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Wohnung von Nara Noboru

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Shiori

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Der Wind heulte unaufhörlich, ließ Fensterläden klappern und warf Blumentöpfe um und ruinierte Gärten. Die Regentropfen prasselten auf den Fensterscheiben, während die Wolken die Welt mit Dunkelheit zu überziehen schienen. Der Sturm ließ den Himmel in tiefster Schwärze erscheinen, als würden sie sogar das geringste Licht, das von Mond und Sternen ausging, mühelos verschlucken können. Es war eine bedrückende Düsternis, begleitet von Sturmgeheul und einem wahren Regenguss, der die Bordsteine Shirogakures geradezu flutete und das Regenwasser in Sturzbächen hinunterjagen ließ.

Dies war eine Zeit, in der man keinen Hund vor die Tür jagen mochte, eine wahre, dunkle, stürmische Nacht. Seltsam, dass man dieses Szenario eigentlich schlechten Autoren vorwarf, die verzweifelt versuchten, eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre zu erzeugen. So ein Quatsch, Kritiker hatten nur einfach keine Ahnung, wie schlecht das Wetter des Nachts sein konnte. Nara Noboru – spät von seiner Mission heimgekehrt und überraschend in diesen plötzlichen Sommersturm geraten – verkniff sich einen Fluch, als er sich von seinen Kollegen verabschiedete und im Abenteurertrab die Straße zu seinem Haus hinunterlief, Kapuze der Regenjacke tief ins Gesicht gezogen. Sinnlose Ausrüstung, dachte sich zumindest der Nara, der mit Unmut feststellte, dass lediglich sein T-Shirt nicht unter die Kategorie „tropfnass“ fiel. Die Kapuze hatte er mehrfach in den Nacken schlagen müssen und somit befand er sich an einem Punkt, an der er ohnehin nicht mehr nasser werden konnte.
Und so etwas nannte sich Sommer.

Er war gerade dabei, seine Gedanken schweifen zu lassen und sich auf seine Wohnung zu freuen, als er im überdachten Hauseingang eine Gestalt erblickte, die ihm doch arg bekannt vorkam. Es war gar nicht lange her, Trauerzeit hatte er kaum gehabt und er hatte eine kurze Mission hinter sich. Dennoch konnte er sich vorstellen, dass die Hyuuga durchaus mit ihm zu reden hatte. Und dennoch war er beeindruckt, dass sie tatsächlich so lange gewartet hatte, um ihn abzufangen.
Doch was er weiter dachte, blieb ein Mysterium. Er bedachte die Besucherin nur mit einem kurzen Blick, ehe er mit dem knappen Kommentar „Komm‘ rein“ die Tür aufschloss und sie somit hereinbat. Kein Hallo und guten Abend, kein geheimnisvoller Spruch. Es war gut möglich, dass die abendliche Besucherin die Höhle eines Löwen betrat, nicht wahr?

Die Höhle des Löwen stellte sich Itoe wahrscheinlich luxuriös vor. Tatsächlich aber betrat sie eine Junggesellenbude par excellence – in der Ecke ein paar Pizzakartons, verschiedene Bücher und Werkzeuge auf den Tischen, überall Utensilien, Aktenberge, Kartons und Klamotten. Die einzigen sauberen und ordentlichen Inseln in dieser Wohnung waren der Küchenbereich – penibel gereinigt, mochte man schon fast meinen – sowie die grandiose Sammlung an Filmen, die fast eine ganze Wand in Beschlag nahm. Auch gab es mehrere verschlossene Türen, wobei fraglich war, ob der Nara ein Schlafzimmer besaß oder nicht doch auf seinem Sofa nächtigte.

Mit einer raschen Bewegung pflückte der Jounin zwei Shirts und drei dreckige Socken von seiner Couchgarnitur, bot seiner Besucherin mit einer stummen Geste einen Platz an und begab sich sodann zum Wäschekorb (selbstverständlich mitten in der Wohnung), warf die Wäsche ab, verschwand einmal in dem Raum, der vermutlich ein Badezimmer war und hängte dort seine Regenjacke auf.

Es war still in dieser Wohnung, wenn man mal vom Prasseln des Regens gegen die Scheibe absah. Der Jounin kam zurück und nestelte diesmal an seiner Maske, die selbstverständlich ebenfalls nass geworden war.
„Kaffee?“

A/N: Missionsnachbereitung
 

Hyuuga Itoe

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Was du Heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen. Hätte Itoe auf diese Weisheit gehört würde sie nun nicht unter einem mickrigen Vordach stehen und frieren, während der Regen links und rechts von ihr gen Süden rauschte. Ja, Nara Noborus Wohnung besaß ein Vordach. Es war allerdings die Art Vordach, die vor Nieselregen, starkem Sonnenschein oder Vogel-Exkrementen schützte. Ein Regenguss wie in dieser Nacht war da nicht mit inbegriffen, hinzu kam noch die Tatsache, dass sich Itoe definitiv den falschen Regenmantel gekrallt hatte. Zur Erklärung: In ihrem Schrank befanden sich genau drei Stück. Ein weißer, der viel zu schnell dreckig wurde und deshalb nur als Notfall diente. Blieben noch zwei Schwarze. Einer neu, in top Qualität und wasserabweisend wie eine Katze, der andere alt, porös und mehr zum Schein als alles andere. Welchen Itoe aus Versehen erwischt hatte? Richtig.
Schon bevor Itoe unter diesem Dach hier „Zuflucht“ gesucht hatte war sie durchnässt und die kurze Wartezeit hatte die Sache auch nicht besser gemacht. An irgend einem Zeitpunkt hatte Itoe einfach resigniert aufgehört das Wasser abzuschütteln und stand seitdem bewegungslos da und lies den Regen stoisch an ihr abperlen.
*Das hast du wirklich hervorragend hinbekommen, Itoe. Man hätte sich ja nicht gleich im Anschluss entschuldigen können, Neeeein, auch die letzten, wunderschön sonnigen Tage waren viel zu schön für diesen Anlass. Wirklich eine gute Entscheidung bis zu diesem beschissen-verregneten Abend zu warten. 1-A-Spitzenklasse.*

Fassen wir einmal zusammen: Itoe hatte Noboru des Mordes an zwei Personen im Verdacht gehabt (und diesen das auch spüren lassen). Die Situation hatte sich so lange durch zurückgehaltene und – pardon – bescheuert formulierte Informationen sowie kryptisches Gerede seitens des Nara zugespitzt, dass Itoe letztendlich die Gelegenheit ergriffen und Nara Noboru, seines Zeichens Jounin und somit ranghöher als Itoe selbst, abgeführt hatte. Das *richtig* tolle an der Sache war ja, dass die Hyuuga dies genau in dem Moment getan hatte, in dem Noboru gerade einen geliebten Menschen verloren hatte. Es war ein zwischenmenschliches Fiasko erster Güteklasse gewesen und vielleicht versteht nun der ein oder andere warum sich Itoe so lange wie möglich vor diesem Treffen gedrückt hatte – obwohl sie dem Nara nebenbei eine ausführliche Entschuldigung versprochen hatte. Konnte ja keiner ahnen, hm?

