Inuzuka Okyo
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Ein herzlich heiteres „Haaallooooo Kimikoooo!“, schmetterte jemand, ohne Rücksicht auf Verluste, einmal längst die Straße runter. Und ebenso unaufhaltsam bahnte sich die Eigentümerin der Stimme, mit der der Ruf nach ihrer besten Freundin ebenso inbrünstig intoniert worden war wie das Brüllen eines gereizten Wasserbüffels, einen Weg durch den morgendlichen Berufsverkehr… auch wenn der nur aus Fußgängern bestand. Aber das hier war bitteschön ein Ninjadorf, also hatten die gehetzt, gedrängt und manchmal noch schlaftrunkenen Leute hier gefälligst auch Stirnbänder zu tragen, großartig aussehende Kampfanzüge anzuziehen und mit gefährlich anmutenden Waffen rum zu wedeln. Da passte man besser auf, wo man hinlief und wen man anrempelte. „Autsch! Hey, sag mal geht’s noch? Hier sind hart schuftende Menschen dabei, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen!“, ranzte Okyo den Hünen an, den sie soeben in die Seite gerammt hatte. Es klimperte und klirrte hörbar, als er sich bewegte. „Ey, wart mal, dich kenn ich doch, oder?“ Das war ein neuer Spruch den sie von den Jungs aus dem Taijutsu-Center gelernt hatte. Es hatte irgendwas damit zu tun, dass man wusste wo der andere wohnt. Ihre Trainingspartner brachten ihr immer solche Sachen bei. Sie wussten auch, wie Okyo war und wem sie die Sprüche an den Kopf werfen würde. Vielleicht wäre es für die Inuzuka ratsam gewesen, sich mehr Gedanken über die Absichten dahinter zu machen. Im Moment war sie aber viel zu beschäftigt damit, sich in eine Rauferei mit einem älteren(„so’n Grufti“), stärkeren („von wegen, der Lusche zeig ichs!“) und waffenstarrendem Gegner hinein zu manövrieren. Das Gesicht zur Faust geballt, stand sie ihm gegenüber. Unter der dichten blonden Haarpracht wurde bereits der Winkel berechnet, in dem sich wenige Sekunden später ein aufreizendes, unverkennbar weibliches Knie in den Schritt des Mannes heben würde. Glücklicherweise schaltete sich in letzter Sekunde die Notsicherung der jungen Dame ein - und Shirogami klaute ihr den Schuh. „Hä?“. Wer es jemals miterleben musste, wie sich eines der liebenswürdigsten und meistgeschätzten Wesen das man kennt in eine kleptomanische, auf kurzen Beinen und in hohem Tempo davonzappelnde weiße Pelzkugel verwandelt, dann konnte man Okyos Gesichtsausdruck in etwa nachvollziehen. Was den Hünen betraf: für ihn sah dieses eigenartige Mädchen gerade aus wie eines dieser klassischen Gemälde. Nein, nicht das mit dem seltsamen Lächeln. Das mit dieser blassen, schreienden Gestalt auf der Brücke. Irgendwie amüsierte ihn diese Sache. „War das etwa gerade diese Kimiko?“. „Hast du sie noch alle?“, und während der große Mann sich daran machte, die unter seiner Kleidung verborgene Ausrüstung zu zählen, spurtete die große Kleine bereits ihrem putzigen Schuhdieb hinterdrein. Der Riese hatte sie daran erinnert, was sie eigentlich gerade tun wollte, bevor er ihr ins Sichtfeld gelaufen war. Blöder Typ, seinetwegen war von Kimiko sicher schon nichts mehr zu sehen, in all dem Gedrängel! Andererseits hatte sie da schon so eine Ahnung, wo sie ihren gestohlenen Schuh wiederfinden würde. Also zog sie die verbliebene Rennsemmel ebenfalls aus, krempelte die ohnehin schon kurzen Ärmel ihres quietschgelben Shirts hoch und band sich die goldig wehende Mähne mit einem Stück Schnüre zu einem eindrucksvollen Dutt zusammen. „Warts nur ab Stinker, dieses Jahr kannst du lange auf dein Bällchen warten!“, da kannte sie keine Gnade. Diese Schuhe hatte sie immerhin mit Kimi zusammen gekauft. Das war etwas, das ihre Freundin für sie ausgesucht hatte! Sie hatte sogar gesagt, dass sie ihr stehen würden! Okyo dachte kurz darüber nach. Eigentlich stand sie doch auf den Schuhen. Na, aber Kimiko wusste schon was sie ihr erzählte. Sie kannte sich immer so gut damit aus…
