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Ingvis Rekrutierung

Rutako Ingvi

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Parkgelände


Es war kein besonders glückliches Erwachen, das Ingvi erwartete. Im Gegenteil, als er langsam sein Bewusstsein zurückgewann, bemerkte er zuallererst, wie sein Schädel dröhnte. Er legte sich die Hand an die Stirn, setzte sich auf. Beim Atmen schmerzte seine Nase, und auch seine Knochen spürte er deutlich überall im Leib. Was war noch gleich passiert...? Es dauerte ein paar Momente, ehe er sich richtig konzentrieren konnte, dann blickte er an sich selbst hinab. Seine Weste war zu großen Teilen von Schlamm bedeckt, hier und da klebte ein Grashalb oder ein Blatt daran... ach ja, richtig. Jetzt kam es ihm wieder, der Park, in dem er gegen diesen blonden Jungen gekämpft hatte. Dann waren da noch Yuzuki und Yasu, denen er etwas angetan hatte... Kurz fuhr ein Zittern durch den Körper des Rutako, als er wieder vor sich sah, wie die Faust des Fremden im Rausch der Inneren Tore auf ihn zu geschnellt war. Hatte er ihn damit außer Gefecht gesetzt und hierher verfrachtet? Apropos... wo war hier? Das Schwarzhaar blickte sich um, erkannte jedoch nicht viel mehr als kahle Wände, die ihn ziemlich einschränkten. Ein kleines, leeres Räumchen, nicht einmal sein Katana war mit ihm hier drinnen. Das Katana, das er während dem Kampf verloren hatte... Moment! Sein Gegner hatte ihn gar nicht getroffen. Er war am Ende gewesen, noch ehe er den finalen Treffer landen konnte, aber was hatte ihn dann außer Gefecht gesetzt?„Yare, yare, Schleimer-kun, endlich wieder in dieser Welt? Hat dir der Ausflug gefallen?“ Als ihm diese Stimme wieder in den Sinn kam, sprang Ingvi aus reinem Reflex auf und stand sofort kampfbereit da, was sofort die Schmerzen in seinen Knochen wieder anfachte und ihn zurück auf die Knie zwang. Seishin... was hatte der denn da zu suchen gehabt? Jetzt kehrte auch wieder das Bild zurück, wie die drei um ihn herum standen, Seishin, Yuzuki und der Fremde.
Stöhnend realisierte Ingvi, das er eigentlich keine Ahnung hatte, was in diesem Park wirklich geschehen war. Wieso hatten ihn diese beiden angegriffen, und was hatte die Hinketsu mit dem Ganzen zu tun? Und noch einmal, wo zur Hölle war er gerade? Sein Blick glitt hinüber zu der Tür des Raumes, er erhob sich erneut und ging langsam hinüber, legte ein Ohr daran. Er hörte... etwas. Was genau es war, konnte er nicht sagen, aber er hörte etwas, also musste jemand im nächsten Raum sein. Ob Seishin da war? Und der Taijutsuka? Vielleicht sogar Yasu und Yuzuki. Vielleicht hatte er ja einen der drei verärgert; so langsam bereute der Rutako es, das Fuchsgesicht gegen seinen Willen immer als Sei zu betiteln. Er hätte einfach wissen müssen, dass das bei diesem Verrückten nicht gut ausgehen konnte! Langsam glitten seine Hände über seinen Oberkörper, drückten hier und da etwas fester zu, um zu ertasten, wo es genau schmerzte, dann über den unteren Teil seiner Jacke, wo die Schriftrollen und sein Notizbuch aufbewahrt wurden. Im Gegensatz zu seinem Katana hatte er nicht immer irgendwelche Siegelrollen dabei, deshalb war es nur logisch, dass er jetzt keine ertasten konnte, aber sein Büchlein war noch immer, wo es hingehörte, und das erleichterte ihn deutlich. Zwei Drittel seiner Persönlichkeit – Jacke und Buch – hatte er also noch, einzig das Schwert musste er noch zurückgewinnen. Ob es immer noch im Park lag? Um die Zeit würde sicher keiner aufräumen, aber er wusste ja auch nicht, wie lange er hier schon gelegen hatte. Frustrierend. Und schmerzhaft, immer noch... womit konnte man denn so viel Schaden an einem Körper verursachen? Und dann spürte er es erneut, die riesige Faust, die sich in ihn rammte, das Holz, das ihn frontal erwischt hatte wie ein überdimensionierter Fist Bump. Es war also der Hiniko gewesen... natürlich, wer auch sonst. Die Statue war, soweit Ingvi sich erinnern konnte, wirklich hübsch gewesen, aber das war jetzt nicht wichtig, es ging um die Situation, in der er sich befand, und die Personen, die ihn bereits erwarteten. Vorsichtig ergriff er eins der Kunai aus seiner Beintasche, umschloss es mit der rechten Hand, während sich die linke auf die Türklinke legte. Zuerst einmal klopfte er mit Rechts, dreimal, ehe er die Tür einen Spalt weit öffnete und sich bemerkbar machte mit einem einfachen Wort: „Sei... shin?“ Er hatte vorsichtig gesprochen, abwartend, doch dann stieß er das Portal einfach auf, trat energisch in den Raum hinein und stampfte einmal symbolisch auf den Boden, ehe er mit wütendem Blick die Lage sondierte.
