den Beinen stand und lachte? Was sollte das? Wieso führte sich Shai denn nur so schwächlich auf...? Wieso? Dieses ganze Image passte einfach nicht zu ihr, denn die wahre Shai hätte in vielen Situationen anders gehandelt, als die Shai, die sich gerade zitternd in den Armen des Sakkaku-Sprösslings befand. Es war nicht sie. Was war nur los? Es konnte nicht ewig so weiter gehen, das war dem Mädchen klar, doch wusste sie auch nicht, wie sie diese 'Phase' wieder verlor. Sie wollte sie selbst sein, Shiro glücklich machen und nicht vor ihm weglaufen, wie ein kleines ängstliches Kind. Wo würde sie dastehen, hätte sie ihn wirklich wortlos zurückgelassen? Shai hätte sich ewige Vorwürfe gemacht im Heim, die Nacht durchgeweint und sich wohl nie wieder in ihrem Leben getraut, dem Jungen des Sakkaku-Clans unter die Augen zu treten. Sie schluckte. Trotzdem war es nun an der Zeit, diese Situation einfach mit positiveren Gedanken zu unterlegen, die negativen wegzuwerfen und an das denken, was sie glücklich machte. Egal, was nun passieren würde, Shai würde dafür geradestehen, auch wenn der Junge etwas tun würde, womit er das Herz des Mädchens in Stücke riss. Man würde ihr den Schmerz nicht ansehen, denn ein tapferes Lächeln hatte sich während der innigen Umarmung mit Shiro auf ihren Lippen gebildet... "Tu es...," sprach das Mädchen gedanklich zu sich und fühlte bereits den heftigen Stoß mit dem Shiro sie ins warme Wasser beförderte - jedoch... kam alles ganz anders, als sie dachte. Anstatt das Mädchen von sich wegzuschubsen, fühlte Shai, wie sie näher an den Körper des Jungen gedrückt wurde und ein unbeschreiblich großes Glücksgefühl in ihrer Magengegend aufflammte. Er hatte wirklich nicht vor, die Nähe zu beenden, nein, er intensivierte es nur noch! Mit geweiteten Augen starrte Shai an die Wand des Badezimmers und schloss daraufhin die Augen. Diesen Moment wollte sie festhalten für die nächsten Minuten, denn die Geborgenheit, die sie bei Shiro fühlte, durchfloss sie wie ein reißender Fluss. Ein wunderschönes Gefühl, was Shai all die Jahre vermisst hatte.

War es nun an der Zeit etwas zu sagen? Die Stille, die sich immer weiter in die Länge zog, wurde von keinem der beiden unterbrochen, deswegen spielte das Mädchen oftmals mit dem Gedanken, einfach etwas hinzuzufügen - jedoch fiel ihr nichts ein, was sie noch hätte sagen können. Shai hatte alles, was sie bedrückte, auf einen Schlag preisgegeben, was den Jungen wohl innerlich hart getroffen haben sollte - weder im positiven, noch im negativen Sinne. Ein Rütteln an der Seele vielleicht, damit er verstand, dass er sich nicht unnötig in ihrer Nähe verstellen musste, sondern so sein durfte, wie er war... Menschlichkeit zeigen. Dem Mädchen auch zeigen, dass er verletzlich war, ihr die Dinge preisgeben, die ihn bedrückten und auch die, die ihn glücklich machten. Sie wollte, dass er lebte. Zusammen mit ihr. Shai, das seelisch zerstörte, aber dennoch starke Mädchen und Shiro, der Junge, der nie wirklich fühlen durfte, was Liebe, Zuneigung und Geborgenheit eigentlich war - beide waren zwar komplett verschieden, jedoch ergänzten sie sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten, was diese große Zuneigung zwischen Shai und Shiro erst möglich gemacht hatte. Shiro brauchte jemanden, dem er vertrauen konnte, dem er sich so hingeben konnte, wie er war und auch wusste, dass man ihn trotz allem noch liebte. ~ Die Fingerkuppen des Mädchens fuhren noch immer zärtlich über den Nacken des Jungen, denn sie merkte deutlich, dass Shiro anhand dieser Zärtlichkeiten ziemlich beruhigt wurde. Vielleicht war auch dies der ausschlagebende Punkt dafür, dass Shiro nun seinen Mund öffnete und zu all dem, was Shai ihm sagte, etwas zu erwidern. Er entschuldige sich aufrichtig bei ihr - doch wieso? Shiro brauchte sich für seine Zurückhaltung, die in manchen Situationen einfach über ihn dominierte, nicht entschuldigen. Shai verstand dieses Gefühl vollkommen, auch wenn sie selbst eher zu den Leuten gehört, die