Itoe war irgendwie sogar froh darüber, dass sie hereingebeten wurde bevor ein größeres Gespräch begonnen wurde. Ein Zeichen dafür, dass der junge Mann genau wusste warum sich Itoe vor seiner Türschwelle herumdrückte – wobei man kein Genie sein musste um das zu erraten.
Zumindest musste sich das Mädchen nicht schlecht fühlen, weil sie Noborus Boden etwas volltropfte, denn erstens tat der Hausherr nichts anderes, zweitens sah es hier so oder so aus wie die Sau. Ein kurzer Rundblick brachte ein ernüchterndes Bild. Keine geheimnisvolle Lesestube mit hunderten und aberhunderten Büchern in fremden Sprachen (stattdessen hatten wir Die Hard 4.0 und Pulp Fiction). Essensreste, Müll, dreckige Klamotten, Chaos. Da war es in Itoes kleiner Wohnstube deutlich aufgeräumter. Die gesäuberte Küche fiel ins Auge, Nara Noboru kochte wohl gerne, wertete das Gesamtbild jedoch nicht sonderlich auf.
Mit hochgezogener Braue beobachtete sie wie einige Kleidungsstücke (zumindest vermutete Itoe, dass es sich dabei um Kleidungsstücke gehandelt hatte) ihren Weg in den Wäschekorb fanden um ihr Patz zu machen. Enttäuschendes Bild. Zwar war es nicht an der Hyuuga zu urteilen, dennoch hatte sie etwas anderes erwartet; mehr.

Itoe entledigte sich ihres eigenen Regenmantels (ein nasses, undefinierbares etwas) und war es kurzer Hand direkt wieder raus unter das Vordach. Nasser konnte er eh nicht mehr werden und einfach so durch Noborus Wohnung stiefeln um ihn ebenfalls im Badezimmer aufzuhängen erschien ihr im Moment als unangebracht. Zumindest war sie nicht halb so nass wie der Nara selbst, was schon einmal ein gutes Zeichen aber noch lange kein Synonym für „trocken“ war.

„Tee?“, war ihre Antwort auf das Kaffee-Angebot und Itoe wurde sich erst etwas später klar darüber, dass sie hier eigentlich gar nicht lange bleiben wollte. Die Couch auf der sie sich niedergelassen hatte war durchgesessen und die Wohnung selbst hatte einen sehr eigenen Geruch vorzuweisen – wenngleich das auch pure Einbildung Itoes sein konnte, die im Übrigen jeder Zeit mit Frauenunterwäsche verschiedenster Größen rechnete um das Klischee abzurunden.
Da saß das Mädchen nun, etwas durchnässt auf der Couch des Mannes, den sie noch vor wenigen Tagen als Mörder bezeichnet hatte, bat dreisterweise um Tee und kam einfach nicht in die Gänge. Vermutlich sah man ihr auch an, dass dies ein klassischer Fall von will-nicht-hier-sein-muss-aber-weil-mich-sonst-mein-Gewissen-umbringt war. Und um ehrlich zu sein hatte die Hyuuga keine Ahnung an was sie hier gerade war. Einfach entschuldigen und wieder abhauen war höchstwahrscheinlich die beste Devise.
*Ich will aber niiiich...*
 
S

Shiori

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Tja, was hatte Itoe denn erwartet? Eine Designer-Wohnung? Eine todschicke Bumsbude? Was immer sie sich auch vorgestellt hatte, so gab es immer noch das Budget eines sehr jungen Jounin, welches eventuell ihren Vorstellungen nicht entsprechen konnte und natürlich die Tatsache, dass sich dieser Jounin auch gerade in einer Phase seines Lebens befand, die man nicht unbedingt als angenehm bezeichnen konnte. In so einer Phase neigte man dazu, alles schleifen zu lassen. Man hatte Besseres zu tun, als staubzuwischen, Wäsche zu waschen und zu bügeln. Man kramte vom Dachboden die verschiedenen Erinnerungsstücke aus, die von der verstorbenen Person gelagert war, seufzte und stürzte sich in Arbeit, vernachlässigte aber sich selbst.

Das war ein Aspekt von Trauer, und somit war das Sofa nicht ganz so durchgesessen und die Wohnung nicht ganz so muffig, wie Itoe sich in diesem Moment vorstellte … aber ernsthaft, hätte es Noboru trotz allem geschadet, wenigstens die drei Pizzakartons rauszubringen und seine Socken einzusammeln?
Außerdem war davon auszugehen, dass sich die Vermögensverhältnisse von Nara Noboru demnächst ändern würden. Vielleicht ließ er sich auch deswegen gehen, wer wusste das schon?

In der Küche wurde ein Wasserkocher angestellt, während Noboru mit geübten Bewegungen anfing, eine Pfanne herauszuholen und irgend etwas zusammenzukochen. Zwischezeitlich, während sich Herd und Wasserkocher aufheizten, verschwand er auch nochmals ins Bad, nur um sodann der Hyuuga wortlos ein Handtuch zu reichen und wieder in der Küche zu rumoren. Schon bald erklang das Klappern einer Kaffeemaschine, Kaffeeduft erfüllte die Wohnung, Eier wurden aufgeschlagen, irgend etwas wurde gerührt, etwas brutzelte in einer Pfanne … und lustigerweise dauerte es gar nicht lange. Innerhalb von fünf Minuten kam Noboru wieder, eine Kanne Tee, eine Tasse Kaffee, zwei Teller, Besteck und einen Teller mit dampfenden Sandwiches wieder, die er sodann auf dem Tisch platzierte.

Unnötig zu sagen, dass Itoe in diesen fünf Minuten mehr als genug Zeit hatte, das Sofa nach Zeichen und Beweisen zu durchsuchen. Aber Kondome, Lippenstifte und Unterhosen ließen sich leider vermissen, auch in den Sofaritzen. Vielleicht hatte er die ja zuvor eingesammelt und war irgendeine Art von Fetischist, konnte ja auch sein.

Eine Kanne einfachen grünen Tees nebst einer Tasse wurde Itoe zur Verfügung gestellt, ebenso wie ein Teller. Schlamperei übrigens; der Bursche verfügte noch nicht einmal über vernünftige Teetassen, und stattdessen musste sich die Hyuuga mit einer handelsüblichen Kaffeetasse und Beuteltee begnügen. Beuteltee!

Dafür schienen die Sandwiches anscheinend etwas zu taugen. In Ei mit Salz und Pfeffer getränkt waren die Weißbrotscheiben angebraten worden, mit Käse, Salat, Tomaten und Schinken belegt und am Ende sogar mit Knoblauchsoße bestrichen. Ein etwas eigenartiges und extrem sättigendes Rezept, aber sehr schmackhaft. Und Teller sowie Besteck deuteten darauf hin, dass Itoe sich ruhig bedienen durfte.
Tja, und dann kam auch schon die Stunde der Wahrheit. Aber statt es Itoe einfacher zu machen, strich sich Noboru über das nasse Haar und nippte an seinem Kaffee. Schwarz, heiß und lecker. Die Maske hatte er natürlicherweise abgenommen, was ihm vermutlich das Mysterium nahm. Dennoch schien der erwartungsvolle Blick, mit dem er Itoe jetzt bedachte, so durchdringlich und zugleich undurchschaubar, dass es schien, als hätte er seine Fassung mit den Sandwiches wiedergefunden. Oder mit dem Kaffee (heiß und lecker).
 

