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Job: Die Shinobinanny

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In einer Menschenmenge zu baden hatte im Allgemeinen etwas von einem Taucher in der Mitte von Haien und in genau denselben Flair - bloß war Rakugaki nicht der Taucher, sondern eher ein bissiges Fischwesen, welches zufällig an Land wandeln konnte. Das erinnerte ihn an "Gyo", einen schrecklichen Trashfilm, den er erst neulich zusammen mit Akeno geguckt hatte ... am besten sie zogen sich heute Abend noch einen der ganz alten Schinken rein, vor denen fürchtete man sich wenigstens noch. Außerdem würde das seinem besten Freund eine Lehre sein, ihn durch eine solche Masse an Leuten zu führen. Was fiel ihm ein? Wusste er denn nicht, dass er Amok lief, wenn er sich unterdrückt oder hilflos fühlte? Bisher ging das ja noch, konnte er doch noch jedem ausweichen, der sich ihm näherte, aber in seinem Kopf war bereits ein Zähler aufgetaucht, der die Rage ankündigte, die folgen würde, wenn er von einer ausreichenden Menge Idioten angerempelt worden war. Irgendwann, das wusste er, konnte er nicht mehr nur mit der Augenbraue zucken, sondern würde sich den Erstbesten schnappen, der ihn berührte, ob Frau, Mann, Kind oder Greis und diesen mit einem Wutschrei auf den Boden klatschen. Warum tat Akeno soetwas Gemeines? Wusste er denn nicht, dass auch sein Leben in unmittelbarer Gefahr schwebte? ...
 
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Das Problem an der Sache war wohl eher, dass Akeno Menschenmengen so viel lieber als einsame Gassen waren, dass er gar nicht daran dachte, an jemand anderen zu denken. Sicher wusste er, dass Gaki das nicht mochte, aber ebenso war er sich eben bewusst, dass er das Gegenteil nicht mochte - und in diesem Punkt schien er dann doch eigennützig und egoistisch zu sein. Schließlich hatte er doch die Route durch die Innenstadt gewählt, ohne es allerdings direkt so zu bedenken, wie man es im Nachhinein sehen musste, er war einfach seiner Laune gefolgt und die hatte ihn hier hin gebracht. Als er sich jedoch umsah, bemerkte er wohl, dass das ein Fehler gewesen war, denn er driftete sofort danach an den Rand der Menge, außerhalb des Zentrums und bog recht schnell in eine der verhassten Gassen ein. Hier war es kühler, enger, aber eben menschenleer. So hatte der Yamanaka wieder nur noch den kleinen Adligen und seinen Freund als Ablenkung und musste sich wohl oder übel mit ihnen beschäftigen, statt mit den ganzen interessanten Menschen, die es sonst noch so gab. Hm... nun, solange ihm nicht langweilig wurde, war das sicherlich kein Problem, die Frage war nur, wie lange ihm nicht langweilig werden würde! Denn das konnte man bei Akeno nie so recht sagen, ebenso wenig, wie man die Wirkungsdauer seiner Medikamente nur erahnen konnte, die er natürlich nicht genommen hatte. Warum auch... es war ja nichts ernstes, was sie hier durch die Gassen führte, nur ein kleines Kind. Und ein Irrer, der plötzlich von einem ganz besonders nervigen Langeweile-Anfall erfasst wurde und deswegen den nächstbesten Menschen, der in diesem Fall Ryakuga hieß, größer, schwerer und ganz im Allgemeinen auch jähzorniger als er war, gegen die Nase zu piksen begann. Es fing alles ganz harmlos an, er stupste nur einmal dagegen, mit einem lauernd-gespannten Gesichtsausdruck, während er rückwärts weiter lief, stupste noch einmal zu. Und der einzige, der scheinbar bemerkte, dass da etwas nicht ganz gerade lief, war Ryo, der den Blonden ansah, als sei er ein kleines Kind. "Er ist verrückt, oder?", meinte er mit immer noch ernstem Ton zu Rakugaki, während sich sein Blick in Richtung Akeno etwas in Richtung Abneigung entwickelte und er langsam den Abstand vergrößerte. Schlaues Kerlchen, er hatte Recht, nur sah der Wahnsinnige das leider etwas anders. Klar, er wusste, dass er wohl etwas sonderbar war, aber wissen und fühlen waren schon immer zwei Paar Schuhe gewesen. Akeno wusste, dass er wohl in den Augen vieler ein wenig durchgeknallt war, aber er wollte es sich nicht eingestehen. Ergo mochte er es natürlich auch nicht, wenn man ihn so nannte... "Gar nicht wahr, Dicker!", maulte er und steckte die Hände in die Hosentaschen, um betont schneller zu laufen.
 
