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Suppenküche in den Slums

Hayabusa Ray

Chuunin
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"Ich frage mich nur immer noch, was der Grund für diese Wut ist." meinte Ray nachdenklich, während er für einen Moment die ganzen Küchengerätschaften betrachtete, die um Tama herumlagen. Gedankenverloren hob er einige Messer auf und betrachtete die Lichtspiegelungen in dem scharf geschliffenen Metall. Zwar waren die Messer keine Waffen und dementsprechend auch nicht für solch einen Gebrauch ausbalanciert, aber er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie tiefe und schmerzende Wunden verursachen konnten. Glücklicherweise war Tamaki, außer einer kleinen Beule von einer riesigen Suppenkelle, nichts passiert. "Da muss doch irgendetwas größeres dahinter stecken, irgendein Drahtzieher im Hintergrund, die Frage ist nur, was hat er davon, was sind seine Ziele, wenn er die Slums gegen jemanden wie deine Oma aufhetzt. Oder geht es dabei um noch mehr?" Die letzten Sätze waren eher gemurmelt und an keine bestimmte Person gerichtet.

Kurz darauf war das gesamte A-Team versammelt, die Küchenutensilien wieder sicher verstaut und tatsächlich hatten sie mit diesem Taro zumindest mal eine Spur. Hinzu kam, dass Kaya tatsächlich diesen Taro offensichtlich kannte und ein Treffen vereinbart hatte. Ray war ein weiteres Mal dankbar für Kayas Verbindungen in die Slums hinein. Die hatten sich schon bei der Überwachung einer gewissen Band als sehr hilfreich erwiesen. Ob die Bürohengste in der Missionsverwaltung sie wohl deswegen mit in dieses Team gesteckt hatten? Zuzutrauen war es ihnen allemal. "Was weißt du über Taro?" richtete er das Wort und seinen Blick auf das Rabenmädchen. "Du musst nicht alles verraten." fügte er hinzu, weil er vermutete, dass dieser Taro mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte und Kaya über diese nicht unbedingt gerne sprach. "Aber es wäre gut all das zu wissen, was für diese Mission wichtig ist." Und während Tamaki schon von seiner Großmutter eingespannt wurde, trat er einen Schritt näher und legte seiner Clanschwester die Hand auf die Schulter und versuchte ihren Blick einzufangen. "Ich weiß, dass dir diese Mission und die Menschen am Herzen liegen." Und mit einem Kopfnicken deutete er auf Saku, der aus nächster Nähe beobachten konnte, wie Oma Umeko ihre zauberhaften Kochkünste wirkte. "Aber du musst nicht alles allein schultern. Tamaki und ich können helfen und es ist ja nicht so, als ob uns die Menschen und das alles nicht interessieren würden." Ray grinste kurz, wurde dann aber wieder ernst. "Doch damit wir helfen können, brauchen wir ein gewisses Verständnis von den Slums und da sind wir darauf angewiesen, dass du dein Wissen mit uns teilst. Wir können nur dann verstehen, wenn wir mehr wissen." Viel mehr Zeit für große Reden war aber nicht, denn nun wurden auch die beiden Hayabusa von Oma Umeko eingespannt. Hätte sie Saku wahrnehmen können, mit Sicherheit hätte sie dann auch eine Aufgabe für den Tiergeist gefunden.

Doch allzu lange konnte Umeko sie nicht für ihre Tätigkeiten einspannen, denn ein großer, breitschultriger Kerl mit ungehobelten Auftreten stand plötzlich betont lässig im Türrahmen und popelte in der Nase. Mit scharfen Augen fixierter Ray den Neuankömmling, der sich jetzt zu Wort meldete. Von ihm schien keine Gefahr auszugehen, jedenfalls keine Gefahr für erfahrene Shinobi wie das A-Team, es sei denn sie unterlagen hier einer wirklich ausgefeilten Täuschung. Da er das nicht völlig ausschließen konnte blieb Ray auf der Hut und beobachtete die Bewegungen des Mannes genau, während Tamaki mit ihm sprach. Und tatsächlich schien hinter der ganzen Sache mehr zu stecken. Ganz offensichtlich wusste der Mann mehr, als er verraten wollte. Beinahe hätte er sogar einen Namen genannt und seine mehr schlecht als recht versuchte Vertuschung konnte einen Hayabusa natürlich nicht täuschen. Wenn es um Geheimnisse und Rätsel ging, machte niemand einem Hayabusa etwas vor. Als der Typ das Pamphlet erwähnte, horchte Ray auf. Offensichtlich war seine ursprünglich Vermutung tatsächlich richtig. Hinter der ganzen Geschichte steckte mehr und die Sprüche, die der junge Mann nun vom Stapel ließ, klangen außerordentlich revolutionär. Wollte hier jemand eine Revolution anzetteln? Aber bevor Ray diesen Gedanken teilen konnte, tauchte Umeko auf. Sie war natürlich nicht im Mindestens von der Erscheinung des Mannes abgeschreckt und bot ihm gleich darauf Kekse an. Ray konnte daraufhin nicht anders als nur zu grinsen. Das war so typisch für Tamas Oma, dass er gar nicht anders konnte.
Im nächsten Moment überschlugen sich jedoch die Ereignisse, denn während ihr Informant noch mit seiner Gier zu kämpfen hatte, bezeichnete er Kaya als Volksverräterin und wurde dann von einem gut gezielten Stein am Hinterkopf getroffen, sodass er zu Boden sackte.