 

Tantei Sharokku

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„Genjutsu und Ninjutsu selbst gehören zu den normalen Strategien der Ninja, jedoch sind sie selbst nicht schlecht. Genauso gut schneidet ein Katana nur jene, die der Träger zu schneiden wünscht, aber du hast Recht: Beide Jutsuarten zeichnen sich oftmals durch eine gewisse Hinterlist aus.“, erklärte Sharokku Shunsui, der gerade stark in seinem Stolz verletzt war. „Niemand zwingt dich dazu sie zu lernen, aber wir müssen uns die Waffen zu Eigen machen, die wir haben. Ninja verstecken sich in den Schatten und töten, weswegen wir uns mit den Schatten auskennen müssen, um sie dort zu finden und zu richten. Außerdem… Jeder kann es lernen. Das ist genau die Gefahr und der Grund, warum es so wichtig ist, Genjutsu und Ninjutsu zumindest zu kennen: Es wird keinen Mangel an Leuten geben, die diese erlernen können. Genau deswegen gibt es Ninjaakademien, man lehrt Kindern wie sie mit Kräften umgehen, mit denen sie über Leben und Tod entscheiden können. Und das heute ist passiert, weil du sie nicht kanntest und Unwissenheit kann dich umbringen“ Dass Sharokku selbst erst am Anfang des Jugendalters stand, war ein scharfer Kontrast zu seinen Worten. „Zusätzlich –“, Sharokku unterbrach und fügte leise hinzu: „Er ist wach.“ Einen Bewusstlosen eine Markierung zu geben war die einfachste Übung, in dem Moment wo sich die Person nur einen Meter von der Schlafposition bewegt hat, konnte man ausgehen, dass sie wach war. Nur wenige Personen wälzten sich umher.
Es war ein Konferenzraum, an der Wand hing ein Monitor, daneben ein Whiteboard. Es war etwas größer als der normale Konferenzraum, dieser wurde eher für Schulungen mal benutzt, jedoch hatte Sharokku ihn für heute mit Strom versorgen lassen, ansonsten ist er simpel ein großer Energieschlucker was Heizung und Licht anbelangt. Doch hin und wieder brauchte man so etwas.
Er selbst saß vorn auf dem Pult, während die anderen sich auf die kreisrund verteilten Tische sich verteilt hatten, Ingvi war noch im kleinen aber leeren Nebenraum, wo normalerweise eine Rumpelkammer wäre. Die ist aber bei der Aufgabe des Grundstücks auch geleert worden.
Da Sharokku auf Ingvis Erwachen aufmerksam gemacht hatte, waren schon alle Augen auf die Tür gerichtet, als dieser eintrat. Deutlich dynamischer als man vielleicht vermutet hätte, aber Sharokku begrüßte ihn mit einem Lächeln: „Ah, endlich wach. Willkommen! Ich hoffe du hast dir nichts gebrochen, auch wenn Seishin etwas grob zu dir war. Andererseits: Ich wäre eher beeindruckt wenn du halbwegs unversehrt war, Seishin neigt gerne mal zur Übertreibung.“ Sharokkus blaugrauen Augen wandten sich an Seishin und lächelten diesen freundlich an: „Aber du siehst aufgebracht auf. Yuzuki? Wärst du so lieb und bereitest Ingvi einen Tee zu? Da sollte auch etwas Schmerzmittel sein, falls er eins nehmen möchte.“ Jeder der nun dachte, dass Yuzuki ihr Blut in den Tee mischen sollte, war schief gewickelt: Sie haben ihn schon im Vorfeld infiziert, immerhin wäre es problematisch wenn er frei herumlaufen könnte. Und Bewusstlose wehrten sich nicht, doch davon brauchte Ingvi nie zu erfahren.
