Schon bald verließ der Nendo den Raum um seinen ehrenhaften Auftrag auszuführen und den älteren Shinobi wieder mit hier hin zu bringen. Eine besonders schwere Aufgabe konnte dies ja nicht sein, immerhin musste es sich bei Jun doch um einen verantwortungsvollen und reifen Shinobi handeln, oder? Er war wesentlich älter als die beiden Jüngsten in der Truppe und demzufolge schlussfolgerte Umiko, dass er auch reifer sein musste als sie. Auch wenn das nicht immer zutraf, so hatte sie doch eine recht hohe Erwartung an ältere Persönlichkeiten in ihrem Job. Dass sie gerade bei Jun da auf völlig falsche Pferde setzte, hätte sie ja auch nicht ahnen können. Naja, jedenfalls glaubte die Yuudari daran, dass die anderen nicht lang auf sich warten lassen würden.
Umiko selbst mochte, wie bereits erwähnt, die Stille recht gern. Dass Teysaru sie irgendwie merkwürdig fand, ahnte sie sogar. Für die meisten Menschen war die zierliche, junge Kunoichi irgendwie anders. Sie war nicht kindlich und süß, wie Kinder in ihrem Alter es eben waren. Zwar spielte sie stets und ständig mit einer Puppe, doch wirkte sie dabei nie so ausgelassen und glücklich wie andere Kinder. Viel mehr lächelte sie dabei so gut wie gar nicht und wirkte immer ein wenig abwesend, als würde sie in einer ganz anderen Welt versinken. Noch dazu kam die Augenklappe, die bei den meisten Menschen den Eindruck weckte, als habe sie in ihrem Leben etwas unglaublich schreckliches durchleiden müssen. Tatsächlich war es aber nur so, dass sie auf dem Auge nicht gut sah und es darum nicht nutzte. Um ehrlich zu sein, fand sie es ein wenig beneidenswert, dass der Ryuugu zwar auch, genau wie sie, zwei verschiedene Augenfarben hatte, doch scheinbar keinerlei der Probleme durchleben musste, wie sie. Das mochte vielleicht unter anderem daran liegen, dass sich hinter ihrem grünen Auge ein gruseliges Erbe versteckte, welches sich bei dem pigmentlosen roten Auge nicht hatte bilden können, aber das änderte dennoch nichts daran, dass sie neidisch war. Immerhin sah es doch wirklich hübsch aus, wenn ein Mensch eine so seltene „Missbildung“ hatte, wie ihr Vater es immer genannt hatte, offen zeigte. Normal war das ja eher bei Tieren als bei Menschen und umso besser sah es dann natürlich bei einem Mensch aus, bei dem es ja so gar nicht üblich war…
Umiko war es übrigens auch, welche die Stille zwischen ihr und Teysaru durchbrochen hatte, als sie allein waren. Um genau zu sein, fragte das neugierige Mädchen danach, was für Besprechungen denn geplant waren. Wenn es um eine Mission ging, dann war sie ziemlich neugierig. Immerhin hatte sie so etwas noch nie live miterlebt und so wollte sie sich merken, wie das vor sich ging, damit sie es später auch einmal so gut konnte wie der Hüne. Sie glaubte zumindest wirklich daran, dass er das gut konnte, denn er war Missionsleiter. Solche wurden ja nicht einfach so gewählt, wenn sie nicht die nötige Erfahrung dazu hatten. Er wollte also einen Plan mit seinen Genin aushecken. Ein ziemlich raffinierter Teamleiter, das musste man ihm ja lassen. Nur so ein bisschen verwirrt durch die Gegend zu laufen, war tatsächlich nicht besonders effektiv, weswegen sie seine Aussage mit einem verständnisvollen Nicken würdigte…
Schon bald kamen die anderen beiden aber schon wieder an und es ging ans Eingemachte. Wie immer beobachtete die Yuudari das Geschehen recht aufmerksam und lauschte den Worten des Ryuugu. Wie… Kotzen? Das war erstens mal kein besonders schönes Wort, obwohl ja auch die dazugehörige Sache nicht besonders schön war, aber dennoch… und zweitens Mal war das ein bisschen gemein, oder? Hatte sie das falsch interpretiert? Tatsächlich konnte man vom Blick des Teamleiters ableiten, dass es ihm nicht besonders gefiel, was der Genin da von sich gegeben hatte, denn er wirkte mehr oder weniger einfach beleidigt. Das hatte sie sogar erkannt, was bedeutete, dass sie begann ihr Umfeld besser zu durchschauen. Hurra! Ihr Teamleiter hatte also tatsächlich Probleme mit dem Magen… Eigentlich sollte er sich dann wohl besser ausruhen. Umiko machte sich Sorgen um ihren Teamleiter, auch wenn man es ihr natürlich nicht wirklich ansah. Sie würde ihm wohl bei der Rückfahrt raten sich auszuruhen oder zu schlafen, das würde sicher helfen. Aber jetzt gerade wollte er ja mit den Besprechungen anfangen, also hielt sie ein Kommentar vorerst zurück. Zunächst erklärte er ihnen wie das Dorf heißen sollte, wovon Umiko ja noch nie etwas gehört hatte und dann teilte er die Shinobi in Gruppen ein. Er würde also mit der Yuudari gehen wollen, ob er sich das so gut überlegt hatte? Dass er sie nicht zu den Befragungen geschickt hatte, war allerdings ein intelligenter Schachzug, denn für so etwas war sie nicht zu gebrauchen. Außerdem ging er darauf ein, dass die Affen irgendetwas Bedrohliches an sich haben mussten, weswegen man Shinobi rief. Sonst würde das Dorf ja sicher allein klarkommen, da hatte er schon Recht. Da kam Umiko ein Gedanke: „Vielleicht sind es ja riesige Kampfaffen!“, stellte sie ziemlich gelassen fest, trotz der Merkwürdigkeit ihrer Aussage. Nun ja, mit der Intelligenz hatte Teysaru ganz sicher Recht gehabt, aber Umiko war ziemlich naiv und in ihr steckte offensichtlich immer noch ein Kind… Jedenfalls hatte sie kein Problem mit der Aufteilung. Wie sah es mit dem Rest denn aus?