Hyuuga Itoe

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Es muss einmal festgehalten werden, dass es sich bei Itoe um keinen stillen oder gar schüchternen Menschen handelte. Sie war in der Regel lebensfroh, laut, manchmal etwas vorlaut und keines der Mädchen dass sich bei einem Jungen still in einer Ecke zusammenkauerte. Also, was tat Itoe dann? Sie saß still auf dem Sofa, stützte sich auf ihren Knien ab und machte sich ohne es zu merken so klein wie möglich. Man musste wirklich kein Menschenkenner sein um sagen zu können, dass es der Hyuuga hier im Moment gar nicht gefiel. Sie wollte nach Hause unter ihre Bettdecke kriechen, von dort aus dem prasselnden Regen lauschen und Nara Noboru einfach vergessen.
Es war nichts besonderes, dass man als Shinobi einmal eine falsche Entscheidung traf. Das gehörte dazu und man musste die Konsequenzen eben ertragen, doch ob man es glaubte oder nicht, dies war das erste Mal im noch jungen Leben Itoes, dass sie einer unschuldigen Seele Schmerz bereitet und ihn ohne jeglichen Respekt behandelt hatte. Diese Konsequenzen wollte sie ehrlich gesagt nicht tragen. Sobald sich Itoe entschuldigte wurde es real. Dann gestand sie sich selbst ein, dass sie sich wie der größte, trotteligste Idiot verhalten hatte. Und das obwohl ja eigentlich alles Junkos und Noborus Schuld war. Tüürlich.
Schweigend nahm Itoe das gereichte Handtuch entgegen und trocknete sich etwas ab. Als Ergebnis waren ihre zuvor angeklatschten Haare nun eine sich sträubende, schwarze Wust aber wenigstens perlten keine Regentropfen mehr ihren Nacken und Rücken hinab. Dass Noboru in der Küche stand und kochte war zum einen beunruhigend (Itoe wollte hier nicht sonderlich lange bleiben), andererseits gab es Itoe noch einige wertvolle Minuten, in denen sie das Unvermeidliche hinauszögern konnte.
Itoe dachte nicht an die Tatsache, dass Noboru erst vor kurzem seine geliebte Gouvernante verloren hatte und sich daher in Trauerzeit befand. Viel zu sehr war sie mit ihrem eigenen Problem an der ganzen Sache beschäftigt. Im Stillen vermerkte sie, dass sie mit ihrer Küchen-Vermutung Recht behalten hatte und es sich bei dem Nara um einen begabten Hobbykoch zu handeln schien. Kein Blick auf ein Rezept, schnelle und gezielte Handgriffe, der hatte seine Stunden in der Küche schon heruntergespült. Wer das Gegenteil sehen wollte musste nur einmal einen Blick in Itoes Küche werfen wenn Kimihiro versuchte sich ein Müsli zu machen.
In der Wartezeit auf Speis und Trank tat Itoe nicht viel mehr als ihren Blick aber und abermals durch die Wohnung schweifen zu lassen, während sich ihre Gedanken stets um die Mission auf dem Festival drehten und sie sich immer wieder fragte ob sie etwas anders hätte machen können. Stumm und beinahe schockiert beobachtete sie wie Sandwiches und Tee ihren Weg auf den Tisch fanden. Sie wurde hier tatsächlich bedient. Das machte die Sache natürlich unglaublich einfacher. Blöder Kerl.
Itoe schenkte sich etwas Tee ein und schien dabei unheimlich auf Kanne und Tasse konzentriert zu sein, auch dauerte das Einschenken etwas länger als gewöhnlich; man wollte ja nichts verschütten, hm? Danach noch ein Sandwich auf den Teller bugsieren, etwas mustern (der Teller war wirklich ein Meisterwerk) und dann wurde sogar Itoe klar, dass sie sich hier gerade anstellte wie eine Dreijährige, die die Ming-Vase ihrer Mutter zerbrochen und im Garten verbuddelt hatte. Was Itoe natürlich nie passiert war, falls Hyuuga Hisa einmal fragen sollte.
Noboru hatte seine Maske inzwischen abgelegt und ermöglichte Itoe damit erstmals einen Blick auf sein Gesicht. Das Mädchen hatte keine Ahnung warum sich der junge Mann versteckte, Grund dazu hatte er nicht – was aber irgendwie auch klar war, nicht? Wann habt Ihr das letzte Mal einen potthässlichen Shinobi gesehen? Die konnten doch alle als Model arbeiten wenn sie wollten.
Seinen Blick zu deuten war nicht sonderlich schwer. Itoe war hier um sich zu entschuldigen. Er wusste es. Sie wusste es. Es musste nur noch gesagt werden. Itoe hatte zwar einen Kloß im Hals, kriegte nun aber endlich, endlich den Mund auf.
„Will mich entschuldigen für den Angriff und behandelt habe als deine Gouvernante tot und dich beschuldigt habe. Junko sagte nicht abhauen und die Falle. Sorry.“ Und diese Entschuldigung hatte nur ganze 2 ½ Sekunden gedauert, wenn das mal keine Bestleistung war! Bevor noch mehr unüberlegte und chaotische Worte aus ihrem Mund flutschten schob sich Itoe lieber ein Stück des Sandwiches rein, auch wenn sie gar keinen so großen Hunger verspürte. Nach einigen Sekunden des Kauens knallte sie ihr Besteck etwas härter auf den Tisch als gewollt. Das passte einfach alles vorne und hinten nicht.
„Ach Scheiße, das schmeckt auch noch.“, murmelte das Mädchen vor sich hin und blickte gefrustet auf die Teekanne.
 
S

Shiori

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Alles in allem schien sich die Welt gegen Hyuuga Itoe verschworen zu haben. Da gab man ihr ein paar falsche Hinweise, und sie reagierte, wie jeder gute Shinobi reagieren sollte: Mit der Festnahme einer potenziell gefährlichen Person. Wie hätte sie auch nur ansatzweise ahnen können, dass sie hier ausnahmsweise einen Unschuldigen abführte? Gewiss hatten Mameha Junko und Nara Noboru die Sache vorher ausgeklügelt, nur um sie, die Hyuuga, einmal gehörig auflaufen zu lassen.

So musste es sein. Es passte einfach nicht in die Welt einer Hyuuga, einen Fehler zu machen. Nach weniger als Perfektion zu streben schien für die Angehörigen des Hyuugaclans wie Häresie, und dennoch war Itoe dieses Missgeschick passiert. Es wäre vielleicht etwas anderes gewesen, wenn ein Mitglied aus der Nebenfamilie diesen Faux-pas begangen hätte … aber sie? Die Erbin des Clans? Die hochangesehene Tochter des Oberhauptes, Talent der Generation, Aushängeschild der Hyuuga?

Es war also kein Wunder, dass die werte Dame diesen Vorfall als sehr ernst einstufte und sich so schwer daran tat, ihren Fehler einzugestehen und diesen Fehler auf der zwischenmenschlichen Ebene wieder zu bereinigen. Das war kein Wunder – ihr Leben lang hatte man ihr von der Überlegenheit des Byakugans erzählt, von der Macht ihrer Augen. Sie war mit der Nutzung desselben aufgewachsen, definierte einen großen Teil ihres Können als Shinobi einzig und alleine durch ihre weißen Augen. Es war so tief in ihrem Bewusstsein verankert, dass sie noch nicht einmal merkte, dass es da war. Es beherrschte ihr Handeln, es sorgte für gelegentliche Arroganz im Umgang mit „minderen“ Shinobi, wie der Umgang mit Saki und Kayros gut aufzeigte und schien es als Erleuchtung anzusehen, wenn sie normalsterbliche Ninja wie Ryoichi oder Junko respektierte.
Aber kannte sie wirklich deren Probleme und Ziele im Hinblick auf ihr Können? Konnte sie es überhaupt nachvollziehen? Ihr eröffnete sich eine ganz neue Welt durch den weißen Blick. Konnte sie sich überhaupt vorstellen, wie es war, diese Perspektive nicht zu haben?

Kurzum: Dass sie sich gerade schwer tat, war einzig und allein Schuld ihrer Indoktrinierung durch Erziehung und Ausbildung, welche ihr stets Überlegenheit predigte. Das war auch der Grund, warum sie sich darüber ärgerte, dass das Essen auch noch schmeckte – nicht einmal den Anstand, ekelhaftes Futter herzustellen, hatte der Kerl. Ob er diesen Gedanken gerade nachhing oder über das Wesen der Hyuuga fachsimpelte, war schwer zu sagen. Es war de facto der Fall, dass in seiner Miene gar nicht zu lesen war, bis Itoe anfing zu fluchen. An dieser Stelle wendete er den Blick ab, um sehr deutlich und sehr amüsiert zu schmunzeln. Er schmunzelte ihr praktisch ins Gesicht!