„Nun, die meisten von uns solltest du kennen, ich bin Tantei Sharokku und bin hier der… sagen wir mal Buchou (Clubpräsident). Wir haben mit dir Kontakt aufgenommen, da Yuzuki meinte, dass du vielleicht geeignet sein könntest, unserem Club beizutreten, auch wenn ich da gewisse Zweifel gehegt habe… und immer noch hege. Aber das ist kein Grund, dir keinen Platz anzubieten, also keine Scheu, setz dich!“ Immer noch dieses freundliche und unschuldige Lächeln, die Worte alleine mit diesem Gesicht und niemand hätte etwas Böses vermutet, aber die gesamte Situation war merkwürdig: „Dann trink erst einmal ein Schluck, beruhig die Gemüter. Wir haben dich verarztet, aber wollten dir nicht irgendein Zeug einflößen.“, die Lüge ging glatt: „Weswegen wir uns auf Bandagen und Pflaster konzentriert haben, dazu etwas schmerzlindernde Salben, aber das ist eher gegen das Scheuern der Bandagen als richtige Wunden.“
Er wartete etwas, um zu schauen wie Ingvi reagieren würde, dann nahm Sharokku selbst eine Tasse Tee von Yuzuki an, bedankte sich bei ihr dafür und stellte dann dem Neuankömmling eine Frage: „Mal so nebenbei: Wie fühlt es sich eigentlich an, dermaßen schwach zu sein? Ich meine gerade wegen dem Examen neulich und jetzt hier, beide Male wie ein Trottel abserviert zu werden, weil irgendjemand der überhaupt nichts mit der Situation zu tun hatte meinte, er könne hier die Entscheidungen treffen und dich auf die Matte schicken? Hilflos? Zornig? Selbsthassend?“ Sharokku schlürfte noch einmal: „Probier den Tee, Ingvi. Yuzuki kann echt guten Tee kochen.“ Die Kunst des Teekochens lag tiefer als die meisten Menschen dachten, weswegen Sharokku diesen Aspekt der Dame schätzte, auch wenn sie eine Weibliche war.
 

Rutako Ingvi

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Kaum trat Ingvi ein, ruhten auch schon ganze acht Augen auf ihm – und das war, ehrlich gesagt, ziemlich unangenehm. Waren die Leute von seinem Klopfen etwa so fasziniert gewesen, dass sie sich gleich allesamt der Tür zugewendet hatten? Er blickte durch die Reihen; da waren Seishin, Yuzuki, Blondschopf und ER. Noch wusste der Rutako nicht, wer das war, aber die Art, wie er auf diesem Pult saß, und die Ruhe, die er ausstrahlte... er war nicht einfach jemand. Vielleicht hatte er einen Gottkomplex oder er nahm wirklich eine höhere Position ein. Es konnte auch sein, dass er der Kopf hinter der ganzen Sache war, und vielleicht, nur vielleicht, bildete das Schwarzhaar sich diese Sache nur ein. So langsam war er sich wirklich nicht mehr sicher, welchen seiner Gedankengänge er glauben sollte und welche vollkommene Irrtümer waren. Bisher war er sich bei allem immer so sicher gewesen, aber...