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"Er ist verrückt, oder?"
Lautlos zerplatzte die Blase an Selbstbeherrschung, die Rakugaki schon zu Beginn des Jobs nur provisorisch hatte aufrechterhalten können. Er war schon bei ihrer Begegnung kurz davor gewesen zu platzen, hatte dann bei Ryos Drohung gezittert und nun, als das kleine Drecksbalg seinen Freund als geistig Behinderten darstellte und ein paar Schritte von ihm wegmachte, schlüpfte mit einem Mal all seine Zurückhaltung in das hinterste Loch seiner schwarzen Seele. Äußerlich sah man keinerlei Unterschied, er stand immernoch da, unbewegt, ohne ein Anzeichen davon, dass irgendetwas falsch gelaufen war. Bis Akeno, der sich erstaunlich schnell entfernt hatte, um die Ecke gebogen war. Das Feuer, welches in Rakugakis Brust entfacht worden war, züngelte nach oben, und für einen Moment konnte er den ängstlichen Blick des Schnösels sehen, als es seine Augen erreicht hatte und er hinabsah auf die kleine Made, die es gewagt hatte, seinen besten Freund zu verletzen. Da das Kind offensichtlich nicht vollkommen verblödet war, machte es sich schleunigst daran, das Weite zu suchen - alleine mit jemanden wie ihn in einer abgelegenen Gasse, in der niemand ihn schreien hören würde zu sein war gefährlich, das hatte wohl auch er mittlerweile realisiert - da riss der viel längere, viel stärkere Arm des Größeren an dem seinen und zerrte ihn rückwärts, so dass der mit edlen Stoffen gepolsterte Hintern auf dem Boden landete. In einer einzigen Bewegung saß der 14-Jährige auf dem Wanst des Kindes, drückte eine Hand brutal auf dessen Hals und hielt in der anderen ein Kunai, welches dicht über dessen Stirn schwebte. Kein Zittern in seinen Bewegungen, keine Zweifel in seinem Blick ließen vermuten, dass das hier nur eine Drohung war. Schon jetzt war klar, dass seine Finger rote Abdrücke hinterlassen würden, vielleicht auch blaue. Wer wusste das schon. Todesangst im Blick starrten die braunen Augen des Kindes nach oben in die grauen Seelenspiegels seines mutmaßlichen Mörders, als dieser plötzlich den Mund öffnete. "Du hast keine Ahnung. Du bist ein reicher Junge. Ich wette Mama und Papa haben dir eingeredet, dass alle dich lieben, nicht wahr? Das stimmt nicht. Niemand wird geliebt. Man wird versuchen wegen deines Geldes in deinen Arsch zu kriechen, vielleicht bekommst du sogar ein paar Weiber ab, wenn du alt genug bist - aber dein Charakter ist nichts als ein Haufen Scheiße. Formlose Scheiße. Wenn du das nächste Mal jemanden deshalb verurteilst, weil er einen Hauch von Charakter hat, dann denk daran, dass du es meinem Charakter zu verdanken hast, dass du noch lebst." Ein flotter Sprung, während dem er sein Kunai in die Bauchtausche seiner Jacke zurückwandern ließ, ein kurzer Blick auf den leicht blau angelaufenen Ryo, der nun hustend und prustend dabei war sich aufzurichten, dicke Tränen von den Augen wischend. Na, dem hatte wohl noch niemand eine richtige Standpauke gehalten, was? Na, umso besser, wenn er jetzt endlich mal seine Klappe hielt und darüber nachdachte, was er eigentlich tat ...
"ICH WILL NACH HAUSE! IHR SEID BLÖD! ICH WERDE DAFÜR SORGEN, DASS IHR EUREN NINJASTATUS VERLIERT! DU HAST MICH MISSHANDELT!"
...
Oh.
 
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Tja... Feingefühl war wohl noch die Stärke des jungen Atarashi gewesen, das konnte man wohl ohne zu lügen sagen. Tatsächlich hatte selbst ein Troll intelligenter gehandelt als der junge Künstler in diesem Moment, denn wenn man jemanden von relativ hohem Rang (per Geburt, versteht sich) herum führen sollte, dann gab es sicherlich besseres, als diesen zu beleidigen. Okay, zugegebenerweise gab es auch schlimmeres, zum Beispiel könnte man ihn auch noch in den Dreck stoßen, würgen und mit dem Tode bedrohen, aber... oh... aber genau das hatte Rakugaki ja getan! Das war natürlich ärgerlich, was? Vor allem natürlich für die beiden Genin, denn dieser kleine Junge könnte sicherlich wirklich das erreichen, was er nach seiner Beinaheermordung herausposaunt hatte. Er hatte mehr Einfluss, als das für sein Alter gut war oder besser gesagt hatten seine Eltern den, nicht zu knapp. Akeno hatte gar nicht so recht mitbekommen, was da hinten abgelaufen war, da er schon um die Ecke gebogen war, er hörte nur auf einmal den kleinen Drecksack schreien - und konnte auf einmal ziemlich schnell eins und eins zusammen zählen. Man sollte Rakugaki wohl eher nicht mit jemandem, den er nicht leiden konnte, alleine irgendwo da lassen, wo er einigermaßen unbeobachtet war, denn wie Akeno öfter mal am eigenen Leibe zu spüren bekam, war der Größere Gewalt so gar nicht abgeneigt. Er hatte natürlich nicht vorsorglich daran gedacht, dass er auf jeden Fall dableiben sollte und auf den Kleinen Acht geben musste, aber dieser hatte ihn gerade zuvor mit einer für ihn tödlichen, weil wahren, Beleidigung gestraft. Ergo war es doch verständlich, dass er lieber das Weite gesucht hatte... nun aber hastete er zurück, um mit entsetztem Blick den Worten des Jungen zu lauschen, die sich nicht nur sehr antiproduktiv für sein restliches Leben anhörten, sondern zusätzlich auch noch Schlüsse auf die Handlung des Sprayers ziehen konnte. Das war eine ziemlich mistige Angelegenheit... denn nun war guter Rat wohl teuer. Wenn Akeno nun ein super duper ausgebildeter Spitzenklasseyamanaka wäre, dann hätte er ihm die Hand auf den Kopf gelegt und sein Gedächtnis verändert. Hätte gedauert, aber dann wäre es das gewesen. Leider war der blonde Junge noch ganz am Anfang seiner Ausbildung und konnte ihm nicht einmal die Erinnerung an einen Sekundenbruchteil wegnehmen, sodass man in der Hinsicht nichts machen konnte. Hm. Ob man ihn noch mehr bedrohen sollte, um ihn zum Schweigen zu bewegen? Irgendwie dämmerte es ihm recht schnell, dass das nicht funktionieren, sondern noch eher dazu führen würde, dass sie dann wirklich am Arsch waren. Ob man sich bei ihm entschuldigen sollte? Ehh... aber darauf hatte Akeno gerade keine Lust, wenn es vielleicht noch anders ging. Irgendwie war guter Rat gerade teuer und was tat ein Kind, wenn es nicht wusste, was zu tun war? Es fragte. Aber wen sollte man hier schon fragen, der Künstler und Täter selbst würde wohl keine Ahnung haben... wie wäre es da mit jemandem wie... Miyuki! Akenos Gesicht verzerrte sich ein wenig, ehe die schmale Hand an seine Schläfe zischte und er sich auf etwas zu konzentrieren versuchte, das er normalerweise tunlichst vermied. Oi, Miyuki-sensei...? Es dauerte ein wenig, bis da plötzlich noch eine andere, ein wenig müde und eindeutig weibliche Stimme in seinem Kopf erschallte. Hm? Oh, hoffentlich hatte er sie nicht geweckt oder so... andererseits hätte er sie dann gar nicht erreichen können, war also mehr ein Halbschlaf gewesen, wenn überhaupt. Ich brauch mal eben Hilfe... wir sind nämlich gerade wegen eines Jobs in Konoha und Gaki-chan hat ein bisschen Mist gebaut, glaub ich... Was ist passiert? Faszinierend, wie schnell eine Stimme ins Alarmierte und sofort Wache übergehen konnte. Scheinbar wusste die Jounin ziemlich genau, zu was sein Mitbewohner wohl rein theoretisch alles fähig war und wenn Akeno schon nach Hilfe rief, musste es dieses Mal wohl wirklich keine Kleinigkeit gewesen sein. Vielleicht hatte er ja jemanden ermordet oder so... Wir sollen so einen kleinen Knirps durch die Stadt führen, weil dessen Vater irgendwie ein ganz hohes Tier ist und ich glaub die beiden haben sich gestritten oder so, jedenfalls heult der jetzt und schreit, dass er das dem Vater erzählt und ich glaub echt dass der das macht und dann sind wir wohl unseren Genin ganz schnell wieder los... aber der ist echt ätzend! Eine Sekunde herrschte Stille, in der er sich richtig vorstellen konnte, wie die Frau sich den Schweiß von der Stirn wischte, weil es doch nur eine Lappalie war, bis ein Entschuldige euch und appelliere daran, dass er doch wohl zu erwachsen ist, um sich von jemandem wie Ryakuga Angst machen zu lassen, wenn das nicht funktioniert... frag mich später noch einmal. Tut-tut-tut... Wäre das ein Telefonat gewesen, hätte sie nun aufgelegt, so jedenfalls hatte er immerhin einen Ratschlag bekommen, selbst wenn er genau das beinhaltete, was er nicht hatte tun wollen. Ew. So näherte er sich also den beiden, fasste den kleinen Heulenden ins Auge und zückte aus einer der vielen Hosentaschen (das Kleidungsstück hatte ungefähr acht) ein Taschentuch, das er ihm hinhielt. "Aber Ryo-san, du bist doch schon groß, oder? Du musst nicht weinen, das machen doch nur Kinder. Wenn er dir weh getan hat, kannst du Gaki-chan auch vors Schienbein treten oder so, aber diese Reaktion ist dem doch nicht angemessen! Wie ich bereits sagte, ist Gaki-chan ein wenig empfindlich, was manche Dinge angeht, was aber noch lange kein Grund ist, die halbe Nachbarschaft zusammen zu schreien. Wir sind bald am Park, möchtest du den nicht sehen? Manchmal lassen sie da ganz bunte Drachen steigen." Und nun? Ob das auch nur irgendetwas gebracht hatte...?
 