„Ich habe mal einen Missionstermin verschlafen.“ Nur, um das Naraklischee zu erfüllen. Vielleicht log er, um die Situation aufzulockern. Es war aber auch im Bereich des Möglichen, dass er jetzt die Wahrheit sagte und ihr Problem mit dieser Sache teilte. Es konnte aber auch gut sein, dass er jetzt nur witzelte, um sich über sie lustig zu machen. Der Nara war schwer zu durchschauen, und trotz seiner momentanen Freundlichkeit lag irgend etwas in der Luft. Es war am Rande der Wahrnehmung, gerade genug, um den Shinobiinstinkt sagen zu lassen „Ein Lächeln kann ehrlich und versöhnlich sein – aber es kann auch täuschen.“

„Man brät die Toastscheiben am Besten separat an und belegt sie erst kurz vor Schluss. So bleibt das Gemüse frisch und der Käse zartschmelzend.“
Smalltalk zur Beruhigung. Aber irgend etwas sagte ihr, dass es auch einlullend sein konnte. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass der Nara immer noch wütend war und vorhatte, jetzt und hier, wo niemand wusste, wo sich die Hyuuga befand und er gerade eines Verbrechens für absolut unschuldig befunden wurde, sich an dem Weißauge zu rächen – fürchterlich und blutig. Dieser Mann hatte Blut an seinen Händen. Er wusste um die Macht eines charmanten Lächelns, er wusste um seine Ausstrahlung von Mysterium, seine Anziehungskraft, seine Tödlichkeit.
Aber was war er gerade? Wirklich versöhnlich, oder wirklich trügerisch? Die Wahl lag bei Itoe.
 

Hyuuga Itoe

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Bevor wir uns den Gedanken Noborus widmen (wir nehmen nämlich ganz dreist an, dass sich dieser exakt diese Gedanken tatsächlich gemacht hatte), sollte vielleicht noch klar gestellt werden, dass es sich bei Itoe weder um die Tochter des Clanoberhaupts noch die „Erbin“ des Clans handelte. Sie war ein einfaches Mitglied der Hauptfamilie mit Ambitionen, manchmal zu hoch gesteckten Zielen und mindestens so vielen Schwächen wie Stärken. Nicht mehr, nicht weniger. Das ändert allerdings nicht viel an der Tatsache, dass Itoe sich wirklich oft überlegen fühlte. Interessanterweise selten wegen ihren Fähigkeiten im Kampf, sondern weil sie sehr schnell über Leute urteilte und dieses Urteil oft schlecht ausfiel. Viel zu viele Menschen waren zu große Idioten um mit Respekt, Vorsicht oder eben auch Nachsicht behandelt zu werden – woraus sich exakt das Bild ableiten ließ, dass Itoe sich überlegen fühlte. Tja, war ja auch so.
Im Moment jedoch war das anders. Der wunderschöne Teller war wichtiger als Noborus (nicht vorhandene) Mimik und sein Schmunzeln hatte Itoe auch nur aus dem Augenwinkel gesehen – war aber bestimmt etwas anderes, Noboru würde jetzt doch nicht einfach munter vor sich hingrinsen! … oder?
Fakt war, dass sich Itoe sehr hatte zusammenreißen müssen um sich selbst, dem Nara vor ihrer Nase und dem Teller ihren Fehler einzugestehen und ihn damit greifbar zu machen. Itoe konnte sich demnach auch nicht entscheiden ob Noboru es ihr mit seiner Antwort nun einfacher oder schwerer machen wollte. Sie blinzelte ihn für einen Augenblick über ihr Toast hinweg an und schob sich einen weiteren Bissen in den Mund, während sich auf ihrer Stirn eine winzige Falte bildete.
Sie wusste auch ehrlich gesagt nicht ob sie gerade nach Strich und Faden verarscht wurde oder ob das Naraisch war für „Schon in Ordnung, jeder macht mal Fehler.“ Konnte schließlich auch „Ich bin Jounin und mein schlimmster Fehler war, bei einer Mission zu spät zu kommen. Und wie läufts bei dir so?“ bedeuten; wusste man nicht so genau. Itoe erst Recht nicht. Aber der Toast schmeckte, zugegeben.
Itoe war noch am Grübeln wie sie Noborus Worte aufzufassen hatte als er auch schon das Thema zum Essen lenkte und das arme, weißäugige Mädchen damit völlig aus dem Konzept brachte. Konnte er sie nicht böse-traurig anschauen, ihr Vorwürfe machen und aus seinem Haus jagen? Das wäre eine vernünftige und verständliche Reaktion gewesen, dann noch ein paar Beziehungen spielen lassen um Itoe auf die miesesten aller miesen Missionen zu schicken und die Sache war gegessen. Stattdessen wurde sie verköstigt und angelächelt. Der Typ hatte doch einen an der Klatsche.
Offen und ehrlich? „Ich versteh' Dich nicht. Echt nicht.“, antwortete Itoe mit einem leichten Kopfschütteln. Ziel erreicht, werter Herr?
 
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Shiori

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Natürlich hatte der Herr einen gehörig an der Klatsche, ebenso wie Itoe selbst, wie man an dieser Stelle erwähnen sollte. Und Ryo auch, der ging in ein Chuuninexamen, ohne auf Wasser laufen zu können und lernte und lernte einfach keine Jutsus. Kayros erst recht (Klassischer Fall von regelmäßigen Divaallüren). Saki und Kimihiro waren auch nicht ausgeschlossen (Kimihiro, der schüchterne Kimihiro, der beim Müslimischen die Küche in Brand steckte). Junko auch nicht (Na, wenn die keinen an der Waffel hatte, wer dann?). Daisuke und Yuto? Fehlanzeige, der eine zog seine Hosen runter und der andere verköstigte seine Feinde. Irgendwie war der Nara da doch noch weniger irre, wenn er einen Gast wie einen Gast behandelte, non?

Nein? Oh, gut, widmen wir uns der aktuellen Situation: Itoe war vollkommen von der Rolle und war nicht in der Lage, ihren Gesprächspartner in irgend einer Weise einzuschätzen, einfach, weil dieser sich undurchschaubar und mysteriös verhielt. Anstatt in Rage zu verfallen, lächelte er sie an. Anstatt wie ein Schlosshündchen zu weinen redete er über Rezepte. Er schien ihr Problem zwar zu verstehen, aber nicht richtig ernstzunehmen … oder er führte sie gewaltig an der Nase herum und ließ sie jetzt leiden, weil er wusste, welche Knöpfe er drücken musste, um das Maximum an Elend aus Itoe herauszuholen.

Falls dies der Fall war, warf das natürlich die Frage auf, warum Noboru Itoe so gut kannte. Möglicherweise erfüllte die Hyuuga ja ein bestimmtes Klischee? Womöglich versuchte Noboru auch einfach, möglichst nett und freundlich zu der Hyuuga zu sein und versagte dabei kläglich. Nein, keine gute Möglichkeit?

In dem Augenblick, in dem Itoe ihr Unverständnis zum Ausdruck brachte, erstarb das milde Lächeln auf dem Gesicht des Nara, während sein Blick ernst wurde. Offenbar war er gerade davon abgegangen, die Angelegenheit durch weitere lockere Kommentare zu verkomplizieren.

„Was verstehst du nicht?“

Aus der Serie „Wie mache ich ein Gespräch noch schwieriger, als es ohnehin schon ist?“. Vielleicht war das wirklich die Rache eines Schattenspielers – mit Freundlichkeit kontern und somit die Schuldgefühle verstärken. Spielte er nur mit ihr und hörte jetzt auf, oder fing er jetzt an zu spielen? Vielleicht spielte er auch gar nicht und war einfach hilflos, vielleicht schätzte er auch die Situation falsch ein.
 

