Warum wir spielen?
Diese frage ist wohl genau so leicht zu beantworten wie die Frage warum andere Menschen lesen, ins Kino gehen und ähnliches. Es ist ein Weg aus unserem Alltag zu entfliehen. Wir können Geschichten erleben, Emotionen empfinden, Orte sehen und Leute treffen, wie wir es in unserem „normalen“ Leben nie könnten.
Spiele unterscheiden sich als neues Medium aber von allen, bitte vergebt mir diesen Ausdruck, doch ich sehe es so, veralteten Medien. Genau so wie die Webseite die Zeitung, das Forum die Gemeinde und Videoportale das Fernsehen ablösen werden, lösen Spiele Filme und Bücher immer mehr ab. Das Geheimnis dahinter ist Usercontent. Menschen sind kreative Wesen, manche mehr, manche weniger, deshalb wollen sie Einfluss haben auf ihre Umwelt.
Kein Weg ist besser der Realität zu entkommen, als sich selbst eine neue Realität zu formen, sei es nun selbst verfasste Artikel in Blogs die meist nur die eigene Meinung widerspiegeln, ein Thread bei dem man seine Meinung 100erten von anderen mitteilen kann und mit ihnen Diskutieren kann oder selbst gedrehte Filme. Usercontent und die Möglichkeit in der Subkultur des Internets seine Meinung und seine Wünsche frei auszudrücken machen es für viele so attraktiv, denn was uns außerhalb dieser Kultur fehlt ist die Möglichkeit selbst etwas bei zu steuern. Wir wählen Vertreter die dann Entscheidungen für uns statt mit uns treffen und treiben mehr dahin, als wirklich den Weg zu bestimmen.
Was hat das Internet und die durch es entstandene Subkultur nun mit Spielen zu tun? Es ist simpel, in Spielen, anderes als in Büchern und Filmen wird dem Mensch die Kontrolle gegeben. Gute Spiele bieten dem Spieler Möglichkeiten die Charakter in der Geschichte so zu steuern wie sie es möchten. Nicht nur hat jeder Spieler seine eigene Art ein Spiel zu beenden die meisten Spiele regen ihn sogar dazu an. Es ist immer ein Wettstreit zwischen der Kreativität der Spieler und die der Macher. „Drücke ich den Knopf nun oder warte ich noch ein Moment?“ „Wähle ich diesen oder jenen Weg?“ Spiele bieten den Usern die Möglichkeit zu entscheiden, wodurch das Spiel anders abläuft und jedes mal neuer Usercontent geboren wird. Man ist nicht nur Zuschauer sondern Künstler selbst.
Warum werden Spiele dann nicht als neues Medium so akzeptiert wie all die veralteten Medien? Das größte Problem dahinter ist wohl das die Menschen die dies Bewerten selbst noch in einem veralteten System leben und in diesem Aufgewachsen sind. Wie bereits gesagt wählen wir Menschen die für uns entscheiden. Sie sind es gewohnt selbst Entscheidungen treffen zu können und können sich nicht in die Menschen hinein versetzen die sich danach sehnen eigene Entscheidungsgewalt zu haben. Genau so wenig können sie die neuen Medien verstehen, denn sie haben sich nie wirklich mit ihnen auseinander gesetzt. Vorurteile und Hemmungen der älteren Generationen blockieren die Entwicklung der neuen Generationen und treiben diese damit unbewusst immer mehr dazu aus der Realität, in der sie keine Entscheidungen treffen können zu fliehen. Mehr Realitätsflucht sorgt für mehr schlechte Schlagzeilen und mehr Vorurteile gegenüber Spielen. Wenn die größte Heldin die Deutschland zu bieten hat Angela Merkel ist wer will da nicht lieber dieser Welt entfliehen?
Es entsteht ein Teufelskreis, dadurch das Entscheidungen für uns getroffen werden, versucht man gegen das abtrifften aus dem Strom vorzubeugen. Was dafür sorgt das wir nur noch mehr aus diesem Strom ausbrechen wollen. Weshalb man uns immer mehr Regeln auferlegt um uns einzuzeunen.
Menschen sind aber keine Schafe. Menschen haben eigene Meinungen und Träume. Sie sind kreativer, als man es ihnen zugesteht und als das Gehege in dem sie gehalten werden es zulässt.
Genau deshalb spielen wir!