in allen Dingen oftmals die Offensive ergriffen. Folglich war es unnötig, sich deswegen zu entschuldigen, jedoch dachte das Mädchen nicht einmal daran, den Jungen jetzt lachend zu unterbrechen und ihm zu sagen, dass diese Entschuldigung nicht hätte sein müssen, sondern hörte aufmerksam und schweigend zu. Alles andere wäre fehl am Platze gewesen, da Shiro nun begann, ihr wirklich alles zu sagen, was in ihm vorging und wie er fühlte. Jetzt etwas Falsches zu sagen, zerstöre nur den Moment und wenn dies geschah, könnte sich der Junge wohl nicht mehr konzentrieren... Sie gab ihm nun die Chance, alles herauszulassen, was ihn belastete - und er selbst nutzte sie. Die nächsten Worte, die er über die Lippen brachte, sprachen von einer nicht gewohnten Nähe. Shiro drückte damit aus, dass er wohl noch nie wirklich einem Menschen so nahe war, dass er nicht wusste, wie es sich anfühlte, zu lieben und dass er wohl auch niemals gedacht hatte, solch einen Menschen, für den er vielmehr empfand, als er anfangs geglaubt hatte, überhaupt auf der Welt zu finden. Auch dies verstand das Mädchen. Ihr ging es genauso, jedoch gab es für sie nur noch Shiro - es gab nur noch ihn auf der Welt, sonst niemanden! Er war derjenige, der ihr nach dieser Mission noch blieb und auch der Mensch, von dem sie nie wieder weg wollte. Sie brauchte ihn. Mehr als alles andere. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weshalb es Shai nicht sonderlich schwer fiel, sich dem Sakkaku zu öffnen und ihm zu zeigen/sagen, was genau sie fühlte und welchen Platz er bereits in ihrem Leben eingenommen hatte. Es war ein Drang, der Drang, jemanden wissen zu lassen, dass er gebraucht wurde - von Shai. Sich von ihm zu distanzieren, hätte dem Mädchen nichts gebracht, außer seelische Schmerzen, da sie körperliche Nähe einfach brauchte. Nur so konnte sie sich fallen lassen, das Leben genießen und gleichzeitig wissen, dass jemand da war, der sie liebte und bei ihr war, wenn sie ihn brauchte. Sie wollte es am ganzen Körper fühlen. Sie wollte spüren, dass sie sich auf Shiro verlassen konnte und ihre Gefühle erwidert wurden.... Shai wollte einfach nur das fühlen, was ihr nie gegeben wurde: Liebe. Shiro war für sie eine enorme Stütze geworden und - ungelogen - bekam ihr Leben erst durch ihn einen neuen Sinn. Früher hatte das Mädchen alles schon über Bord geworfen, lebte nur, um endlich auf den Tod zu warten, fühlte keine Geborgenheit mehr, keine Nähe, keine Liebe. Nur gähnende und zerstörerische Leere in ihrem Herzen, sowie auch in ihrer Seele. Alles hatte keinen Sinn mehr - zumindest für Shai. Dass sich das Mädchen langsam aber sicher in ihren Gedankengängen verirrte, hatte sie anfangs nicht gemerkt, doch gelang es ihr schnell, die Gedanken wieder auf das Thema zu lenken, was sich direkt vor ihr abspielte: Shiros wahren Gefühle. ~

Immer noch lagen sich die beiden in den Armen, waren sich so nahe wie nie zuvor und teilten die Zweisamkeit miteinander. Es war schön so, denn anhand solcher Momente fiel es einem leichter, dem anderen seine innigsten Gefühle und Gedanken preiszugeben. Das spürte wahrscheinlich auch Shiro, denn direkt nach seinen ersten Sätzen und einer winzigen Pause, glitten neue Sachen über seine Lippen, über die das Mädchen sofort intensiv nachdachte. Doch.. was redete er da? Dachte er wirklich, er tat dem Mädchen mit seinen Gesten weh? Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen Shais, denn Schmerz war alles andere, was sie fühlte, wenn Shiro Distanz suchte. Es machte sie nur etwas 'stutzig', doch das war eigentlich der erste Schritt in eine ernste Konversation, die meist anhand von Gesten oder Worten des Mädchens begann. So konnte sie ihm direkt sagen, was sie mitbekam und was sie dachte, um Shiro wissen zu lassen, dass Shai ihr Umfeld durchaus wahrnahm. Ein Charakterzug, dem das Mädchen gegönnt wurde, doch Shiro überhaupt nicht stand. Er selbst - wie er gerade sagte - nahm sich immer die erste und einfachste Variante, um sich aus solchen