Hyuuga Itoe

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Itoe verstand viele Dinge nicht. Wie genau man von einer glänzenden, platten Scheibe Musik abspielen lassen konnte, was nach dem Tod kam, warum dieser Teller so hübsch war und den Sinn von alkoholfreiem Radler auch nicht. Im Bezug auf Noboru und die vergangene Mission jedoch waren da auch einige Dinge, die sich Itoe nicht erklären konnte. Wieso hatte Noboru nicht einfach klipp und klar gesagt was Sache war? Verschlimmert hätte er damit bestimmt nichts. Wieso hatte Junko sich nicht klarer ausgedrückt? Warum zum Teufel war es so schlimm gewesen ein paar Insekten zu grillen?
Allgemein verstand das Mädchen die Art nicht, wie Nara Noboru mit seiner Trauer umging – denn er machte ganz einfach den Anschein als würde er dies gar nicht tun, als befände er sich nicht in Trauer. Er spielte wieder sein Spiel, genau wie auf dem Festival.
Er schluckte alles runter. Itoe an seiner Ställe wäre beim Anblick des Todes eines geliebten Menschen entweder in Tränen oder einen Wutausbruch geflüchtet und hätte jemand versucht sie in just diesem Moment wie einen Verbrecher abzuführen wäre sie vermutlich durchgedreht. Fehlende Lebenserfahrung, mangelnde Beherrschung ihrer Emotionen? Vielleicht war Nara Noboru auch einfach nur eine ganz andere Art Mensch, wer wusste das schon?
Itoe für ihren Teil benötigte einige Sekunden bevor sie antwortete. Sie dachte wirklich über die Frage nach, über das was hier diskutiert wurde und auch über sich selbst. Sie kam zu dem Schluss, dass sie an einem Punkt angekommen war, an dem es eigentlich nur noch in zwei Richtungen gehen konnte.
Nummer eins: Sie verwarf die ganze Angelegenheit, entschuldigte sich nochmals und verließ das Haus. Mit Glück würde sie Nara Noboru so schnell nicht wieder sehen und wenn sie es doch irgendwann einmal tat war die Sache womöglich schon vergessen.
Nummer zwei: Itoe blieb ehrlich und ließ sich auf ein Gespräch mit dem jungen Mann ein. Das Problem hierbei war, dass sie nach wie vor nicht wusste ob es sich bei Nara Noboru um einen Menschen handelte mit dem das möglich war. Würde er nur weiter seine Spielchen spielen, würde Itoe im Endeffekt nur verlieren können und vor allem: würde Itoe am Ende wissen ob mit ihr gespielt wurde?
Aber vielleicht tat sie ihrem Gegenüber auch gerade extrem Unrecht und Noboru war gar nicht so ein manipulativer Mistkerl wie sie gerade annahm und es war alles nur wieder ein großes Missverständnis – wäre ja nicht das erste Mal.
Da es nur einen Weg gab etwas mehr über diesen mysteriösen Menschen zu erfahren und Itoe schon immer eine neugierige Person war, sagte sie sich selbst, dass sie in diesem Falle einfach mal ein Risiko eingehen sollte, wenngleich das Wort „Risiko“ wahnsinnig melodramatisch klang und gar nicht angebracht.
„Wieso du nicht wütend bist.“, offenbarte Itoe nun und ihre Stimme wirkte einen winzigen Tick leiser als sonst, aber wenigstens begutachtete sie nicht weiter ihren Teller. Es kam auf die Kleinigkeiten an. Regel... ist ja auch egal.
 
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Shiori

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Die Natur von Gefühlen zu verstehen war eine Wissenschaft für sich. Viele Menschen verbrachten ihr Leben lang damit, zu lernen und zu verstehen, nur um am Ende zu der Erkenntnis zu gelangen, dass sie nichts verstanden hatten (auch bekannt als des Pudels Kern). Es war also nicht weiter verwunderlich, dass Itoe verschiedene Nuancen des menschlichen Handelns noch verschlossen blieben.

Konnte sie denn von sich behaupten, Kibo zu verstehen? Kayros? Junko? Lediglich Ryoichi war offen und ehrlich genug, als genau das erkannt zu werden, was er war. Beinahe jeder Mensch trug eine Maske, spielte eine Rolle. Ein Mensch verhielt sich als Patient gegenüber seinem Arzt anders als zur Krankenschwester, konnte aber im privaten Bereich wie ausgewechselt erscheinen. Ein Zyniker auf der Arbeit konnte amoralische Geschäfte ohne weitere Bedenken abwickeln, aber Zuhause Erfüllung im familiären Kreis finden, seine Kinder in den Schlaf wiegen und sich stark für deren Bildung einsetzen. Ein Stammtischphilosoph und Amateurdemagoge mochte im häuslichen Bereich vollkommen seiner Ehefrau untergeordnet sein. Die meisten Menschen verbrachten viel Zeit damit, in den verschiedenen Bereichen ihres Lebens verschiedene Images aufrecht zu erhalten, möglichst viele und überzeugende Masken zu tragen.

Wenn man dies schon von normalen Menschen behaupten konnten, so traf das auf Shinobi doppelt zu. Was blieb von einem Menschen wie Nara Noboru übrig, wenn seine Maske zerbrach, wenn sie Stück für Stück schmerzhaft abgezogen wurde?

„Du würdest mich nicht mögen, wenn du mich wütend sehen würdest.“
Untermalt wurde dieser Satz mit einem angedeuteten Lächeln, welches nur einen Mundwinkel zucken ließ, aber trotzdem nichts an Charme verlor. Dennoch war allein in diesem Blick eine gewisse Bereitschaft zu erkennen, die Bereitschaft zur Offenbarung.

Die Entscheidung lag nunmehr allein bei Itoe. Wollte sie die Maske abschälen, hinter die Illusion schauen und die grausige Wahrheit entdecken, oder wollte sie sich weiter an dem Schauspiel laben, ein nettes und höfliches Gespräch führen und alle Dinge um diesen bedauernswerten Vorfall vergessen? Es war so einfach, so schrecklich einfach … sie brauchte jetzt nur nicken und lächeln, vielleicht Smalltalk betreiben, und schon war sie aus dem Schneider.
 

Hyuuga Itoe

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Die Erkenntnis was andere Menschen dachten, fühlten oder wie sie wirklich waren, kam bei Itoe nicht von alleine. War und würde sie wohl auch nie. Während andere Leute ohne große Probleme erraten konnten was jemand vorhatte oder wie seine wahren Absichten aussahen, musste Itoe über diese Dinge meist nachdenken. Vielleicht lag es an mangelnder Erfahrung und mit der Zeit würde auch diese Fähigkeit kommen, vielleicht war Itoe aber auch einfach nur nicht für solche Dinge geschaffen. Doch solange wie das Lesen von Menschen und sozialer Umgang nicht zwingend Hand in Hand gingen hatte die Hyuuga auch kein sonderlich großes Problem damit.
Bei Nara Noboru war das einen Tick anders. Es interessierte sie warum dieser Mann so war wie er war – und wie er überhaupt war. Er sprach in Rätseln, gab so gut wie nie eine klare Antwort (zumindest nicht in Itoes Augen, bei ihm konnte das womöglich ganz anders aussehen) sein Verhalten wirkte hin und wieder widersprüchlich. In Itoes Augen konnte das so unendlich viele Gründe haben, dass sie gar nicht erst versuchte sie aufzuzählen sondern sich einfach darüber ärgerte, dass er nicht alle Karten auf den Tisch legen konnte sondern sie zuvor alle zerschnippeln und anschließend als verdecktes Puzzle ausbreiten musste.
Trotz dieses Puzzles hatte Itoe ein Bauchgefühl, das ihr im Moment gar nicht so recht gefallen wollte. Noborus letzte Antwort ließ vor allem eine Frage in ihrem Kopf aufkommen: *Flirtet er mit mir?* Noch viel nerviger war aber, dass Itoe sich da gar nicht so sicher war und das wurmte sie tierisch. Lieber noch einen Happen Sandwich, hm?
Itoe wusste was sie sagen wollte. Sie wusste nur nicht wie. Es gab einfach zu viele Worte und zu viele dazu passende Antworten die rein gar nichts aussagten. Letztendlich entschied sich Itoe für: „Warum ist es so wichtig, dass ich Dich mag?“ Würde Noboru antworten wollen, konnte er dies. Wenn nicht, nun, dann musste er sich nur so verhalten wie sonst auch.
Itoe für ihren Teil hatte um ehrlich zu sein keine Ahnung in welche Richtung sich dieses Gespräch im Moment entwickelte und es gefiel ihr immer weniger so gar keine Kontrolle darüber zu haben.
 