Vielleicht lag es daran, dass er mit Seishin und dem Blondschopf an der Seite keinerlei Gefahr von Ingvi zu erwarten hatte, doch dieser Fremde auf dem Pult war... überraschend freundlich. „Nein danke, ich brauche keine Schmerzmittel“, antwortete der Rutako, als Sharokku seine erste Pause einlegte. Der Zorn war inzwischen aus seinem Blick gewichen, er war viel eher verwirrt, doch das zeigte er nicht; er sah einfach starr zu dem Redner. Dieser stellte sich gerade als Tantei Sharokku vor, und endlich – endlich! – bekam Ingvi ein wenig Kontext. Yuzuki hatte ihn also als Clubmitglied vorgeschlagen...? Das eröffnete natürlich folgende Fragen: Was für ein Club? Inwiefern passte gerade er denn hinein? Und warum zur Hölle mussten sie ihn außer Gefecht setzen, um ihn hierher zu verfrachten? Wieder begann Ingvis Kopf zu schmerzen, während er das Angebot des Buchous annahm und sich an einen der Tische setzte – natürlich so, dass er ihn noch im Blick hatte. „Du hast also Zweifel an mir, hm? Sag mir, was das für ein Club sein soll, dann sag ich dir schon, ob ich passe oder nicht“, murrte das Schwarzhaar gedanklich, ehe er zu dem Mädchen hinüber sah. Sie hatte ihn also vorgeschlagen. Irgendwie erfüllte dieses Wissen ihn mit dem Gefühl, dass hier sehr wohl ein Platz für ihn war, er vertraute ihr und ihrem Einschätzungsvermögen. Trotzdem wollte er natürlich wissen, was man genau von ihm wollte, anstatt einfach ja zu allem zu sagen. Apropos Yuzuki, er bekam tatsächlich einen Tee von ihr. „Danke, Yu-san“, sagte er deutlich hörbar, als sie ihn abstellte, und fügte dann leiser hinzu: "Ich bin froh, dass es dir gut geht..."
Der Tantei bekam auch eines dieser Heißgetränke, während Ingvi jetzt endlich eine Erklärung fand für die Bandagen, die sich um seinen Körper gelegt hatten. Langsam steckte er das Kunai wieder weg, nahm die Tasche mit seinen Waffen ab und legte sie auf den Tisch, schob sie weg von sich, um zu signalisieren, dass er bereit war, zuzuhören. Für ihn galt ein einfaches Prinzip: Wenn man ihn anständig behandelte, behandelte er die anderen auch so, und bisher war Sharokku wirklich sehr anständig gewesen, seit die beiden aufeinander getroffen waren, und vielleicht hatte er sogar eine gute Erklärung für die Parksache. Wenn nicht, dann war das so ähnlich wie zuvor auf dem Flohmarkt: Ingvi fühlte sich angerempelt und würde entsprechend zurückrempeln, auch wenn dieses Mal die beiden Wachhunde und Yuzuki dabei standen, die ihren Buchou sicher nicht so einfach im Stich ließen. Und jemand, der Seishin unter Kontrolle hatte, musste sowieso ein extrem fähiger Shinobi sein... Deswegen war Ingvi bisher auch noch nicht auf das Katana losgestürmt, das er an der Wand hinter dem Pult entdeckt hatte. Bei dem Griff war es leicht, das Schwert als sein Eigentum zu erkennen, kaputt und bandagiert, wie er war. Lange konnte man sich aber nicht darauf konzentrieren, denn jetzt ging Sharokku aufs Ganze: Er attackierte Ingvis Schwachstelle. Dermaßen schwach zu sein... diese Worte waren wie bohrende Pfeile. Auf die Aufforderung zum Trinken hin sah er jedoch verdutzt zur Tasse hinunter – ach ja, der Tee. „Mal sehen...“, ging er in Gedanken dieses Treffen durch. „Sie haben mich behandelt und mir etwas zum Trinken gemacht. Ich durfte mich hier völlig frei bewegen, ohne festgehalten oder gefesselt zu werden, obwohl ich bewaffnet war. Und sie wollen mich in einen Club aufnehmen... Er hat Zweifel, ob ich dazu passe, aber er gibt es offen zu. Außerdem scheint er wirklich etwas zu wissen über mich. Egal, wie ich das auslege, bisher wirkt er nicht, als würde er mir misstrauen...“ Ruhig griff er nach der Tasse, führte sie an seinen Mund und trank. Wollte der Tantei ihn provozieren? Das hatte er geschafft, aber zeigen musste man es ihm ja nicht gleich... „Du hast Recht, Tantei-san. Der Tee ist fantastisch. Und meine Angelegenheiten scheinen unglaublich interessant zu sein, wenn man bedenkt, dass sich immer jemand hinein drängen muss. Hilflos ist ein guter Ausdruck dafür.“ Nach einem kurzen Nicken nahm Ingvi den nächsten Schluck, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, dann fixierte er Sharokku mit seinen eisblauen Augen. „Aber was soll man machen, wenn sich jeder dafür entscheidet, die gegnerische Seite anzunehmen? Wenn ich behaupten würde, zufrieden zu sein, wäre es gelogen, aber alleine ist man ziemlich machtlos. Heutzutage werden Leute wie ich ja immer noch irgendwelchen Anfängern unterstellt, die kaum aus der Akademie sind...“ Leise seufzte er, dann blinzelte er kurz und streckte seine Hand aus. „Aber bevor das hier weitergeht, würde ich gerne mein Schwert wiederhaben! Dieses Katana ist mir sehr wichtig und ich fühle mich unvollständig, wenn es dort drüben an der Wand lehnt, statt bei mir zu sein!“ Bestimmt, aber nicht unhöflich. Er sagte es mit Nachdruck, seine Stimme wurde aber nicht lauter. Vielleicht merkte man, dass er ein wenig angespannt war, aber das konnte man ihm ja wohl kaum verübeln, hier in einem Raum mit einer Allianz aus vier Shinobi, die ihm noch immer nicht gesagt hatten, wofür sie ihn eigentlich rekrutieren wollten...
