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Vorsicht vor gefrorenen Wasserfällen

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Ja... hätte Mushiro gewusst, dass Ririchiyo ihn beinahe umarmt hätte, wäre er wohl gefallen in einen Zustand zwischen der unendlichen Freude, die es bedeutete, wenn dieser vom Himmel gefallene Engel sich an ihn drücken wollte, und der tiefen Enttäuschung, diesem Glück so knapp entgangen zu sein. Manchmal konnte Unwissenheit doch ein Segen sein...
So ging der Junge allerdings nichts ahnend nach draußen, in die große weiße Welt, die sie vor dem Höhleneingang erwartete. Er hatte wieder mal ganz schön herumgetönt, was seine Fähigkeit, diese Aufgabe zu erledigen, anging, aber er hatte nicht wirklich eine Ahnung, wie man jetzt am besten vorgehen sollte. Naja, am besten tat er einfach etwas, das zu seinen Worten passte... also auf nach oben! „Nun gut... die Angriffe scheinen sich auf das Dorf zu beschränken, demnach sollten wir die Berge, die direkt angrenzen, zuerst durchsuchen“, rief er seiner Partnerin über die kalten Winde zu, die durch das Tal fegten. Es war nicht ganz leicht, hier zu kommunizieren, aber immerhin fror er nicht; vermutlich im Gegensatz zu Ririchiyo, auch wenn Mushiro, dessen Kleidung ihn mollig warm hielt, davon nichts mitbekam. Empathie war nie seine stärkste Seite gewesen. Er hatte es ja auch nie wirklich gebraucht. Er war ein Junge von Einfluss gewesen, für den alles getan worden war und den die Leute anbeteten dafür, was er von Natur aus alles hatte. Außerdem hatte er sein Gedächtnis, hatte sich daran gewöhnt, die Dinge mit einer gewissen Distanz betrachten zu können, wenn sie erst einmal vorbei waren, weil er noch jedes Detail im Kopf haben würde, egal worum es ging. Wer musste schon andere Menschen verstehen, wenn er nicht nur ohnehin über ihnen stand und sie wie Schachfiguren bewegen konnte, sondern auch noch ein besseres Verständnis für jede Art von Situation besaß? So gesehen war es kein Wunder, dass er sich damit nie befasst hatte. Das einzige, was ihn an menschlichen Emotionen in seiner Kindheit interessiert hatte, zumindest ab einem gewissen Punkt, war, wie sie sich äußerten, wie man sie am besten nachstellte. Inzwischen interessierte er sich schon mehr dafür, was andere fühlten, das wichtigste aller Gefühle natürlich die Liebe, aber seine Interpretationen waren mehr als oft ein ganzes Stück von der Realität entfernt und gerne Mal durch sein egozentrisches Weltbild etwas... optimiert. Verglich man seine Welt und die Realität miteinander, tat sich eine erstaunliche Kluft auf an den Zahlen, wie viele Mädchen sich in den jeweiligen Welten unsterblich in ihn verliebt hatten. Für ihn sprach, dass er keines dieser Mädchen jemals vergessen hatte...

Es war anstrengend, Wind und Wetter zu trotzen, um einen Berg hinaufzuklettern, besonders, weil man keine Ausrüstung dafür besaß, wenn man Mushiro oder Riri war, und es hier und da doch recht steil und rutschig wurde. Mithilfe des Kinobori konnte man zwar allgemein gut vorankommen, hier und da gab es aber trotzdem kleinere Probleme, weil eine Eisschicht einfach nicht das Gleiche war wie eine glatte Wand, gefrorener, steiler Boden war also selbst für Shinobi etwas suboptimal, und mit der dicken Schicht Schnee darüber konnte man unmöglich sagen, wo es sicher war, aufzutreten, und wo man es vermeiden sollte. Erschwerend kam hinzu, dass man nicht annähernd so weit sehen konnte, wie man es gern hätte, und das einzige, was Mushiro hörte, waren gedämpfte Laute des Schnees unter seinen Schuhen und der Wind selbst. Alles in dieser Gegend stellte sich gegen die menschliche Wahrnehmung... Hier oben war es viel schlimmer als auf dem Hinweg, auf dem sie wenigstens immer durch Täler gelaufen waren. Beinahe verlor der Tochiba sogar die Orientierung... Beinahe! Er ließ nicht zu, dass sie komplett verschwand. Das konnte er seiner Ririchiyo einfach nicht antun...
 
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Draußen angekommen, merkte Ririchiyo wieder die unheimliche Kälte in dieser Umgebung. Es übermannte sie nahezu, obwohl sie so dick gekleidet war, begann sie sofort zu frieren. Dies lag wohl mitunter an dem eisigen Wind, der den beiden Genin ins Gesicht peitschte. Aber Riri war nicht die Art Mensch, die sich über irgendetwas beschwerte. Sie fand sich recht schnell damit ab und hoffte darauf, dass ihr Körper nicht irgendwann unter dem Druck dieser Naturgewalten nachgab. Das konnte sie nicht zulassen, denn Mushiro war so motiviert und guter Dinge… Er sollte sich auf sie verlassen können und sich nicht noch Sorgen machen müssen. Das ging wirklich nicht. Der Tochiba schien hingegen noch erstaunlich fit zu sein und das Wetter konnte ihm offenbar so gar nichts anhaben. Er erklärte sogar noch selbstverständlich wo sie nach den Tätern zu suchen hatten und Ririchiyo zweifelte immer mehr an sich, weil sie nicht mal mit dem kleinen Rotschopf mithalten konnte. Aber trotzdem lächelte sie darüber wie immer und glaubte daran, dass das alles schon irgendwie klappen konnte…
Aber einen Berg zu erklimmen, war weiß Gott nicht einfach. Allein sich über längere Zeit im Schnee zu bewegen, war schon sehr anstrengend. Ririchiyo hatte es schwer jeden Schritt voranzugehen und versank immer wieder tiefer und tiefer im Schnee, sodass es schwieriger wurde zu laufen und manchmal glaubte sie, dass sie den Fuß ohne die Schuhe wieder aus dem dichten Weiß ziehen würde. Noch dazu wurde es auch nicht besser, wenn die Schneedecke mal dünner wurde. Plötzlich war es glatt und rutschig und für eine körperlich untalentierte Kunoichi wie Ririchiyo bedeutete das sofort einen Abgang in Richtung Boden. Aber sie lächelte selbst darüber, dass sie fiel, fing sich irgendwie ab und rappelte sich auf. Ständig klopfte sie sich den hartnäckigen Schnee von den Klamotten und folgte nahezu blind nur noch dem roten Schopf, der sie anführte. Was wäre sie nur ohne Mushiro… Sie glaubte nicht wirklich, dass es Shika in dieser Situation sonderlich anders gegangen wäre. Vielleicht hätte die Dunkelhaarige etwas mehr Sicherheit und Durchhaltevermögen gezeigt, aber ansonsten war das für sie sicherlich auch kein Kinderspiel. Da war es vielleicht sogar besser, wenn sie sich um die kranken Menschen kümmerte, bei denen sie sicher wirklich etwas bewirken konnte. Nicht eine Sekunde zweifelte die Aburame an ihrem Begleiter. Sie ahnte ja auch nicht, dass dieser so langsam die Orientierung verlor. Nein, auf diesen Gedanken wäre sie allein auch zweifelsohne nicht gekommen. Die Kunoichi hatte ein unendliches Vertrauen in ihre Teammitglieder und das schon immer. Dass ihr eigenes Selbstbewusstsein im Vergleich dazu mickrig war, steht wohl außer Frage. Sie hatte zwar schon den Glauben daran, dass sie zunehmend stärker wurde, aber das hier im Moment war irgendwie nichts wofür die rosahaarige Aburame geschaffen war. Aber sie wollte diesen Menschen unbedingt helfen. Ganz egal wie sehr die Beine schmerzten von den schweren Schritten im Schnee und wie eiskalt es war… Mittlerweile fiel sie sogar immer mal ohne Grund, verlor das Gleichgewicht oder wusste absolut nicht mehr in welche Richtung sie sich bewegten. Alles was sie in ihrer Nähe sah, war ein roter Haarschopf und der würde sie schon richtig führen… Und wenn es darauf ankam, würde sie alles tun um diesen zu schützen…
 
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Das Wissen, dass Ririchiyo ihn brauchte, ihm folgte, dass er ihr Halt in dieser Eiswüste war, war wohl das Einzige, das Mushiro wirklich antrieb. In dieser Situation hatte er seine Pflicht gegenüber Shirogakure bereits erfüllt, die Evakuierung des Dorfes. Alles ab hier war freiwillige, unpatriotische Arbeit, von der sein geliebtes Dorf nicht profitieren würde, im Gegenteil: Hätten sie sich geweigert, hätte das Bergdorf vielleicht neue Shinobi bestellt, diesmal mit angemessener Bezahlung, sodass Shiro bekam, was es verdiente. Aber weder Ririchiyo, noch Shika würden Leute einfach allein lassen, die Hilfe brauchten, und er hatte ja ein Stück weit Sympathie für den Bürgermeister übrig, also... also machte er einmal eine Ausnahme. Eine große Ausnahme. Die Leute sollten bloß nicht anfangen zu glauben, dass sie Tochiba Mushiro ausnutzen konnten!
Trotzdem musste er zugeben, dass das selbst für ihn eine gewisse Herausforderung war. Auf die Kälte konnte man sich vorbereiten, aber Schnee und Wind waren Dinge, mit denen umzugehen nicht ganz so leicht war. Und diese Sichtverhältnisse! Was brachte es einem, sich an alles erinnern zu können, was man je gesehen hatte, wenn man nicht mehr sah als weißes Rauschen? „Im Ernst!“, dachte der kleine Rotschopf verstimmt. „Wie dämlich muss man sein, um auf so eine Idee zu können? 'Oh, hey, ich sollte mich in den Bergen ansiedeln. Es ist kalt, es ist windig, man sieht nichts... perfekte Voraussetzung! Und am besten hole ich noch ein paar Shinobi mit rein, damit sie an dem Spaß teilhaben können!' Ah, ich hasse solche Menschen! Es ist doch gar nicht so weit zum Reich des heißen Wassers, also warum müsst ihr hier sein? Idioten!“ Solche Gründe wie Schutz vor Feinden, die in diesem Klima sicher ihre Probleme hatten, oder die Niederlage beim Streit um Land waren natürlich nicht möglich. Wie oft war es in der Weltgeschichte schon vorgekommen, dass Leute Angreifer zu fürchten hatten oder aus ihrer Heimat vertrieben wurden? Sicher noch nie... Aber selbst wenn man Mushiro mit solchen Gedanken konfrontierte, half man ihm damit sicher nicht, denn auch, wenn er sich selbst diese Frage stellte, wollte er nicht wirklich eine Antwort. Das Wichtigste war jetzt, sich über diese Leute aufzuregen. Er konnte schwerlich Mutter Natur dafür verantwortlich machen, dass er jetzt Probleme hatte, und Ririchiyo, Shika und Shirogakure waren ohne Frage von allem Zweifel freigesprochen. Schuld waren die, die dieses blöde Dorf gebaut hatten! Und die Terroristen! Und der Bürgermeister! Und auf irgendeine Weise bestimmt auch dieser nervige Künstler, der seine Nase immer in Mushiros Angelegenheiten stecken musste. Dass es immer wieder solche nervigen Kerle geben musste...
Mit einem Mal blieb Mushiro stehen, sein Blick nach vorn gerichtet. Seine Gedankengänge hatten nicht gereicht, ihn abzulenken, er war genauso aufmerksam wie sonst – vermutlich, weil er sich sonst auch gedanklich beschwerte. Jetzt hatte er etwas entdeckt, eine Silhouette, die wenige Meter von ihm und Ririchiyo entfernt stand. Sie waren so nah, es war kaum zu glauben, dass sie sich gegenseitig nicht längst bemerkt hatten, aber die Sicht ließ selbst auf diese kurze Entfernung nicht mehr als einen ungefähren Umriss erkennen. Mushiro deutete seiner Begleiterin, zurückzutreten, dann formte er schnell Fingerzeichen. Fukashi no Omoni war perfekt hierfür; diese Person bewegte sich nicht von der Stelle, schien irgendetwas zu tun. Wenn der Tochiba langsam ihr gefühltes Gewicht erhöhte und sie verlangsamte, würde es ein einfaches, einen Überraschungsangriff zu starten. Dann würde es sicher kein Problem, zwei gegen einen diese Person in Gewahrsam zu nehmen, denn dass es kein Zivilist sein würde, der hier oben in den Bergen herumspazierte, da war sich Mushiro sicher. Schon allein deshalb, weil sie nicht spazierte. Was auch immer sie an dieser Stelle machte, es war nichts Gutes... zu schade, dass das Jutsu erst über Zeit nützlich war. Aber sehr eilig schien die Person es ja nicht zu haben...
 