Wie ein Blitz schoß Ray aus der Küche und blickte sich sofort nach allein Seiten aus, nur um noch einen Schatten weghuschen zu sehen. Einem Nicht-Hayabusa wäre diese Bewegung wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen, aber für den Rotschopf war diese Bewegung so auffällig wie ein leuchtendes Warnschild. Sofort schaltete Ray den Turbo ein (Fuuton:Dasshu no Jutsu) und für jeden Zivilisten mussten seine Bewegungen nur noch aus verschwommenen Schemen bestehen. So war es auch kein Wunder, dass die Jagd nach wenigen Augenblicken vorbei war, denn seine Beute war ihm in Geschwindigkeit keineswegs gewachsen und in Kombination mit seinem Jagdinstinkt und den scharfen Augen war es fast schon ein Kinderspiel für den Chuunin diesen Schatten zu stellen.
Doch hier erwartete Ray schon die nächste Überraschung, denn tatsächlich kannte er seinen Gegenüber, ja diese Szene hatte sich tatsächlich schon einmal fast genauso abgespielt mit einem großen Unterschied. Diesmal stand Ray nicht zähnefletschend vor Meli, stattdessen lag ungläubiges Erkennen in seinen Augen. "Meli???" Sein ganzes Gesicht war ein einziges Fragezeichen, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass das kleine Mädchen den Stein geworfen hatte, abgesehen davon, dass sie Kaya und Ray bei ihrer letzten gemeinsamen Mission wirklich viel geholfen hatte. "Was machst du denn hier?" fragte er und war froh, dass Meli diesmal ihr ängstliches Zittern schneller in den Griff bekam, als sie den Hayabusa wiedererkannte. "Ich, also ..." begann sie und Ray hob gleich die Hand. "Pass auf, das kannst du am besten uns allen sagen. Kaya kennst du ja. Und Kaya, ich und ein weiterer guter Freund sind hier um auf Oma Umeko aufzupassen. Vielleicht hast du von ihren Kochkünsten ja schon gehört. Sie wird dir gleich sicherlich auch Kekse anbieten." plapperte Ray, während er Meli kurzentschlossen an der Hand packte und Richtung Küche mitnahm. Die Kleine sah zwar etwas bedröppelt auf, aber ihre Miene hellte sich deutlich auf, als sie tatsächlich das Rabenmädchen sah. Und kaum waren die beiden wieder bei der Küche aufgetaucht, schaltete sich natürlich Oma Umeko, die immer noch von Saku bewacht wurde, ein. "Wer bist du denn meine hübsche Kleine. Du hast aber schöne Augen. Hier, nimm erstmal einen Keks und ich hol dir auch gleich noch ein Glas Milch." Und während sie in der Küche verschwand konnte Ray nur breit lächeln. Oma Umeko schien tatsächlich sämtliche Probleme mit Essen und Freundlichkeit lösen zu können. Es war faszinierend. "Guck mal Kaya wen ich gefunden habe." machte er nun Kaya, die sich um den bewusstlosen jungen Mann gekümmert hatte, auf Meli aufmerksam. "Sie hat zwar sicherlich nicht den Stein geworfen." Meli nickte wild zur Bestätigung. "Aber bestimmt kann sie uns weiterhelfen." Jetzt lag eher Unsicherheit in dem Blick des Kekse mümmelnden Mädchen, aber Ray war überzeugt, dass sie ihnen und vor allem Kaya was verraten würde.
 
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Manchmal flog die Scheiße ja wirklich in den Ventilator und egal, was für tragische oder lebensbedrohliche Dinge er schon erlebt hatte – das hier war so ein Moment. Zumindest für Tamaki, der mit der Summe der Ereignisse gerade ein wenig überfordert war. Vielleicht war es auch die Suppenkelle, deren Nachklang er immer noch im Schädel spürte. Oder der Schreck, beinahe von fliegenden Messern aufgespießt worden zu sein. Und dann tauchte da ein Typ mit einer Intelligenz von drei Metern Feldweg auf und versuchte sich an Politphilosophie. Fast war Tamaki dankbar, als ein Stein dem Drama ein Ende setzte. Und gleichzeitig schämte er sich dafür. Der junge Kerl da hatte nie die Chance gehabt, eine Schule von innen zu sehen, und war dem irrigen Blabla eines anderen zum Opfer gefallen. Eines anderen, der allen Ernstes glaubte, dass seine Familie – seine Oma! – irgendeinen kapitalistischen Wandel in den Slums in Gang setzen wollte. Weil sie (und das verstand der Suzuya am allerwenigsten) den Menschen ab und zu einmal die Sorge nahm, woher die nächste Mahlzeit kommen sollte. Hätten Tamakis Haare heute nicht ohnehin schon in alle Richtungen abgestanden – spätestens jetzt wären sie vollkommen zerrauft gewesen. Er schüttelte den Kopf und hockte sich zu Kaya, die den bewusstlosen Besucher gerade untersuchte. „Er ist doch hoffentlich in Ordnung?“, erkundigte sich Oma Umeko und spähte über die Köpfe der beiden Genin hinweg vorsichtig auf den jungen Mann. Es konnte jedoch Entwarnung gegeben werden und nachdem Kaya die große blaurote Beule fachmännisch versorgt hatte, würde wohl kaum etwas außer einem dicken Brummschädel bleiben. “Was er da gesagt hat ... von wegen Verrätern. Vergiss das.“, sprach Tamaki leise, so dass nur die Hayabusa es hören konnte. Er erinnerte sich noch klar, dass dies eine ihrer Sorgen gewesen war, als sie das erste Mal hier in der Suppenküche gedient hatten. “Ich glaube nicht, dass die Leute hier glücklich mit ihrem Dasein sind. Aber wenn es Veränderung geben soll, dann nur unter ihrer Anleitung. “. So wie Saki es bereits tat. “Du könntest dabei eine wichtige Rolle spielen.“. So wie die Sumiya auch, war Kaya ein Bindeglied zwischen den so unterschiedlichen Welten der oberen und unteren Plattformen. So recht konnte Tamaki immer noch nicht verstehen, wie sich hier, hoch über den Wolken, solche Gegensätze hatten ausbilden können. Die wirklich armen Leute hätte er irgendwo in den Gassen Getsurins vermutet. Was also war in Soragakure geschehen?

