Tatsumaki Hei
Chuunin

Hei hätte bei dem sanften Nicken und dem Lächeln der Hyuuga ja beinahe gegrinst - doch hatte er sich zurückgehalten, um nicht noch dazu, dass er nicht gemacht hatte, auch noch überheblich zu wirken. Allerdings war es schon interessant - bzw: schön - dass sie ihm jetzt nicht mehr nur das Standard-Lächeln schenkte. Das war ein Fortschritt, den der junge Mann begrüßte und welcher ihn außerordentlich glücklich machte, einfach, weil es ja wohl irgendwie bewies, dass er mittlerweile immerhin ein kleines bisschen mehr war als nur ein vorübergehender Kollege. Oder so. Nachdenklich kratzte sich der Tatsumaki am Hinterkopf, schielte noch einmal zu Iteki. Es war wirklich erstaunlich, dass jemand wie sie einfach so frei herumlaufen durfte: Aber wenn er tippen müsste, hätte er wohl darauf gewettet, dass nur wenige Menschen von ihren Fähigkeiten überhaupt wussten, vermutlich auch einfach deshalb, damit weder Shiro noch Sora versuchten, sie unter die eigenen Fittiche zu kriegen. Immerhin wäre das für eine der beiden Seiten dann ein großer Gewinn - Iteki aber schien der Meinung zu sein, dass sie da war, um diesen Wald zu schützen und zu pflegen. Und wer würde ihr denn auch widersprechen? Bei dieser Kraft... Hei bezweifelte, dass er so viel Chakra einfach so freisetzen und danach noch ohne einen Schweißtropfen weitergehen könnte... obwohl er die reine Menge eventuell schon bewältigen könnte. Vielleicht. Dabei fiel ihm auf, dass Mari mittlerweile neben ihm ging und irgendwie nachdenklich schien. Das ging einige Minuten so: Die Braunhaarige starrte in die Luft, Hei hatte in seiner typischen Haltung die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sagte nichts, sondern ließ sich die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Der Suna-nin erwartete nicht, dass Mari plötzlich etwas sagen würde - das wäre ja wirklich zu viel verlangt, dass sie auch noch freiwillig ein Gespräch von sich aus anfangen würde, vor allen Dingen weil es ja im Moment nichts missionstechnisches zu besprechen gab. Hei war also zugegebenermaßen ziemlich überrascht, als das Mädchen ihn plötzlich ansprach und gleich noch ein ziemliches Schwächeeingeständnis von sich gab. Wie hatte sie das denn über die Lippen bekommen? Das sah ihr ja nicht wirklich ähnlich... mit einem Schmunzeln sah der junge Mann zu der Hyuuga, legte den Kopf leicht schief. Ja, sie hatte wohl Recht, aber darauf wäre er vermutlich auch alleine gekommen. Kam da etwa noch etwas? Und tatsächlich: die sonst doch unfehlbare Hyuuga gab zu, dass sie Iteki total unterschätzt hatte. Und auch gab sie zu, 'schwach' zu sein. Nun, das war Ansichtssache, aber Hei würde sie nicht unterbrechen... nicht, wenn sie schon so anfing zu sprechen. Kam ja nicht wirklich häufig vor, nicht? Hei erwartete vielleicht noch eine kleine Rüge oder vielleicht 'endlich' die Frage, wieso er eigentlich bis auf das 'Flammen' und das 'Feuergeschoss'-Jutsu bisher eigentlich noch nichts eingesetzt hatte in irgendeiner ihrer Missionen oder Jobs - aber nichts dergleichen kam. Sondern eine Entschuldigung. Die Mundwinkel des Suna-nins zuckten, als er kurz wegsah und sich die Hand vor dem Mund hielt, damit sein breites Grinsen nicht zu sehen war. Glücklicherweise hatte er sich schnell wieder unter Kontrolle und sah zu dem Mädchen und kicherte leise. "'Entschuldige'? Dass ich das noch einmal von dir höre... ich vermute, ich sollte mich nicht daran gewöhnen?" Hei schmunzelte und wedelte mit der Hand. "Mach dir keine Gedanken darum. Abgesehen davon, dass du mich nicht unterschätzen solltest - ich beobachte meine Umgebung auch selbst sehr gerne - glaube ich, dass es keinen Grund gibt, sich zu entschuldigen. Es gab keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Allerdings sollte man Menschen wirklich nicht nach ihrem Äußeren beurteilen, oder? Ich hätte nicht gedacht, dass sie soviel Kraft besitzt... ich wünschte, ich könnte derartige Techniken anwenden. Das wäre wirklich schön." Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. "Allerdings solltest du dein Licht nicht unter den Scheffel stellen, Prinzessin. Wenn du mich mit diesem Angriff vorhin getroffen hättest, wäre ich vermutlich außer Gefecht gesetzt gewesen." Kurz schwieg er, schmunzelte. "Oh, aber du solltest dich wirklich nicht an mir messen. Hm... sind wir da?" Tatsächlich waren Stimmen zu hören, und jetzt, wo sich Hei umsah, konnte Hei auch immer mehr Anzeichen darauf wahrnehmen, dass sich hier Menschen aufhalten mussten - zwar war die Natur hier nicht zerstört, aber wohl doch manipuliert - angepasst. Mensch und Natur arbeiteten zusammen, so konnte man es wohl sagen.