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Shiori

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Tjaha, es war schon wichtig, die Kontrolle über ein Gespräch zu haben, nicht wahr? Man konnte den Gesprächspartner lenken, ihn zu Einsichten bringen, in ihm Gefühle hervorrufen, so man es denn wünschte … es war eine ganz eigene Art von Macht, das Gespräch zu leiten. Das Problem mit einem derart kontrollierten Gespräch war nur, dass man den Gesprächspartner dafür kennen oder zumindest einschätzen musste. Das war aber weder bei Itoe, noch bei Noboru der Fall, da diese sich gerade kennenlernten. Strenggenommen hatte also niemand die Kontrolle, auch wenn der Schein etwas anderes vermitteln mochte.

Itoes Reaktion schien nämlich auch nicht so recht das zu sein, was der Jounin erwartet hatte, wie durch eine gewölbte Augenbraue deutlich wurde. Sodann lehnte er sich zurück, als sei er zufrieden oder wolle die Dinge, die da noch kommen würden, in einer entspannten Haltung auf sich zukommen lassen. Ein wenig machohaft? Joah, man konnte es so interpretieren.

„Interessant, dass du zuerst daran denkst, dass ich dich mögen könnte, nicht etwa, was mein Zorn bedeuten kann.“

Aaaajupp. Das sagte viel über Itoe aus, und aus irgendwelchen Gründen fühlte sich der verspielte junge Mann dazu berufen, die Hyuuga darauf hinzuweisen, anstatt sich noch ein wenig zappeln zu lassen oder das Spiel durch rätselhafte Kommentare und Fragen auf andere Bahnen zu lenken. Wie bereits angemerkt war das Gespräch auch für Noboru nicht unbedingt kontrollierbar, und er stellte es gerade mit einer Portion Humor fest.

Einen weiteren Kommentar sparte sich der Herr übrigens und tat sein Bestes, möglichst siegessicher auszusehen. Wenn es einen Moment gab, ihm einmal kräftig die Nase zu brechen, dann war jetzt ein guter Zeitpunkt, non?
 

Hyuuga Itoe

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War das wirklich so interessant? Itoe war sich da nicht so sicher. Was hätte sie denn fragen sollen? „Wie sieht das denn aus wenn Du wütend bist? Hast Du mir da ein paar Bilder zum verdeutlichen oder würdest Du es mir mal eben vormachen?“ oder "Bitte nicht wütend werden, bitte nicht!" Wenn Itoe ehrlich war, hatte sie diese kleine Passage über das Wütendsein als Geprahle angesehen. Oder unterschwellige Drohung, sie konnte sich da nicht so ganz entscheiden, was bei Noboru aber generell zutraf. In Itoes Augen interpretierte unser junger Nara da etwas zu viel hinein – aus welchen Gründen auch immer. Da sich Itoe nichtsdestoweniger leicht in die Defensive gedrängt fühlte (konnte ja nicht angehen) erwischte sie sich eine Sekunde später doch glatt bei einer Eklärung.
„Mit Zorn, Wutausbrüchen, Racheaktionen und Gewalt habe ich oft genug zu tun.“ Soweit so gut, doch bis hierhin konnte man das auch als Eigentor zählen wenn man diese Antwort richtig (bzw. falsch) deutete was bei Nara Noboru gar nicht so unwahrscheinlich war, weshalb Itoe noch einen Zusatz daran hängte. „Stellst Du in der Hinsicht denn ein besonderes Monster dar?“ Rhetorische Frage, klar. Anders ausgedrückt wollte Itoe nur klar machen, dass sie nicht davon ausging bei einem wütenden Nara Noboru etwas zu sehen was sie nicht kannte. Vorschnelles Urteil? Mit Sicherheit.
Itoe schob sich ein weiteres Stück Sandwich in den Mund, besah sich Noboru und fragte sich zum ersten Mal was dieser Mann eigentlich erreichen wollte. Ganz ehrlich? Sie war mal wieder ratlos.
 
S

Shiori

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Um es noch einmal in aller Deutlichkeit festzuhalten: Nara Noboru war ganz offensichtlich amüsiert. Anders konnte man nun seine Haltung, seine Mimik und nicht zuletzt das Aufblitzen dieses schiefen Lächelns nicht interpretieren. Er konnte nicht wissen, dass es ein seltener Anblick war, die taffe Itoe ratlos zu sehen, dass sie normalerweise die Situation, das Gespräch und den Kampf fest in der Hand hatte.
Die Hyuuga war eigentlich niemals unsicher, selbst, wenn sie die schmerzlichsten Anblicke, die grässlichsten Situationen mitansehen musste, so hatte sie immer Haltung bewahrt, stets geschwiegen, wenn Schweigen angebracht war und ihre Meinung mit Nachdruck von sich gegeben, wenn es ihr notwendig erschien.

Warum wandelte sie jetzt auf so dünnem Eis? Als sie das letzte Mal eine Person aufgesucht hatte, bei der sie nicht wusste, wie diese reagieren würde und die sich vollkommen seiner Einschätzung entzog … oh. Kibo. Aber war der Jounin, der hier vor ihr saß, wirklich mit Kibo zu vergleichen? Der Blutjunge hatte es aus irgendwelchen Gründen auf ihr Blut abgesehen, bewunderte ihre Schönheit und respektierte ihre prestigereiche Blutlinie. Er bewunderte das, was sie darstellte.
Wie sah Noboru das? Was wollte er? Konnte Itoe es wirklich sagen oder war das der Grund, warum sich sie vollkommen im Dunklen tappte, wenn sie mit ihm redete?

„Sei vorsichtig, was du dir wünschst.“

Dies war keine Drohung, wie der locker-flockige Ton wohl zu sagen pflegte. Dies war ein leichthin gesagter Scherz, allerdings ein Auftakt für ernstere Angelegenheiten.

„Wir wollen ja nicht, dass Hyuuga-san unwohl wird. Wir können auch gerne das Thema um Vorlieben wieder … vertiefen.“

Bastard. Ob er es mochte, Itoe hilf- und ratlos zu sehen? Es musste ihn irgendwie amüsieren, sonst würde er jetzt nicht wie Gott in Frankreich auf seinem Sofa sitzen und Itoe lächelnd betrachten. Andererseits konnte das auch gut die Rache für all die kleinen Gemeinheiten sein, die er vn der Hyuuga bei der letzten Mission erfahren hatte. Was es letztendlich war? Woher soll ich das wissen? Der Kerl redet ja nicht!
 

