„Netter Hüftschwung. Man wenn ich einen jüngeren Typen spielen würde hätte ich vielleicht sogar Chancen bei ihr. Die Bekleidung ist auch knapp genug für meinen Geschmack. Netter Körper auch noch. Wenn ich jetzt nur wüsste, ob sie meine Anmachen als etwas anderes sehen würde, als die von anderen, dann wüsste ich, ob es sich lohnt mir nachher in den Arsch zu treten. Aber erstmal zu etwas anderem.“ Hideki schwankte leicht, als er versuchte sich mit blutender Kopfwunde aufzusetzen. Er stütze sich mit seiner linken Hand auf den gut geputzten Boden und hielt mit seiner rechten die Stirn. Sein Kopf blutete stark. Nichts ernstes, aus einer Kopfwunde starb man eigentlich nie, allerdings kam bei so was der eine Liter Blut immer sehr schnell raus. Seine Hand war schon komplett voll geblutet und auch seine Kleidung war leicht benetzt. Allerdings hatte Hideki penibel darauf geachtet nicht auf den Boden zu tropfen. Irgendwo hatte er mal gehört, dass Blut wegwischen eine Sache ist, die laut Gesetz nur von Biobeseitigungsfirmen gemacht werden darf. Wenn also ein Typ bei McKing Nasenbluten kriegt, darf das nicht die Putzfrau aufwischen, sondern man muss ein Sonderspezialbiomülllbeseitigungskommando holen, welches ihren Aushilfshilfsassistenzaufwischmeisterhelfeshelfer beauftragen würde, die Blutstropfen aufzuwischen. Logisch, dass darum nie Blut auf den Boden tropft, sondern immer nur Tomatenketchup.
Wie dem auch sei, Hideki fing die Tropfen mit seinem Ärmel ab und schaffte es bis auf die Knie, doch dann fiel er spontan ob des Blutverlustes erneut um. Ein leichtes Stöhnen entwich seinem Mund und er schaukelte etwas desorientiert hin und her. Sofort hockte sich die schöne Frau neben ihn mit leicht geschockt gespielter Miene, aber verstecktem Lächeln. Sie wischte rasch mit einem schönen Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Hideki musste ihr unbedingt eines seiner nach der Mission geben. Er hatte genau für solche Schnecken ein Taschentuch mit diversen, zufällig von seinem Flirtroulett ausgewählten Liebessprüchen drauf. Jede Seite des Rouletts hatte ein anderes Wort. Hideki würfelte dreimal und daraus entstand ein Satz. Das sorgte dafür, dass auch Hideki immer überrascht war und die Frauen, die gelegentlich Wortmonster als Liebesgeständnisse bekamen.
Währenddessen hatte Heinz bereits seine Zigarette aufgeraucht und schnipste sie weg. Genau indem Moment indem die Kippe auf dem guten Boden aufkam hatte Masao einen stapfenden Schritt in die Mitte des Raumes getan. Er starrte Heinz aus einer zornig roten Miene an, was Hideki leicht verwunderte. Aus dem Psychoprofil ging eindeutig hervor, dass Masao sehr schwer aus der Ruhe zu bringen war. Und auch wenn Heinz’ Aktion ziemlich extrem war, so schien Masao doch recht schnell auf 180 zu sein. „Oder meine Relation für zu viel und zu wenig ist etwas durcheinander… Jaha… natürlich. Klar, Hideki. Ne mal im ernst, ich bin total realistisch, also muss es einfach daran liegen, dass sich Masao von Heinz’ sehr leicht provozieren lässt. Aber das bleibt Kayros’ Aufgabe.“