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Es war so anstrengend und nervenaufreibend sich hier zu bewegen. Ririchiyo taten alle Knochen und Muskeln in ihrem Körper weh, von denen sie zuvor noch nicht einmal geahnt hatte, dass sie existieren. Es war so schwer hier etwas zu sehen und unfassbar kalt. Die Kunoichi bekam mehr und mehr das Bedürfnis sich einen Moment lang in den Schnee zu legen und sich zu erholen. Allerdings war es auch dazu viel zu kalt und sie hätte verschüttet werden oder erfrieren können. Das konnte die Aburame nun wirklich nicht riskieren. Riri wollte nicht, dass Mushiros Wille gebrochen wurde, nur weil sie nicht mehr konnte, aber so langsam hatte sie Lust ihm zu sagen wie fertig sie war. Immer mehr schlich sich das Gefühl ein, dass sie der Sache hier nicht gewachsen war… Nur konnte sie das dem Rotschopf wohl kaum sagen, wenn der noch fitter war als sie. Wie konnte sie nur so naiv sein und glauben, dass sie hier wirklich etwas leisten könnte? Je mehr ihre Kräfte dahingingen, desto demotivierter und langsamer wurde sie… Hoffentlich merkte Mushiro das nicht…
So langsam glaubte sie zu halluzinieren, denn plötzlich nahmen Sturm und Schneefall etwas ab. Man konnte deutlicher sehen und es war ohne den Wind schon etwas weniger kalt. Sie rieb sich ungläubig die Augen und hatte schon das Gefühl, dass sie hier irgendwo eingeschlafen war. Als kleine Überprüfung kniff sie sich hastig in den Arm… Nichts. Also war sie doch noch ganz fit und sie hatten Glück? Allerdings änderte sich die Situation erneut sehr schlagartig, als Mushiro sie zurückhielt und ihr bedeutete ruhig zu bleiben. Was war los? Da sah sie erst, dass sich in gar nicht allzu weiter Entfernung eine Silhouette zeigte. Ein Mensch? Ob das der Terrorist war? Ganz allein? Ririchiyo hatte mit einer ganzen Truppe gerechnet. War das eine männliche oder weibliche Person? Das war unheimlich schwer zu sagen. Nachdenklich musterte sie die Person, konnte aber nichts weiter erkennen, als das was sie ohnehin schon gesehen hatte. Mushiro nutzte einige Fingerzeichen, während die Person seelenruhig dort an etwas arbeitete. Vor ihr stand ein großer Block, an dem sie offensichtlich herumfummelte. Was sie da tat, war jedoch kaum zu erkennen…
In dem Moment wandte sich die Person aber auch schon zu ihnen um. Es dauerte nur den kurzen Zeitraum von wenigen Sekunden, da schien sie zu realisieren, dass die beiden Genin nicht vor lauter Freude hier waren. Während Ririchiyo sich bereit zur Bewegung zeigte, war die andere Person schon losgegangen. Sie wusste nicht wirklich was Mushiro auf diese Person gewirkt hatte, aber sie war trotz allem noch schnell und zielsicher unterwegs. Hastig folgten die beiden Genin der Person, wobei sie definitiv nicht sonderlich schnell waren. Sie konnten gerade so das Tempo des Fremden halten, der sich hier offensichtlich besser auskannte… Riri versuchte die Käfer nach der Person loszuschicken, doch es war quasi unmöglich, da diese sich dort nur schwerlich bewegen konnten. Rasch rief Riri sie wieder zurück und überlegte was man sonst tun konnte. Der Wind war zu stark um irgendwas nach dem Fremden auszusenden… Immer wieder wandte sich die Person zu ihnen um und Ririchiyo merkte langsam dass es immer anstrengender wurde voranzukommen, da langsam die Erschöpfung einsetzte. Was sollten sie nun also tun? Die Person wandte sich immer wieder nach ihnen um… Wenn sie ihr nichts entgegenbringen konnten, galt es dann andersrum genauso?
 
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Dass die beiden bemerkt wurden, das war nicht Teil von Mushiros Plan gewesen. Wer konnte denn auch ahnen, dass so ein Terrorist sich wirklich um seine Umgebung sorgte? Hier oben sollte niemand sein, und es musste wirklich anstrengend sein, so einen... Block zu installieren. Was auch immer das war... Vermutlich benutzten sie das, um Lawinen auszulösen! Also eine Bombe? Dem Rotschopf lief ein eiskalter Schauer den Rücken herunter bei diesem Gedanken. Wenn das Ding wirklich explodieren konnte, waren sie gerade wirklich in Gefahr. Diese Gestalt würde sich aber auch sicher nicht selbst in die Luft sprengen, also befanden sie sich wohl momentan in relativer Sicherheit. Das Problem war, dass sie sich offenbar in dem Terrain besser bewegen konnte. Selbst, als Mushiro ihr zwei Shuriken hinterher warf, wurden diese einfach von eisigen Winden abgelenkt und flogen ab ins Nichts. Es sah gar nicht gut aus für den jungen Shinobi und die Kunoichi, die ihn begleitete, als ihm etwas auffiel... Sie wurde langsamer! Wer auch immer diese Person war, sie wurde langsamer! Das Jutsu des Tochiba hatte auf Dauer also doch endlich Wirkung gezeigt!
„Er wird langsamer, merkst du das?“, rief der Rotschopf über den Wind hinweg Riri zu, unsicher, ob sie ihn überhaupt hören würde. Dann machte er sich selbst daran, auf den Gegner zuzustürmen. Es war sehr schwer durch den Schnee, und tatsächlich merkte er, dass er es nicht schaffte, aufzuholen. Er bewegte sich schneller, aber sie bewegte sich... besser. Es fiel ihr viel leichter, durch den Schnee zu stapfen und sich weiter nach oben zu bewegen. Offensichtlich gab es hier nur eine einzige Lösung; Mushiro legte die Hände zusammen, um Fingerzeichen zu formen. Ein schneller Schwindel dürfte in diesem Terrain genügen, um seinen Gegner aus dem Tritt zu bringen. Wenn er aufholen konnte, war es gelaufen. Das Problem war, dass besagter Gegner Panik bekam, als ihm klar wurde, dass die Gestalten hinter ihm offenbar Shinobi waren und einer von denen ein Jutsu benutzen wollte! Er setzte an, schneller nach oben zu rennen, und ein paar Meter hinter ihm, wenige über Mushiro, landete ein kleines Rechteck im Schnee. Der Rotschopf musste nicht einmal warten; der piepsende Ton des kleinen Gerätes verbreitete bereits eine Ehrfurcht erregende Eingebung ob seiner Natur in dem Jungen. Spontan wandte er sich um und sprang zurück. „Ririchi-...!“
Bumm.
Die Explosion war nicht sehr stark, im Gegenteil, sie sollte offensichtlich niemanden verletzen. Aber sie setzte den Schnee in Bewegung. Eine kleine Lawine löste sich und bedeckte die beiden Shinobi unter sich. Der Schnee war erdrückend und schwer... und kalt! So kalt! Er drang sogar tief in die Klamotten des Tochiba, die eigentlich genau das verhindern sollten! Das verschlimmerte die Lage noch, in der er sich befand, und die war wirklich nicht gut. Er lag begraben unter Schnee und so sehr er es auch versuchte, er schaffte es nicht, sich auch nur ansatzweise hoch zu stemmen. Er konnte sich kaum vorstellen, wie schlimm das für Ririchiyo war... vor allem, weil er direkt auf sie gedrückt wurde!
Schützend hatte er sich vor sie werfen und sie retten wollen, aber schlussendlich hatte die Masse ihn und sie gleichermaßen erwischt, und nun lag sein kleiner Körper auf dem ihren und machte ihre Lage nur noch misslicher. Fast kamen ihm die Tränen; das lief alles so schief! Er wollte der strahlende Held sein, und letztlich machte er alles nur schlimmer... „E-... entschuldige, Ririchiyo...“, ächzte er hervor, hatte bereits Probleme damit, die Luft dafür zusammen zu bekommen. „Ich... ich werde... dich hier raus... holen...“ Leise stöhnend zwang er sich dazu, seinen Arm durch den Schnee zu bewegen. Es war anstrengend, aber es funktionierte. Er schaffte es gerade so, an das untere Ende seiner Jacke zu kommen, deckte sie leicht auf, und da war er. Der kleine Knopf an seiner Kleidung, an dem er nur drehen musste und schon würde sie sich aufheizen... Also drehte er, bis zum Anschlag. Für Ririchiyo würde es sich wohl anfühlen, als wäre er in dieser Kälte ein Quell der Wärme... das brachte immerhin ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht. Für ihn war das gerade viel zu anstrengend. Der Schnee um ihn herum schmolz, und während Ririchiyo ziemlich trocken bleiben dürfte, weil sie unter ihm lag und er somit als Unterstand vor dem kalten Weiß dienen konnte, war er alles andere als unberührt von der plötzlichen Nässe. Seine Klamotten sollten Wasser abweisen, aber auch sie hatten ihre Grenzen. Es sickerte hinein, durchnässte ihn, und so heiß die Kleidung um ihn herum auch sein mochte, das Wasser war eisig. Das konnte nicht gut enden...

Es dauerte gut eine halbe Minute, bis der Schnee über ihnen entschmolzen war und Mushiro sich endlich von der Aburame rollen konnte. Neben ihr lag er auf dem Rücken und atmete schwer. Sein Gesicht war rot und heiß, aber das hatte nichts mit Peinlichkeit zu tun; er glühte richtig, und der Grund dafür war das Eiswasser, das ihn bis eben malträtiert hatte und ihn klatschnass auf einem verschneiten Berg zurückließ. Er blickte mit einem schwachen Lächeln hinüber zu Ririchiyo. „Ich habe... es geschafft...“, meinte er schwächlich, ehe sich seine Augen schlossen. Er versuchte, an seinem Bewusstsein festzuhalten, für das Mädchen da zu sein als ihr großer Held. Aber er konnte es nicht. Er spürte nur noch, wie er ohnmächtig wurde...
 
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Eine Verfolgungsjagd im Schnee… Wirklich? Als Konohakunoichi gab es gut hunderte von Dingen, die sie sich besser vorstellen konnte, als das hier. Sie hatte ein hartes und langjähriges Training hinter sich und nie aufgehört an sich zu glauben, aber im Moment war sie wirklich verzweifelt, weil ihre dürren, schwachen Beine es kaum mehr schafften sie durch den Schnee zu bewegen. Riri wollte wirklich dieser Person folgen und sie schnappen, doch ihr Körper spielte quasi dagegen. Dass immerhin der flinke Rotschopf an ihrer Seite einigermaßen hinterherkam, war ein wirklich wichtiger Trost. Die Aburame beobachtete jedoch dasselbe wie ihr Begleiter. Die fremde Person bewegte sich zwar langsamer als Mushiro, schien aber allerdings wesentlich besser zu wissen wie man sich in diesem Terrain zu bewegen hatte. Doch lange hatte sie sich darauf nicht konzentrieren können, denn es war alles in allem viel zu anstrengend hier überhaupt etwas Sinnvolles zu tun. Deshalb lieb sie viel lieber dabei irgendwie zu folgen, als sich Gedanken über die Umstände zu machen…
Dass etwas passierte, bemerkte Ririchiyo erst, als ein Knall sie erschreckte. Sie hatte gar nicht so richtig bemerkt, dass etwas in ihre Richtung geworfen wurde und erst als Mushiro ihren Namen rief, war sie überhaupt aufmerksam geworden. Durch den kleinen Rotschopf, der sich auf sie störte, war sie einen Moment verhindert. Dann gab es einen Knall, der ihr durch den ganzen Körper fuhr. Dieser war weniger groß, als es auf sie gewirkt hatte, aber seine Wirkung zeigte schnell, dass das mehr als genug war um Mushiro und Ririchiyo in eine sehr missliche Lage zu bringen. Als sie die vor Panik zugekniffenen Augen wieder öffnete, spürte sie eine eisige Kälte und es fühlte sich an, als würde sie etwas erdrücken. Keinen Zentimeter konnte sie sich bewegen und das Atmen fiel ihr wirklich schwer. Sie entdeckte die roten Haare über sich und begriff, dass Mushiro auf ihr lag und die Dunkelheit verdeutlichte, dass es nicht er allein war. Waren sie etwa gefangen? Sofort löste dieser Gedanke Panik im Körper der Kunoichi aus und eine Menge an Adrenalin wurde ausgeschüttet. Während er erneut versicherte, dass er sich um sie kümmern würde, schaffte sie es nicht einmal ein Wort herauszubringen. Sie wusste nicht wirklich, ob sie ihm in dieser Situation Glauben schenken konnte… Bis zu diesem Punkt war sie schon so verzweifelt, dass sie langsam daran glaubte, dass sie hier nicht mehr viel weiter kamen. Ihr war nach heulen zu Mute, doch dafür war es viel zu kalt… Und während sie glaubte, dass sie nicht mehr lange atmen konnte, spürte sie, wie es um sie herum zunehmend wärmer wurde. Sie zweifelte daran, dass es dabei mit rechten Dingen zuging. Ob das schon die Ohnmacht war, der sie so nahe kam? Aber noch schüttete ihr Körper viel zu viel Adrenalin aus… Allerdings berührte ihr Arm Mushiro und sie bemerkte, dass er wirklich unfassbar warm war. Hatte sie sich das nicht eingebildet? Nach einer Zeit bemerkte man auch deutlicher, dass der Genin sie nicht nur warm hielt, sondern auch, dass um sie herum das Eis zu schmelzen begann. Nach einer Weile waren sie wieder einigermaßen frei und Mushiro schaffte es sich von ihr runterzubewegen… Die Aburame atmete erst einmal tief durch, bevor sie richtig wieder bei Sinnen war… Gerade wollte sie sich bei dem glücklichen Mushiro tausende Male dafür bedanken, dass er es wirklich trotz all ihrer Zweifel geschafft hatte sie da rauszuholen, da wandte sie sich zu ihm um und sah, dass er nicht mehr wirklich anwesend war… Seine Augen waren geschlossen und er atmete flach… Sofort rollte sie zur Seite und fühlte nach seinem Puls… Aber es schien in Ordnung zu sein. Hoffentlich war er nur erschöpft… Als sie ihn anfasste, merkte sie, dass er glühte und suchte nach dem Knopf, um die Hitze seiner Kleidung auf ein erträgliches Level herunterzuschalten…