Rays plötzliche Rückkehr riss Tamaki aus seinen sorgenvollen Gedanken. Irgendwie hatte er nur am Rande mitbekommen, dass der Hayabusa davon geschossen war. Er musste wirklich, wirklich besser aufpassen, wenn er seiner Rolle als Leiter der Mission irgendwie gerecht werden wollte. Zumindest fiel dem Suzuya sofort auf, dass Ray ein kleines Mädchen bei sich hatte, und dass dieses Mädchen recht schüchtern dreinschaute. Aber Kaya und sie schienen sich zu kennen. “Hallo Meli, ich bin Tamaki. Freut mich, dich kennenzulernen!“, grüßte er die Kleine, als Ray sie alle einander vorstellte. Das Mädchen erwiderte den Gruß leise und verlegte sich dann darauf, ihn nur aus großen Augen anzugucken, während sie sich in Kayas Nähe herumdrückte. Tamaki fühlte direkt eine gewisse Seelenverwandtschaft. Als er in Melis Alter war (und noch lange danach), hatte er auf fremde Leute ganz genauso reagiert. 3 ... 2 ... 1 ... Auftritt Oma. Kekse und ein Glas Milch machten vieles besser, auch das wusste der Suzuya aus Erfahrung. “Sag mal, Meli ...“, sprach er die Kleine behutsam an und gab sich Mühe, noch harmloser zu wirken als er es ohnehin schon tat. Keine schwere Übung. “Wir müssen mal mit Taro reden. Der will, dass meine Omi nicht mehr hierher kommt, und ich versteh nicht ganz, wieso. Sie bringt den Leuten hier ja Essen und will gar nichts dafür.“. Meli glotzte den ihr fremden Jungen an. Erst dann glitt ihr Blick zögerlich zu Taros Sohn, der noch bewusstlos am Boden lag. “Der wird wieder.“, beruhigte Tamaki die Kleine. “Aber weißt du, warum Taro so gegen meine Oma ist?“. Obwohl der Suzuya seine Worte bedacht gewählt hatte, konnte er sehen, dass Meli kurz davor war, vehement den Kopf zu schütteln. Erst nach einem versichernden Blick zu Kaya nickte sie zaghaft. Tamaki lächelte. Die Präsenz der Hayabusa hatte mal wieder den Tag gerettet. Und sie der Lösung dieses eigenartigen Rätsels ein gutes Stück weitergebracht. „Der Taro ... der redet ganz komisches Zeug. Das hat er in nem Buch gelesen, sagt er. Die meisten denken, das is Quatsch ... aber der und seine Kinder fahrn da total drauf ab. Reffoluzjon wolln sie machen. Und keine reichen Leute hier haben und so was. Eigentlich totaler Blödsinn, weil ... ihr bringt ja Essen und so. Kapiert ja selbst’n Kind“. Meli zuckte mit den Schultern und wich wieder ein Stück in Richtung Kaya zurück. “Recht hast du. Und das hat uns sehr geholfen, danke Meli.“. Tamaki lächelte warmherzig und verneigte sich leicht vor dem Mädchen. Das sah nur verwirrt zu Kaya. „Der Kerl geht mir sowas von auf den Zeiger. Wenn ich den in die Finger krieg...“, war es von Katsuki zu vernehmen, der sich inzwischen zu der kleinen Gruppe gesellt hatte. „Und wer auch immer Jousuke ausgeknockt hat –“. Er nickte mit dem Kinn in Richtung des Bewusstlosen. „Meinen ergebensten Dank.“. “Dann sollten wir das Übel an der Wurzel packen.“, befand Tamaki und runzelte die Stirn. “Oder meint ihr, das könnte ein abgekartetes Spiel sein, um uns hier wegzulocken?“. Katsuki schüttelte den Kopf. „So ist der eigentlich nicht drauf. Und wir haben seinen Sohnemann ... das würde er nicht wagen.“. „Na, dann ist doch alles bestens.“. Oma Umeko brachte gerade die nächste Runde Kekse. „Katsuki-san und Meli-chan helfen mir ein bisschen in der Küche und passen auf ... und ihr drei Lieben geht mal zu Taro-san und ladet ihn seine Familie bitte herzlichst zum Essen ein.“. Typischer hätte der Schlachtplan à la Oma nicht ausfallen können. Was konnte Tamaki da anderes tun als zu nicken? Er vertraute Katsuki und Kaya, die ihm bestätigt hatte, dass Umeko in der Suppenküche nichts zustoßen würde. Und mit dem kleinen Mädchen hatten sie ein ortskundiges Warnsystem auf zwei flinken Beinchen. “Wenn hier irgendwas passiert, Meli ... kommst du ganz schnell zu uns gelaufen, okay?“.

In den engen, schmuddelig-dunklen Gassen der Slums hatte Tamaki bald die Orientierung verloren. Kaya aber führte sie mit traumwandlerischer Sicherheit und es schien dem Suzuya als seien sie gar nicht so lang gelaufen, als sie ein kleines Haus erreichten, das tatsächlich aus Stein gebaut war. Oder vielmehr: aus Steinen jeglicher Form und Farbe. Irgendwann einmal hatte jemand mit viel gutem Willen einen Lehmputz aufgetragen, doch der bröckelte voller Inbrunst ab und entblößte das skurrile Mauerwerk. Dies also war Taros Heim. “Haltet die Augen offen, ihr beiden ... bestimmt wissen sie, dass wir kommen.“, sprach Tamaki leise zu seinen Freunden, bevor er die Stimme erhob. “Taro-san? Bitte kommt heraus, ich möchte mit Euch sprechen.“. Zunächst tat sich nichts auf den Ruf, dann aber öffnete sich die windschiefe Tür und ein älterer Herr trat würdevoll über die Schwelle. Er trug einen ausgeblichenen, fleckigen Leinenyukata, dessen Schärpe sich über einem kleinen Bauch spannte. Das Imposanteste aber war der Rauschebart, der die Hälfte seines Gesichts in einer watteweißen Wolke verbarg. Die ebenfalls langen weißen Haare trug er in einem kleinen Dutt. Erhaben blickte er auf das A-Team. „Was wünscht der Klassenfeind?“, eröffnete er salbungsvoll. Tamaki bemerkte, wie er sich innerlich anspannte. Von selbsternannten Philosophen hatte er nun wirklich genug ... fehlte noch, dass der Typ anfing, hier jemandem die Lebenskraft auszusaugen. Nun, im Prinzip tat er das sogar ... auf seine Weise.
 

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Als Ray bemerkte, wie sehr Kayas Anwesenheit die kleine Meli beruhigte, war er wieder einmal froh das Rabenmädchen dabei zu haben. Auch wenn Meli ihn kannte, schien sie ihm doch immer noch etwas misstrauisch gegenüber zu sein. Das aber konnte auch an ihrer letzten Begegnung liegen, wo er sie fälschlicherweise für eine gegnerische Spionin gehalten hatte. Aber auch Tamaki machte seinen Job als einfühlsamer Missionsleiter wirklich sehr gut und schaffte es genau den richtigen Tonfall anzuschlagen, sodass Meli ihnen von Taro und seiner 'Reffoluzjon' erzählte. Nachdenklich runzelte der Falkenjunge die Stirn. Woher hatte dieser Taro diese Ideen? Was war sein Ziel? Das Ganze konnte noch ziemlich unangenehm werden. Doch noch während Ray überlegte, wie sie am besten dem Taro begegnen sollten, machte Oma Umeko einfach den Vorschlag ihn zu dem Essen einzuladen. Unwillkürlich musste Ray Grinsen. So ein Vorschlag konnte auch nur von der Kekse verteilenden Oma kommen, allerdings bezweifelte er diesmal, dass es so einfach werden würde.

