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Mameha Junko
Guest

Das Fest des Goldenen Drachen – eine wahrlich prachtvolle Festivität, die alljährlich dafür sorgte, dass Handwerker ihre Utensilien zuhause ließen, trockene Büromenschen das Tanzbein schwangen und sogar Shinobi ihre Pflichten einfach Pflichten blieben ließen, um sich auf dieser großen Feier zu amüsieren. Aus dem ganzen Land strömten Menschen herbei in die Hauptstadt des Feuerreichs, die praktischerweise nicht weit von Konohagakure entfernt war. Schon morgen würde nach der Eröffnungsrede hier der Bär steppen; überall waren Kuriositäten zu bewundern, Süßes abzugreifen, Wettbewerbe über Wettbewerbe gab es, während Abends mit Lampion-Lauf und Feuerwerk aufgewartet wurde. Sogar von einem Wettbewerb im Bogenschießen war die Rede, eine Schönheitskönigin sollte gewählt werden, in einem Esswettbewerb wurden Blaubeerkuchen vertilgt, das dickste Schwein wurde gekürt, das hässlichste Gesicht war sehr gefragt, Masken über Masken wie in einem Karneval waren auch an der Tagesordnung. Die ganze Stadt war kunterbunt und ausgelassen, überall lockerten Bürger ihre Schlipse, gönnten sich Sake, Wein, Sekt oder was auch immer sie an Getränken bevorzugten, um sich zuzuprosten und sich auf den morgigen Tag zu freuen – das ganze Festival würde mehrere Tage andauern, und Spaß und Ausgelassenheit schien garantiert.
Nur nicht für die Genin. Hyuuga Itoe, Aburame Arachino und Misumi Kimihiro, die vermutlich zusammen mit dem Rest des Trupps aus Shirogakure erst vor wenigen Stunden in der Stadt angekommen waren, hatten bereits die frohe Kunde in Form eines Zettels an ihrer Zimmertür erhalten – alle anderen durften sich amüsieren, sie hingegen würden nur Orangensaft trinken und ansonsten eines der Teams sein, welches für die Sicherheit verantwortlich war. Morgen begann das Fest und morgen begann ihr Dienst – für heute lachte sich die letzte Schicht noch ins Fäustchen, dass sie eben nicht den kurzen Strohhalm gezogen hatten. Übrigens hatte der Kage das Team für diese unangenehme Aufgabe auf ähnliche Weise festgelegt – er hatte einfach die Akten der verfügbaren Shinobi in seinem Büro verteilt, die Augen geschlossen, vier Münzen in die Luft geworfen und so das Team ausgewählt. Hoch lebe der Kage!
Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten waren bereits abgeschlossen, und so waren die meisten Bürger bereits dabei, sich in den Straßen zu tummeln. Einige Stände hatten bereits geöffnet und überall roch es köstlich nach verschiedenen Snacks und Zwischendurchmahlzeiten, nach Gebratenem, nach Süßem und nach guter Laune. Zwar waren die abendlichen Straßen hier nicht mit dem zu vergleichen, war hier morgen los sein würde, aber die ausgelassene Stimmung war bereits jetzt zu spüren. Somit war es nicht weiter verwunderlich, dass Mameha Junko, offenbar die Teamleiterin, ihre werten Mitstreiter an einen etwas abgelegeneren Ort inmitten der Stadt bestellt hatte. Nur noch wenige Minuten verblieben bis zu diesem Termin, während Junko angestrengt mit der Nase in einem Buch auf einem Drachen aus Holz saß – offenbar die Requisite für einen der vielen Umzüge zu Ehren des Goldenen Drachen oder so, wie auch immer man gedachte, dieses massive Ding zu transportieren. Warum auch immer man diesen am Ufer des Flusses lagern sollte, was Junko ein Rätsel, aber sie war dankbar für die Ruhe, die sie hier hatte. Die Wasseroberfläche blieb ungestört, obwohl schon morgen sich hier Massen andrängen würden, um irgendwelche Schiffchen schwimmen zu lassen, während dieses Ungetüm, auf welchem sie gerade saß, morgen um diese Zeit bestimmt schon arg in Mitleidenschaft gezogen wäre. Die sternenklare Nacht spiegelte sich auf dem Wasser wieder, gar nicht weit entfernt war Stimmengewirr von den Straßen zu hören, während irgend etwas Süßes ganz in der Nähe hergestellt werden musste, sodass die Luft von diesem Duft erfüllt war – tatsächlich war es so aufdringlich, dass Junko eine kleine Schachtel mit Konfekt dabei hatte und während des Lesens immer wieder ein wenig naschte.