Aber was sollte sie nun tun? Ihr selbst saß der Schock noch tief in den Knochen und aufzustehen, erschien ihr grad wie eine höllisch schwere Aufgabe. Und selbst wenn sie es schaffte, wie sollte sie zurück ins Dorf kommen? Sie hatte es kaum so hier hoch geschafft, aber nun war sie absolut erschöpft und musste Mushiro tragen… Aber sie hatte auch keine Wahl! Nachdem er sie gerettet hatte, musste sie mindestens dasselbe für ihn tun. Zittrig drückte die Kunoichi sich nach oben und murmelte mehr zu sich selbst, als zu ihrem ohnmächtigen Begleiter, dass sie ihn auf jeden Fall hier raus und in Sicherheit bringen würde… Nur wie? Sie kniete sich vor ihn und versuchte ihn irgendwie anzuheben, sodass sie ihn huckepack tragen konnte, doch das war leichter gesagt, als getan… In diesem Moment hörte sie eine wohlbekannte Stimme fluchen, die sie nicht richtig definieren konnte. »Wollt ihr mich eigentlich verarschen oder sowas?! Ich fasse es nicht!«, brüllte der Mann Ririchiyo schon aus der Ferne entgegen. Jemand der sie ansprach? Etwa jemand, der ihr helfen konnte? Sie rappelte sich auf und blickte ihm mit Tränen in den Augen entgegen. »Fang jetzt ja nicht an zu heulen! Ein Buch nicht nach seinem Einband bewerten… Dass ich nicht lache! Ihr Kinder habt hier nichts zu suchen!« Noch während er Ririchiyo belehrte, die gar nicht wusste was sie mit diesen Worten nun überhaupt anfangen sollte, schnappte er Mushiro und warf ihn sich über die Schulter. »Schon wieder so eine dämliche Bombe…«, zischte er und griff danach noch das Teil von vorhin aus dem Schnee auf. »Komm mit, du findest hier doch sowieso nicht allein raus und überhaupt meinst du, dass du mit dem hier weit kommst?!«, fuhr er sie zornig an und deutete ihr ihm zu folgen. Sie schluckte und nickte… Hätte nicht ein etwas angenehmerer Retter kommen können? Nun hatte sie auch noch mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen, weil sie zuvor so patzig zu dem Mann gewesen war, der ihr und ihrem Begleiter nun das Leben rettete. Auf dem Weg sprach er sie wieder an: »Wart ihr vorhin nicht drei? Sagt bloß, dass eine abhanden gekommen ist?!« Sie schüttelte den Kopf. »N-Nein… Sie ist… im Dorf geblieben…« Ihre Stimme krächzte etwas, weil sie mit den Nerven am Ende war. Bald waren sie an einer Hütte angekommen, zu der er sich mit einem energischen Tritt gegen die Tür zutritt verschaffte. Irritiert blieb Ririchiyo einen Moment davor stehen. »Steh da nicht so blöd rum, mach dass du reinkommst!« Ob er auch nur ein nettes Wort von sich geben konnte?
In der Hütte blaffte er sie erneut an, dass sie sich setzen und das Mundwerk halten sollte – wobei er für Letzteres einen anderen Wortlaut gewählt hatte. Ririchiyo saß stumm auf einen Stuhl und konnte sich nun die Tränen nicht mehr verkneifen. Wegen ihrer Unfähigkeit hatte sie fast Mushiro auf dem Gewissen und der hatte alles getan, damit ihr nichts passierte… Sie war so schrecklich nutzlos. Wieso war sie nur auf diese Mission mitgegangen? Wie konnten sie sich darauf einlassen? Aber sie konnte den Tochiba nun nicht enttäuschen… Sie musste alles tun, damit sie das durchstehen würden! Nach einer Weile kam der Mann wieder zurück. Hastig wischte Ririchiyo sich die Tränen aus dem verheulten Gesicht und atmete tief durch. Wenn er sie nun darauf ansprach, war alles vorbei… Er setzte sich zu ihr an den Tisch und zeigte zum ersten Mal ein angenehmes Verhalten, auf seine verschrobene, besondere Art… »Geht’s dir einigermaßen gut?«, fuhr er sie an. »Dass du auch noch wegklappst, kann ich nun wirklich nicht gebrauchen.« Sie nickte stumm und blickte ihn an. »W-Was machen Sie hier? Was passiert hier?« Der Mann seufzte nur und schlug mit wütendem Gesicht die Faust auf den Tisch. »Ich habe euch gesagt, dass das Reich des Schnees kein Spielplatz ist, aber ihr Bälger habt kein Ohr dafür!« Entschuldigend blickte sie an ihm vorbei. Was sollte sie sagen? Er hatte noch nie so Recht gehabt… Das alles war eine Nummer zu groß für sie, aber aufzugeben, kam auch nicht in Frage. Sie erklärte ihm wie sie in diese Situation gerutscht waren und dass sie keine andere Wahl hatten als alles zu versuchen. Er zeigte sogar relativ viel Verständnis als er davon hörte, dass man sie unter Vortäuschung falscher Tatsachen hergelockt hatte, jedoch absolut keines dafür, dass sie sich trotzdem darauf einließen. Immer wieder betonte er, dass sie sich in ihrem jugendlichen Leichtsinn völlig überschätzten…
Als er das Wort Terroristen aus ihrem Mund hörte, begann er jedoch plötzlich zu lachen. »Terroristen nennt ihr dieses elende Pack?« Mit den Augen rollend nahm er sich ein Getränk und stellte Ririchiyo auch eines vor die Nase. »Das sind elende Hippies… Du weißt schon… Ökofanatisten…« Sie hob die Augenbraue und wiederholte: »Sie meinen Naturschützer?« Er schlug die Faust auf den Tisch und brachte die Aburame erneut zum Zucken. »Ja, genau. Oder wie auch immer sich dieses Gesindel politisch korrekt nennen mag… Hier geht es um eine wirklich große Sache… Nichts für euch Kids, klar?« Sie nickte, obwohl sie genauso gut wie er wusste, dass sie trotz allem nicht kleinbeigeben würde… »Was für eine große Sache?«, wagte sie sogar noch nachzuhaken. Was sollte er auch noch tun außer sie weiter anzuschreien? »Tz… Eigentlich geht’s euch nichts an, aber es gibt ein Projekt des Feudallords und dem stimmen sie nicht zu.« Dann blickte er sie mahnen an. »Wage es ja nicht noch mehr zu fragen! Ihr solltet eure Nase nicht in Angelegenheiten stecken, die euch einen feuchten Dreck angehen!« Verdammt… Wie sollte sie weitermachen? Die Aburame versuchte mehrfach über andere Wege dahin zu kommen ihm noch einige Informationen zu entlocken. Sie fragte nach den Explosionen und den Reaktionen des Dorfes, aber immer wieder ging es nur um das „Projekt“, von dem er nichts verriet. Nach einer Weile Gespräch wurde er plötzlich ruhig und etwas aus einer Tasche gab Geräusche von sich. »Ich hab keine Zeit mehr.«, sagte er ohne weitere Erklärungen. Jetzt wo er das sagte, merkte sie erst, dass er die ganze Zeit nervös gewirkt hatte. Seine Blicke wanderten ständig auf eine Uhr an der Wand. Was er wohl vorhatte. »N-Nochmals vielen Dank, dass Sie uns gerettet haben… Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll!« Ririchiyo war zwar noch nicht fertig, aber er fiel ihr schon ins Wort. »Verpisst euch einfach so schnell wie möglich, wenn der Zwerg da wieder einigermaßen fit ist, klar? Und nehmt euch nichts auf, was ihr nicht könnt… Ihr seid immer noch nur verdammte Kinder!« Letzteres nahm sie nicht ernst. Obwohl er ein grimmiger Blödmann war, war Riri ihm doch zu dankbar, als dass sie ihm seine gemeinen Worte übelnehmen konnte. Sie sagte ihm noch, dass er auf sich achtgeben sollte, aber dies beantwortete er nur mit einem kräftigen Wurf, mit dem er die Tür zuknallen ließ.
Seufzend lehnte sich Riri an diese und brach noch einmal in Tränen aus. Das war wirklich zu viel für sie… Wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie schon so viele Male aufgegeben und einfach alles seinlassen. Auch wenn sie der ehrgeizige und aufopfernde Typ war, war die Kunoichi gerade an ihrer absoluten Grenze angekommen. Sowohl ihr Körper als auch ihr Geist wussten nicht mehr was sie tun sollte… Aber immerhin hatte sie noch etwas, wofür sie weitermachen musste. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging leise zu der letzten Sache, an die sie sich klammern konnte. Lächelnd setzte sie sich auf einen Stuhl neben dem Bett, in dem der schlafende Rotschopf lag, dessen Körper nun nicht mehr diese enorme Hitze ausstrahlte… Er war so tapfer gewesen… Wie konnte sie jemals aufgeben, so lange er da war? Während er schlief, wachte sie über ihn, bis sie selbst unter dem Gewicht ihres abgekämpften Körpers einfach eine Weile an seinem Bett einschlief… Da waren alle die Sorgen der Mission zumindest für einen Moment ganz fern.
 
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Es war dunkel. Es war kalt. Es war leer.
Mushiro konnte nichts sehen und nichts spüren. Es war, als hätte die Welt ihn ausgeschlossen und zurückgelassen in einer Leere, die Ihresgleichen suchte. Das Gefühl, allein auf der Welt zu sein, ließ sich nicht verdrängen. Zum ersten Mal in seinem Leben merkte Mushiro, dass er sich an nichts erinnerte – er wusste nicht, was passiert war, woher er kam, was passieren würde. Er wusste nur, dass alles gerade Nichts war. Wie viel Zeit verging, konnte er nicht ahnen; sie existierte genauso wenig wie alles andere. Er bemerkte nur, dass sich etwas veränderte, als vor ihm ein Mädchen auftauchte und ihn fröhlich anlächelte. „Na komm... es wird langsam Zeit, aufzuwachen“, meinte sie und stupste ihn leicht an. Er sah sie nur verwirrt an. Noch immer erinnerte er sich an nichts; auch nicht an sie. Er spürte nur eine angenehme Wärme, die von ihr ausging, und merkte, wie langsam die Dunkelheit wich, um dem Licht Platz zu machen. Während seine Erinnerungen langsam zu ihm zurückkehrten, wurde er umhüllt von den letzten Worten, die sie ihm entgegen hauchte... „Du willst doch nicht, dass ich mir Sorgen um dich machen muss...“

Leicht irritiert öffnete Mushiro die Augen und bemerkte, dass es nicht mehr so kalt war, wie er gedacht hätte. Das letzte, woran er sich erinnerte, war die eisige Kälte des Berges, die ihn umhüllt hatte... Davon spürte er nichts mehr, stattdessen war ihm wohlig warm. Etwas zu warm sogar, aber er hatte im Moment nicht die Energie, sich darüber aufzuregen. Es reichte auch nicht, um zu bemerken, dass er leichtes Fieber hatte.
Erst nach ein paar Momenten bemerkte der Tochiba, dass er in einem Bett lag. In einem weichen Bett, unter einer Decke, die zuverlässig fast seinen ganzen Körper bedeckte. Er kämpfte vorsichtig seine Arme frei, dann setzte er sich auf und blickte sich in dem Zimmer um – und das Erste, was er unweigerlich sah, was den leichten Druck auf seinen Beinen verursachte. Da lag sie, friedlich und wunderschön, ihr Oberkörper auf das Bett gelehnt, ihr Gesicht entspannt. Aburame Ririchiyo... wenn sie schlief, war sie noch hübscher. Mushiro merkte, wie sein Herz begann zu pochen und sein Kopf zu dröhnen, und er atmete tief ein, atmete tief aus. Er spürte ein leichtes, unangenehmes Kitzeln in seiner Nase, aber das zwang ihn nur dazu, etwas schneller zu atmen, bis... „Hatschi.“ Leise entkam ein schwaches Niesen dem Rotschopf, der schwer aufpassen musste, es nicht zu laut werden zu lassen und sich nicht heftig zu bewegen. Er wollte nicht, dass Ririchiyo davon aufwachte. Ihr so nahe zu sein war etwas Seltenes, so einen Moment durfte man nicht ruinieren. Natürlich würde er sie wecken müssen, aber... nicht so. Sich leicht vorlehnend, strich Mushiro mit seiner Hand sanft durch ihr Haar, dann über die weiche Haut ihrer Wange. Ein wundervolles Gefühl. Langsam glitt seine Hand über ihren Hals hinab zu ihrer Schulter, dann schob er sie leicht weg, zog sie wieder näher, ganz vorsichtig. „Ririchiyo?“, meinte er leise, dann etwas lauter: „Riri-chan!“
Als sie erwachte, schenkte er ihr ein freundliches Lächeln und nahm die Hand von ihrer Schulter. „Riri-chan... geht es dir gut?“, fragte er unsicher, weil er sich daran erinnerte, dass sie genau wie er in der Lawine gefangen gewesen war. Wenn das ihr geschadet hätte... er würde es sich nie verzeihen können! Es war doch seine Aufgabe, auf sie aufzupassen. Aber es schien ihr ganz gut zu gehen, sie wirkte unverletzt und nur ein wenig aufgewühlt. Für den Rotschopf war das eine große Erleichterung; jeder Schmerz, den sie durchleben musste, würde ihn noch schlimmer treffen. „In Ordnung... gut, dass du nicht verletzt bist“, meinte er lächelnd, ignorierte dabei völlig, dass ihm schwindlig und warm war, seine Haut wärmer war, als sie sein sollte, und seine Nase es ihm schwer machte, normal zu atmen. Ihr Wohlergehen war so viel wichtiger. „Aber... was ist eigentlich passiert? Wie sind wir hier hergekommen?“ Seit er auf dem Berg das Bewusstsein verloren hatte, war alles nur noch schwarz. Er hatte danach nichts mehr mitbekommen. Es hätten zehn Stunden oder zehn Sekunden sein können... obwohl er Letzteres stark bezweifelte. Ririchiyo war wohl die einzige, die ihm helfen konnte, die Lücken zu füllen...
 
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Es war so warm und angenehm… Nachdem sie wusste, dass es Mushiro einigermaßen gut ging, hatte sie trotzdem nicht ihre Augen von ihm lassen können. Sie fühlte sich schuldig, weil sie so nutzlos gewesen war, dass er sie sogar noch hatte retten müssen und sie konnte ihm nicht einmal dafür danken. Wäre dieser fiese Mann nicht gewesen, der doch ein wenig Mitleid für sie übrig hatte, wusste sie nicht was passiert wäre. Doch als sie dann am Bett des Jungen saß und ihr Puls, der die ganze Zeit von Massen an Adrenalin in die Höhe getrieben wurde, sich wieder beruhigt hatte, spürte sie, dass sie selbst ziemlich fertig war. Und so kam das, was sie unausweichlich erwartet hatte. Bei der Wärme und angenehmen Ruhe konnte Riri gar nicht anders als bei Mushiro einzuschlafen. Sie hatte den Raum nicht verlassen können, aber ihre Augen wollten auch einfach nicht offen bleiben. Langsam versank sie in einen tiefen, ruhigen Schlaf, der sogar erstaunlich fest war. Nach allem was passiert war, waren wohl ihr Geist und ihr Körper komplett ausgelaugt… Ein dunkler, traumloser Schlaf…
Das erste, was sie wieder wahrnahm, war die vorsichtige Bewegung an ihrer Schulter, die sie zunächst einfach vor lauter Müdigkeit stumm über sich ergehen ließ. Als sie dann jedoch die Stimme erkannte, die zur ihr sprach, riss sie sofort die Augen auf und drehte ihren Kopf in die Richtung des Jungen. Er schien wieder richtig wach zu sein, was sie schon ziemlich beruhigte… Etwas verschlafen rieb sie sich die müden Augen und lächelte den Rotschopf an. Als er sich nach ihrem Befinden erkundigte, nickte sie nur stumm und hörte ihm weiter zu. Allerdings war Riri im Moment nicht ganz so aufnahmefähig, wie es sein sollte und seine Fragen beantwortete sie gar nicht erst, sondern erhob sich von dem Bett, um ihn in den Arm zu nehmen. »Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht, Shiro-kun…«, murmelte sie leise und drückte ihn, bevor sie dann langsam wieder losließ und sich ermahnte wieder klar zu denken. Der Stress der vergangenen Stunden lastete immer noch auf ihr, weshalb sie in sich wieder wachrufen musste, dass sie nicht zum Spaß hier waren. Bevor sie ihm jedoch erklärte was passiert war, legte sie ihre Hand an seine Stirn, um zu schauen ob er noch Fieber hatte. Wenigstens war es gesunken… Sie kramte in ihrer Tasche und gab ihm eine Tablette, die sie von dem Mann bekommen hatte. »Du solltest vielleicht noch eine nehmen, bevor wir uns auf den Weg machen.«, sagte sie ein wenig ernst und seufzte dann leise. Nun war es an der Zeit zu erzählen was passiert war. Sie wartete einen Moment, bis sie sicher war, dass er ihr auch wirklich zuhörte und berichtete ihm dann von ihrer glücklichen Begegnung mit dem unfreundlichen Mann. Natürlich machte sie sehr deutlich wie dankbar sie dafür war, dass er sie gerettet und in seine Hütte gebracht hatte. Allerdings ließ sie auch nicht aus, dass er gemahnt hatte, dass sie nicht weiter in dieser Sache rumschnüffeln sollten, weil es gefährlich war. Das hatten sie ja nun schon am eigenen Leib erfahren dürfen. Als sie ihm dann jedoch von den Dingen erzählte, die sie von ihm über die Situation erfahren hatte, wurde deutlich, dass sie nicht bereit war das Dorf im Stich zu lassen, auch wenn das ihre Fähigkeiten überstieg, denn sie konnte nicht zur Ruhe kommen, wenn sie nicht alles getan hatte. Also berichtete sie von den Aktivisten, die gegen ein Projekt des Feudallords ankämpften und dass es sich wohl um eine Angelegenheit von Naturschutz handelte, da der Mann sie als Hippies beschimpft hatte… In Shirogakure hatten die keine Bomben, sondern ketteten sich an Bäume… Dass hier alles extremer war, hatten sie ja aber schon bemerkt. Dass sie in der Situation einige Male geweint hatte, ließ sie aus ihrer Erzählung raus. Es war nicht nur so, dass ihr das peinlich war, sondern wusste sie auch, dass Mushiro sich darüber irgendwelche Gedanken machen würde, was sie nicht wollte… Während sie sich unterhielten, ermahnte Riri ihren Begleiter einige Male, dass er es langsam angehen sollte, nachdem er in der Situation wirklich mehr gelitten hatte als sie… Als sie alles erzählt hatte, lächelte sie ihn freundlich an und fragte: »Soll ich dir etwas zu trinken machen? Einen Tee?« Die Situation war sonderbar… Irgendwie wollte sie diesem Dorf helfen, aber aus dieser sicheren Position nicht heraus. Sie hatte ein wenig Angst, dass sie noch einmal versagen würde… Wenn Mushiro noch einmal wegen ihr leiden müsste, würde sie sich dafür hassen…
 