Situationen rauszulocken, ohne groß darüber nachzudenken, was er eigentlich damit anstellte. Ein falscher Weg, dachte sich Shai. Hatte sich Shiro schon einmal Gedanken drüber gemacht, was es überhaupt bedeutete, in einer Beziehung zu sein? Wusste er, was es hieß, jemanden zu haben, der viel über einen selbst wusste? Teilweise vielleicht, aber Shiro hatte vieles noch nicht wirklich verstanden. Shai beispielsweise hatte es mit ihrer Art und Weise geschafft, in das Innere des Jungen zu blicken, um ihn etwas mehr zu verstehen - dies war ziemlich wichtig für sie, da sie so gut es geht für ihn da sein und ihm helfen wollte, wenn es ihm schlecht ging. Je mehr sie von ihm wusste, desto leichter fiel es ihr, ihn aufzumuntern oder mit ihm zu reden. Genau das versuchte der Junge nicht bei ihr. Er verließ sich ganz auf die kommenden Situationen, doch verrieten diese nicht alles über das Innere eines Menschen - sie gaben nur Preis, was gefühlt wurde und wie man dachte. Vieles blieb im Verborgenen, doch sollte dies in einer Beziehung nicht sein. Man sollte den Partner kennen und sich ihm vollkommen öffnen können, ohne mit irgendwelchen negativen Gedanken zu leben. Dies musste Shiro lernen - und Shai würde ihm dabei helfen... ~ Ein kurzes Schlucken war zu hören, doch sollte das den Jungen ganz und gar nicht von seinem Vortrag abbringen - es entkam dem Mädchen nur, weil sie ihre überschüssigen Gedanken im wahrsten Sinne des Wortes 'heruntergeschluckt' hatte. Jetzt war sie wieder offen für neuen Gedankenstoff, den Shiro ihr sogleich lieferte, indem er etwas anschnitt, was dem Mädchen so gar nicht schmeckte: Perfektion. Neben dieser Perfektion nahm er seine Stellung innerhalb des Sakkaku-Clans in die Beziehung mit dem Mädchen ein! Was dachte er sich eigentlich? Sein Verhalten seines Standes gemäß und das Verhalten in Zweisamkeit mit Shai sollten nicht dasselbe sein. Es war nicht so, dass Shai mit zu den Dingen gehörte, die seinen Clan betrafen, denn sie war etwas Separates, was der Junge neben seinem Clanleben besaß. Er musste nicht für sie perfekt sein oder alles für sie perfekt machen, aus Angst, sie irgendwie zu enttäuschen oder sie dadurch sogar zu verlieren. Sie wollte nur, dass er sich so gab, wie er war... nicht als das baldige Clanoberhaupt Sakkaku Saishiro, sondern als Mensch.

Der Vortrag des Jungen hatte geendet und es trat erneut eine drückende Stille auf, die das ganze Badezimmer zu erfüllen schien. Nur noch das gewohnte Tropfen einiger Wassertröpfchen, die von der Nase des Mädchens auf die Oberfläche tropften, durchzog den Raum und machte die Stille um einiges angenehmer. Shai seufzte. Sie hatte soviel zu seinen Worten zu sagen, doch wollte sie ihn nicht mit unnötigem Müll vollquatschen - sie musste ihre Worte auf das Wichtigste reduzieren, sodass Shiro sofort verstand, was sie ansprechen wollte. Doch war dies leichter gesagt, als getan. Wie sollte sie am besten anfangen? So locker wie immer oder ernst bleiben? Zu allererst lockerte sie den Griff ihrer Arme und hörte auf, den Jungen am Nacken zu streicheln. Auch drückte sie sich etwas von seinem unbekleideten Oberkörper weg, dachte aber gar nicht daran, sich vollends aus der leichten Umarmung zu lösen. Ihr Kopf neigte sich ein wenig in die Höhe und ihre blauen Augen suchten die seinen, sodass sie sich vollkommen sicher sein sollte, dass er ihr zuhörte. Es war wichtig vollste Aufmerksamkeit zu haben, denn dadurch gingen die Gedanken einfach leichter über die Lippen, ohne, dass man sich verspricht oder alles doppelt bzw. dreifach wiederholen muss. ~ Shais Gesichtsausdruck war gar nicht mehr so ernst wie vorher, sondern strahlte vollste Wärme und Geborgenheit aus - auch ein Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gewagt, mit dem sie hoffte, den Sakkaku-Sprössling ein wenig zu beruhigen. "Hör zu...," begann sie in einer sanften Tonlage und legte den Kopf etwas zur Seite, was ihr einen ziemlich niedlichen Ausdruck verlieh, "...ich finde es gut, dass du mir das