Hinter der nächsten Biegung aber erwartete den jungen Mann etwas, was er in der Form, in der Art und Weise noch nie gesehen hatte. Es war vermutlich einzigartig: das hier war im weitesten Sinne kein 'Dorf', jedenfalls nicht nach der hinlänglichen Definition. Der Waldboden war nicht mit Häusern bedeckt oder mit einer Mauer umgeben, sondern hinter einer Art natürlichen Barriere aus dicht aneinander stehenden Bäumen eröffnete sich ein Abschnitt des Waldes, der noch einmal alles übertraf, was sie bishergesehen hatten. Anstatt sich Platz zu schaffen, hatten die Anwohner hier sich entschlossen, die Natur einfach in ihre Baupläne mit einzubeziehen, was keine schlechte Idee war, denn die Bäume hier waren noch einmal um einiges größer als die vorher: Es waren Giganten unter Monstrositäten. Das gesamte Areal war von gewaltigen Bäumen bedeckt, das geringe, grünliche Licht ließ am Boden selbst nur wenige Pflanzen gedeihen; Die gewaltigen Baumkronen waren nur schwer zu erkennen, so hoch waren sie. Alles, was deutlich war, war das smaragdgrüne Licht, welches für die Augen des jungen Mannes noch sehr ungewohnt war und hier noch neue Ausmaße annahm. Es war ruhig hier: Jedenfalls relativ zu Shiro. Auf den Bäumen selbst waren Häuser gebaut und erstreckten sich von den gewaltigen Wurzeln bis nach oben zu den gigantischen Ästen, die selbst Bäume auf sich wachsen hatten, so eine Ausmaße hatten sie. Es war ein faszinierender und erschreckender Anblick: Es schien alles so durcheinander zu sein, aber doch bewusst gemacht. Jeder der Bäume auf denen Häuser zu finden waren, war miteinander verbunden - auf natürliche Weise, und schafften so breite Straßen, die tatsächlich sogar breiter waren als die in Shiro. "Das ist beeindruckend.", stellte der junge Mann trocken fest. Eigentlich war es um einiges mehr, aber ihm fiel kein passendes Wort ein - allerdings war es vielleicht doch gut, dass Iteki hier war. Wie hätten sie sich hier zurecht finden sollen? "Iteki? Du kannst uns nicht zufällig zu... Nobunaga Shin führen? Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn heute finden würden, wenn wir es alleine versuchen würden." Iteki, die sich mittlerweile wieder zu den beiden Shinobi gesellt hatte, grinste. "Beeindruckend, nicht? Und es ist noch am Wachsen. Es wird immer weiter wachsen. Dort oben sitzt das Dorfoberhaupt." Die junge Frau zeigte nach oben, und weit oben ließ sich erkennen, dass ein sehr, sehr großes Baumhaus vermutlich so etwas wie den Mittelpunkt des 'Dorfes' darstellte. "Die Händlergilden, Domizile und Märkte sind dort... allerdings wird euch heute vermutlich niemand mehr empfangen. Gerade jetzt werden Inventuren gemacht; Denke, es wäre besser, morgen zu dem Händler Nobunaga Shin zu gehen. Er ist ein vielbeschäftigter Mann, nicht?", fuhr sie fort und zeigte in eine andere Richtung, aber wieder nach oben. Offensichtlich kamen sie nicht drum herum, jede Menge Treppenstufen zu besteigen. Hei seufzte leise, aber Iteki schüttelte den Kopf. "Ich bringe euch hin. Wir benutzen eine Abkürzung." Sie winkte Mari und Hei zu sich, und sie gingen über den festen, flachen und kaum bewachsenen Waldbogen zu einem der Stämme der Urbäume. "Wir benutzen den Aufzug." Iteki lachte, als Hei den Kopf schieflegte, schloss einige Fingerzeichen, und kurz darauf senkte sich ein langer, schlanker Ast nach unten, knarrte und knirschte dabei, als würde er leben. Die Fläche, auf der man stehen konnte, war groß genug für mindestens fünf Menschen, weshalb sie drei gut hinauf passten. "Sehr praktisch. Gibt es hier mehr, die diese Fähigkeiten besitzen?", fragte der junge Mann, aber Iteki bleckte nur die Zähne. "Das ist ein Geheimnis.", erwiderte sie nur lächelnd, schloss ein weiteres Fingerzeichen, und die Wurzel bewegte sich nach oben.