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Noch war Mushiro nicht lange wach, vielleicht ein, zwei Minuten, maximal, und dennoch war er schon im Himmel. Die sanfte Wärme und zärtliche Berührung, die Ririchiyos Körper ihn bereitwillig spüren ließen, machten alles Schmerzliche vergessen und füllten seine Welt mit einer euphorischen Zufriedenheit, die sein Herz dazu zwang, schneller zu schlagen. Er wünschte sich fast, sie würde nicht wieder loslassen, aber das war natürlich unumgänglich. Dennoch, ihre sanfte Stimme, die an sein Ohr drang, sorgte dafür, dass das warme, flatternde Gefühl in seinem Bauch sich nicht mit ihrer Berührung zusammen verflüchtigte. Stattdessen fühlte er sich weiterhin wie betäubt, während er versuchte, die Nähe seiner Göttin zu verarbeiten. „Ah... Ririchiyo...“, meinte er und fühlte sich gleich ein wenig wärmer. „Ich... I-iich... haa... hatschi!“ Oh nein... jetzt war er auch noch erkältet. Sie würde ihm bestimmt nicht nochmal so nahe kommen, wenn sie wusste, dass er ansteckend war... dieser ganze Schnee ging ihm so langsam ziemlich auf die Nerven, auch wenn er ihn nicht sehen musste.
Was ihn auch nervte, das war dieser Kerl, der schon im Reich des heißen Wassers so fies gewesen war. Mochte sein, dass er ihnen geholfen hatte, mochte sein, dass Mushiro ohne ihn nicht mehr leben würde, aber er wirkte viel zu überheblich und selbstgefällig, als dass der Tochiba ihn je würde leiden können. Dazu kam, dass er offenbar noch immer wollte, dass sie, zwei waschechte Shinobi, sich verzogen und ihre Arbeit unvollendet ließen! Ob es nun Naturschützer waren, gegen die sie antraten, Feinde des Feudallords oder irgendwelche Attentäter, die alles in die Luft sprengten, was ihnen in die Finger kam, Mushiro würde sich nicht so leicht abschrecken lassen! Es mochten die Feinde des Dorfes gewesen sein, doch inzwischen waren sie auch seine Feinde; außerdem konnte er die Niederlage von zuvor nicht auf sich sitzen lassen, und dass dieser Mann ihn nicht an sie heranlassen wollte, machte es nur umso wichtiger. Selbst die Tatsache, dass Riri ihm Anbot, ihm einen Tee zu kochen wie eine liebende Haus- und Ehefrau konnte ihn nicht davon abbringen; er musste nach draußen, zurück zu dem Berg von zuvor, und dafür sorgen, dass die Dinge wieder in Ordnung kamen. „Das ist nicht die Zeit für Tee, Riri-chan...“, meinte er mit Entschlossenheit in der Stimmung, trotz der leichten Enttäuschung, die seine eigenen Worte in ihm auslösten. Wann würde er denn wieder die Gelegenheit bekommen, mit seiner geliebten Aburame einen Tee zu trinken? Kaum zu glauben, was für Opfer er hier für die Mission brachte! Für die Mission! Nicht für sein Ego! Nur die Mission! Er schlug die Decke zurück und hüpfte aus dem Bett, setzte sich aber wieder hin, als ihm schwindlig wurde. Warum musste er auch gerade jetzt krank werden? Nach ein paar Momenten stand er wieder auf, diesmal langsamer, und dieses Mal funktionierte es gut, also wandte er sich wieder an seine Begleiterin. „Wir müssen wieder zurück zu dem Berg von vorhin... wir waren am richtigen Platz. Auf der Spitze müssten sie ihr Lager haben... Wie weit sind wir von da weg?“ Nachdenklich blickte er in Richtung Tür. „Wenn wir uns beeilen, dann können wir... können wiaah... haa...“ Er nieste noch ein zweites Mal kräftig und schüttelte leicht den Kopf. Sein Blick fiel auf ein kleines, hölzernes Tischlein mit einer Packung Taschentücher darauf und schnappte sich letztere wortlos. Wenn dieser Kerl sie so achtlos rumliegen ließ, dann musste er damit rechnen. Nachdem er seine Nase geschnäuzt und die Packung in seiner Hosentasche verstaut hatte, fuhr er fort. „Also... wir sollten uns beeilen, wenn wir nicht wollen, dass uns dieser Kerl den Job wegnimmt. Aus welcher Richtung sind wir hierher gekommen?“ Darauf, dass es ihm nicht gut ging, ging er gar nicht ein. Das war nicht so wichtig. Er hatte hier eine Aufgabe zu erledigen, und er brannte an erster Stelle dafür. Sein Fieber brannte erst an zweiter Stelle, auch wenn es seine Wangen wohl wirklich entflammen lassen würde, wenn er es übertrieb.
Andererseits war ja auch noch Ririchiyo da. Die würde schon auf ihn achten...
 
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Noch immer fühlte die Aburame sich ziemlich unwohl in ihrer Haut. Die Kunoichi hatte schon immer wesentlich mehr Probleme damit andere Menschen leiden zu sehen, als sich die eigenen Probleme einzugestehen. Wäre sie an der Stelle des Rotschopfes in dessen Lage, wäre sie mit Sicherheit auch nicht sonderlich vorsichtig, weil sie niemanden auf sich warten lassen wollte. So selbstsüchtig war sie nicht, oder? Langsam zweifelte sie ein wenig an sich selbst, denn einige ihrer Handlungen und Gedanken im Kopf sprachen sehr für einen gewissen Egoismus der Kunoichi. Sie hatte nicht das Gefühl, als wäre sie dieser Aufgabe gewachsen. Ehrlich gesagt, hatte sie das Gefühl von Anfang an nicht gehabt, aber nun zeigte ihr die Situation nur noch deutlicher, dass sie maßlos überfordert war. Wenn sie die letzten Stunden Revue passieren ließ, war es wie ein Schlag vors Gesicht, der ihr sagte, dass sie unfähig war. Wann hatte sie das letzte Mal etwas Sinnvolles zustande gebracht? Sie wollte sich gern verkriechen und alles ausblenden was passiert war, bis sie es hinter sich lassen konnte. Aber irgendwo wusste sie, dass sie ein Versprechen gegeben hatten, welches sie als Ninja nicht einfach so brechen konnten. Mal davon abgesehen schämte sie sich zeitgleich, während sie den Mut und die Zuversicht der rothaarigen Rotznase an ihrer Seite betrachtete. Dass vor wenigen Stunden all ihre Aktionen beinahe vor den Baum gegangen waren und das sogar zu seinem Tod hätte führen können, schien für den Shinobi völlig unerheblich. Und wie sie damit umgehen sollte, wusste Ririchiyo auch noch nicht so richtig. Auf der einen Seite hatte der Genin ja Recht. Sie mussten ihre Aufgabe erledigen und das möglichst schnell, denn den Leuten ging es schlecht und diesen Zustand wollte man ja so bald wie möglich beenden. Aber Mushiro hatte sicherlich immer noch Fieber, war bestimmt wackelig auf den Beinen und auch wenn er von den Schmerzen, dank der Tabletten, nichts spüren sollte, war es vermutlich nicht ratsam da raus zu gehen… Schon gar nicht mit einem Guide wie Ririchiyo, auf den man sich ohnehin nicht einen Meter weit verlassen konnte. Aber was sollte sie nun tun? Riri war maßlos überfordert mit der Situation, einmal mehr. Und Mushiro beschloss für sich selbst einfach zu entscheiden was sie tun sollten. Dass er dabei nieste, machte die Sache nicht angenehmer, denn es zeigte ihr nur noch einmal mehr auf, dass er nicht ganz fit war. Ob er überhaupt in der Lage dazu war richtig zu urteilen? Es ratterte in ihrem Kopf und vielleicht konnte man es auch sehen. Sie beobachtete, dass er offensichtlich Probleme hatte, denn gesund war er ja zweifelsohne nicht… Als er also einfach loslegen wollte, reagierte Riri so, wie sie es ungern tat. Aber manchmal führte eben nur ein Verhalten auf den richtigen Pfad zu finden… Sie packte das Handgelenk ihres rothaarigen Begleiters und blickte diesen an. Nicht etwa besorgt, wie man vielleicht vermuten mochte, sondern vielmehr streng. »Denk noch einmal ganz genau über das nach, was du vorhast.«, sagte sie in nicht unbedingt friedlichem Ton. »In deiner Verfassung könnte sogar ich dich umhauen und das mit Leichtigkeit. Meinst du wirklich, dass irgendjemand irgendetwas davon hat, wenn wir da jetzt, orientierungslos wie wir sind, drauf los stürmen und den Leuten wieder in die Arme laufen, die daran Schuld sind, dass wir in der Situation stecken?« Sie war zornig über seinen Leichtsinn, denn er müsste eigentlich wissen, dass er sich hier eben nicht auf sie verlassen konnte. Ririchiyo konnte einen Großteil ihrer Fähigkeiten hier nicht nutzen, weil sie sich zum einen hier nicht auskannte und zum anderen die Kikaichu in eine Art Kältestarre bis zum Tod verfallen würden, wenn sie diese in den Schnee jagte. Und er hatte Fieber und könnte bei der nächstbesten Windböe einfach aus den Schuhen geweht werden. Mal ganz davon abgesehen, dass sie nicht wirklich wussten wo sie waren, weil es hier verdammt nochmal endlos schneite und man sie hier ja nur abgesetzt hatte. Auch wenn sie im Moment die körperlich fittere war, war sie zuvor an ihre Grenzen gestoßen und konnte eben nicht garantieren, dass sie auf Mushiro achten könnte. So etwas konnte sie nicht zulassen! »Versteh mich nicht falsch. Ich will diesen Leuten auch helfen, wirklich. Aber wir helfen niemandem, wenn wir ohne Plan und Übersicht losstürmen und du vielleicht bewusstlos wirst, weil dein Körper an seine Grenzen stößt. Wir sind nun mal nur Genin…« Sie seufzte. Das war es. Sie waren keine Kraftprotze und hatten keine übermenschlichen Fähigkeiten und es fehlte ihnen sogar noch an einem zielführenden Plan… Wieso sah er das nur nicht? Er war doch sonst so konzentriert und überlegt… Das war schon wieder zum Heulen…
 
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Mushiro war schon bereit, aus dem Häuschen zu stürmen, als er plötzlich Ririchiyos Hand an seinem Arm spürte. Irritiert blickte er sie an; wollte sie ihn jetzt zurückhalten? Ihre Worte machten zumindest genau das deutlich... aber das ergab keinen Sinn. So, wie er sie einschätzte, würde sie doch niemals freiwillig darauf verzichten, jemandem zu helfen... Moment. Konnte es sein, dass sie tatsächlich nur Angst hatte...? Mushiros Augen zogen sich leicht zusammen. Ririchiyo war immer ein Stück weit ruhig gewesen, etwas zurückhaltend, und natürlich ein sehr sanfter Mensch, aber trotzdem hatte er sie als starkes Mädchen wahrgenommen. Immer für andere da, immer bemüht, immer bereit, ihr Bestes zu geben, und wenn es sein musste, dann konnte sie auch die Führung übernehmen, so, wie sie es jetzt gerade zu tun versuchte. Aber als jemanden, der sich einfach so vor einer Herausforderung fürchtete, hatte er sie nie gesehen. In den Augen des Rotschopfes war Furcht ein großes Zeichen der Schwäche. Nachdem er aufgewachsen war bei dem kraftvollen Monster Kenshin, das ihn im Sinne des Trainings mit allen möglichen Jutsus bombardiert hatte, bei dem eiskalten und berechnenden Yutaki, der Menschen in den Ruin trieb, ohne mit der Wimper zu zucken, und der geheimnisvollen und wunderschönen Mitsuki, die Angst als Werkzeug verwendete, sogar den großen Yutaki zum Zittern bringen konnte... nachdem er mit all dem aufgewachsen war, erschien diese große, weite Welt nicht wie ein Ort, den man zu fürchten hatte. Er war ein Tochiba. Er war das, was diese Welt fürchten musste, nicht anders herum! Der Gedanke, dass seine wunderschöne und starke Ririchiyo einer schwachen Emotion wie Furcht nachgab... es brach ihm fast das Herz.
Die Zähne zusammenbeißend, blickte er ihr in die Augen, sein Blick hart, entschlossen. Dann senkte er leicht den Kopf. „Ririchiyo...“, meinte er leise, ruhig, sanft. Nicht hart, nicht fies. Langsam hob er den Blick wieder und sah sie mitfühlend an. „Wovor... wovor hast du Angst?“ Dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. Als er sie wieder öffnete, war der härtere Blick wieder zurückgekehrt, und man konnte den Tadel aus seinem Gesicht lesen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du gibst auf! Meine starke, unabhängige Ririchiyo, die sich und ihrer Familie beweisen wollte, dass sie mehr ist als nur eine Schauspielerin, die die Menschen um sich herum anlügen muss! Die beweisen wollte, dass sie sich selbst einen Namen als Shinobi machen kann!“ Er trat energisch einen Schritt näher an sie heran, obwohl sie bereits nahe beieinander standen. „Ich bin ein Tochiba! Mein Großvater war einer der größten Shinobi aller Zeiten, wenn nicht sogar der größte! Er wurde schon von Soragakure gefangen genommen, und so viele Menschen haben versucht, ihn zu töten... das ist Teil des Risikos als Ninja! Trotzdem hat er sich einen Namen gemacht und das alles überlebt! Weißt du, was das für mich bedeutet? Wenn ich jemals meinen eigenen Ruhm verdienen möchte, dann muss ich ihn übertreffen... und das kann ich nicht, wenn ich einen Rückzieher mache! Und ich kann es erst recht nicht, wenn ich sterbe!“
Vor Erregung leicht zitternd, trat er noch etwas näher an seine Begleiterin heran, lehnte sich leicht vor, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Sein Blick wurde wieder etwas weicher, verständnisvoller, und seine Stimme wurde wieder ruhiger. „Ririchiyo... ich werde nicht hier bleiben. Ich werde da rausgehen. Und ich werde überleben! Es gibt keine Alternative... Ich kann nur hoffen, dass du mit mir kommst. Dass du nicht deiner Angst nachgibst... denn du bist kein Mädchen, das so einfach aufgeben sollte...“ Vorsichtig legte er seine linke Hand an ihre Wange, senkte seine Lider etwas weiter. „Wenn du kein Vertrauen in dich selbst hast... dann vertraue bitte mir...“
Und mit diesen Worten senkten sich seine Lippen auf ihre. Dieses Mädchen, das etwas größer war als er selbst und sonst immer so stark, dass er sich kaum hatte vorstellen können, ihr je so nahe zu kommen... in diesem Moment ihrer Schwäche hatte er nicht anders gekonnt. Er hatte sie geküsst...
Hoffentlich zwang sie ihn nicht dazu, das zu bereuen...
 