Wenige hundert Meter weiter, vor dem beeindruckenden Gartengrundstück Oma Kokoros, trottete ein kleiner Hund mit einem großen Schuh im Maul am gammeligen Gartenzaum entlang. Er schüffelte hier und da und dort ein wenig herum, wie es Hunde in seinem Alter so tun, bevor sie die Reife erlangten sich dafür zu schämen. Aber was er alles roch. Der würzige Duft von Tomaten stieg ihm in die kalte Nase, Kräuter die er kannte und sogar einige von denen er noch nie etwas erschnüffelt hatte verbanden ihre Aromen zu einem dichten, wabernden Geruchsteppich, der über den mannshohen Gräsern, Sträuchern und verschlungenen Staudengewächsen lag. Einige Gewächshäuser waren noch zu erkennen, doch ihre Scheiben waren geborsten, als die Pflanzen im Inneren zu groß gewachsen waren und ihren gläsernen Käfig gesprengt hatten. Ganz weit drinnen, im hintersten Teil des Grundstücks, das an die umliegenden Wälder grenzte, lag das kleine marode Häuschen von Oma. Dass sie zuhause war, zeigte die dünne Rauchfahne, die sich halbherzig aus dem Schornstein schlängelte. Oma war ziemlich gut darin, mit ihren Kräutern verschiedenste Sachen zu machen und offenbar gerade wieder voll bei der Arbeit, denn der Rauch waberte nicht bläulich, sondern in schimmerndem grün.
Shiro sah sich dieses Schimmern eine ganze Weile mit an und sog die Düfte des Gartens mit Staunen in seine kleine Nase. Irgendwas war in dieser Mischung enthalten, ein bestimmter Klang auf dem breiten Spektrum, der in dem Welpen wohlig warme Gefühle hervorrief. Langsam wurde es so richtig schön gemütlich hier, perfekt für ein kleines Nickerchen. Und wie schön doch alles war, als ob seine Augen mit einem Schlag zu Ferngläsern geworden wären. Plötzlich fühlte er sich so leicht, als könne er einfach so davonschweben. Er hob ab, die Perspektive der Welt veränderte sich und… wurde zu zwei zornig funkelnden blauen Sternen in einem von Zornesröte erhellten Gesicht, umrandet von streng zurückgebundenen blonden Haarsträhnen. Der kleine Hund neigte den Kopf und blinzelte sein Frauchen verschlafen an. Dann fiel ihm der Schuh auf dem Maul. „Auf dich is auch kein Verlass mehr, sag mal!“, schimpfte sie ihn aus. Nicht richtig, das konnte sie garnicht, aber trotzdem erkannte man die Absicht. „Ich dachte, du wackelst gleich wieder zu Kimi. Soll das etwa bedeuten du weißt auch nicht wo sie ist? Sag schon!“, Shiro entfuhr ein leierndes Jaulen, „Tu jetzt nich so, der Schuh war nagelneu. Den hab ich erst heute Morgen angezogen, ja?“. Sie setzte den Welpen auf ihrem Kopf- genauer gesagt auf dem Dutt- ab, und sah sich nach Hinweisen auf Kimiko um. Shiro wurde dabei ziemlich schwindlig. Okyo auch. Sie zog die Nase hoch. „Riechst du das auch?“, erneutes Winseln und ein kleines Bäuerchen folgten, „Aha… “. Okyo torkelte leicht beschwingt auf den klapprigen Holzzaun zu und setzte sich – wehe das Ding knarrte auch nur ein einziges Mal – auf einen der breiteren Zaunpfähle. Fünf Minuten später kippte sie nach hinten über den Zaun und begann leise zu schnarchen.