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Öhm, ja.
Zu beteuern, dass es nicht seine Absicht war, dass soetwas passierte war eher nicht angebracht, wenn er es nicht ehrlich rüberbringen konnte, oder? Am besten er blieb einfach stehen, verkniff sich ein Grinsen beziehungsweise weitere Gewalttaten, denn er wusste ganz genau, wie man für immer verhindern hätte können, dass Dings petzte, und lehnte sich stattdessen nur mit verschränkten Armen an die Wand, während Akeno die ganze Sache in die Hand nahm. Schwabbel wischte sich die Augen ab, graziös, wie es nur Adelige konnten, schnäuzte er sich lautlos und blickte dann auf zu seinem besten Freund, als hätte er sich spontan umentschieden, wer von ihnen nun der Verrückte war. "Du hast Recht. Dieser Kerl ist es nicht wert, sich aufzuregen. Aber ..." Der Kleine watschelte zu Rakugaki hin, baute sich vor ihm auf und starrte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Der Größere blickte nach unten und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Was wollte das Balg von ihm? ER würde sich ganz sicher nicht entschuldigen. So ein Idiot. Hatte es doch nicht anders verdient, als eine Abreibung zu bekommen ...
Misstrauisch betrachtete der Sprayer, wie das Balg die Hand hob, zur Faust ballte, mit dem Daumen innen natürlich ... Na? Wollte er ihn etwa boxen? Ahahaha ... Was zur Hölle?! Rakugaki krümmte sich plötzlich und kippte zur Seite, die Knie angezogen und die Hände etwas zwischen seinen Beinen umklammert, welches gerade die volle Wucht einer Schwabbelhand erfahren hatte. Unter die Gürtellinie?! Das war mal wieder so typisch für diese beschissenen Reichen. Die konnten einfach nicht fair sein. Er hätte Ryo ja vielleicht am Leben gelassen, wenn dieser ihn wirklich gegen das Schienbein getreten hätte, Gewalt mit Gewalt zu vergelten war ja ganz okay. Aber das ... In den Augen des Genins stand Mordlust geschrieben, wenn Akeno also nicht ganz schnell etwas tat, um ihn zurückzuhalten, würde er eine ganz besondere Art von Fangen spielen ... War das nicht die perfekte sportliche Betätigung für den Park?!
 
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Und auf einmal stand die Welt Kopf. Normalerweise war er es, den man den Verrückten von beiden nannte, weil seine Art des Anderssein auffiel, leuchtete, funkelte wie eine kaputte Neontafel, sich anderen aufdrängte, in ihr Leben eingriff. Rakugakis Anderssein wurde von den meisten als Verschrobenheit behandelt, als schlechter Charakterr, als Miesepeter, Brutalo, aber dennoch etwas, das sich meist zurückhielt, weil er eben nicht so extrovertiert wie Akeno war. Dabei wusste vor allem die Dame, die Akeno noch vor wenigen Minuten konsultiert hatte, dass derjenige mit den ernsteren psychischen Problemen eigentlich der Atarashi war, sodass die jetzige Situation zwar von außen seltsam und falsch aussehen mochte, aber im Grunde genommen eher richtig herum war. Während Akeno im ersten Augenblick noch erleichtert hätte aufseufzen mögen, zuckte er im nächsten zusammen, als habe der kleine Schwabbel nicht den Künstler, sondern ihn selbst an eine ziemlich empfindliche Stelle getroffen. Akeno hätte wahrscheinlich gejammert und wäre erst einmal weggekrochen, aber er wusste genau, dass der Andere so nicht reagierte. Er hatte ihm zwar noch nie unabsichtlich in diese Region geschlagen (Ernsthaft, was sollten seine Hände auch da?!), aber bei ihrer gemeinsamen Geninprüfung hatte er es aus Unvorsicht geschafft, ihm einen Ast genau in die Weichteile zu flitschen, der dann dafür sorgte, das er mit dem Gesicht gegen einen Baum schleuderte und erst einmal wieder sicher auf den Beinen stehen lernen musste. Der Unterschied war aber immer noch, dass er ein ausgebildeter Ninja war und sicherlich mehr aushielt als ein kleines Kind wie Ryo, dass man Ryo nicht schon wieder tätlich angreifen sollte, dass Akeno schneller wegrennen konnte und last but not least, dass Akeno Akeno war und zwar dauernd Schläge von seinem Mitbewohner bezog, dieser aber stets darauf achtete, ihn nicht ernsthaft zu verletzen... Oh scheiße. Das traf es wohl ganz gut, denn der Blick, den der Grauäugige dem kleinen Adligen zuwarf, war tödlich. Und was tat Akeno also? Den Kleinen schnappen und wegrennen konnte er nicht, war er doch weder stark, noch schnell genug; den Größeren aufhalten konnte er ebenso wenig, also blieb noch Möglichkeit drei, die leider auch nicht besonders schön war. Aber was sollte man machen, wenn man diesen Job nicht versemmeln wollte, weil man dann unter Umständen das Ziel seines Lebens los war? Also tat er das einzig für ihn in diesem Augenblick richtige und hopste auf den sowieso schon am Boden befindlichen Rakugaki und schlang ihm die Arme so fest es ging um den Körper. Sollte man sich nun berechtigterweise fragen, was zur Hölle das denn bitte bringen sollte, so sei sein Gedankengang hier einmal erklärt: Er konnte ihn nicht aufhalten, Ryo nicht wegschaffen, also brachte er den Größeren einfach dazu, auf jemand anderen sauer zu sein und lieferte ihm im gleichen Zug auch noch einen Boxsack, der nicht dafür sorgen würde, dass sie noch einmal die Akademie durchlaufen mussten oder gar eingesperrt wurden. Akeno wollte nicht eingesperrt werden, er hasste dieses Gefühl, also nahm er auch in Kauf, dass man ihn schlug, wenn er das damit verhindern konnte. Er wusste, dass sein Mitbewohner Körperkontakt hasste, also bürdete er ihm gleich so viel davon auf, dass er hoffentlich gar nicht anders konnte, als sich über ihn aufzuregen und dabei hoffentlich verdrängte, dass Ryo noch existierte. Er hätte ihn natürlich auch treten können, aber das wollte er nicht, schließlich tat er dem Anderen wenn nur ungewollt weh und ohne es meist nur zu merken. Ein erstaunlich klarer Gedankengang für einen kleinen Verrückten, oder?
 
