Kushou Joudan
Well-Known Member
Kare-san-sui ~ dt. etwa: Trockene Landschaft
Es war schon immer eine besondere Kunstform der Meditation, einen traditionellen Steingarten anzulegen und zu pflegen. Durch kleinere und größere Steine - immer eine ungerade Anzahl - sowie die Architektur des Gartens wird eine Art "Flussbett" oder "Teichbecken" geschaffen, das mit Kies aufgefüllt wird. Durch präzieses rechen wird ebenjenem Kies dann die typische Wellenform gegeben, das so das Wasser des Flusses oder Teiches symbolisiert. Es "fließt" um die größeren Steinplatten. Eine Kare-san-sui richtig zu gestalten benötigt Sorgfalt und Geduld, Beobachtungsgabe und Vorstellungskraft - Eigenschaften, die ein ausgewogener Mensch aufweisen sollte. Kein Wunder also, dass diese Art der Gartenanlagen sich auch vermehrt bei Tempeln finden, wo sie von Mönchen als eine Art der Meditation gepflegt werden.
Mit den letzten Strahlen der Abendsonne hatte sich auch die Wärme, die an diesen lauen Sommertagen allgegenwärtig war, hinter den Horizont verborgen und würde erst am nächsten Morgen wieder auftauchen. Frische, kühle Luft begrüßte Joudan, als er aus dem Anwesen in den Steingarten trat und hinter sich die Türe wieder behutsam und möglichst leise zuschob.
Erfreut stellte der Blondschopf fest, dass um diese Zeit niemand mehr im Steingarten unterwegs war, so fand er vielleicht ein paar Momente zur Ruhe. Joudan war zwar niemand, der die Gesellschaft anderer scheute, doch nach einem derart ereignisreichen und anstrengendem Tag wie dem heutigen war es selbst für den fröhlichen Händlersspross ein guter Ausklang, einige Minuten lang auszuspannen und die Seele baumeln zu lassen - und dafür bot sich der Steingarten wirklich an. Die Geräusche der Stadt reichten nicht in den Bereich nach hier oben herauf, nur ein paar Grillenherren zirpten lautstarkt und melodisch, um so die Aufmerksamkeit von Weibchen auf sich zu lenken. Schmunzelnd musste Joudan einen Vergleich zwischen dem Balzverhalten der Insekten und dem von Menschen ziehen und fand dabei so manche Parallele.
Der Steingarten war sorgsam und möglichst authentisch angelegt, stellte der Blondschopf fest. (Er bezweifelte aber irgendwie, dass der Daimyo sich selbst darum kümmerte.) Doch die wahre Pracht des Gartens eröffnete sich Joudan erst, als er ein paar Schritte auf der gewienerten Veranda nach vorne lief. Über und vor ihm erstreckte sich ein nächtlicher Himmel, an dem die Sterne so klar und deutlich schienen, wie Joudan es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Hunderte und Aberhunderte Sternlein funkelten, gleich Gold und Silber, und machten dem Kushou deutlich, wie klein unbedeutend er doch war. Mit im Staunen halb-geöffnetem Mund hockte der junge Herr sich auf den Knien an den Rand der Veranda und verlor in diesem majestätischen Anblick ein wenig das Gefühl für die Zeit und das, was um ihn herum geschah. So versank Joudan ein wenig in Erinnerungen.
~._.~"~._.~"~._.~"~._.~"~._.~
Aus diesen zerrte ihn sanft ein kaum vermerkbares Rascheln zurück in die Gegenwart nach Shinkusa. Es kam wohl von einem der kleineren Beete, die am Rande des Steingartens gepfalnzt worden waren. In die tiefblaue Nacht hineinblickend versuchte Joudan auszumachen, was das Geräusch verursachte, doch nach einem kurzen Moment war es wieder verstummt. "Bestimmt nur ein Tier..", dachte er sich dabei, legte den Kopf wieder an den Nacken und lehnte sich an einen der dunklen Holzpfeiler, die hier das Vordach festhielten.
