Interessanterweise reagierte nicht die junge Frau als Erstes im Raum auf seine Ankunft und seine Vorstellung, sondern einer ihrer Hunde. Der hellere der beiden blieb gehorsam neben besagtem Frauchen sitzen, doch der dunkle und größere der Beiden, erhob sich sofort und tapste freudig zu Shunsui hinüber, um ihn angemessen zu begrüßen. Dabei tänzelte er höchsterfreut um den jungen Mann herum, was dieser durch das enthusiastische Wackeln mit dem Schwanz erkannte und auf die Art und Weise, wie ihm der Hund die Hände ableckte. Dabei konnte der Jirokou nicht umhin, als flüchtig zu lächeln. Zugegeben, er hatte noch nie viel Kontakt mit Tieren gehabt und konnte schon gar keines ein Haustier nennen, aber der Hund hatte doch etwas Erfreuliches an sich. Aus diesem Grund gelang es dem Blondschopf sogar, den Kopf des Hundes ausgiebig zu tätscheln, ehe dieser von seiner Besitzerin streng zurechtgewiesen und zurückgepfiffen wurde. Damit ruhten die goldenen Seelenspiegel wieder auf der rothaarigen jungen Frau, die sich für das Verhalten ihres Hundes entschuldigte und sich gleich vorstellte.
*Das klang ja überzeugend...*, dachte sich Shunsui lediglich mit einer Mischung aus Amüsement und Trockenheit bei der Unbeholfenheit seines Gegenübers, sich vorzustellen. Da hatte sich jemand ganz offensichtlich nicht im Vorfeld Gedanken zu gemacht.
„Freut mich dich kennenzulernen … Emiko.“, antwortete der Jirokou mit einer wohlmodulierten Stimme und baute eine künstliche Pause ein, ehe er ihren Namen betont aussprach. Sie beide wussten sowieso, dass sie hier mit falschem Namen auftraten. Aber dennoch konnte er es sich nicht verkneifen. Das Ganze versprach sogar weitaus interessanter zu werden, als er zunächst angenommen hatte, denn sogleich fing Emiko an, mit ihm zu flirten. Bei genauerem Hinsehen konnte er grüne Augen hinter der Maske ausmachen, die ihm verspielt zuzwinkerten. Als Reaktion darauf, hoben sich seine Mundwinkel erkennbar und ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Sein Mund war nicht von der Maske bedeckt, insofern konnte man daran zumindest seine Reaktionen erkennen.
„Ich denke, dafür haben wir sicherlich Zeit genug. Da könnte ich mir langweiligere Sachen für heute Abend vorstellen.“, sprach Shunsui aus und reagierte entsprechend auf ihre Aussage. Oh ja, das versprach wirklich interessant zu werden!
Kurz daraufhin konnte man das Öffnen der Tür vernehmen, was den Jirokou dazu veranlasste, sich umzudrehen: Der nächste Gast war erschienen. Hierbei handelte es sich um einen jungen Mann in einem schwarzen Anzug, der seinen Körperbau sehr betonte. Das Gesicht zierte eine blaue Drachenmaske. Shunsui kniff die Augen ein wenig zusammen, während er den Neuankömmling betrachtete. Helles, blaues Haar war erkennbar. Dazu noch die Gangart, die Symbolik der Maske und schließlich … die Stimme! Spätestens in diesem Augenblick hatte der Blondschopf erkannt, wen er da vor sich hatte, sodass sich ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht bildete. Nichtsdestotrotz gab es gewisse Formalitäten, für solch ein Aufeinandertreffen.
„Sprich Freund, und tritt ein.“, begrüßte Shunsui den Anderen mit einer einladenden Bewegung und einer geheimen Begrüßung des Ordens. Dieser unscheinbare Satz diente dazu, Vertraute von Fremden zu unterscheiden und ihnen mit einer scheinbar gewöhnlichen Antwort die Möglichkeit zu geben, die Verbundenheit zum Orden auszudrücken. Für den Abend stellte sich Izuya als Aoryu vor, verneigte sich höflich vor Emiko und ihm und erkundigte sich auch nach den Namen der Beiden. Scheinbar war der Taijutsuka in eine Rolle geschlüpft und drückte sich sehr vornehm aus – etwas, nach dem ihm heute nicht wirklich war. Dementsprechend war er auch dankbar dafür, dass sich Emiko bisher recht deutlich und direkt ausgedrückt hatte.