Wenige hundert Meter weiter, vor dem beeindruckenden Gartengrundstück Oma Kokoros, trottete ein kleiner Hund mit einem großen Schuh im Maul am gammeligen Gartenzaum entlang. Er schüffelte hier und da und dort ein wenig herum, wie es Hunde in seinem Alter so tun, bevor sie die Reife erlangten sich dafür zu schämen. Aber was er alles roch. Der würzige Duft von Tomaten stieg ihm in die kalte Nase, Kräuter die er kannte und sogar einige von denen er noch nie etwas erschnüffelt hatte verbanden ihre Aromen zu einem dichten, wabernden Geruchsteppich, der über den mannshohen Gräsern, Sträuchern und verschlungenen Staudengewächsen lag. Einige Gewächshäuser waren noch zu erkennen, doch ihre Scheiben waren geborsten, als die Pflanzen im Inneren zu groß gewachsen waren und ihren gläsernen Käfig gesprengt hatten. Ganz weit drinnen, im hintersten Teil des Grundstücks, das an die umliegenden Wälder grenzte, lag das kleine marode Häuschen von Oma. Dass sie zuhause war, zeigte die dünne Rauchfahne, die sich halbherzig aus dem Schornstein schlängelte. Oma war ziemlich gut darin, mit ihren Kräutern verschiedenste Sachen zu machen und offenbar gerade wieder voll bei der Arbeit, denn der Rauch waberte nicht bläulich, sondern in schimmerndem grün.
Shiro sah sich dieses Schimmern eine ganze Weile mit an und sog die Düfte des Gartens mit Staunen in seine kleine Nase. Irgendwas war in dieser Mischung enthalten, ein bestimmter Klang auf dem breiten Spektrum, der in dem Welpen wohlig warme Gefühle hervorrief. Langsam wurde es so richtig schön gemütlich hier, perfekt für ein kleines Nickerchen. Und wie schön doch alles war, als ob seine Augen mit einem Schlag zu Ferngläsern geworden wären. Plötzlich fühlte er sich so leicht, als könne er einfach so davonschweben. Er hob ab, die Perspektive der Welt veränderte sich und… wurde zu zwei zornig funkelnden blauen Sternen in einem von Zornesröte erhellten Gesicht, umrandet von streng zurückgebundenen blonden Haarsträhnen. Der kleine Hund neigte den Kopf und blinzelte sein Frauchen verschlafen an. Dann fiel ihm der Schuh auf dem Maul. „Auf dich is auch kein Verlass mehr, sag mal!“, schimpfte sie ihn aus. Nicht richtig, das konnte sie garnicht, aber trotzdem erkannte man die Absicht. „Ich dachte, du wackelst gleich wieder zu Kimi. Soll das etwa bedeuten du weißt auch nicht wo sie ist? Sag schon!“, Shiro entfuhr ein leierndes Jaulen, „Tu jetzt nich so, der Schuh war nagelneu. Den hab ich erst heute Morgen angezogen, ja?“. Sie setzte den Welpen auf ihrem Kopf- genauer gesagt auf dem Dutt- ab, und sah sich nach Hinweisen auf Kimiko um. Shiro wurde dabei ziemlich schwindlig. Okyo auch. Sie zog die Nase hoch. „Riechst du das auch?“, erneutes Winseln und ein kleines Bäuerchen folgten, „Aha… “. Okyo torkelte leicht beschwingt auf den klapprigen Holzzaun zu und setzte sich – wehe das Ding knarrte auch nur ein einziges Mal – auf einen der breiteren Zaunpfähle. Fünf Minuten später kippte sie nach hinten über den Zaun und begann leise zu schnarchen.