 

Tantei Sharokku

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Sharokku grinste. Es erschien eigentlich so freundlich wie immer, aber es lag doch irgendwie ein anderer Ton dahinter, jemand der so häufig eine Maske wie er trug, konnte trotz des gleichen Gesichtes mit Leichtigkeit eine andere Atmosphäre geben. Das war eine Zusammenführung vieler kleiner Elemente, in diesem Fall dass sein Kinn etwas höher war, die Wangen etwas blasser, die Zunge unsichtbar über den Gaumen streifte und die rechte Schulter etwas weiter nach vorn gedreht war. All diese Änderungen betrugen kaum einen Millimeter, doch insgesamt machten sie sein freundliches Gesicht gefährlich. „Nenn mich einfach Sharokku, mag etwas komplizierter sein, aber es ist viel weniger förmlich.“ Dann nahm er noch einmal einen Schluck.
Er legte die Tasse hin und stand auf, er ging zu dem Katana und begann es an der Saya zu Ingvi herüberzutragen: „Natürlich bekommst du dein Schwert zurück. Es schien nur ratsam zu sein, es erst einmal hier zu verwahren, damit wir uns Gespräch kommen. Ich frage mich etwas, was für eine Geschichte diese Klinge vorzuweisen hat, aber vielleicht ein anderes Mal.“ Die Schultern zuckten, als wäre es vollkommen verständlich. „Was das Alleinsein anbelangt… die meisten Menschen werden alleine geboren und viele streben es an, nicht einsam zu sterben. Das bedeutet, dass man sich zusammenschließt, aufeinander baut und einander hilft. Doch wir sind Ninja, wir sterben viel häufiger alleine und einsam, man erwartet es von uns, wenn die Mission es verlangt.“ Er stand nun zwei Schritte von Ingvi entfernt und sah ihm in die Augen: „Doch ist jeder der deswegen vertraut ein Narr? Oder jeder der für die Mission bereit ist alles zu tun, ein Held? Ich denke nicht.“ Sein Lächeln nahm einen melancholischen Zug: „Wir sind Menschen und keine Werkzeuge. Und dennoch tut man immer wieder anderen weh, man isoliert sie, aus den merkwürdigsten Gründen. Jemand der dir in den Rücken gefallen ist? Wo doch Shinobi in Gruppen arbeiten? Eine Ausnahme oder nur das wahre Gesicht schöner Worte? Wenn ein Splitter absteht, so entfernt man diesen, ansonsten schneidet er ins Fleisch. Es gibt viele Gründe, warum Splitter abstehen können, aber man versucht nicht daran zu arbeiten, es geht um den Splitter direkt und dass er wehtun kann, dass er sich in das Fleisch bohrt, vielleicht verhakt und Blut hervorholt, eventuell entzündet sich die Wunde dann… Und in diesem Gebilde sind wir zwar auch Splitter, die aber nicht abstehen… noch nicht. Wir sind die Art von Splitter die erst ins Fleisch eindringen, wenn wir genug sind, wenn wir stark genug sind bis in die inneren Organe vorzustoßen. Es ist kein leichter weg, aber wenn wir eine Welt schaffen wollen, wo Splitter abstehen können, muss zuerst einmal derjenige weg, der sie entfernt.“ Mit jedem Wort wurde Sharokkus Lächeln breiter und freundlicher, er schloss die Augen und schien ganz friedfertig zu sein, als er Ingvi das Griffende des Katanas reichte.