Kurze Zeit später führte das Rabenmädchen ihre A-Team-Kollegen durch enge, schmuddelige Gassen in denen kaum der Himmel zu sehen war. Unbehagen machte sich im Inneren des Jungen breit, wie immer wenn es eng wurde und ihm der Blick zum Himmel verwehrt blieb. Ob er dieses Angst auch gehabt hätte, wen er in den Slums aufgewachsen wäre? Hätte er das überhaupt überlebt? Oder wäre er schnellstmöglich ausgebrochen? Er konnte das Verlangen nach Veränderung und besseren Verhältnissen dieses Taros durchaus verstehen. Diese Slums waren wirklich kein schöner Lebensraum. Und noch während er so darüber nachdachte, was wohl der beste Weg war den Slums zu entkommen, hatten sie auch schon das Zuhause des Revolutionsführers erreicht.

Tatsächlich zeigte sich Taro auch nach einer ganzen Weile und die gesamte Gestalt erinnerte Ray an einen Weisen, es fehlte eigentlich nur noch ein alter, knorriger Stab und man hätte ihn glatt für einen Zauberer halten können. Er strahlte Würde, Erhabenheit und auch jede Menge Stolz aus. Innerlich seufzte Ray auf, dieser Mann war der Inbegriff von Selbstsicherheit und sicherlich auch in der Lage so schwierige Wörter wie Revolution, Kapitalismus und Sozialismus korrekt auszusprechen und zu verwenden. Noch dazu kannte sich Ray leider so gar nicht mit den Thesen aus, die Taro zu vertreten schien, doch immerhin hatte er durch seinen Vater gelernt, wie mit Philosophen umzugehen war. Er nickte also kurz Tamaki als Zeichen zu, dass er von hier an übernehmen wollte.

Ray trat also vor und musterte den alten Mann, der ohne Mühe den ungewohnten Falkenblick parierte. Wahrscheinlich kannte er sich mit den einzelnen Clans in Soragakure aus und wusste mit Sicherheit auch über das Falkenbluterbe Bescheid. Einschüchterung würde hier auch nicht funktionieren, aber ausnahmsweise war das auch nicht der Plan des Rotschopfes. "Wir möchten sie einfach herzlichst zum Essen nachher einladen." erwiderte Ray freundlich und lächelte seinen Gegenüber an, der nun mit unbeweglicher Miene erwiderte. "Und das sollen wir einfach so annehmen? Uns mit dem Feind verbrüdern? Uns einlullen lassen von den Reichen, damit wir nicht aufbegehren? Nicht mit uns." Entschlossenheit lag in der Stimme des alten Mannes und ein listiges Funkeln war in den Augenwinkeln zu erkennen. Er wartete förmlich darauf, dass Ray jetzt einen Streit vorm Zaun brechen würde, doch anstatt auf den unterschwelligen herausfordernden Tonfall einzugehen, erwiderte der Rotschopf mit fast schon kindlicher Naivität und unschuldiger Stimme. "Mit dem Feind sollte man sich natürlich nicht verbünden. Das wäre echt nicht gut." Ray machte eine kurze Pause in der er Taro beobachtete und obwohl seine Mimik durch den weißen Rauschebart schwerer zu lesen war, so glaubte er doch ein klein bisschen Überraschung in seinem Gesicht zu sehen. "Also wie die siehst bin ich ja nur ein Junge und ich verstehe nicht viel von hochtrabenden Ideen, aber ich habe gehört, wie jemand was vom bösen Kapitalismus und Revolution geredet hat. Kannst du mir das vielleicht genauer erklären?" Das Interesse in seiner Stimme musste der Rotschopf noch nicht einmal heucheln, denn tatsächlich interessierten ihn die Ansichten des alten Mannes und offensichtlich schien es diesem zu schmeicheln, dass ihm ehrliches Interesse entgegengebracht wurde und so begann er zu dozieren. "Also mein Junge,..." Taro schlug einen großväterlichen Ton an. "Kapitalismus bedeutet kurz gesagt, dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Während die Reichen im Luxus schwelgen, sind wir hier in den Slums dazu verdammt ein trostloses Dasein zu fristen." Ray nickte, denn den Punkt verstand er nur zu gut. Die Umstände in Soragakure waren tatsächlich alles andere als ideal. "Deswegen fordere absolute Gleichberechtigung. Ich fordere eine Umverteilung. Jeder soll gleich sein. Alles gehört allen, jeder bekommt Arbeit und keiner muss mehr hungern...." Es ging noch einige Sätze so weiter in denen Taro dem A-Team von Gleichheit vorschwärmte und erklärte, dass er deswegen ein Zeichen setzen musste. Die Reichen zu denen auch die Suzuyas gehörten, sollten sich raushalten und im Grunde malte er ihnen in den allerschönsten Farben ein utopisches Soragakure vor Augen in dem niemand hungern müsste und alle Arbeit hätten. Doch neben dieser Utopie hörte Ray auch Neid und Verbitterung heraus. Allerdings verstand er warum die Ideen des Taros so anziehend waren. Die Utopie von absoluter Gleichheit hatte etwas verlockendes, vor allem wenn man dem Teil der Bevölkerung angehörte, der zur Verliererseite im Spiel des Lebens zählte.

