Hayabusa Kaya
Well-Known Member


Ihr Herz raste, ihr Blut rauschte in ihren Ohren und übertönte das Rauschen der umherliegenden Bäume. Mit jedem Schlag wurde ihr Herzschlag jedoch ruhiger, stetiger und kräftiger in seinem Ausmaß. Sie trainierte mit einem traditionellen Shinai, ein Bambusschwert, mit dem vor langer Zeit schon ihre Vorfahren trainiert hatten um mit dem Training ihre eigene Klinge nicht zu beschmutzen. Durch seine Beschaffenheit ist es gleichsam stabil und flexibel. Es hatte sich über die Jahrhunderte hinweg bewährt und Kaya war dankbar gewesen, als ihr Onkel ihr auch eines geschenkt hatte. Wenn sie nicht das Hikari no Tsuki geschenkt bekommen hätte, hätte sie auch jetzt noch mit dem Shinai gekämpft. Richtig angewandt konnte es durchaus schmerzhaft sein. Sie hielt inne, atmete tief ein und aus und überprüfte ihren Stand. Konzentriert korrigierte sie ihre Haltung nach eigener Einschätzung, ehe sie mit dem Schwerttraining fortfuhr. Nach einiger Zeit spürte sie jedoch die Erschöpfung und entschied sich zu einer wohlverdienten Pause. Sie legte ihr Bambusschwert beiseite und nahm auf einem umgeknickten Baumstamm Platz, der inmitten der Lichtung zu Boden gestürzt war - vermutlich schon vor einiger Zeit, denn Gras und andere Gewächse beanspruchten den alten Stamm bereits für sich und verwurzelten ihn fest mit dem Boden. Nachdenklich führte sie sich ihren Trinkschlauch zu Gemüte um ihre trockene Kehle zu benässen. Ob Kushou Joudan ihre Wegbeschreibung verstehen und hier her finden würde? Nachdenklich hob sie den Blick und betrachtete den strahlend blauen Himmel. Heute war das Wetter ungewöhnlich mild, was sie ehrlich gesagt irritierte. Sie war es schlicht nicht gewohnt, nahm es aber für ihr Training hier draußen gern an. Es hatte keinen tieferen Sinn dass sie den Blonden gerade an diesen Ort bestellt hatte um sich mit ihm einem Trainingskampf hinzugeben: sie mochte diesen Ort. Das war doch Grund genug oder? Leicht hoben sich ihr feinen Augenbrauen. Obwohl es wohl sinniger gewesen wäre einen Platz zu wählen, der leichter zu finden war. Bei ihrem vergangenen Showkampf während eines Jobs hatte sie ihn nicht näher kennen lernen können, da sie sich voll und ganz auf ihren Gegner konzentriert hatte. Doch Ray hatte so lobend von dem Blonden gesprochen, dass es ihre Neugier geweckt hatte. An sich schien es sich bei ihm um eine interessante Persönlichkeit zu handeln.
Sie trank noch etwas, setzte dann den Schlauch wieder ab und verschloss ihn gewissenhaft, ehe sie ihre Beine vom Stamm hingen ließ und sich auf ihre Arme stützte um sich etwas zurückzulehnen. Den Blick weiterhin gen Himmel gerichtet dachte sie an den Tag des Showkampfs zurück. Dieser Joudan war ungewöhnlich - und das gefiel der Hayabusa. Mit seiner Kleidung, seinem Auftreten, seine ganze Ausdrucksweise... er wollte so gar nicht in die Welt der Shinobi passen. Und doch war er ein fester Bestandteil davon geworden. Leicht neigte sie ihren Kopf, schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss es den sanften Wind auf ihrer Gesichtshaut zu spüren. Sie liebte das Gefühl des Windes, der durch ihr Haar strich und mit den daran verflochteten Federn spielte. Ob es sich so anfühlte, wenn beim fliegen der Wind durch die Flügel eines Vogels strich? Langsam schlug sie die Augen wieder auf und sah zu Saku, der im abgestorbenen Geäst der Stammes saß und sein Gefieder zu putzen schien. Oder was auch immer er da trieb - hatte ein Geist überhaupt sowas wie Federn? Und musste er sich überhaupt putzen? Vielleicht bildete sie es sich ja auch nur ein? Leicht hob sich eine ihrer feinen Brauen. Wahrscheinlich bildete sie sich Saku im Allgemeinen ein. Ein Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen - selbst wenn, sie mochte ihre rabenhafte Einbildung. Auch wenn sie es nie und nimmer zugeben würde. Saku war ihr sehr ans Herz gewachsen und war der Grund dafür, dass sie sich nie allein fühlte. Wieder sah sie in den Himmel hinauf. Sie hatte ihrem Einladungsschreiben eine Rabenfeder hinzugefügt als Erinnerungsstütze. Sie bildete sich nicht ein, dass der Shinobi sich einfach sofort an sie erinnern würde. Warum sollte er auch? Sie hoffte die Rabenfeder würde ihn an sie erinnern. Sie hatte ihm dieses Schreiben zu seiner Residenz geschickt, auf ganz offiziellem Weg: das erste Mal für sie. Es war nicht sonderlich schwer seine Wohnhaft aus zu machen, immerhin machte er nicht wirklich ein Geheimnis daraus und schien dort mit seiner Familie zu wohnen. Leicht schlug sie den Blick nieder. Familie... wie es wohl wahr eine Familie zu haben? Eine richtige... echte Familie. Sie sträubte sich, schüttelte ihren zierlichen Körper aus und schlug sich schließlich gegen die eigenen Wangen. Genug gegrübelt und irgendwelchen Gedanken nachgehangen! Es war Zeit für ihren Trainingskampf mit Joudan! Noch hatte er Zeit, sie war zu früh hier eingetroffen um schon mal vorab etwas zu trainieren. Leicht schnalzte sie mit der Zunge, während sie ihren Blick über die Lichtung wandern ließ, die ziemlich überwuchert war von Pflanzen aller Art. Man sah auf den ersten Blick, dass dieser Ort nicht oft besucht wurde. Abgesehen von dem alten, doch stabilen Baumstamm ohne Krone, und der darum befindlichen Fläche. Dort trainierte Kaya regelmäßig in Ruhe und verbrachte hier ihre einzige Zeit in der freien Natur - obwohl frei wohl zu viel gesagt war. Man sah deutlich ihren Trainingsbereich, denn dort war das Gras platt getreten. Sie seufzte und ließ ihre Schultern kreisen. Ob sie Joudan suchen gehen sollte...?