Jener könnte nun sofort ziehen und Sharokku den Kopf abschlagen, zumindest hatte es den Anschein. Es standen nur zwei Meter zwischen Sharokku und dem Tod. Und doch lächelte er, jedoch begann das Lächeln… bösartiger zu werden, als ob nun sich die Maske der Unschuld in das Gesicht der Ambitionen verwandelte… und Sharokku öffnete die bernsteinfarbenen Augen: „Wie schaut es bei dir aus, Ingvi? Ist es nicht beschissen in einer Welt zu leben, in der die einen etwas sagen, dann wiederum etwas vollkommen anderes tun und deswegen den Menschen schaden? Sie töten? Wie viele sind aufgrund eines alten Grolls gestorben, welcher schon viel zu lange währt? Wie viele ruiniert wurden? Oder versuchst du dich lieber an dein eigenes Elend zu klammern und zu sagen, die Welt sei so schlecht und du kannst gar nichts tun?“ Es waren alles einfache Fragen, aber in jeder stand eine Dringlichkeit und eine Kraft, die sie schwerer Machten als einen Berg.
Der gesamte Raum schien so bedrückend still zu werden und es machte klar, dass nur einer dieser Atmosphäre Erleichterung geben könnte…
 

Rutako Ingvi

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Sharokku machte sich tatsächlich die Umstände, von seinem Tisch herunter zu kommen und Ingvis Katana für ihn zu holen... Offensichtlich herrschte hier gerade wirklich kein Misstrauen. Der Rutako runzelte seine Stirn ein wenig, lief ihm das Ganze doch ein bisschen zu einfach ab, aber der Tantei hatte Recht. Es stand in den Sternen, ob mit Ingvi zu reden gewesen wäre, hätte man ihn mit seiner kompletten Ausrüstung in einem kleinen Raum eingesperrt, allerdings wäre das nun wirklich nicht seine Schuld gewesen. Aber Schuld oder nicht, jetzt war er schon in dieser Situation, da konnte er sich auch anhören, was seine Entführer zu sagen hatten...
Doch das, was gesagt wurde, war überraschend verständlich. Und sinnvoll. Warum sollte man einsam sterben, wenn man die Chance hatte, es nicht tun zu müssen? Das war schon dem vorletzten Rutako geschehen. Rutako Saiko, gleichzeitig von einigen Leuten gefürchtet, und doch von keinem gemocht, verhasst für seine Art und alles, was ihn ausmachte. Dieser Mann, dem einst das Schwert gehört hatte, das gerade durch den Raum getragen wurde – der eingravierte Name Rutako stand für ihn. Seine Frau hatte nicht getrauert, seine Eltern hatten auch vor ihrem Tod keinen Kontakt zu ihm gehabt, Freunde hatte er keine besessen und sein einziger Sohn konnte auf seinen Todestag nur zurück sehen als einen Tag der unbändigen Erleichterung. Auch für sein Dorf hatte er nie etwas getan, er war weder signifikant, noch erfolgreich gewesen. Zwar machte Ingvi sich nicht gerade viel aus zwischenmenschlichen Beziehungen, doch dieses Schicksal ließ sich einfach nicht anders beschreiben als erbärmlich. Wollte er betrauert werden? Nein, wirklich nicht. Wollte er einsam sterben? Auch das nicht... Zum ersten Mal musste er darüber nachdenken, was er eigentlich wollte. Das Schwarzhaar wusste es nicht, hatte keine Ahnung. Wenn er so zurück dachte, hatte er eigentlich immer gewusst, was er wollte – Ruhm, Hyouton, eine einzelne Person in seinem Leben, die ihm nahe stand, und ansonsten einfach nur Respekt. Und was war davon übrig? Er arbeitete eigentlich nur noch für Geld, trainierte für Geld, lebte für Geld. Die Zähne des Jungen pressten sich aufeinander, dann biss er sich wieder auf die Hand. Früher hatte er Ambitionen und Wünsche gehabt, doch jetzt war er nicht mehr als ein blutrünstiger Geizhals. Er hatte sich perfekt an das System angepasst... damit er nicht wie Sharokkus metaphorische Splitter entfernt wurde. Er hatte aufgegeben, was nicht möglich schien, und sich stur eingegliedert in den Lauf der Dinge, obwohl der ihm missfiel. „... Sharokku... Ich verstehe, was du sagen willst... naja, zumindest ungefähr. Der Vergleich ist ein wenig verwirrend...