Shunsui war schon in Richtung der Herberge gegangen, Joudan würde auch bald aufbrechen. Doch so anstrengend und ereignisvoll der Tag des Händlersspross auch gewesen war fühlte Joudan irgendwie noch nicht das Bedürfnis, schon zu Bett zu gehen. Die vielen Eindrücke, die er im Laufe des Tages gesammelt hatte, schwebten im noch genau so sehr im Kopf herum wie das Rätsel um die verschwundene Prinzessin und... "Mai?" Eine andere Türe des Anwesens hatte sich geöffnet und aus ihr trat die blauhaarige Kunoichi Shirogaures in den Steingarten hinaus.
Mai war wohl das angenehmste, was Joudan heute passiert war. Er hatte sich auf Anhieb gut mit der Blauhaarigen verstanden und die Tour der beiden zum Marktplatz Shinkusas war ein lustiges Unterfangen gewesen. Was sie wohl noch hier suchte? Sie schien sich zumindest im Steingarten nach etwas - oder jemandem - umzusehen. Einen kurzen Moment lang überlegte Joudan, sie einfach in Ruhe zu lassen. Sicher hatte sie ihre Gründe, hier unterwegs zu sein. Doch schnell übernahm Joudans Wunsch, sich noch ein wenig länger mit Mai zusammen zu tun, Überhand. Die Mission würde vielleicht nur noch den morgigen Tag lange andauern und dann würden die beiden sich vermutlich nie wieder sehen. Der Gedanke missfiel Joudan, also wollte er die wenige Zeit, die er noch hatte, gut nutzen.
Kurz wuschelte er sich die Haare zurecht, kontrollierte den Sitz seines Hemdkragens und strich sich die Ärmel seines Mantels gerade, dann wisperte er in ihre Richtung: "Pssst, Sakaida-san." Der Händlersspross gab sich Mühe nicht zu laut zu sein um Mai damit nicht zu erschrecken. Als er sich sicher war, dass die Kunoichi ihn bemerkt hatte, nickte er ihr höflich zu. Danach zeigte er mit seinem Finger nach oben, gen Firmament. "Wunderschön, oder?"
Es war schon immer eine besondere Kunstform der Meditation, einen traditionellen Steingarten anzulegen und zu pflegen. Durch kleinere und größere Steine - immer eine ungerade Anzahl - sowie die Architektur des Gartens wird eine Art "Flussbett" oder "Teichbecken" geschaffen, das mit Kies aufgefüllt wird. Durch präzieses rechen wird ebenjenem Kies dann die typische Wellenform gegeben, das so das Wasser des Flusses oder Teiches symbolisiert. Es "fließt" um die größeren Steinplatten. Eine Kare-san-sui richtig zu gestalten benötigt Sorgfalt und Geduld, Beobachtungsgabe und Vorstellungskraft - Eigenschaften, die ein ausgewogener Mensch aufweisen sollte. Kein Wunder also, dass diese Art der Gartenanlagen sich auch vermehrt bei Tempeln finden, wo sie von Mönchen als eine Art der Meditation gepflegt werden.
Mit den letzten Strahlen der Abendsonne hatte sich auch die Wärme, die an diesen lauen Sommertagen allgegenwärtig war, hinter den Horizont verborgen und würde erst am nächsten Morgen wieder auftauchen. Frische, kühle Luft begrüßte Joudan, als er aus dem Anwesen in den Steingarten trat und hinter sich die Türe wieder behutsam und möglichst leise zuschob.
Erfreut stellte der Blondschopf fest, dass um diese Zeit niemand mehr im Steingarten unterwegs war, so fand er vielleicht ein paar Momente zur Ruhe. Joudan war zwar niemand, der die Gesellschaft anderer scheute, doch nach einem derart ereignisreichen und anstrengendem Tag wie dem heutigen war es selbst für den fröhlichen Händlersspross ein guter Ausklang, einige Minuten lang auszuspannen und die Seele baumeln zu lassen - und dafür bot sich der Steingarten wirklich an. Die Geräusche der Stadt reichten nicht in den Bereich nach hier oben herauf, nur ein paar Grillenherren zirpten lautstarkt und melodisch, um so die Aufmerksamkeit von Weibchen auf sich zu lenken. Schmunzelnd musste Joudan einen Vergleich zwischen dem Balzverhalten der Insekten und dem von Menschen ziehen und fand dabei so manche Parallele.
