Atarashi Ryakuga
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Ein Streich kommt selten alleine
Immer, wenn Tochiba Mushiro und Rakugaki zusammen auf einen Job geschickt wurden mussten sie verübergehend irgendwelche dreisten Gören erziehen, so schien es jedenfalls. Natürlich erinnerte sich der dunkle Genin nicht mehr allzu gut an einen Job, der schon Ewigkeiten zurücklag und auf einem Friedhof gespielt hatte, doch der Name und der Grad der Nervigkeit der damit verbundenen Person hatten sich dafür umso tiefer in sein Gedächtnis gebrannt. Mushiro war ein verzogenes kleines Bürschchen mit viel Zaster und einer großen Klappe, der abgesehen davon auch noch ein dermaßen überhebliches Getue draufhatte, dass es Rakugaki alleine beim Zuhören schon schwindlig und schlecht wurde. Ein dummer kleiner Gartenzwerg von gnomischem Äußeren und einer giftzüngigen Gehässigkeit, die vergeblich ihresgleichen suchte. In seinen Augen gehörte so jemand ungespitzt in den Boden gerammt. Was hatte er doch wieder für ein unglaubliches Glück …
Nun, im Prinzip hatte er wohl tatsächlich ein klein wenig Dusel, da er nämlich nicht wusste, wer sein Teamkamerad war. Bei Jobs war es nicht unbedingt üblich ein umfangreiches Briefing zu erhalten, immerhin handelte es sich hauptsächlich um weniger wichtige Aufgaben, die auch von den unfähigeren Shinobi erledigt werden konnten. Ein kleiner Nebenverdienst eben. Heute würden sie sich damit beschäftigen, einer älteren Dame ein gemeines Kind vom Leib zu halten, welches sie mit immer fieseren Aktionen terrorisierte. Das war nicht unbedingt eine spannende und gefährliche Aufgabe, wurde jedoch gut bezahlt und half einer Unschuldigen – wenn das sich mal nicht positiv auf Rakugakis Karma auswirkte! Die Person an sich war ihm nicht wirklich wichtig und er tat das auch nicht aus der Güte seines Herzens heraus – deren Existenz ohnehin fraglich war – sondern, weil er die Knete haben wollte. Sein Mitbewohner war ein gefräßiges kleines Nervenbündel mit beeindruckender Zerstörungsmacht, da brauchte er jedes Einkommen, was er bekommen konnte, um die Schäden glattzubügeln. Dennoch hätte er wohl keine Sekunde lang gezögert, sich direkt umzudrehen und abzuhauen (oder gar nicht zu erscheinen) wenn er gewusst hätte, wer ihn heute „unterstützen“ würde. Rakugaki befand sich sowieso schon in einem dauerhaften Zustand des „100% done“-Seins mit all seinen Mitmenschen und seinem generellem Umfeld und Mushiro wäre nur der Funke im Pulverfass. So ein Pech, dass er davon nichts ahnte!
Es war ein sonniger und friedlicher Tag im Wohnbezirk von Jôsei. Vögelchen zwitscherten, Wölkchen zogen faul am Himmel vorbei und die Menschen trugen helle, fröhliche Kleider. Furchtbar. Der gut gepflegte, liebevoll angelegte Kiesweg zum Haus ihrer Auftraggeberin funkelte im Sonnenschein vor sich hin, doch einem aufmerksamen Beobachter fiel möglicherweise der 1,80m große Teenager auf, der nebenan an einer Hecke lehnte und das hübsche Häuschen mit ernstem Blick betrachtete. Die dunkle Aura, die ihm ausströmte war beinahe greifbar und man hatte das Gefühl, die Luft unmittelbar um seinen Körper wäre so dick, dass man sie im Winter als Pullover tragen konnte. Die grauen Augen waren stechend auf das Fenster fixiert und nur hin und wieder verzogen sich die Nasenlöcher leicht, denn es roch hier nach Blumen und frisch gebackenen Keksen, Ersteres lag sicher nicht an ihm und Zweiteres am offenem Küchenfenster der alten Dame. Man konnte sie leise eine Melodie summen hören, die Rakugaki nicht kannte. Ab und zu warf sie ihm einen Blick zu und sah aus, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie ihn als wütend oder als unter Verstopfung leidend verbuchen sollte. Dabei war der junge Sprayer eigentlich nicht einmal übermäßig schlecht gelaunt … So sah er halt einfach aus. Nicht auszudenken, was mit seinem frohen Gemüt passieren würde, wenn sich sein Jobpartner am Ort des Geschehens einfand …