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Viele Menschen machten einen großen Fehler, wenn sie Rakugaki und Akeno so ansahen, nämlich, ihn selbst für den Vernünftigeren der beiden zu halten. Bis zu einem gewissen Grad war das schon ganz richtig, er konnte sich beherrschen, ausgesprochen gut sogar, aber man musste doch im Hinterkopf behalten, dass er kein Kuschelhäschen war, welches Ninja geworden war, weil es zu faul für richtige Arbeit war. Rakugaki war ein gewalttätiger Mensch und durchaus dazu bereit, einen Hilflosen zu töten, wenn man ihn reizte. Er wollte es nicht, aber wenn es nötig war, dann hatte er keinerlei Skrupel. Die Welt war schließlich kein Spielplatz, man konnte nicht alle möglichen Leute beleidigen und dann von dannen ziehen, als wäre nichts gewesen. Besonders nicht seinen besten Freund. Von sich aus durfte man den Dunkelhaarigen ja niedermachen wie man wollte, er hatte ohnehin nichts anderes verdient - aber man musste mit den Folgen leben. Er war gefährlich. Und im Moment extrem wütend. Hoffentlich war dem reichen Balg klar, welchen Dienst Akeno ihm gerade erwiesen hatte, indem er sich auf Rakugaki warf ... Er hatte nicht etwa sie beide vor einem Rauswurf bewahrt, er hatte Ryo das Leben gerettet. Der Sprayer war so wütend, so entsetzt über den undankbaren kleinen Jungen, dass er selbst nicht mehr in der Lage dazu war, sich zurückzuhalten. Das geschah selten. Es kam vor, aber meist bremste er sich rechtzeitig ab, damit seine Umwelt nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Manchmal klappte das nicht - dann floss Blut. Es kam schließlich nicht von irgendwoher, dass man ihm solche Dinge zutraute, auch wenn er ganz vernünftig sein konnte. Man durfte ihn eben nicht reizen. Leider war es dafür zu spät.
Selbst mit Akenos Gewicht auf seinem Körper drehte er sich noch um, reflexartig packte er das Etwas auf sich, riss es von seinen Körper und schmiss es zu Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen, eine Ader pochte an seinem Hals, seine Hände waren verschwitzt vor Adrenalin, welches durch seinen Adern gepumpt war, als er die tastenden Arme seines Freundes gespürt hatte. Mit einem mörderischen Ausdruck im Gesicht drückte er scheinbar mühelos den blonden Kerl zu Boden, keuchend. Nur langsam erkannte Rakugaki, dass es Akeno war, niemand anderes, nur sein bester Freund und er begann zu schnauben wie eine Gebärende, um die Wut wegzuatmen, die Kontraktionen seiner Muskeln, die ihn schlagen, zerbrechen, zertrümmern wollten. Irgendwann rollte er von ihm herunter, weiterhin regelmäßig atmend, und blieb einfach in der dreckigen Gasse liegen, mit Fingern, die sich in die Pflastersteine unter ihm krallten. Alles okay. War nur ein kleiner psychotischer Schub gewesen. Er konnte es nicht haben, wenn Hände da unten waren. Alles klar. Niemand würde sterben. Man konnte ... man musste ... Kein Problem.
 