"Das sind wirklich sehr faszinierende Ideen. Alle gleich, jeder hat genug zu Essen. Ich verstehe." murmelte der Rotschopf und registrierte schon ein Strahlen in den Augen seines Gegenübers. "Allerdings wird das nie funktionieren." fügte er hinzu, woraufhin sich Härte im Gesicht des alten Mannes breit machte und dieser mit eisiger Stimme zurückfragte. "Achja und kann mir Mr. Neunmalklug auch erklären wieso?" Ray lächelte und mit freundlicher Stimme erwiderte er: "Deine eigenen Revolutionspläne beweisen, dass absolute Gleichheit zur Unterdrückung führen wird." Taro stutze und tatsächlich tauchten Fragezeichen in seinen Augen auf, doch statt mit einem niveaulosen Hä zu antworten, zog er lediglich fragend eine seiner Augenbrauen hoch. "Das menschliche Wesen steht deinen Ideen vollkommen entgegen. Ehrgeiz und der Wille besser zu sein scheint tief in uns Menschen verankert zu sein. Deine eigenen Revolutionsgedanken beweisen es, denn was sind sie anderes als der Wunsch danach besser sein zu wollen. Wenn eine Gesellschaft also klassenlos sein soll, dann muss sie diesen Ehrgeiz, diesen menschlichen Willen nach etwas besserem zu streben konsequent unterdrücken. Das führt zur Tyrannei und Diktatur." Stille fiel zwischen den beiden Gesprächspartnern und Ray glaubte Sprachlosigkeit in den Augen von Taro zu sehen. Dieses Argument schien ihn tatsächlich kalt erwischt zu haben. Doch diesmal sollte sich Ray täuschen, denn jetzt verzogen sich die Mundwinkel des alten Mannes zu einem fast schon hochmütigen Lächeln, in dem aber auch eine gute Portion Anerkennung lag. Offenbar hatte er mit diesem Argument zwar nicht gerechnet, aber es schien ihn trotz allem nicht aus dem Konzept zu bringen.
"Das ist kein schlechtes Argument, was du dort bringst, aber..." Taro lächelte listig. "du gehst davon aus, dass dieser Ehrgeiz des Menschen unveränderbar ist. Natürlich hast du Recht und wir Menschen streben nach Besserem, aber doch nur, weil es Unterschiede gibt. Denn eben dort liegt ja die Wurzel des Problems. Wenn es keine Unterschiede mehr gibt und alle gleich sind, dann gibt es auch keinen Grund mehr nach etwas besserem zu streben." Der Triumph bildete sich in Taros Gesicht ab, als er erkannte, wie es hinter Rays Stirn begann zu rattern. "Eine klassenlose Gesellschaft wird dazu führen, dass die Unterschiede verschwinden und damit gibt es keinen Grund mehr für Rivalität. Deswegen wird mein System auch nicht zu einer Tyrannei führen, sondern zu einer harmonischen und friedlichen Gesellschaft." behauptete der Alte und verschränkte dabei selbstzufrieden die Arme, abwartend was der Rotschopf darauf erwidern würde. Tatsächlich konnte Ray darauf nichts erwidern. Er hatte keine weiteren Argumente, denn während er fest davon überzeugt war, dass eine klassenlose Gesellschaft zur Tyrannei führen würde, war Taro aus ähnlichen Gründen von so ziemlich genau dem Gegenteil überzeugt. Es stand nun als Behauptung gegen Behauptung und der Weißbärtige machte einen ziemlich selbstsicheren Eindruck. Daher blickte der Falkenjunge nun zu Tamaki. Vielleicht hatte der ja eine Idee?
 
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Tamaki war es nur recht, dass Ray sich in die Diskussion mit dem Alten stürzte. Etwas überrascht war er doch, denn der Falkenjunge offenbarte eine Seite, die er so nicht erwartet hätte. Umso dankbarer war er, dass der Hayabusa Taro erst einmal eine Weile beschäftigte und Kaya derweil die Gegend im Auge behielt. Der Suzuya musste sich erst einmal sammeln. Zu viel Irritierendes war binnen kurzer Zeit geschehen und er als Missionsleiter musste das Chaos irgendwie koordinieren und zu einem guten Ende führen. Die Sorge um seine Oma im Hinterkopf half da gerade wenig weiter. So gut es ging, versuchte sich der kleine Genin auf das laufende Gespräch zu konzentrieren. Beide hatten ihre Argumente und es war abzusehen, dass Taro nicht so schnell klein beigeben würde, nur weil ein Disputant eine andere Ansicht äußerte. Dennoch ließen sich einige wichtige Erkenntnisse daraus gewinnen. Die frappierendste davon war, dass Tamaki dem Alten im Kern zustimmte. Vielleicht einfach aus der Hoffnung heraus, dass eine bessere Gesellschaft möglich war, so genau hatte der Suzuya nie darüber nachgedacht. Vielleicht war das eine mögliche Basis, so falsch das Vorgehen Taros und seiner Familie auch sein mochte? Einen Versuch war es wohl wert und so übernahm Tamaki den rhetorischen Staffelstab von Ray, der hervorragende Vorarbeit geleistet hatte. Nun musste der Suzuya ihr gerecht werden.

Er räusperte sich, trat einen Schritt vor und ließ eine Verbeugung folgen. Sie fiel deutlich tiefer aus als gewöhnlich. “Taro-sensei.“. Die Anrede gefiel dem Älteren sichtlich. “Wir hören Eure Argumente und ich versichere Euch, meiner Familie ist sehr daran gelegen, dass niemand hungern muss und jeder genug zum Leben hat. Deswegen sind wir hier.“. Tamaki erwartete nicht, dass Taro ihm glaubte. Tat er natürlich auch nicht. “Oh, mein Junge, das sind hehre Worte. Aber dies ist nicht das erste Mal, dass die sogenannte Oberschicht uns zu übervorteilen versucht.“. Vermutlich half es keinen Deut, Taro zu erklären, dass die Familie Suzuya sich bei Weitem nicht zur Oberschicht zählte. Aus der Sicht eines Slumbewohners war das einerlei, also verwarf Tamaki den Gedanken wieder. “Ich habe Freunde hier ...“, versuchte er es auf einem anderen Weg, der persönlicher und greifbarer war. Auf der Ebene abstrakter Philosophie konnte er dem Alten nicht das Wasser reichen, aber vielleicht gab es eine Chance, ihm glaubhaft zu machen, dass sie nicht auf verschiedenen Seiten standen. “Menschen, die mir wichtig sind, und denen es gut gehen soll. Und die wiederum haben auch Freunde und Familie hier...“. Tamaki hielt inne und versuchte einzuschätzen, ob Taro noch ernsthaft zuhörte oder er ihn verloren hatte. Doch der weißbärtige Alte wartete würdevoll auf die Konklusion. „Meine Familie ist nicht reich, aber wir haben genug und können etwas abgeben. Wir wollen die Slums nicht verändern. Wir wollen euch die Kraft geben, das selbst zu tun. Und euch unterstützen, so wie wir es können.“. Taro hatte die Augen zusammengekniffen und strich sich über den wallenden Bart. Er wirkte wie jemand, der den Haken an einer Sache suchte und auch eine ganze Handvoll davon fand. Daher setzte der Suzuya schnell nach. “Und deswegen ... deswegen wollen wir Eure Ideen hören! Von Euch selbst. Meine Großmutter lädt Euch und Eure Familie herzlich zum heutigen Festessen ein ... und wir sind gespannt, was Ihr zu berichten habt. Ihr müsst uns auch nichts glauben, Taro-sensei. Aber wenn wir nicht zusammenfinden, habt Ihr wenigstens ein warmes Essen gehabt.“. Vielleicht half es, dass Tamaki harmlos (und inzwischen ehrlich ein bisschen verzweifelt) aussah, doch nach einer Weile ungewissen Schweigens nickte Taro schließlich. „Was du sagst, klingt verlockend, mein Junge, und umso größer ist unsere Skepsis. Doch niemand soll Matsumura Taro vorwerfen, er würde nicht zuhören. Außerdem ...“. Er wandte sein weißes Haupt Ray zu und lächelte listig. „...möchte ich gern unseren erfrischenden Disput fortsetzen.“. Tamaki kannte sich nicht gut genug in Geographie aus, um ein passendes Gebirge zu benennen. Aber jenes, das ihm gerade vom Herzen fiel, gehörte zu den größeren Exemplaren. Tamaki lächelte zaghaft und verneigte sich abermals. “Dann freuen wir uns heute Abend auf Euch.“. Es gab jedoch noch eine Sache, die in der ganzen Aufregung etwas untergegangen war. “Einer Eurer Söhne ist übrigens bereits in der Suppenküche. Wir waren gerade im Gespräch, als jemand ihm einen Stein an den Kopf geworfen hat. Hayabusa-san-“. Er wies mit der Hand auf Kaya. “hat ihn versorgt und er wird sich erholen.“. „Ein Stein?!“ Taro runzelte die dichten Brauen und warf einen Blick über seine Schulter. „Kimiko! Was habe ich dir übers Steinewerfen gesagt?“. Ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen mit dem gleichen struppigen Haar wie ihr Bruder drückte sich hinter Taro aus dem Türrahmen. „Nur auf den Feind. Nie auf den Bruder...“, grummelte sie mürrisch und zog eine Schnute. „Aber der hat’s verdient!“. Argwöhnisch linste sie auf das versammelte A-Team und Tamaki war nicht wohl dabei, dass er ihre Hände nicht sehen konnte. Aber wenn sie jetzt wirklich etwas schmiss, war der Falkenclan hoffentlich schneller ... Ärgerlich gestikulierte Taro ein ‚Husch, husch!‘ und Kimiko verschwand wieder im Inneren des Hauses. „Richte deiner Großmutter aus, dass wir erscheinen werden.“, schloss der Alte und neigte kurz das Haupt, bevor auch er sich ins Haus zurückzog und die Tür hinter sich abschloss. Zweimal.