„Hallo Aoryu, die Freude ist ganz meinerseits.“, antwortete Shunsui seinerseits und neigte den Kopf ein wenig zur Begrüßung.
„Ich heiße Akaryu.“ Roter Drache. Blauer Drache. Zwei Dumme, ein Gedanke schien hier wohl die passende Beschreibung zu sein. Nun, so langsam versprach der Abend um Längen besser zu werden als zunächst angenommen.
In diesem Augenblick geschahen zwei Dinge, welche die Aufmerksamkeit von Shunsui für sich beanspruchten. Zunächst einmal war es das leise Fiepsen des dunklen Hundes, der ihn anfangs so enthusiastisch begrüßt hatte. Möglicherweise hätte sich der Chuunin dazu hinreißen lassen, diesem niedlichen Betteln nachzugeben – es war vermutlich unterbewusster Instinkt, das treue Tier streicheln zu wollen – hätte sich nicht das nächste Geschehen im wahrsten Sinne des Wortes angekündigt. Es war der Bedienstete mit der schmucklosen Porzellanmaske, der den Raum betrat und verkündete, dass sich ein letzter Gast verspätete und es beginnen würde, sobald sie alle vollzählig waren.
*Was soll dann beginnen? Wovon redet der da?*, fragte sich Shunsui, der keinerlei Ahnung hatte, worauf der Bedienstete hinauswollte. Schnell wie der Blitz war er gekommen und auch wieder gegangen, sodass der Jirokou nun den Blick von Aoryu zu Emiko wandern ließ. Davon stand doch nichts in der Einladung? Zumindest hatte ihm auch die Dorfverwaltung auch nichts Näheres dazu mitgegeben. Ob es sich dabei um etwas handelte, was der Daimyo des Bärenreiches geplant hatte? Höchstwahrscheinlich. Die einzige Frau der Runde schien einen ähnlichen Gedankengang zu haben und erkundigte sich bei den Anwesenden nach weiterer Information … auf eine sehr gestolzene Art und Weise. Hinter der roten Drachenmaske hoben sich die Augenbrauen des Blondschopfes. Als Reaktion auf ihre eigene Art zu sprechen folgten Kichern und Grinsen. Da war wohl jemand nicht wirklich geübt darin, in Rollen anderer zu schlüpfen und sich zu verstellen. Shunsui selbst hatte der Welt jahrelang ein Alter Ego vorgespielt, weshalb es nicht weiter verwunderlich war, dass er auch entsprechend seine Sprachweise und sein Verhalten ändern konnte. Aber war er jetzt in der Stimmung dazu? Nicht wirklich.
„Keine Ahnung was der Bedienstete da meinte.“, ertönte die saloppe Antwort, begleitet von einem Schulterzucken.
„Wie überaus freundlich von dir.“, antwortete Shunsui glucksend auf die Zurückhaltung Emikos, konnte jedoch nicht umhin, als auch ein wenig dabei zu grinsen. Wahrscheinlich wollte sie zunächst sehen, was die beiden jungen Männer von sich gaben, ehe sie selbst begann, über sich zu reden. Da es nach wie vor ein Maskenball und Schauspiel war, hatte der Jirokou auch die passende Idee zu seiner Vorstellung. Aoryu würde diesen Wink mit dem Zaunpfahl sicherlich verstehen.
„Ich komme aus dem hohen Norden, wo Schnee und Sturm tagein und tagaus herrschen. Wo nichts wächst, alles bitterkalt ist und ewiger Winter herrscht.“ Die Erzählung handelte natürlich vom Reich des Frostes, in welchem sich der Orden befand und wo sich die Wege der beiden Drachen gekreuzt hatten. „
Mein Zuhause befindet sich am Himmelsrand, am Ende der Welt, von wo ich heute abgestiegen bin, um an diesem Maskenball teilzunehmen. Und was könnt ihr mir von euch erzählen?“ Mit einem Grinsen endete seine Vorstellung. Jetzt war er gespannt, was die Beiden anderen von sich gaben, insbesondere Izuya.
„Also, was haben wir hier, in diesem Sternenzimmer?“ Bei diesen Worten lief der junge Mann rückwärts und drehte sich im Kreis, dabei zeigte er auf die Sternenkarten, das Teleskop, ja sogar das Mosaik auf dem Boden. Plötzlich trat der junge Mann auf eine Fliese, die unter seinen Füßen nachgab und im Boden versank. Nanu?
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