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Alles wieder gut? Alles wieder gut. Sehr schön. Eine der erstaunlichsten Eigenschaften des jungen Yamanaka war wohl, dass er unter den richtigen Bedingungen ein wahres Stehaufmännchen war, das ungeachtet der Tatsache, dass man ihn gerade beinahe verprügelt, zumindest aber zu Boden geschmissen und halb erwürgt hatte, sofort wieder ein Lächeln auf den Lippen haben konnte und das kleine Intermezzo vollkommen zu überspielen vermochte. "Oh, da oben hat jemand seine Unterwäsche aufgehängt.", meinte er mit noch leicht kratziger Stimme und richtete sich auf, um die schmale Hand noch oben zu strecken, zu einem Fenstersims deutend. Tatsächlich baumelte ein ganzes Sortiment bunter Kleidungsstücke an einer Leine, die jemand über die Gasse gespannt hatte, weit oben, sodass man im Normalfall nicht dran kam. Er rieb sich einmal den Hintern, drückte das Kreuz durch und hopste dann scheinbar allerbester Laune zu dem auf dem Boden liegenden, um zu ihm herunter zu sehen und zu flüstern: "Du könntest deine Unterwäsche vor dein Fenster hängen, ich wette das hält Besucher sehr wirksam ab." Dann streckte er ihm die Hand entgegen, um ihm hoch zu helfen, sollte er sich wieder beruhigt haben. Wenn das erst einmal vorbei war, ging es doch meistens wieder besser, auch wenn er trotzdem beschloss, sich weiterhin zwischen Ryo, der erstaunlich still geworden war, und dem Sprayer aufzuhalten. Mal sehen, wie lange dieser Vorsatz gelingen würde, denn was Akeno und Pläne anging, wusste man ja inzwischen Bescheid. Das war nie eine besonders gute Idee... sollte man nicht einen Moment inne halten und sich fragen, was Akeno eigentlich davon hielt, was Rakugaki hier gerade abgezogen hatte? Immerhin wollte man ihn doch als ein denkendes Wesen darstellen, wenn auch eines ohne Kontinuität. Es hatte ihn nicht besonders erstaunt, musste man zugeben und selbst als er immer weniger Luft bekommen hatte, war er nur minimal panisch geworden. Irgendwie war das schwer für jemanden, der länger (eigentlich dauernd) Kontakt zu Rakugaki hatte und generell nicht besonders an seinem eigenen Leben hing, zudem er sich vorher schon im Klaren darüber gewesen war, dass er rein theoretisch einen Fehler machte. So! Nun aber auf zu den Drachen, von denen er wirklich hoffte, dass sie flogen.
Also hüpfte ein erstaunlich gut gelaunter blonder Junge an Ryo vorbei, der sich ihm wenig verwunderlich recht schnell anschloss, um ja nicht wieder in einer dunklen Gasse mit Rakugaki allein zu sein und kicherte in einer plötzlichen und typisch albernen Anwandlung zu besagtem Kind: "Du musst dringend besser zielen lernen, das Schienbein ist weiter unten. Im Ernstfall ist richtiges Treffen lebenswichtig~" Danach breitete er schließlich nach einigen hundert Metern die Arme aus und rief "Und hier, liebe Festgemeinde, haben wir den Park. Er ist groß und grün!" Danke sehr für diese Informationen... Tatsächlich aber konnte man bunte Papierdrachen über den Baumwipfeln fliegen sehen, was die blauen Augen zum funkeln brachte. Vielleicht sollten sie Ryo an einen Faden binden und hochwerfen, in der Hoffnung, dass er flog... aber das war reichlich unwahrscheinlich, was? "Und man kann da auch oft alte Knacker sehen, die Tai Qi machen...", grinste er, ehe er eine Pirouette drehte und davon schlenderte.
 
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Das Gute war, dass Rakugaki sich nach einem Aussetzer relativ schnell wieder erholte, und so war sein Zorn auf Ryo beinahe schon verraucht, als Akeno ihm die Hand hinhielt. Er war jedoch nicht soweit gechillt, dass diese angenommen hätte - vor allem nicht, nachdem er schon genug Körperkontakt für eine ganze Woche abgekriegt hatte - und hüpfte so recht elegant auf seine beiden Beine. Die Mühe sich den Staub abzuwischen machte er sich nicht, warum auch, und ging hinter seinem besten Freund und dem Schwabbel her, Richtung Park. Das grüne Gebiet, welches weitläufig genug war, dass selbst Rakugaki sich nicht eingeengt fühlte, hob seine Laune deutlich, auch wenn das nach außen hin nicht zu sehen war. Der Wind, der durch seine Haare pfiff und die Drachen der anderen steigen ließ, fühlte sich gut an, beinahe befreiend. Mit einem Seitenblick auf Akeno, der sehnsüchtig zu den Papiergebilden hochschaute, kam ihm spontan eine Idee. Seine Hand flog an seinen Gürtel, was Ryo unbehaglich zusammenzucken ließ, doch statt einer Waffe holte der junge Genin lediglich eine seiner Spraydosen hervor, die daran befestigt waren. Ohne darauf zu achten, dass er vermutlich genauestens beobachtet wurde, trat er auf den gepflasterten Weg, stellte die dünnste Düse ein, die er hinbekam und zog einen Strich etwa fünfzig Meter weit, ehe er wieder zu den beiden zurückkehrte und eine Raute dort zeichnete, wo die Linie begann. Kaum hatte er dieses Prachtstück mit seiner Chakratinte vollendet, wellte es sich leicht und löste sich dann vom Boden: Ein Tintendrache. Wie beiläufig holte er die Schnur ein und befahl ihm, nach oben zu steigen, ganz wie ein normaler Drache, so dass man ihn schnell nicht mehr von einem Original unterscheiden konnte. Natürlich konnte nur er durch Zufluss seines Chakras das Flugobjekt führen, wenn jemand anderes ihn berührte, würde er sofort verpuffen. Es war immerhin nur eine winzige Künstlerspielerei - nichts, womit man etwas anfangen konnte. Als würde er für die beiden sinnlos Chakra verschwenden, also echt ... na ... tat er das nicht gerade?
 