Tamaki wusste nicht, ob er erleichtert ausatmen sollte oder nicht. So ganz wohl war ihm nicht bei der Sache. “Danke, Ray ... das war echt gut.“, sprach er leise und lächelte flattrig. Auch Kaya, die die ganze Zeit bei ihnen gewesen war und die Stellung gehalten hatte, verdiente einen Dank. “Was meint ihr ... wird das gutgehen? Oder plant der was?“.
 

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Ray atmetete tief durch, als Tamaki die Diskussion übernomm. Er war erleichtert, denn mit philosophischen Methoden kam er bei dem Alten nicht weiter. Es wäre zwar durchaus spannend gewesen noch das ein oder andere Argument auszutauschen, aber er bezweifelte, dass hier Argumente zu einem Umdenken führten. Da war es gut, dass Tamaki gleich von Anfang an einen anderen Weg einschlug, der offensichtlich Erfolg zu haben schien, denn Taro lauschte den Worten des Braunhaarigen gespannt. Und irgendwie erinnerte Tamaki den Falkenjungen in diesem Moment an seine Oma. Tama schien das gleiche freundliche Wesen zu besitzen. Als der Junge davon sprach, dass es in den dreckigen Slums Menschen gab, die ihm wichtig waren und am Herzen lagen, so waren das nicht nur schöne Worte, die er transportierte, nein Tamaki schaffte es sein Herz in die Worte hineinzulegen. Ray war beeindruckt, beeindruckt von der Ehrlichkeit und Offenheit des Suzuyas. Und tatsächlich schienen die Worte Taro zu beeindrucken und offensichtlich war dieser kein millitanter Revolutionsführer, sondern viel mehr ein philosphischer Freigeist, der mit Worten kämpfte anstatt mit Waffen. So lange so jemand bereit war zuzuhören und andere Meinungen anzuhören, war konnte das zu einem Gewinn für die gesamte Gesellschaft werden. Kritisch würde es werden, wenn so jemand davon überzeugt war, dass Gewalt die einzige Lösung war. Dann würde so jemand seine Worte dazu einsetzen, um die Massen aufzuwiegeln und dazu zu bringen Gewalt mit Gegengewalt zu beantworten. In gewisser Weise wäre es also das allerschlimmste Taro einzusperren, ihn anzugreifen oder ihm anderweitig mit Gewalt zu begegnen. Noch schien eine friedliche Lösung möglich und daher war Tamakis Idee ihn anhören zu wollen wirklich ziemlich genial. Hoffentlich versprach er da nur nicht zu viel. Aber zumindest hatten sie es erstmal geschafft Taro dazu zu bewegen zum Abendessen zu erscheinen. Da würde er zumindest sehen, dass von Oma Umeko keine Gefahr ausging und sie es aufrichtig und ehrlich mit dem Slumbewohner meinte.