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Natürlich hatte Ririchiyo Angst. Wie sollte sie sich denn nicht davor fürchten? Überlegte er denn gar nicht, was ihnen alles zustoßen konnte? Sein Blick machte sie nervös. Ob er nun wütend auf sie werden würde? Nein, Mushiro war nicht die Art Mensch, die wegen so etwas sauer wurde, nicht? Ririchiyo sorgte sich nur um ihn… um ihn und alle anderen… und versuchte der Tatsache zu entfliehen, dass sie vermutlich gegen Windmühlen kämpften. Der Mann hatte sie gewarnt… So eindringlich wie er sie angewiesen hatte zu verschwinden, hatte es eine riesige Panik in ihr ausgelöst… Sie fühlte sich zwar schlecht deswegen, aber sie konnte auch nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passierte. Sein Blick fühlte sich komisch an… Er war immer so lieb und herzlich zu ihr gewesen. Es war ein wirklich merkwürdiges Gefühl, wenn er sie so entschlossen ansah… und kaum hatte er danach gefragt wovor sie sich fürchtete, verzogen sich ihre Mundwinkel. Ein unsicherer Ausdruck machte sich in ihrem Gesicht breit und sie versuchte unauffällig seinem Blick auszuweichen… Alles was er danach sagte, tat der Aburame schrecklich weh. Sicher wollte sie allen beweisen, dass hinter ihr mehr als Hana steckte und sie war immer bemüht gewesen das Beste zu tun und sich so sehr zu bemühen, wie es kein anderer Mensch konnte. Aber im Moment war sie einfach so eingeschüchtert von der Tatsache, dass sie überhaupt nichts tun konnte, wenn etwas passierte… Wie vorhin…
Mushiro erklärte ihr warum er so viel Mut hatte, weshalb er nie zweifelte und was sein Ziel war. Es war noch deutlich höher gesteckt als ihres, aber sie wusste nicht, ob das gut für ihn war. Mushiro war noch so klein, schmal und unter diesen Bedingungen… Er war zwar ein kleiner Held für sie, aber sie konnte es nicht ertragen, wenn er diese Dinge tat, um sich zu beweisen, um am Ende einen zu hohen Preis dafür zahlte. Sicher kümmerte ihn das wenig, weil er sich selbst beweisen wollte und an sich glaubte, aber sah er denn nicht, dass es weit mehr Menschen gab, die sich über sein Leben und das aller anderen Menschen sorgte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und je näher er kam, desto unangenehmer wurde ihr die Situation. Man konnte erkennen, dass sie überfordert war, denn sie hatte ihren Ausdruck nicht unter Kontrolle, zumindest kaum. Sie wirkte traurig und eingefallen, niedergeschlagen und fertig… und noch immer versuchte sie seinem Blick auszuweichen, obwohl es kaum noch möglich war, so nahe wie er gekommen war. Ririchiyo war kurz davor in Tränen auszubrechen, konnte sich aber gerade so noch zusammennehmen. Es war nicht so schlimm, dass sie seine Worte schmerzten, so lange sie einfach nicht in seine Augen sah… Doch dann kam eine Berührung, die sie einfach dazu zwang ihn richtig anzuschauen. Seine Hand lag auf ihrer Wange und sie starrte in seine grünen Augen, während ein winziger Tropfen ihre mit Tränen gefüllten Augen verlies. Seine Worte hatten Effekt, erklangen aber nur noch wie ein Rauschen in ihrem Kopf, als er sie auf einmal küsste. Das überforderte die junge Kunoichi völlig. Wieso tat er das? Was war über ihn gekommen? Ririchiyo hatte in ihrem ganzen Leben noch keinen Jungen geküsst und hatte geglaubt, dass sie das auch nie müsste, bis man sie verheiratete. Was sie darüber denken sollte, wusste sie nicht. Wäre sie nicht im Moment so verzweifelt, wäre das vielleicht auch gar keine schlechte Sache gewesen. Nicht, dass sie in ihrem Leben schon einmal daran gedacht hätte irgendetwas in der Art mit Mushiro zu tun, aber an sich war es eigentlich rein physisch kein schlechtes Gefühl…
Dennoch begann sie schlagartig schrecklich zu heulen, als er damit aufgehört hatte. Auch mit dieser Situation war sie gänzlich überfragt. Bisher hatte sie sich vor Mushiro immer zusammenreißen können, aber nun konnte sie es, mit allem Willen, den sie aufbringen konnte, absolut nicht aufhalten. Ein wenig verzweifelt über diese Tatsache, wischte sie immer wieder mit ihren Händen über die Augen und schnappte, mit einer schrecklichen Enge in ihrem Brustkorb, immer wieder nach Luft. »I-Ich hab… solche Angst…«, schluchzte sie und schniefte dabei immer wieder. »Nicht um mich… A-Aber ich kann es nicht ertragen… wenn dir etwas passiert… oder Shika… oder irgendwem…«, wimmerte sie verzweifelt. »I-Ich will nicht noch einmal sehen… d-dass es dir so schlecht geht…« Sie konnte ihn nicht gehen lassen. Zumindest noch nicht… Er sollte sie verstehen… Flennend schlang sie seine Arme um ihn und drückte ihn an sich. Ihren Kopf versteckte sie an seiner Schulter und murmelte: »Es war so schrecklich… und ich konnte nichts tun… I-Ich kann immer noch nichts machen… S-So… nutzlos…« Nun hatte sie alles gesagt… Dennoch würde sie ihn gehen lassen, jede Sekunde, wenn er nur wollte. Sie würde ihm auf Schritt und Tritt folgen und alles tun, was in ihrer Macht stand… Selbst wenn sie nur als lebendiges Schutzschild dienen konnte, war das immer noch mehr, als sie zuvor leisten konnte. Aber er sollte verstehen, dass sie Angst hatte… Und wenn er ihr schon den ersten Kuss genommen hatte, konnte er sich wenigstens die Zeit dafür nehmen sie einmal in den Arm zu nehmen und ihr zu versprechen, dass alles gut wurde… oder? »Ich folge dir… wohin auch immer… Shiro-kun…«, murmelte sie also noch abschließend, konnte sich aber nicht durchringen ihn loszulassen…
 
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Mushiros Herz pochte so laut, dass er es in seinem ganzen Körper spüren konnte. Seine Wangen brannten, und es hatte nichts mit seinem Fieber zu tun. Diese Situation... er hatte sie sich hunderte Male vorgestellt. Ein Kuss von Aburame Ririchiyo, einer der hellsten Flammen, die er je gehabt hatte... Das war einfach so surreal. Nie hätte erwartet, dass seine Fantasien, seine Wünsche auf diese Art wahr werden würden. Sein Kopf war voll von Gedanken, doch er konnte keinen einzigen davon fassen. In seinem Bauch vermischte sich ein wundervolles Kribbeln mit einem unangenehmen Ziehen. Seine Lippen... seine Lippen fühlten sich einfach himmlisch an.
In dem Moment, in dem Mushiro Ririchiyo küsste, war er mit einem Mal völlig überfordert. In dem Moment, in dem der Kuss endete, wurde alles noch viel schlimmer. Mit einem Mal begann das engelsgleiche Geschöpf mit dem pinken Haar, in Tränen auszubrechen, und er spürte Panik in sich aufsteigen. Heulte sie jetzt etwa... wegen ihm? Weil er sie geküsst hatte? Wie versteinert stand er bei ihr, konnte nichts tun oder sagen, als sie zusammenzubrechen drohte. Dann kamen Worte aus ihrem Mund, kamen bei ihm an. Angst... er hatte Recht gehabt. Sie machte sich wirklich viele Sorgen, und sie... sie konnte nicht ertragen, dass es ihm schlecht ging...?
Während sich ihre Arme um ihn schlangen, zogen sich Mushiros Pupillen zusammen. Er fühlte ihre Wärme an seinem Körper, und sein Herzschlag verlangsamte sich wieder, während die Erkenntnis ihn traf. Er hatte überhaupt nichts falsch gemacht, als er sie geküsst hatte. Sie... sie fühlte wirklich etwas für ihn... Seine Liebe für sie wurde wirklich erwidert! Ungläubig spürte er, wie sich seine eigenen Arme um das Mädchen legten, das sich an seiner Schulter ausweinte, und er drückte sie leicht an sich. So ein intimer Moment mit einem Menschen, den er wirklich liebte, aus tiefstem Herzen... Und doch musste er sie jetzt beruhigen, und dann gleich wieder aus dieser Hütte verschwinden... das Leben war manchmal wirklich nicht fair...

„R-Riri-chan...“, murmelte der Tochiba ihr ins Ohr. „Du bist nicht nutzlos... du weißt gar nicht, wie wichtig du für mich bist.“ Vorsichtig hob er eine seiner Hände an ihren Kopf, legte sie auf ihren pinken Schopf und begann, ihr über das Haar zu streicheln. Sie so haltend, hätte er am liebsten ruhig das Gefühl genossen, doch sie fühlte sich nicht gut... es war seine Aufgabe, etwas dagegen zu tun. „Weißt du... ohne dich... ohne dich hätte ich vorhin gar nichts machen können, als dieser Mann uns angegriffen hat... Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen. Dass du bei mir bist, gibt mir die Kraft, solche Dinge zu tun...“ Seine Augen schlossen sich, und er drückte sie etwas fester an sich, zog ihre Wärme näher zu sich. Es fühlte sich gut an, ihr so nahe zu sein. Und sie duftete auch gut. Egal, wie die Situation um sie herum war... mit Ririchiyo an seiner Seite war das hier der Himmel. „Deswegen will ich auch, dass du mit mir mitkommst. Wenn ich könnte, würde ich dich überall mitnehmen... ich will eigentlich keinen einzigen Moment ohne dich verbringen... Aber dass du mit mir kommen musst, hat nichts damit zu tun, was ich will. Ich brauche dich. Wenn du nicht mitkommst, weiß ich nicht, ob ich es schaffen kann... Aber mit dir an meiner Seite weiß ich, dass nichts passieren kann. Solange du bei mir bist, kann ich dich und mich... kann ich uns beide beschützen...“
Langsam und vorsichtig löste er seine Arme von Ririchiyo, löste die Umarmung, in der er sich so wohl gefühlt hatte. Ein paar Momente lang schwieg er, ließ das ganze Gewicht der Situation auf sich einwirken. Es fühlte sich an, als sollte es ihn erdrücken... aber gleichzeitig fühlte er sich stark, unbesiegbar. Vielleicht, weil Ririchiyo gerade zugelassen hatte, dass er der große, starke Mann war, der er immer hatte sein wollen... Die Entschlossenheit des Jungen hatte sich jedenfalls weit gesteigert. Er würde diesen Terroristen zeigen, dass man sich nicht mit Shirogakure anlegte. Und er würde Ririchiyo zeigen, dass sie sich auf ihn verlassen konnte!
Seine Lippen behielten noch immer etwas von diesem angenehmen Kribbeln... das Zeugnis seines ersten Kusses... seines Kusses mit Ririchiyo...
Er schloss die Augen, atmete einmal tief aus, dann wieder ein, dann wieder aus. Dann sah er Ririchiyo wieder an. Entschlossen, aber mit der Liebe, die er schon so lange für sie hegte, in seinem Blick. „Riri-chan...“, meinte er ruhig, dann drehte er sich zur Tür. „Es wird Zeit, dass wir gehen...“
 