Hideki Augen wanderten derweil vom Ausschnitt der Frau zu den umgebenen Personen über ihren Ausschnitt und ihren geschickten Händen, die den Wunden des „alten Mannes“ Linderung verschafften, zu Heinz. Irgendwie kam Hideki dieser Mann spanisch vor. Oder deutsch, je nach dem, wie man das sehen will. Auf jeden Fall kam Hideki aber so ziemlich jeder hier verdächtig vor. „Hervorragend… das wird spannend. Ich tippe auf… nein, ich werde in jedem Fall erst alles im letzten Moment auffliegen lassen. Das macht mehr Spaß. Vielleicht geht wer drauf, aber hey, that’s life.“ Mittlerweile hatte er sich soweit „erholt“, dass er aufstehen konnte. Gerade noch rechtzeitig um Masao zu bemerken, wie er Heinz klein machte. Hideki hörte nicht genau hin. Zeter, Mordio, Totschlag und Mord. Dazwischen einige Kommentare wie man es denn wagen könnte neue Schauspieler, und dann noch solche, die viel Erfahrung hatten, von denen man lernen konnte, blablabla. Man sah Heinz’ Gesicht an, dass er eindeutig genervt waren und Masao genauso gerne an die Kehle gehen würde, wie der ihm. Doch irgendwann wandte sich Heinz’ einfach ab und ging hinaus. Masao war halbwegs runtergekommen und atmete noch einige Male durch. Langsam kehrte eine normale Farbe auf sein Gesicht zurück und er stand wieder wie ein normaler Mensch da. Gleich darauf folgte bereits sein breites Grinsen und er bedeutete der Maße in den Hauptraum zu kommen. Hideki ließ sich von der schönen Frau stützen, auch wenn er eigentlich selbst laufen konnte. „Heilige meine Mutter Gottes. Die riecht so verdammt gut…“ er beherrschte sich wirklich stark um nicht zu sabbern und es war auf einmal gut gestützt zu werden. Wenn nicht würde er sich mit seinen wackligen Knien kaum halten können.
Hauptsaal
Der Hauptsaal ist ein wahrlich prächtiges Stück Innenarchitektur in rot und gold gehalten. Die sitze sind ordentlich gepolstert und bieten jedem genug Platz. Sie sind aus gutem, stabilem Holz gebaut und zusammen mit den mit Teppich ausgelegten Böden knarrte hier quasi nichts, sodass die Akustik nicht beeinträchtig wurde. Die Ehrenlogen weiter oben waren geschlossen, warum auch immer. Allerdings zog Exklusivität immer ein wenig Exzentrizität mit sich.
Die Bühne selbst war groß und aufgeräumt, einige Kabel hingen rum und ein wenig Requisiten lagen rum, aber fielen nicht weiter auf durch die Größe der Bühne. Masao stand oben während sich die Schauspieler, Techniker und Statisten zusammen mit einigen anderen auf die Sitze verteilten.
„Ähem… guten Tag meine Damen und Herren. Mein Name ist Kitsune Masao, die meisten kennen mich sicherlich von ihnen. Bitte entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten im Eingangsbereich, dies ist nun… geklärt…“Ein vernichtender Blick Richtung Heinz.„Die Skripte für die ersten Proben finden sie in ihren Zimmern zu denen sie nachher gebracht werden. Doch soviel nur dazu. Ich möchte auch nicht länger förmlich sein als unbedingt nötig. Ich würde sie bitten die nächste halbe Stunde damit zu verbringen sich näher kennen zulernen. Die Proben werden intensiv und besonders viel Zeit haben wir auch nicht, doch ich möchte, dass wir heute nicht als Fremde voneinander gehen. In diesem Sinne: Hauen sie rein!“ Wie auf’s Stichwort kamen einige Leute mit Tabletts und Kellnerwagen herein. Sie platzierten punktgenau das Essen auf dem Rand der Bühne, an welches sich zuerst nicht allzu viele gesessen hatten, jetzt jedoch strömten alle dorthin, bis auf einige Ausnahmen, um sich was zu essen zu schnappen und Belanglosigkeiten auszutauschen. Es gab alles, was das Herz so begehrte. Als Vorspeise gab es drei verschiedene Suppen von Schwein, Huhn und eine vegetarische. Als Hauptgang gab es diverse Nudeln und Fleischsorten zusammen mit Salaten nach Wahl und als Nachspeise Süße Früchte mit Eis.
„Chi-san, möchten sie etwas essen?“fragte die Schönheit neben ihm. Das riss Hideki quasi sofort aus den Gedanken und er grinste sie bereitwillig an. „Jajajaja…“„Ähem, gerne doch.“„Bum Jäh! Süßes, Süßes, Süßes von der Süßen, Süßen, Süßen. Juhu!“