“ Langsam streckte der Rutako seine Hand nach dem Katana aus, packte es am Saya und zog es sanft aus den Händen des Gelbäugigen. Natürlich hätte er ihn nun ziemlich problemlos töten können, doch Ingvi war nicht so. Er besaß immer noch seine Ehre und seinen Stolz, jedenfalls das davon, was ihm das System noch gelassen hatte, und er hielt sich immer noch strikt an seine eigenen Regeln, in diesem Fall Rutako-Regel Nummer 16: Das Vertrauen anderer zu enttäuschen, ist unverzeihlich. Wenn Sharokku sich in die Gefahrenzone begab und ihm das Schwert zurückgab, war das der letzte und größte Beweis für eine These, die Ingvi die ganze Zeit schon bestätigt sah: Er traute ihm. Obwohl sich die beiden zum ersten Mal trafen, traute er ihm. Vielleicht, weil Yuzuki gut von Ingvi gesprochen hatte; vielleicht vertraute sie Ingvi, und der Tantei vertraute einfach ihrem Urteil und im Umkehrschluss auch dem Jungen. Es war unmöglich, ihm jetzt noch etwas anzutun... „Versteh mich nicht falsch. Es gibt Menschen, die in dieser Welt nichts zu suchen haben, und ich habe gar kein Problem damit, ihnen das Leben zu nehmen. Wenn jemand die Absicht hat, Splitter zu entfernen, dann ist das für mich in Ordnung...“ Er senkte den Blick, schloss die Augen zusammen. Gerade war eine der seltenen Gelegenheiten, in denen man eine Emotion beobachten konnte, die über sein Gesicht zog. Bitter war der Ausdruck, der sich auf sein Antlitz bannte, als er seine rechte Faust auf den Tisch neben sich fallen ließ, ohne auch nur zu zucken, als dessen Platte zersplitterte. „Aber wenn die Regierung Soragakures behauptet, nur das beste für uns zu wollen, und dabei nur ihre eigenen Ziele verfolgt, ist das nicht tolerierbar! Wenn man etwas tut, soll man gefälligst dazu stehen und nicht den Leuten, die ihr Vertrauen in einen setzen, etwas vorlügen!“ Zorn war aus seiner Stimme zu hören, denn er war einer von denen, die in den Kurokagen vertraut hatten, immer. Erst jetzt sah er, wozu das geführt hatte, dass er sich verändert hatte in jemanden, der Dinge akzeptierte, die er nicht akzeptieren konnte. Er sah jetzt wieder auf, genau in die Augen von Sharokku. „Ja, ich habe mich nur um mich selbst gekümmert! Ja, ich habe mich den Umständen angepasst, ohne Widerstand zu leisten! Ja, ich habe meine Zweifel am Kurokagen herunter gekämpft! Ich bin nicht perfekt, kapiert? Aber du spielst doch das gleiche Spiel! Du schwingst deine Reden darüber, dass Splitter nicht gleich entfernt werden dürfen, aber du hast mir noch immer nicht gesagt, was du überhaupt vorhast und wofür du mich rekrutieren willst! Wenn dich das System genauso stört wie mich, dann spiel nicht die gleichen Spielchen... sag mir, was du von mir willst, und ich sage dir, ob du es bekommst.“ Langsam kostete es ihn wirklich Anstrengung, mit seinen Gefühlen umzugehen. Nicht sie wie sonst zu unterdrücken, dafür war zu viel von seinem angestauten Zorn bereits ausgebrochen, blockierte das Tor, das ihn sonst zurückhielt. Seine Augen funkelten in hellem Violett, während er den Tantei anblickte, doch das, was er bekämpfte, war auch nicht die Farbe. Es war die einzelne Träne, die sich aus seinem rechten Auge gelöst hatte... Sein Blick war gleichzeitig verzweifelnd und fragend. Er hatte zugegeben, dass er nicht perfekt war, das war gar nicht seine Art. Jetzt brauchte er endlich seine Antwort...
 
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