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Ob das wirklich die Art von Liebe war, die Mushiro sich von Ririchiyo erhoffte, war schon fragwürdig. Die Aburame war die Art Mensch, die jeden liebte, weil ihr die vielen anderen Personen auf dieser Welt von Natur aus am Herz lagen. Wenn sie allerdings jemandem zum Freund gewonnen hatte, wuchs dies Art der Zuneigung noch weiter an. Ririchiyo mochte es nie, wenn Menschen leiden mussten und schon gar nicht, wenn es dabei um ihre Freunde ging. Schon immer war sie eine solche Person gewesen, die sich selbst bis zum Letzten aufopfern würde, um jemandem zu helfen, der ihr am Herzen lag. Und das allerschlimmste Gefühl war zweifelsohne Machtlosigkeit…
Ihr Körper beruhigte sich nicht wirklich. Sie war aufgewühlt, was man der gesamten Situation zu verdanken hatte. Die ganze Zeit hatte sie sich um den Rotschopf sorgen müssen und sich schreckliche Vorwürfe gemacht, weil sie zu unfähig war ihn zu schützen oder ihm nur zu helfen. Dann wollte er sich einfach wieder in Bewegung setzen, als wäre nichts dabei. Sie konnte nicht fassen, dass er schon wieder fit genug dazu war und am liebsten hätte sie ihn bei sich behalten und vor der ganzen Welt versteckt. Doch stattdessen zeigte er sich als mutiger und stärker als sie erwartet hatte und dass er ihr dabei so nahe kam, machte es für die Kunoichi nicht unbedingt leichter sich wieder zu beruhigen. Tatsächlich war es eher wie ein Ausbruch und sie lag bis jetzt in den Armen des Tochiba und heulte wie ein kleines Mädchen. Aber immerhin schien er ihr diese Art der Unsicherheit und Unfähigkeit zu verzeihen, denn er nahm sie in den Arm, war lieb zu ihr und versuchte sie zu beruhigen. Er war viel zu gut zu ihr… Mushiro versuchte der Aburame Mut zu zureden und versicherte ihr, dass er auf sie aufpassen würde und dafür sorgen würde, dass so etwas Schlimmes nicht mehr passieren würde. Die Kunoichi lauschte nur den Klängen seiner Stimme und war noch so neben der Spur, dass es gar nicht alles so richtig zu ihr durchdrang. Selbst wenn, konnte sie kaum fassen, dass jemand so etwas Nettes zu ihr sagte. Der Kuss war für sie schon fast vergessen, weil sie all diese Sorgen noch im Kopf hatte. Vermutlich würde es ihr später noch einfallen und sie würde sich schrecklich dafür schämen… Aber so langsam beruhigte sich der aufgewühlte Körper der Rosahaarigen und als er sie losließ, rieb sie sich die verheulten Augen. So viele Tränen, wie an diesem Tag, hatte sie lang nicht vergossen…
Aber diesmal würde sie nicht versagen. Sie konnte Mushiro nicht verlieren und würde nun alles tun, um ihn zu schützen, selbst wenn es sie oder ihre kleinen Begleiter das Leben kostete. Bei der Umarmung hatte sie auch dafür gesorgt, dass sie den Rotschopf nicht mehr aus dem Blickwinkel verlieren konnte, denn einer der Parasiten der Aburame hockte nun in seinem Kragen und schmarotzte dort so ein kleines Bisschen Chakra, dass der Genin es nie bemerken würde, wenn sie es ihm nicht verriet. Zwar war sie noch immer ein wenig überfordert und hatte Zweifel, doch sie war sich nun sicherer, dass sie nun tun könnte, was sie musste, um erfolgreicher zu sein. Als er sie aufforderte mit ihr zu gehen, zog sie sich langsam wieder an und nahm den Tochiba an die Hand. Ihr Blick war verlegen und ihre Wangen feuerrot, weil sie so geflennt hatte. Diesmal würde sie ihn ganz sicher nicht im Stich lassen… Wenn sie ihm Kraft gab, wieso sollte das nicht auch andersherum funktionieren?
 
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Mit roten Wangen registrierte Mushiro, dass Ririchiyo seine Hand nahm, und er blickte sie an. Ihr Gesicht war mindestens so gerötet wie das seine, und vermutlich machten sie beide gerade nicht den Eindruck, sich gegen die Welt stellen zu können, aber so einfach sollte es auch gar nicht sein. Wie sollte man denn zeigen, dass man etwas Besonderes war, wenn alles, was man konnte, schon von einem erwartet wurde? Riri und er konnten über sich hinauswachsen, das war doch der ganze Punkt! Schlussendlich würden sie erfolgreich von dieser Mission zurückkehren, jeder würde sie bejubeln und sie konnten zu einem richtigen Pärchen werden, sich vielleicht gemeinsam einen Ruf machen... Vielleicht wurden sie ja als Paar bekannt in der Welt der Shinobi? Berühmt dafür, gemeinsam jede Situation zu überwinden und sich perfekt zu ergänzen...
Ja, diese schönen Vorstellungen begleiteten den Tochiba, während er noch einmal sanft mit seiner Hand über das Gesicht der Pinkhaarigen strich, um ihre noch feuchten Wangen zu trocknen, ehe sie in die Kälte hinaustraten. Dann wagte er den Schritt hinaus, um seine Wünsche endlich wahr werden zu lassen...

Der Weg zurück zu ihrem Ausgangspunkt stellte sich allerdings ein ganzes Stück schwieriger dar als erwartet. Zwar hatte der Schneesturm glücklicherweise entschieden, dass jetzt nicht die Zeit war, die Welt zu umwirbeln, sodass die Luft lediglich von leise tänzelnden Flöckchen erfüllt war, dennoch gab das weite Weiß nicht unbedingt die besten Möglichkeiten, sich zu orientieren. Es war auch nicht unbedingt hilfreich, dass Mushiro immer mal wieder einen leichten Niesanfall bekam, und zwei, drei Mal wurde ihm unerwartet schwindlig, was er zu kaschieren versuchte – dennoch konnte er sich nicht helfen, Ririchiyos Hand etwas fester zu halten, um sich selbst sicher zu fühlen, wann immer es geschah. Nicht, dass die Aburame sich selbst so sicher zu sein schien; auch, wenn sie sich Mühe gab, sie wusste offenbar nicht genau, wo die beiden lang mussten. Mushiro versuchte, ihr zu helfen, versuchte, die paar wenigen erkennbaren Wegpunkte hervorzuheben und nachzusehen, ob ein paar Wege weniger wahrscheinlich waren als andere, aber es lief alles darauf hinaus, dass er ihr vertrauen musste, und das tat er. Er setzte all seinen Glauben in sie, und so bewegten sich die beiden zwar nicht sehr schnell, aber doch ein Stück weit sicher in eine Richtung fort. Und es stellte sich heraus, dass der Weg nicht falsch war, als hoch an einem nahe gelegenen Hang eine Wolke aus Schnee erkennbar wurde. Das war dann wohl ihr Ziel!
Es dauerte nicht lange, hinüber zu eilen, und die beiden kamen gerade rechtzeitig an, um einen lauten Knall zu hören und zu sehen, wie vor ihnen erneut Schnee in die Luft stob, gemeinsam mit einem unter der Explosion schwer hörbaren Schrei. Der kleinen Lawine, die herabrollte, konnten die Shinobi problemlos ausweichen, kam sie doch nicht sehr überraschend...
Nein, die Überraschungen kamen erst kurz darauf.
Es begann damit, dass etwas mit dem Schnee an ihnen vorbeigespült wurde. Vermutlich wäre es Mushiro, der an andere Dinge dachte, kaum aufgefallen, würde sich nicht alles, was nicht weiß war, von dem weißen Hintergrund abheben. So konnte er nicht anders, als willkürlich den Kopf zu drehen und zu sehen, was das war. Kaum erkannte er es, stockte er. Dort, in den kalten Massen... lag ein Mensch! Eingehüllt in dicke Kleidung, lag dort eine junge Frau, die weit weniger erschreckend wäre, würde nicht ein Pfeil ihre Klamotten rot färben. Ein dicker, roter Fleck umgab die Stelle, in der er sich in ihren Körper bohrte – eine Stelle, die suggerierte, dass die eiserne Spitze sie mitten ins Herz getroffen hatte. Reglos lag sie da, atmete nicht, ihre Augen leer, während sie weiter dem gefrorenen Wasser nach unten folgte...
Noch ehe der Rotschopf sich von dem Schock erholen konnte, das erste Mal in seiner Karriere einen Menschen zu sehen, dessen Leben nicht länger in seinem Körper ruhte, stob eine zweite Person aus dem weißen Staub, der die Sicht auf sie versperrt hatte. In die gleichen Winterklamotten gewandet wie die Frau, die gerade in Weiß begraben wurde, warf er zwei kurze Blicke auf die beiden Shinobi, offenbar überrascht, fasste sich aber schnell, indem er sie als die geringere Gefahr abstempelte. Noch bevor er die beiden passierte, wirbelte er herum, vergrub seine Stiefel im Schnee, um Halt zu finden, und warf eine kleine, schwarze Box, die leise piepste. Die Augen Mushiros weiteten sich. „E-eine Bom-...?“
Er konnte das Wort nicht beenden, ehe die Bombe auch schon von einem Pfeil durchbohrt wurde, der große Ähnlichkeit zu dem in der Brust einer gewissen Person aufwies. Die Plastikverkleidung splitterte ab, und beides landete harmlos im Schnee. Furchterregend war bloß, dass die Silhouette, die gerade in den letzten Resten der Schneewolke sichtbar wurde, mit eingeschränkter Sicht exakt die Mitte der Box getroffen hatte.
Noch furchterregender wurde es, als Mushiro die roten Flecken auf dem Mantel des Mannes sah, der ihn und Ririchiyo zuvor gerettet hatte und jetzt unverletzt und unberührt vor ihnen stand, eiskalt die Armbrust nachladend, die er in der Hand hielt. „Ihr zwei seid also immer noch da...“, murrte er leise, während er den Pfeil einrasten ließ und die Waffe anhob. „Naja, wenn ihr nicht verschwindet, könnt ihr euch wenigstens nützlich machen.“ Die Spitze seines Pfeils deutete direkt auf den Terroristen, der nervös und angespannt dastand und den Schützen durch seine dicke Schneebrille anstarrte. „Den Rest habe ich schon erledigt, aber ihr Anführer will sich nicht erwischen lassen... wenn ihr eure Zeit nicht vollkommen verschwendet haben wollt, haltet ihn fest!“
 
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Egal wie sehr sie versuchte stark zu sein und nicht daran zu denken… Immer wieder wurde Ririchiyo von der Angst eingeholt. Diese Mission war nichts für sie und genauso wenig für die anderen beiden Genin in ihrem Team. Dem war sie sich bewusst, aber es gab einfach wirklich gar keine Möglichkeit einen anderen Weg zu nehmen als diesen. Sie hielt sich angespannt an Mushiros Hand fest, weil diese das einzige war, was ihr noch irgendwie Sicherheit und Vertrauen gab. So recht wusste sie nicht was sie mit all dem anfangen sollte. Was erwartete sie? Was würde passieren? Sie rechnete eigentlich mit dem Schlimmsten und genau das machte sie so fertig…
Gemeinsam mit ihrem Begleiter, dessen Hand sie die ganze Zeit über festhielt, suchte sie den Weg zurück. Obwohl sie nicht wie Mushiro ohnmächtig gewesen war, war sie doch eine gewisse andere Art von Ohnmacht zu diesem Zeitpunkt überkommen. Sie hatte solche Angst vor allem… Und das Schlimmste in dieser Situation war, dass der Rotschopf so niedergestreckt worden war und sie sich schrecklich um ihn gesorgt hatte. Während sie versuchten den Weg nachzuvollziehen, kamen in ihr immer wieder die Erinnerungen daran durch und sie machten ihr nur noch mehr Angst. Dass es Mushiro dabei körperlich nicht allzu gut ging, blieb ihr natürlich auch nicht verborgen. Sie sorgte sich so um ihn… um diese Menschen… diese Situation… Einfach alles hier war so traurig, erdrückend und angsteinflößend… Aber die Hand, welche ihre hielt und sie mit sich zog, hielt sie davon ab Panik zu bekommen und den Verstand zu verlieren. Sie musste weitergehen. Mushiro brauchte sie… genau wie all die Menschen hier, die sonst niemanden hatten, der sich für sie einsetzte. Allerdings wusste Ririchiyo zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht was diese Mission mit ihr machen würde…

Es war zunächst nur ein lauter Knall, der ihr Herz zum Rasen brachte. Als dem ein lauter Schrei folgte, zog sich alles in ihr zusammen. Wieder kam ein Anflug von Angst in ihr auf und sie wollte zu gern Mushiro schnappen und umkehren, doch diese Möglichkeit stand nicht zur Debatte. Sie hatte sich geschworen ihn zu schützen und alles zu tun, um das hier irgendwie mit Erfolg hinter sich zu bringen. Nur Sekunden später, war Ririchiyo unfassbar kurz davor sich zu übergeben. Alles in ihr schrie danach einfach die Augen zu zukneifen, sich die Ohren zu zuhalten und darauf zu warten, dass sie an einem anderen Ort war. Sie sah den leblosen Körper… Den Pfeil… Das Blut… Augenblicklich ließ sie Mushiros Hand los und presste sich beide vor den Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie erstarrte. In ihrem ganzen Leben hatte Ririchiyo keinen toten Menschen gesehen… und diese Augen… diese leeren Augen starrten durch sie hindurch. Es zog einfach an ihnen vorbei… Ihr ganzer Körper zitterte… Das war einfach viel zu viel…
Als sie die Bombe sah, die auf sie zuflog, nahm sie schon nur noch dumpf wahr, was um sie herum passierte. Sie sah zu dem Rotschopf, der noch etwas mehr zu realisieren schien, was um sie herum passierte. Eigentlich hatte sie schon damit abgeschlossen, dass es nun vorbei war… Doch der Schuss eines Pfeils verdeutlichte, dass diese Qualen kein Ende fanden… Die Aburame sah, wie die Bombe auseinanderflog und nahm eine Stimme wahr, die sie vor nicht allzu langer Zeit schon so gequält hatte. Er… er hatte sie erledigt? Den Rest? Wie viele Menschen mussten hier sterben? Wieder wurde ihr schlecht. Sie sollten ihm helfen noch einen zu töten? Das könnte sie niemals verantworten! Sie musste etwas tun, um ihn davon abzuhalten ein weiteres Leben auszulöschen. Alle! Sie alle müssten aufhören sich zu bekämpfen! »Das muss aufhören…«, flüsterte sie leise, während ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Ich muss etwas tun…« Kaum hatte sie das von sich gegeben, entflohen unzählige Insekten den Körper der Aburame. Sie berücksichtigte nicht mehr, dass dies kein guter Ort dafür war. Es war nicht mehr wichtig, was passieren würde… Das Einzige, was wichtig war, war dass all das hier aufhörte. So viele Insekten türmten sich hinter der Aburame auf, dass sie die Körpergröße der Kunoichi weit überstiegen. Hastig flogen unzählige Käfer nervös hin und her, sodass um sie herum kaum noch etwas anderes zu sehen war. Meterweit war die verschneite Landschaft von Insekten überseht. Sie fiel auf die Knie, stemmte die Hände auf den Boden und eine riesige Insektensäule entstand, die auf den Mann mit der Armbrust und seinen Gegner zuflog. »Mushiro! Hilf mir!«, heulte sie ihm verzweifelt entgegen. Er konnte ihr doch sicher helfen, oder? Sie mussten doch irgendwie dafür sorgen, dass all das ein Ende nahm…
 
