Eine schon seit mehreren Minuten seufzende und laut schimpfende Himáwari konnte man durch die Gänge des Okuda-Anwesens streifen hören. Als hätte es nicht schon gereicht, dass durch die Reise, die durch die üblichen Umstände des Wasserlandes bedingt, bei schrecklichem Regen stattfand, Kyo-chan und Kúma total durchgeweicht und nass waren konnte sie nun, da sie die Beiden endlich getrocknet hatte, ihr Zimmer nicht finden. Igo-chan, wie sie den Haushälter liebevoll nannte, hatte ihr zwar den Weg zu ihrem Schlafgemach mehr als genau erklärt, doch hatte sich die kleine Yuudari hoffnungslos in der Größe des Anwesens verirrt. Nachdem sie vier Mal an den heißen Quellen vorbeigekommen und genau so häufig durch ein und den selben Flur gegangen war, hatte sie erst realisiert, dass sie ganze 20 Minuten lang im Kreis gelaufen war, allerdings ohne selbst etwas davon mitzubekommen. Immerhin musste man zugeben, dass in diesem Haus alles irgendwie komisch war. Die knartschenden Dielen, die spartanische Einrichtung, der Haushälter mit seinem Goldauge... Eigentlich alles Andere als ein Ort, an dem sich ein 12-jähriges Mädchen wohlfühlen konnte. Schon die Reise nach Kiri war, Himáwaris Meinung nach, komplett langweilig und unspektakulär verlaufen - etwas, was die Kleine überhaupt nicht leiden konnte. Bis auf das Auftauchen ihres neuen Teamkollegen, der mit irgendeinem Flatterviech unterwegs war, und die Vorstellung sämtlicher Mitreisender, war nichts dabei gewesen, was auch nur ansatzweise das Interesse des Stöpsels hätte wecken können. Die Tage waren ihr endlos lang vorgekommen und selbst die Tatsache, dass sie mit fünf weiteren Genin reiste, konnte ihr nicht dabei helfen, den recht ausgeprägten Missmut über ihre Lage zu unterdrücken. Kyo-chan wurde hin und wieder einmal durch die Gegend gepfeffert und auch Kúma wurde nicht vor ihrer Laune verschohnt.
Als sie ihren Zielort dann vor einigen Stunden endlich erreicht hatten, war das Mädchen so aufgeregt und erfreut gewesen, dass sie, ohne auf ein Kommando seitens der Sensei zu warten, in's Haus gestürmt war und dabei sofort mit dem Haushälter des Anwesens, Igor, zusammenkrachte.
Glücklicherweise war dieser doch recht ruppig wirkende Kerl aber eigentlich ganz nett, zumindest ihrer Auffassung nach, und nachdem sie ihm klar gemacht hatte, dass es nicht ratsam war einen Ninja am Kragen zu packen und in die Lüfte zu heben, schon gar nicht eine hübsche Kunoichi wie sie es war, konnte sie ihn davon überzeugen, dass es für Plüschtiere nicht unbedingt gut war, mehrere Tage lang unter extremer Nässeeinwirkung zu verbringen. Dass der Riese, der aus ihrer Sicht nahezu doppelt so groß und mindestens vierfach so schwer war wie Himáwari selbst, Verständnis für ihr Vorhaben, Hase und Teddy zu trocknen, hatte, überraschte die Yuudari nicht sonderlich, da es ihrer Meinung nach nunmal das Selbstverständlichste der Welt war, mit einer Horde Kuscheltiere durch die Gegend zu laufen. Erst erklärte ihr Igo-chan wo ihr Zimmer sein würde, was Himáwari mit einem desinteressierten Nicken nach jedem beendeten Satz bestätigte. Dann wies er ihr endlich den Weg in den Keller, in dem sie die Beiden zum Trocknen aufhängte und, dank astronomischer und vorallem ungewöhnlich hoher Hitze des Gewölbes, nach einer halben Stunde mit getaner Arbeit ihren Schlafraum aufsuchen konnte.
Doch, wie man inzwischen sehen konnte, würde das Finden des Zimmers ein größeres Problem darstellen als anfangs vermutet, denn aus Himáwaris Sicht, konnte ein so unfair versteckter Raum nicht ohne das Zutun von Igo-chan gefunden werden. Glücklicherweise musste sie den Haushälter mit dem Klapperauge nicht lange suchen, da dieser sie, aufgrund des Jammerns, das sie veranstaltete, rasch aufgabelte, kurzerhand über die Schulter legte und samt Tasche und Kuscheltierchenen zu Yuto schleppte. Anstatt zu protestieren quietschte das Mädchen vergnügt, klammerte sich am Kopf des Riesen fest und genoss die Reise auf diesem Kleiderschrank, die ihr mehr Spaß bereitete, als die letzten drei Tage zusammen. "Daaankeeee Igo-chanüüü...." flötete die Yuudari nun, als der Mann sie endlich vor der Tür abstellte, schlang ihre Ärmchen um den riesengroßen Unterarm des Giganten und winkte ihm noch lächelnd zu, ehe sie nach Täschchen und Stofftieren griff und in das zu beziehende Zimmer eindrang. Der Junge, der laut eigener Aussage auf den Namen Yuto hören würde, wartete dort schon auf sie, hatte sogar schon zwei Betten hergerichtet, sich jedoch selbst, wie es den Anschein machte, für keines der Beiden entschieden. Ehe sie ihn mit einem Abknuddln begrüßen konnte, musste die schwarze Totenkopftasche auf das Bett, das näher am Fenster aufgebaut war, geschmissen und ein gekonnter Hüpfer in selbe Richtung vollführt werden, da der eben genannte Iwamoto nun einmal vor dem Fenster Platz genommen hatte. "WAAA, YUUU-CHAAANNN..." gröhlte die Yuudari, beglückte den Braunhaarigen mit einer liebevollen Umarmung, ehe sie sich wieder aufrichtete und mit fachmännisch prüfendem Blick das Zimmer untersuchte. "Erinnert mich irgendwie ein bisschen an so nen Film den ich mal gesehen hab, die Bude hier..." Ein Stirnrunzeln folgte, begleitet von einem knappen Schulterzucken. "Ich glaub da ging's um nen Gorilla oder so... Njo, egal. Was hälst du von Igo-chan ähm, ich meine, Haushälter-san und dem ganzen Rest hier?" endete die inzwischen im Zimmer herumkrabbelnde Yuudari mit der Frage, nach Yutos Meinung zu Haus, Hof und unklaren Kenntnissen über die anstehende Mission. Warum sie gerade mit diesem Kerl und nicht mit seiner blondhaarigen Schwester in's Zimmer gekommen war, gab Himáwari Rätsel auf, doch wusste ... hoffte sie, dass der Koloss von vorhin ein Mensch war (was sie mit ihrem jetzigen Wissen noch nicht gänzlich absichern konnte), der dazu in der Lage war, klar zu denken und somit die Aufteilung auf die Räume nicht aus Zufall zustande gekommen war. Das sie mit ihren Händen gerade den Boden abtastete lag natürlich nicht daran, dass dieser blitzblank saubere und dadurch gruselig wirkende Boden eine komische Holzmaserung aufwies, sondern daran, dass eines der Bonbon, die sie in ihrer Hüfttasche aufbewahrte, herausgefallen war und man Süßigkeiten nicht einfach ihrem Schicksal überlassen durfte! Auch wenn man sich dazu entschied, es nicht zu Essen, musste man es doch wenigstens nach Kirianer Manier in einem Teich oder anderen Wasserloch begraben dürfen...