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Nun, was erwartete man denn nun von dem kleinen Blonden, der gerade mit einer tänzerischen Bewegung in den Park gewandert war, wenn sein Freund gerade einen Drachen aus dem Nichts an den Himmel gezaubert hatte? Sicherlich doch, dass er mit glänzenden Augen hinter ihm hersprang wie eine Katze hinter dem roten Punkt an der Wand, den irgendein fieses Kind mit einem Laserpointer daran projizierte, nicht wahr? Vielleicht auch einen neuen Knuddelanfall des Jungen, aber bestimmt nicht, dass er den Drachen kurz mustern würde, um dann mit den Worten "Wir haben noch viel vor!" weiter zu gehen und den Anderen sicherlich ohne es wirklich zu wollen wie den letzten Idioten mit einem Papierdrachen dastehen ließ. Es war nur leider so, dass das Gemüt des Yamanakas mal wieder unbemerkt von allen einen Sprung getan hatte und nun auf einer Schiene fuhr, die sehr selten für ihn war: Akeno war ernst. Wenn der Junge ernst war, dann konnte er professionell, cool oder eiskalt sein, alles Sachen, die ihm hunderte Male lieber waren als sein normales Verhalten, welches ihn sofort um Jahre in seiner Entwicklung zurückstufte. Wenn er ernst war, dann konnte man den Vierzehnjährigen mal nicht mit einem Drachen faszinieren, sondern eher nur langweilen, wenn er ernst war, wollte er den Job hinter sich bringen, weil er bisher vor allem fast das Leben eines Menschen gekostet hätte und vor allem beinahe ihre Lizenz. Ja, tatsächlich stufte Akeno das so herum ein, denn seine eigene Karriere war ihm ehrlich gesagt wichtiger als das Leben eines kleinen Jungen, den er nicht kannte und auch nicht kennen lernen wollte. Und er hatte keine Lust mehr auf diesen Job, weswegen er nun alles Wissen über diese Anlagen auskotzen, das ganze mit ein paar Anekdoten versehen und schließlich wieder hier verschwinden würde, hin zum Hokageberg, von dem man das Dorf derweil auch noch wunderbar überblicken konnte. Da musste Rakugaki eben in den sauren Apfel beißen und bemerken, dass der Yamanaka ein einziges Mal in einem guten Dutzend seinem Alter und Rang entsprechend fungierte. "Große Teile der Parkanlagen wurden schon vor langer Zeit angelegt, werden aber bis zum heutigen Tag gut gepflegt. Der Grund dafür ist wohl, dass er als Sonnenbadestrand sehr beliebt ist und auch gerade viele ältere Menschen sich hier aufhalten." Wie auf Stichwort joggte eine Gruppe weiß- und grauhaariger Menschen an ihnen vorbei, im Tempo einer Schildkröte auf Inlinern, ehe der Yamanaka seinen Weg fortsetzte und geschäftig den befestigten Weg entlang ging. "Eher selten sieht man hier auch Akademieschüler trainieren, da es eigentlich verboten ist, zum Schutze der Parkanlagen. Denn wenn man nicht gerade Taijutsuka ist, dann sind Ninjutsus meistens nicht gerade förderlich für das geregelte Wachstum der Natur. Da findet man noch häufiger Kinder, die Fangen spielen oder so... wie da vorne zum Beispiel." Einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob er mitspielen wollen würde, bedachte dann aber den Schwabbelleib und nahm dann Abstand von dieser Idee. "Hast du noch Fragen hierzu oder wollen wir uns zur nächsten Station begeben?"
 
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Ein ernster Akeno? Hieß das nun, dass man es ihm übel nahm, welchen Patzer er sich geleistet hatte, oder war das nur eine seiner immer wieder zufällig auftauchenden Stimmungsschwankungen? Man konnte den Blonden nämlich anzicken und dafür eine Umarmung kassieren, es fünf Minuten später erneut tun und anschließend ein heulendes Bündel vor sich haben. Wenn er es nicht besser wüsste - und er bedauerte es zutiefst, es besser zu wissen - hätte er ihn ja manchmal für eine Frau in einer ganz bestimmten Monatsphase gehalten. In den meisten Fällen war diese Wankelmütigkeit nervtötend, hatte sie doch die Angewohnheit, sämtliche Pläne früher oder später zu durchkreuzen, aber auf der ernsten Schiene konnte man Akeno tatsächlich zu etwas gebrauchen. Wie lange das anhalten würde war fraglich, deshalb galt es das Beste aus der Situation zu machen und hinterherzudackeln, während sich der Tintendrache noch in schwarzen Schlieren verflüchtigte und Ryo enttäuscht zurückließ. Aw. Für den war das Teil ja sowieso nicht bestimmt gewesen. Hokageberg war die nächste Station, und eben diese schlugen sie auch ein, denn ein Blick von Rakugaki verhinderte, dass sich Schwabbel traute, weitere Fragen zu stellen. Der Sprayer wollte einfach nach Hause und sich hinlegen, oder zumindest ganz weit weg von dem kleinen Jungen, der ihm gehörig auf den Sack ging. Hoffentlich verirrte sich sein blonder Freund nicht ...
 
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Die Wahrscheinlichkeit, dass Akeno urplötzlich auf dem Boden rollen würde und in spastischen Bewegungen »Pa-TING!« schreien würde, war höher als die, dass er sich in Konoha verlaufen würde. Das kam natürlich auch von der Tatsache, dass ihm durchaus zuzutrauen wäre, solch einen Stunt durchzuziehen, aber vor allem daher, dass er früher sehr oft durch die Straßen des Dorfes gestromert war, aus dem einfachen Grunde, dass er keine Lust hatte, Zuhause zu bleiben bei einer Mutter, die mehr Alkohol als Wasser zu sich nahm und sich so auch nicht um ihn kümmern konnte. Neugierig wie kleine Kinder sind, hatte er dabei jeden Winkel des Dorfes erkundet und kannte es daher wie seine Westentasche. Selbst wenn er in Shirogakure zu Akademie gegangen und auch seit einigen Jahren dort lebte, er würde sich wohl nie in Konoha verfliegen, egal was passierte. Na ja, man könnte ihn abfüllen und in einen Sack stecken, dann könnte es zu leichten Desorientierungen kommen, aber ansonsten konnte er sich immer prima orientieren, wirklich! Viel interessanter war doch die Frage, wie lange er so bleiben würde, dass er sich nicht verlaufen wollte, denn man konnte ja nicht wissen, ob der normale Akeno nicht eher Lust hatte, eine Runde auf einem Karussell zu drehen, statt zum Hokageberg zu gehen. Das wäre nämlich eine ernsthaftere Behinderung als ein zufälliges Verlaufen... aber momentan schien alles glatt zu gehen. So liefen sie noch über einige Wege, die den Park durchkreuzten, bis sie ihn schließlich durch ein Tor, um das sich kunstvoll Ranken wanden, wieder verließen und sich schon ziemlich nahe dem Platz befanden, zu dem Akeno sie leiten wollte. Da er keine Lust auf eine Bergwanderung hatte und irgendwie vermutete, dass Ryo ebenso wenig dafür geeignet war, wollte er nur den Ort aufsuchen, von dem man die in Stein gemeißelten Köpfe er Hokage erblicken konnte, in einer Reihe, das Monument des Dorfes. Er blickte sich dabei kein einziges Mal um, sondern vertraute einfach darauf, dass sein Mitbewohner es schon hinbiegen würde, dass Ryo mitkam - irgendwie klappte das bestimmt. Dieser unterdessen wurde langsam müde und verlangsamte daher seine Schritte, er war es nicht gewohnt, so viel laufen zu müssen, erst Recht nicht in diesem Tempo. Schließlich blieb er quengelig stehen und verschränkte die Arme um »Wir machen Pause, ich kann nicht mehr.« zu sagen - was Akeno allerdings nicht hörte, sondern brav weiter ging.
 