Hyuuga Itoe

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Itoe hatte sich in ihrem Leben schon viele Dinge gewünscht. Geld, Puppenhäuser, Macht, Tod, Essen. Nur weniges davon hatte sie wirklich ernst gemeint und noch weniger Wünsche waren ihr erfüllt worden (auf dieses Puppenhaus wartet sie noch heute). Es war nicht verwunderlich, dass Itoe sich nicht viel aus Wünschen machte. Und wie schon zuvor erwähnt hatte Itoe im Moment das Gefühl, Nara Noboru wollte ein wenig prahlen. Eine mystische Aura hatte er sich schon einmal erfolgreich aufgebaut, daran gab es nichts zu rütteln. Die „Ich bin gefährlich“-Schiene hingegen war noch etwas entfernt und wenn es nach Itoe ging blieb sie dort auch; sie hatte nicht vor weiter auf diesem Thema herumzureiten.
Allgemein hatte Nara Noboru viel zu viel Spaß. Er grinste, Schalk lag in den Augen und der Stimme. Itoe währenddessen verlor langsam aber sicher die Lust. Wir erinnern uns an den ursprünglichen Grund ihres Besuchs? Sie wollte sich für ihr Verhalten auf der Mission entschuldigen. Das hatte sie getan. Noboru hatte sie nun mit Essen und zu Beginn noch großer Höflichkeit dazu gebracht sich zu setzen und Zeit in seiner Wohnung zu verbringen. Jetzt, da Itoe darüber nachdachte, war diese Zeit wieder vorbei. Sie fühlte sich hier verarscht und unwohl, was nichts mit ihrem vorherigen Unwohlsein zu tun hatte. Um es zu vereinfachen: Itoe hatte keine Lust mehr auf Noborus Spielchen und nicht zu wissen woran sie war.
„Ein andermal vielleicht.“, sagte das Mädchen und erhob sich. Subtil, hm? „Es ist schon spät.“
Itoe war sich ziemlich sicher, dass Noboru noch irgend etwas zu sagen hatte – wer weiß, vielleicht war es ja sogar etwas vernünftiges? Noch war Itoe nicht aus der Tür hinaus, wenngleich auf dem besten Weg. Irgendwie wollten sich die Gedanken der Hyuuga auch nicht so richtig ordnen. Woran das wohl lag?
 
S

Shiori

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War Itoe nicht gerade ein wenig empfindlich? „Ich werde nicht ernstgenommen, hier wird mit mir gespielt und ich weiß nicht, was los ist. ICH GEHE!“. Ein wenig mutete es schon so an, nicht wahr? Damit war erwiesen, dass sich die Hyuuga doch viel aus Wünschen machte, was immer sie von sich selber dachte. Wenn diese nämlich nicht erfüllt wurden, war sie beleidigt wie ein kleines Kind. Warum sonst wartete sie immer noch auf dieses Puppenhaus, hm?

Jetzt, da sie nicht mehr hofiert wurde, ging sie also erhobenen Hauptes. Vielleicht fiel ihr in diesem Moment ein, was Junko ihr mal über Stresssituationen und das gewöhnliche Verhalten von Menschen gegenüber ebenjenen gesagt hatte. Es gab nämlich nur drei Reaktionen: Kampf, Flucht und Erstarren. Hatte Itoe jetzt etwa gerade Flucht gewählt? Wie … außerordentlich interessant.

Was erwartete sie jetzt eigentlich von Noboru? Wenn er sich jetzt auf ihre Ebene begab, musste er so etwas wie „Oh nein, du gehst nicht. ICH schmeiße dich raus.“ Sagen und die Nase rümpfen. Aber etwas derartiges kam nicht. Stattdessen senkte der Nara nur seinen Kopf, um (vergeblich) ein Schmunzeln zu verbergen und stand seinerseits ebenfalls auf.

„Aber natürlich, wie es dir beliebt. Soll ich dich nach Hause bringen?“

Natürlich musste das Universum just in diesem Moment gegen Itoe konspirieren und es heftig aufblitzen und aufdonnern lassen, nur um sie daran zu erinnern, dass es draußen Katzen und Hunde regnete. Auch wurde mit einer gewaltigen Sturmböe noch einmal Regen gegen die Fenster geschleudert, um noch einmal auf das miese Wetter hinzudeuten.

Und trotzdem war Noboru bereit, trotz Machoverhalten jetzt den Kavalier heraushängen zu lassen, ihr in die Jacke zu helfen und sie nach Hause zu bringen. Oder so. Widersprüchlich ahoi.
 

Hyuuga Itoe

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Kindisch? Ein wenig. Bisschen beleidigt-überrumpelt? Mhm. Aber konnte der nicht mal aufhören an allem etwas zum Grinsen zu finden? Eine wirklich ärgerliche Angewohnheit die Nara Noboru da vorzuweisen hatte und da Itoe an diesem Abend nie sonderlich gut gelaunt sondern eher angespannt war, passte das alles nicht recht zusammen. Wer weiß schon wie sich Itoe an einem anderen Tag verhalten hätte?
Ein erneutes, kaum verdecktes Schmunzeln und Itoe begann auf ihrer Unterlippe zu kauen. War Noboru nur schlecht darin diese Dinge zu verbergen (klar doch) oder tat er nur so als ob? Itoe sagte sich, dass sie sich all diese Dinge morgen, übermorgen oder an irgend einem anderen Tag stellen würde. Für heute Abend hatte sie erst einmal genug Nara Noboru. Es war auch eigentlich gar keine Frage, dass sie sein Angebot dankend ablehnen würde (schließlich war Itoe schon groß genug selbst nach Hause zu finden), als dann aber der Regen gegen die Fenster klatschte, der Sturm noch einmal laut aufheulte und sich die Bäume vor dem Fenster in masochistischer Meisterklasse selbst entblätterten blieb ihr die Antwort im Munde stecken.
„Gerne.“, kam stattdessen heraus und zum ersten Mal an diesem Abend lächelte Itoe. Es war ein leichtes, mildes Lächeln aber zumindest etwas. Wenn Noboru schon seine Spielchen mit ihr spielen musste durfte er wenigstens durch diesen ekelhaften Sturm laufen. Zwei Mal. Zu Itoe und wieder zurück. Ha!
Das war zwar überaus kindisch aber so konnte sich die Hyuuga doch zumindest über einen winzig kleinen Erfolg an diesem Abend freuen. Ein Erfolg in einem Wettkampf der nur in Itoes Kopf existierte. Aber, Hey!, Noboru hatte es doch angeboten, nicht? Blöd nur, dass er vermutlich auch das mit einem Lächeln hinkriegen würde.
 
S

Shiori

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Ja, war denn Itoe jetzt vollkommen unter die Teenies gegangen? Auf der anderen Seite war sie genau das: ein rotzfrecher und darüber hinaus auch noch verzogener kleiner Teenager, gerade im Begriff, erwachsen und damit zur Frau zu werden. In diesem Stadium des Lebens machte man die blödesten Dinge, hatte mit einem Hormonhaushalt ohnegleichen zu kämpfen und formte sein eigenes Temperament. Und in diesem Fall sagte ihr formbares Temperament, dass sie Nara Noboru gerade eins auswischen musste, weil er es wagte, sich zu amüsieren.


Wo wir gerade bei dem Gedanken sind … wie sah Noboru die kleine Hyuuga eigentlich? Als Frau oder als Teenager? Sie konnte ja mal fragen, aber das wäre natürlich mit einer tierischen Peinlichkeit verbunden, weil sie dann ihre Unsicherheit im Bezug auf ihr eigenes Wachstum und ihre eigene Identität preisgeben musste. Sofern sie Zweifel hatte, versteht sich. Aber Itoe hatte nie Zweifel. Sie war eine Hyuuga, und Hyuuga hatten niemals Zweifel, weder an sich selbst, noch an ihren Fähigkeiten oder gar an ihrem Erfolg.