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Die Situation war für Mushiro ebenso schlimm wie für Ririchiyo. Ungläubig blickte er in Richtung des Mannes mit der Armbrust, hörte ihn kaum, während er spürte, wie seine Beine sich immer unsicherer und schwächer anfühlten. Er verstand nicht, wie er überhaupt noch stehen konnte, aber er stand – ob er das nun wollte oder nicht. Was dabei seinen Kopf einnahm, war nicht Angst oder Überraschung, Irritation, Zorn oder Liebe, sondern nur die Gewissheit, dass hier Menschen gestorben waren. Von Anfang an, schon ehe er sich für seine Ausbildung zum Shinobi entschieden hatte, war ihm bewusst gewesen, dass man sich als Ninja mit dem Tod auseinandersetzen musste, dass es alltäglich werden würde, und er war davon ausgegangen, dass es ihn nicht berühren würde, wenn es geschah, dass es so dumpf und bedeutungslos war wie so viele Dinge im Leben. Er hatte sich geirrt. Obwohl er grundsätzlich erwartet hatte, irgendwann mit dem Tod in Kontakt zu kommen, traf die Erkenntnis, dass genau das gerade passiert war, ihn viel intensiver, als er es je für möglich gehalten hätte. Wie betäubt stand er da, blickte durch die Bedrohung vor ihm hindurch, nahm selbst das laute Brummen hinter ihm nur unwirklich wahr. Was ihn in die echte Welt zurückholte, war die Stimme des Mädchens, das er liebte: »Mushiro! Hilf mir!«

Ein ganzer Schwarm Insekten steuerte auf den unhöflichen Mann von zuvor zu, der eine Grimasse ziehend zur Seite ausweichen wollte. Nun war es nicht so einfach, aus dem Weg einer lebendigen Masse an Käfern zu entkommen; sie folgten ihm, versuchten, ihn in einer schwarzen Wolke einzufangen. „Tch!“, stieß der Agent verärgert aus. „Wenn ihr euch gegen den Feudalherr stellen wollt, von mir aus! Wer braucht euch schon?“ Aus der Schwärze stobend, richtete er die Armbrust auf Ririchiyo, die am Boden kniete, und Mushiro wurde klar, was er gerade tat. Die ganze Zeit hatte er, der ach so große Tochiba, nur da gestanden, während Riri in die Offensive übergegangen war. Jetzt huschte er herüber, stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor sie. Er hatte sie hier herausgelockt, hatte ihr gesagt, dass er sie beschützen würde, und doch hatte bis jetzt nur sie etwas getan. Das hier war seine Aufgabe! Er musste dafür sorgen, dass ihr nichts geschah! Deshalb stand er jetzt vor ihr, in der Schussbahn dieser mörderischen Armbrust...
„Wenn du an sie ran willst, musst du an mir vorbei!“, schrie der Rotschopf seinem Gegenüber entgegen, was dieses nur zum Grinsen brachte. „Das dürfte kein Problem sein“, war die simple Antwort, während der Arm mit der Schusswaffe sich leicht anpasste, um direkt auf das Herz des Jungen zu zielen. Das war gut, fiel Mushiro auf. In dem Winkel konnte er Ririchiyo nicht treffen. Wenn er im letzten Moment nach rechts auswich, dann würden sie beide diesen Schuss überstehen und es gäbe vielleicht eine Eröffnung, während der Mann wieder in der Schwärze der Käfer verschwand. Dass diese lebende Wolke ziemlich schnell langsamer und weniger dicht wurde, fiel ihm gerade kaum auf – sein Fokus lag an anderer Stelle. Nervös betrachtete er den Finger, der langsam auf den Abzug niederging... und wurde dann von einem Piepsen abgelenkt.
Auch der Mann bemerkte die Bombe, die direkt vor seinem Gesicht niederging, während sie zum zweiten Mal piepste. Wie in Zeitlupe sah Mushiro, wie er sich zurücklehnte und die Armbrust zurückzog, um sie kurz darauf kraftvoll gegen die Bombe zu schlagen. Im Bruchteil einer Sekunde ging sie hoch, nur wenige Meter entfernt, wo sich der Schnee gleich wieder auseinander stiebend zur Wolke erhob. Ebenso schnell tauchte der Terrorist vor den Augen Mushiros auf, den rechten Arm mit einer weiteren Bombe in der Hand zum Werfen zurückgezogen. Dieses Mal wollte er wohl statt einem hohen, herabsinkenden Wurf wie eben eine gerade Linie in Richtung der Füße des Gegners zurücklegen, während dieser aus dem Gleichgewicht war... die beiden kämpften auf einem ganz anderen Niveau, als Mushiro und Ririchiyo es könnten. Dieses Niveau wurde nur noch deutlicher, als der Gegner noch im Fallen einen Schuss mit seiner Armbrust feuerte und dabei mitten in die Schulter des Terroristen traf, der vor Schmerz die Bombe fallen ließ und zurücktaumelte. Die Bombe landete direkt neben Mushiro auf dem Boden, ihr Besitzer fiel einen knappen Meter hinter ihm und hielt sich verzweifelt die Schulter. Ihr Jäger rollte sich gerade wieder auf die Beine und wedelte mit seiner Waffe, um die letzten Käfer zu verscheuchen, die hartnäckig den Temperaturen trotzten, um ihre Herrin zu beschützen. Mit der anderen Hand zog er einen weiteren Pfeil hervor und lud seine Armbrust nach, ehe er damit in Richtung der beiden Shinobi und des Pyrotechnikers deutete – genauer gesagt auf Mushiro, der beschützend vor den beiden anderen stand und die Bombe, die eben noch neben seinem Fuß gelegen hatte, vor sich hielt. Ohne nachzudenken hatte er sie sich geschnappt und diese Position eingenommen – jetzt zauberte er ein selbstsicheres Lächeln auf sein Gesicht, um zu zeigen, dass er im Vorteil war, doch in seiner Anspannung zuckten seine Muskeln leicht, und er schaffte es nicht, das vor seinem Gegner zu verbergen. Trotzdem... er stellte hier die letzte Verteidigung dar. Er musste darauf achten, dass den beiden anderen nichts passierte...
„Leg s-sofort die Waffe hin! Ich warne d-dich! Wenn du die A-A-Armbrust nicht loslässt, sprenge ich dich in die Luft!“ Theoretisch konnte Mushiro das. Nach einem kurzen Blick auf die Bombe hatte sein Gedächtnis das Bild gespeichert, das er die ganze Zeit vor sich sah: Die Knöpfe auf dem kleinen Gerät, die Anzeige, auf der 00:03 zu sehen war. Er hielt sie genau wie der Terrorist es getan hatte, und direkt unter seinem Daumen spürte er einen Knopf liegen, der sie sicher zündete. Dann hatte er wohl drei Sekunden, um sie loszuwerden. Er wusste, wie er aus dieser Sache herauskam. Warum also war er so angespannt...? Und warum war der Mann, dem er sich stellte, es nicht? Leise lachend richtete er seine Waffe genauer aus. „Schön, dass du Nervensäge mir einen Grund gibst. Sprich deine letzten Gebete.“ „Ich meine es ernst!“, schrie der Rotschopf, während er beobachtete, wie der behandschuhte Finger des Mannes langsam den Abzug drückte. Mit einem leisen Klicken löste sich der Mechanismus, und der Pfeil schoss los. Unweigerlich schloss Mushiro die Augen, zitterte. Das hier war das Ende. An dieser Stelle starb er. Er hatte nur noch einen Gedanken.
„Entschuldige, Ririchiyo... dabei habe ich es dir versprochen...“
Dann endete dieser ewige, stille Moment in einem leisen Klirren.

Als Mushiro die Augen öffnete, konnte er nicht anders als zu merken, dass er noch lebte. Sein Blick richtete sich nach unten, auf den Pfeil, auf dessen Spitze, die er durch das rote, durchsichtige Glas in seiner Hand erkennen konnte. In diesem Moment realisierte er nicht, dass er kein Glas, sondern eine Bombe gehalten hatte. Ebenso wenig realisierte er, dass das kein Glas, sondern Kristall war, oder dass er es gewesen war, der das Plastik kristallisiert hatte. Ihm wurde nur klar, dass er noch lebte. Im nächsten Moment fielen der zerbrechende Kristall und der Pfeil darin zu Boden, als der Tochiba instinktiv tat, was er schon so viele Male zuvor getan hatte: Er tackelte einen größeren, älteren und stärkeren Jungen, um ihn zu Boden zu stoßen.
Diese Eröffnung war alles, was der Anführer der Terroristen brauchte. Er kam schnell auf die Beine und schnappte sich Ririchiyo mit seinem kräftigen, unverletzten Arm. Die andere Hand hielt er ihr über die Augen, während er an den beiden Kämpfenden vorbei nach oben stürmte, die letzten Meter zur Basis der Gruppe zurücklegend. An den leblosen Körpern seiner Kameraden und ihrem Zelt vorbeistürmend, biss er sich auf die Lippe, ehe er erreichte, wonach er suchte: Das Schneemobil. Überrascht realisierte er, dass jemand mit dem Rücken daran gelehnt dort saß, eine Hand auf die Brust seines blutigen Hemdes gepresst. Der Mann blickte vorsichtig zu ihm auf, dann senkte er beschämt die Augen. „B-Boss...“ „Nicht jetzt.“ Der Anführer der Terroristen drückte seinem Partner die junge Kunoichi in die Hand und zog vorsichtig den Pfeil aus seiner Schulter, ehe er sich auf das Fahrzeug setzte und auf den hinteren Sitz zeigte. „Steig schnell auf. Und pass auf, dass das Mädchen nichts sieht...“
Verzweifelt versuchte Mushiro, sich aufzurappeln, als sein Gegner ihn von sich heruntergestoßen hatte. Er hatte sich gut gehalten, aber schlussendlich konnte er sich mit Erwachsenen genauso wenig anlegen wie mit Kindern. Daran musste er arbeiten, wenn er Ririchiyo beschützen wollte. Sein Gegner schnappte sich gerade wieder seine Armbrust und richtete sie blitzschnell auf den Jungen, dann drückte er ab. Die Flüche, die er ausstieß, wurden übertönt von dem plötzlichen Aufröhren einer Maschine, und mit einem mal raste ein Schneemobil zu den beiden herab, kam kurz neben dem Rotschopf zu stehen, als auch schon ein fremder Mann die Hand nach ihm ausstieg. „Steig auf!“, meinte er und zog ihn geradezu hoch, was Mushiro sich gefallen ließ, weil er etwas sah, das Erleichterung in ihm wachrief: den pinken Schopf seiner geliebten Ririchiyo. Während das Fahrzeug wieder aufröhrte und durch den Schnee schoss, kam auch der Jäger wieder hoch, hinterließ ihnen einen letzten Pfeil, der Meter neben ihnen im kalten Weiß landete. Das war das Letzte, was die Gruppe von ihm mitbekam, ehe sie sich endgültig von ihm entfernten...

Gut zwei Stunden später saßen die vier in einer kleinen, steinernen Höhle. Die beiden Terroristen hatten sich verbunden mit Material aus einem Erste-Hilfe-Set, das wohl mit dem Schneemobil mittransportiert wurde. Jetzt lag eine große Stille über ihnen, und die Bedrückung der beiden Erwachsenen war deutlich zu spüren. Mushiro fühlte sich auch nicht viel besser, und er ging davon aus, dass es bei Riri ähnlich war. Schlussendlich war es der Anführer, der die Stille brach. „Die Aktion war ein Erfolg“, meinte er, und man konnte nicht sicher sein, ob er mit seinem Untergebenen sprach oder es eher sich selbst sagte. „Ich würde mich besser fühlen, wenn wir die beiden letzten Sprengungen noch gemacht hätten, aber es wird reichen, um den Feudallord von seinem Projekt abzuhalten. Das Gebiet ist jetzt instabil genug... das Risiko bei Bohrungen wäre zu groß.“ Langsam nickte er, und nach einer kurzen Pause beendete er den Gedanken: „Sie sind nicht grundlos gestorben. Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Sein Gegenüber gab nur ein kurzes „Mhm“ von sich. Dieser zweite Mann schien wirklich mitgenommen zu sein von den Geschehnissen, weniger gefasst als sein Boss. Er hatte offenbar leichte Erfrierungen in seinem Gesicht gehabt, die von Tränen gerührt hatten. Sein Überleben war eher ein Wunder als Glück, hatte der Pfeil dieses Mannes doch tatsächlich sein Herz um einige Zentimeter verfehlt und keine tatsächlichen Schäden verursacht, obwohl all seine anderen Schüsse von perfekter Präzision gezeugt hatten. Nach einer weiteren Weile stand sein Leiter auf und er blickte zu ihm hoch, seine Augen schon wieder feucht. Dann stand er ebenfalls auf. „Gut, du bist offenbar wieder bereit... dann lass uns gehen. Der Auftrag hier ist beendet. Wir kehren zur Zentrale zurück.“ Beide gingen hinüber zum engen Eingang der Höhle, wollten sich gerade hindurch zwängen, als der Untergebene sich noch einmal herumdrehte und einen Kompass auf den Boden legte. „Ähm...“, meinte er eloquent und wandte den Kopf ab. „Das Dorf... liegt etwa zweihundertfünfzig Meter südwestlich von hier... Viel Glück euch beiden, und nochmal vielen Dank!“ Dann verschwanden sie. Mushiro und Ririchiyo waren allein. Der Tochiba wusste nicht, was er sagen sollte. Er war froh, dass sie beide praktisch unverletzt aus der Sache herausgekommen waren. Trotzdem... die Welt war gerade nicht in Ordnung.
Überhaupt nicht...
 