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"Ey, Akeno!"
Ein unbeteiligter Zuschauer mochte es für ein Zeichen seines mangelnden Respekts halten, wie der Größere seinen besten Freund ansprach. Der Tonfall seiner ohnehin schon ziemlich tiefen Stimme war barsch, unfreundlich, zumindest was das "Ey" anging. Mit in die Hosentaschen gesteckten Händen und einem Kopfrucken zum Schwabbel, der drauf und dran war zu hyperventilieren, hob er seine Stimme und schien auf dem ersten Blick loszuzicken. Was jedoch komisch war: Er nannte den blonden Jungen, der munter weiterdackelte beim Vornamen, senkte seine Stimme bei dessen 'A' bereits leicht und gab ihr spätestens beim 'keno' einen sanft verklingenden Ton, der irgendwo in der Luftlinie zwischen den beiden hängen blieb. Rakugaki machte das nicht aus einer poetischen Laune heraus. Er wusste, dass der Yamanaka eher auf ihn hören würde, wenn er seinen Namen nicht aussprach wie eine Beleidigung. Er brauchte ihn leider ziemlich dringend, um Ryo anzufeuern oder so, damit dieser nicht erstickte oder zusammenbrach. Tragen wollte er ihn nämlich nicht, wenn es sich nicht irgendwie vermeiden ließ. Schon allein, weil er bezweifelte, dass er den Schwabbel hochwuchten konnte, ohne sich irgendetwas zu zerren ... Wieso waren die reichen Leute immer fett? Wenn das eine Begleiterscheinung von zuviel Geld war, blieb er lieber so, wie er war, auch wenn das in seinen Augen die Hässlichkeit in Person war ... Hm, er könnte Ryo auf den Boden treten und vor sich herrollen ... Akeno?!
 
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Hm? Der Kopf des Jungen schnellte herum, als er die Stimme seines Mitbewohners vernahm, die ihn zurückrief. Gerade im Moment hätte er sich nicht mal davon angegriffen gefühlt, wenn man seinen Namen irgendwie zerhackstückt hätte, aber woher hätte der Sprayer das wissen sollen? Immerhin änderte sich die Laune des Blonden wie das Wetter in einem besonderes klischeehaften April, wurde von durchdringendem Sonnenschein innerhalb von Sekunden zu dem ärgsten Tornado, den man je erlebt hatte. Im einen Moment noch war er gefühlte fünf Jahre alt und turnte wie ein Verrückter durch den Flur ihrer Wohnung, um im nächsten Augenblick wie ein Farbklecks in einer Ecke zu zerfließen und stand nach wenigen Minuten schon wieder auf, um ein Buch zu lesen. Apropos Bücher, das war schon wieder ein großer Unterschied zwischen den zwei Genin: Während Wälzer und alles mit Buchstaben drin für den Größeren etwa den Brennwert von Papier und Einband hatte und sonst eher zum Ausstopfen von Schuhen oder so verwendet werden würde, tat sich Akeno manchmal sogar Fachbücher an, für die er allerdings meistens ziemlich lange brauchte, da er eben auch Phasen hatte, in denen er nicht einmal einen Comic lesen konnte, ohne vor Langeweile einzugehen. »Wasn?«, fragte er mit unbescholtenem Blick, bis ihm wie Schuppen von den Augen fiel, dass das eingetreten war, was er schon die ganze Zeit erwartet hatte: Der Kleine, der es nun einmal nicht gewohnt war, viel herumzulaufen, war jetzt schon müde... dabei hatten sie noch eine Station vor sich. Es hatte allerdings nicht nur negatives, dass er nun schon keine Lust mehr hatte, denn so würde er sicherlich ein Ende nach dem Hokageberg willkommen heißen und sie konnten zurück nach Shirogakure, wo er erst einmal die Füße ausstrecken würde. Dann würde er sie wieder anziehen und nach einer Rolle sich daran machen, die Nerven des Größeren anzusägen, mit irgendetwas, was sich spontan in seinem Hirn ausbilden würde - das war zumindest mehr als wahrscheinlich. Also musste er den Klops nun nur noch dazu bringen, eben noch mitzuziehen, das sollte doch klappen. Positive Motivation und so, wenn das jemand konnte, dann doch wohl er... oder? Unwahrscheinlich allerdings, denn mal ehrlich: Wenn Akeno versuchte, jemanden zu motivieren konnte das auch in einer bösen Beleidigung enden, ohne dass es so geplant war. Aber momentan schien er doch recht viel Glück mit seiner Laune zu haben, da konnte er wohl wagen.
Er ging also das Stück zu Rakugaki und dem Jungen zurück und streckte diesem mit einem Lächeln, das entweder Plomben ziehen oder in einen von den Filmen des Sprayers passen könnte, die Hand hin. »Wir wollten doch noch zum Hokageberg, wenn du das geschafft hast, sind wir auch schon fertig, denn da gibt es sowieso das tollste in ganz Konoha zu sehen!«, meinte er und blickte durchdringend in die braunen Augen. Noch war er lieb, noch durfte man ihm die Hand geben... nur ob Ryo das merkte? Scheinbar tat er es, denn nach kurzem Zögern, einem entnervten Schnauben und einem ängstlichen Blick auf Rakugaki griff er nach dieser und schleppte sein Gewicht weiter. Um fair zu sein, wenn Akeno so schwer gewesen wäre, so hätte er sicherlich auch aus dem letzten Loch gepfiffen.
 
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Hm, was würde Rakugaki wohl tun, wenn er wieder in Shirogakure war? Der Dunkelhaarige war ja ein großer Fan von Schlafen, ob auf ihrer abgewetzten Couch, in seinem Bett oder in schwindelerregenden Höhen, er mochte es, alle Gedanken abzuschalten und wegzudämmern. Auch wenn es ihm meist eher nicht vergönnt war, lange am Stück zu pennen, weil irgendwelche blonden Irren ihn als Trampolin missbrauchten oder düstere Träume ihn verfolgten, war das doch ziemlich weit oben in seiner Rangliste der Hobbies, gleich nach Zeichnen und Klettern. Am besten wäre es natürlich, wenn er schlafend klettern und in Gedanken zeichnen könnte, aber man bekam ja nicht alles, was man so wollte und fand sich am Ende mit einem Akeno und einem Schwabbel auf dem Weg zum Hokageberg wieder, was seine Laune doch ziemlich in die Tiefe drückte. Wenigstens schien der kleine Fettwanst genug Respekt vor ihm zu haben, dass er sich bereitwillig hinterherschleifen ließ. Ohne äußeres Anzeichen von Müdigkeit - Rakugaki würde man es nicht einmal ansehen, wenn er mit dem Tod kämpfte - stapfte er also hinter den beiden her und konnte sich sein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen, als die Hokagesteine in sein Blickfeld traten. Was er dafür geben würde, auf ihnen herumzuklettern ... Aber nein, das würde er vielleicht heute Nacht tun. Man konnte Akeno sicher überreden, im Haus seines Clans zu übernachten, hm? Und er - Na ja, sie wussten ja, dass er ein Straßenkind war. Und es wäre doch Verschwendung, eine solche Gelegenheit einfach durch seine Lappen gehen zu lassen ...
 