alles gesagt hast und ich sehe, dass sich vieles von dem mit meinen eigenen Gedanken überschnitten hat." Ein kurze Pause folgte, doch diese war genauso schnell wieder vorbei, wie sie angefangen hatte. "... bei einem deiner Gedanken hat sich jedoch mein Magen umgedreht... nämlich der letzte." Kurz erinnerte sie sich zurück an seine Worte, nahm aber schnell das Wort wieder auf: "...ich möchte nicht, dass du dich mir gegenüber so verhälst, wie dein Clan es von dir erwartet. Ich bin nicht dein Clan, ich heiße weder Sakkaku noch bin ich über irgendwelche anderen Ecken mit dir verwandt. Ich bin etwas Separates und ein Mensch, der keinerlei Perfektion von dir verlangt, egal in welcher Hinsicht, Shiro. Du brauchst keine Angst zu haben, dich mir zu öffnen oder dich so zu geben, wie du bist.. denn...," hier unterbrach sie kurz ihren Vortrag, um ein letztes Mal einzuatmen und den Rest über ihre Lippen zu bringen, "...denn es tut mir mehr weh, wenn du krampfhaft versuchst, dich zu verstellen, um Perfektion in die Sache zu bringen. So habe ich dich nicht kennengelernt und mich auch schlussendlich nicht in dich verliebt... Mir ist es recht egal, aus welchen Verhältnissen du kommst und wie du innerhalb deines Clanes stehst - das interessiert mich alles gar nicht und trägt rein gar nichts dazu bei, wie ich für dich fühle." Erneutes Schweigen. Eigentlich wollte sie sich ja kurz fassen, doch all das, was sie dachte, wollte einfach nicht in wenige Wörte abgekürzt werden, sondern in all seiner Größe heraus. "Ich liebe nicht das hier," sprach sie, drehte sich um und deutete auf den ganzen Luxus, der sich um den beiden herum befand. Danach drehte sie sich wieder zu Shiro um, legte ihren ausgestreckten Zeigefinger auf die Herzstelle des Jungen und lächelte ihn sanft an: "...ich liebe das hier..." Alle wichtigen Sachen waren draußen, doch merkte sie gleich danach, dass sie etwas wichtiges vergessen hatte. Das passierte eben, wenn man zu viel zu sagen hatte und alles gleichzeitig nicht über die Lippen bringen konnte - man vergaß etwas und musste es hinzufügen: "...du kannst bei mir nichts falsch machen, wenn du du selbst bist, denn so habe ich dich lieben gelernt und so kenne ich dich bisher. Ich möchte nichts anderes von dir kennen und will nicht, dass du dich verstellst...Mit gerunzelter Stirn musterte sie den Sakkaku-Sprössling und hob kurz eine Augenbraue an, um zeitgleich mimisch zu signalisieren, das sie keinerlei Widerspruch duldede. Shais rechte Hand erhob sich, ehe sie diese vor Shiros Stirn positionierte und ihm leicht dagegen schnippste. "Baka-kun..." Ein freches Lachen entwich ihrer Kehle, ehe sie, ohne irgendwelche Worte des Jungen abzuwarten, in die Offensive ging und ihm ihre warmen Lippen auf den Mund drückte. Shai hoffte inständig, dass er nun halbwegs seine ganzen negativen Gedanken und Ängste über Bord geschmissen hatte, die es ihm verboten, ihr gemäß zu vertrauen und sich Shai zu öffnen. Auch wenn es nicht der Fall gewesen wäre, Shai würde einfach abwarten und nichts schwerwiegendes von dem Jungen verlangen, was ihn einschüchtern würde... die Sache langsam angehen und sich ihm mehr und mehr öffnen, dasselbe natürlich auch von ihm selbst zu verlangen - sowohl seelisch als auch körperlich. Doch hatte sie während des Gespräches nicht vergessen, dass ihre zärtliche Geste von vorhin, ihn ziemlich beruhigt hatte... ob das nun auch klappte? Während des Kusses schließlich fuhr sie langsam mit der Fingerkuppen über seinen entblößten Rücken, bis sie an seinem Nacken angekommen war und ihn wiederholt dort streichelte. Das dies ziemlich fies war, wusste sie selbst, doch sie konnte einfach nicht anders - irgendwie musste man den Jungen doch von seinen Gedanken weglenken und ihm eine Situation darbieten, die es ihm ermöglicht, so zu sein, wie er wirklich war: nicht der Shiro, der für den Clan stets perfekt sein musste, sondern der Shiro, den Shai über alles auf der Welt liebte...
 
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