„Ach, mein liebes Fräulein Hochmut, lebt Ihr auch noch?“ Akio schien triumphierend, hatte aber nicht mit der schnellen Reaktion Asamis gerechnet, die mit einer lässigen Handbewegung und einem spöttischen Lächeln auf den Lippen ihr Haar über die Schulter warf.
„Wir sollte wohl Hochmut sterben, wenn sie solche Nahrung vor sich hat, wie den werten Herrn Akio? Die Höflichkeit selbst würde zum Hochmut werden, wenn Ihr euch vor ihr blicken lasst.“
Als du beim Buchhändler um „Leichte Kost“ gebeten hast, war mir nicht bewusst, dass es sich ausgerechnet um eine Schnulze handeln würde.
Mir war halt nach Romantik, und diese hier soll gut ausgehen, hab ich gehört.
Die Welt ist schlecht, die Welt ist schlecht, die Welt ist schlecht und DU glaubst, wenn du dir schöne Geschichten durchliest, wird alles besser? Du bist naiver, als ich dachte. Mal ganz davon abgesehen scheint dieses kleine Möchtegernpärchen, sofern die beiden tatsächlich am Ende ein Pärchen sein sollen, meiner Ansicht nach ein fundamentales Problem: Sie tanzen den Masochistentango, anstatt sich um ihr Liebesleben oder gar um ihr romantisches Interesse zu kümmern. Hm, an wen erinnert mich das?
Ach, geh’ doch weg.
Asami ließ prüfend den Blick über ihn wandern. Zugegeben, vollkommen nüchtern und rational betrachtet war er kein unattraktiver Mann. Seidiges Haar fiel gleichsam einem glänzenden, roten Fluss über seine kräftigen, breiten Schultern, die Züge und der Oberkörper, welcher durch das Hemd nur schwerlich versteckt wurde, glich einer gemeißelten Statue. Elegante Hände und spitzbübisch blitzende Augen rundeten seine Erscheinung ab; und seine Stimme war dazu erdacht, selbst das kälteste Herz dahinschmelzen zu lassen. „So ist Höflichkeit ein Überläufer“, flüsterte er belustigt. „Denn eines ist gewiss: Alle Damen sind in mich verliebt, Ihr alleine ausgenommen. Und mein Herz wünscht sich, ich hätte kein so hartes Herz, denn wahrlich, ich liebe keine.“
Jedes Herz außer ihres, soviel war sicher. „Ein wahres Glück für die Frauen. Ihr wäret Ihnen ein gefährlicher Bewerber geworden.“ Die süffisante Antwort schien ihm dann doch den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ich hab’s mir anders überlegt. Ich mag das Buch doch. Weiterlesen!
Ich glaube, ich lege es beiseite.
Nein Nein Nein, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Weiterlesen bitte, ich will wissen, ob diese beiden Streithähne zusammenkommen und ob sie es dann schaffen, länger als zwei Tage zu überleben. Es stört mich auch nicht, dass die Beschreibung des Mannes übermäßig schmalzig klingt, ehrlich!
…
Sag mal, wenn du ein Buch schreiben müsstest, wie würdest du dann eigentlich Yuto beschreiben?
Kannst du nicht einfach … wo bleibt eigentlich mein Team?
Nicht ablenken, Verehrteste!
Statt aufzusehen, grummelte Junko ein wenig vor sich hin und versank mit der Nase wieder im Buch. Hoffentlich wurde sie bald von ihren Teammitgliedern erlöst.