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Tatsächlich waren sie sehr schnell bei dem Hokagefelsen, da diese sowieso von den meisten Plätzen der Stadt zu sehen waren und Akeno sich logischerweise den nächsten ausgesucht hatte. So mussten sie zwar wegen Ryo das Tempo ein wenig drosseln, aber auch nicht mehr als das, sodass er bald den Rest seines Reiseführers herunterrattern konnte. Das, was er über diese Steine wusste, wusste eigentlich jedes Kind, das in der Ninjaakademie im Fach Landeskunde einigermaßen aufgepasst hatte - was mit anderen Worten hieß, dass die Chance, dass der Andere es wusste, ungefähr Fünfzig-Fünfzig stand. Auch Akenos Aufmerksamkeitsspanne war beinahe nicht vorhanden, aber gerade nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie hatte er sich große Mühe gegeben, sich selbst genug im Zaum zu halten, dass er sogar so einen Müll mitgenommen hätte, wenn er es nicht schon mit der Muttermilch eingesogen hätte. Immerhin waren die Dinger wahrhaftig das Herzstück des Dorfes und zeigten gleichsam eine Ahnengalerie. Über sechs Köpfe waren in den Fels gehauen worden, alle die der Hokage, der stärksten Ninja des Dorfes, die sich um den Schutz eben jenes gekümmert hatten. Angefangen mit den Senjus, versteht sich, von denen der erste das Mokuton besessen hatte... ernsthaft, das war so alt. Es war auch langsam so langweilig, dass ihm fast die Lust daran verging, nun eine patriotische Rede zu halten, aber so etwas in der Art musste er wohl tun, hm? Gerade als Mitglied eines der ältesten Clans Konohas wäre das vielleicht angebracht - Meh. »Na gut. Nun zum wahrscheinlich letzten Teil der kleinen Tour durch Konoha: Hier haben wir den berühmten Hokageberg mit den in Stein gemeißelten Gesichtern der früheren und des amtierenden Hokages. Angefangen mit Hashirama Senju, versteht sich. Der Hokage oder die Hokage ist das Oberhaupt des Dorfes und war in früherer Zeit natürlich deutlich mächtiger, weil die Ausbildung frischer Genin nun ja in Shiro stattfindet. Allerdings heißt das nicht, dass er nichts mehr drauf hat oder so... ehm. Ja. Die Dinger stehen unter Denkmalschutz, wer die beschmiert kriegt großen Ärger.« Ob es wohl Zufall war, dass er dabei die Stimme etwas erhob, damit auch jeder gerade vielleicht geistig etwas abwesende Vandale das mitbekam? Immerhin, Akeno wäre es persönlich egal, für ihn waren das nur Steine, aber es gab sicherlich gerade in älteren Reihen eine Menge Leute, die das anders sahen. Und im Grunde genommen wollte Akeno nicht, dass Rakugaki Anschiss bekam, denn gerade für jemanden, der eine Signatur auf allen Bildern hinterließ, wäre schon eine Entdeckung etwas fatal. Musste nicht sein, vielleicht sollten er darauf bestehen, in jedem Falle sofort aufzubrechen, Clananwesen hin oder her!
 
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Aha, diese Bauwerke standen also unter Denkmalschutz und durften unter keinen Umständen beschmiert wären? Hätte Akeno das nicht so gesagt, so geradezu herausfordernd, er wäre ja nicht einmal auf die Idee gekommen, sein Markenzeichen dort oben zu hinterlassen. Rakugaki hätte es ja schon gereicht, wenn er einfach nur auf der Stirn der großen Helden aus der Vergangenheit hätte sitzen können, in der Hoffnung, dass etwas von deren Weisheit auf ihn abfärbte. Nun hatte der nebenberufliche Vandale jedoch einen ganz anderen Anreiz entdeckt, denn zufälligerweise waren seine Spraydosen bis oben hin angefüllt, er hatte selbstverständlich seine Kletterausrüstung dabei und entdeckte auf Anhieb ein halbes Dutzend Einbuchtungen, in welche man ein Seil spannen konnte, um bequem darauf sitzend ein uraltes Bauwerk zu verunzieren. Uh, ob Konohagakure auch schon von dem "Rakugaki"-Phänomen gehört hatte? Vielleicht würde er sich in dieser Stadt einen Namen machen können, ganz wie in Shirogakure. Vorausgesetzt natürlich, sie wurden den Kleinen demnächst auch einmal los. Immerhin wusste Akeno genug über die Steine, die Gesichter darstellen sollten, um Ryo ehrfürchtig nach oben starren zu lassen. Er suchte währenddessen einen flotten Weg zurück. Am schnellsten ginge es ja über diese Hausdächer da vorne, aber er bezweifelte, dass Schwabbel auf die Schnelle Parcour lernen würde - schade. So mussten sie einen längeren Weg wählen, der außergewöhnlich bald vorbei war, denn nun quengelte auch der kleine Junge immer mehr, um nach Hause zu kommen. Vielleicht war dieser Job nicht wirklich das gewesen, was man unter sauberer Eskortarbeit verstand, aber sie waren auch keine Touristenführer, oder?
Wieder bei der Mauer angekommen, neben der noch immer ihre verwahrlosten Eisstiele lagen, nickte Rakugaki dem Schnösel zu. "Alles klar. Kannst hier ja warten, bis dein Diener dich abholt. Das Geld holen wir uns dann in der Dorfverwaltung ab."
"Ihr lasst mich hier ganz alleine warten?" Die Augen des Kleinen weiteten sich und er schlang sich die dicken Ärmchen um den Körper, als würde er erwarten, dass jeden Moment jemand hinter der niedrigen Mauer hervorspringen würde. Dem Sprayer war das nicht einmal eine Antwort wert: Er wandte sich einfach um und schritt von dannen, Akeno hoffentlich auf den Fersen, auf der Suche nach einer interessanteren Tätigkeit, welche die Erinnerungen einer grausigen Tour hinfortspülen sollte ... am besten für immer. Er war echt nicht für Kinder gemacht.

o Jobende o
 
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