"Kein Problem Tama." erwiderte Ray, als sie schon einige Meter von der Wellblechhütte, die das Zuhaue des 'Revolutionsführers' darstellte, entfernt waren. Er schenkte dem Braunhaarigen ebenfalls ein Lächeln zurück und beantwortete dann die Frage des Missionsleiters. "Also ich denke schon. Taro scheint an Mann mit Prinzipien und klaren Wertvorstellungen zu sein. Sie werden kommen und ich glaube nicht, dass er zum Steine schmeißen kommen wird. Ehrlich gesagt war deine Idee ihn dazu einzuladen seine Ideen vorzubringen ziemlich genial. Ich vermute mal, dass hat ihm geschmeichelt." Ray legte nachdenklich den Kopf auf die Seite, während sie weiter durch die schmuddeligen Gassen zurück Richtung Suppenküche marschierten. "Solange von unserer Seite aus keine Gewalt kommt, wird er auch nicht gewaltätig werden. Er ist zu schlau und wird wissen, dass er eine offene Revolution auf lange Sicht verlieren wird. Er will die Slums verändern und in dem Punkt können wir überein kommen. Vielleicht schaffen wir es diese Ideen und diese Energie in konstruktive Bahnen zu lenken. Wenn wir Taro als Verbündeten gewinnen könnten, könnten wir den Slums noch viel besser helfen." Dennoch verfinsterten sich Rays Augen. "Allerdings fürchte ich, dass das nicht so leicht sein wird. Taro scheint der Dorfverwaltung und sämtlichen Nicht-Slumbewohnern zu misstrauen und ich denke er hat guten Grund dazu. Und ich weiß nicht, ob die Dorfverwaltung ihrerseits ihm vertrauen und Gehör schenken wird. Dabei wäre es so wichtig, dass gemeinsam nach Veränderungen gesucht wird. Allerdings könnte der kleinste Fehltritt das Vertrauen auch wieder zerstören." Ray seufzte. Die Situation war ziemlich vertrackt. "Ich denke es gibt nur eine Chance: Wenn wir es schaffen eine gemeinsame Vertrauensbasis zwischen Oma Umeko, Taro und Katsuki dem Küchenchef herzustellen, vielleicht könnte das zu einem wirklich fruchtbaren Austausch führen, der die Bedingungen in den Slums verbessert. Wenn dann noch andere Shinobis, denen die Slums am Herzen liegen mithelfen, dann könnte sich vielleicht eine Front bilden, die ehrlich und offen miteinander diskutiert, sich heftig streiten kann und trotzdem zu Kompromissen kommt, weil sie wissen, dass allen die Slums am Herzen liegen. Aber das könnte noch ein weiter Weg sein." sinnierte Ray weiter vor sich hin. In diesem Moment waren sie auch schon wieder ganz in der Nähe der Suppenküche und man konnte schon die Essensgerüche wahrnehmen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. "Ich denke wir sollten Katsuki darauf vorzubereiten. Deiner Oma sagen wir am besten nur, dass Taro kommen wird. Mehr muss sie nicht wissen, ihre Art spricht mehr als tausend Wort." Ray lächelte bei dem Gedanken und einmal mehr war er froh, dass Oma Umeko eben einfach Oma Umeko war. "Sollte es in Zukunft tatsächlich zu einer gemeinsamen Bewegung zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Slums kommen, wird es sicherlich einen Mediator zwischen den verschiedenen Parteien brauchen, aber ich denke fürs Erste sollten wir einfach dafür sorgen, dass es ein absolut geniales Abendessen wird. Was meinst du?" fragte er seinen Missionsleiter, nachdem er seinen langen Monolog beendet hatte.
 

Hayabusa Ray

Chuunin
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Kaum war das Shinobi Trio wieder zurück in der Suppenküche wurden sie schon von einer wahren Sinfonie an guten Gerüchen empfangen. Herrlicher Bratenduft mischte sich mit dem frischen Duft nach sonnengereiften Tomaten und auch ein scharfer Ingwer-Geruch war für Ray auszumachen. Aber vor allem roch es in der Küche einfach nur so lecker, dass einem wirklich das Wasser im Munde zusammenlief. Der Hayabusa kannte sich nurn wirklich nicht mit dem Kochen aus, aber das hier ausnahmslos leckere Feststpeisen vor sich hin kochten, war wirklich nicht schwer zu erriechen. Die Duftwolke hatte sogar schon einige Slumbewohner angelockt, diie, teils schüchtern, teils neugierig, am Rand standen und darauf warteten einen Blick auf das Festmahl zu werfen. Katsuki hatte alle Hände voll damit zu tun die neugierigen Schaulustigen abzuhalten in die Küche zu laufen.

"Gut das ihr wieder da seit." begrüßte er das A-Team mit einem gehetzten Blick. "Ihr seht ja die Situation und es gibt noch jede Menge zu tun. Ich muss schleunigst in die Küche. Ray pass du hier auf und Tama und Kaya, am besten schnappt ihr euch ein paar Leute und baut schon mal alles für das Festmahl auf." verteilte er neue Aufgaben und verschwand geradewegs wieder in der Küche, wo die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen. Meli war mittlerweile voll von Oma Umeko eingespannt und schien sich exzellent mit der alten Dame zu verstehen, so ausgelassen und fröhlich wie ihr Gesichtsausdruck war. Das kleine Slummädchen schien regelrecht aufzublühen in dem Küchenchaos.

Tama übernahm erneut das Kommando und konnte mit seiner sanften Art zu leiten tatsächlich einen Großteil der Slumbewohner dazu überzeugen ihnen dabei zu helfen Tische und Stühle zu stellen. Dann holten sie riesige Mengen an Geschirr und Besteckt und schlussendlich wuchtete Katsuki riesige Töpfe mit heiß dampfenden und gut riechendem Inhalt nach draußen. "Alle mal herhören, vielen Dank das ihr gekommen seit. Das Ganze wird jetzt wie folgt ablaufen..." verkündete er und erklärte mit knappen Worten die Spielregeln. Er war ohne Frage in seinem Element, die Slumbewohner respektierten ihn und so hatte er keinerlei Mühe sich Gehör zu verschaffen. Kurze Zeit später fand Ray sich hinter einem der gigantischen Töpfe mit einer ebenso großen Schöpfkelle wieder und verteilte leckere Bolognese Sauce. Da er dabei in überwiegend hungrige Gesichter saß, hielt er sich beim Austeilen nicht gerade zurück. Wie er Oma Umeko kannte, hatte sich reichlich gekocht, genug um eine ganze Armee zu versorgen. Eine ganze Weile hörte man nur andächtige Stille, welches lediglich von dem leisen Klappern von Geschirr unterbrochen wurde. Es herrschte ein gefräßiges Schweigen, doch nachdem der erste Hunger gestillt war, begannen die Slumbewohner das Essen in den höchsten Töne zu jubeln und irgendwann wuchs das Ganze zu einem spontanen, dreifachen Hoch auf Oma Umeko, die das Spektakel sichtlich genoss.

Irgendwann später tauchten auch Taro und seine Familie auf. Ihre Mienen waren deutlich misstrauischer, doch kaum hatte Tamakis Großmutter die Neuankömmlinge entdeckt, so stürmte sie auch schon auf sie zu. Freilich hatte sie nicht wirklich eine Ahnung, dass es sich bei dieser Familie um die Verfasser der Drohnachrichten handelte. Sie sah in ihnen lediglich misstrauische, aber hungrige Gäste, die Essen brauchten. Auf wundersame Weise verstand es diese alte Dame tatsächlich sämtliche Problem mit Essen lösen zu können. Und ehe sie wussten, was da über ihnen hineingebrochen war, hielten Taro und seine Angehörigen Teller mit dampfenden Essen in den Händen. Den Jüngeren war anzusehen, dass sie am liebsten sofort reingehauen hätten, aber sie warteten bis Taro den ersten Bissen genommen hatte, ehe sie sich wie halb verhungerte Raubtiere auf das Essen stürzten.