Es war allerdings schwer zu sagen, was der Nara in diesem Moment dachte. Er verhielt sich galant, indem er Itoe in ihre Jacke half, aber selbst darauf verzichtete, irgendeine Jacke anzuziehen. Ja, er wollte anscheinend in seinen Klamotten, so wie er war, nach draußen gehen und sich bis auf die Knochen nassregnen lassen. Auf der anderen Seite machte es Sinn: Bei dem Schietwetter würde er früh genug den Punkt erreicht haben, an dem er nicht mehr nasser werden konnte. Demzufolge konnte er sich die Jacke auch sparen. Klare Sache das. Das milde Lächeln konnte er sich trotzdem nicht verkneifen, als er der Dame galant die Tür öffnete. Naja, zumindest mimte er hier den Kavalier. Zum Spott? Bei dem Kerl war allerdings nichts heilig und nichts sicher.


Die Merkwürdigkeiten häuften sich, als Itoe hinaus in die sturmbepeitschte Dunkelheit trat, während Regen wie aus Kannen vom Himmel aus herunterschüttete und ein weiterer Blitz die Nacht erhellte, während in der Ferne gewaltiges Donnergrollen zu hören war. Das Gewitter war jetzt anscheinend direkt über Shirogakure. Ein schlechter Zeitpunkt, um hinauszugehen, wo man doch jetzt keinen Hund vor die Tür jagen mochte. Aber Itoe hatte es sich ja so gewünscht. Vermutlich wäre es gruseliger gewesen, wäre die Nacht still und leise, aber dies war nicht der Fall. Mitten in einem mächtigen Gewitter, herzlichen Glückwunsch.

Das war auch der Moment, in dem Itoe eine Hand an ihrem Rücken spürte. Es war eine Geste, die zwar nicht besitzergreifend, aber beschützend wirkte. Skandalös, eine Hyuuga brauchte doch keinen Schutz.

Und da blitzte es schon wieder. Aber Itoe zuckte nicht zusammen. Oder? Das waren ja nur harmlose Naturgewalten …
 

Hyuuga Itoe

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Itoe hatte keine andere Reaktion erwartet als die, die sie bekam. Betont höflich, stets lächelnd und zuvorkommend. Himmel, er half ihr sogar in dieses klitschnasse Teil was man kaum noch eine Jacke nennen konnte. Wie viele Männer halfen einer Frau heutzutage noch in die Jacke? Wenn Itoe ehrlich war fand sie das allerdings auch etwas übertrieben. Eine aufgehaltene Tür in Ehren, doch sobald der Stuhl einem in die Hacksen gerammt oder die Jacke hingehalten wurde ging es fast schon zu weit – Frauen waren doch keine Pflegefälle!
Der Sturm draußen tobte nach wie vor heftig und kaum war die Tür geschlossen kniff Itoe schon die Augen zusammen, da eine kleine Böe den Regen schräg unter das Vordach geweht und hervorragend getroffen hatte. Das war echtes Atlantik-Feeling mitten in Shirogakure. Itoe war stehen geblieben und hatte halb geschockt, halb fasziniert hinaus in die Dunkelheit geblickt. Wie lange war sie eigentlich da drin gewesen? Eine Viertelstunde? Eine Halbestunde? Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, doch irgendwie wirkte die Nacht schwärzer als zuvor, der Regen lauter und heftiger und der Mond... den konnte sie im Moment gar nicht erkennen.
Sie hatte gerade einige schattenhafte Umrisse als überdimensionalen Gartenzwerg entlarvt als die Noborus Hand im Rücken spürte. Ganz unbewusst spannte sich für einen winzigen Moment Itoes Rückenmuskulatur an, nur für einen klitzekleinen Augenblick – aber lang genug um die Veränderung zu merken.
Itoe lächelte kurz. „Dann mal los, hm?“ Sie hatte eigentlich keine Lust durch diesen Regen zu laufen. Hier zu bleiben war auch keine Option. Teleportation wäre irgendwie was schönes. Rennen war auch nicht drin. Zu spät, zu anstrengend, zu... nass. Hätte Noboru ihr nicht netterweise eine trockene Regenjacke sowie einen bis drei Schirme (um alle Seiten abzudecken) wachsen lassen? Da war noch Luft nach oben, definitiv.
Itoe kannte sich nach all der Zeit in Shirogakure gut aus in den Straßen des Dorfes, sie hatte fast jede schon einmal beschritten und wenn nicht zumindest aus der Ferne betrachtet. Von hier bis zu ihrer Wohnung dürften es knappe fünf Minuten Fußweg sein wenn die beiden ein normales Lauftempo anschlugen, was im Moment der Fall war. Itoe merkte schnell, dass die Straßen das ganze Wasser nicht schnell genug wegschaffen konnten weshalb sich überall Pfützen und kleine Bäche bildeten. Mit trockenen Socken wäre das hier ja auch langweilig geworden, nicht?
„So ein Unwetter kommt auch nie wenn man mit einer Tasse Tee und ner Decke auf dem Sofa liegt.“, sprach Itoe vor sich hin und war noch einmal einen kurzen Blick gen Himmel. Alles schwarz, kein Ende in Sicht.
Ein kurzes Schielen zur Seite. „Dir macht das Spaß, hm?“ Ja, was nur?
 
S

Shiori

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Ja, es war schon ein wunderschönes Wetter, was nur noch schmerzlicher bewusst wurde, da Noboru ein Tempo anschlug, welches sich etwas unter normalem Lauftempo befand, als würde er diese Art Spaziergang genießen. Sobald er die Hyuuga abgeliefert hatte, würde er zwar vermutlich durch den Regen sprinten, aber andererseits … was brachte es? Wenn man von Haustür zu Haustür rannte, wurde man trotzdem nass und sah lächerlich aus. Dann konnte man gleich auch mit Würde und Haltung durch den Regen schreiten.

Tja, und auch Itoe bemerkte, dass ihr kein Rundumservice zuteil wurde. In Junggesellenhaushalten fand man zwar ab und zu eine zweite Jacke, aber selten Regenschirme, nur um mal eine allgemeine Beobachtung zu verwenden. Und Kleidungsstücke anzubieten hätte wahrscheinlich eine Botschaft beinhaltet, welche die Hyuuga ein wenig abgeschreckt hätte, nicht wahr?

Und ob Noboru die Situation gefiel? Sie konnte sein Lächeln in der Dunkelheit praktisch sehen … die Schatten waren überall und hier, genau hier war er so gut wie allmächtig. Aber das war nicht der Punkt, wie Itoe schon so richtig feststellte.

„Du wolltest ja nicht zuhause bleiben und Tee trinken. Eine Decke hätte ich auch noch gefunden.“, schmunzelte er so vor sich hin, bevor er sich der eigentlichen Frage zuwendete.

„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hab‘ Spaß.“, sprach’s wie Marv zum Asphaltknutscher, ohne dabei die Hand von Itoes Rücken zu nehmen. Konnte es sogar sein, dass sich der Druck sanft verstärkte? Nein nein, das war nur Einbildung auf Seiten der Hyuuga.
 

Hyuuga Itoe

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Itoe antwortete nichts auf die Decken-Passage. Himmel, war denn wirklich alles, jedes einzelne Worte eine Vorlage für eine dieser Aussagen die nach Itoes Meinung spielerisch auf Tuchfühlung gingen? Merkwürdige Sache, das. Noboru hatte diesbezüglich entweder eine seltene Gabe oder legte es schlichtweg darauf an. Oder eben beides – wenn schon, dann aber gleich so richtig.
„Daran zweifelt wohl niemand.“, stimmte Itoe zu und da sie bisher nicht sonderlich erfolgreich mit Gesprächseröffnungen war bzw. diese immer auf irgend eine unangenehme Art und Weise zurück kamen versuchte sie sich mit etwas neuem: Schweigen. Sie glaubte zwar nicht im Entferntesten daran, dass Noboru bis zu ihrer Wohnung schweigend neben ihr hergehen würde, aber so würde zumindest er ein neues Thema anschneiden müssen.
Ob Itoe etwas zur Seite stolpern sollte um diese Hand etwas zu lockern? Naa, der würde sie nur auffangen.
 
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