Der Steingarten war sorgsam und möglichst authentisch angelegt, stellte der Blondschopf fest. (Er bezweifelte aber irgendwie, dass der Daimyo sich selbst darum kümmerte.) Doch die wahre Pracht des Gartens eröffnete sich Joudan erst, als er ein paar Schritte auf der gewienerten Veranda nach vorne lief. Über und vor ihm erstreckte sich ein nächtlicher Himmel, an dem die Sterne so klar und deutlich schienen, wie Joudan es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Hunderte und Aberhunderte Sternlein funkelten, gleich Gold und Silber, und machten dem Kushou deutlich, wie klein unbedeutend er doch war. Mit im Staunen halb-geöffnetem Mund hockte der junge Herr sich auf den Knien an den Rand der Veranda und verlor in diesem majestätischen Anblick ein wenig das Gefühl für die Zeit und das, was um ihn herum geschah. So versank Joudan ein wenig in Erinnerungen.
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Aus diesen zerrte ihn sanft ein kaum vermerkbares Rascheln zurück in die Gegenwart nach Shinkusa. Es kam wohl von einem der kleineren Beete, die am Rande des Steingartens gepfalnzt worden waren. In die tiefblaue Nacht hineinblickend versuchte Joudan auszumachen, was das Geräusch verursachte, doch nach einem kurzen Moment war es wieder verstummt. "Bestimmt nur ein Tier..", dachte er sich dabei, legte den Kopf wieder an den Nacken und lehnte sich an einen der dunklen Holzpfeiler, die hier das Vordach festhielten.
Shunsui war schon in Richtung der Herberge gegangen, Joudan würde auch bald aufbrechen. Doch so anstrengend und ereignisvoll der Tag des Händlersspross auch gewesen war fühlte Joudan irgendwie noch nicht das Bedürfnis, schon zu Bett zu gehen. Die vielen Eindrücke, die er im Laufe des Tages gesammelt hatte, schwebten im noch genau so sehr im Kopf herum wie das Rätsel um die verschwundene Prinzessin und... "Mai?" Eine andere Türe des Anwesens hatte sich geöffnet und aus ihr trat die blauhaarige Kunoichi Shirogaures in den Steingarten hinaus.
Mai war wohl das angenehmste, was Joudan heute passiert war. Er hatte sich auf Anhieb gut mit der Blauhaarigen verstanden und die Tour der beiden zum Marktplatz Shinkusas war ein lustiges Unterfangen gewesen. Was sie wohl noch hier suchte? Sie schien sich zumindest im Steingarten nach etwas - oder jemandem - umzusehen. Einen kurzen Moment lang überlegte Joudan, sie einfach in Ruhe zu lassen. Sicher hatte sie ihre Gründe, hier unterwegs zu sein. Doch schnell übernahm Joudans Wunsch, sich noch ein wenig länger mit Mai zusammen zu tun, Überhand. Die Mission würde vielleicht nur noch den morgigen Tag lange andauern und dann würden die beiden sich vermutlich nie wieder sehen. Der Gedanke missfiel Joudan, also wollte er die wenige Zeit, die er noch hatte, gut nutzen.
Kurz wuschelte er sich die Haare zurecht, kontrollierte den Sitz seines Hemdkragens und strich sich die Ärmel seines Mantels gerade, dann wisperte er in ihre Richtung: "Pssst, Sakaida-san." Der Händlersspross gab sich Mühe nicht zu laut zu sein um Mai damit nicht zu erschrecken. Als er sich sicher war, dass die Kunoichi ihn bemerkt hatte, nickte er ihr höflich zu. Danach zeigte er mit seinem Finger nach oben, gen Firmament. "Wunderschön, oder?"