Noch lange saßen die Slumbewohner auf den einfachen Bänken und nachdem der Hunger gestillt worden war, lachten die Bewohner miteinander und während die Kinder anfingen Fussball zu spielen, holten einige Erwachsene ganz einfache Musikinstrumente und fingen an auf ihnen zu spielen. Die Stimmung war ausgelassen und in all diesen schmutzigen Anwohnern, war Umeko strahlender Mittelpunkt. Die alte Dame kannte keinerlei Berührungsängste, sie genoss die Gegenwart der Bewohner, hatte für jeden ein freundliches Lächeln und als sie mit riesigen Tellern voller wunderschönem Zuckergebäck aus der Küche auftauchte, wurde sie mit fast schon frenetischem Jubel begrüßt. Bei all ihren Aktionen wurde sie dabei von einem Augenpaar ganz genau beobachtet. Scheinbar hatte sich Taro dazu entschlossen an diesem Abend zu schweigen und zu beobachten, anstatt zu diskutieren. Und was er sah schien ihm zu gefallen, denn die scharfen, schwarzen Augen des Hayabusa meinten ein leichtes Lächeln wahrzunehmen.

Erst sehr viel später am Abend, das A-Team war mit ein paar Slumbewohnern dabei das Chaos der Party zu beseitigen, als Taro seinen philosophischen Diskutierpartner zur Seite nahm. "Die Lady ist in Ordnung." meinte er nur und schenkte dem Rotschopf diesmal tatsächlich ein freundliches Lächeln. Dennoch ließ das gefährliche Blitzen in den Augenwinkeln Ray vorsichtig bleiben. "Das heißt nicht, dass ich denen da oben traue oder von meinem Stanpunkt abweiche. Aber ich weiß zumindest, dass sie es ernst meint. Das kannst du deinem Teamchef ausrichten." verabschiedete er sich und rauschte kurz darauf wieder ab. Ray lächelte. Der Charme der Oma hatte mal wieder mehr gesprochen als alle Worte.

~Mission zu Ende~
 

Yagami Tamaki

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Konnte es denn sein, dass tatsächlich mal etwas glatt lief? Es sah ganz danach aus, obwohl Tamaki skeptisch blieb. Es passierte doch immer irgendetwas ... Aber als das Team wohlbehalten zur Suppenküche zurückkehrte, empfing sie keine neue Katastrophe, sondern eine zufriedene Oma, eine stolze Meli und die herrlichsten Düfte nach schmackhaftem Essen. Na gut, und ein latent gestresster Katsuki, aber das gehörte wohl irgendwie dazu. Da es dem Koch besser zu gehen schien, wenn er das Gefühl hatte, das Ruder fest in der Hand zu halten, hielt Tamaki sich vorerst im Hintergrund und koordinierte nur da, wo es wirklich notwendig war. Das Wichtigste war jetzt, dass das Festmahl gut über die Bühne ging - was die Sicherheit aller Anwesenden miteinschloss. Insofern war es gut, dass das Team sich in der Menge der vielen helfenden Hände verteilte und so jeder einen anderen Abschnitt im Auge behalten konnte. Für den Suzuya war es nicht weiter schwierig gewesen, jede Menge Helfer zu rekrutieren. Hilfsbedürftig schauen konnte er wunderbar und wer die leckeren Gerüche aus der Küche in die Nase bekam, war ohnehin dermaßen davon betört, dass er gern dabei half, das Essen möglichst schnell auf den Tisch zu bekommen. Unter den Helfen erkannte Tamaki auch die junge, kränkliche Frau wieder, die sie früher am Tag getroffen hatten. Ihr kleines Kind in einem Tuch an der Brust tragend, war sie eifrig dabei, einen der langen Tische einzudecken. Zweifellos in Vorfreude auf das Festmahl, doch der Suzuya sah ebenso, wie sie den einen oder anderen dankbaren Blick in Richtung seiner Oma warf. ’So gewinnt man die Leute wirklich ...‘. Er musste an seine Mutter denken, die es liebte, andere Menschen mit allerlei Halbwahrheiten und Lügengespinsten dazu zu bringen, ihren Willen zu tun. ’Vor aufrichtiger Zuwendung hat keine Illusion Bestand.‘.

Auch nicht die selbst auferlegten, wie nach Taros Ankunft bald deutlich wurde. Der störrische Philosoph zeigte erstmals eine väterliche Seite, als er seinen verletzten Sohn wieder in Empfang nehmen konnte. Natürlich nicht, ohne ihn für seine Tölpelhaftigkeit zu schelten, aber Tamaki, der die Szene von seiner Position an der Essensausgabe beobachtete, erkannte deutlich die Erleichterung des alten Mannes. Ob Oma Umekos Küchenmagie auch auf den hartgesottenen Revoluzzer wirken würde? Je weiter der Abend voranschritt, umso mehr schien das der Fall zu sein. Tamaki musste schmunzeln, als er sah, wie Taro sich den altehrwürdigen weißen Bart strich und mitunter sogar andächtig nickte. Seine Kinder fraßen derweil, was das Zeug hielt. Anders als der kleine Suzuya, der zu sehr darauf konzentriert war, den Überblick über das lebendige, doch glücklicherweise friedliche Fest zu behalten. Ans Essen dachte er gar nicht und naschte erst ein paar Bissen, als sein Magen knurrend nach Beschäftigung verlangte. Nun, zum Glück musste er sich keine Gedanken darüber machen, dass hier und heute auch nur ein Krümel übrig bleiben würde. Katsukis Suppenküche half den Ärmsten zu überleben, aber wann hatten sich die Menschen hier das letzte Mal richtig satt gegessen?

Und Taro? Schien irgendwann innerlich die Kurve gekriegt zu haben. Tamaki, der sich erschöpft auf einer großen, etwas abseits stehenden Holzkiste niedergelassen hatte, beobachtete zufrieden, wie der Alte zum Abschied noch einige Worte mit Ray und danach noch mit Oma Umeko wechselte. Wohlwollend, wie der Suzuya auch ohne sein Taragan erkannte. Vielleicht war hier und heute der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit gelegt worden. Mindestens aber sollten die Sabotageversuche gegen omagetriebene Hilfsaktionen damit ein Ende gefunden haben. Tamaki seufzte leise und versuchte, in der Menge auszumachen, wo seine beiden Freunde sich gerade befanden. Ray hatte er eben noch gesehen, aber Kaya konnte er nirgends entdecken. Ob sie auch eine Pause gebraucht hatte? Er selbst war jedenfalls mehr als reif für eine...

- Missionsende Nr. 2 -
 
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