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In Ririchiyos Kopf war es leer geworden. Sie verwendete gerade all ihre Energie darauf das hier zu beenden. Alles, was sie an Chakra hatte, entlud sie für ihre Attacken, die sie den Angreifern entgegenbrachte. Die Aburame war nicht darauf aus, dass hier jemand gewann oder verlor. Nachdem sie den in Blut getränkten Schnee und die leblosen Körper der hier Verstorbenen gesehen hatte, gab es kein Ziel mehr, das es anzustreben galt. Alles um sie herum und ihre ganze Situation war absolut irrelevant geworden, während sie nur noch eine einzige Aufgabe vor sich sah, die es mit all ihrer Macht zu erfüllen galt: Sie musste das beenden. Kein Blut sollte hier mehr fließen, niemand sollte mehr leiden und all das musste ein Ende haben! Selbst wenn sie dabei selbst verwundet wurde oder sonst was mit ihr passierte. Dieser Wahnsinn musste ein Ende haben! Dementsprechend quälte sie auch ihre Käfer gerade mit allem was sie hatte, trotz der Kälte und nutzte ihr ganzes Chakra, um jegliche Angriffe, die hier hin und her gingen, aufzuhalten. Es war kalt, sie war erschöpft und ging schon lang über ihre Grenzen hinaus, doch das bemerkte sie gar nicht mehr, da so viel Adrenalin durch ihre Adern floss… Ririchiyo vertraute auf Mushiro. Sie glaubte an sein Versprechen und daran, dass er sich selbst und sie schützen würde. Er half ihr sicher dabei… Ganz egal wie große Sorgen sie sich machte, als er sich vor sie stellte, um sie mit ihrem Körper zu decken. Sie hatte ihn darum gebeten ihr zu helfen und deshalb wusste sie, dass er alles dafür tat, dass sie beide hier wieder unversehrt nach Hause gehen konnten. So richtig bekam Ririchiyo nicht mehr mit was um sie herum passierte. Sie realisierte, dass es wieder um Bomben und Pfeile ging, doch war sie damit beschäftigt alle Angriffe aufzuhalten, die irgendjemanden gefährden könnte. Mit den Käfern lenkte sie des Öfteren die Pfeile des Mannes ab und sorgte dafür, dass die Bomben nicht zu nahe an irgendjemanden heran kamen… Als sie dann realisierte, dass Mushiro eine in seinen Händen hielt und damit drohte den Mann mit sich in den Tod zu reißen, wurde sie erst wieder richtig wach. Alles schien stehen zu bleiben für einen Moment lang und mit aufgerissenen Augen blickte sie ihm entgegen. Hastig versuchte sich der zierliche, angeschlagene Körper der Kunoichi irgendwie aufzurichten, doch in den Schneemengen war es kaum möglich. Das war nicht, was sie abgemacht hatten! Aber sie kam nicht weiter… Verzweifelt starrte sie den roten Schopf an, den sie selbst im dichtesten Schneesturm jederzeit hätte erkennen können… Dann packte sie jemand und hob sie einfach an. Ihr fehlte die Kraft dazu sich zu wehren und die übrig gebliebenen Käfer kehrten zu ihr zurück… Es war so kalt, sie hatte Angst, war völlig überfordert… »Mushiro…«, murmelte sie leise, während der Mann sie ermahnte keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen… Sie bekam nicht mehr viel von dem mit, was noch um sie herum passierte. Stocksteif und angespannt hockte sie auf dem Schneemobil, während ihr ein fremder Mensch die Augen zuhielt. Gar nichts in ihr regte sich noch und erst als sie losfuhren, ließ der Mann sie los. Als sie wieder sehen konnte, wagte sie kaum sich umzudrehen, doch dann überkam sie die Erleichterung, als ihre blauen Augen Mushiro sahen, der weitestgehend unverletzt wirkte… Ein wenig sackte sie in sich zusammen. Zwar war sie Kunoichi, aber darauf hatte sie niemand vorbereitet…

Das Zeitgefühl war ihr völlig abhanden gekommen. Sie hockte auf dem kalten Boden der Felshöhle und starrte an die Wand, immer wieder vorbei an den Leuten, die sie ständig anblickten. Es war so still, dass sie das Gefühl hatte ihr Atem war unerträglich laut. Sie fühlte sich leer und das in vielerlei Hinsicht. Viele ihrer Käfer waren in der Kälte gestorben… Menschen waren gestorben… andere litten noch immer schreckliche Qualen. Obwohl Mushiro ihr solche Hoffnungen gemacht hatte, fühlte sie nun nur noch die Scham darüber so jämmerlich versagt zu haben. Sie hatte nicht einmal mehr ein paar Tränen dafür übrig. Trotzdem sie sich so hundeelend fühlte, hatte sie vermutlich schon alle Tränen, die sie noch gehabt hatte, ausgeweint. Was der Anführer der Truppe von sich gab, machte in ihrem Kopf wenig Sinn. Was hatte man hier bitte erreicht? Ririchiyo hatte das Gefühl die ganze Zeit alles falsch gemacht zu haben. Egal auf wen sie sich eingelassen und wen sie unterstützt oder bekämpft hatten… Alle waren hier falsch… Alles hier war schrecklich… Funktionierte die Welt so? Ein Böser stellte sich gegen den anderen? Sie hatte die Welt nie mit diesen Augen gesehen… und genau das sah man den sonst so strahlend blauen Iriden der Kunoichi an. Sie waren leer. Selbst in dem Moment, in dem sie Terroristen gingen, regte sich nichts. Kein Ton entwich ihren Lippen und sie starrte gen Boden. Es gab hier nichts zu sagen. Sie stimmte mit diesen Menschen nicht überein. Genauso wenig mit dem Drahtzieher… Alles hier war einfach nur falsch! Ganz egal, ob sie das Leben dieser Menschen gerettet oder beeinflusst hatte. Es war alles für die Katz.
Nun waren sie allein in der Höhle. Ririchiyo hatte erwartet, dass sie heulen würde, wenn es so weit war. Stattdessen lehnte sie sich an die Wand und spürte wie erschöpft ihr Körper gewesen war. Sie hatte wirklich viel Chakra verbraucht und unzählige ihrer jahrelangen Begleiter waren im Kampf für sie allein gestorben. Was hatten sie erreicht? Gab es überhaupt irgendetwas, was sie vorzuweisen hatten? Konnte man in diesem Spiel überhaupt gewinnen? Mit trockener Kehle gab es nur einen Satz, den sie herausbrachte. Der einzige Gedanke, den sie überhaupt fassen und das sie übermannende Gefühl, welches sie mit Nachdruck die ganze Zeit verfolgt hatte: »Mushiro… Ich hasse Schnee…«
 
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Still und kalt, so konnte man den Moment am besten beschreiben. Es war alles so schmerzhaft, auch wenn die beiden Shinobi ohne jede Wunde davongekommen waren. Nun, zumindest Mushiros Kopf gab sich alle Mühe, ihm auch physischen Schmerz zuzufügen, und demonstrierte das nach außen hin mit einer ungesunden Hitze, die es ihm nicht ganz leicht machte, sich zu konzentrieren, aber der größere Schmerz lag in seinem Inneren, und er spürte richtig, dass Ririchiyo das Gleiche fühlte. Vermutlich war es für sie sogar noch schlimmer. Er war ein Junge, der zu brutalen Geschichten von Kämpfen zwischen Shinobi, Blut, Folter und Tod aufgewachsen war und sich gewünscht hatte, Teil dieser Welt zu werden, um sein Land genau wegen solchen Dingen zu rächen und vor ihnen zu beschützen. Riri war ein unschuldiges Mädchen, dessen Herkunft vermutlich eine große Rolle dabei gespielt hatte, dass sie überhaupt Shinobi geworden war. Die Zähne zusammenbeißend blickte er auf das eisige Gestein, das den Boden der Höhle darstellte, wünschte sich, er könnte irgendetwas dafür tun, dass sie sich besser fühlte. Sie sagte etwas darüber, dass sie Schnee hassen würde, und er spürte, dass das seine einzige Möglichkeit sein würde, ihr zu helfen, aber er wusste nicht, wie. Ein paar Sekunden verstrichen in völliger, enttäuschter Stille, ehe er sich dazu zwang, den Mund aufzumachen: „Ich hasse Schnee auch!“ Er hatte es ruhig sagen wollen, besänftigend, mitfühlend, aber jetzt, wo er es herauszwang, klang es anders... nachdrücklich, ein wenig wütend. Kein Tonfall, den man mit jemandem anschlagen sollte, der gerade traurig oder verletzt war. Sich selbst auf die Lippe beißend, brachte der Tochiba sich dazu, ruhiger zu werden. Ja, die Situation war furchtbar. Er fühlte sich nicht wohl damit und er wollte hier raus. Aber das war alles nicht wichtig. Ririchiyo litt. Ririchiyo, ein Mädchen, für das er so tiefe Gefühle hegte, war dabei, an den widrigen Umständen zu leiden. Es brachte gar nichts, deprimiert zu sein oder seine Abneigung gegenüber Schnee auszustoßen. Tief atmend, rückte er näher an sie heran und blickte ihr in die Augen, ehe er die Arme um sie legte. „Entschuldige, Riri-chan...“, murmelte er, spürte ihren Körper an seinem. Besonders konnte er die Haut in ihrem Gesicht spüren, wo sie direkten Kontakt hatten, Wange an Wange. Gegen seine glühende Haut fühlte sie sich so kalt an... und so angenehm. Sein verschleierter Verstand realisierte nur dieses Gefühl der Geborgenheit, ein Gefühl, das ihm sagte, dass es ihm nie besser gehen könnte als mit diesem Mädchen in seinen Armen, und er musste sich anstrengen, damit sein angespannter Körper nicht einfach von der Erschöpfung übermannt und zum Einschlafen gezwungen wurde. Es war einfach so schön, ihr nahe zu sein...
Nach einer kurzen Weile zog er sich wieder zurück, blickte sie aus tränenden Augen an. Er konnte sie nicht zurückhalten, wenn er daran dachte, was er ihr alles angetan hatte. „Es tut mir so leid“, stieß er erneut hervor, der Kloß in seinem Hals klar hörbar. Er war es, der sie dazu gebracht hatte, aus der sicheren Berghütte zu verschwinden. Außerdem war er so besessen darauf gewesen, es den Terroristen zu zeigen, obwohl das eigentlich nicht einmal Teil ihrer Mission war. Seinetwegen hatte sie sich in die Tiefen des Schnees gewagt, und obwohl er gesagt hatte, er würde sie beschützen, hatte sie an seiner Seite solche emotionalen Wunden davongetragen... „Das ist alles meine Schuld! Nur wegen mir musstest du so leiden!“ Er konnte sein Schluchzen kaum noch zurückhalten, und seiner Geliebten in die Augen zu sehen war auch nicht mehr möglich. Stattdessen blickte er meidend auf den Boden neben sich, erfolglos versuchend, die Tränen zu unterdrücken, und sprach seine größte Angst aus: „Riri-chan... du musst mich wirklich hassen...“ Er wusste, dass er es verdient hatte. Sie hatte alles Recht dazu. Aber allein der Gedanke daran packte sein Herz so kräftig, dass er zu spüren glaubte, wie das Blut herausgepresst wurde.

Unabhängig davon, wie er sich fühlte, war ihm aber klar, dass sie früher oder später von hier verschwinden mussten. Nach einer weiteren Weile, als er das Gefühl hatte, dass er es nicht länger herauszögern konnte, öffnete er also wieder den Mund: „R-Riri... chiyo... Wir sollten langsam zurückgehen...“ Er biss die Zähne zusammen und presste die Augen zu, dann konzentrierte er sich auf seine Atmung und entspannte sich wieder. „Dann können wir endlich zurück nach Hause... raus aus diesem furchtbaren Schnee...“
 
Beiträge
244
Alter
15 Jahre
Größe
1,53m
Fraktion
Shiro
Dorf
Konoha
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Es war so kalt… Ririchiyo spürte, wie ihr ganzer Körper sich unter dem unangenehmen Gefühl der Kälte immer schwerer und schwächer anfühlte. Abgesehen von den vielen unterschiedlichen Emotionen, die ihren Gedanken beschäftigten, fühlte sich die Aburame ziemlich leer. Dies lag vermutlich daran, dass die Kunoichi es gewohnt war um einiges mehr an ihren kleinen Begleitern bei sich zu haben, doch diese mussten sich von diesem Schlag erst wieder erholen. Hatte sie eine gute Entscheidung getroffen? War es berechtigt, dass die Situation nun so war? Hatte das irgendetwas gebracht? Nein. Das alles war nicht fair. Obwohl sie sich bemüht hatte, war ihr doch bewusst, dass sie von Anfang an keine Chance gehabt hatten. Es war keine Mission für Genin, schon gar nicht für zwei Anfänger wie Ririchiyo und Mushiro. Das hatte sie gewusst, aber sie konnte niemanden aufgeben. Selbst in ihrem schwachen Moment hatte sie etwas angetrieben. Aber sie zweifelte an dieser Entscheidung. Was hatten sie davon, dass sie all das auf sich genommen hatten. Erreicht wurde nichts, gelitten hatten sie viel und sie würden nach Hause gehen, während die Kunoichi das niederschmetternde Gefühl nicht loswerden würde, eine jämmerliche Versagerin zu sein…
Starr blickten ihre blauen Augen auf den Fußboden, als sie da so saß. Sie hasste Schnee. All das hier. Ein leichter Schrecken durchzuckte sie, als sie den energischen Tonfall ihres Begleiters hörte. Ihr Blick war ihm zugewandt, als sie erblickte, wie er sich auf die Lippe biss. Immerhin teilte er ihr Leid. Nein, das stimmte so nicht. Ririchiyo war nicht froh darüber, dass sie dasselbe schreckliche Gefühl erlebten. Sie hätte es ihm gern abgenommen, doch wäre es für sie allein nicht zu tragen gewesen. Sie blickte wieder nach unten und etwas in ihr zwang ihr ein Schmunzeln auf die Lippen, das sie nicht ausblenden konnte. Woher es genau kam, konnte sie nicht einschätzen. Womöglich war sie nicht mehr bei Sinnen. Ein wenig steif ließ sie sich regungslos von Mushiro umarmen, stützte dann aber doch ihren Kopf auf seine Schulter. Er entschuldigte sich. Wie dumm… Dabei hatte er nur alles gegeben. Etwas, was sie sicher auch getan hätte, wäre sie in seiner Position gewesen. Sie blieb einfach still und ließ sich von seiner Hitze etwas aufwärmen, denn ihr Körper fühlte sich wirklich schlapp und kalt an…

Als er sie wieder losließ, blickte sie ihn noch immer ein wenig ausdruckslos an. Erst als er sich mehrfach bei ihr dafür entschuldige, all die Schuld für das was passiert war auf sich nahm und ihr unterstellte, dass sie ihn hassen musste, kehrte wieder etwas mehr Wärme in ihr Gesicht zurück. Stumm schüttelte sie den Kopf. »Alles ist in Ordnung…«, flüsterte sie leise, während sie ihren Arm hob und über den roten Schopf des Jungen streichelte. »Ich weiß, dass du wirklich alles gegeben hast… Für mich und all die anderen… Vielen Dank.« Nach einer Weile, als sie glaubte, dass es langsam genügte, nahm sie ihren Arm wieder nach unten. Sie spürte, dass ihr Herz sich langsam wieder beruhigte und sie begann sich mit dem Versagenserlebnis und dem großen Verlust abzufinden. Was sollten sie weiter trauern? Es war verloren und irgendwann sicher wieder vergessen. Etwas, woran man wachsen konnte, nein… musste. »Lass uns nach Hause gehen.«, stimmte sie deshalb zu. Vorsichtig rappelte sie sich auf und bot ihm ihre Hand zum Aufstehen an. Sie wusste, dass er sich sicherlich schlecht fühlte, weshalb sie auch bereit war zum Trost seine Hand für eine Weile zu halten. Zwar konnte sie den Moment nicht vergessen, in dem er stark und sicher gewesen war, aber… irgendwie hatte sie noch immer das Bedürfnis auf ihn zu achten und ihn zu schützen… Er war wie ein kleiner, roter Glücksbringer…
 
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